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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XLIIX. von Osiandri Streit.
[Spaltenumbruch] lehre wolt er herunter haben. Weiter hat
auch Osiander an den M. Staphylum geschrie-
ben/ er wolte den kopff haben und wolte sich
an das haupt machen/ gab auch sonsten vor/
er wolte die Locos Communes Philippi, da-
rin diese Theologia Aristotelica begriffen wä-
re/ über einen hauffen werffen. Als dieses
alles D. Morlinus sahe/ gieng er den 7. Febr.
zu dem Fürsten und brachte bey/ wenn Osian-
der
so solte seinen willen haben/ so wäre die
unterhandlung/ damit man umgienge/ nicht
vonnöthen. Darauff erbot sich der Fürst/
er wolte es dem Osiander befehlen/ mit dem-
selben neu gedruckten buche inne zuhalten/
wie es auch der Fürst gethan; aber Osiander
hat es nicht geachtet/ sondern das buch in
der Druckerey öffentlich verkauffen lassen.
Ob nun zwar der Fürst seinen unmuth darü-
ber spüren lassen/ so blieb es doch dabey/ daß
Osiander sein buch unter die Leute gebracht.

P. 350. den 25. Maji kam die wiederlegung
der Osiandrischen bekäntnüß von der rechtfer-
tigung auß der Druckerey/ deren sich die 3.
Theologi unterschrieben hatten/ D. Morlinus,
D. Venetus,
und Hegemon. Der titul des
buchs war also gesetzet: Von der rechtferti-
gung des glaubens gründlicher und warhaff-
tiger bericht etc wieder die neue verführische/
und Antichristische lehre Andreae Osiandri,
darinn er läugnet/ daß Christus in seinem
leiden und sterben unsere gerechtigkeit sey.
Sobald dieses geschehen/ hat Osiander etliche
blätt er wieder den titul dieser wiederlegung
drucken lassen/ und den 26. Maji (war der
sontag Exaudi) an alle thor in der alt-stadt
lassen anschlagen; der beste titul/ den er in sel-
bigem büchlein dem D. Morlin gegeben/ war
schelm und ehrendieb. Ja er ließ selbiges
scriptum den 11. Junii noch einmahl drucken/
und hiessen es die Studenten und Bürger
den schelmen Osiandri. denn der titul gedach-
tes büchleins war dieser: Wieder den erlo-
genen/ schelmischen/ ehrendiebischen titul auf
D. Joachims buch von der rechtfertigung des
glaubens. Jn dem buch selbsten schenckt ers
dem Morlino auch nicht/ darinnen man folgen-
de flosculos findet: Es leugt D. Joachim
Morlin
mich und meine lehre siebenfältig
an/ als ein loser/ leichtfertiger/ unver-
schämter bube/ bösewicht/ schelm und
ehrendieb.
Item: Darum leugt mich der
Angst-bösewicht allh. auffs allergifftig-
steund mörderischeste an.
Item: Darum will
ich auch hinführo gegen ihn viel anders
handeln/ denn ich bißher gethan habe.
Denn ich will gegen sie handeln als gegen
verlogene schelmen/ bösewichter und
ehrendiebe/ wie sie es auch seyn.

P. 353. Von seiner kranckheit und darauff
erfolgtem tod hat ein jeder nach seinen affecten
geurtheilet. D. Morlinus schreibet: Wie er
gestorben/ wisse er nicht/ aber das wisse er
wol/ daß eine Frau im hause gewesen/ die
da gesagt/ sie begehre so einen tod nicht. D.
Wigandus
sagt/ daß des Osiandri gute
freunde gesagt/ sie wolten nicht gern eines
solchen todes sterben. Henneberger setzet/
daß Osiander grausam geschrieen/ und wie ein
[Spaltenumbruch] Ochse gebrüllet. Palladius sagt er sey stumm/ und
wie eine bestie grausam gestorben. Andere
haben dazumahl/ als Osiander gestorben/ in
Königsberg außgebracht/ sein cörper solte
gantz zerrissen seyn/ wie Funccius gedencket.
Joh. Freyberg schreibet/ daß dieses dazu-
mahl außgesprenget worden/ als wenn dem
Osiandro der teuffel den halß gantz umgedre-
het/ und daß er auch so in dem sarg gelegen
wäre. Durch solch geplauder ist auch der
Fürst verursacht worden/ daß er durch das
alt-städtische gericht den Cörper besichtigen
lassen/ die die unwarheit offenbahr befunden/
wie beydes Funccius und Freybergius berich-
ten. Eine geschriebene verzeichnüß der Preuß-
nischen händel meldet/ es sey dem Osiander
in D. Sabini abend-collation mit einem giffti-
gen trunck abgeholffen worden.

P. 391. Darauff hat M. Vogelden Fürsten
vertretten/ und gesagt/ es mangle dem Wald-
ner am guten bericht: D. Morlin hätte selbst
sollen mit grösserm bedacht und bescheidenheit
in solchem Zwyspalt gehandelt haben. Denn
ob er wol recht gelehret/ daß der blutige
schweiß/ schmähliche tod/ und fröliche
aufferstehung Christi sammt der verge-
bung der sünden/ so wir um solches ver-
dienstes und gehorsams Christi willen im
glauben empfahen/ unsere gerechtigkeit
sey/ von welcher Paulus
Rom. III. IV. für-
nemlich
disputirt/ solt er doch über dem/
die wesendliche gerechtigkeit/ davon

Osiander gelehret/ nicht also gar ohn al-
len unterscheid verworffen haben/
sinte-
mahl Osiander dieselbe nicht dem gericht Got-
tes fürgetragen/ sondern allein gelehret hat/
daß nach empfangener vergebung der
sünden um Christi gehorsams willen/
auch solche wesentliche gerechtigkeit/ das
ist/ Gott selbst durch den glauben auß gna-
den in unsern hertzen wohne/ und sey al-
so in uns wohnend unsere gerechtigkeit/
nicht die uns Gott versöhne oder ange-
nehm mache/ sondern die uns/ nachdem
wir schon um Christi gehorsams willen/
allein Gott versöhnet und angenehm
seyn worden/ uns ferner treibe und be-
wege recht zuthun.
An welchen orth und in
welchem verstande denn die wesendliche gerech-
tigkeit mag geduldet werden/ weil dadurch
nichts anders gelehret wird/ denn daß Gott
in uns/ wie Paulus schreibt
Phil. 2. würcke
zugleich das wollen und thun nach sei-
nem wolgefallen.
Welche Erklärung von
der wesentlichen gerechtigkeit Philippus Me-
lanchthon
auch nicht verwirfft/ nur daß er sie
von den sprüchen Pauli in der Epistel an die
Römer abzeucht. D. Morlinus aber hat solche
wesendliche gerechtigkeit einen traum in
öffentlichen Predigten genennet/ und habe
gern wissen wollen/ ob man sie von hin-
ten oder von oben in den Filtzhut ein-
giessen oder eintrichtern solte.
Item,
daß keine solche gerechtigkeit weder im
Himmel noch auff erden.
Derohalben
er auch auff den Osiander gescholten: Pfui
dich/ du schwartzer teuffel/ mit deiner
gerechtigkeit/ Gott stürtze dich in den
abgrund der höllen! Hierinnen habe

D. Mor-

Th. IV. Sect. II. Num. XLIIX. von Oſiandri Streit.
[Spaltenumbruch] lehre wolt er herunter haben. Weiter hat
auch Oſiander an den M. Staphylum geſchrie-
ben/ er wolte den kopff haben und wolte ſich
an das haupt machen/ gab auch ſonſten vor/
er wolte die Locos Communes Philippi, da-
rin dieſe Theologia Ariſtotelica begriffen waͤ-
re/ uͤber einen hauffen werffen. Als dieſes
alles D. Morlinus ſahe/ gieng er den 7. Febr.
zu dem Fuͤrſten und brachte bey/ wenn Oſian-
der
ſo ſolte ſeinen willen haben/ ſo waͤre die
unterhandlung/ damit man umgienge/ nicht
vonnoͤthen. Darauff erbot ſich der Fuͤrſt/
er wolte es dem Oſiander befehlen/ mit dem-
ſelben neu gedruckten buche inne zuhalten/
wie es auch der Fuͤrſt gethan; aber Oſiander
hat es nicht geachtet/ ſondern das buch in
der Druckerey oͤffentlich verkauffen laſſen.
Ob nun zwar der Fuͤrſt ſeinen unmuth daruͤ-
ber ſpuͤren laſſen/ ſo blieb es doch dabey/ daß
Oſiander ſein buch unter die Leute gebracht.

P. 350. den 25. Maji kam die wiederlegung
der Oſiandriſchen bekaͤntnuͤß von der rechtfer-
tigung auß der Druckerey/ deren ſich die 3.
Theologi unterſchrieben hatten/ D. Morlinus,
D. Venetus,
und Hegemon. Der titul des
buchs war alſo geſetzet: Von der rechtferti-
gung des glaubens gruͤndlicher und warhaff-
tiger bericht ꝛc wieder die neue verfuͤhriſche/
und Antichriſtiſche lehre Andreæ Oſiandri,
darinn er laͤugnet/ daß Chriſtus in ſeinem
leiden und ſterben unſere gerechtigkeit ſey.
Sobald dieſes geſchehen/ hat Oſiander etliche
blaͤtt er wieder den titul dieſer wiederlegung
drucken laſſen/ und den 26. Maji (war der
ſontag Exaudi) an alle thor in der alt-ſtadt
laſſen anſchlagen; der beſte titul/ den er in ſel-
bigem buͤchlein dem D. Morlin gegeben/ war
ſchelm und ehrendieb. Ja er ließ ſelbiges
ſcriptum den 11. Junii noch einmahl drucken/
und hieſſen es die Studenten und Buͤrger
den ſchelmen Oſiandri. deñ der titul gedach-
tes buͤchleins war dieſer: Wieder den erlo-
genen/ ſchelmiſchen/ ehrendiebiſchen titul auf
D. Joachims buch von der rechtfertigung des
glaubens. Jn dem buch ſelbſten ſchenckt ers
dem Morlino auch nicht/ darinnen man folgen-
de floſculos findet: Es leugt D. Joachim
Morlin
mich und meine lehre ſiebenfaͤltig
an/ als ein loſer/ leichtfertiger/ unver-
ſchaͤmter bube/ boͤſewicht/ ſchelm und
ehrendieb.
Item: Darum leugt mich der
Angſt-boͤſewicht allh. auffs allergifftig-
ſteuñ moͤrderiſcheſte an.
Item: Darum will
ich auch hinfuͤhro gegen ihn viel anders
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Denn ich will gegen ſie handeln als gegen
verlogene ſchelmen/ boͤſewichter und
ehrendiebe/ wie ſie es auch ſeyn.

P. 353. Von ſeiner kranckheit und darauff
erfolgtem tod hat ein jeder nach ſeinen affecten
geurtheilet. D. Morlinus ſchreibet: Wie er
geſtorben/ wiſſe er nicht/ aber das wiſſe er
wol/ daß eine Frau im hauſe geweſen/ die
da geſagt/ ſie begehre ſo einen tod nicht. D.
Wigandus
ſagt/ daß des Oſiandri gute
freunde geſagt/ ſie wolten nicht gern eines
ſolchen todes ſterben. Henneberger ſetzet/
daß Oſiander grauſam geſchrieen/ und wie ein
[Spaltenumbruch] Ochſe gebꝛuͤllet. Palladius ſagt er ſey ſtum̃/ und
wie eine beſtie grauſam geſtorben. Andere
haben dazumahl/ als Oſiander geſtorben/ in
Koͤnigsberg außgebracht/ ſein coͤrper ſolte
gantz zerriſſen ſeyn/ wie Funccius gedencket.
Joh. Freyberg ſchreibet/ daß dieſes dazu-
mahl außgeſprenget worden/ als wenn dem
Oſiandro der teuffel den halß gantz umgedre-
het/ und daß er auch ſo in dem ſarg gelegen
waͤre. Durch ſolch geplauder iſt auch der
Fuͤrſt verurſacht worden/ daß er durch das
alt-ſtaͤdtiſche gericht den Coͤrper beſichtigen
laſſen/ die die unwarheit offenbahr befunden/
wie beydes Funccius und Freybergius berich-
ten. Eine geſchriebene verzeichnuͤß der Preuß-
niſchen haͤndel meldet/ es ſey dem Oſiander
in D. Sabini abend-collation mit einem giffti-
gen trunck abgeholffen worden.

P. 391. Darauff hat M. Vogelden Fuͤrſten
vertretten/ und geſagt/ es mangle dem Wald-
ner am guten bericht: D. Morlin haͤtte ſelbſt
ſollen mit groͤſſerm bedacht und beſcheidenheit
in ſolchem Zwyſpalt gehandelt haben. Denn
ob er wol recht gelehret/ daß der blutige
ſchweiß/ ſchmaͤhliche tod/ und froͤliche
aufferſtehung Chriſti ſammt der verge-
bung der ſuͤnden/ ſo wir um ſolches ver-
dienſtes und gehorſams Chriſti willen im
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ſey/ von welcher Paulus
Rom. III. IV. fuͤr-
nemlich
diſputirt/ ſolt er doch uͤber dem/
die weſendliche gerechtigkeit/ davon

Oſiander gelehret/ nicht alſo gar ohn al-
len unterſcheid verworffen haben/
ſinte-
mahl Oſiander dieſelbe nicht dem gericht Got-
tes fuͤrgetragen/ ſondern allein gelehret hat/
daß nach empfangener vergebung der
ſuͤnden um Chriſti gehorſams willen/
auch ſolche weſentliche gerechtigkeit/ das
iſt/ Gott ſelbſt durch den glaubẽ auß gna-
den in unſern hertzen wohne/ und ſey al-
ſo in uns wohnend unſere gerechtigkeit/
nicht die uns Gott verſoͤhne oder ange-
nehm mache/ ſondern die uns/ nachdem
wir ſchon um Chriſti gehorſams willen/
allein Gott verſoͤhnet und angenehm
ſeyn worden/ uns ferner treibe und be-
wege recht zuthun.
An welchẽ orth und in
welchem verſtande deñ die weſendliche gerech-
tigkeit mag geduldet werden/ weil dadurch
nichts anders gelehret wird/ denn daß Gott
in uns/ wie Paulus ſchreibt
Phil. 2. wuͤrcke
zugleich das wollen und thun nach ſei-
nem wolgefallen.
Welche Erklaͤrung von
der weſentlichen gerechtigkeit Philippus Me-
lanchthon
auch nicht verwirfft/ nur daß er ſie
von den ſpruͤchen Pauli in der Epiſtel an die
Roͤmer abzeucht. D. Morlinus aber hat ſolche
weſendliche gerechtigkeit einen traum in
oͤffentlichen Predigten genennet/ und habe
gern wiſſen wollen/ ob man ſie von hin-
ten oder von oben in den Filtzhut ein-
gieſſen oder eintrichtern ſolte.
Item,
daß keine ſolche gerechtigkeit weder im
Himmel noch auff erden.
Derohalben
er auch auff den Oſiander geſcholten: Pfui
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[434/0730] Th. IV. Sect. II. Num. XLIIX. von Oſiandri Streit. lehre wolt er herunter haben. Weiter hat auch Oſiander an den M. Staphylum geſchrie- ben/ er wolte den kopff haben und wolte ſich an das haupt machen/ gab auch ſonſten vor/ er wolte die Locos Communes Philippi, da- rin dieſe Theologia Ariſtotelica begriffen waͤ- re/ uͤber einen hauffen werffen. Als dieſes alles D. Morlinus ſahe/ gieng er den 7. Febr. zu dem Fuͤrſten und brachte bey/ wenn Oſian- der ſo ſolte ſeinen willen haben/ ſo waͤre die unterhandlung/ damit man umgienge/ nicht vonnoͤthen. Darauff erbot ſich der Fuͤrſt/ er wolte es dem Oſiander befehlen/ mit dem- ſelben neu gedruckten buche inne zuhalten/ wie es auch der Fuͤrſt gethan; aber Oſiander hat es nicht geachtet/ ſondern das buch in der Druckerey oͤffentlich verkauffen laſſen. Ob nun zwar der Fuͤrſt ſeinen unmuth daruͤ- ber ſpuͤren laſſen/ ſo blieb es doch dabey/ daß Oſiander ſein buch unter die Leute gebracht. P. 350. den 25. Maji kam die wiederlegung der Oſiandriſchen bekaͤntnuͤß von der rechtfer- tigung auß der Druckerey/ deren ſich die 3. Theologi unterſchrieben hatten/ D. Morlinus, D. Venetus, und Hegemon. Der titul des buchs war alſo geſetzet: Von der rechtferti- gung des glaubens gruͤndlicher und warhaff- tiger bericht ꝛc wieder die neue verfuͤhriſche/ und Antichriſtiſche lehre Andreæ Oſiandri, darinn er laͤugnet/ daß Chriſtus in ſeinem leiden und ſterben unſere gerechtigkeit ſey. Sobald dieſes geſchehen/ hat Oſiander etliche blaͤtt er wieder den titul dieſer wiederlegung drucken laſſen/ und den 26. Maji (war der ſontag Exaudi) an alle thor in der alt-ſtadt laſſen anſchlagen; der beſte titul/ den er in ſel- bigem buͤchlein dem D. Morlin gegeben/ war ſchelm und ehrendieb. Ja er ließ ſelbiges ſcriptum den 11. Junii noch einmahl drucken/ und hieſſen es die Studenten und Buͤrger den ſchelmen Oſiandri. deñ der titul gedach- tes buͤchleins war dieſer: Wieder den erlo- genen/ ſchelmiſchen/ ehrendiebiſchen titul auf D. Joachims buch von der rechtfertigung des glaubens. Jn dem buch ſelbſten ſchenckt ers dem Morlino auch nicht/ darinnen man folgen- de floſculos findet: Es leugt D. Joachim Morlin mich und meine lehre ſiebenfaͤltig an/ als ein loſer/ leichtfertiger/ unver- ſchaͤmter bube/ boͤſewicht/ ſchelm und ehrendieb. Item: Darum leugt mich der Angſt-boͤſewicht allh. auffs allergifftig- ſteuñ moͤrderiſcheſte an. Item: Darum will ich auch hinfuͤhro gegen ihn viel anders handeln/ denn ich bißher gethan habe. Denn ich will gegen ſie handeln als gegen verlogene ſchelmen/ boͤſewichter und ehrendiebe/ wie ſie es auch ſeyn. P. 353. Von ſeiner kranckheit und darauff erfolgtem tod hat ein jeder nach ſeinen affecten geurtheilet. D. Morlinus ſchreibet: Wie er geſtorben/ wiſſe er nicht/ aber das wiſſe er wol/ daß eine Frau im hauſe geweſen/ die da geſagt/ ſie begehre ſo einen tod nicht. D. Wigandus ſagt/ daß des Oſiandri gute freunde geſagt/ ſie wolten nicht gern eines ſolchen todes ſterben. Henneberger ſetzet/ daß Oſiander grauſam geſchrieen/ und wie ein Ochſe gebꝛuͤllet. Palladius ſagt er ſey ſtum̃/ und wie eine beſtie grauſam geſtorben. Andere haben dazumahl/ als Oſiander geſtorben/ in Koͤnigsberg außgebracht/ ſein coͤrper ſolte gantz zerriſſen ſeyn/ wie Funccius gedencket. Joh. Freyberg ſchreibet/ daß dieſes dazu- mahl außgeſprenget worden/ als wenn dem Oſiandro der teuffel den halß gantz umgedre- het/ und daß er auch ſo in dem ſarg gelegen waͤre. Durch ſolch geplauder iſt auch der Fuͤrſt verurſacht worden/ daß er durch das alt-ſtaͤdtiſche gericht den Coͤrper beſichtigen laſſen/ die die unwarheit offenbahr befunden/ wie beydes Funccius und Freybergius berich- ten. Eine geſchriebene verzeichnuͤß der Preuß- niſchen haͤndel meldet/ es ſey dem Oſiander in D. Sabini abend-collation mit einem giffti- gen trunck abgeholffen worden. P. 391. Darauff hat M. Vogelden Fuͤrſten vertretten/ und geſagt/ es mangle dem Wald- ner am guten bericht: D. Morlin haͤtte ſelbſt ſollen mit groͤſſerm bedacht und beſcheidenheit in ſolchem Zwyſpalt gehandelt haben. Denn ob er wol recht gelehret/ daß der blutige ſchweiß/ ſchmaͤhliche tod/ und froͤliche aufferſtehung Chriſti ſammt der verge- bung der ſuͤnden/ ſo wir um ſolches ver- dienſtes und gehorſams Chriſti willen im glauben empfahen/ unſere gerechtigkeit ſey/ von welcher Paulus Rom. III. IV. fuͤr- nemlich diſputirt/ ſolt er doch uͤber dem/ die weſendliche gerechtigkeit/ davon Oſiander gelehret/ nicht alſo gar ohn al- len unterſcheid verworffen haben/ ſinte- mahl Oſiander dieſelbe nicht dem gericht Got- tes fuͤrgetragen/ ſondern allein gelehret hat/ daß nach empfangener vergebung der ſuͤnden um Chriſti gehorſams willen/ auch ſolche weſentliche gerechtigkeit/ das iſt/ Gott ſelbſt durch den glaubẽ auß gna- den in unſern hertzen wohne/ und ſey al- ſo in uns wohnend unſere gerechtigkeit/ nicht die uns Gott verſoͤhne oder ange- nehm mache/ ſondern die uns/ nachdem wir ſchon um Chriſti gehorſams willen/ allein Gott verſoͤhnet und angenehm ſeyn worden/ uns ferner treibe und be- wege recht zuthun. An welchẽ orth und in welchem verſtande deñ die weſendliche gerech- tigkeit mag geduldet werden/ weil dadurch nichts anders gelehret wird/ denn daß Gott in uns/ wie Paulus ſchreibt Phil. 2. wuͤrcke zugleich das wollen und thun nach ſei- nem wolgefallen. Welche Erklaͤrung von der weſentlichen gerechtigkeit Philippus Me- lanchthon auch nicht verwirfft/ nur daß er ſie von den ſpruͤchen Pauli in der Epiſtel an die Roͤmer abzeucht. D. Morlinus aber hat ſolche weſendliche gerechtigkeit einen traum in oͤffentlichen Predigten genennet/ und habe gern wiſſen wollen/ ob man ſie von hin- ten oder von oben in den Filtzhut ein- gieſſen oder eintrichtern ſolte. Item, daß keine ſolche gerechtigkeit weder im Himmel noch auff erden. Derohalben er auch auff den Oſiander geſcholten: Pfui dich/ du ſchwartzer teuffel/ mit deiner gerechtigkeit/ Gott ſtuͤrtze dich in den abgrund der hoͤllen! Hierinnen habe D. Mor-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/730>, abgerufen am 16.07.2024.