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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. LI. Wigandi Streit mit Heshusio.
[Spaltenumbruch]

P. 479. Es blieb bey des Heshusii remotion
nicht/ sondenrn es hat D. Wigandus mit denen/
so des Heshusii seite hielten/ auch eben so ge-
spielet. Denn sobald Heshusius removiret
worden/ hat Hertzog Albrecht Friderich die
Administration des Samländischen Bisthums
durch ein Fürstliches Diploma und auch sonst
mündlich in gegenwart der Regiments-Räthe
und anderer dem Wigando übergeben. Ob
aber gleich die Stadt Kneiphof dawider etli-
che Ursachen schrifftlich übergeben/ warum
sie den Wigandum für keinen Samländischen
Bischoff oder Administratorem desselben biß-
thums erkenne/ so hat doch dessen ungeachtet
D. Wigandus die administration angenommen/
und hat die Prediger in Königsberg mit ge-
walt auff seine seite zwingen wollen. Den
anfang machte er in Löbenicht an dem Georgio
Schoeplero,
derselben stadt Diacono, welchen
er den 5. Augusti seines amptes entsetzet. Her-
nach den 17. Octobr. forderte er M. Laur. Cur-
sorem,
Caplan in Kneiphoff/ uud dessen Col-
legam
den Georg. Movium deßhalben vor das
Consistorium. Und als sich diese mit des Hes-
husii
gegenpart in ein gespräch eingelassen/ und
den Heshusium mit vielen gründen verthädi-
get/ wurden sie beyde gleichfalls vom ampte
abgesetzet/ und haben sich den 25. Octobris nach
Elbing begeben/ darauff die Kirche im Kneip-
hof fünff gantzer wochen leer gestanden/ daß
man keinen Gottesdienst darinnen gehalten.
Denn der Pfarherr M. Benedictus Morgen-
stern war schon vorhin im April wegen eben
dieser händel de abstracto & concreto in die Alt-
stadt befördert/ und die stelle war noch nicht
besetzet/ so daß nach absetzung der beyden Cap-
län kein Prediger in der Kneiphosischen thum-
kirchen mehr übrig war. Bey so gestalten sa-
chen hat gedachter Rath in Kneiphof eine
scharffe schrifft verfertigen lassen/ und dem
Bischoff Wigando in derselben sein unchrist-
liches beginnen vorgestellet/ und wie der Bi-
schoff sich dadurch nicht hat wollen lencken las-
sen/ hat der Rath wider des Bischoffs willen
einen bestellet/ der zum wenigsten die predig-
ten unterdessen in der thum-kirchen bestellet o-
der gehalten. Jm folgenden 1578sten Jahr
hat der Bischoff Wigandus den M. Georgium
Schönfeld/ Caplan in der Alt-stadt vor das
Consistorium citirt/ und als auch dieser den
Heshusium nicht verdammen wollen/ hat der
Bischoff ihn ebner massen des ampts entsetzet.
Merckwürdig ist es aber/ daß diese entsetzte
Capläne/ oder zum wenigsten etliche un-
ter ihnen die redens-art des Heshusii nicht ge-
braucht/ dieselbe auch nimmer gebilliget/ we-
niger verthädiget/ nur daß sie den Heshusium
deswegen zu verdammen sich gewehret/ wie
die Hertzbergische Theologi schreiben. Jm ge-
gentheil berichtet D. Wigandus, daß etliche
Discipuli des Heshusii ungescheuet sich vor
dem Consistorio unterstanden haben dieses zu
sagen/ die lehre sey recht/ daß die menschliche
natur Christi in abstracto allmächtig und anzu-
beten sey. Ja es habe einer unter ihnen zu
vornehmen leuten gesagt/ wenn gleich Hes-
husius
diese seine lehr revocirt hätte/ so wolte ers
dennoch nicht thun/ sondern äusserst verthädi-
[Spaltenumbruch] gen. Wem hierinn zu glauben/ wird auch
ohne meinen außschlag ein jeder/ so das vori-
ge gelesen/ leicht mercken. Denn wie solten
doch die Capläne die proposition gebilliget und
verfochten haben/ daß die menschliche natur
Christi auch in abstracto, das ist/ an und für
sich selbst ohne die Gottheit allmachtig sey/ da
sie doch Heshusius selbst nimmer gebraucht/
weniger verthädiget? Weil aber D. Wigan-
dus
vermercket/ daß er dennoch den zweck/ den
er ihm vorgesetzet/ mit seinem removiren nicht
erreichet/ sondern vielmehr einen unsäglichen
haß vieler leute/ insonderheit der außländi-
schen Theologorum (derer etliche auch wider
ihn ihre Censuras/ wie wir droben schon erwäh-
net/ in dieser zeit geschrieben) auff sich geladen;
hat er Anno 1578. etliche Lateinische Tractätlein
lassen zu Königsberg von dieser strittigkeit dru-
cken/ und hat sich wollen damit auß dem ver-
dacht bringen. Auß derer Bücher vorrede
kan man leicht abnehmen/ was dazumahl für
ein zustand der kirchen im Hertzogthum Preu-
sen/ und insonderheit in Königsberg gewesen.
Denn wenn er die ursachen erzehlet/ um welcher
willen er diese Tractätlein in den druck geben
müssen/ so meldet er unter andern/ daß biß-
her einige schreyer und unruhige leute nicht al-
lein das einfältige volck/ sondern auch vorneh-
me leute grausam perturbiret und irre gemacht.
Hernach/ daß noch etliche herumläuffer nicht
auffhören in die häuser der Bürger/ ja in die
krambuden und bierkrüge/ als für toll herum
zu lauffen/ und ihre ärgerliche und falsche
meynungen männern so wol als weibern zu
commendiren und einzubilden. Zum dritten/
daß auch Kinder/ die Christus zu ärgern ver-
botten/ verführet und geärgert werden/ in
dem man ihnen die falsche lehre und den haß ge-
gen die rechtgläubigen lehrer eingepflantzet.
Zum vierten/ daß einige schmäh-schrifften de-
nen einfältigen auffgedrungen werden/ da-
durch viel unruhe erwecket wird/ daß manchem
ursach gegeben wird zu klagen/ zu schmähen/
zu lästern/ ja auch wider die Obrigkeit sich
auffzulehnen/ so wol in politischen als kirchen-
sachen. Denn es sey nunmehr nichts neues/
daß man schimpff- und läster-worte an die
thür schreibet/ pasquillen unter den gemeinen
mann außstreuet/ mit anzüglichen reden die
vorbeygehenden auff der gasse anschreyet/ und
was des dinges mehr ist. Nach diesem und
vielem anderm klagt auch D. Wigandus, daß
ihm D. Heshusius, mit seinem anhang
manches unglück vorwerffe/ als wäre ihm
solches zur straffe/ weil er Heshusium ver-
trieben/ von Gott zugeschicket. Und inson-
derheit nimmt er dieses hoch auff/ daß man
auch solch unglück mit lügen zu häuffen sich
nicht entblöde. Als nemlich/ wenn man
vorgibt/ Wigandus sey weiß nicht wo-
hin gefallen/ und kaum außgezogen wor-
den. Wigandi tochter sey versoffen: Un-
terschiedene/ so dem Wigando beygestanden/
wären toll worden/ und viel andere sa-
chen/ die muthwilliger weise erdacht wä-
ren/ nur den Wigandum damit zu kräncken. Ja
es haben auch einige gesagt/ daß Gott eben des-
wegen dem Wigando seine Ehegattin von der

seiten
Th. IV. Sect. II. Num. LI. Wigandi Streit mit Heſhuſio.
[Spaltenumbruch]

P. 479. Es blieb bey des Heshuſii remotion
nicht/ ſondẽrn es hat D. Wigandus mit denen/
ſo des Heshuſii ſeite hielten/ auch eben ſo ge-
ſpielet. Denn ſobald Heshuſius removiret
worden/ hat Hertzog Albrecht Friderich die
Adminiſtration des Samlaͤndiſchen Biſthums
durch ein Fuͤrſtliches Diploma und auch ſonſt
muͤndlich in gegenwart der Regiments-Raͤthe
und anderer dem Wigando uͤbergeben. Ob
aber gleich die Stadt Kneiphof dawider etli-
che Urſachen ſchrifftlich uͤbergeben/ warum
ſie den Wigandum fuͤr keinen Samlaͤndiſchen
Biſchoff oder Adminiſtratorem deſſelben biß-
thums erkenne/ ſo hat doch deſſen ungeachtet
D. Wigandus die adminiſtration angenommen/
und hat die Prediger in Koͤnigsberg mit ge-
walt auff ſeine ſeite zwingen wollen. Den
anfang machte er in Loͤbenicht an dem Georgio
Schœplero,
derſelben ſtadt Diacono, welchen
er den 5. Auguſti ſeines amptes entſetzet. Her-
nach den 17. Octobr. forderte er M. Laur. Cur-
ſorem,
Caplan in Kneiphoff/ uud deſſen Col-
legam
den Georg. Movium deßhalben vor das
Conſiſtorium. Und als ſich dieſe mit des Hes-
huſii
gegenpart in ein geſpraͤch eingelaſſen/ und
den Heshuſium mit vielen gruͤnden verthaͤdi-
get/ wurden ſie beyde gleichfalls vom ampte
abgeſetzet/ und haben ſich den 25. Octobris nach
Elbing begeben/ darauff die Kirche im Kneip-
hof fuͤnff gantzer wochen leer geſtanden/ daß
man keinen Gottesdienſt darinnen gehalten.
Denn der Pfarherꝛ M. Benedictus Morgen-
ſtern war ſchon vorhin im April wegen eben
dieſer haͤndel de abſtracto & concreto in die Alt-
ſtadt befoͤrdert/ und die ſtelle war noch nicht
beſetzet/ ſo daß nach abſetzung der beyden Cap-
laͤn kein Prediger in der Kneiphoſiſchen thum-
kirchen mehr uͤbrig war. Bey ſo geſtalten ſa-
chen hat gedachter Rath in Kneiphof eine
ſcharffe ſchrifft verfertigen laſſen/ und dem
Biſchoff Wigando in derſelben ſein unchriſt-
liches beginnen vorgeſtellet/ und wie der Bi-
ſchoff ſich dadurch nicht hat wollen lencken laſ-
ſen/ hat der Rath wider des Biſchoffs willen
einen beſtellet/ der zum wenigſten die predig-
ten unterdeſſen in der thum-kirchen beſtellet o-
der gehalten. Jm folgenden 1578ſten Jahr
hat der Biſchoff Wigandus den M. Georgium
Schoͤnfeld/ Caplan in der Alt-ſtadt vor das
Conſiſtorium citirt/ und als auch dieſer den
Heshuſium nicht verdammen wollen/ hat der
Biſchoff ihn ebner maſſen des ampts entſetzet.
Merckwuͤrdig iſt es aber/ daß dieſe entſetzte
Caplaͤne/ oder zum wenigſten etliche un-
ter ihnen die redens-art des Heshuſii nicht ge-
braucht/ dieſelbe auch nimmer gebilliget/ we-
niger verthaͤdiget/ nur daß ſie den Heshuſium
deswegen zu verdammen ſich gewehret/ wie
die Hertzbergiſche Theologi ſchreiben. Jm ge-
gentheil berichtet D. Wigandus, daß etliche
Diſcipuli des Heshuſii ungeſcheuet ſich vor
dem Conſiſtorio unterſtanden haben dieſes zu
ſagen/ die lehre ſey recht/ daß die menſchliche
natur Chriſti in abſtracto allmaͤchtig und anzu-
beten ſey. Ja es habe einer unter ihnen zu
vornehmen leuten geſagt/ wenn gleich Hes-
huſius
dieſe ſeine lehr revocirt haͤtte/ ſo wolte ers
dennoch nicht thun/ ſondern aͤuſſerſt verthaͤdi-
[Spaltenumbruch] gen. Wem hierinn zu glauben/ wird auch
ohne meinen außſchlag ein jeder/ ſo das vori-
ge geleſen/ leicht mercken. Denn wie ſolten
doch die Caplaͤne die propoſition gebilliget und
verfochten haben/ daß die menſchliche natur
Chriſti auch in abſtracto, das iſt/ an und fuͤr
ſich ſelbſt ohne die Gottheit allmachtig ſey/ da
ſie doch Heshuſius ſelbſt nimmer gebraucht/
weniger verthaͤdiget? Weil aber D. Wigan-
dus
vermercket/ daß er dennoch den zweck/ den
er ihm vorgeſetzet/ mit ſeinem removiren nicht
erreichet/ ſondern vielmehr einen unſaͤglichen
haß vieler leute/ inſonderheit der außlaͤndi-
ſchen Theologorum (derer etliche auch wider
ihn ihre Cenſuras/ wie wir droben ſchon erwaͤh-
net/ in dieſer zeit geſchrieben) auff ſich geladen;
hat er Anno 1578. etliche Lateiniſche Tractaͤtlein
laſſen zu Koͤnigsberg von dieſer ſtrittigkeit dru-
cken/ und hat ſich wollen damit auß dem ver-
dacht bringen. Auß derer Buͤcher vorrede
kan man leicht abnehmen/ was dazumahl fuͤr
ein zuſtand der kirchen im Hertzogthum Preu-
ſen/ und inſonderheit in Koͤnigsberg geweſen.
Denn wenn er die urſachen erzehlet/ um welcher
willen er dieſe Tractaͤtlein in den druck geben
muͤſſen/ ſo meldet er unter andern/ daß biß-
her einige ſchreyer und unruhige leute nicht al-
lein das einfaͤltige volck/ ſondern auch vorneh-
me leute grauſam perturbiret und irre gemacht.
Hernach/ daß noch etliche herumlaͤuffer nicht
auffhoͤren in die haͤuſer der Buͤrger/ ja in die
krambuden und bierkruͤge/ als fuͤr toll herum
zu lauffen/ und ihre aͤrgerliche und falſche
meynungen maͤnnern ſo wol als weibern zu
commendiren und einzubilden. Zum dritten/
daß auch Kinder/ die Chriſtus zu aͤrgern ver-
botten/ verfuͤhret und geaͤrgert werden/ in
dem man ihnen die falſche lehre und den haß ge-
gen die rechtglaͤubigen lehrer eingepflantzet.
Zum vierten/ daß einige ſchmaͤh-ſchrifften de-
nen einfaͤltigen auffgedrungen werden/ da-
durch viel unruhe erwecket wird/ daß manchem
urſach gegeben wird zu klagen/ zu ſchmaͤhen/
zu laͤſtern/ ja auch wider die Obrigkeit ſich
auffzulehnen/ ſo wol in politiſchen als kirchen-
ſachen. Denn es ſey nunmehr nichts neues/
daß man ſchimpff- und laͤſter-worte an die
thuͤr ſchreibet/ pasquillen unter den gemeinen
mann außſtreuet/ mit anzuͤglichen reden die
vorbeygehenden auff der gaſſe anſchreyet/ und
was des dinges mehr iſt. Nach dieſem und
vielem anderm klagt auch D. Wigandus, daß
ihm D. Heshuſius, mit ſeinem anhang
manches ungluͤck vorwerffe/ als waͤre ihm
ſolches zur ſtraffe/ weil er Heshuſium ver-
trieben/ von Gott zugeſchicket. Und inſon-
derheit nimmt er dieſes hoch auff/ daß man
auch ſolch ungluͤck mit luͤgen zu haͤuffen ſich
nicht entbloͤde. Als nemlich/ wenn man
vorgibt/ Wigandus ſey weiß nicht wo-
hin gefallen/ und kaum außgezogen wor-
den. Wigandi tochter ſey verſoffen: Un-
terſchiedene/ ſo dem Wigando beygeſtanden/
waͤren toll worden/ und viel andere ſa-
chen/ die muthwilliger weiſe erdacht waͤ-
ren/ nur den Wigandum damit zu kraͤncken. Ja
es haben auch einige geſagt/ daß Gott eben des-
wegen dem Wigando ſeine Ehegattin von der

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[441/0737] Th. IV. Sect. II. Num. LI. Wigandi Streit mit Heſhuſio. P. 479. Es blieb bey des Heshuſii remotion nicht/ ſondẽrn es hat D. Wigandus mit denen/ ſo des Heshuſii ſeite hielten/ auch eben ſo ge- ſpielet. Denn ſobald Heshuſius removiret worden/ hat Hertzog Albrecht Friderich die Adminiſtration des Samlaͤndiſchen Biſthums durch ein Fuͤrſtliches Diploma und auch ſonſt muͤndlich in gegenwart der Regiments-Raͤthe und anderer dem Wigando uͤbergeben. Ob aber gleich die Stadt Kneiphof dawider etli- che Urſachen ſchrifftlich uͤbergeben/ warum ſie den Wigandum fuͤr keinen Samlaͤndiſchen Biſchoff oder Adminiſtratorem deſſelben biß- thums erkenne/ ſo hat doch deſſen ungeachtet D. Wigandus die adminiſtration angenommen/ und hat die Prediger in Koͤnigsberg mit ge- walt auff ſeine ſeite zwingen wollen. Den anfang machte er in Loͤbenicht an dem Georgio Schœplero, derſelben ſtadt Diacono, welchen er den 5. Auguſti ſeines amptes entſetzet. Her- nach den 17. Octobr. forderte er M. Laur. Cur- ſorem, Caplan in Kneiphoff/ uud deſſen Col- legam den Georg. Movium deßhalben vor das Conſiſtorium. Und als ſich dieſe mit des Hes- huſii gegenpart in ein geſpraͤch eingelaſſen/ und den Heshuſium mit vielen gruͤnden verthaͤdi- get/ wurden ſie beyde gleichfalls vom ampte abgeſetzet/ und haben ſich den 25. Octobris nach Elbing begeben/ darauff die Kirche im Kneip- hof fuͤnff gantzer wochen leer geſtanden/ daß man keinen Gottesdienſt darinnen gehalten. Denn der Pfarherꝛ M. Benedictus Morgen- ſtern war ſchon vorhin im April wegen eben dieſer haͤndel de abſtracto & concreto in die Alt- ſtadt befoͤrdert/ und die ſtelle war noch nicht beſetzet/ ſo daß nach abſetzung der beyden Cap- laͤn kein Prediger in der Kneiphoſiſchen thum- kirchen mehr uͤbrig war. Bey ſo geſtalten ſa- chen hat gedachter Rath in Kneiphof eine ſcharffe ſchrifft verfertigen laſſen/ und dem Biſchoff Wigando in derſelben ſein unchriſt- liches beginnen vorgeſtellet/ und wie der Bi- ſchoff ſich dadurch nicht hat wollen lencken laſ- ſen/ hat der Rath wider des Biſchoffs willen einen beſtellet/ der zum wenigſten die predig- ten unterdeſſen in der thum-kirchen beſtellet o- der gehalten. Jm folgenden 1578ſten Jahr hat der Biſchoff Wigandus den M. Georgium Schoͤnfeld/ Caplan in der Alt-ſtadt vor das Conſiſtorium citirt/ und als auch dieſer den Heshuſium nicht verdammen wollen/ hat der Biſchoff ihn ebner maſſen des ampts entſetzet. Merckwuͤrdig iſt es aber/ daß dieſe entſetzte Caplaͤne/ oder zum wenigſten etliche un- ter ihnen die redens-art des Heshuſii nicht ge- braucht/ dieſelbe auch nimmer gebilliget/ we- niger verthaͤdiget/ nur daß ſie den Heshuſium deswegen zu verdammen ſich gewehret/ wie die Hertzbergiſche Theologi ſchreiben. Jm ge- gentheil berichtet D. Wigandus, daß etliche Diſcipuli des Heshuſii ungeſcheuet ſich vor dem Conſiſtorio unterſtanden haben dieſes zu ſagen/ die lehre ſey recht/ daß die menſchliche natur Chriſti in abſtracto allmaͤchtig und anzu- beten ſey. Ja es habe einer unter ihnen zu vornehmen leuten geſagt/ wenn gleich Hes- huſius dieſe ſeine lehr revocirt haͤtte/ ſo wolte ers dennoch nicht thun/ ſondern aͤuſſerſt verthaͤdi- gen. Wem hierinn zu glauben/ wird auch ohne meinen außſchlag ein jeder/ ſo das vori- ge geleſen/ leicht mercken. Denn wie ſolten doch die Caplaͤne die propoſition gebilliget und verfochten haben/ daß die menſchliche natur Chriſti auch in abſtracto, das iſt/ an und fuͤr ſich ſelbſt ohne die Gottheit allmachtig ſey/ da ſie doch Heshuſius ſelbſt nimmer gebraucht/ weniger verthaͤdiget? Weil aber D. Wigan- dus vermercket/ daß er dennoch den zweck/ den er ihm vorgeſetzet/ mit ſeinem removiren nicht erreichet/ ſondern vielmehr einen unſaͤglichen haß vieler leute/ inſonderheit der außlaͤndi- ſchen Theologorum (derer etliche auch wider ihn ihre Cenſuras/ wie wir droben ſchon erwaͤh- net/ in dieſer zeit geſchrieben) auff ſich geladen; hat er Anno 1578. etliche Lateiniſche Tractaͤtlein laſſen zu Koͤnigsberg von dieſer ſtrittigkeit dru- cken/ und hat ſich wollen damit auß dem ver- dacht bringen. Auß derer Buͤcher vorrede kan man leicht abnehmen/ was dazumahl fuͤr ein zuſtand der kirchen im Hertzogthum Preu- ſen/ und inſonderheit in Koͤnigsberg geweſen. Denn wenn er die urſachen erzehlet/ um welcher willen er dieſe Tractaͤtlein in den druck geben muͤſſen/ ſo meldet er unter andern/ daß biß- her einige ſchreyer und unruhige leute nicht al- lein das einfaͤltige volck/ ſondern auch vorneh- me leute grauſam perturbiret und irre gemacht. Hernach/ daß noch etliche herumlaͤuffer nicht auffhoͤren in die haͤuſer der Buͤrger/ ja in die krambuden und bierkruͤge/ als fuͤr toll herum zu lauffen/ und ihre aͤrgerliche und falſche meynungen maͤnnern ſo wol als weibern zu commendiren und einzubilden. Zum dritten/ daß auch Kinder/ die Chriſtus zu aͤrgern ver- botten/ verfuͤhret und geaͤrgert werden/ in dem man ihnen die falſche lehre und den haß ge- gen die rechtglaͤubigen lehrer eingepflantzet. Zum vierten/ daß einige ſchmaͤh-ſchrifften de- nen einfaͤltigen auffgedrungen werden/ da- durch viel unruhe erwecket wird/ daß manchem urſach gegeben wird zu klagen/ zu ſchmaͤhen/ zu laͤſtern/ ja auch wider die Obrigkeit ſich auffzulehnen/ ſo wol in politiſchen als kirchen- ſachen. Denn es ſey nunmehr nichts neues/ daß man ſchimpff- und laͤſter-worte an die thuͤr ſchreibet/ pasquillen unter den gemeinen mann außſtreuet/ mit anzuͤglichen reden die vorbeygehenden auff der gaſſe anſchreyet/ und was des dinges mehr iſt. Nach dieſem und vielem anderm klagt auch D. Wigandus, daß ihm D. Heshuſius, mit ſeinem anhang manches ungluͤck vorwerffe/ als waͤre ihm ſolches zur ſtraffe/ weil er Heshuſium ver- trieben/ von Gott zugeſchicket. Und inſon- derheit nimmt er dieſes hoch auff/ daß man auch ſolch ungluͤck mit luͤgen zu haͤuffen ſich nicht entbloͤde. Als nemlich/ wenn man vorgibt/ Wigandus ſey weiß nicht wo- hin gefallen/ und kaum außgezogen wor- den. Wigandi tochter ſey verſoffen: Un- terſchiedene/ ſo dem Wigando beygeſtanden/ waͤren toll worden/ und viel andere ſa- chen/ die muthwilliger weiſe erdacht waͤ- ren/ nur den Wigandum damit zu kraͤncken. Ja es haben auch einige geſagt/ daß Gott eben des- wegen dem Wigando ſeine Ehegattin von der ſeiten

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/737>, abgerufen am 16.07.2024.