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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. LXIII. von des Cantzlers Crellii Execution.
[Spaltenumbruch] worden. Wann dann dem allem alſo/ E. F. G.
auch gnaͤdigſt unverborgen/ wie ich/ ſonderlich
deß wider mich vorigen proceſſen zuwieder an-
geſtellten inquiſition-proceſs halben/ daß der-
ſelbe gantz unrechtmaͤßiger und ungebuͤrlicher
weiſe/ dazu mit abſtrickung meiner gebuͤrlichen
defenſion, wider mich gefuͤhret/ jederzeit einge-
wandt/ aber damit nie gehoͤrt werden koͤnnen/
und nur hieruͤber ſo ein geſchwind urtheil wider
mich durch daſſelbe/ wie jetzo kuͤrtzlich erzehlet/
auch kunfftig/ ſo es vonnoͤthen/ noch ferner dar-
gethan werden ſol/ wieder Recht/ meine mir
vor Gottes angeſicht bewuſte beweißliche un-
ſchuld und alle billigkeit zu hoͤchſten und aͤuſſer-
ſten beſchwer befindet; als thu ich auff ſolch
urtheil hiemit gebuͤrliche laͤuterung einwen-
den/ mit unterthaͤnigſter bitt/ E. F. G. wolle
gnaͤdigſt verſchaffung thun/ daß mir das ge-
ſprochene belernungs-urtheil/ wie rechtens und
gebraͤuchlich iſt/ in originali fuͤrgelegt/ mir
auch von allen ergangenen acten, ſonderlich a-
ber von dem gefuͤhrten beweiß/ glaubwuͤrdige
abſchrifft unverlaͤngt uͤberreicht/ ſo wol auch
meinem Weibe und meinen Freunden und
Rechtsgelehrten/ wie Rechtens/ und am Kaͤy-
ſerlichen Cammer-Gericht vorlaͤngſt befohlen/
und ſonder zweiffel auch erkant iſt/ alsbald ein
unverhinderter freyer zutritt zu mir/ zu beden-
ckung/ einwendung und darthuung meiner un-
ſchuld gnaͤdigſt verſtattet/ und dann zu proſe-
cution
ſolcher leuterung ein gebuͤrlicher termin
ernant und angeſetzet werden moͤge. Und die-
weil ich neben dem ſo gar uͤbel/ und uͤber alle
meine unſchuld/ das Gott weiß/ in dieſe groſſe
beſchwerung gerathe; Sintemal ich in den ge-
klagten ſachen ohne weiland meines gnaͤdig-
ſten Herrn Churfuͤrſt Chriſtiani zu Sachſen ꝛc.
hochloͤblichſter und ſeligſter gedaͤchtniß befehl
und geheiß auch gehaltenẽ geſamten rath nicht
das geringſte fuͤrgenommen; auch darbey/ das
mir abermals Gott und mein gewiſſen zeugniß
giebt/ wider meine pflicht wiſſentlich nichts ge-
than/ ſo wol auch gar keine boͤſe practica oder
andere ungebuͤhr gebraucht/ ſondern alles auff
vorher gegangenen befehl und gehaltenen zei-
tigen rath/ und gemeinen beſchluß erfolget; Und
da je verſtoſſen/ daſſelbe/ wie GOtt weiß/ un-
wiſſentlich und ohne allen boͤſen vorſatz oder
gebrauchten betrug geſchehen; Und dann ich
auch hierunter allbereit zehnjaͤhrige ſchwere
gefaͤngniß erlitten und ertragen; Als bitte
E. F. G. ich unterthaͤnigſt/ dieſelbe wolle nicht
mich allein aus allen S. ſeligen Churfl. G. hin-
terlaſſenen Raͤthen in ſo gantz gefaͤhrlicher weit-
laͤufftigkeit ſchweben laſſen/ ſondern in betrach-
tung angezogener/ und anderer umſtaͤnde/ auch
meiner weiland S. Churf. G. ſo wol E. F. G.
aus treuem hertzen geleiſteten dienſte/ dieſer ſa-
chen/ nach eingenommenem meinem gruͤnd-
lichem bericht/ und ferner eigentlichen erkun-
digung ohne groͤſſere weitlaͤufftigkeit etwa auff
andere kentliche mittel und wege/ wie die
E. F. G. vors beſte anſehen/ gnaͤdigſt abhelf-
fen/ und mich meinem vorigem vielfaͤltigem un-
terthaͤnigſtem flehen und bitten nach/ wegen
meiner bewuſten ſtaͤten ſchwachheit und ſchwe-
ren noth/ ſo ich allhier habe/ wieder in mein
hauß gegen Dreßden gnaͤdigſt beſtricken laſ-
ſen; allda ich denn biß zum endlichen außtrag
der ſachen/ unverwandtem ſtaͤten fuß zu hal-
[Spaltenumbruch] ten/ auch mich derwegen nach E. F. G. gnaͤ-
digſtem begehren/ gegen dieſelbe zuvor reverſi-
ren/ unterthaͤnigſt erboͤtig bin. E. F. G. wolle
mich aus dieſer meiner noth gnaͤdigſt retten/
und mich mit gnaͤdigſtem beſcheid gnaͤdigſt er-
freuen; mich auch bey meiner gnaͤdigſten Chur-
fuͤrſtin und Frauen/ ſo wol meiner gnaͤdigſten
jungen Herrſchafft/ vorbitten/ daß ſich dieſel-
ben umb Jhrer Chur- und F. G. G. geliebten
Herren Gemahls und Vaters willen/ meiner
auch gnaͤdigſt annehmen/ und neben und mit
E. F. G. dieſer langwierigen beſchwerlichen
ſach/ foͤrderlichſt eine gnaͤdigſte maaß geben.
Solches wil umb Jhre Chur- und F. F. F.
G. G. G. auch umb E. F. G. ich die zeit mei-
nes uͤbrigen lebens unterthaͤnigſt zu verdienen
nimmermehr in vergeß ſtellen. Datum Koͤnig-
ſtein/ den 22. Septembr. Anno 1601.

§. 7. Der erfolgte blutige außgang dieſer tra-
gœdie
zeiget zur gnuͤge/ daß vorſtehende und an-
dere remonſtrationes nichts geholffen/ und alſo
die hiſtorie des Crypto-Calviniſmi mit dieſem
actu in Sachſen beſchloſſen worden.

Num. LXIV.
Von den Erffurtiſchen Haͤndeln
wegen eines Predigers.

Jch habe allhier noch einer action mit geden-
cken ſollen/ welche gleichfals umb ſelbige zeiten
eben wegen des Crypto-Calviniſmi in Erffurt
paſſiret/ und noch nicht meines wiſſens im druck
umſtaͤndlich bekandt iſt; nemlich/ es iſt Anno
1590. daſelbſt ein Pfarrer zur Prediger-Kirche/
M. Caſpar Teuder, wegen einiger auff der can-
tzel gefuͤhrten reden/ woraus man ihn des Cal-
vinismi
beſchuldiget/ ploͤtzlich abgeſetzt/ und
mit weib und 7. kindern verjaget worden. Wel-
che ſache denn in ſelbiger ſtadt vor ſo heilig/ loͤb-
lich und zutraͤglich geachtet worden/ daß noch
biß jetzo alle jahre/ am 18. Soñtage nach Tri-
nitatis,
deßwegen ein Danck-Feſt gehalten/ und
in der gedachten Prediger-Kirche die außja-
gung dieſes Mannes ſolenniter mit paucken
und andern freuden-bezeugungen celebriret
wird. Zur erlaͤuterung der hier nachfolgenden
uhrkunden iſt voraus dieſes zu mercken/ daß der
gedachte M. Teuder wider den ſo genannten
Neun-Prediger/ oder Paſtorem Nonarium,
(der nach der amts-predigt vor das geſinde zu
predigen pflegte/) auff der cantzel geredet/ weil
er ohne urſache wider die Calviniſten/ derer
doch keine in Erfurth geweſen/ hefftig geſchol-
ten/ auch ſelbige beſchuldigt gehabt/ als leug-
neten ſie die Gegenwart CHRiſti im Abend-
mahl/ deſſen gegentheil Teuder oͤffentlich be-
weiſen wollen.

Wir wollen aber dem Leſer nachfolgenden
Extract aus einer geſchriebenen Erfurtiſchen
Chronica zu erwegẽ vorlegen/ welcher dieſer iſt:

Extract aus einer geſchriebenen Erfur-
tiſchen Chronica oder Hiſtoria.

Den 18. October 1590. dieſen Sonntag
hat der Pfarrherr zun Predigern M. Caspar
Teuderus,
(ſo nach D. Gallen todt von Butſtaͤdt
an ſeine ſtadt vociret worden zum fruͤh-pre-
diger) die Calviniſten erhaben auff der cantzel/
den Freytag hernach iſt er enturlaubet wor-
den.

Ex-
M m m 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/769>, abgerufen am 11.01.2025.