Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C. [Spaltenumbruch]
bedingung des Göttlichen willens und unsererwolfahrt/ wann sie uns nützlich und selig/ zu erbitten stehen/ wird hie durchauß nicht ge- fragt/ etc. 2. Weil gesaget wird/ es sey un- streitig/ daß alle leibes-güter mit bedingung zu bitten/ so concediret der Adversarius, daß man darum bitten möge und hat darinnen recht. 3. Kan und muß man dann um sie bitten/ so werden sie je mit begriffen seyn im Vater unser/ sonsten wolte das kein vollkommenes Formu- lar, um alle dinge Gott zu bitten/ mehr verblei- ben. Jn keiner andern bitte aber können sol- che irrdische und zeitliche güter verfasset seyn/ als allein in der vierten. 4. Die bedingung des Göttlichen willens/ umbs zeitliche/ wird zwar allezeit in und unter dem gebet/ um sol- che güter/ mit verstanden/ sie ist aber von den Heiligen nicht stätig außgedrucket worden/ daß man dahero folgern könten/ wo solche be- dingung nicht stehet/ da ists vermuthlich/ daß mehr um das himmlische/ als um das irrdi- sche gebeten werde; dann da jener aussätzige Matth. 8. v. 2. bath: Herr/ so du wilt/ kanstu mich wohlreinigen; so wird bald darauff des Capernaitischen hauptmanns gedacht/ der schickte anfänglich die Eltesten der Jüden zu Christo/ und bath ihn/ daß er käme/ und sei- nen Knecht gesund machte/ Luc. 7. v. 3. darauff kam er selbst/ Matth. 8. v. 6. und bath: HErr/ mein Knecht liegt zu hause/ und ist gichtbrüch- tig/ und hat grosse qual. So bath der vater des monsüchtigen Marc. 9. v. 22. Kanstu was so erbarme dich unser/ und hilff uns. Und der fromme Gottesfürchtige Agur seuffzet zu Gott/ Prov. 30. vers. 8. Armuth und reich- thum gib mir nicht/ laß mich aber meinen be- scheidenen theil speise dahin nehmen: Da al- lerseits der bedingung des Göttlichen willens expresse nicht erwehnet/ und selbige doch/ nach beschaffenheit der zeitlichen güter/ und nach anweisung anderer schrifft-örter/ noth- wendig darunter verstanden werden muß. 5. Jsts falsch/ daß uns das brod im Vater unser ohne bedingung zu bitten befohlen wird/ alldie- weiln vorher die dritte bitte uns klärlich solli- citiren und suppliciren lehret: Herr dein will ge- schehe/ wie im himmel also auch auff erden! Wo bleibet denn der vergeblich praetendirte schein-grund? 6. Daß viel gelehrte leute/ Hieronymus, Ambrosius Augustinus, Chrysosto- mus, das brod in geistlichem verstand ange- nommen/ ist uns gar wohl bewust/ und zwar unterschiedlich; in dem es etliche außgeleget/ von Jesu Christo/ etliche vom wort Gottes/ etliche vom hoch würdigen Abendmahl/ etliche gar vom ewigen leben/ und vom brod im reich Gottes. Aber es sind hingegen viel andere zu allen zeiten gewesen/ die das brod allein vom leiblichen und irrdischen gut außgeleget haben; und wann man in solchen und dergleichen sachen nur bloß auff die Patres und gelehrte leute sehen/ und nicht der menschlichen autoritaet die mehr geltende argumenta praeferiren wil/ so dörff- ten wohl wenig irrthume seyn/ die sich nicht auß den Schrifften der alten lehrer beweisen lassen solten. 7. Unsern Herrn Lutherum betreffend/ ist es zwar an dem/ daß er nicht in Tomis, (wie der Adversant arglistig redet/ [Spaltenumbruch] die einfältigen zu bezaubern/ als wann in al- len Tomis, und stäts solches defendiret worden wäre/) sondern in Tomo primo Jen. G. in der außlegung des Vater unsers für die leyen/ das brod geistlich interpretiret hat/ aber das ge- schah Anno 1518. da er seinem selbst eigenem bekändtnüß nach/ in der vorrede/ uber den Tom. 1. Jen. 1. A geschrieben/ Anno 1545. ge- betten/ man möchte seine erste schrifften cum judicio lesen/ imo cum multa miseratione, und wissen/ se fuisse aliquando Monachum et Papi- stam insanissimum, submersum in dogmatibus Papae. Weil dann im Pabstthum damahls/ und noch/ solche erklärung des Brods statt hatte/ daß zum wenigsten das brodt [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] de spirituali pane, acceptiret würde/ wie beym Bel- larmino zu ersehen/ l. 1. de oper. in part. c. 6. so ists kein wunder/ daß der HErr Lutherus in primis illis annis in dem Punct es noch mit ihm hielt. D. Schilterus, der Leipzigische Theo- logus, schreibet davon so in Explic. Catech. Min. pag. 389. et 390. Juniores monendi sunt, Doctores Ecclesiae veteris, aliquid huma- ni passos esse, maxime vero Scholasticos, qui pa- nem in hac petitione voluerunt intelligi de pane corporali, neque in specie voluerunt peti a Deo bona corporalia, quod, quibus indigeamus, Deo quam nobis notius sit, reste Christo et Apostolo, sed panem de Christo, pane vitae aeternae, quo a- nimae substantia fulcitur, interpretati sunt, quo- rum Nugis dementatus Lutherus, antequam o- culos ex coeno, et tenebris Sophistices et Barba- riei scholasticae, efficacia Spiritus S. ad lucem veritatis coelestis clarissimam attolleret, ipse quoque primis annis interpretationem meta- phoricam hujus quartae petitionis retinuit, abs- que ullis veritatis insidiis, et dolo malo ecclesiae. Et pag 392. iterum: Lutherus ex Scholasticorum lectione, velut vitio contracto, in errorem in- ductus fuit, ut aliquantisper hanc petitionem de speciali petitione bonorum corporalium, ti- midius et parcius interpretaretur, donec, velami- ne isto Scholastico oculis illius per Spiritum Sanctum paulatim detracto, acies oculorum mentis luce coelestis veritatis clarius illuminata altius ascenderet. Hactenus ille. Und daß dieses wahr sey/ erscheinet auß für G g g g 3
Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C. [Spaltenumbruch]
bedingung des Goͤttlichen willens uñ unſererwolfahrt/ wann ſie uns nuͤtzlich und ſelig/ zu erbitten ſtehen/ wird hie durchauß nicht ge- fragt/ ꝛc. 2. Weil geſaget wird/ es ſey un- ſtreitig/ daß alle leibes-guͤter mit bedingung zu bitten/ ſo concediret der Adverſarius, daß man darum bitten moͤge und hat darinnen recht. 3. Kan und muß man dann um ſie bitten/ ſo werden ſie je mit begriffẽ ſeyn im Vater unſer/ ſonſten wolte das kein vollkommenes Formu- lar, um alle dinge Gott zu bitten/ mehr verblei- ben. Jn keiner andern bitte aber koͤnnen ſol- che irꝛdiſche und zeitliche guͤter verfaſſet ſeyn/ als allein in der vierten. 4. Die bedingung des Goͤttlichen willens/ umbs zeitliche/ wird zwar allezeit in und unter dem gebet/ um ſol- che guͤter/ mit verſtanden/ ſie iſt aber von den Heiligen nicht ſtaͤtig außgedꝛucket worden/ daß man dahero folgern koͤntẽ/ wo ſolche be- dingung nicht ſtehet/ da iſts vermuthlich/ daß mehr um das himmliſche/ als um das irꝛdi- ſche gebeten werde; dann da jener auſſaͤtzige Matth. 8. v. 2. bath: Herꝛ/ ſo du wilt/ kanſtu mich wohlreinigen; ſo wird bald darauff des Capernaitiſchen hauptmanns gedacht/ der ſchickte anfaͤnglich die Elteſten der Juͤden zu Chriſto/ und bath ihn/ daß er kaͤme/ und ſei- nen Knecht geſund machte/ Luc. 7. v. 3. darauff kam er ſelbſt/ Matth. 8. v. 6. und bath: HErꝛ/ mein Knecht liegt zu hauſe/ und iſt gichtbruͤch- tig/ und hat groſſe qual. So bath der vater des monſuͤchtigen Marc. 9. v. 22. Kanſtu was ſo erbarme dich unſer/ und hilff uns. Und der fromme Gottesfuͤrchtige Agur ſeuffzet zu Gott/ Prov. 30. verſ. 8. Armuth und reich- thum gib mir nicht/ laß mich aber meinen be- ſcheidenen theil ſpeiſe dahin nehmen: Da al- lerſeits der bedingung des Goͤttlichen willens expreſſe nicht erwehnet/ und ſelbige doch/ nach beſchaffenheit der zeitlichen guͤter/ und nach anweiſung anderer ſchrifft-oͤrter/ noth- wendig darunter verſtanden werden muß. 5. Jſts falſch/ daß uns das brod im Vater unſer ohne bedingung zu bitten befohlen wird/ alldie- weiln vorher die dritte bitte uns klaͤrlich ſolli- citiren uñ ſuppliciren lehret: Herꝛ dein will ge- ſchehe/ wie im himmel alſo auch auff erden! Wo bleibet denn der vergeblich prætendirte ſchein-grund? 6. Daß viel gelehrte leute/ Hieronymus, Ambroſius Auguſtinus, Chryſoſto- mus, das brod in geiſtlichem verſtand ange- nommen/ iſt uns gar wohl bewuſt/ und zwar unterſchiedlich; in dem es etliche außgeleget/ von Jeſu Chriſto/ etliche vom wort Gottes/ etliche vom hoch wuͤrdigen Abendmahl/ etliche gar vom ewigen leben/ und vom brod im reich Gottes. Aber es ſind hingegen viel andere zu allen zeiten geweſen/ die das brod allein vom leiblichen und irꝛdiſchen gut außgeleget haben; und wañ man in ſolchen und dergleichen ſachen nur bloß auff die Patres und gelehrte leute ſehen/ und nicht der menſchlichen autoritæt die mehr geltende argumenta præferiren wil/ ſo doͤrff- ten wohl wenig irꝛthume ſeyn/ die ſich nicht auß den Schrifften der alten lehrer beweiſen laſſen ſolten. 7. Unſern Herꝛn Lutherum betreffend/ iſt es zwar an dem/ daß er nicht in Tomis, (wie der Adverſant argliſtig redet/ [Spaltenumbruch] die einfaͤltigen zu bezaubern/ als wann in al- len Tomis, und ſtaͤts ſolches defendiret worden waͤre/) ſondern in Tomo primo Jen. G. in der außlegung des Vater unſers fuͤr die leyen/ das brod geiſtlich interpretiret hat/ aber das ge- ſchah Anno 1518. da er ſeinem ſelbſt eigenem bekaͤndtnuͤß nach/ in der vorrede/ uber den Tom. 1. Jen. 1. A geſchrieben/ Anno 1545. ge- betten/ man moͤchte ſeine erſte ſchrifften cum judicio leſen/ imò cum multa miſeratione, und wiſſen/ ſe fuiſſe aliquando Monachum et Papi- ſtam inſaniſſimum, ſubmerſum in dogmatibus Papæ. Weil dann im Pabſtthum damahls/ und noch/ ſolche erklaͤrung des Brods ſtatt hatte/ daß zum wenigſten das brodt [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] de ſpirituali pane, acceptiret wuͤrde/ wie beym Bel- larmino zu erſehen/ l. 1. de oper. in part. c. 6. ſo iſts kein wunder/ daß der HErꝛ Lutherus in primis illis annis in dem Punct es noch mit ihm hielt. D. Schilterus, der Leipzigiſche Theo- logus, ſchreibet davon ſo in Explic. Catech. Min. pag. 389. et 390. Juniores monendi ſunt, Doctores Eccleſiæ veteris, aliquid huma- ni paſſos eſſe, maximè vero Scholaſticos, qui pa- nem in hac petitione voluerunt intelligi de pane corporali, neque in ſpecie voluerunt peti à Deo bona corporalia, quod, quibus indigeamus, Deo quàm nobis notius ſit, reſte Chriſto et Apoſtolo, ſed panem de Chriſto, pane vitæ æternæ, quo a- nimæ ſubſtantia fulcitur, interpretati ſunt, quo- rum Nugis dementatus Lutherus, antequam o- culos ex cœno, et tenebris Sophiſtices et Barba- riei ſcholaſticæ, efficaciâ Spiritus S. ad lucem veritatis cœleſtis clariſſimam attolleret, ipſe quoque primis annis interpretationem meta- phoricam hujus quartæ petitionis retinuit, abs- que ullis veritatis inſidiis, et dolo malo eccleſiæ. Et pag 392. iterum: Lutherus ex Scholaſticorum lectione, velut vitio contracto, in errorem in- ductus fuit, ut aliquantisper hanc petitionem de ſpeciali petitione bonorum corporalium, ti- midiùs et parciùs interpretaretur, donec, velami- ne iſto Scholaſtico oculis illius per Spiritum Sanctum paulatim detracto, acies oculorum mentis luce cœleſtis veritatis clarius illuminata altius aſcenderet. Hactenus ille. Und daß dieſes wahr ſey/ erſcheinet auß fuͤr G g g g 3
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Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C.
bedingung des Goͤttlichen willens uñ unſerer
wolfahrt/ wann ſie uns nuͤtzlich und ſelig/
zu erbitten ſtehen/ wird hie durchauß nicht ge-
fragt/ ꝛc. 2. Weil geſaget wird/ es ſey un-
ſtreitig/ daß alle leibes-guͤter mit bedingung zu
bitten/ ſo concediret der Adverſarius, daß man
darum bitten moͤge und hat darinnen recht.
3. Kan und muß man dann um ſie bitten/ ſo
werden ſie je mit begriffẽ ſeyn im Vater unſer/
ſonſten wolte das kein vollkommenes Formu-
lar, um alle dinge Gott zu bitten/ mehr verblei-
ben. Jn keiner andern bitte aber koͤnnen ſol-
che irꝛdiſche und zeitliche guͤter verfaſſet ſeyn/
als allein in der vierten. 4. Die bedingung
des Goͤttlichen willens/ umbs zeitliche/ wird
zwar allezeit in und unter dem gebet/ um ſol-
che guͤter/ mit verſtanden/ ſie iſt aber von
den Heiligen nicht ſtaͤtig außgedꝛucket worden/
daß man dahero folgern koͤntẽ/ wo ſolche be-
dingung nicht ſtehet/ da iſts vermuthlich/ daß
mehr um das himmliſche/ als um das irꝛdi-
ſche gebeten werde; dann da jener auſſaͤtzige
Matth. 8. v. 2. bath: Herꝛ/ ſo du wilt/ kanſtu
mich wohlreinigen; ſo wird bald darauff des
Capernaitiſchen hauptmanns gedacht/ der
ſchickte anfaͤnglich die Elteſten der Juͤden zu
Chriſto/ und bath ihn/ daß er kaͤme/ und ſei-
nen Knecht geſund machte/ Luc. 7. v. 3. darauff
kam er ſelbſt/ Matth. 8. v. 6. und bath: HErꝛ/
mein Knecht liegt zu hauſe/ und iſt gichtbruͤch-
tig/ und hat groſſe qual. So bath der vater
des monſuͤchtigen Marc. 9. v. 22. Kanſtu was
ſo erbarme dich unſer/ und hilff uns. Und
der fromme Gottesfuͤrchtige Agur ſeuffzet zu
Gott/ Prov. 30. verſ. 8. Armuth und reich-
thum gib mir nicht/ laß mich aber meinen be-
ſcheidenen theil ſpeiſe dahin nehmen: Da al-
lerſeits der bedingung des Goͤttlichen willens
expreſſe nicht erwehnet/ und ſelbige doch/
nach beſchaffenheit der zeitlichen guͤter/ und
nach anweiſung anderer ſchrifft-oͤrter/ noth-
wendig darunter verſtanden werden muß. 5.
Jſts falſch/ daß uns das brod im Vater unſer
ohne bedingung zu bitten befohlen wird/ alldie-
weiln vorher die dritte bitte uns klaͤrlich ſolli-
citiren uñ ſuppliciren lehret: Herꝛ dein will ge-
ſchehe/ wie im himmel alſo auch auff erden!
Wo bleibet denn der vergeblich prætendirte
ſchein-grund? 6. Daß viel gelehrte leute/
Hieronymus, Ambroſius Auguſtinus, Chryſoſto-
mus, das brod in geiſtlichem verſtand ange-
nommen/ iſt uns gar wohl bewuſt/ und zwar
unterſchiedlich; in dem es etliche außgeleget/
von Jeſu Chriſto/ etliche vom wort Gottes/
etliche vom hoch wuͤrdigen Abendmahl/ etliche
gar vom ewigen leben/ und vom brod im reich
Gottes. Aber es ſind hingegen viel andere
zu allen zeiten geweſen/ die das brod allein vom
leiblichen und irꝛdiſchen gut außgeleget haben;
und wañ man in ſolchen und dergleichen ſachen
nur bloß auff die Patres und gelehrte leute ſehen/
und nicht der menſchlichen autoritæt die mehr
geltende argumenta præferiren wil/ ſo doͤrff-
ten wohl wenig irꝛthume ſeyn/ die ſich nicht
auß den Schrifften der alten lehrer beweiſen
laſſen ſolten. 7. Unſern Herꝛn Lutherum
betreffend/ iſt es zwar an dem/ daß er nicht in
Tomis, (wie der Adverſant argliſtig redet/
die einfaͤltigen zu bezaubern/ als wann in al-
len Tomis, und ſtaͤts ſolches defendiret worden
waͤre/) ſondern in Tomo primo Jen. G. in der
außlegung des Vater unſers fuͤr die leyen/ das
brod geiſtlich interpretiret hat/ aber das ge-
ſchah Anno 1518. da er ſeinem ſelbſt eigenem
bekaͤndtnuͤß nach/ in der vorrede/ uber den
Tom. 1. Jen. 1. A geſchrieben/ Anno 1545. ge-
betten/ man moͤchte ſeine erſte ſchrifften cum
judicio leſen/ imò cum multa miſeratione, und
wiſſen/ ſe fuiſſe aliquando Monachum et Papi-
ſtam inſaniſſimum, ſubmerſum in dogmatibus
Papæ. Weil dann im Pabſtthum damahls/
und noch/ ſolche erklaͤrung des Brods ſtatt
hatte/ daß zum wenigſten das brodt _ de
ſpirituali pane, acceptiret wuͤrde/ wie beym Bel-
larmino zu erſehen/ l. 1. de oper. in part. c. 6. ſo
iſts kein wunder/ daß der HErꝛ Lutherus in
primis illis annis in dem Punct es noch mit ihm
hielt. D. Schilterus, der Leipzigiſche Theo-
logus, ſchreibet davon ſo in Explic. Catech.
Min. pag. 389. et 390. Juniores monendi
ſunt, Doctores Eccleſiæ veteris, aliquid huma-
ni paſſos eſſe, maximè vero Scholaſticos, qui pa-
nem in hac petitione voluerunt intelligi de pane
corporali, neque in ſpecie voluerunt peti à Deo
bona corporalia, quod, quibus indigeamus, Deo
quàm nobis notius ſit, reſte Chriſto et Apoſtolo,
ſed panem de Chriſto, pane vitæ æternæ, quo a-
nimæ ſubſtantia fulcitur, interpretati ſunt, quo-
rum Nugis dementatus Lutherus, antequam o-
culos ex cœno, et tenebris Sophiſtices et Barba-
riei ſcholaſticæ, efficaciâ Spiritus S. ad lucem
veritatis cœleſtis clariſſimam attolleret, ipſe
quoque primis annis interpretationem meta-
phoricam hujus quartæ petitionis retinuit, abs-
que ullis veritatis inſidiis, et dolo malo eccleſiæ.
Et pag 392. iterum: Lutherus ex Scholaſticorum
lectione, velut vitio contracto, in errorem in-
ductus fuit, ut aliquantisper hanc petitionem
de ſpeciali petitione bonorum corporalium, ti-
midiùs et parciùs interpretaretur, donec, velami-
ne iſto Scholaſtico oculis illius per Spiritum
Sanctum paulatim detracto, acies oculorum
mentis luce cœleſtis veritatis clarius illuminata
altius aſcenderet. Hactenus ille.
Und daß dieſes wahr ſey/ erſcheinet auß
ſeinen folgenden Schrifften: Anno 1520. hat der
ſelige Vater eine kurtze und gute außlegung
des heiligen Vater unſers publiciret/ die Tom.
1. Jen. Germ. fol. 400. zubefinden/ darinnen
fing er ſchon allmaͤhlig an zu dubitiren: Ob
er bißhero die vierte bitte recht gebettet haͤtte/
und erklaͤret zwar das brod noch vom worte
Gottes und Sacrament/ ſetzet aber imme-
diatè darzu: Wiewohl durch das taͤgliche
brod auch das leibliche mag verſtanden wer-
den. Jn kuͤnfftigen zeiten hat er es
durch fernere erleuchtung Gottes immer beſ-
ſer verſtanden/ und nur allein hin und wie-
der/ vom leiblichen brod beſtaͤndiglich expo-
niret. Jn dem Tom. 5. Jen. G. fol. mihi 246.
Edit. anno 1557. ſub anno 1532. lehret
er deutlich: Wir bitten/ daß er uns
unſer taͤglich brod gebe/ das iſt/ alles was uns
noth iſt zur Erhaltung dieſes lebens/ nahrung/
geſunden leib/ gut wetter/ hauß/ hoff/ weib/
kind/ gut regiment/ friede/ und behuͤte uns
fuͤr
G g g g 3
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Zitationshilfe: | Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/913>, abgerufen am 16.07.2024. |