Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und schrifften. [Spaltenumbruch]
aus GOtt durch CHristum den einigen vonGOtt geordneten rath/ und also rechter Gött- licher liebe nehme/ oder ob für CHristo eigen- sinnige vernunfft/ kluge politische köpffe (de- ren rath doch eitel finsternis ist und würcket/ weiler nicht aus dem einigen raths liecht CHri- sto ursprünglich entstehet/ darüber denn auch endlich alles zu bode gehet) rathen und alles diri- giren müssen? Ob sie in rechter Christlicher un- gefärbter brüderlicher liebe die unterthanen als sich selbst lieben/ und in allen deroselben bestes der rechten Christlichen liebe arth nach suchen/ und nicht nur die wolle sammt dem fleisch und marck zum wolleben und eigennutziger berei- chung meinen? Jn summa/ ob sie thun/ was dem HErren aller Herrn und dem König aller Könige wolgefalle/ weil sie demselben für alle wortund wercke genaue rechenschafft geben/ und den lohn ihrer wercke darüber erwarten müssen? Wol und aber wol der Obrigkeit/ so sich von dem geiste GOttes/ als ein rechtes lebendiges bild GOttes/ regieren/ leiten und führen läst/ die wird den segen des HErrn haben und empfinden/ sintemal sie thut/ was GOtt ihrem HErrn wol- gefällt. Und denselben der H. Schrifft zeugniß nach auff kindes-kind transferiren. O wol dem lande/ und aber wol dem lande/ darin GOtt durch die glieder seineshertzliebsten soh- nes JEsu in liebe und gnaderegieret/ da muß sich auch der H. Schrifft zeugniß nach friede und gerechtigkeit/ liebe und wahrheit küssen/ und der segen deß HErrn alles in allen erfüllen. O des edlen standes! O des seligen und glück- seligen standes/ darinn die liebe GOttes flori- ret und sich offenbaret! Billich soll und muß der verflucht seyn/ und bleiben/ so solche heilige liebe ordnung wolte auffheben/ und CHristi Königliches bild zerstöhren. Es wird aber niemand leugnen können zuwider der H. Schrifft zeugniß/ daß auch zornige weltliche Obrigkeit sey/ so von GOtt im zorn gegeben wird/ darum daß das volck sich von der liebe CHristi und ihrem haupt JEsu inwendig in ihren hertzen abgewandt und dadurch den innerlichen frieden auffgehaben/ und das eusserliche band der wahren Göttlichen liebe in worten und wercken/ durch eigensinnig- keit/ eigennützigkeit/ vernünfftige verschla- genheit/ räncke und fündlein reich zu werden/ wolzu leben undin der boßheit und schalckheit sich über andere zu erheben/ gäntzlich getrennet/ also daß an statt der wahrheit lügen/ der ge- rechtigkeit ungerechtigkeit/ der liebe schinderey/ der aufrichtigkeit in handel und wandel schein- rechtliche vervortheilung/ und in summa/ an statt eines Christlichen gerechten und heiligen lebens und wandels/ ein rechtes überheydni- sches/ ungerechtes und teuffelisches leben und wesen/ in worten und wercken/ in essen und trin- cken/ in nahrungs-mitteln und äusserlichen geberden (darinn der almode teuffel recht für GOTTes augen stoltzieret/ und den menschen einbildet/ als sey kein GOTT mehr/ der einen greuel hätte an solchem hoffärtigem/ ungerech- tem und unchristlichem teuffelslauff und wan- del) zu verspüren/ und mit blutigen thränen zu vernehmen ist. Darum denn auch GOtt solchem abtrünnigen und meineydigen volck/ solchem boßhafftigem saamen und teuffelskin- dern/ ein bild seines zornigen und feuereyfferi- [Spaltenumbruch] gen hertzens an der grimmigen unbarmhertzi- gen/ und verzehrenden Obrigkeit für augen stellet: dabey sie denn billich allerley plagen/ straffen/ beschwerungen/ abgötterey/ wie die gerechten zornspiegel des gerechten Gottes in der Heiligen Schrifft und täglicher erfahrung es mit sich führen/ wie ihre werck und äusser- licher Gottesdienst ohn den innern grunde verdienen/ von dem gerechten gerichte Gottes billich leiden/ und denn im zorn so hergehen muß/ was man in befohlener liebe und barm- hertzigkeit-übung nicht thun wollen. Darum/ ihr menschen kinder/ neh met an den äusserli- chen bildern ab/ wie ihr mit GOTT stehet und daran seyd; fürwahr nicht in liebe und freundschafft/ wie euch dessen eure Götzen be- reden/ sondern in zorn und feindschafft/ wie ihr dessen bald könnet wahrnehmen/ wenn ihr an- fahet/ heute/ heute Christum und seinen hei- ligen leib/ so da ist die Gemeine der Heiligen/ nach der H. Schrifft zeugnis zu erwegen/ und also mit euch eine comparation anzustellen/ da sichs dann bald finden wird/ ob ihr eine ähnlichkeit mit Christo und seinem heiligen leibe/ oder mit dem teuffel und seinen werck- zeugen der Gottlosen bösen welt habet. O ihr menschen-kinder/ verstocket doch eure hertzen nicht für der innerlichen prüfung: verstopffet doch eure ohren nicht vor den hertzlichen war- nungen: verhartet doch eure hertzen nicht für GOTTes zorn-ruthen und ausgereckten armen seines grimmes; sondern lasset euch doch solches zu erweichung der versteinerten hertzen also dienen/ daß ihr für GOTT kom- men/ und sagen möget: Ach HERR/ unse- re Könige/ Fürsten/ Priester und wir das gan- tze volck müssen uns schämen/ daß wir deinen Sohn Christum JESUM sampt seinem heiligen ampt aus uns ausgerottet/ und den den greuel der verwüstung in uns selber an- gerichtet/ und denselben mit dem äusserlichen Gottesdienst/ gleich dem Jüdischen volck be- tünchet/ geschmücket und für deinen augen be- schönet haben/ darum trifft uns auch der fluch und schwur/ der geschrieben stehet im 3. buch Moysis am 26. und im 5. buch Moysis am 28. Aber/ O HErr JESU/ du einiger Gna- den-thron/ aus dem und durch den wir alles müssen erlangen/ dadurch des Vaters zorn möge gestillet werden/ so jetzo über uns alle brennet. Ach kehre dich doch um dein bitter leiden aus gnaden wieder zu uns/ würcke du in uns rechtschaffene reue und busse/ daß wir ingesammt in allen und mit allen deinem himm- lischen Vater entgegen gewandelt/ weil wir dich innerlich gecreutziget/ für einen spott mit deinem heiligen ampt gehalten/ und also dem Heiligen Geist wiederstrebet haben/ dadurch du uns öffters hast erinnern/ züchtigen und vermahnen lassen. O du einiger würcker alles guten/ so du wirst aus gnaden wieder anfahen in uns zu würcken/ so werden wir uns bekehren/ busse thun/ und gnade bey GOtt und menschen erlangen; denn sonsten ist doch warlich kein mittel im himmel noch auff erden zu finden/ dadurch dein zorn in gnade der unfriede in frieden/ und also alles gottloses wesen in ein Christliches leben verwandelt wer- den könte/ wie wir nun wol mercken. Nun ihr menschen-kinder/ richtet ein rechtes gerichte/ ob das A. K. H. Vierter Theil. Mmm m
Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und ſchrifften. [Spaltenumbruch]
aus GOtt durch CHriſtum den einigen vonGOtt geordneten rath/ und alſo rechter Goͤtt- licher liebe nehme/ oder ob fuͤr CHriſto eigen- ſinnige vernunfft/ kluge politiſche koͤpffe (de- ren rath doch eitel finſternis iſt und wuͤrcket/ weiler nicht aus dem einigen raths liecht CHri- ſto urſpruͤnglich entſtehet/ daruͤber denn auch endlich alles zu bodē gehet) rathen uñ alles diri- giren muͤſſen? Ob ſie in rechter Chriſtlicher un- gefaͤrbter bruͤderlicher liebe die unterthanen als ſich ſelbſt lieben/ und in allen deroſelben beſtes der rechten Chriſtlichen liebe arth nach ſuchen/ und nicht nur die wolle ſammt dem fleiſch und marck zum wolleben und eigennutziger berei- chung meinen? Jn ſumma/ ob ſie thun/ was dem HErꝛen aller Herꝛn und dem Koͤnig aller Koͤnige wolgefalle/ weil ſie demſelben fuͤr alle wortuñ wercke genaue rechenſchafft geben/ und den lohn ihrer wercke daruͤber erwarten muͤſſen? Wol und aber wol der Obrigkeit/ ſo ſich von dem geiſte GOttes/ als ein rechtes lebendiges bild GOttes/ regieren/ leiten und fuͤhren laͤſt/ die wird den ſegen des HErꝛn haben uñ empfinden/ ſintemal ſie thut/ was GOtt ihrem HErꝛn wol- gefaͤllt. Und denſelben der H. Schrifft zeugniß nach auff kindes-kind transferiren. O wol dem lande/ und aber wol dem lande/ darin GOtt durch die glieder ſeineshertzliebſten ſoh- nes JEſu in liebe und gnaderegieret/ da muß ſich auch der H. Schrifft zeugniß nach friede und gerechtigkeit/ liebe und wahrheit kuͤſſen/ und der ſegen deß HErꝛn alles in allen erfuͤllen. O des edlen ſtandes! O des ſeligen und gluͤck- ſeligen ſtandes/ darinn die liebe GOttes flori- ret und ſich offenbaret! Billich ſoll und muß der verflucht ſeyn/ und bleiben/ ſo ſolche heilige liebe ordnung wolte auffheben/ und CHriſti Koͤnigliches bild zerſtoͤhren. Es wird aber niemand leugnen koͤnnen zuwider der H. Schrifft zeugniß/ daß auch zornige weltliche Obrigkeit ſey/ ſo von GOtt im zorn gegeben wird/ darum daß das volck ſich von der liebe CHriſti und ihrem haupt JEſu inwendig in ihren hertzen abgewandt und dadurch den innerlichen frieden auffgehaben/ und das euſſerliche band der wahren Goͤttlichen liebe in worten und wercken/ durch eigenſinnig- keit/ eigennuͤtzigkeit/ vernuͤnfftige verſchla- genheit/ raͤncke und fuͤndlein reich zu werden/ wolzu leben undin der boßheit und ſchalckheit ſich uͤber andere zu erheben/ gaͤntzlich getrennet/ alſo daß an ſtatt der wahrheit luͤgen/ der ge- rechtigkeit ungerechtigkeit/ der liebe ſchinderey/ der aufrichtigkeit in handel und wandel ſchein- rechtliche vervortheilung/ und in ſumma/ an ſtatt eines Chriſtlichen gerechten und heiligen lebens und wandels/ ein rechtes uͤberheydni- ſches/ ungerechtes und teuffeliſches leben und weſen/ in worten und wercken/ in eſſen und trin- cken/ in nahrungs-mitteln und aͤuſſerlichen geberden (darinn der almode teuffel recht fuͤr GOTTes augen ſtoltzieret/ und den menſchen einbildet/ als ſey kein GOTT mehr/ der einen greuel haͤtte an ſolchem hoffaͤrtigem/ ungerech- tem und unchriſtlichem teuffelslauff und wan- del) zu verſpuͤren/ und mit blutigen thraͤnen zu vernehmen iſt. Darum denn auch GOtt ſolchem abtruͤnnigen und meineydigen volck/ ſolchem boßhafftigem ſaamen und teuffelskin- dern/ ein bild ſeines zornigen und feuereyfferi- [Spaltenumbruch] gen hertzens an der grimmigen unbarmhertzi- gen/ und verzehrenden Obrigkeit fuͤr augen ſtellet: dabey ſie denn billich allerley plagen/ ſtraffen/ beſchwerungen/ abgoͤtterey/ wie die gerechten zornſpiegel des gerechten Gottes in der Heiligen Schrifft und taͤglicher erfahrung es mit ſich fuͤhren/ wie ihre werck und aͤuſſer- licher Gottesdienſt ohn den innern grunde verdienen/ von dem gerechten gerichte Gottes billich leiden/ und denn im zorn ſo hergehen muß/ was man in befohlener liebe und barm- hertzigkeit-uͤbung nicht thun wollen. Darum/ ihr menſchen kinder/ neh met an den aͤuſſerli- chen bildern ab/ wie ihr mit GOTT ſtehet und daran ſeyd; fuͤrwahr nicht in liebe und freundſchafft/ wie euch deſſen eure Goͤtzen be- reden/ ſondern in zorn und feindſchafft/ wie ihr deſſen bald koͤnnet wahrnehmen/ wenn ihr an- fahet/ heute/ heute Chriſtum und ſeinen hei- ligen leib/ ſo da iſt die Gemeine der Heiligen/ nach der H. Schrifft zeugnis zu erwegen/ und alſo mit euch eine comparation anzuſtellen/ da ſichs dann bald finden wird/ ob ihr eine aͤhnlichkeit mit Chriſto und ſeinem heiligen leibe/ oder mit dem teuffel und ſeinen werck- zeugen der Gottloſen boͤſen welt habet. O ihr menſchen-kinder/ verſtocket doch eure hertzen nicht fuͤr der innerlichen pruͤfung: verſtopffet doch eure ohren nicht vor den hertzlichen war- nungen: verhartet doch eure hertzen nicht fuͤr GOTTes zorn-ruthen und ausgereckten armen ſeines grimmes; ſondern laſſet euch doch ſolches zu erweichung der verſteinerten hertzen alſo dienen/ daß ihr fuͤr GOTT kom- men/ und ſagen moͤget: Ach HERR/ unſe- re Koͤnige/ Fuͤrſten/ Prieſter und wir das gan- tze volck muͤſſen uns ſchaͤmen/ daß wir deinen Sohn Chriſtum JESUM ſampt ſeinem heiligen ampt aus uns ausgerottet/ und den den greuel der verwuͤſtung in uns ſelber an- gerichtet/ und denſelben mit dem aͤuſſerlichen Gottesdienſt/ gleich dem Juͤdiſchen volck be- tuͤnchet/ geſchmuͤcket und fuͤr deinen augen be- ſchoͤnet haben/ darum trifft uns auch der fluch und ſchwur/ der geſchrieben ſtehet im 3. buch Moyſis am 26. und im 5. buch Moyſis am 28. Aber/ O HErr JESU/ du einiger Gna- den-thron/ aus dem und durch den wir alles muͤſſen erlangen/ dadurch des Vaters zorn moͤge geſtillet werden/ ſo jetzo uͤber uns alle brennet. Ach kehre dich doch um dein bitter leiden aus gnaden wieder zu uns/ wuͤrcke du in uns rechtſchaffene reue und buſſe/ daß wir ingeſam̃t in allen und mit allen deinem him̃- liſchen Vater entgegen gewandelt/ weil wir dich innerlich gecreutziget/ fuͤr einen ſpott mit deinem heiligen ampt gehalten/ und alſo dem Heiligen Geiſt wiederſtrebet haben/ dadurch du uns oͤffters haſt erinnern/ zuͤchtigen und vermahnen laſſen. O du einiger wuͤrcker alles guten/ ſo du wirſt aus gnaden wieder anfahen in uns zu wuͤrcken/ ſo werden wir uns bekehren/ buſſe thun/ und gnade bey GOtt und menſchen erlangen; denn ſonſten iſt doch warlich kein mittel im himmel noch auff erden zu finden/ dadurch dein zorn in gnade der unfriede in frieden/ und alſo alles gottloſes weſen in ein Chriſtliches leben verwandelt wer- den koͤnte/ wie wir nun wol mercken. Nun ihr menſchen-kinder/ richtet ein rechtes gerichte/ ob das A. K. H. Vierter Theil. Mmm m
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Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und ſchrifften.
aus GOtt durch CHriſtum den einigen von
GOtt geordneten rath/ und alſo rechter Goͤtt-
licher liebe nehme/ oder ob fuͤr CHriſto eigen-
ſinnige vernunfft/ kluge politiſche koͤpffe (de-
ren rath doch eitel finſternis iſt und wuͤrcket/
weiler nicht aus dem einigen raths liecht CHri-
ſto urſpruͤnglich entſtehet/ daruͤber denn auch
endlich alles zu bodē gehet) rathen uñ alles diri-
giren muͤſſen? Ob ſie in rechter Chriſtlicher un-
gefaͤrbter bruͤderlicher liebe die unterthanen als
ſich ſelbſt lieben/ und in allen deroſelben beſtes
der rechten Chriſtlichen liebe arth nach ſuchen/
und nicht nur die wolle ſammt dem fleiſch und
marck zum wolleben und eigennutziger berei-
chung meinen? Jn ſumma/ ob ſie thun/ was
dem HErꝛen aller Herꝛn und dem Koͤnig aller
Koͤnige wolgefalle/ weil ſie demſelben fuͤr alle
wortuñ wercke genaue rechenſchafft geben/ und
den lohn ihrer wercke daruͤber erwarten muͤſſen?
Wol und aber wol der Obrigkeit/ ſo ſich von
dem geiſte GOttes/ als ein rechtes lebendiges
bild GOttes/ regieren/ leiten und fuͤhren laͤſt/ die
wird den ſegen des HErꝛn haben uñ empfinden/
ſintemal ſie thut/ was GOtt ihrem HErꝛn wol-
gefaͤllt. Und denſelben der H. Schrifft zeugniß
nach auff kindes-kind transferiren. O wol
dem lande/ und aber wol dem lande/ darin
GOtt durch die glieder ſeineshertzliebſten ſoh-
nes JEſu in liebe und gnaderegieret/ da muß
ſich auch der H. Schrifft zeugniß nach friede
und gerechtigkeit/ liebe und wahrheit kuͤſſen/
und der ſegen deß HErꝛn alles in allen erfuͤllen.
O des edlen ſtandes! O des ſeligen und gluͤck-
ſeligen ſtandes/ darinn die liebe GOttes flori-
ret und ſich offenbaret! Billich ſoll und muß
der verflucht ſeyn/ und bleiben/ ſo ſolche heilige
liebe ordnung wolte auffheben/ und CHriſti
Koͤnigliches bild zerſtoͤhren. Es wird aber
niemand leugnen koͤnnen zuwider der H.
Schrifft zeugniß/ daß auch zornige weltliche
Obrigkeit ſey/ ſo von GOtt im zorn gegeben
wird/ darum daß das volck ſich von der liebe
CHriſti und ihrem haupt JEſu inwendig in
ihren hertzen abgewandt und dadurch den
innerlichen frieden auffgehaben/ und das
euſſerliche band der wahren Goͤttlichen liebe
in worten und wercken/ durch eigenſinnig-
keit/ eigennuͤtzigkeit/ vernuͤnfftige verſchla-
genheit/ raͤncke und fuͤndlein reich zu werden/
wolzu leben undin der boßheit und ſchalckheit
ſich uͤber andere zu erheben/ gaͤntzlich getrennet/
alſo daß an ſtatt der wahrheit luͤgen/ der ge-
rechtigkeit ungerechtigkeit/ der liebe ſchinderey/
der aufrichtigkeit in handel und wandel ſchein-
rechtliche vervortheilung/ und in ſumma/ an
ſtatt eines Chriſtlichen gerechten und heiligen
lebens und wandels/ ein rechtes uͤberheydni-
ſches/ ungerechtes und teuffeliſches leben und
weſen/ in worten und wercken/ in eſſen und trin-
cken/ in nahrungs-mitteln und aͤuſſerlichen
geberden (darinn der almode teuffel recht fuͤr
GOTTes augen ſtoltzieret/ und den menſchen
einbildet/ als ſey kein GOTT mehr/ der einen
greuel haͤtte an ſolchem hoffaͤrtigem/ ungerech-
tem und unchriſtlichem teuffelslauff und wan-
del) zu verſpuͤren/ und mit blutigen thraͤnen
zu vernehmen iſt. Darum denn auch GOtt
ſolchem abtruͤnnigen und meineydigen volck/
ſolchem boßhafftigem ſaamen und teuffelskin-
dern/ ein bild ſeines zornigen und feuereyfferi-
gen hertzens an der grimmigen unbarmhertzi-
gen/ und verzehrenden Obrigkeit fuͤr augen
ſtellet: dabey ſie denn billich allerley plagen/
ſtraffen/ beſchwerungen/ abgoͤtterey/ wie die
gerechten zornſpiegel des gerechten Gottes in
der Heiligen Schrifft und taͤglicher erfahrung
es mit ſich fuͤhren/ wie ihre werck und aͤuſſer-
licher Gottesdienſt ohn den innern grunde
verdienen/ von dem gerechten gerichte Gottes
billich leiden/ und denn im zorn ſo hergehen
muß/ was man in befohlener liebe und barm-
hertzigkeit-uͤbung nicht thun wollen. Darum/
ihr menſchen kinder/ neh met an den aͤuſſerli-
chen bildern ab/ wie ihr mit GOTT ſtehet
und daran ſeyd; fuͤrwahr nicht in liebe und
freundſchafft/ wie euch deſſen eure Goͤtzen be-
reden/ ſondern in zorn und feindſchafft/ wie ihr
deſſen bald koͤnnet wahrnehmen/ wenn ihr an-
fahet/ heute/ heute Chriſtum und ſeinen hei-
ligen leib/ ſo da iſt die Gemeine der Heiligen/
nach der H. Schrifft zeugnis zu erwegen/ und
alſo mit euch eine comparation anzuſtellen/
da ſichs dann bald finden wird/ ob ihr eine
aͤhnlichkeit mit Chriſto und ſeinem heiligen
leibe/ oder mit dem teuffel und ſeinen werck-
zeugen der Gottloſen boͤſen welt habet. O ihr
menſchen-kinder/ verſtocket doch eure hertzen
nicht fuͤr der innerlichen pruͤfung: verſtopffet
doch eure ohren nicht vor den hertzlichen war-
nungen: verhartet doch eure hertzen nicht fuͤr
GOTTes zorn-ruthen und ausgereckten
armen ſeines grimmes; ſondern laſſet euch
doch ſolches zu erweichung der verſteinerten
hertzen alſo dienen/ daß ihr fuͤr GOTT kom-
men/ und ſagen moͤget: Ach HERR/ unſe-
re Koͤnige/ Fuͤrſten/ Prieſter und wir das gan-
tze volck muͤſſen uns ſchaͤmen/ daß wir deinen
Sohn Chriſtum JESUM ſampt ſeinem
heiligen ampt aus uns ausgerottet/ und den
den greuel der verwuͤſtung in uns ſelber an-
gerichtet/ und denſelben mit dem aͤuſſerlichen
Gottesdienſt/ gleich dem Juͤdiſchen volck be-
tuͤnchet/ geſchmuͤcket und fuͤr deinen augen be-
ſchoͤnet haben/ darum trifft uns auch der fluch
und ſchwur/ der geſchrieben ſtehet im 3. buch
Moyſis am 26. und im 5. buch Moyſis am
28. Aber/ O HErr JESU/ du einiger Gna-
den-thron/ aus dem und durch den wir alles
muͤſſen erlangen/ dadurch des Vaters zorn
moͤge geſtillet werden/ ſo jetzo uͤber uns alle
brennet. Ach kehre dich doch um dein bitter
leiden aus gnaden wieder zu uns/ wuͤrcke du
in uns rechtſchaffene reue und buſſe/ daß wir
ingeſam̃t in allen und mit allen deinem him̃-
liſchen Vater entgegen gewandelt/ weil wir
dich innerlich gecreutziget/ fuͤr einen ſpott mit
deinem heiligen ampt gehalten/ und alſo dem
Heiligen Geiſt wiederſtrebet haben/ dadurch
du uns oͤffters haſt erinnern/ zuͤchtigen
und vermahnen laſſen. O du einiger wuͤrcker
alles guten/ ſo du wirſt aus gnaden wieder
anfahen in uns zu wuͤrcken/ ſo werden wir
uns bekehren/ buſſe thun/ und gnade bey
GOtt und menſchen erlangen; denn ſonſten
iſt doch warlich kein mittel im himmel noch
auff erden zu finden/ dadurch dein zorn in gnade
der unfriede in frieden/ und alſo alles gottloſes
weſen in ein Chriſtliches leben verwandelt wer-
den koͤnte/ wie wir nun wol mercken. Nun ihr
menſchen-kinder/ richtet ein rechtes gerichte/ ob
das
A. K. H. Vierter Theil. Mmm m
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Zitationshilfe: | Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/949>, abgerufen am 16.07.2024. |