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Arrhenius, Svante: Das Schicksal der Planeten. Leipzig, 1911.

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Dämpfen in Form von Reif sichtbar werden würden. Solche Beobachtungen werden wohl bisweilen gemeldet, sie sind aber sehr zweifelhaft. Jedenfalls kommt keine merkliche Menge von Dämpfen vor.

Wenn es nun richtig wäre, wie es von verschiedenen Beobachtern angegeben wird, daß die Venus immer dieselbe Seite der Sonne zukehrt, so müßte man erwarten, daß die Verhältnisse daselbst denjenigen auf dem Merkur ähnlich wären, d. h. es könnte keine merkliche Atmosphäre bestehen. Dagegen ist man allgemein darüber einig, daß die Venus eine dichte Atmosphäre besitzt; die Strahlenbrechung darin ist so groß, daß die Hörner der Venussichel normaler Weise weniger als 180° voneinander entfernt liegen und bisweilen sogar verschmelzen, so daß der Planet wie ein Lichtring erscheint. Da aber nach Stoney das geringe Vorkommen von Helium in der Erdatmosphäre, trotz stetiger Zufuhr aus den Quellen, auf dem Verschwinden dieses Gases aus der Luft beruht, so müßte man ähnliches für die Venus erwarten, besonders da die Schwere daselbst um ein Fünftel geringer als auf der Erde ist. Dazu käme noch, daß der wärmste Punkt der Oberfläche der Venus, wenn diese immer dieselbe Seite der Sonne zukehrte, eine Temperatur von über 200° C. besitzen würde, was das Verschwinden der leichten Gase außerordentlich fördern würde. Es kann demnach Helium und ebenfalls Wasserstoff nicht in nennenswerter Menge auf der Venus vorkommen. Die anderen Gase sind zu leicht kondensierbar, um auf der stets dunklen Seite eines Planeten vorkommen zu können. Darum muß die Venus eine Achsendrehung von kurzer Zeit (etwa 24 Stunden) haben.

Dämpfen in Form von Reif sichtbar werden würden. Solche Beobachtungen werden wohl bisweilen gemeldet, sie sind aber sehr zweifelhaft. Jedenfalls kommt keine merkliche Menge von Dämpfen vor.

Wenn es nun richtig wäre, wie es von verschiedenen Beobachtern angegeben wird, daß die Venus immer dieselbe Seite der Sonne zukehrt, so müßte man erwarten, daß die Verhältnisse daselbst denjenigen auf dem Merkur ähnlich wären, d. h. es könnte keine merkliche Atmosphäre bestehen. Dagegen ist man allgemein darüber einig, daß die Venus eine dichte Atmosphäre besitzt; die Strahlenbrechung darin ist so groß, daß die Hörner der Venussichel normaler Weise weniger als 180° voneinander entfernt liegen und bisweilen sogar verschmelzen, so daß der Planet wie ein Lichtring erscheint. Da aber nach Stoney das geringe Vorkommen von Helium in der Erdatmosphäre, trotz stetiger Zufuhr aus den Quellen, auf dem Verschwinden dieses Gases aus der Luft beruht, so müßte man ähnliches für die Venus erwarten, besonders da die Schwere daselbst um ein Fünftel geringer als auf der Erde ist. Dazu käme noch, daß der wärmste Punkt der Oberfläche der Venus, wenn diese immer dieselbe Seite der Sonne zukehrte, eine Temperatur von über 200° C. besitzen würde, was das Verschwinden der leichten Gase außerordentlich fördern würde. Es kann demnach Helium und ebenfalls Wasserstoff nicht in nennenswerter Menge auf der Venus vorkommen. Die anderen Gase sind zu leicht kondensierbar, um auf der stets dunklen Seite eines Planeten vorkommen zu können. Darum muß die Venus eine Achsendrehung von kurzer Zeit (etwa 24 Stunden) haben.

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[0013] Dämpfen in Form von Reif sichtbar werden würden. Solche Beobachtungen werden wohl bisweilen gemeldet, sie sind aber sehr zweifelhaft. Jedenfalls kommt keine merkliche Menge von Dämpfen vor. Wenn es nun richtig wäre, wie es von verschiedenen Beobachtern angegeben wird, daß die Venus immer dieselbe Seite der Sonne zukehrt, so müßte man erwarten, daß die Verhältnisse daselbst denjenigen auf dem Merkur ähnlich wären, d. h. es könnte keine merkliche Atmosphäre bestehen. Dagegen ist man allgemein darüber einig, daß die Venus eine dichte Atmosphäre besitzt; die Strahlenbrechung darin ist so groß, daß die Hörner der Venussichel normaler Weise weniger als 180° voneinander entfernt liegen und bisweilen sogar verschmelzen, so daß der Planet wie ein Lichtring erscheint. Da aber nach Stoney das geringe Vorkommen von Helium in der Erdatmosphäre, trotz stetiger Zufuhr aus den Quellen, auf dem Verschwinden dieses Gases aus der Luft beruht, so müßte man ähnliches für die Venus erwarten, besonders da die Schwere daselbst um ein Fünftel geringer als auf der Erde ist. Dazu käme noch, daß der wärmste Punkt der Oberfläche der Venus, wenn diese immer dieselbe Seite der Sonne zukehrte, eine Temperatur von über 200° C. besitzen würde, was das Verschwinden der leichten Gase außerordentlich fördern würde. Es kann demnach Helium und ebenfalls Wasserstoff nicht in nennenswerter Menge auf der Venus vorkommen. Die anderen Gase sind zu leicht kondensierbar, um auf der stets dunklen Seite eines Planeten vorkommen zu können. Darum muß die Venus eine Achsendrehung von kurzer Zeit (etwa 24 Stunden) haben.

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Zitationshilfe: Arrhenius, Svante: Das Schicksal der Planeten. Leipzig, 1911, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arrhenius_planeten_1911/13>, abgerufen am 21.11.2024.