Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arrhenius, Svante: Das Schicksal der Planeten. Leipzig, 1911.

Bild:
<< vorherige Seite

karbonat, welche jährlich dem Ozean zugeführt wird, beträgt etwa 2700 Millionen Tonnen, was etwa 1600 Millionen Tonnen Kohlensäure entspricht. Die Kohlensäuremenge der Luft beträgt 2,3 Billionen Tonnen. Die Verwitterung genügt also, um die Kohlensäure der Luft in etwa 1400 Jahren zu verbrauchen. Nimmt man noch die freie Kohlensäure des Meeres hinzu, so wird der gesamte Kohlensäurevorrat nur etwa 9000 Jahre auslangen, wenn keine Zufuhr vom Erdinneren stattfindet. Chamberlin kommt durch seine Schätzungen zu einer etwa sechsmal größeren Zahl, d. h. 60 000 Jahre. Es möge hier bemerkt werden, daß der Pflanzenwuchs auf der Erde jährlich etwa ein Fünfzigstel der Kohlensäure der Luft verbraucht. Der unvergleichlich größte Teil der in Pflanzenteilen aufgespeicherten Kohle kehrt aber bei der Vermoderung oder Verbrennung der Pflanzen zur Atmosphäre in Form von Kohlensäure zurück, so daß der Vegetationsprozeß in bezug auf Kohlensäureverbrauch ungefähr mit dem Verwitterungsprozeß wetteifern kann. Die jetzige Verbrennung von fossiler Kohle deckt diese Verluste von Kohlensäure aus der Luft ungefähr zehnmal; von diesem für uns wichtigen Prozeß, der nur eine geologisch genommen recht kurze Zeit andauern kann, wollen wir hier absehen.

Wir kommen also zu dem Schluß, daß die Kohlensäuremenge der Luft bei der Erstarkung der Erdkruste allmählich abnehmen muß, was mit anderen Worten dasselbe sagen will, wie, daß die vulkanischen Erscheinungen durch die "Verpanzerung" der Erde allmählich zu Ende laufen werden. Wie ich mehreremal hervorgehoben habe, wird die Temperatur dadurch sinken und die Menge des Wasserdampfes in der Luft

karbonat, welche jährlich dem Ozean zugeführt wird, beträgt etwa 2700 Millionen Tonnen, was etwa 1600 Millionen Tonnen Kohlensäure entspricht. Die Kohlensäuremenge der Luft beträgt 2,3 Billionen Tonnen. Die Verwitterung genügt also, um die Kohlensäure der Luft in etwa 1400 Jahren zu verbrauchen. Nimmt man noch die freie Kohlensäure des Meeres hinzu, so wird der gesamte Kohlensäurevorrat nur etwa 9000 Jahre auslangen, wenn keine Zufuhr vom Erdinneren stattfindet. Chamberlin kommt durch seine Schätzungen zu einer etwa sechsmal größeren Zahl, d. h. 60 000 Jahre. Es möge hier bemerkt werden, daß der Pflanzenwuchs auf der Erde jährlich etwa ein Fünfzigstel der Kohlensäure der Luft verbraucht. Der unvergleichlich größte Teil der in Pflanzenteilen aufgespeicherten Kohle kehrt aber bei der Vermoderung oder Verbrennung der Pflanzen zur Atmosphäre in Form von Kohlensäure zurück, so daß der Vegetationsprozeß in bezug auf Kohlensäureverbrauch ungefähr mit dem Verwitterungsprozeß wetteifern kann. Die jetzige Verbrennung von fossiler Kohle deckt diese Verluste von Kohlensäure aus der Luft ungefähr zehnmal; von diesem für uns wichtigen Prozeß, der nur eine geologisch genommen recht kurze Zeit andauern kann, wollen wir hier absehen.

Wir kommen also zu dem Schluß, daß die Kohlensäuremenge der Luft bei der Erstarkung der Erdkruste allmählich abnehmen muß, was mit anderen Worten dasselbe sagen will, wie, daß die vulkanischen Erscheinungen durch die „Verpanzerung“ der Erde allmählich zu Ende laufen werden. Wie ich mehreremal hervorgehoben habe, wird die Temperatur dadurch sinken und die Menge des Wasserdampfes in der Luft

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0021"/>
karbonat, welche jährlich dem Ozean zugeführt wird, beträgt etwa 2700 Millionen Tonnen, was etwa 1600 Millionen Tonnen Kohlensäure entspricht. Die Kohlensäuremenge der Luft beträgt 2,3 Billionen Tonnen. Die Verwitterung genügt also, um die Kohlensäure der Luft in etwa 1400 Jahren zu verbrauchen. Nimmt man noch die freie Kohlensäure des Meeres hinzu, so wird der gesamte Kohlensäurevorrat nur etwa 9000 Jahre auslangen, wenn keine Zufuhr vom Erdinneren stattfindet. <hi rendition="#g">Chamberlin</hi> kommt durch seine Schätzungen zu einer etwa sechsmal größeren Zahl, d. h. 60 000 Jahre. Es möge hier bemerkt werden, daß der Pflanzenwuchs auf der Erde jährlich etwa ein Fünfzigstel der Kohlensäure der Luft verbraucht. Der unvergleichlich größte Teil der in Pflanzenteilen aufgespeicherten Kohle kehrt aber bei der Vermoderung oder Verbrennung der Pflanzen zur Atmosphäre in Form von Kohlensäure zurück, so daß der Vegetationsprozeß in bezug auf Kohlensäureverbrauch ungefähr mit dem Verwitterungsprozeß wetteifern kann. Die jetzige Verbrennung von fossiler Kohle deckt diese Verluste von Kohlensäure aus der Luft ungefähr zehnmal; von diesem für uns wichtigen Prozeß, der nur eine geologisch genommen recht kurze Zeit andauern kann, wollen wir hier absehen.</p>
        <p>Wir kommen also zu dem Schluß, daß die Kohlensäuremenge der Luft bei der Erstarkung der Erdkruste allmählich abnehmen muß, was mit anderen Worten dasselbe sagen will, wie, daß die vulkanischen Erscheinungen durch die &#x201E;Verpanzerung&#x201C; der Erde allmählich zu Ende laufen werden. Wie ich mehreremal hervorgehoben habe, wird die Temperatur dadurch sinken und die Menge des Wasserdampfes in der Luft
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0021] karbonat, welche jährlich dem Ozean zugeführt wird, beträgt etwa 2700 Millionen Tonnen, was etwa 1600 Millionen Tonnen Kohlensäure entspricht. Die Kohlensäuremenge der Luft beträgt 2,3 Billionen Tonnen. Die Verwitterung genügt also, um die Kohlensäure der Luft in etwa 1400 Jahren zu verbrauchen. Nimmt man noch die freie Kohlensäure des Meeres hinzu, so wird der gesamte Kohlensäurevorrat nur etwa 9000 Jahre auslangen, wenn keine Zufuhr vom Erdinneren stattfindet. Chamberlin kommt durch seine Schätzungen zu einer etwa sechsmal größeren Zahl, d. h. 60 000 Jahre. Es möge hier bemerkt werden, daß der Pflanzenwuchs auf der Erde jährlich etwa ein Fünfzigstel der Kohlensäure der Luft verbraucht. Der unvergleichlich größte Teil der in Pflanzenteilen aufgespeicherten Kohle kehrt aber bei der Vermoderung oder Verbrennung der Pflanzen zur Atmosphäre in Form von Kohlensäure zurück, so daß der Vegetationsprozeß in bezug auf Kohlensäureverbrauch ungefähr mit dem Verwitterungsprozeß wetteifern kann. Die jetzige Verbrennung von fossiler Kohle deckt diese Verluste von Kohlensäure aus der Luft ungefähr zehnmal; von diesem für uns wichtigen Prozeß, der nur eine geologisch genommen recht kurze Zeit andauern kann, wollen wir hier absehen. Wir kommen also zu dem Schluß, daß die Kohlensäuremenge der Luft bei der Erstarkung der Erdkruste allmählich abnehmen muß, was mit anderen Worten dasselbe sagen will, wie, daß die vulkanischen Erscheinungen durch die „Verpanzerung“ der Erde allmählich zu Ende laufen werden. Wie ich mehreremal hervorgehoben habe, wird die Temperatur dadurch sinken und die Menge des Wasserdampfes in der Luft

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-09-04T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-09-04T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arrhenius_planeten_1911
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arrhenius_planeten_1911/21
Zitationshilfe: Arrhenius, Svante: Das Schicksal der Planeten. Leipzig, 1911, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arrhenius_planeten_1911/21>, abgerufen am 25.04.2024.