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Arrhenius, Svante: Das Schicksal der Planeten. Leipzig, 1911.

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so daß die Flora und Fauna überall denselben Charakter aufwiesen. Trotzdem muß man wohl eine höhere Temperatur am Äquator annehmen, so daß die damalige mittlere Temperatur der Erde wohl kaum niedriger als etwa 25°, also etwa 10° höher als die jetzige geschätzt werden kann. Dazwischen kamen aber Eiszeiten mit bedeutend herabgesetzter Temperatur nicht nur in den Polargegenden, wo der Unterschied am fühlbarsten war, sondern, wie es scheint, auf der ganzen Erde. Früher nahm man nur eine solche Zeit an, die sogenannte große Eiszeit, die außerordentlich auffallende Denkmäler hinterlassen hat, und, geologisch gesprochen, unmittelbar vor unsrer Zeit kam. Mehr als 50 000 Jahre dürften nicht verflossen sein, seitdem die ganze skandinavische Halbinsel eisbedeckt war. In letzter Zeit hat man Spuren von stark entwickelten Eiszeiten in weit zurückgelegenen Zeitperioden aufgefunden. Mit erheblicher Sicherheit scheint die Eiszeit in der permischen Periode konstatiert zu sein, und jetzt nimmt man in geologischen Kreisen allgemein an, daß am Ende der sehr weit zurückliegenden paläozoischen Zeit - des ersten, obwohl längsten Abschnittes der fossilführenden Perioden - eine, wenn auch relativ kurze, Eiszeit vorherrschte. In der Zwischenzeit kamen für uns sehr wichtige Perioden mit ungeheurem Pflanzenwuchs, wozu enorme Regenmengen erforderlich waren, sowie ein sehr gleichmäßiges marines Klima mit - nach Frechs Schätzung - etwa 12° mittlerer Wärme, wobei die Pflanzenreste in Tonschlamm eingebettet und langsam in Braunkohle und Steinkohle verwandelt wurden. Das Vorkommen von Palmen und Sumpfpflanzen sowie von Gingkobäumen in solchen Ablagerungen in Mitteleuropa und

so daß die Flora und Fauna überall denselben Charakter aufwiesen. Trotzdem muß man wohl eine höhere Temperatur am Äquator annehmen, so daß die damalige mittlere Temperatur der Erde wohl kaum niedriger als etwa 25°, also etwa 10° höher als die jetzige geschätzt werden kann. Dazwischen kamen aber Eiszeiten mit bedeutend herabgesetzter Temperatur nicht nur in den Polargegenden, wo der Unterschied am fühlbarsten war, sondern, wie es scheint, auf der ganzen Erde. Früher nahm man nur eine solche Zeit an, die sogenannte große Eiszeit, die außerordentlich auffallende Denkmäler hinterlassen hat, und, geologisch gesprochen, unmittelbar vor unsrer Zeit kam. Mehr als 50 000 Jahre dürften nicht verflossen sein, seitdem die ganze skandinavische Halbinsel eisbedeckt war. In letzter Zeit hat man Spuren von stark entwickelten Eiszeiten in weit zurückgelegenen Zeitperioden aufgefunden. Mit erheblicher Sicherheit scheint die Eiszeit in der permischen Periode konstatiert zu sein, und jetzt nimmt man in geologischen Kreisen allgemein an, daß am Ende der sehr weit zurückliegenden paläozoischen Zeit – des ersten, obwohl längsten Abschnittes der fossilführenden Perioden – eine, wenn auch relativ kurze, Eiszeit vorherrschte. In der Zwischenzeit kamen für uns sehr wichtige Perioden mit ungeheurem Pflanzenwuchs, wozu enorme Regenmengen erforderlich waren, sowie ein sehr gleichmäßiges marines Klima mit – nach Frechs Schätzung – etwa 12° mittlerer Wärme, wobei die Pflanzenreste in Tonschlamm eingebettet und langsam in Braunkohle und Steinkohle verwandelt wurden. Das Vorkommen von Palmen und Sumpfpflanzen sowie von Gingkobäumen in solchen Ablagerungen in Mitteleuropa und

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Zitationshilfe: Arrhenius, Svante: Das Schicksal der Planeten. Leipzig, 1911, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arrhenius_planeten_1911/27>, abgerufen am 26.04.2024.