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Arrhenius, Svante: Das Schicksal der Planeten. Leipzig, 1911.

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leichtflüssigen Massen für die späteren Ausbrüche, von denen allein wir jetzt Spuren vorfinden, aufgespart zu haben. Dies hängt ohne Zweifel mit dem höheren spezifischen Gewicht der basischen Laven zusammen. Auch auf der Erde glaubt man häufig eine ähnliche Reihenfolge - z. B. beim Vesuv - wahrgenommen zu haben, in anderen Fällen ist die Reihenfolge entgegengesetzt.

Es kommt häufig vor, daß kleine Krater in großen Mengen als "Perlenschnüre" auf versunkenen Wällen stehen. Dies erinnert stark an die Verhältnisse auf Island, wo beispielsweise bei dem entsetzlichen Laki-Ausbruch 1783 Lavamassen sich längs einer klaffenden Kluft ergossen, wobei sich eine große Zahl kleiner Krater auf dieser Kluft ausbildeten. Die Mond-Rillen sind ebenfalls häufig mit Reihen von kleinen Kratern ausgestaltet. Wenn kleinere Krater auf dem Wall eines größeren Kraters aufsitzen, sind sie, wie Franz hervorhebt, stets jüngere Bildungen, die sich durch den Wallrand durchgebrochen haben. Sie ähneln offenbar den kleinen Kratern, die auf der Erde in der Umgebung des Hauptkraters eines Vulkans entstehen.

Ganz eigentümlich sind die Strahlensysteme auf dem Monde. Sie strahlen von den großen Kratern nach allen Richtungen aus und zwar geradlinig, unabhängig von der Topographie der Oberfläche. Sie sind durch keine Schatten gekennzeichnet, liegen also in derselben Ebene wie die Umgebung. Vermutlich sind sie alte Risse, die zu einem Einsturzzentrum, in welchem der große zentrale Krater liegt, hinlaufen. Sie sind zur Zeit, als der Mond noch eine Lufthülle besaß, mit heller Vulkanasche ausgefüllt worden. Im Gegen-

leichtflüssigen Massen für die späteren Ausbrüche, von denen allein wir jetzt Spuren vorfinden, aufgespart zu haben. Dies hängt ohne Zweifel mit dem höheren spezifischen Gewicht der basischen Laven zusammen. Auch auf der Erde glaubt man häufig eine ähnliche Reihenfolge – z. B. beim Vesuv – wahrgenommen zu haben, in anderen Fällen ist die Reihenfolge entgegengesetzt.

Es kommt häufig vor, daß kleine Krater in großen Mengen als „Perlenschnüre“ auf versunkenen Wällen stehen. Dies erinnert stark an die Verhältnisse auf Island, wo beispielsweise bei dem entsetzlichen Laki-Ausbruch 1783 Lavamassen sich längs einer klaffenden Kluft ergossen, wobei sich eine große Zahl kleiner Krater auf dieser Kluft ausbildeten. Die Mond-Rillen sind ebenfalls häufig mit Reihen von kleinen Kratern ausgestaltet. Wenn kleinere Krater auf dem Wall eines größeren Kraters aufsitzen, sind sie, wie Franz hervorhebt, stets jüngere Bildungen, die sich durch den Wallrand durchgebrochen haben. Sie ähneln offenbar den kleinen Kratern, die auf der Erde in der Umgebung des Hauptkraters eines Vulkans entstehen.

Ganz eigentümlich sind die Strahlensysteme auf dem Monde. Sie strahlen von den großen Kratern nach allen Richtungen aus und zwar geradlinig, unabhängig von der Topographie der Oberfläche. Sie sind durch keine Schatten gekennzeichnet, liegen also in derselben Ebene wie die Umgebung. Vermutlich sind sie alte Risse, die zu einem Einsturzzentrum, in welchem der große zentrale Krater liegt, hinlaufen. Sie sind zur Zeit, als der Mond noch eine Lufthülle besaß, mit heller Vulkanasche ausgefüllt worden. Im Gegen-

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[0051] leichtflüssigen Massen für die späteren Ausbrüche, von denen allein wir jetzt Spuren vorfinden, aufgespart zu haben. Dies hängt ohne Zweifel mit dem höheren spezifischen Gewicht der basischen Laven zusammen. Auch auf der Erde glaubt man häufig eine ähnliche Reihenfolge – z. B. beim Vesuv – wahrgenommen zu haben, in anderen Fällen ist die Reihenfolge entgegengesetzt. Es kommt häufig vor, daß kleine Krater in großen Mengen als „Perlenschnüre“ auf versunkenen Wällen stehen. Dies erinnert stark an die Verhältnisse auf Island, wo beispielsweise bei dem entsetzlichen Laki-Ausbruch 1783 Lavamassen sich längs einer klaffenden Kluft ergossen, wobei sich eine große Zahl kleiner Krater auf dieser Kluft ausbildeten. Die Mond-Rillen sind ebenfalls häufig mit Reihen von kleinen Kratern ausgestaltet. Wenn kleinere Krater auf dem Wall eines größeren Kraters aufsitzen, sind sie, wie Franz hervorhebt, stets jüngere Bildungen, die sich durch den Wallrand durchgebrochen haben. Sie ähneln offenbar den kleinen Kratern, die auf der Erde in der Umgebung des Hauptkraters eines Vulkans entstehen. Ganz eigentümlich sind die Strahlensysteme auf dem Monde. Sie strahlen von den großen Kratern nach allen Richtungen aus und zwar geradlinig, unabhängig von der Topographie der Oberfläche. Sie sind durch keine Schatten gekennzeichnet, liegen also in derselben Ebene wie die Umgebung. Vermutlich sind sie alte Risse, die zu einem Einsturzzentrum, in welchem der große zentrale Krater liegt, hinlaufen. Sie sind zur Zeit, als der Mond noch eine Lufthülle besaß, mit heller Vulkanasche ausgefüllt worden. Im Gegen-

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Zitationshilfe: Arrhenius, Svante: Das Schicksal der Planeten. Leipzig, 1911, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arrhenius_planeten_1911/51>, abgerufen am 28.04.2024.