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Arrhenius, Svante: Das Schicksal der Planeten. Leipzig, 1911.

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überaus größten Teil aus demselben Material wie die Oberflächenschichten der Erde besteht, erscheint ja höchst natürlich, wenn man mit Sir George Darwin annimmt, daß der Mond durch Abschnürung einer Wulst an der Oberfläche der Erde entstanden ist.

Fassen wir die obigen Ausführungen zusammen, so ergibt sich folgendes Bild. Bei der Abkühlung des Magmas entstand eine feste Oberfläche und erst danach kann von einer individuellen Entwicklung der Atmosphäre für sich und des Planeteninneren für sich die Rede sein. Aus dem Inneren der Planeten traten Gase, hauptsächlich Wasserdampf und Kohlensäure, heraus und stiegen zu den höchsten Schichten der Atmosphäre. In diesen über den Wolken und der stark absorbierenden anfänglichen Atmosphäre (eine solche sehr starke Lichtabsorption ist von Slipher in den äußeren Schichten von Uranus und Neptunus beobachtet worden) liegenden Teilen wirkte das Sonnenlicht durch photochemische Reaktionen ein. Bei der niederen Temperatur in diesen hohen Schichten überwiegen die photochemischen Reaktionen gänzlich, sie werden nämlich kaum durch die Kälte beeinträchtigt, während gewöhnliche chemische Reaktionen, speziell bei den Gasen, im allgemeinen sehr langsam bei gewöhnlicher Temperatur verlaufen und durch Herabsetzung der Temperatur außerordentlich stark beeinträchtigt werden. Durch diese photochemischen und darauf folgenden gewöhnlichen Reaktionen entstanden, wie noch immer durch Vermittlung des katalytisch wirksamen Chlorophylls, Sauerstoff und Kohlenstoff. Die stark reduzierenden Gase der ursprünglichen Atmosphäre, wie Wasserstoff, Kohlenwasserstoffe usw., die in den

überaus größten Teil aus demselben Material wie die Oberflächenschichten der Erde besteht, erscheint ja höchst natürlich, wenn man mit Sir George Darwin annimmt, daß der Mond durch Abschnürung einer Wulst an der Oberfläche der Erde entstanden ist.

Fassen wir die obigen Ausführungen zusammen, so ergibt sich folgendes Bild. Bei der Abkühlung des Magmas entstand eine feste Oberfläche und erst danach kann von einer individuellen Entwicklung der Atmosphäre für sich und des Planeteninneren für sich die Rede sein. Aus dem Inneren der Planeten traten Gase, hauptsächlich Wasserdampf und Kohlensäure, heraus und stiegen zu den höchsten Schichten der Atmosphäre. In diesen über den Wolken und der stark absorbierenden anfänglichen Atmosphäre (eine solche sehr starke Lichtabsorption ist von Slipher in den äußeren Schichten von Uranus und Neptunus beobachtet worden) liegenden Teilen wirkte das Sonnenlicht durch photochemische Reaktionen ein. Bei der niederen Temperatur in diesen hohen Schichten überwiegen die photochemischen Reaktionen gänzlich, sie werden nämlich kaum durch die Kälte beeinträchtigt, während gewöhnliche chemische Reaktionen, speziell bei den Gasen, im allgemeinen sehr langsam bei gewöhnlicher Temperatur verlaufen und durch Herabsetzung der Temperatur außerordentlich stark beeinträchtigt werden. Durch diese photochemischen und darauf folgenden gewöhnlichen Reaktionen entstanden, wie noch immer durch Vermittlung des katalytisch wirksamen Chlorophylls, Sauerstoff und Kohlenstoff. Die stark reduzierenden Gase der ursprünglichen Atmosphäre, wie Wasserstoff, Kohlenwasserstoffe usw., die in den

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Zitationshilfe: Arrhenius, Svante: Das Schicksal der Planeten. Leipzig, 1911, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arrhenius_planeten_1911/53>, abgerufen am 28.04.2024.