Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arrhenius, Svante: Das Schicksal der Planeten. Leipzig, 1911.

Bild:
<< vorherige Seite

Sind andere Planeten aus demselben Hauptmaterial, schweren Metallen, ihren Oxyden, Silikaten, Karbonaten, Hydraten und etwa Hydrosulfiden der leichten Metalle, einschließlich Aluminium und Wasserstoff, aufgebaut, wie unsre Erde, was ja in höchstem Grade wahrscheinlich ist, so ist für die Möglichkeit der Existenz von Lebewesen eine feste Erdkruste Bedingung. Denn der Schmelzpunkt dieser Materialien liegt so hoch, wenigstens über 1000 Grad, daß noch weit unter ihrem Erstarrungspunkt Lebewesen nicht wohl gedeihen können. Das Leben ist an das Vorhandensein sehr weitgehend zusammengesetzter und deshalb recht unbeständiger Kohlenstoffverbindungen geknüpft, die sicherlich schon bei viel tieferen Temperaturen als 1000° zu Grunde gehen. - Man hat sich mitunter vorgestellt, daß Silizium den Kohlenstoff in diesen Verbindungen vertreten könnte, wovon man jedoch kein Beispiel besitzt. Die komplizierteren Siliziumverbindungen scheinen auch im allgemeinen viel weniger stabil zu sein als die entsprechenden Kohlenstoffverbindungen. Siliziumverbindungen, welche als Bestandteile des Protoplasmas an Stelle der Kohlenstoffverbindungen eintreten könnten, sind gänzlich unbekannt und vermutlich unter keinen äußeren Bedingungen stabil. Wir wollen also diese und ähnliche Phantasien ganz außer Rechnung lassen, bis eine Andeutung von ihrer Wahrscheinlichkeit vorliegt. - Die genannten Kohlenstoffverbindungen sind schon unter dem Siedepunkt des Wassers unbeständig, die Eiweißstoffe gerinnen schon bei etwa 55 bis 60° langsam. Jedenfalls müssen wir annehmen, daß sie oberhalb der kritischen Temperatur des Wassers - 365° C. - nicht vor-

Sind andere Planeten aus demselben Hauptmaterial, schweren Metallen, ihren Oxyden, Silikaten, Karbonaten, Hydraten und etwa Hydrosulfiden der leichten Metalle, einschließlich Aluminium und Wasserstoff, aufgebaut, wie unsre Erde, was ja in höchstem Grade wahrscheinlich ist, so ist für die Möglichkeit der Existenz von Lebewesen eine feste Erdkruste Bedingung. Denn der Schmelzpunkt dieser Materialien liegt so hoch, wenigstens über 1000 Grad, daß noch weit unter ihrem Erstarrungspunkt Lebewesen nicht wohl gedeihen können. Das Leben ist an das Vorhandensein sehr weitgehend zusammengesetzter und deshalb recht unbeständiger Kohlenstoffverbindungen geknüpft, die sicherlich schon bei viel tieferen Temperaturen als 1000° zu Grunde gehen. – Man hat sich mitunter vorgestellt, daß Silizium den Kohlenstoff in diesen Verbindungen vertreten könnte, wovon man jedoch kein Beispiel besitzt. Die komplizierteren Siliziumverbindungen scheinen auch im allgemeinen viel weniger stabil zu sein als die entsprechenden Kohlenstoffverbindungen. Siliziumverbindungen, welche als Bestandteile des Protoplasmas an Stelle der Kohlenstoffverbindungen eintreten könnten, sind gänzlich unbekannt und vermutlich unter keinen äußeren Bedingungen stabil. Wir wollen also diese und ähnliche Phantasien ganz außer Rechnung lassen, bis eine Andeutung von ihrer Wahrscheinlichkeit vorliegt. – Die genannten Kohlenstoffverbindungen sind schon unter dem Siedepunkt des Wassers unbeständig, die Eiweißstoffe gerinnen schon bei etwa 55 bis 60° langsam. Jedenfalls müssen wir annehmen, daß sie oberhalb der kritischen Temperatur des Wassers – 365° C. – nicht vor-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0007"/>
        <p>Sind andere Planeten aus demselben Hauptmaterial, schweren Metallen, ihren Oxyden, Silikaten, Karbonaten, Hydraten und etwa Hydrosulfiden der leichten Metalle, einschließlich Aluminium und Wasserstoff, aufgebaut, wie unsre Erde, was ja in höchstem Grade wahrscheinlich ist, so ist für die Möglichkeit der Existenz von Lebewesen eine feste Erdkruste Bedingung. Denn der Schmelzpunkt dieser Materialien liegt so hoch, wenigstens über 1000 Grad, daß noch weit unter ihrem Erstarrungspunkt Lebewesen nicht wohl gedeihen können. Das Leben ist an das Vorhandensein sehr weitgehend zusammengesetzter und deshalb recht unbeständiger Kohlenstoffverbindungen geknüpft, die sicherlich schon bei viel tieferen Temperaturen als 1000° zu Grunde gehen. &#x2013; Man hat sich mitunter vorgestellt, daß Silizium den Kohlenstoff in diesen Verbindungen vertreten könnte, wovon man jedoch kein Beispiel besitzt. Die komplizierteren Siliziumverbindungen scheinen auch im allgemeinen viel weniger stabil zu sein als die entsprechenden Kohlenstoffverbindungen. Siliziumverbindungen, welche als Bestandteile des Protoplasmas an Stelle der Kohlenstoffverbindungen eintreten könnten, sind gänzlich unbekannt und vermutlich unter keinen äußeren Bedingungen stabil. Wir wollen also diese und ähnliche Phantasien ganz außer Rechnung lassen, bis eine Andeutung von ihrer Wahrscheinlichkeit vorliegt. &#x2013; Die genannten Kohlenstoffverbindungen sind schon unter dem Siedepunkt des Wassers unbeständig, die Eiweißstoffe gerinnen schon bei etwa 55 bis 60° langsam. Jedenfalls müssen wir annehmen, daß sie oberhalb der kritischen Temperatur des Wassers &#x2013; 365° C. &#x2013; nicht vor-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0007] Sind andere Planeten aus demselben Hauptmaterial, schweren Metallen, ihren Oxyden, Silikaten, Karbonaten, Hydraten und etwa Hydrosulfiden der leichten Metalle, einschließlich Aluminium und Wasserstoff, aufgebaut, wie unsre Erde, was ja in höchstem Grade wahrscheinlich ist, so ist für die Möglichkeit der Existenz von Lebewesen eine feste Erdkruste Bedingung. Denn der Schmelzpunkt dieser Materialien liegt so hoch, wenigstens über 1000 Grad, daß noch weit unter ihrem Erstarrungspunkt Lebewesen nicht wohl gedeihen können. Das Leben ist an das Vorhandensein sehr weitgehend zusammengesetzter und deshalb recht unbeständiger Kohlenstoffverbindungen geknüpft, die sicherlich schon bei viel tieferen Temperaturen als 1000° zu Grunde gehen. – Man hat sich mitunter vorgestellt, daß Silizium den Kohlenstoff in diesen Verbindungen vertreten könnte, wovon man jedoch kein Beispiel besitzt. Die komplizierteren Siliziumverbindungen scheinen auch im allgemeinen viel weniger stabil zu sein als die entsprechenden Kohlenstoffverbindungen. Siliziumverbindungen, welche als Bestandteile des Protoplasmas an Stelle der Kohlenstoffverbindungen eintreten könnten, sind gänzlich unbekannt und vermutlich unter keinen äußeren Bedingungen stabil. Wir wollen also diese und ähnliche Phantasien ganz außer Rechnung lassen, bis eine Andeutung von ihrer Wahrscheinlichkeit vorliegt. – Die genannten Kohlenstoffverbindungen sind schon unter dem Siedepunkt des Wassers unbeständig, die Eiweißstoffe gerinnen schon bei etwa 55 bis 60° langsam. Jedenfalls müssen wir annehmen, daß sie oberhalb der kritischen Temperatur des Wassers – 365° C. – nicht vor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-09-04T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-09-04T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arrhenius_planeten_1911
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arrhenius_planeten_1911/7
Zitationshilfe: Arrhenius, Svante: Das Schicksal der Planeten. Leipzig, 1911, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arrhenius_planeten_1911/7>, abgerufen am 29.03.2024.