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Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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nie dazu bringen, als Ankläger aufzutreten. So fühlte sich Diethelm von dieser Seite gedeckt, aber der Geist der Widerspenstigkeit und Aufsätzigkeit, den er in Fränz niedergerungen hatte, schien in Martha jetzt neu zu erwachen, wenn gleich gemildert von ihrem an Ergebung gewöhnten Wesen. Mit Ruhe ertrug es Diethelm, daß sie ihm heftige Vorwürfe machte, weil er mit Fränz in der Welt umherfuhr und seine Frau daheim vergaß, "wie ein im Stall angebundenes Stückle Vieh". Er versprach, sie nie mehr allein zu lassen.

Eines Tages ging er mit ihr nach dem Baue, der staunenswerth rasch vorrrückte, die Sonne brannte stechend und gewitterverkündend nieder, und Diethelm sagte:

Ich weiß nicht, wie mir's ist, seitdem ich im Gefängniß gewesen, bring' ich eine Kellerkälte nicht aus mir heraus; es ist mir, wie wenn ich einen Eisklumpen im Herzen hätt'. Ich hab' gemeint, im Sommer wird's besser, aber es ist nicht. Du sagst jetzt, dir sei heiß, und ich werde die Gänshaut nicht los.

Herr Gott! das sind meine todten Schwurfinger, schrie Martha gellend und streckte die leichenhaften Finger Diethelm ins Gesicht.

Was hast? Was machst? fragte Diethelm erschrocken, und Martha erklärte, indem sie sich auf einen Steinhaufen am Wege setzte:

Diethelm, was hast du gemacht? Weißt du's denn nicht mehr? Du hast ja geschworen, die Sonne soll dich nicht mehr erwärmen, wenn du ans Brandstiften denkst, dort am Fenstersims hast's geschworen, und jetzt ist's ja wahr geworden, die Sonne wärmt dich nicht, und ich hab' einen falschen Eid auf mich nehmen wollen, und meine Finger sterben mir ab. O gerechter Gott, was machst du aus uns? Gerechter Gott, was soll aus uns werden?

Diethelm suchte zu trösten so viel als er vermochte, er wollte jetzt leugnen, daß ihn friere, und behauptete, die Wunde an seinem Arme sei noch nicht völlig geheilt; da faßte ihn

nie dazu bringen, als Ankläger aufzutreten. So fühlte sich Diethelm von dieser Seite gedeckt, aber der Geist der Widerspenstigkeit und Aufsätzigkeit, den er in Fränz niedergerungen hatte, schien in Martha jetzt neu zu erwachen, wenn gleich gemildert von ihrem an Ergebung gewöhnten Wesen. Mit Ruhe ertrug es Diethelm, daß sie ihm heftige Vorwürfe machte, weil er mit Fränz in der Welt umherfuhr und seine Frau daheim vergaß, „wie ein im Stall angebundenes Stückle Vieh“. Er versprach, sie nie mehr allein zu lassen.

Eines Tages ging er mit ihr nach dem Baue, der staunenswerth rasch vorrrückte, die Sonne brannte stechend und gewitterverkündend nieder, und Diethelm sagte:

Ich weiß nicht, wie mir's ist, seitdem ich im Gefängniß gewesen, bring' ich eine Kellerkälte nicht aus mir heraus; es ist mir, wie wenn ich einen Eisklumpen im Herzen hätt'. Ich hab' gemeint, im Sommer wird's besser, aber es ist nicht. Du sagst jetzt, dir sei heiß, und ich werde die Gänshaut nicht los.

Herr Gott! das sind meine todten Schwurfinger, schrie Martha gellend und streckte die leichenhaften Finger Diethelm ins Gesicht.

Was hast? Was machst? fragte Diethelm erschrocken, und Martha erklärte, indem sie sich auf einen Steinhaufen am Wege setzte:

Diethelm, was hast du gemacht? Weißt du's denn nicht mehr? Du hast ja geschworen, die Sonne soll dich nicht mehr erwärmen, wenn du ans Brandstiften denkst, dort am Fenstersims hast's geschworen, und jetzt ist's ja wahr geworden, die Sonne wärmt dich nicht, und ich hab' einen falschen Eid auf mich nehmen wollen, und meine Finger sterben mir ab. O gerechter Gott, was machst du aus uns? Gerechter Gott, was soll aus uns werden?

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[0189] nie dazu bringen, als Ankläger aufzutreten. So fühlte sich Diethelm von dieser Seite gedeckt, aber der Geist der Widerspenstigkeit und Aufsätzigkeit, den er in Fränz niedergerungen hatte, schien in Martha jetzt neu zu erwachen, wenn gleich gemildert von ihrem an Ergebung gewöhnten Wesen. Mit Ruhe ertrug es Diethelm, daß sie ihm heftige Vorwürfe machte, weil er mit Fränz in der Welt umherfuhr und seine Frau daheim vergaß, „wie ein im Stall angebundenes Stückle Vieh“. Er versprach, sie nie mehr allein zu lassen. Eines Tages ging er mit ihr nach dem Baue, der staunenswerth rasch vorrrückte, die Sonne brannte stechend und gewitterverkündend nieder, und Diethelm sagte: Ich weiß nicht, wie mir's ist, seitdem ich im Gefängniß gewesen, bring' ich eine Kellerkälte nicht aus mir heraus; es ist mir, wie wenn ich einen Eisklumpen im Herzen hätt'. Ich hab' gemeint, im Sommer wird's besser, aber es ist nicht. Du sagst jetzt, dir sei heiß, und ich werde die Gänshaut nicht los. Herr Gott! das sind meine todten Schwurfinger, schrie Martha gellend und streckte die leichenhaften Finger Diethelm ins Gesicht. Was hast? Was machst? fragte Diethelm erschrocken, und Martha erklärte, indem sie sich auf einen Steinhaufen am Wege setzte: Diethelm, was hast du gemacht? Weißt du's denn nicht mehr? Du hast ja geschworen, die Sonne soll dich nicht mehr erwärmen, wenn du ans Brandstiften denkst, dort am Fenstersims hast's geschworen, und jetzt ist's ja wahr geworden, die Sonne wärmt dich nicht, und ich hab' einen falschen Eid auf mich nehmen wollen, und meine Finger sterben mir ab. O gerechter Gott, was machst du aus uns? Gerechter Gott, was soll aus uns werden? Diethelm suchte zu trösten so viel als er vermochte, er wollte jetzt leugnen, daß ihn friere, und behauptete, die Wunde an seinem Arme sei noch nicht völlig geheilt; da faßte ihn

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Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T13:04:01Z)

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Zitationshilfe: Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/auerbach_diethelm_1910/189>, abgerufen am 04.12.2024.