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Allgemeine Zeitung. Nr. 1. Augsburg, 1. Januar 1840.

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Das mit vieler Spannung erwartete Dampfboot The British Queen ist, wie man hört, in Gravesend eingelaufen, hat aber die nordamerikanische Präsidentenbotschaft nicht mitgebracht, da es New-York am 2 Dec. verließ, auf welchen Tag der Zusammentritt des Congresses in Washington anstand, dem dann die Botschaft vermuthlich um zwei Tage später vorgelegt worden seyn wird.


Frankreich.

In der Sitzung der Deputirtenkammer am 27 Dec. wurde, da in der vorigen Sitzung für die Wahl des vierten Vicepräsidenten in zwei Scrutinen sich keine entscheidende Majorität ergeben hatte, ein Ballotage-Scrutin zwischen den HH. Martin (du Nord) und Vivien, welche die meisten Stimmen erhalten hatten, vorgenommen. Hr. Martin (du Nord) erhielt unter 287 Votanten 147, Hr. Vivien 137 Stimmen. Drei Stimmzettel blieben weiß. Hr. Martin (du Nord) ward sonach zum vierten Vicepräsidenten ausgerufen. Bei dem darauf folgenden Scrutin für Ernennung der Secretäre der Kammer erhielten unter 291 Votanten folgende Candidaten die meisten Stimmen: Hr. Malleville 186, Hr. Havin 159, Hr. Dubois 149, Hr. Bignon 159. Die genannten vier Herren wurden sonach als Secretäre der Kammer verkündigt, und die Sitzung aufgehoben.

Der Erzbischof von Paris ward am 25 Dec. in Anwesenheit des ganzen Capitels providirt, obgleich seine Krankheit sich sehr gemildert hatte.

Die Familie Nourrit scheint unter einem unglücklichen Verhängniß zu stehen. Der einzige hinterlassene Sohn des berühmten Künstlers ist gestorben.

Hr. Carpentras, der vor den Assienhof der Rhonemündungen unter der Anklage eines Complotversuchs gegen die Regierung gestellt wurde, ward sammt seinen Mitangeklagten freigesprochen.

Auch in den Pariser Blättern, sogar im Journal des Debats, finden sich heute Briefe aus Toulon vom 22 Dec., welche von einem großen über die Araber erfochtenen Sieg bei Maison carree sprechen. Es seyen 4 bis 5000 Feinde auf dem Schlachtfeld geblieben -- eine Zahl, die dem Journal des Debats "ein bißchen übertrieben" vorkommt. Aus den Berichten, die uns heute aus Algier zugekommen, geht hervor, daß allerdings Gerüchte von einem glänzenden Sieg dort verbreitet gewesen; die Officiere des Linienschiffs Neptun wiederholten diese Gerüchte wohl mit noch größerer Uebertreibung in Toulon; in der That fand aber nur ein ganz unbedeutendes Gefecht statt, wie man aus nachfolgendem Schreiben ersehen wird, das aufs neue beweist, wie wenig französischen Berichterstattern in solchen Dingen zu vertrauen ist -- sie übertreiben ins Gränzenlose, mag es Sieg oder Niederlage gelten, wobei ihre Phantasie so geschäftig ist, daß sie eine Menge Details beifügen, als wären sie Augenzeugen gewesen. Wir hoffen bald regelmäßige und durchaus verlässige Berichte von dort zu bekommen.

Der Vicomte Moriz Cecard, Sohn des Marschalls, hat sich als freiwilliger Soldat unter das 1ste Regiment der Spahis in Afrika aufnehmen lassen.

Die Gerüchte, welche sich in unserer Stadt von einem bei Maison carree vorgefallenen Gefecht, in dem die Araber 3 bis 4000 Mann verloren haben sollen, verbreitet hatten, waren falsch. Der große Sieg reducirt sich auf ein ganz unbedeutendes Resultat. Wir hatten zwar gleich vermuthet, daß jene Gerüchte übertrieben seyen, dachten aber doch, man habe den Arabern bei Maison carree eine tüchtige Lection gegeben. Es blieben aber nur etwa hundert Araber auf dem Kampfplatz, wie uns Officiere, die aus der Metidscha kommen, versichern. Der Marschall Valee scheint trotz der bedeutenden Verstärkungen, die er erhalten, noch nicht Willens, vorzurücken, und der Krieg wird wohl bis zum künftigen Frühjahr nur innerhalb der Metidscha geführt werden. Die Verstärkungen, welche die letzten Schiffe aus Frankreich brachten, betragen über 3000 Mann. Auf dem Abhang des Sahel steht jetzt eine furchtbare Vertheidigungslinie und alle Lager haben Verstärkungen erhalten, um Ausfälle zu machen. Uebrigens ist unsere Lage fortwährend dieselbe. Die Lebensmittel sind theuer und die Märkte leer.

Das Benehmen der Regierung in der orientalischen Frage hat viele Deputirte aufgebracht, weil es Frankreich in den Augen der übrigen Mächte offenbar compromittirt. Zuerst stimmt Admiral Roussin den Ansichten der andern Cabinette bei, und unterzeichnet eine Collectivnote in diesem Sinne; dann mißbilligt der König dieses Verfahren des Gesandten, ruft ihn zurück, und schickt den Hrn. v. Pontois hin, den die ministeriellen Blätter zugleich als einen großen Geist ausposaunen. Hr. v. Pontois spricht auch anfänglich in Konstantinopel sehr vornehm, als wolle Frankreich einmal wieder auf eigene Faust handeln und den Mehemed Ali gegen alle Angriffe in Schutz nehmen: kaum aber haben die andern Mächte sich dahin vernehmen lassen, daß sie sich durch solche Reden nicht imponiren lassen, so nimmt die hiesige Regierung und Hr. v. Pontois eine andere Sprache an, dieselbe, welche Admiral Roussin gleich anfangs geführt hatte, und die man in der Thronrede liest, nämlich die gänzliche Uebereinstimmung aller Mächte, während man von Mehemed die ihm dargebotene Hand zurückzieht und ihn seinem Schicksal überläßt. Jenes Erheben und das nachherige Herabfallen ins alte Geleise können Frankreich nur schaden. Warum blieb man, so lauten die Vorwürfe, nicht lieber im alten System der Concessionen und der Anschmiegung an die Systeme der andern Mächte? Man behauptet auch, die augenblickliche Isolirung Frankreichs von den andern Mächten habe zur Wiederanknüpfung der Unterhandlungen zwischen Rußland und England beigetragen, welche Unterhandlungen sicher keinen für Frankreich vortheilhaften Zweck haben. Man schreibt übrigens das Benehmen der Regierung nicht dem Ministerium, sondern zunächst den Rathschlägen des Hrn. Guizot zu. -- Diese Sprache ist im Munde der Legitimisten, der Opposition und des Tiers-Parti. Die Debatten über die Adressen werden davon wiederhallen. Die Deputirten lesen mehr als sonst die auf die orientalische Frage bezüglichen Correspondenzen und Aufsätze in der Allg. Zeitung. -- Das Gerede des National über eine durch die Sprache des Hrn. v. Pontois zu erwartende Begründung der französischen Macht in Aegypten fand von Anbeginn an hier keinen Anklang, und jetzt insbesondere denkt Niemand mehr daran, weil die Algierischen Angelegenheiten der Regierung genug zu schaffen machen; übrigens kann man nicht sagen, daß letztere den Hof zu der Veränderung seiner Sprache in Konstantinopel bestimmt hätten, denn diese Veränderung war schon vor den Ereignissen von Algier erfolgt. Der Hof bemüht sich übrigens, den Admiral Roussin zum Schweigen zu bestimmen; daher der artige Empfang, der ihm beim König wurde. Daher auch hat der Hof durch den Herzog Decazes die Pairs ersuchen lassen, dem Admiral ihre Stimmen zur Würde eines Secretärs der Pairskammer zu geben; der Herzog sagte jedem, es geschehe dadurch dem Hofe eine Gefälligkeit.

Die zurückhaltende Art, womit man in gewissen Kreisen von der zweiten Sendung des Hrn. v.


Das mit vieler Spannung erwartete Dampfboot The British Queen ist, wie man hört, in Gravesend eingelaufen, hat aber die nordamerikanische Präsidentenbotschaft nicht mitgebracht, da es New-York am 2 Dec. verließ, auf welchen Tag der Zusammentritt des Congresses in Washington anstand, dem dann die Botschaft vermuthlich um zwei Tage später vorgelegt worden seyn wird.


Frankreich.

In der Sitzung der Deputirtenkammer am 27 Dec. wurde, da in der vorigen Sitzung für die Wahl des vierten Vicepräsidenten in zwei Scrutinen sich keine entscheidende Majorität ergeben hatte, ein Ballotage-Scrutin zwischen den HH. Martin (du Nord) und Vivien, welche die meisten Stimmen erhalten hatten, vorgenommen. Hr. Martin (du Nord) erhielt unter 287 Votanten 147, Hr. Vivien 137 Stimmen. Drei Stimmzettel blieben weiß. Hr. Martin (du Nord) ward sonach zum vierten Vicepräsidenten ausgerufen. Bei dem darauf folgenden Scrutin für Ernennung der Secretäre der Kammer erhielten unter 291 Votanten folgende Candidaten die meisten Stimmen: Hr. Malleville 186, Hr. Havin 159, Hr. Dubois 149, Hr. Bignon 159. Die genannten vier Herren wurden sonach als Secretäre der Kammer verkündigt, und die Sitzung aufgehoben.

Der Erzbischof von Paris ward am 25 Dec. in Anwesenheit des ganzen Capitels providirt, obgleich seine Krankheit sich sehr gemildert hatte.

Die Familie Nourrit scheint unter einem unglücklichen Verhängniß zu stehen. Der einzige hinterlassene Sohn des berühmten Künstlers ist gestorben.

Hr. Carpentras, der vor den Assienhof der Rhonemündungen unter der Anklage eines Complotversuchs gegen die Regierung gestellt wurde, ward sammt seinen Mitangeklagten freigesprochen.

Auch in den Pariser Blättern, sogar im Journal des Débats, finden sich heute Briefe aus Toulon vom 22 Dec., welche von einem großen über die Araber erfochtenen Sieg bei Maison carrée sprechen. Es seyen 4 bis 5000 Feinde auf dem Schlachtfeld geblieben — eine Zahl, die dem Journal des Débats „ein bißchen übertrieben“ vorkommt. Aus den Berichten, die uns heute aus Algier zugekommen, geht hervor, daß allerdings Gerüchte von einem glänzenden Sieg dort verbreitet gewesen; die Officiere des Linienschiffs Neptun wiederholten diese Gerüchte wohl mit noch größerer Uebertreibung in Toulon; in der That fand aber nur ein ganz unbedeutendes Gefecht statt, wie man aus nachfolgendem Schreiben ersehen wird, das aufs neue beweist, wie wenig französischen Berichterstattern in solchen Dingen zu vertrauen ist — sie übertreiben ins Gränzenlose, mag es Sieg oder Niederlage gelten, wobei ihre Phantasie so geschäftig ist, daß sie eine Menge Details beifügen, als wären sie Augenzeugen gewesen. Wir hoffen bald regelmäßige und durchaus verlässige Berichte von dort zu bekommen.

Der Vicomte Moriz Cécard, Sohn des Marschalls, hat sich als freiwilliger Soldat unter das 1ste Regiment der Spahis in Afrika aufnehmen lassen.

Die Gerüchte, welche sich in unserer Stadt von einem bei Maison carrée vorgefallenen Gefecht, in dem die Araber 3 bis 4000 Mann verloren haben sollen, verbreitet hatten, waren falsch. Der große Sieg reducirt sich auf ein ganz unbedeutendes Resultat. Wir hatten zwar gleich vermuthet, daß jene Gerüchte übertrieben seyen, dachten aber doch, man habe den Arabern bei Maison carrée eine tüchtige Lection gegeben. Es blieben aber nur etwa hundert Araber auf dem Kampfplatz, wie uns Officiere, die aus der Metidscha kommen, versichern. Der Marschall Valée scheint trotz der bedeutenden Verstärkungen, die er erhalten, noch nicht Willens, vorzurücken, und der Krieg wird wohl bis zum künftigen Frühjahr nur innerhalb der Metidscha geführt werden. Die Verstärkungen, welche die letzten Schiffe aus Frankreich brachten, betragen über 3000 Mann. Auf dem Abhang des Sahel steht jetzt eine furchtbare Vertheidigungslinie und alle Lager haben Verstärkungen erhalten, um Ausfälle zu machen. Uebrigens ist unsere Lage fortwährend dieselbe. Die Lebensmittel sind theuer und die Märkte leer.

Das Benehmen der Regierung in der orientalischen Frage hat viele Deputirte aufgebracht, weil es Frankreich in den Augen der übrigen Mächte offenbar compromittirt. Zuerst stimmt Admiral Roussin den Ansichten der andern Cabinette bei, und unterzeichnet eine Collectivnote in diesem Sinne; dann mißbilligt der König dieses Verfahren des Gesandten, ruft ihn zurück, und schickt den Hrn. v. Pontois hin, den die ministeriellen Blätter zugleich als einen großen Geist ausposaunen. Hr. v. Pontois spricht auch anfänglich in Konstantinopel sehr vornehm, als wolle Frankreich einmal wieder auf eigene Faust handeln und den Mehemed Ali gegen alle Angriffe in Schutz nehmen: kaum aber haben die andern Mächte sich dahin vernehmen lassen, daß sie sich durch solche Reden nicht imponiren lassen, so nimmt die hiesige Regierung und Hr. v. Pontois eine andere Sprache an, dieselbe, welche Admiral Roussin gleich anfangs geführt hatte, und die man in der Thronrede liest, nämlich die gänzliche Uebereinstimmung aller Mächte, während man von Mehemed die ihm dargebotene Hand zurückzieht und ihn seinem Schicksal überläßt. Jenes Erheben und das nachherige Herabfallen ins alte Geleise können Frankreich nur schaden. Warum blieb man, so lauten die Vorwürfe, nicht lieber im alten System der Concessionen und der Anschmiegung an die Systeme der andern Mächte? Man behauptet auch, die augenblickliche Isolirung Frankreichs von den andern Mächten habe zur Wiederanknüpfung der Unterhandlungen zwischen Rußland und England beigetragen, welche Unterhandlungen sicher keinen für Frankreich vortheilhaften Zweck haben. Man schreibt übrigens das Benehmen der Regierung nicht dem Ministerium, sondern zunächst den Rathschlägen des Hrn. Guizot zu. — Diese Sprache ist im Munde der Legitimisten, der Opposition und des Tiers-Parti. Die Debatten über die Adressen werden davon wiederhallen. Die Deputirten lesen mehr als sonst die auf die orientalische Frage bezüglichen Correspondenzen und Aufsätze in der Allg. Zeitung. — Das Gerede des National über eine durch die Sprache des Hrn. v. Pontois zu erwartende Begründung der französischen Macht in Aegypten fand von Anbeginn an hier keinen Anklang, und jetzt insbesondere denkt Niemand mehr daran, weil die Algierischen Angelegenheiten der Regierung genug zu schaffen machen; übrigens kann man nicht sagen, daß letztere den Hof zu der Veränderung seiner Sprache in Konstantinopel bestimmt hätten, denn diese Veränderung war schon vor den Ereignissen von Algier erfolgt. Der Hof bemüht sich übrigens, den Admiral Roussin zum Schweigen zu bestimmen; daher der artige Empfang, der ihm beim König wurde. Daher auch hat der Hof durch den Herzog Decazes die Pairs ersuchen lassen, dem Admiral ihre Stimmen zur Würde eines Secretärs der Pairskammer zu geben; der Herzog sagte jedem, es geschehe dadurch dem Hofe eine Gefälligkeit.

Die zurückhaltende Art, womit man in gewissen Kreisen von der zweiten Sendung des Hrn. v.

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[0004/0004] Das mit vieler Spannung erwartete Dampfboot The British Queen ist, wie man hört, in Gravesend eingelaufen, hat aber die nordamerikanische Präsidentenbotschaft nicht mitgebracht, da es New-York am 2 Dec. verließ, auf welchen Tag der Zusammentritt des Congresses in Washington anstand, dem dann die Botschaft vermuthlich um zwei Tage später vorgelegt worden seyn wird. Frankreich. Paris, 27 Dec. * In der Sitzung der Deputirtenkammer am 27 Dec. wurde, da in der vorigen Sitzung für die Wahl des vierten Vicepräsidenten in zwei Scrutinen sich keine entscheidende Majorität ergeben hatte, ein Ballotage-Scrutin zwischen den HH. Martin (du Nord) und Vivien, welche die meisten Stimmen erhalten hatten, vorgenommen. Hr. Martin (du Nord) erhielt unter 287 Votanten 147, Hr. Vivien 137 Stimmen. Drei Stimmzettel blieben weiß. Hr. Martin (du Nord) ward sonach zum vierten Vicepräsidenten ausgerufen. Bei dem darauf folgenden Scrutin für Ernennung der Secretäre der Kammer erhielten unter 291 Votanten folgende Candidaten die meisten Stimmen: Hr. Malleville 186, Hr. Havin 159, Hr. Dubois 149, Hr. Bignon 159. Die genannten vier Herren wurden sonach als Secretäre der Kammer verkündigt, und die Sitzung aufgehoben. Der Erzbischof von Paris ward am 25 Dec. in Anwesenheit des ganzen Capitels providirt, obgleich seine Krankheit sich sehr gemildert hatte. Die Familie Nourrit scheint unter einem unglücklichen Verhängniß zu stehen. Der einzige hinterlassene Sohn des berühmten Künstlers ist gestorben. Hr. Carpentras, der vor den Assienhof der Rhonemündungen unter der Anklage eines Complotversuchs gegen die Regierung gestellt wurde, ward sammt seinen Mitangeklagten freigesprochen. Auch in den Pariser Blättern, sogar im Journal des Débats, finden sich heute Briefe aus Toulon vom 22 Dec., welche von einem großen über die Araber erfochtenen Sieg bei Maison carrée sprechen. Es seyen 4 bis 5000 Feinde auf dem Schlachtfeld geblieben — eine Zahl, die dem Journal des Débats „ein bißchen übertrieben“ vorkommt. Aus den Berichten, die uns heute aus Algier zugekommen, geht hervor, daß allerdings Gerüchte von einem glänzenden Sieg dort verbreitet gewesen; die Officiere des Linienschiffs Neptun wiederholten diese Gerüchte wohl mit noch größerer Uebertreibung in Toulon; in der That fand aber nur ein ganz unbedeutendes Gefecht statt, wie man aus nachfolgendem Schreiben ersehen wird, das aufs neue beweist, wie wenig französischen Berichterstattern in solchen Dingen zu vertrauen ist — sie übertreiben ins Gränzenlose, mag es Sieg oder Niederlage gelten, wobei ihre Phantasie so geschäftig ist, daß sie eine Menge Details beifügen, als wären sie Augenzeugen gewesen. Wir hoffen bald regelmäßige und durchaus verlässige Berichte von dort zu bekommen. Der Vicomte Moriz Cécard, Sohn des Marschalls, hat sich als freiwilliger Soldat unter das 1ste Regiment der Spahis in Afrika aufnehmen lassen. Algier, 21 Dec.* Die Gerüchte, welche sich in unserer Stadt von einem bei Maison carrée vorgefallenen Gefecht, in dem die Araber 3 bis 4000 Mann verloren haben sollen, verbreitet hatten, waren falsch. Der große Sieg reducirt sich auf ein ganz unbedeutendes Resultat. Wir hatten zwar gleich vermuthet, daß jene Gerüchte übertrieben seyen, dachten aber doch, man habe den Arabern bei Maison carrée eine tüchtige Lection gegeben. Es blieben aber nur etwa hundert Araber auf dem Kampfplatz, wie uns Officiere, die aus der Metidscha kommen, versichern. Der Marschall Valée scheint trotz der bedeutenden Verstärkungen, die er erhalten, noch nicht Willens, vorzurücken, und der Krieg wird wohl bis zum künftigen Frühjahr nur innerhalb der Metidscha geführt werden. Die Verstärkungen, welche die letzten Schiffe aus Frankreich brachten, betragen über 3000 Mann. Auf dem Abhang des Sahel steht jetzt eine furchtbare Vertheidigungslinie und alle Lager haben Verstärkungen erhalten, um Ausfälle zu machen. Uebrigens ist unsere Lage fortwährend dieselbe. Die Lebensmittel sind theuer und die Märkte leer. ∸Paris, 26 Dec. Das Benehmen der Regierung in der orientalischen Frage hat viele Deputirte aufgebracht, weil es Frankreich in den Augen der übrigen Mächte offenbar compromittirt. Zuerst stimmt Admiral Roussin den Ansichten der andern Cabinette bei, und unterzeichnet eine Collectivnote in diesem Sinne; dann mißbilligt der König dieses Verfahren des Gesandten, ruft ihn zurück, und schickt den Hrn. v. Pontois hin, den die ministeriellen Blätter zugleich als einen großen Geist ausposaunen. Hr. v. Pontois spricht auch anfänglich in Konstantinopel sehr vornehm, als wolle Frankreich einmal wieder auf eigene Faust handeln und den Mehemed Ali gegen alle Angriffe in Schutz nehmen: kaum aber haben die andern Mächte sich dahin vernehmen lassen, daß sie sich durch solche Reden nicht imponiren lassen, so nimmt die hiesige Regierung und Hr. v. Pontois eine andere Sprache an, dieselbe, welche Admiral Roussin gleich anfangs geführt hatte, und die man in der Thronrede liest, nämlich die gänzliche Uebereinstimmung aller Mächte, während man von Mehemed die ihm dargebotene Hand zurückzieht und ihn seinem Schicksal überläßt. Jenes Erheben und das nachherige Herabfallen ins alte Geleise können Frankreich nur schaden. Warum blieb man, so lauten die Vorwürfe, nicht lieber im alten System der Concessionen und der Anschmiegung an die Systeme der andern Mächte? Man behauptet auch, die augenblickliche Isolirung Frankreichs von den andern Mächten habe zur Wiederanknüpfung der Unterhandlungen zwischen Rußland und England beigetragen, welche Unterhandlungen sicher keinen für Frankreich vortheilhaften Zweck haben. Man schreibt übrigens das Benehmen der Regierung nicht dem Ministerium, sondern zunächst den Rathschlägen des Hrn. Guizot zu. — Diese Sprache ist im Munde der Legitimisten, der Opposition und des Tiers-Parti. Die Debatten über die Adressen werden davon wiederhallen. Die Deputirten lesen mehr als sonst die auf die orientalische Frage bezüglichen Correspondenzen und Aufsätze in der Allg. Zeitung. — Das Gerede des National über eine durch die Sprache des Hrn. v. Pontois zu erwartende Begründung der französischen Macht in Aegypten fand von Anbeginn an hier keinen Anklang, und jetzt insbesondere denkt Niemand mehr daran, weil die Algierischen Angelegenheiten der Regierung genug zu schaffen machen; übrigens kann man nicht sagen, daß letztere den Hof zu der Veränderung seiner Sprache in Konstantinopel bestimmt hätten, denn diese Veränderung war schon vor den Ereignissen von Algier erfolgt. Der Hof bemüht sich übrigens, den Admiral Roussin zum Schweigen zu bestimmen; daher der artige Empfang, der ihm beim König wurde. Daher auch hat der Hof durch den Herzog Decazes die Pairs ersuchen lassen, dem Admiral ihre Stimmen zur Würde eines Secretärs der Pairskammer zu geben; der Herzog sagte jedem, es geschehe dadurch dem Hofe eine Gefälligkeit. ∗Paris, 27 Dec. Die zurückhaltende Art, womit man in gewissen Kreisen von der zweiten Sendung des Hrn. v.

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 1. Augsburg, 1. Januar 1840, S. 0004. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_001_18400101/4>, abgerufen am 21.11.2024.