Allgemeine Zeitung. Nr. 1. Augsburg, 1. Januar 1840.
Aus Baden, 28 Dec. Dieselbe Witterung, die in den Monaten October und November Ober-Italien heimsuchte, ist nun seitdem diesseits der Alpen eingetreten. Seit einigen Tagen ergießt sich der Regen bei anhaltendem heftigen Südwestwind stromweise vom Himmel, alle unsere Bergflüsse sind hoch angelaufen, und wir haben es nur der in der neuesten Zeit zu Stande gebrachten trefflichen Eindämmung derselben zu verdanken, daß bis jetzt nicht ähnliche Ueberschwemmungen und Verheerungen stattfanden wie im Jahr 1824. Dabei steht der Thermometer Mittags nicht selten in den Niederungen zwischen + 12 bis 14, während der Barometer auf 27'' steht. Die außerordentlich milde Witterung hat alle Vorboten des Frühlings noch am Schlusse des alten Jahres ins Leben gerufen: blühende Veilchen, Rosen, Erdbeeren u. A. verkünden das Ungewöhnliche der Zeit. Allgemein will man hierin das Anzeichen eines kommenden segenreichen Jahres erkennen -- eine Meinung, die wenigstens auf die Preise der Lebensmittel zum Vortheile der Consumenten bereits sehr günstig eingewirkt hat. -- Bei unsern Truppen hat ein bedeutendes Avancement durch Pensionirung einiger höheren älteren Officiere stattgefunden. Wie bestimmt verlautet, wird das achte Armeecorps des deutschen Bundes, wozu unser Militär gehört, im September des folgenden Jahres zum erstenmal sich vereinigen, um in der Gegend von Heilbronn ein Lager zu beziehen und gemeinsame Manöuvres auszuführen. Als Commandanten der vereinigten Truppen bezeichnet man einen edlen deutschen Fürsten, der im russischen und in den Befreiungskriegen aufs rühmlichste sich ausgezeichnet hat. Dresden, 18 Dec. Am 13 d. M. feierten die Freunde Tiedge's den Geburtstag dieses ältesten aller jetzt lebenden deutschen Dichter. Er trat an diesem Tage sein 88stes Lebensjahr an, und zwar beim vollen Besitze aller Sinne und Seelenkräfte, und mit einer für solch hohes Alter seltenen Geistesheiterkeit. (Nordd. Bl.) Leipzig, 27 Dec. Gestern Nachmittag ist die sterbliche Hülle des Bürgermeisters Dr. Deutrich feierlichst zur Erde bestattet worden. Außer einer zahlreichen Bürgerschaft aus allen Classen folgten dem Zuge Deputirte beider Kammern, die Universität, der Handelsstand etc. Als Redner am Grabe sprachen Vicebürgermeister Otto, der Bürgermeister Dr. Hübler aus Dresden, Mitglied der ersten Kammer, Kreisdirector Dr. v. Falkenstein und Superintendent Dr. Großmann. -- Das Comite der hiesigen Buchhändler und Buchdrucker hat kürzlich einen Erlaß über die Festlichkeiten veröffentlicht, die im Jahr 1840 zum Gedächtnisse der Erfindung der Buchdruckerkunst hier stattfinden sollen. Hannover, 26 Dec. Man glaubt hier der Proclamation, welche die vertagte Ständeversammlung auf Ende Januar oder Anfang Februar einberuft, in den nächsten Tagen entgegensehen zu dürfen. Man glaubt, daß außerordentliche Mittel ergriffen werden würden, um von den unvertretenen Corporationen, wenigstens von den bäuerlichen Wahldistricten, Ergänzungswahlen zu erhalten. Bei den vielen Mitteln, welche in dieser Beziehung einer Regierung zu Gebote stehen, wird auch vermuthlich die eine oder die andere solcher Wahlen gelingen: die übrigen Corporationen aber werden (vielleicht mit Ausnahme der Stadt und Universität Göttingen) die Wahlen zu der vertagten Ständeversammlung, wie es scheint, verweigern. Daß die in Osnabrück auf den Advocaten Droop daselbst gefallene Wahl behufs Ergänzung des Magistrats vom Cabinet nicht bestätigt worden, hat, wie wenigstens das Publicum glaubt, nicht sowohl in der Anhänglichkeit des Gewählten an das Staatsgrundgesetz seinen Grund, als vielmehr darin, daß man einen Grund zu haben wünscht, Stüven den Urlaub zu verweigern, im Fall auf denselben eine Wahl zur Ständeversammlung fiele. Vermuthlich wird man den bäuerlichen Wahldistricten das Recht, eine Wahl abzulehnen, jetzt bestreiten: auf diese Weise zu einer Wahl veranlaßt, wird vermuthlich einer oder der andere dieser Districte Stüven zum Deputirten wählen (wie dieß z. B. bereits im Junius d. J. von dem Hoya'schen, deßgleichen von dem Bentheim'schen Bauernstande geschehen ist.) Im Jahr 1838 war Stüve von der kleinen Stadt Fürstenau gewählt worden, da hielt man die Zulassung über sechs Wochen lang hin -- bis die Vertagung eintrat. Wenn nun das Magistratscollegium von Osnabrück mehrere Monate incomplet gehalten wird und noch incomplet ist, wenn eine Wahl auf Stüve fällt, so hat man einen Grund, die Entfernung noch eines Magistratsmitglieds, als zu sehr den Geschäftsgang beeinträchtigend, zu verhindern, und auf diese Weise Stüve's Eintritt in die Kammer zu verhüten. Da (wie dieß aus den jetzt gedruckten Protokollen hervorgeht) die 38 Mitglieder der zweiten Kammer im Junius d. J. doch nicht mit der Bereitwilligkeit und Fügsamkeit an ihr Werk gingen, wie man dieß von ihnen erwartete, so würde freilich in dieser Beziehung Stüve's Theilnahme an den Verhandlungen sehr unwillkommen seyn. Preußen. Berlin, 22 Dec. Die vom Hamburger Correspondenten aus Leipzig mitgetheilte Nachricht, daß die Regierung endlich daran denke, gegen das Unwesen des Hegelianismus möglichst einzuschreiten, wurde in unsern besser unterrichteten Kreisen nicht so auffallend gefunden, als sie dem Leipziger Berichterstatter erscheinen mochte. Es ist bekannt, daß gleich nach Hegels Tode einem der entschiedensten und überlegensten Gegner seines Systems eben so bestimmte als glänzende Anerbietungen zur Uebernahme seines Lehrstuhls von hier aus gemacht wurden, und daß nur die Abneigung des gefeierten Philosophen in vorgerücktem Alter in eine völlige Aenderung seiner Lebensverhältnisse und in einen wahrscheinlich nicht ohne Erbitterung zu führenden Kampf mit einer zahlreichen und sichergewordenen Schule einzugehen, es verhinderten, daß nicht schon damals dem Hegelianismus der empfindlichste Schlag versetzt wurde. Die Thätigkeit der Partei wußte die günstige Fügung, welche für dießmal ihren Lehrstuhl zu Berlin gerettet, aufs beste zu benützen und behauptete neuerdings das Feld; ja es schien als ob sie seit dem Tode ihres Meisters an Stärke und Rührigkeit gewonnen habe. Auch läßt sich nicht läugnen, daß sie ein fruchtbares Erdreich vorfand. Der größere Theil unseres Beamtenstandes hat die Hegel'schen Theorien über den Staat mit Begierde sich angeeignet. Gleichwohl konnten die Hegelianer den Sturm nicht beschwören, den Leo mit Waffen, die wir keineswegs unbedingt zu billigen gemeint sind, zu Halle gegen sie erregte. Die geschärften Vorschriften, welche die Censurbehörden erhielten, brachten endlich auch in Berlin die Sache zu erneuter Anregung. Die hier erscheinenden Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik, das Hauptorgan der hiesigen Hegelianer, drohten in Folge von Mißverhältnissen mit dem Censor einzugehen, und nur der persönlichen, kräftigen Verwendung v. Altensteins, welcher die Gesellschaft vor ähnlichen Unbilden zu schützen versprach, gelang es, ihren Fortbestand zu sichern. Die Jahrbücher werden fortbestehen, aber nur unter der von höherer Seite entschieden gestellten Bedingung, daß sie nicht mehr
Aus Baden, 28 Dec. Dieselbe Witterung, die in den Monaten October und November Ober-Italien heimsuchte, ist nun seitdem diesseits der Alpen eingetreten. Seit einigen Tagen ergießt sich der Regen bei anhaltendem heftigen Südwestwind stromweise vom Himmel, alle unsere Bergflüsse sind hoch angelaufen, und wir haben es nur der in der neuesten Zeit zu Stande gebrachten trefflichen Eindämmung derselben zu verdanken, daß bis jetzt nicht ähnliche Ueberschwemmungen und Verheerungen stattfanden wie im Jahr 1824. Dabei steht der Thermometer Mittags nicht selten in den Niederungen zwischen + 12 bis 14, während der Barometer auf 27'' steht. Die außerordentlich milde Witterung hat alle Vorboten des Frühlings noch am Schlusse des alten Jahres ins Leben gerufen: blühende Veilchen, Rosen, Erdbeeren u. A. verkünden das Ungewöhnliche der Zeit. Allgemein will man hierin das Anzeichen eines kommenden segenreichen Jahres erkennen — eine Meinung, die wenigstens auf die Preise der Lebensmittel zum Vortheile der Consumenten bereits sehr günstig eingewirkt hat. — Bei unsern Truppen hat ein bedeutendes Avancement durch Pensionirung einiger höheren älteren Officiere stattgefunden. Wie bestimmt verlautet, wird das achte Armeecorps des deutschen Bundes, wozu unser Militär gehört, im September des folgenden Jahres zum erstenmal sich vereinigen, um in der Gegend von Heilbronn ein Lager zu beziehen und gemeinsame Manöuvres auszuführen. Als Commandanten der vereinigten Truppen bezeichnet man einen edlen deutschen Fürsten, der im russischen und in den Befreiungskriegen aufs rühmlichste sich ausgezeichnet hat. Dresden, 18 Dec. Am 13 d. M. feierten die Freunde Tiedge's den Geburtstag dieses ältesten aller jetzt lebenden deutschen Dichter. Er trat an diesem Tage sein 88stes Lebensjahr an, und zwar beim vollen Besitze aller Sinne und Seelenkräfte, und mit einer für solch hohes Alter seltenen Geistesheiterkeit. (Nordd. Bl.) Leipzig, 27 Dec. Gestern Nachmittag ist die sterbliche Hülle des Bürgermeisters Dr. Deutrich feierlichst zur Erde bestattet worden. Außer einer zahlreichen Bürgerschaft aus allen Classen folgten dem Zuge Deputirte beider Kammern, die Universität, der Handelsstand etc. Als Redner am Grabe sprachen Vicebürgermeister Otto, der Bürgermeister Dr. Hübler aus Dresden, Mitglied der ersten Kammer, Kreisdirector Dr. v. Falkenstein und Superintendent Dr. Großmann. — Das Comité der hiesigen Buchhändler und Buchdrucker hat kürzlich einen Erlaß über die Festlichkeiten veröffentlicht, die im Jahr 1840 zum Gedächtnisse der Erfindung der Buchdruckerkunst hier stattfinden sollen. Hannover, 26 Dec. Man glaubt hier der Proclamation, welche die vertagte Ständeversammlung auf Ende Januar oder Anfang Februar einberuft, in den nächsten Tagen entgegensehen zu dürfen. Man glaubt, daß außerordentliche Mittel ergriffen werden würden, um von den unvertretenen Corporationen, wenigstens von den bäuerlichen Wahldistricten, Ergänzungswahlen zu erhalten. Bei den vielen Mitteln, welche in dieser Beziehung einer Regierung zu Gebote stehen, wird auch vermuthlich die eine oder die andere solcher Wahlen gelingen: die übrigen Corporationen aber werden (vielleicht mit Ausnahme der Stadt und Universität Göttingen) die Wahlen zu der vertagten Ständeversammlung, wie es scheint, verweigern. Daß die in Osnabrück auf den Advocaten Droop daselbst gefallene Wahl behufs Ergänzung des Magistrats vom Cabinet nicht bestätigt worden, hat, wie wenigstens das Publicum glaubt, nicht sowohl in der Anhänglichkeit des Gewählten an das Staatsgrundgesetz seinen Grund, als vielmehr darin, daß man einen Grund zu haben wünscht, Stüven den Urlaub zu verweigern, im Fall auf denselben eine Wahl zur Ständeversammlung fiele. Vermuthlich wird man den bäuerlichen Wahldistricten das Recht, eine Wahl abzulehnen, jetzt bestreiten: auf diese Weise zu einer Wahl veranlaßt, wird vermuthlich einer oder der andere dieser Districte Stüven zum Deputirten wählen (wie dieß z. B. bereits im Junius d. J. von dem Hoya'schen, deßgleichen von dem Bentheim'schen Bauernstande geschehen ist.) Im Jahr 1838 war Stüve von der kleinen Stadt Fürstenau gewählt worden, da hielt man die Zulassung über sechs Wochen lang hin — bis die Vertagung eintrat. Wenn nun das Magistratscollegium von Osnabrück mehrere Monate incomplet gehalten wird und noch incomplet ist, wenn eine Wahl auf Stüve fällt, so hat man einen Grund, die Entfernung noch eines Magistratsmitglieds, als zu sehr den Geschäftsgang beeinträchtigend, zu verhindern, und auf diese Weise Stüve's Eintritt in die Kammer zu verhüten. Da (wie dieß aus den jetzt gedruckten Protokollen hervorgeht) die 38 Mitglieder der zweiten Kammer im Junius d. J. doch nicht mit der Bereitwilligkeit und Fügsamkeit an ihr Werk gingen, wie man dieß von ihnen erwartete, so würde freilich in dieser Beziehung Stüve's Theilnahme an den Verhandlungen sehr unwillkommen seyn. Preußen. Berlin, 22 Dec. Die vom Hamburger Correspondenten aus Leipzig mitgetheilte Nachricht, daß die Regierung endlich daran denke, gegen das Unwesen des Hegelianismus möglichst einzuschreiten, wurde in unsern besser unterrichteten Kreisen nicht so auffallend gefunden, als sie dem Leipziger Berichterstatter erscheinen mochte. Es ist bekannt, daß gleich nach Hegels Tode einem der entschiedensten und überlegensten Gegner seines Systems eben so bestimmte als glänzende Anerbietungen zur Uebernahme seines Lehrstuhls von hier aus gemacht wurden, und daß nur die Abneigung des gefeierten Philosophen in vorgerücktem Alter in eine völlige Aenderung seiner Lebensverhältnisse und in einen wahrscheinlich nicht ohne Erbitterung zu führenden Kampf mit einer zahlreichen und sichergewordenen Schule einzugehen, es verhinderten, daß nicht schon damals dem Hegelianismus der empfindlichste Schlag versetzt wurde. Die Thätigkeit der Partei wußte die günstige Fügung, welche für dießmal ihren Lehrstuhl zu Berlin gerettet, aufs beste zu benützen und behauptete neuerdings das Feld; ja es schien als ob sie seit dem Tode ihres Meisters an Stärke und Rührigkeit gewonnen habe. Auch läßt sich nicht läugnen, daß sie ein fruchtbares Erdreich vorfand. Der größere Theil unseres Beamtenstandes hat die Hegel'schen Theorien über den Staat mit Begierde sich angeeignet. Gleichwohl konnten die Hegelianer den Sturm nicht beschwören, den Leo mit Waffen, die wir keineswegs unbedingt zu billigen gemeint sind, zu Halle gegen sie erregte. Die geschärften Vorschriften, welche die Censurbehörden erhielten, brachten endlich auch in Berlin die Sache zu erneuter Anregung. Die hier erscheinenden Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik, das Hauptorgan der hiesigen Hegelianer, drohten in Folge von Mißverhältnissen mit dem Censor einzugehen, und nur der persönlichen, kräftigen Verwendung v. Altensteins, welcher die Gesellschaft vor ähnlichen Unbilden zu schützen versprach, gelang es, ihren Fortbestand zu sichern. 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Seit einigen Tagen ergießt sich der Regen bei anhaltendem heftigen Südwestwind stromweise vom Himmel, alle unsere Bergflüsse sind hoch angelaufen, und wir haben es nur der in der neuesten Zeit zu Stande gebrachten trefflichen Eindämmung derselben zu verdanken, daß bis jetzt nicht ähnliche Ueberschwemmungen und Verheerungen stattfanden wie im Jahr 1824. Dabei steht der Thermometer Mittags nicht selten in den Niederungen zwischen + 12 bis 14, während der Barometer auf 27'' steht. Die außerordentlich milde Witterung hat alle Vorboten des Frühlings noch am Schlusse des alten Jahres ins Leben gerufen: blühende Veilchen, Rosen, Erdbeeren u. A. verkünden das Ungewöhnliche der Zeit. Allgemein will man hierin das Anzeichen eines kommenden segenreichen Jahres erkennen — eine Meinung, die wenigstens auf die Preise der Lebensmittel zum Vortheile der Consumenten bereits sehr günstig eingewirkt hat. — Bei unsern Truppen hat ein bedeutendes Avancement durch Pensionirung einiger höheren älteren Officiere stattgefunden. Wie bestimmt verlautet, wird das achte Armeecorps des deutschen Bundes, wozu unser Militär gehört, im September des folgenden Jahres zum erstenmal sich vereinigen, um in der Gegend von <hi rendition="#g">Heilbronn</hi> ein Lager zu beziehen und gemeinsame Manöuvres auszuführen. Als Commandanten der vereinigten Truppen bezeichnet man einen edlen deutschen Fürsten, der im russischen und in den Befreiungskriegen aufs rühmlichste sich ausgezeichnet hat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Dresden,</hi> 18 Dec.</dateline> <p> Am 13 d. 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Falkenstein und Superintendent Dr. Großmann. — Das Comité der hiesigen Buchhändler und Buchdrucker hat kürzlich einen Erlaß über die Festlichkeiten veröffentlicht, die im Jahr 1840 zum Gedächtnisse der Erfindung der Buchdruckerkunst hier stattfinden sollen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <byline>*</byline> <dateline><hi rendition="#b">Hannover,</hi> 26 Dec.</dateline> <p> Man glaubt hier der Proclamation, welche die vertagte Ständeversammlung auf Ende Januar oder Anfang Februar einberuft, in den nächsten Tagen entgegensehen zu dürfen. Man glaubt, daß außerordentliche Mittel ergriffen werden würden, um von den unvertretenen Corporationen, wenigstens von den bäuerlichen Wahldistricten, Ergänzungswahlen zu erhalten. Bei den vielen Mitteln, welche in dieser Beziehung einer Regierung zu Gebote stehen, wird auch vermuthlich die eine oder die andere solcher Wahlen gelingen: die übrigen Corporationen aber werden (vielleicht mit Ausnahme der Stadt und Universität Göttingen) die Wahlen zu der vertagten Ständeversammlung, wie es scheint, verweigern. Daß die in Osnabrück auf den Advocaten Droop daselbst gefallene Wahl behufs Ergänzung des Magistrats vom Cabinet nicht bestätigt worden, hat, wie wenigstens das Publicum glaubt, nicht sowohl in der Anhänglichkeit des Gewählten an das Staatsgrundgesetz seinen Grund, als vielmehr darin, daß man einen Grund zu haben wünscht, Stüven den Urlaub zu verweigern, im Fall auf denselben eine Wahl zur Ständeversammlung fiele. 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Da (wie dieß aus den jetzt gedruckten Protokollen hervorgeht) die 38 Mitglieder der zweiten Kammer im Junius d. J. doch nicht mit der Bereitwilligkeit und Fügsamkeit an ihr Werk gingen, wie man dieß von ihnen erwartete, so würde freilich in dieser Beziehung Stüve's Theilnahme an den Verhandlungen sehr unwillkommen seyn.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Preußen.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 22 Dec.</dateline> <p> Die vom Hamburger Correspondenten aus Leipzig mitgetheilte Nachricht, daß die Regierung endlich daran denke, gegen das Unwesen des Hegelianismus möglichst einzuschreiten, wurde in unsern besser unterrichteten Kreisen nicht so auffallend gefunden, als sie dem Leipziger Berichterstatter erscheinen mochte. Es ist bekannt, daß gleich nach Hegels Tode einem der entschiedensten und überlegensten Gegner seines Systems eben so bestimmte als glänzende Anerbietungen zur Uebernahme seines Lehrstuhls von hier aus gemacht wurden, und daß nur die Abneigung des gefeierten Philosophen in vorgerücktem Alter in eine völlige Aenderung seiner Lebensverhältnisse und in einen wahrscheinlich nicht ohne Erbitterung zu führenden Kampf mit einer zahlreichen und sichergewordenen Schule einzugehen, es verhinderten, daß nicht schon damals dem Hegelianismus der empfindlichste Schlag versetzt wurde. Die Thätigkeit der Partei wußte die günstige Fügung, welche für dießmal ihren Lehrstuhl zu Berlin gerettet, aufs beste zu benützen und behauptete neuerdings das Feld; ja es schien als ob sie seit dem Tode ihres Meisters an Stärke und Rührigkeit gewonnen habe. Auch läßt sich nicht läugnen, daß sie ein fruchtbares Erdreich vorfand. Der größere Theil unseres Beamtenstandes hat die Hegel'schen Theorien über den Staat mit Begierde sich angeeignet. Gleichwohl konnten die Hegelianer den Sturm nicht beschwören, den Leo mit Waffen, die wir keineswegs unbedingt zu billigen gemeint sind, zu Halle gegen sie erregte. Die geschärften Vorschriften, welche die Censurbehörden erhielten, brachten endlich auch in Berlin die Sache zu erneuter Anregung. Die hier erscheinenden Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik, das Hauptorgan der hiesigen Hegelianer, drohten in Folge von Mißverhältnissen mit dem Censor einzugehen, und nur der persönlichen, kräftigen Verwendung v. Altensteins, welcher die Gesellschaft vor ähnlichen Unbilden zu schützen versprach, gelang es, ihren Fortbestand zu sichern. Die Jahrbücher werden fortbestehen, aber nur unter der von höherer Seite entschieden gestellten Bedingung, daß sie nicht mehr<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0006/0006]
Dasselbe trat seine Rückreise am 25 Dec. Nachmittags an, und legte den 64 Wasserstunden betragenden Weg von Ulm bis Regensburg in 13 Stunden Fahrzeit zurück. (Reg. Zeitung.)
**Aus Baden, 28 Dec. Dieselbe Witterung, die in den Monaten October und November Ober-Italien heimsuchte, ist nun seitdem diesseits der Alpen eingetreten. Seit einigen Tagen ergießt sich der Regen bei anhaltendem heftigen Südwestwind stromweise vom Himmel, alle unsere Bergflüsse sind hoch angelaufen, und wir haben es nur der in der neuesten Zeit zu Stande gebrachten trefflichen Eindämmung derselben zu verdanken, daß bis jetzt nicht ähnliche Ueberschwemmungen und Verheerungen stattfanden wie im Jahr 1824. Dabei steht der Thermometer Mittags nicht selten in den Niederungen zwischen + 12 bis 14, während der Barometer auf 27'' steht. Die außerordentlich milde Witterung hat alle Vorboten des Frühlings noch am Schlusse des alten Jahres ins Leben gerufen: blühende Veilchen, Rosen, Erdbeeren u. A. verkünden das Ungewöhnliche der Zeit. Allgemein will man hierin das Anzeichen eines kommenden segenreichen Jahres erkennen — eine Meinung, die wenigstens auf die Preise der Lebensmittel zum Vortheile der Consumenten bereits sehr günstig eingewirkt hat. — Bei unsern Truppen hat ein bedeutendes Avancement durch Pensionirung einiger höheren älteren Officiere stattgefunden. Wie bestimmt verlautet, wird das achte Armeecorps des deutschen Bundes, wozu unser Militär gehört, im September des folgenden Jahres zum erstenmal sich vereinigen, um in der Gegend von Heilbronn ein Lager zu beziehen und gemeinsame Manöuvres auszuführen. Als Commandanten der vereinigten Truppen bezeichnet man einen edlen deutschen Fürsten, der im russischen und in den Befreiungskriegen aufs rühmlichste sich ausgezeichnet hat.
Dresden, 18 Dec. Am 13 d. M. feierten die Freunde Tiedge's den Geburtstag dieses ältesten aller jetzt lebenden deutschen Dichter. Er trat an diesem Tage sein 88stes Lebensjahr an, und zwar beim vollen Besitze aller Sinne und Seelenkräfte, und mit einer für solch hohes Alter seltenen Geistesheiterkeit. (Nordd. Bl.)
✝Leipzig, 27 Dec. Gestern Nachmittag ist die sterbliche Hülle des Bürgermeisters Dr. Deutrich feierlichst zur Erde bestattet worden. Außer einer zahlreichen Bürgerschaft aus allen Classen folgten dem Zuge Deputirte beider Kammern, die Universität, der Handelsstand etc. Als Redner am Grabe sprachen Vicebürgermeister Otto, der Bürgermeister Dr. Hübler aus Dresden, Mitglied der ersten Kammer, Kreisdirector Dr. v. Falkenstein und Superintendent Dr. Großmann. — Das Comité der hiesigen Buchhändler und Buchdrucker hat kürzlich einen Erlaß über die Festlichkeiten veröffentlicht, die im Jahr 1840 zum Gedächtnisse der Erfindung der Buchdruckerkunst hier stattfinden sollen.
*Hannover, 26 Dec. Man glaubt hier der Proclamation, welche die vertagte Ständeversammlung auf Ende Januar oder Anfang Februar einberuft, in den nächsten Tagen entgegensehen zu dürfen. Man glaubt, daß außerordentliche Mittel ergriffen werden würden, um von den unvertretenen Corporationen, wenigstens von den bäuerlichen Wahldistricten, Ergänzungswahlen zu erhalten. Bei den vielen Mitteln, welche in dieser Beziehung einer Regierung zu Gebote stehen, wird auch vermuthlich die eine oder die andere solcher Wahlen gelingen: die übrigen Corporationen aber werden (vielleicht mit Ausnahme der Stadt und Universität Göttingen) die Wahlen zu der vertagten Ständeversammlung, wie es scheint, verweigern. Daß die in Osnabrück auf den Advocaten Droop daselbst gefallene Wahl behufs Ergänzung des Magistrats vom Cabinet nicht bestätigt worden, hat, wie wenigstens das Publicum glaubt, nicht sowohl in der Anhänglichkeit des Gewählten an das Staatsgrundgesetz seinen Grund, als vielmehr darin, daß man einen Grund zu haben wünscht, Stüven den Urlaub zu verweigern, im Fall auf denselben eine Wahl zur Ständeversammlung fiele. Vermuthlich wird man den bäuerlichen Wahldistricten das Recht, eine Wahl abzulehnen, jetzt bestreiten: auf diese Weise zu einer Wahl veranlaßt, wird vermuthlich einer oder der andere dieser Districte Stüven zum Deputirten wählen (wie dieß z. B. bereits im Junius d. J. von dem Hoya'schen, deßgleichen von dem Bentheim'schen Bauernstande geschehen ist.) Im Jahr 1838 war Stüve von der kleinen Stadt Fürstenau gewählt worden, da hielt man die Zulassung über sechs Wochen lang hin — bis die Vertagung eintrat. Wenn nun das Magistratscollegium von Osnabrück mehrere Monate incomplet gehalten wird und noch incomplet ist, wenn eine Wahl auf Stüve fällt, so hat man einen Grund, die Entfernung noch eines Magistratsmitglieds, als zu sehr den Geschäftsgang beeinträchtigend, zu verhindern, und auf diese Weise Stüve's Eintritt in die Kammer zu verhüten. Da (wie dieß aus den jetzt gedruckten Protokollen hervorgeht) die 38 Mitglieder der zweiten Kammer im Junius d. J. doch nicht mit der Bereitwilligkeit und Fügsamkeit an ihr Werk gingen, wie man dieß von ihnen erwartete, so würde freilich in dieser Beziehung Stüve's Theilnahme an den Verhandlungen sehr unwillkommen seyn.
Preußen.
Berlin, 22 Dec. Die vom Hamburger Correspondenten aus Leipzig mitgetheilte Nachricht, daß die Regierung endlich daran denke, gegen das Unwesen des Hegelianismus möglichst einzuschreiten, wurde in unsern besser unterrichteten Kreisen nicht so auffallend gefunden, als sie dem Leipziger Berichterstatter erscheinen mochte. Es ist bekannt, daß gleich nach Hegels Tode einem der entschiedensten und überlegensten Gegner seines Systems eben so bestimmte als glänzende Anerbietungen zur Uebernahme seines Lehrstuhls von hier aus gemacht wurden, und daß nur die Abneigung des gefeierten Philosophen in vorgerücktem Alter in eine völlige Aenderung seiner Lebensverhältnisse und in einen wahrscheinlich nicht ohne Erbitterung zu führenden Kampf mit einer zahlreichen und sichergewordenen Schule einzugehen, es verhinderten, daß nicht schon damals dem Hegelianismus der empfindlichste Schlag versetzt wurde. Die Thätigkeit der Partei wußte die günstige Fügung, welche für dießmal ihren Lehrstuhl zu Berlin gerettet, aufs beste zu benützen und behauptete neuerdings das Feld; ja es schien als ob sie seit dem Tode ihres Meisters an Stärke und Rührigkeit gewonnen habe. Auch läßt sich nicht läugnen, daß sie ein fruchtbares Erdreich vorfand. Der größere Theil unseres Beamtenstandes hat die Hegel'schen Theorien über den Staat mit Begierde sich angeeignet. Gleichwohl konnten die Hegelianer den Sturm nicht beschwören, den Leo mit Waffen, die wir keineswegs unbedingt zu billigen gemeint sind, zu Halle gegen sie erregte. Die geschärften Vorschriften, welche die Censurbehörden erhielten, brachten endlich auch in Berlin die Sache zu erneuter Anregung. Die hier erscheinenden Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik, das Hauptorgan der hiesigen Hegelianer, drohten in Folge von Mißverhältnissen mit dem Censor einzugehen, und nur der persönlichen, kräftigen Verwendung v. Altensteins, welcher die Gesellschaft vor ähnlichen Unbilden zu schützen versprach, gelang es, ihren Fortbestand zu sichern. Die Jahrbücher werden fortbestehen, aber nur unter der von höherer Seite entschieden gestellten Bedingung, daß sie nicht mehr
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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