Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 3. Augsburg, 3. Januar 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Eintracht, sowohl von Seite der Eingebornen als Eingebürgerten, herrschte."

Dänemark.

Von der Zukunft wissen wir diesseits der Belte noch nicht viel mehr, als was die öffentlichen Blätter melden und ausgesprochen. Reichen Stoff bieten die veröffentlichten Adressen dar, die der neue Monarch mit überraschender Langmuth angehört und beantwortet hat. Kaufleute, Professoren und Studenten sind aufgetreten und haben in der schönsten Diction Lectionen ertheilt, und sich ausgebeten, wie es in Zukunft seyn müsse. Uns will dieß übereilt und ungehörig bedünken. Auch sind wir diesseits des Wassers nicht so zelotische Bewunderer der norwegischen Constitution, die jenseits von unsern insularischen Landesbrüdern so sehnlich gewünscht wird. Unsere weniger lebhafte, hausbackene Einbildungskraft (es ist hier von den Herzogthümern die Rede und vorzüglich von Holstein) beschränkt sich auf bescheidene Wünsche. Mit Ausnahme einiger sogenannten Ideologen aus den höheren Classen, die auf der andern Seite zu weit gehen und in ritterlichen, soll hier wohl heißen ritterschaftlichen Verhältnissen, in diplomatischen Feinheiten und abstracten andern Ideen, denen vielleicht unbewußt nur Egoismus und Personalismus zum Grunde liegen, das Heil des Staats begründen wollen, wünscht bei uns die Masse ein ganz einfaches Regiment, eine Art Stillleben, unscheinbar, aber tüchtig und wacker. Es will uns vorkommen, als wenn wir in der Reihe der Staaten unserm Wesen, der Größe und den Mitteln nach, dem wohlhabenden Mittelstande angehörten, und Andern Anderes überlassend, am besten, frei von künstlichen Institutionen im Innern und zu großen Ansprüchen nach außen hin, einen freundlichen, glücklichen Haushalt bildeten, der, auf Gerechtigkeit, Sparsamkeit und Milde gegründet, väterlich regiert, frei von Sorgen und ledig des Glanzes, sich tüchtig und kräftig entwickelte. Unter Mittelstand im bessern Sinne verstehen wir aber diejenige Classe die in beschränkter Häuslichkeit, Religion, gute Sitte, Sparsamkeit und Arbeitsamkeit als die höchsten Güter dieser Erde erkennt und in Ausübung bringt. So wird man das Vorstehende nicht mißdeuten. (Leipz. Bl.)

Welche Neuerungen wird der Thronwechsel veranlassen? Diese Frage bleibt immer noch von Bedeutung, wenn auch alle diejenigen getäuscht sind, welche sich mit der Hoffnung schmeichelten, Christian VIII, der Begründer der höchst liberalen norwegischen Verfassung, würde dem Königreich Dänemark, mit Aufopferung der absoluteu Souveränetät, eine Constitution im modernen Geiste ertheilen. Der Marine dürften Se. Majestät eine vorzügliche Obhut widmen. Die Landarmee scheint zu zahlreich; die Officiere der niedern Grade sind zu gering besoldet. Christian VIII soll den Officieren des Generalstabs seine Huld zugesagt haben; vermuthlich werden einige Regimenter eingehen; in dem Materiellen wird Ersparung stattfinden; dagegen werden die Subalternofficiere bessere Gage zu erwarten haben. In den Finanzen wird wahrscheinlich der betretene Weg der Besserung verfolgt werden. Dem Vernehmen nach ist Christian VIII dem System der Departementalverwaltung, im Gegensatz der Collegialverwaltung, zugethan. So wäre zu hoffen, daß ein verantwortlicher Finanzminister an die Spitze gestellt würde. Unsere Collegialverwaltung lähmt fast Alles; der jetzige Finanzminister ist im Finanzcollegium nur der Erste unter seinesgleichen. Im Justizfache hat sich des Königs Sinn für Oeffentlichkeit und Mündlichkeit schon früher entschieden ausgesprochen. Beides wird sicher noch mehr befördert werden. In den Herzogthümern Schleswig und Holstein ist im Ganzen öffentliches und mündliches Verfahren in den Gerichten; aber die Schriftlichkeit hat doch zur Ungebühr überhand genommen. - Ein dänischer Monarch hat die schwere Aufgabe, den Dänen ein Däne, den Deutschen ein Deutscher zu seyn. Die Dänen halten mit Ehrgefühl und Aengstlichkeit auf ihre Nationalität; sie haben eine Litteratur, Gelehrte und Künstler erster Größe; die Holsteiner sind Deutsche durch und durch; die Schleswiger größtentheils und jedenfalls deutscher Sprache und Bildung zugewandt. Friedrich VI schien im Ganzen unparteiisch zu seyn; doch ließ er sich nach Auflösung des heil. römischen Reichs bestimmen, Holstein näher mit Dänemark zu verbinden, indem er in den gelehrten Schulen den Unterricht in der dänischen Sprache einführte, von den Candidaten öffentlicher Aemter eine Kenntniß dieser Sprache begehrte, die für die Herzogthümer erlassenen Verordnungen in deutscher Sprache mit einer dänischen Uebersetzung begleiten ließ etc. Alle diese Anordnungen haben die deutsche Bevölkerung bewogen, auf ihrer Hut zu seyn gegen das Eindringen des dänischen Wesens; sie haben in Dänemark unbegründete Hoffnungen zu einer Heranbildung erweckt. Diese Verhältnisse zu lösen, ist gegenwärtig eine schwierigere Aufgabe geworden; denn was im Sinne Holsteins geändert und hier mit Beifall aufgenommen werden wird, muß in Dänemark, wo die Nationalität nicht unbefangen die Sache anzusehen gestattet, in einem umgekehrten Sinne betrachtet werden. Keinenfalls ist jedoch zu erwarten, daß der König den germanischen Geist der Herzogthümer herabzustimmen geneigt sey. (H. Z.)

Die hiesige Adresse an den König, wahrscheinlich die erste aus den Herzogthümern, bemerkt unter Anderm: "Wie sehr das Staatsrecht, der öffentliche Zustand der Herzogthümer einer festen und neuen Begründung bedarf, ist schon allgemein empfunden worden, und wird der Aufmerksamkeit Ew. k. Maj. nicht entgangen seyn. Bis zur Verweigerung der Steuern getriebene Protestationen und Verwahrungen aller Art, wie sie vor einer Reihe von Jahren vorgekommen, Petitionen, ungewisse Zusicherungen, sind nicht geeignet gewesen, eine größere Festigkeit des öffentlichen Zustandes hervorzubringen. Die vorläufige Anordnung von Provincialständen mit berathender Stimme hat ein den Erwartungen des Volks entsprechendes Resultat nicht hervorbringen können, sich nicht als ein Heilmittel für die Zerrüttung bewährt, welche in manchen Theilen des Staatswesens noch fortdauert. Das Vertrauen zwischen dem König und dem Volk hat durch diese Einrichtung um so weniger befestigt werden können, da die Behörden des Landes im Widerspruch mit den Gesetzen und mit dem Willen unsers betrauerten dahingeschiedenen Königs sich herausgenommen haben, Bitten an den König und an die Stände untersagen zu wollen. So herrscht in den Herzogthümern ein schwankender, ungewisser öffentlicher Zustand. Aber mit neubelebtem Muthe blicken wir jetzt in die nächste Zukunft; denn Ew. k. Maj. werden nicht verkennen, was noth thut. Sprechen wir es unverhohlen aus vor unserm Könige, worauf die Wünsche gerichtet sind, welche in unserer Stadt, wie überhaupt in den Herzogthümern zur Ueberzeugung geworden: eine, beiden Herzogthümern gemeinschaftliche Repräsentativverfassung, eine gemeinsame, zur Steuerbewilligung und zu entschiedener Stimme berechtigte Ständeversammlung." (N. Z.)

Aegypten und das arabische Reich.

Der Zustand von Ungewißheit, in dem sich das Land befindet, lastet schwer auf Aegypten. Der Pascha will durchaus kein Geld ausgeben, und häuft alle seine Einkünfte

Eintracht, sowohl von Seite der Eingebornen als Eingebürgerten, herrschte.“

Dänemark.

Von der Zukunft wissen wir diesseits der Belte noch nicht viel mehr, als was die öffentlichen Blätter melden und ausgesprochen. Reichen Stoff bieten die veröffentlichten Adressen dar, die der neue Monarch mit überraschender Langmuth angehört und beantwortet hat. Kaufleute, Professoren und Studenten sind aufgetreten und haben in der schönsten Diction Lectionen ertheilt, und sich ausgebeten, wie es in Zukunft seyn müsse. Uns will dieß übereilt und ungehörig bedünken. Auch sind wir diesseits des Wassers nicht so zelotische Bewunderer der norwegischen Constitution, die jenseits von unsern insularischen Landesbrüdern so sehnlich gewünscht wird. Unsere weniger lebhafte, hausbackene Einbildungskraft (es ist hier von den Herzogthümern die Rede und vorzüglich von Holstein) beschränkt sich auf bescheidene Wünsche. Mit Ausnahme einiger sogenannten Ideologen aus den höheren Classen, die auf der andern Seite zu weit gehen und in ritterlichen, soll hier wohl heißen ritterschaftlichen Verhältnissen, in diplomatischen Feinheiten und abstracten andern Ideen, denen vielleicht unbewußt nur Egoismus und Personalismus zum Grunde liegen, das Heil des Staats begründen wollen, wünscht bei uns die Masse ein ganz einfaches Regiment, eine Art Stillleben, unscheinbar, aber tüchtig und wacker. Es will uns vorkommen, als wenn wir in der Reihe der Staaten unserm Wesen, der Größe und den Mitteln nach, dem wohlhabenden Mittelstande angehörten, und Andern Anderes überlassend, am besten, frei von künstlichen Institutionen im Innern und zu großen Ansprüchen nach außen hin, einen freundlichen, glücklichen Haushalt bildeten, der, auf Gerechtigkeit, Sparsamkeit und Milde gegründet, väterlich regiert, frei von Sorgen und ledig des Glanzes, sich tüchtig und kräftig entwickelte. Unter Mittelstand im bessern Sinne verstehen wir aber diejenige Classe die in beschränkter Häuslichkeit, Religion, gute Sitte, Sparsamkeit und Arbeitsamkeit als die höchsten Güter dieser Erde erkennt und in Ausübung bringt. So wird man das Vorstehende nicht mißdeuten. (Leipz. Bl.)

Welche Neuerungen wird der Thronwechsel veranlassen? Diese Frage bleibt immer noch von Bedeutung, wenn auch alle diejenigen getäuscht sind, welche sich mit der Hoffnung schmeichelten, Christian VIII, der Begründer der höchst liberalen norwegischen Verfassung, würde dem Königreich Dänemark, mit Aufopferung der absoluteu Souveränetät, eine Constitution im modernen Geiste ertheilen. Der Marine dürften Se. Majestät eine vorzügliche Obhut widmen. Die Landarmee scheint zu zahlreich; die Officiere der niedern Grade sind zu gering besoldet. Christian VIII soll den Officieren des Generalstabs seine Huld zugesagt haben; vermuthlich werden einige Regimenter eingehen; in dem Materiellen wird Ersparung stattfinden; dagegen werden die Subalternofficiere bessere Gage zu erwarten haben. In den Finanzen wird wahrscheinlich der betretene Weg der Besserung verfolgt werden. Dem Vernehmen nach ist Christian VIII dem System der Departementalverwaltung, im Gegensatz der Collegialverwaltung, zugethan. So wäre zu hoffen, daß ein verantwortlicher Finanzminister an die Spitze gestellt würde. Unsere Collegialverwaltung lähmt fast Alles; der jetzige Finanzminister ist im Finanzcollegium nur der Erste unter seinesgleichen. Im Justizfache hat sich des Königs Sinn für Oeffentlichkeit und Mündlichkeit schon früher entschieden ausgesprochen. Beides wird sicher noch mehr befördert werden. In den Herzogthümern Schleswig und Holstein ist im Ganzen öffentliches und mündliches Verfahren in den Gerichten; aber die Schriftlichkeit hat doch zur Ungebühr überhand genommen. – Ein dänischer Monarch hat die schwere Aufgabe, den Dänen ein Däne, den Deutschen ein Deutscher zu seyn. Die Dänen halten mit Ehrgefühl und Aengstlichkeit auf ihre Nationalität; sie haben eine Litteratur, Gelehrte und Künstler erster Größe; die Holsteiner sind Deutsche durch und durch; die Schleswiger größtentheils und jedenfalls deutscher Sprache und Bildung zugewandt. Friedrich VI schien im Ganzen unparteiisch zu seyn; doch ließ er sich nach Auflösung des heil. römischen Reichs bestimmen, Holstein näher mit Dänemark zu verbinden, indem er in den gelehrten Schulen den Unterricht in der dänischen Sprache einführte, von den Candidaten öffentlicher Aemter eine Kenntniß dieser Sprache begehrte, die für die Herzogthümer erlassenen Verordnungen in deutscher Sprache mit einer dänischen Uebersetzung begleiten ließ etc. Alle diese Anordnungen haben die deutsche Bevölkerung bewogen, auf ihrer Hut zu seyn gegen das Eindringen des dänischen Wesens; sie haben in Dänemark unbegründete Hoffnungen zu einer Heranbildung erweckt. Diese Verhältnisse zu lösen, ist gegenwärtig eine schwierigere Aufgabe geworden; denn was im Sinne Holsteins geändert und hier mit Beifall aufgenommen werden wird, muß in Dänemark, wo die Nationalität nicht unbefangen die Sache anzusehen gestattet, in einem umgekehrten Sinne betrachtet werden. Keinenfalls ist jedoch zu erwarten, daß der König den germanischen Geist der Herzogthümer herabzustimmen geneigt sey. (H. Z.)

Die hiesige Adresse an den König, wahrscheinlich die erste aus den Herzogthümern, bemerkt unter Anderm: „Wie sehr das Staatsrecht, der öffentliche Zustand der Herzogthümer einer festen und neuen Begründung bedarf, ist schon allgemein empfunden worden, und wird der Aufmerksamkeit Ew. k. Maj. nicht entgangen seyn. Bis zur Verweigerung der Steuern getriebene Protestationen und Verwahrungen aller Art, wie sie vor einer Reihe von Jahren vorgekommen, Petitionen, ungewisse Zusicherungen, sind nicht geeignet gewesen, eine größere Festigkeit des öffentlichen Zustandes hervorzubringen. Die vorläufige Anordnung von Provincialständen mit berathender Stimme hat ein den Erwartungen des Volks entsprechendes Resultat nicht hervorbringen können, sich nicht als ein Heilmittel für die Zerrüttung bewährt, welche in manchen Theilen des Staatswesens noch fortdauert. Das Vertrauen zwischen dem König und dem Volk hat durch diese Einrichtung um so weniger befestigt werden können, da die Behörden des Landes im Widerspruch mit den Gesetzen und mit dem Willen unsers betrauerten dahingeschiedenen Königs sich herausgenommen haben, Bitten an den König und an die Stände untersagen zu wollen. So herrscht in den Herzogthümern ein schwankender, ungewisser öffentlicher Zustand. Aber mit neubelebtem Muthe blicken wir jetzt in die nächste Zukunft; denn Ew. k. Maj. werden nicht verkennen, was noth thut. Sprechen wir es unverhohlen aus vor unserm Könige, worauf die Wünsche gerichtet sind, welche in unserer Stadt, wie überhaupt in den Herzogthümern zur Ueberzeugung geworden: eine, beiden Herzogthümern gemeinschaftliche Repräsentativverfassung, eine gemeinsame, zur Steuerbewilligung und zu entschiedener Stimme berechtigte Ständeversammlung.“ (N. Z.)

Aegypten und das arabische Reich.

Der Zustand von Ungewißheit, in dem sich das Land befindet, lastet schwer auf Aegypten. Der Pascha will durchaus kein Geld ausgeben, und häuft alle seine Einkünfte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0012" n="0020"/>
Eintracht, sowohl von Seite der Eingebornen als Eingebürgerten, herrschte.&#x201C;</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Dänemark.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Aus dem Holsteinschen,</hi> 18 Dec.</dateline>
          <p> Von der Zukunft wissen wir diesseits der Belte noch nicht viel mehr, als was die öffentlichen Blätter melden und ausgesprochen. Reichen Stoff bieten die veröffentlichten Adressen dar, die der neue Monarch mit überraschender Langmuth angehört und beantwortet hat. Kaufleute, Professoren und Studenten sind aufgetreten und haben in der schönsten Diction Lectionen ertheilt, und sich ausgebeten, wie es in Zukunft seyn müsse. Uns will dieß übereilt und ungehörig bedünken. Auch sind wir diesseits des Wassers nicht so zelotische Bewunderer der norwegischen Constitution, die jenseits von unsern insularischen Landesbrüdern so sehnlich gewünscht wird. Unsere weniger lebhafte, hausbackene Einbildungskraft (es ist hier von den Herzogthümern die Rede und vorzüglich von Holstein) beschränkt sich auf bescheidene Wünsche. Mit Ausnahme einiger sogenannten Ideologen aus den höheren Classen, die auf der andern Seite zu weit gehen und in ritterlichen, soll hier wohl heißen ritterschaftlichen Verhältnissen, in diplomatischen Feinheiten und abstracten andern Ideen, denen vielleicht unbewußt nur Egoismus und Personalismus zum Grunde liegen, das Heil des Staats begründen wollen, wünscht bei uns die Masse ein ganz einfaches Regiment, eine Art Stillleben, unscheinbar, aber tüchtig und wacker. Es will uns vorkommen, als wenn wir in der Reihe der Staaten unserm Wesen, der Größe und den Mitteln nach, dem wohlhabenden Mittelstande angehörten, und Andern Anderes überlassend, am besten, frei von künstlichen Institutionen im Innern und zu großen Ansprüchen nach außen hin, einen freundlichen, glücklichen Haushalt bildeten, der, auf Gerechtigkeit, Sparsamkeit und Milde gegründet, väterlich regiert, frei von Sorgen und ledig des Glanzes, sich tüchtig und kräftig entwickelte. Unter Mittelstand im bessern Sinne verstehen wir aber diejenige Classe die in beschränkter Häuslichkeit, Religion, gute Sitte, Sparsamkeit und Arbeitsamkeit als die höchsten Güter dieser Erde erkennt und in Ausübung bringt. So wird man das Vorstehende nicht mißdeuten. (<hi rendition="#g">Leipz</hi>. <hi rendition="#g">Bl</hi>.)</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Kiel,</hi> 20 Dec.</dateline>
          <p> Welche Neuerungen wird der Thronwechsel veranlassen? Diese Frage bleibt immer noch von Bedeutung, wenn auch alle diejenigen getäuscht sind, welche sich mit der Hoffnung schmeichelten, Christian VIII, der Begründer der höchst liberalen norwegischen Verfassung, würde dem Königreich Dänemark, mit Aufopferung der absoluteu Souveränetät, eine Constitution im modernen Geiste ertheilen. Der Marine dürften Se. Majestät eine vorzügliche Obhut widmen. Die Landarmee scheint zu zahlreich; die Officiere der niedern Grade sind zu gering besoldet. Christian VIII soll den Officieren des Generalstabs seine Huld zugesagt haben; vermuthlich werden einige Regimenter eingehen; in dem Materiellen wird Ersparung stattfinden; dagegen werden die Subalternofficiere bessere Gage zu erwarten haben. In den Finanzen wird wahrscheinlich der betretene Weg der Besserung verfolgt werden. Dem Vernehmen nach ist Christian VIII dem System der Departementalverwaltung, im Gegensatz der Collegialverwaltung, zugethan. So wäre zu hoffen, daß ein verantwortlicher Finanzminister an die Spitze gestellt würde. Unsere Collegialverwaltung lähmt fast Alles; der jetzige Finanzminister ist im Finanzcollegium nur der Erste unter seinesgleichen. Im Justizfache hat sich des Königs Sinn für Oeffentlichkeit und Mündlichkeit schon früher entschieden ausgesprochen. Beides wird sicher noch mehr befördert werden. In den Herzogthümern Schleswig und Holstein ist im Ganzen öffentliches und mündliches Verfahren in den Gerichten; aber die Schriftlichkeit hat doch zur Ungebühr überhand genommen. &#x2013; Ein dänischer Monarch hat die schwere Aufgabe, den Dänen ein Däne, den Deutschen ein Deutscher zu seyn. Die Dänen halten mit Ehrgefühl und Aengstlichkeit auf ihre Nationalität; sie haben eine Litteratur, Gelehrte und Künstler erster Größe; die Holsteiner sind Deutsche durch und durch; die Schleswiger größtentheils und jedenfalls deutscher Sprache und Bildung zugewandt. Friedrich VI schien im Ganzen unparteiisch zu seyn; doch ließ er sich nach Auflösung des heil. römischen Reichs bestimmen, Holstein näher mit Dänemark zu verbinden, indem er in den gelehrten Schulen den Unterricht in der dänischen Sprache einführte, von den Candidaten öffentlicher Aemter eine Kenntniß dieser Sprache begehrte, die für die Herzogthümer erlassenen Verordnungen in deutscher Sprache mit einer dänischen Uebersetzung begleiten ließ etc. Alle diese Anordnungen haben die deutsche Bevölkerung bewogen, auf ihrer Hut zu seyn gegen das Eindringen des dänischen Wesens; sie haben in Dänemark unbegründete Hoffnungen zu einer Heranbildung erweckt. Diese Verhältnisse zu lösen, ist gegenwärtig eine schwierigere Aufgabe geworden; denn was im Sinne Holsteins geändert und hier mit Beifall aufgenommen werden wird, muß in Dänemark, wo die Nationalität nicht unbefangen die Sache anzusehen gestattet, in einem umgekehrten Sinne betrachtet werden. Keinenfalls ist jedoch zu erwarten, daß der König den germanischen Geist der Herzogthümer herabzustimmen geneigt sey. (H. Z.)</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Flensburg,</hi> im December.</dateline>
          <p>Die hiesige Adresse an den König, wahrscheinlich die erste aus den Herzogthümern, bemerkt unter Anderm: &#x201E;Wie sehr das Staatsrecht, der öffentliche Zustand der Herzogthümer einer festen und neuen Begründung bedarf, ist schon allgemein empfunden worden, und wird der Aufmerksamkeit Ew. k. Maj. nicht entgangen seyn. Bis zur Verweigerung der Steuern getriebene Protestationen und Verwahrungen aller Art, wie sie vor einer Reihe von Jahren vorgekommen, Petitionen, ungewisse Zusicherungen, sind nicht geeignet gewesen, eine größere Festigkeit des öffentlichen Zustandes hervorzubringen. Die vorläufige Anordnung von Provincialständen mit berathender Stimme hat ein den Erwartungen des Volks entsprechendes Resultat nicht hervorbringen können, sich nicht als ein Heilmittel für die Zerrüttung bewährt, welche in manchen Theilen des Staatswesens noch fortdauert. Das Vertrauen zwischen dem König und dem Volk hat durch diese Einrichtung um so weniger befestigt werden können, da die Behörden des Landes im Widerspruch mit den Gesetzen und mit dem Willen unsers betrauerten dahingeschiedenen Königs sich herausgenommen haben, Bitten an den König und an die Stände untersagen zu wollen. So herrscht in den Herzogthümern ein schwankender, ungewisser öffentlicher Zustand. Aber mit neubelebtem Muthe blicken wir jetzt in die nächste Zukunft; denn Ew. k. Maj. werden nicht verkennen, was noth thut. Sprechen wir es unverhohlen aus vor unserm Könige, worauf die Wünsche gerichtet sind, welche in unserer Stadt, wie überhaupt in den Herzogthümern zur Ueberzeugung geworden: <hi rendition="#g">eine</hi>, <hi rendition="#g">beiden Herzogthümern gemeinschaftliche Repräsentativverfassung</hi>, <hi rendition="#g">eine gemeinsame</hi>, <hi rendition="#g">zur Steuerbewilligung und zu entschiedener Stimme berechtigte Ständeversammlung</hi>.&#x201C; (N. Z.)</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Aegypten und das arabische Reich</hi>.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Kairo,</hi> 12 Dec.</dateline>
          <p> Der Zustand von Ungewißheit, in dem sich das Land befindet, lastet schwer auf Aegypten. Der Pascha will durchaus kein Geld ausgeben, und häuft alle seine Einkünfte<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0020/0012] Eintracht, sowohl von Seite der Eingebornen als Eingebürgerten, herrschte.“ Dänemark. _ Aus dem Holsteinschen, 18 Dec. Von der Zukunft wissen wir diesseits der Belte noch nicht viel mehr, als was die öffentlichen Blätter melden und ausgesprochen. Reichen Stoff bieten die veröffentlichten Adressen dar, die der neue Monarch mit überraschender Langmuth angehört und beantwortet hat. Kaufleute, Professoren und Studenten sind aufgetreten und haben in der schönsten Diction Lectionen ertheilt, und sich ausgebeten, wie es in Zukunft seyn müsse. Uns will dieß übereilt und ungehörig bedünken. Auch sind wir diesseits des Wassers nicht so zelotische Bewunderer der norwegischen Constitution, die jenseits von unsern insularischen Landesbrüdern so sehnlich gewünscht wird. Unsere weniger lebhafte, hausbackene Einbildungskraft (es ist hier von den Herzogthümern die Rede und vorzüglich von Holstein) beschränkt sich auf bescheidene Wünsche. Mit Ausnahme einiger sogenannten Ideologen aus den höheren Classen, die auf der andern Seite zu weit gehen und in ritterlichen, soll hier wohl heißen ritterschaftlichen Verhältnissen, in diplomatischen Feinheiten und abstracten andern Ideen, denen vielleicht unbewußt nur Egoismus und Personalismus zum Grunde liegen, das Heil des Staats begründen wollen, wünscht bei uns die Masse ein ganz einfaches Regiment, eine Art Stillleben, unscheinbar, aber tüchtig und wacker. Es will uns vorkommen, als wenn wir in der Reihe der Staaten unserm Wesen, der Größe und den Mitteln nach, dem wohlhabenden Mittelstande angehörten, und Andern Anderes überlassend, am besten, frei von künstlichen Institutionen im Innern und zu großen Ansprüchen nach außen hin, einen freundlichen, glücklichen Haushalt bildeten, der, auf Gerechtigkeit, Sparsamkeit und Milde gegründet, väterlich regiert, frei von Sorgen und ledig des Glanzes, sich tüchtig und kräftig entwickelte. Unter Mittelstand im bessern Sinne verstehen wir aber diejenige Classe die in beschränkter Häuslichkeit, Religion, gute Sitte, Sparsamkeit und Arbeitsamkeit als die höchsten Güter dieser Erde erkennt und in Ausübung bringt. So wird man das Vorstehende nicht mißdeuten. (Leipz. Bl.) _ Kiel, 20 Dec. Welche Neuerungen wird der Thronwechsel veranlassen? Diese Frage bleibt immer noch von Bedeutung, wenn auch alle diejenigen getäuscht sind, welche sich mit der Hoffnung schmeichelten, Christian VIII, der Begründer der höchst liberalen norwegischen Verfassung, würde dem Königreich Dänemark, mit Aufopferung der absoluteu Souveränetät, eine Constitution im modernen Geiste ertheilen. Der Marine dürften Se. Majestät eine vorzügliche Obhut widmen. Die Landarmee scheint zu zahlreich; die Officiere der niedern Grade sind zu gering besoldet. Christian VIII soll den Officieren des Generalstabs seine Huld zugesagt haben; vermuthlich werden einige Regimenter eingehen; in dem Materiellen wird Ersparung stattfinden; dagegen werden die Subalternofficiere bessere Gage zu erwarten haben. In den Finanzen wird wahrscheinlich der betretene Weg der Besserung verfolgt werden. Dem Vernehmen nach ist Christian VIII dem System der Departementalverwaltung, im Gegensatz der Collegialverwaltung, zugethan. So wäre zu hoffen, daß ein verantwortlicher Finanzminister an die Spitze gestellt würde. Unsere Collegialverwaltung lähmt fast Alles; der jetzige Finanzminister ist im Finanzcollegium nur der Erste unter seinesgleichen. Im Justizfache hat sich des Königs Sinn für Oeffentlichkeit und Mündlichkeit schon früher entschieden ausgesprochen. Beides wird sicher noch mehr befördert werden. In den Herzogthümern Schleswig und Holstein ist im Ganzen öffentliches und mündliches Verfahren in den Gerichten; aber die Schriftlichkeit hat doch zur Ungebühr überhand genommen. – Ein dänischer Monarch hat die schwere Aufgabe, den Dänen ein Däne, den Deutschen ein Deutscher zu seyn. Die Dänen halten mit Ehrgefühl und Aengstlichkeit auf ihre Nationalität; sie haben eine Litteratur, Gelehrte und Künstler erster Größe; die Holsteiner sind Deutsche durch und durch; die Schleswiger größtentheils und jedenfalls deutscher Sprache und Bildung zugewandt. Friedrich VI schien im Ganzen unparteiisch zu seyn; doch ließ er sich nach Auflösung des heil. römischen Reichs bestimmen, Holstein näher mit Dänemark zu verbinden, indem er in den gelehrten Schulen den Unterricht in der dänischen Sprache einführte, von den Candidaten öffentlicher Aemter eine Kenntniß dieser Sprache begehrte, die für die Herzogthümer erlassenen Verordnungen in deutscher Sprache mit einer dänischen Uebersetzung begleiten ließ etc. Alle diese Anordnungen haben die deutsche Bevölkerung bewogen, auf ihrer Hut zu seyn gegen das Eindringen des dänischen Wesens; sie haben in Dänemark unbegründete Hoffnungen zu einer Heranbildung erweckt. Diese Verhältnisse zu lösen, ist gegenwärtig eine schwierigere Aufgabe geworden; denn was im Sinne Holsteins geändert und hier mit Beifall aufgenommen werden wird, muß in Dänemark, wo die Nationalität nicht unbefangen die Sache anzusehen gestattet, in einem umgekehrten Sinne betrachtet werden. Keinenfalls ist jedoch zu erwarten, daß der König den germanischen Geist der Herzogthümer herabzustimmen geneigt sey. (H. Z.) _ Flensburg, im December. Die hiesige Adresse an den König, wahrscheinlich die erste aus den Herzogthümern, bemerkt unter Anderm: „Wie sehr das Staatsrecht, der öffentliche Zustand der Herzogthümer einer festen und neuen Begründung bedarf, ist schon allgemein empfunden worden, und wird der Aufmerksamkeit Ew. k. Maj. nicht entgangen seyn. Bis zur Verweigerung der Steuern getriebene Protestationen und Verwahrungen aller Art, wie sie vor einer Reihe von Jahren vorgekommen, Petitionen, ungewisse Zusicherungen, sind nicht geeignet gewesen, eine größere Festigkeit des öffentlichen Zustandes hervorzubringen. Die vorläufige Anordnung von Provincialständen mit berathender Stimme hat ein den Erwartungen des Volks entsprechendes Resultat nicht hervorbringen können, sich nicht als ein Heilmittel für die Zerrüttung bewährt, welche in manchen Theilen des Staatswesens noch fortdauert. Das Vertrauen zwischen dem König und dem Volk hat durch diese Einrichtung um so weniger befestigt werden können, da die Behörden des Landes im Widerspruch mit den Gesetzen und mit dem Willen unsers betrauerten dahingeschiedenen Königs sich herausgenommen haben, Bitten an den König und an die Stände untersagen zu wollen. So herrscht in den Herzogthümern ein schwankender, ungewisser öffentlicher Zustand. Aber mit neubelebtem Muthe blicken wir jetzt in die nächste Zukunft; denn Ew. k. Maj. werden nicht verkennen, was noth thut. Sprechen wir es unverhohlen aus vor unserm Könige, worauf die Wünsche gerichtet sind, welche in unserer Stadt, wie überhaupt in den Herzogthümern zur Ueberzeugung geworden: eine, beiden Herzogthümern gemeinschaftliche Repräsentativverfassung, eine gemeinsame, zur Steuerbewilligung und zu entschiedener Stimme berechtigte Ständeversammlung.“ (N. Z.) Aegypten und das arabische Reich. _ Kairo, 12 Dec. Der Zustand von Ungewißheit, in dem sich das Land befindet, lastet schwer auf Aegypten. Der Pascha will durchaus kein Geld ausgeben, und häuft alle seine Einkünfte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_003_18400103
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_003_18400103/12
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 3. Augsburg, 3. Januar 1840, S. 0020. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_003_18400103/12>, abgerufen am 29.04.2024.