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Allgemeine Zeitung. Nr. 7. Augsburg, 7. Januar 1840.

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nicht weniger dabei, ihre budgetlichen Neujahrsforderungen vorzubereiten. Inmitten des sublunarischen Weltschiffbruchs wollen sie sich an unsern Thalern festklammern. .. Um zu wissen, woran wir uns bei diesen schrecklichen Prophezeiungen auf den 6 Januar zu halten, haben wir jenes kabbalistische Buch von Patmos, die sicherste Autorität in solchen Dingen, aufgeschlagen. Wir haben die Zeichen nachgelesen, die es als untrügliche Vorläufer des Weltuntergangs aufzählt, und wir haben die Signaturen unserer dermaligen Lage damit verglichen. Wahrlich, man darf sich hiernach auf das Aeußerste gefaßt halten! Man höre: 1) "die Herrschaft des Thiers (bete)." In dieser Epoche der Erhöhung Fulchirons und des Ministeriums Cunin-Gridaine befinden wir uns offenbar unter dieser Herrschaft. 2) "Das gänzliche Verschwinden des Glaubens auf Erden." Ist das nicht unser Fall, die wir umringt sind von Apostaten aller Farben, einem Decazes, Pasquier, Barthe, L'Air-mi-niais (L'herminier), Merilhou, Passy, Dufaure etc.?" - In diesem Tone fährt das Journal fort, mit frivolem Radicalismus sich zwischen die Ebbe und Fluth des Pariser Aberglaubens und Unglaubens zu stellen. Indessen möchte es hier unmöglich seyn, den Schluß, der das Bild dieses Treibens ergänzt, vollständig zu geben. Daher hier nur noch ein paar abgerissene Stellen:

"On entendra des bruits etranges dans l'air, et la terre craquera jusque dans ses entrailles." Les bruits etranges en l'air ne manquent certes pas aujourd'hui, ne faut-ce que celui de la reinstallation ministerielle des Guizot, des Mole et Ce. Quant a l'autre signe, nous ne sommes pas bien saurs que la terre craque en dedans, mais on entend tres distinctement craquer dessus. - L'apparition de sept chandeliers d'or. A la verite les sept chandeliers ne se sont pas encore montres, mais, a la seance, nous avons vu les sept bobeches, c'est-a-dire les sept ministres brodes. "Les trompettes feront entendre un bruit effrayant et toutes les oreilles seront saisies de crainte." Helas! helas! n'avons-nous pas des concerts-Berlioz ...! Tels sont les principaux signe precurseurs. J'en passe et de plus epouvantables, lesquels cadrent tous non moins parfaitement avec notre position actuelle, tels que la misere, la famine, les pluies, les gemissemens, les grincemens de dents et le soleil devenant noir comme un sac de poil. N'y a-t-il pas vraiment de quoi nous faire partager les venettes des ministres et des portieres? La fin du monde pouvant tres bien arriver sous le present Systeme, il ne manquerait plus que cela pour completer le bonheur qui semble s'attacher a ce Systeme, comme disent les complimenteurs officiels."

Wien.

Malerei.

Die Bewegung, die im Gebiete der bildenden Kunst mit dem allgemeinen Frieden hervortrat, hat das Gefühl dafür im gesammten deutschen Vaterlande aus einem langen Schlafe geweckt. Auch Wien enthob sich aus diesem lethargischen Zustande und blieb hinter der allgemeinen Bewegung nicht zurück. Wer Wien seit dreißig Jahren nicht gesehen, wird einen bedeutenden Unterschied in dieser Beziehung wahrnehmen und mit Vergnügen bemerken, daß der Zudrang, so oft Kunstwerke zur Beschauung gebracht werden, nicht bloß eine Folge der gewöhnlichen Neugierde und müßigen Schaulust, sondern ein ins Leben übergegangener Sinn für die Kunst selbst sey, der sich durch reflectirende und vergleichende Prüfung des Gegenstandes allmählich ausbildet.

So eifrig auch der Hof selbst die Künstler unterstützt, so ist doch diese gesteigerte Kunstthätigkeit nicht, wie an manchen andern Orten, durch den Enthusiasmus und das mächtige Schöpfungswort des Staatsoberhauptes allein hervorgerufen worden. Die Kunst ging aus der Masse hervor. Sie wurde erweckt durch die Leistungen einiger begabteren Künstler, und wirkte ihrerseits wieder anregend auf die Erzeugnisse derselben. Die hier vorliegenden Aufgaben lassen freilich keinen Vergleich zu mit denen, die auf königlichen Antrieb und mit königlichen Mitteln gelöst werden; die Verbreitung des Geschmackes im Volke aber wird auf diese Weise doch allmählich begründet.

Auch hier, wie an so vielen Orten, hat der im Jahr 1831 begründete Kunstverein sich als ein bedeutendes Rüstzeug zur Beförderung der Kunstthätigkeit erwiesen. Man hat anfänglich diesem Institute zum Vorwurf gemacht, daß es den jährlichen Beitrag eines Mitglieds auf einen so niedrigen Preis - 5 fl. C. M. - gestellt habe; der Erfolg hat aber die Zweckmäßigkeit dieser Maaßregel auf das vollständigste gerechtfertigt. Es galt hier nicht, einige reiche Personen und Liebhaber herbei zu ziehen, es handelte sich vielmehr darum, die Masse für einen Gegenstand zu interessiren, der bisher ganz außer ihrem Bereiche gelegen; es galt, ihr etwas in Aussicht zu stellen, das ihr früher unerreichbar schien, nämlich den eigenen Besitz irgend eines guten Kunstwerkes. Was man bezweckte, wurde erreicht; der Kleinbürger, der subalterne Beamte, die wirthliche Hausfrau trug kein Bedenken, sich einer Verbindung anzuschließen, welche ihnen, wenn auch nicht ein gutes Gemälde, doch jedenfalls einen werthvollen Kupferstich und somit einen Schmuck für ihre bescheidene Wohnung sichert. Alle diese Leute, die früher die Kunst als Luxus, als ein für sie völlig Entbehrliches betrachteten, besuchten nun die öffentlichen Ausstellungen, sie wollen selbst sehen, welches Bild der Kunstverein ankaufen werde, welches sie gewinnen könnten, welches ihnen das liebste wäre, kurz, sie beschauen, vergleichen, lernen. An die Stelle stupider Neugierde, zwecklosen Begaffens, trat jetzt Kritik und Urtheil, ob richtig oder unrichtig, für den Anfang gleichviel.

Der Kunstverein hat mithin seit seinem Entstehen in der That eine neue Epoche für hiesiges Kunstleben begründet. Die Summe von 20,000 fl. C. M., über die er schon jetzt jährlich gebietet, ist ein nicht unansehnlicher Hebel zur Hervorbringung einiger Bewegung. Diese macht sich hier, wie überall, wo nicht besondere Verhältnisse einwirken, zumeist in der Landschafts- und Genremalerei, am wenigsten in der Historienmalerei und Bildhauerei bemerkbar. Was die Landschaftsmalerei betrifft, so wissen wir, daß sie in unsern Tagen eine von der Vorzeit ganz verschiedene Richtung genommen hat. Im verflossenen und noch im letzten Decennium des gegenwärtigen Jahrhunderts ging man von der Idee aus, der Maler müsse die Natur potenziren, und selbst wenn es sich um eine Vedute handelte, noch ein Erkleckliches von eigener Erfindung hinzu thun. Selbst die namhaftesten und verdienstlichsten Landschaftsmaler jener Zeit bestrebten sich eigens, die Gesammtwirkung, den großen Totaleindruck der Naturscenen aufzufassen, das Allgemeine des Gegenstandes in sich aufzunehmen, wenig bekümmert um die Wahrheit und Genauigkeit der Einzelheiten in Form und Färbung. Wenn die heutigen Künstler wieder zur unmittelbaren Natur zurück zu gehen suchten, so verstanden doch nur wenige, der göttlichen Mutter in das sich nur dem Geweihten entschleiernde Antlitz zu schauen. Sie, im Gegensatze der frühern Maler, copiren

nicht weniger dabei, ihre budgetlichen Neujahrsforderungen vorzubereiten. Inmitten des sublunarischen Weltschiffbruchs wollen sie sich an unsern Thalern festklammern. .. Um zu wissen, woran wir uns bei diesen schrecklichen Prophezeiungen auf den 6 Januar zu halten, haben wir jenes kabbalistische Buch von Patmos, die sicherste Autorität in solchen Dingen, aufgeschlagen. Wir haben die Zeichen nachgelesen, die es als untrügliche Vorläufer des Weltuntergangs aufzählt, und wir haben die Signaturen unserer dermaligen Lage damit verglichen. Wahrlich, man darf sich hiernach auf das Aeußerste gefaßt halten! Man höre: 1) „die Herrschaft des Thiers (bête).“ In dieser Epoche der Erhöhung Fulchirons und des Ministeriums Cunin-Gridaine befinden wir uns offenbar unter dieser Herrschaft. 2) „Das gänzliche Verschwinden des Glaubens auf Erden.“ Ist das nicht unser Fall, die wir umringt sind von Apostaten aller Farben, einem Decazes, Pasquier, Barthe, L'Air-mi-niais (L'herminier), Mérilhou, Passy, Dufaure etc.?“ – In diesem Tone fährt das Journal fort, mit frivolem Radicalismus sich zwischen die Ebbe und Fluth des Pariser Aberglaubens und Unglaubens zu stellen. Indessen möchte es hier unmöglich seyn, den Schluß, der das Bild dieses Treibens ergänzt, vollständig zu geben. Daher hier nur noch ein paar abgerissene Stellen:

„On entendra des bruits étranges dans l'air, et la terre craquera jusque dans ses entrailles.“ Les bruits étranges en l'air ne manquent certes pas aujourd'hui, ne fût-ce que celui de la réinstallation ministérielle des Guizot, des Molé et Ce. Quant à l'autre signe, nous ne sommes pas bien sûrs que la terre craque en dedans, mais on entend très distinctement craquer dessus. – L'apparition de sept chandeliers d'or. A la vérité les sept chandeliers ne se sont pas encore montrés, mais, à la séance, nous avons vu les sept bobêches, c'est-à-dire les sept ministres brodés. „Les trompettes feront entendre un bruit effrayant et toutes les oreilles seront saisies de crainte.“ Hélas! hélas! n'avons-nous pas des concerts-Berlioz ...! Tels sont les principaux signe précurseurs. J'en passe et de plus épouvantables, lesquels cadrent tous non moins parfaitement avec notre position actuelle, tels que la misère, la famine, les pluies, les gémissemens, les grincemens de dents et le soleil devenant noir comme un sac de poil. N'y a-t-il pas vraiment de quoi nous faire partager les venettes des ministres et des portières? La fin du monde pouvant très bien arriver sous le présent Système, il ne manquerait plus que cela pour compléter le bonheur qui semble s'attacher à ce Systême, comme disent les complimenteurs officiels.“

Wien.

Malerei.

Die Bewegung, die im Gebiete der bildenden Kunst mit dem allgemeinen Frieden hervortrat, hat das Gefühl dafür im gesammten deutschen Vaterlande aus einem langen Schlafe geweckt. Auch Wien enthob sich aus diesem lethargischen Zustande und blieb hinter der allgemeinen Bewegung nicht zurück. Wer Wien seit dreißig Jahren nicht gesehen, wird einen bedeutenden Unterschied in dieser Beziehung wahrnehmen und mit Vergnügen bemerken, daß der Zudrang, so oft Kunstwerke zur Beschauung gebracht werden, nicht bloß eine Folge der gewöhnlichen Neugierde und müßigen Schaulust, sondern ein ins Leben übergegangener Sinn für die Kunst selbst sey, der sich durch reflectirende und vergleichende Prüfung des Gegenstandes allmählich ausbildet.

So eifrig auch der Hof selbst die Künstler unterstützt, so ist doch diese gesteigerte Kunstthätigkeit nicht, wie an manchen andern Orten, durch den Enthusiasmus und das mächtige Schöpfungswort des Staatsoberhauptes allein hervorgerufen worden. Die Kunst ging aus der Masse hervor. Sie wurde erweckt durch die Leistungen einiger begabteren Künstler, und wirkte ihrerseits wieder anregend auf die Erzeugnisse derselben. Die hier vorliegenden Aufgaben lassen freilich keinen Vergleich zu mit denen, die auf königlichen Antrieb und mit königlichen Mitteln gelöst werden; die Verbreitung des Geschmackes im Volke aber wird auf diese Weise doch allmählich begründet.

Auch hier, wie an so vielen Orten, hat der im Jahr 1831 begründete Kunstverein sich als ein bedeutendes Rüstzeug zur Beförderung der Kunstthätigkeit erwiesen. Man hat anfänglich diesem Institute zum Vorwurf gemacht, daß es den jährlichen Beitrag eines Mitglieds auf einen so niedrigen Preis – 5 fl. C. M. – gestellt habe; der Erfolg hat aber die Zweckmäßigkeit dieser Maaßregel auf das vollständigste gerechtfertigt. Es galt hier nicht, einige reiche Personen und Liebhaber herbei zu ziehen, es handelte sich vielmehr darum, die Masse für einen Gegenstand zu interessiren, der bisher ganz außer ihrem Bereiche gelegen; es galt, ihr etwas in Aussicht zu stellen, das ihr früher unerreichbar schien, nämlich den eigenen Besitz irgend eines guten Kunstwerkes. Was man bezweckte, wurde erreicht; der Kleinbürger, der subalterne Beamte, die wirthliche Hausfrau trug kein Bedenken, sich einer Verbindung anzuschließen, welche ihnen, wenn auch nicht ein gutes Gemälde, doch jedenfalls einen werthvollen Kupferstich und somit einen Schmuck für ihre bescheidene Wohnung sichert. Alle diese Leute, die früher die Kunst als Luxus, als ein für sie völlig Entbehrliches betrachteten, besuchten nun die öffentlichen Ausstellungen, sie wollen selbst sehen, welches Bild der Kunstverein ankaufen werde, welches sie gewinnen könnten, welches ihnen das liebste wäre, kurz, sie beschauen, vergleichen, lernen. An die Stelle stupider Neugierde, zwecklosen Begaffens, trat jetzt Kritik und Urtheil, ob richtig oder unrichtig, für den Anfang gleichviel.

Der Kunstverein hat mithin seit seinem Entstehen in der That eine neue Epoche für hiesiges Kunstleben begründet. Die Summe von 20,000 fl. C. M., über die er schon jetzt jährlich gebietet, ist ein nicht unansehnlicher Hebel zur Hervorbringung einiger Bewegung. Diese macht sich hier, wie überall, wo nicht besondere Verhältnisse einwirken, zumeist in der Landschafts- und Genremalerei, am wenigsten in der Historienmalerei und Bildhauerei bemerkbar. Was die Landschaftsmalerei betrifft, so wissen wir, daß sie in unsern Tagen eine von der Vorzeit ganz verschiedene Richtung genommen hat. Im verflossenen und noch im letzten Decennium des gegenwärtigen Jahrhunderts ging man von der Idee aus, der Maler müsse die Natur potenziren, und selbst wenn es sich um eine Vedute handelte, noch ein Erkleckliches von eigener Erfindung hinzu thun. Selbst die namhaftesten und verdienstlichsten Landschaftsmaler jener Zeit bestrebten sich eigens, die Gesammtwirkung, den großen Totaleindruck der Naturscenen aufzufassen, das Allgemeine des Gegenstandes in sich aufzunehmen, wenig bekümmert um die Wahrheit und Genauigkeit der Einzelheiten in Form und Färbung. Wenn die heutigen Künstler wieder zur unmittelbaren Natur zurück zu gehen suchten, so verstanden doch nur wenige, der göttlichen Mutter in das sich nur dem Geweihten entschleiernde Antlitz zu schauen. Sie, im Gegensatze der frühern Maler, copiren

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nicht weniger dabei, ihre budgetlichen Neujahrsforderungen vorzubereiten. Inmitten des sublunarischen Weltschiffbruchs wollen sie sich an unsern Thalern festklammern. .. Um zu wissen, woran wir uns bei diesen schrecklichen Prophezeiungen auf den 6 Januar zu halten, haben wir jenes kabbalistische Buch von Patmos, die sicherste Autorität in solchen Dingen, aufgeschlagen. Wir haben die Zeichen nachgelesen, die es als untrügliche Vorläufer des Weltuntergangs aufzählt, und wir haben die Signaturen unserer dermaligen Lage damit verglichen. Wahrlich, man darf sich hiernach auf das Aeußerste gefaßt halten! Man höre: 1) &#x201E;die Herrschaft des Thiers (bête).&#x201C; In dieser Epoche der Erhöhung Fulchirons und des Ministeriums Cunin-Gridaine befinden wir uns offenbar unter dieser Herrschaft. 2) &#x201E;Das gänzliche Verschwinden des Glaubens auf Erden.&#x201C; Ist das nicht unser Fall, die wir umringt sind von Apostaten aller Farben, einem Decazes, Pasquier, Barthe, L'Air-mi-niais (L'herminier), Mérilhou, Passy, Dufaure etc.?&#x201C; &#x2013; In diesem Tone fährt das Journal fort, mit frivolem Radicalismus sich zwischen die Ebbe und Fluth des Pariser Aberglaubens und Unglaubens zu stellen. Indessen möchte es hier unmöglich seyn, den Schluß, der das Bild dieses Treibens ergänzt, vollständig zu geben. Daher hier nur noch ein paar abgerissene Stellen:</p><lb/>
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[0051/0011] nicht weniger dabei, ihre budgetlichen Neujahrsforderungen vorzubereiten. Inmitten des sublunarischen Weltschiffbruchs wollen sie sich an unsern Thalern festklammern. .. Um zu wissen, woran wir uns bei diesen schrecklichen Prophezeiungen auf den 6 Januar zu halten, haben wir jenes kabbalistische Buch von Patmos, die sicherste Autorität in solchen Dingen, aufgeschlagen. Wir haben die Zeichen nachgelesen, die es als untrügliche Vorläufer des Weltuntergangs aufzählt, und wir haben die Signaturen unserer dermaligen Lage damit verglichen. Wahrlich, man darf sich hiernach auf das Aeußerste gefaßt halten! Man höre: 1) „die Herrschaft des Thiers (bête).“ In dieser Epoche der Erhöhung Fulchirons und des Ministeriums Cunin-Gridaine befinden wir uns offenbar unter dieser Herrschaft. 2) „Das gänzliche Verschwinden des Glaubens auf Erden.“ Ist das nicht unser Fall, die wir umringt sind von Apostaten aller Farben, einem Decazes, Pasquier, Barthe, L'Air-mi-niais (L'herminier), Mérilhou, Passy, Dufaure etc.?“ – In diesem Tone fährt das Journal fort, mit frivolem Radicalismus sich zwischen die Ebbe und Fluth des Pariser Aberglaubens und Unglaubens zu stellen. Indessen möchte es hier unmöglich seyn, den Schluß, der das Bild dieses Treibens ergänzt, vollständig zu geben. Daher hier nur noch ein paar abgerissene Stellen: „On entendra des bruits étranges dans l'air, et la terre craquera jusque dans ses entrailles.“ Les bruits étranges en l'air ne manquent certes pas aujourd'hui, ne fût-ce que celui de la réinstallation ministérielle des Guizot, des Molé et Ce. Quant à l'autre signe, nous ne sommes pas bien sûrs que la terre craque en dedans, mais on entend très distinctement craquer dessus. – L'apparition de sept chandeliers d'or. A la vérité les sept chandeliers ne se sont pas encore montrés, mais, à la séance, nous avons vu les sept bobêches, c'est-à-dire les sept ministres brodés. „Les trompettes feront entendre un bruit effrayant et toutes les oreilles seront saisies de crainte.“ Hélas! hélas! n'avons-nous pas des concerts-Berlioz ...! Tels sont les principaux signe précurseurs. J'en passe et de plus épouvantables, lesquels cadrent tous non moins parfaitement avec notre position actuelle, tels que la misère, la famine, les pluies, les gémissemens, les grincemens de dents et le soleil devenant noir comme un sac de poil. N'y a-t-il pas vraiment de quoi nous faire partager les venettes des ministres et des portières? La fin du monde pouvant très bien arriver sous le présent Système, il ne manquerait plus que cela pour compléter le bonheur qui semble s'attacher à ce Systême, comme disent les complimenteurs officiels.“ Wien. Malerei. _ Die Bewegung, die im Gebiete der bildenden Kunst mit dem allgemeinen Frieden hervortrat, hat das Gefühl dafür im gesammten deutschen Vaterlande aus einem langen Schlafe geweckt. Auch Wien enthob sich aus diesem lethargischen Zustande und blieb hinter der allgemeinen Bewegung nicht zurück. Wer Wien seit dreißig Jahren nicht gesehen, wird einen bedeutenden Unterschied in dieser Beziehung wahrnehmen und mit Vergnügen bemerken, daß der Zudrang, so oft Kunstwerke zur Beschauung gebracht werden, nicht bloß eine Folge der gewöhnlichen Neugierde und müßigen Schaulust, sondern ein ins Leben übergegangener Sinn für die Kunst selbst sey, der sich durch reflectirende und vergleichende Prüfung des Gegenstandes allmählich ausbildet. So eifrig auch der Hof selbst die Künstler unterstützt, so ist doch diese gesteigerte Kunstthätigkeit nicht, wie an manchen andern Orten, durch den Enthusiasmus und das mächtige Schöpfungswort des Staatsoberhauptes allein hervorgerufen worden. Die Kunst ging aus der Masse hervor. Sie wurde erweckt durch die Leistungen einiger begabteren Künstler, und wirkte ihrerseits wieder anregend auf die Erzeugnisse derselben. Die hier vorliegenden Aufgaben lassen freilich keinen Vergleich zu mit denen, die auf königlichen Antrieb und mit königlichen Mitteln gelöst werden; die Verbreitung des Geschmackes im Volke aber wird auf diese Weise doch allmählich begründet. Auch hier, wie an so vielen Orten, hat der im Jahr 1831 begründete Kunstverein sich als ein bedeutendes Rüstzeug zur Beförderung der Kunstthätigkeit erwiesen. Man hat anfänglich diesem Institute zum Vorwurf gemacht, daß es den jährlichen Beitrag eines Mitglieds auf einen so niedrigen Preis – 5 fl. C. M. – gestellt habe; der Erfolg hat aber die Zweckmäßigkeit dieser Maaßregel auf das vollständigste gerechtfertigt. Es galt hier nicht, einige reiche Personen und Liebhaber herbei zu ziehen, es handelte sich vielmehr darum, die Masse für einen Gegenstand zu interessiren, der bisher ganz außer ihrem Bereiche gelegen; es galt, ihr etwas in Aussicht zu stellen, das ihr früher unerreichbar schien, nämlich den eigenen Besitz irgend eines guten Kunstwerkes. Was man bezweckte, wurde erreicht; der Kleinbürger, der subalterne Beamte, die wirthliche Hausfrau trug kein Bedenken, sich einer Verbindung anzuschließen, welche ihnen, wenn auch nicht ein gutes Gemälde, doch jedenfalls einen werthvollen Kupferstich und somit einen Schmuck für ihre bescheidene Wohnung sichert. Alle diese Leute, die früher die Kunst als Luxus, als ein für sie völlig Entbehrliches betrachteten, besuchten nun die öffentlichen Ausstellungen, sie wollen selbst sehen, welches Bild der Kunstverein ankaufen werde, welches sie gewinnen könnten, welches ihnen das liebste wäre, kurz, sie beschauen, vergleichen, lernen. An die Stelle stupider Neugierde, zwecklosen Begaffens, trat jetzt Kritik und Urtheil, ob richtig oder unrichtig, für den Anfang gleichviel. Der Kunstverein hat mithin seit seinem Entstehen in der That eine neue Epoche für hiesiges Kunstleben begründet. Die Summe von 20,000 fl. C. M., über die er schon jetzt jährlich gebietet, ist ein nicht unansehnlicher Hebel zur Hervorbringung einiger Bewegung. Diese macht sich hier, wie überall, wo nicht besondere Verhältnisse einwirken, zumeist in der Landschafts- und Genremalerei, am wenigsten in der Historienmalerei und Bildhauerei bemerkbar. Was die Landschaftsmalerei betrifft, so wissen wir, daß sie in unsern Tagen eine von der Vorzeit ganz verschiedene Richtung genommen hat. Im verflossenen und noch im letzten Decennium des gegenwärtigen Jahrhunderts ging man von der Idee aus, der Maler müsse die Natur potenziren, und selbst wenn es sich um eine Vedute handelte, noch ein Erkleckliches von eigener Erfindung hinzu thun. Selbst die namhaftesten und verdienstlichsten Landschaftsmaler jener Zeit bestrebten sich eigens, die Gesammtwirkung, den großen Totaleindruck der Naturscenen aufzufassen, das Allgemeine des Gegenstandes in sich aufzunehmen, wenig bekümmert um die Wahrheit und Genauigkeit der Einzelheiten in Form und Färbung. Wenn die heutigen Künstler wieder zur unmittelbaren Natur zurück zu gehen suchten, so verstanden doch nur wenige, der göttlichen Mutter in das sich nur dem Geweihten entschleiernde Antlitz zu schauen. Sie, im Gegensatze der frühern Maler, copiren

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 7. Augsburg, 7. Januar 1840, S. 0051. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_007_18400107/11>, abgerufen am 03.12.2024.