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Allgemeine Zeitung. Nr. 7. Augsburg, 7. Januar 1840.

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Abfertigung.

Auf mein unparteiisches Wort über die von dem bibliographischen Institut in Hildburghausen herausgegebenen Donau-Ansichten hat dasselbe eine sogenannte Gegenerklärung erlassen, in der es zwar der Hauptsache nach meine Angaben bestätigt, doch aber von Injurien spricht, und dadurch mich nöthigt, noch einmal auf diesen widerlichen Gegenstand zurückzukommen. Es wird darin auch von Pferdefuß, elenden Nachäffereien u. dgl. m. gefaselt, aber es galt ja Thatsachen zu widerlegen, die vor Jedermanns Augen liegen, und nicht mit hochtrabenden, vornehmthuenden Worten und hohlen Phrasen herumzuwerfen, aus denen am Ende doch nur das Geständniß hervorgeht: daß die sehr unmanierlich angekündigten Donau-Ansichten denn wirklich nachgestochen sind. Zugleich fällt die Beschuldigung des gedachten Instituts, als hätte ich durch meine Erklärung nur auf ein eigenes, dem seinigen nachgeäfftes Unternehmen aufmerksam machen wollen, in Nichts zurück: denn ich speculire durchaus nicht mit litterarischen und artistischen Unternehmungen; mir ist es um Wahrheit und Recht zu thun, die ohne Schmuck einherschreiten und nicht wie die Lüge sich in zierliche, ausgewählte Worte kleiden!

In der ersten pomphaften Ankündigung der besagten Donau-Ansichten heißt es: "die Schwierigkeiten der Aufgabe, die Donau vollständig, d. h. keinen interessanten Punkt ausschließend, durch den Stahlstich zu illustriren, mag es erklären, daß sie nicht früher gelöst wurde. Sie setzt allerdings Mittel und Kräfte ganz ungewöhnlicher Art voraus. Zwei Jahre haben uns bloße Vorarbeiten beschäftigt. Künstler mußten ausgesendet werden, die beiden Ufer der Donau von ihrer Quelle bis zum bessarabischen Delta zu durchwandern u. s. w. Das Resultat dieser Mission ist die merkwürdigste und interessanteste Sammlung von Zeichnungen, die jemals vereinigt wurden."

Nach dieser stattlichen Anzeige durfte jeder Unbefangene billig ein Prachtwerk erwarten, welches das um ein halbes Jahr früher begonnene Panorama der österreichischen Monarchie mit Ansichten nach Originalzeichnungen von Th. Ender, Ed. Gurk, Fr. Barbarini, Rud. Alt u. A., von ausgezeichneten deutschen und englischen Künstlern in Stahl gestochen, und mit Beschreibungen von F. C. Weidmann, Graf Joh. Mailath u. A. bei weitem übertreffen würde. Ich selbst interessirte mich für das von dem bibl. Inst. mit so wohlklingenden Worten angekündigte Unternehmen, da ich den vaterländischen Strom von Wien bis unterhalb Skella-Cladova selbst befahren und an den schönsten Stellen botanisirt habe; die Erinnerung an so angenehm verlebte Tage an den schönen Gestaden der Donau mußte mir also sehr willkommen seyn. Aber schon die erste Lieferung enttäuschte sehr, denn die Sache ergab sich als eine elende Nachäffung des obigen Werks, und bis zur eilften Lieferung erhielten wir nichts wie Nachstiche der längst erschienenen Lithographien nach den Zeichnungen des Hrn. Jac. Alt. - Das nahm ich denn für eine offenbare Prellerei, bei der die Unverschämtheit etwas zu weit getrieben war, und ich meinte ein so rücksichtsloses Verfahren mit den Pränumeranten öffentlich bekannt machen zu müssen.

Aus der hierauf erfolgten merkwürdigen Gegenerklärung des bibl. Inst., die zugleich das vollständige Glaubensbekenntniß desselben enthält, geht hervor: daß keine Künstler an der Donau ausgesendet wurden; daß keine zweijährigen Vorarbeiten konnten stattgefunden haben, daß die merkwürdigste Sammlung von Zeichnungen gar nicht existire, daß aber wirklich Mittel und Kräfte ganz ungewöhnlicher Art aufgewendet wurden, wie sie sich aus dem weitern Erfolge erklären.

Das bibl. Inst. möge es doch natürlich finden, wenn wir seine Leistungen nach dem beurtheilen was vorliegt, nicht nach dem bemessen, was es vielleicht einst noch zu liefern gedenkt. Es wurden dem Inst. ein Portfeuille aus Brüssel und eines aus Weiler (bei Eisenach) von an Ort und Stelle aufgenommenen Ansichten zur Benutzung mitgetheilt, über deren Werth es sich dahin ausspricht, daß es, wo diese Originalskizzen ungenügend erschienen, die trefflichen Alt'schen lithogr. Zeichnungen benützt habe, welche, was Treue der Darstellung und malerische Auffassung angeht, bei weitem das Beste seyen, was an Donaubildern vorhanden ist u. s. w. Aber dieß Alles hätte das bibl. Inst. schon früher im Prospectus zu seinen Donau-Ansichten weit besser sagen können. Aber um mit wenig Worten einen schlagenden Beweis zu führen, theile ich hier einen Brief mit, den ich jüngst über diese Angelegenheit erhalten:

Hrn. v. Dorner in Preßburg.

"Auf Ihre gefällige Anfrage habe ich das Vergnügen Ihnen zu bemerken, daß von denen mir vorliegenden 11 Heften der Mayer'schen Donau-Ansichten mit 33 Stahlstichen die Ansichten Nr. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 25. 28. 31. 32. 33. meinen Zeichnungen nachgestochen sind, und daß mich Hr. Mayer in Hildburghausen weder um meine Einwilligung ersucht, noch mir auf mein Schreiben um eine billige Entschädigung geantwortet habe."

Mit Hochachtung
Wien, am 23 November 1839.

dero ergebenster
Jacob Alt.

Was läßt sich auf so etwas erwiedern? Kaum etwas Vernünftiges! Ich überlasse es Andern, solches Aneignen fremden Eigenthums mit dem wahren Namen zu bezeichnen. Solches Verfahren ist nicht nur bei uns, es ist auch in Deutschland schon längst geächtet, und kein Schwarm von zierlichen Redefloskeln, keine darin auch noch so gewandte Feder mag dergleichen beschönigen. Aber das in Allem gewandte bibl. Inst. hat in der besagten Gegenerklärung selbst den vollständigsten Commentar zu diesem Treiben geliefert. Das Inst. nennt es Mittel und Kräfte ganz ungewöhnlicher Art. Gewiß schön gesagt! Und weiter heißt es darin: "daß es begreiflicher Weise bei seinem Verfahren kein anderes Streben leiten konnte, als die Ansichten so vollkommen als möglich herzustellen, ohne Furcht, daß man hierin etwas Ungebührliches oder dem Unternehmen selbst an Werth Abbruch Thuendes erkennen werde."

In diesen Worten liegt wohl viel Frechheit und geht zugleich das ganze Geheimniß von Wollen und Wirken des bibl. Inst. hervor. Ohne Furcht, daß man hierin etwas Ungebührliches erkenne, sticht es die Alt'schen Zeichnungen nach und bietet sie als das Werk der von ihm ausgesendeten Künstler aus; - ohne Furcht bietet es eine Miniaturbibliothek der deutschen Classiker in 150 Bändchen a 2 gr., die nicht etwa classische Stellen, Geistesblüthen, Beautes, sondern ganze Theile derselben in Nachdruck enthalten, als rechtmäßige Ausgaben an; - ohne Furcht läßt es die gelungensten Bilder berühmter Künstler nachstechen; - und ohne diese Furcht unternimmt es eben Mayers Conversations-Lexikon, das unzähligemal mehr enthalten soll, als alle bisher bestehenden Werke der Art. Begreiflicher Weise wird es dabei kein anderes Streben leiten, als alle bisher erschienenen reichlich auszuschreiben, um das seinige so vollkommen als möglich herzustellen. Daß dieser maaßlose Inbegriff alles Wissens und Nichtwissens aus 21 Bänden mit einer chaotischen Kupferzugabe bestehen und in Lieferungen zu 22 kr. ausgegeben werde, ist klar ausgesprochen; daß es aber vollendet 92 fl. 24 kr. C. M. kosten und bei der pünktlichsten Zuhaltung einer wöchentlichen Lieferung (anfänglich nur alle 14 Tage) fünf Jahre zu seiner Herstellung brauchen werde, überläßt das bibl. Inst. jedem Abnehmer selbst zu berechnen. Geht es dabei eben so, wie bei der im J. 1835 angekündigten ausführlichen Beschreibung von Nordamerika, die vom ersten Julius 1835 an in 40-50 halbmonatlichen Lieferungen versprochen wurde und wovon seit diesen 5 Jahren nur sechs Lieferungen erschienen, deren Besitz die Abnehmer mit 1 Rthlr. 12 gGr. büßen, - oder geht es damit auch nur so wie bei den Donau-Ansichten, von welchen nach der ersten Anzeige vom J. 1838 alle sechzig Hefte binnen zwei Jahren erscheinen sollten, nach einer spätern Anzeige monatlich eine Lieferung ausgegeben werden sollte, und wovon nach nun abgelaufenen zwei Jahren nur erst eilf Lieferungen fertig sind - so dürfte das Mayer'sche Conversations-Lexikon mindestens zehn Jahre zur Vollendung gebrauchen. - Bis jetzt hat das bibl. Inst. noch kein bedeutendes Originalwerk zu Tage gefördert das der Wissenschaft zur Bereicherung, der Kunst zum Ruhme gereicht hätte; wohl wühlt es aber durch solche Unternehmungen mit besudelten Händen im Marke des deutschen Litteraturwesens. Mit glatten, ruhmredigen Worten ist nichts gethan, wenn die Thaten den schönen Worten nur elendiglich nachhinken. Man muß nur seine Thaten reden lassen. Was vor aller Welt Augen liegt, läßt sich auch mit der geläufigsten Zunge nicht wegdisputiren. - Das bibl. Inst. möge in seinem Wollen und Wirken nur so fortfahren, es schändet sich nur selbst, so lange deutsche Rechtlichkeit noch gelten wird. Aber auch wir werden den Verkehr dieses Instituts nicht weiter mehr beachten und noch weniger die zorn- und wuthentbrannten Aeußerungen einer Antwort würdigen.

Preßburg, am 13 December 1839.

v. Dorner.

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Abfertigung.

Auf mein unparteiisches Wort über die von dem bibliographischen Institut in Hildburghausen herausgegebenen Donau-Ansichten hat dasselbe eine sogenannte Gegenerklärung erlassen, in der es zwar der Hauptsache nach meine Angaben bestätigt, doch aber von Injurien spricht, und dadurch mich nöthigt, noch einmal auf diesen widerlichen Gegenstand zurückzukommen. Es wird darin auch von Pferdefuß, elenden Nachäffereien u. dgl. m. gefaselt, aber es galt ja Thatsachen zu widerlegen, die vor Jedermanns Augen liegen, und nicht mit hochtrabenden, vornehmthuenden Worten und hohlen Phrasen herumzuwerfen, aus denen am Ende doch nur das Geständniß hervorgeht: daß die sehr unmanierlich angekündigten Donau-Ansichten denn wirklich nachgestochen sind. Zugleich fällt die Beschuldigung des gedachten Instituts, als hätte ich durch meine Erklärung nur auf ein eigenes, dem seinigen nachgeäfftes Unternehmen aufmerksam machen wollen, in Nichts zurück: denn ich speculire durchaus nicht mit litterarischen und artistischen Unternehmungen; mir ist es um Wahrheit und Recht zu thun, die ohne Schmuck einherschreiten und nicht wie die Lüge sich in zierliche, ausgewählte Worte kleiden!

In der ersten pomphaften Ankündigung der besagten Donau-Ansichten heißt es: „die Schwierigkeiten der Aufgabe, die Donau vollständig, d. h. keinen interessanten Punkt ausschließend, durch den Stahlstich zu illustriren, mag es erklären, daß sie nicht früher gelöst wurde. Sie setzt allerdings Mittel und Kräfte ganz ungewöhnlicher Art voraus. Zwei Jahre haben uns bloße Vorarbeiten beschäftigt. Künstler mußten ausgesendet werden, die beiden Ufer der Donau von ihrer Quelle bis zum bessarabischen Delta zu durchwandern u. s. w. Das Resultat dieser Mission ist die merkwürdigste und interessanteste Sammlung von Zeichnungen, die jemals vereinigt wurden.“

Nach dieser stattlichen Anzeige durfte jeder Unbefangene billig ein Prachtwerk erwarten, welches das um ein halbes Jahr früher begonnene Panorama der österreichischen Monarchie mit Ansichten nach Originalzeichnungen von Th. Ender, Ed. Gurk, Fr. Barbarini, Rud. Alt u. A., von ausgezeichneten deutschen und englischen Künstlern in Stahl gestochen, und mit Beschreibungen von F. C. Weidmann, Graf Joh. Mailáth u. A. bei weitem übertreffen würde. Ich selbst interessirte mich für das von dem bibl. Inst. mit so wohlklingenden Worten angekündigte Unternehmen, da ich den vaterländischen Strom von Wien bis unterhalb Skella-Cladova selbst befahren und an den schönsten Stellen botanisirt habe; die Erinnerung an so angenehm verlebte Tage an den schönen Gestaden der Donau mußte mir also sehr willkommen seyn. Aber schon die erste Lieferung enttäuschte sehr, denn die Sache ergab sich als eine elende Nachäffung des obigen Werks, und bis zur eilften Lieferung erhielten wir nichts wie Nachstiche der längst erschienenen Lithographien nach den Zeichnungen des Hrn. Jac. Alt. – Das nahm ich denn für eine offenbare Prellerei, bei der die Unverschämtheit etwas zu weit getrieben war, und ich meinte ein so rücksichtsloses Verfahren mit den Pränumeranten öffentlich bekannt machen zu müssen.

Aus der hierauf erfolgten merkwürdigen Gegenerklärung des bibl. Inst., die zugleich das vollständige Glaubensbekenntniß desselben enthält, geht hervor: daß keine Künstler an der Donau ausgesendet wurden; daß keine zweijährigen Vorarbeiten konnten stattgefunden haben, daß die merkwürdigste Sammlung von Zeichnungen gar nicht existire, daß aber wirklich Mittel und Kräfte ganz ungewöhnlicher Art aufgewendet wurden, wie sie sich aus dem weitern Erfolge erklären.

Das bibl. Inst. möge es doch natürlich finden, wenn wir seine Leistungen nach dem beurtheilen was vorliegt, nicht nach dem bemessen, was es vielleicht einst noch zu liefern gedenkt. Es wurden dem Inst. ein Portfeuille aus Brüssel und eines aus Weiler (bei Eisenach) von an Ort und Stelle aufgenommenen Ansichten zur Benutzung mitgetheilt, über deren Werth es sich dahin ausspricht, daß es, wo diese Originalskizzen ungenügend erschienen, die trefflichen Alt'schen lithogr. Zeichnungen benützt habe, welche, was Treue der Darstellung und malerische Auffassung angeht, bei weitem das Beste seyen, was an Donaubildern vorhanden ist u. s. w. Aber dieß Alles hätte das bibl. Inst. schon früher im Prospectus zu seinen Donau-Ansichten weit besser sagen können. Aber um mit wenig Worten einen schlagenden Beweis zu führen, theile ich hier einen Brief mit, den ich jüngst über diese Angelegenheit erhalten:

Hrn. v. Dorner in Preßburg.

„Auf Ihre gefällige Anfrage habe ich das Vergnügen Ihnen zu bemerken, daß von denen mir vorliegenden 11 Heften der Mayer'schen Donau-Ansichten mit 33 Stahlstichen die Ansichten Nr. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 25. 28. 31. 32. 33. meinen Zeichnungen nachgestochen sind, und daß mich Hr. Mayer in Hildburghausen weder um meine Einwilligung ersucht, noch mir auf mein Schreiben um eine billige Entschädigung geantwortet habe.“

Mit Hochachtung
Wien, am 23 November 1839.

dero ergebenster
Jacob Alt.

Was läßt sich auf so etwas erwiedern? Kaum etwas Vernünftiges! Ich überlasse es Andern, solches Aneignen fremden Eigenthums mit dem wahren Namen zu bezeichnen. Solches Verfahren ist nicht nur bei uns, es ist auch in Deutschland schon längst geächtet, und kein Schwarm von zierlichen Redefloskeln, keine darin auch noch so gewandte Feder mag dergleichen beschönigen. Aber das in Allem gewandte bibl. Inst. hat in der besagten Gegenerklärung selbst den vollständigsten Commentar zu diesem Treiben geliefert. Das Inst. nennt es Mittel und Kräfte ganz ungewöhnlicher Art. Gewiß schön gesagt! Und weiter heißt es darin: „daß es begreiflicher Weise bei seinem Verfahren kein anderes Streben leiten konnte, als die Ansichten so vollkommen als möglich herzustellen, ohne Furcht, daß man hierin etwas Ungebührliches oder dem Unternehmen selbst an Werth Abbruch Thuendes erkennen werde.“

In diesen Worten liegt wohl viel Frechheit und geht zugleich das ganze Geheimniß von Wollen und Wirken des bibl. Inst. hervor. Ohne Furcht, daß man hierin etwas Ungebührliches erkenne, sticht es die Alt'schen Zeichnungen nach und bietet sie als das Werk der von ihm ausgesendeten Künstler aus; – ohne Furcht bietet es eine Miniaturbibliothek der deutschen Classiker in 150 Bändchen à 2 gr., die nicht etwa classische Stellen, Geistesblüthen, Beautés, sondern ganze Theile derselben in Nachdruck enthalten, als rechtmäßige Ausgaben an; – ohne Furcht läßt es die gelungensten Bilder berühmter Künstler nachstechen; – und ohne diese Furcht unternimmt es eben Mayers Conversations-Lexikon, das unzähligemal mehr enthalten soll, als alle bisher bestehenden Werke der Art. Begreiflicher Weise wird es dabei kein anderes Streben leiten, als alle bisher erschienenen reichlich auszuschreiben, um das seinige so vollkommen als möglich herzustellen. Daß dieser maaßlose Inbegriff alles Wissens und Nichtwissens aus 21 Bänden mit einer chaotischen Kupferzugabe bestehen und in Lieferungen zu 22 kr. ausgegeben werde, ist klar ausgesprochen; daß es aber vollendet 92 fl. 24 kr. C. M. kosten und bei der pünktlichsten Zuhaltung einer wöchentlichen Lieferung (anfänglich nur alle 14 Tage) fünf Jahre zu seiner Herstellung brauchen werde, überläßt das bibl. Inst. jedem Abnehmer selbst zu berechnen. Geht es dabei eben so, wie bei der im J. 1835 angekündigten ausführlichen Beschreibung von Nordamerika, die vom ersten Julius 1835 an in 40-50 halbmonatlichen Lieferungen versprochen wurde und wovon seit diesen 5 Jahren nur sechs Lieferungen erschienen, deren Besitz die Abnehmer mit 1 Rthlr. 12 gGr. büßen, – oder geht es damit auch nur so wie bei den Donau-Ansichten, von welchen nach der ersten Anzeige vom J. 1838 alle sechzig Hefte binnen zwei Jahren erscheinen sollten, nach einer spätern Anzeige monatlich eine Lieferung ausgegeben werden sollte, und wovon nach nun abgelaufenen zwei Jahren nur erst eilf Lieferungen fertig sind – so dürfte das Mayer'sche Conversations-Lexikon mindestens zehn Jahre zur Vollendung gebrauchen. – Bis jetzt hat das bibl. Inst. noch kein bedeutendes Originalwerk zu Tage gefördert das der Wissenschaft zur Bereicherung, der Kunst zum Ruhme gereicht hätte; wohl wühlt es aber durch solche Unternehmungen mit besudelten Händen im Marke des deutschen Litteraturwesens. Mit glatten, ruhmredigen Worten ist nichts gethan, wenn die Thaten den schönen Worten nur elendiglich nachhinken. Man muß nur seine Thaten reden lassen. Was vor aller Welt Augen liegt, läßt sich auch mit der geläufigsten Zunge nicht wegdisputiren. – Das bibl. Inst. möge in seinem Wollen und Wirken nur so fortfahren, es schändet sich nur selbst, so lange deutsche Rechtlichkeit noch gelten wird. Aber auch wir werden den Verkehr dieses Instituts nicht weiter mehr beachten und noch weniger die zorn- und wuthentbrannten Aeußerungen einer Antwort würdigen.

Preßburg, am 13 December 1839.

v. Dorner.

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Zugleich fällt die Beschuldigung des gedachten Instituts, als hätte ich durch meine Erklärung nur auf ein eigenes, dem seinigen nachgeäfftes Unternehmen aufmerksam machen wollen, in Nichts zurück: denn ich speculire durchaus nicht mit litterarischen und artistischen Unternehmungen; mir ist es um Wahrheit und Recht zu thun, die ohne Schmuck einherschreiten und nicht wie die Lüge sich in zierliche, ausgewählte Worte kleiden! In der ersten pomphaften Ankündigung der besagten Donau-Ansichten heißt es: „die Schwierigkeiten der Aufgabe, die Donau vollständig, d. h. keinen interessanten Punkt ausschließend, durch den Stahlstich zu illustriren, mag es erklären, daß sie nicht früher gelöst wurde. Sie setzt allerdings Mittel und Kräfte ganz ungewöhnlicher Art voraus. Zwei Jahre haben uns bloße Vorarbeiten beschäftigt. Künstler mußten ausgesendet werden, die beiden Ufer der Donau von ihrer Quelle bis zum bessarabischen Delta zu durchwandern u. s. w. Das Resultat dieser Mission ist die merkwürdigste und interessanteste Sammlung von Zeichnungen, die jemals vereinigt wurden.“ Nach dieser stattlichen Anzeige durfte jeder Unbefangene billig ein Prachtwerk erwarten, welches das um ein halbes Jahr früher begonnene Panorama der österreichischen Monarchie mit Ansichten nach Originalzeichnungen von Th. Ender, Ed. Gurk, Fr. Barbarini, Rud. Alt u. A., von ausgezeichneten deutschen und englischen Künstlern in Stahl gestochen, und mit Beschreibungen von F. C. Weidmann, Graf Joh. Mailáth u. A. bei weitem übertreffen würde. Ich selbst interessirte mich für das von dem bibl. Inst. mit so wohlklingenden Worten angekündigte Unternehmen, da ich den vaterländischen Strom von Wien bis unterhalb Skella-Cladova selbst befahren und an den schönsten Stellen botanisirt habe; die Erinnerung an so angenehm verlebte Tage an den schönen Gestaden der Donau mußte mir also sehr willkommen seyn. Aber schon die erste Lieferung enttäuschte sehr, denn die Sache ergab sich als eine elende Nachäffung des obigen Werks, und bis zur eilften Lieferung erhielten wir nichts wie Nachstiche der längst erschienenen Lithographien nach den Zeichnungen des Hrn. Jac. Alt. – Das nahm ich denn für eine offenbare Prellerei, bei der die Unverschämtheit etwas zu weit getrieben war, und ich meinte ein so rücksichtsloses Verfahren mit den Pränumeranten öffentlich bekannt machen zu müssen. Aus der hierauf erfolgten merkwürdigen Gegenerklärung des bibl. Inst., die zugleich das vollständige Glaubensbekenntniß desselben enthält, geht hervor: daß keine Künstler an der Donau ausgesendet wurden; daß keine zweijährigen Vorarbeiten konnten stattgefunden haben, daß die merkwürdigste Sammlung von Zeichnungen gar nicht existire, daß aber wirklich Mittel und Kräfte ganz ungewöhnlicher Art aufgewendet wurden, wie sie sich aus dem weitern Erfolge erklären. Das bibl. Inst. möge es doch natürlich finden, wenn wir seine Leistungen nach dem beurtheilen was vorliegt, nicht nach dem bemessen, was es vielleicht einst noch zu liefern gedenkt. Es wurden dem Inst. ein Portfeuille aus Brüssel und eines aus Weiler (bei Eisenach) von an Ort und Stelle aufgenommenen Ansichten zur Benutzung mitgetheilt, über deren Werth es sich dahin ausspricht, daß es, wo diese Originalskizzen ungenügend erschienen, die trefflichen Alt'schen lithogr. Zeichnungen benützt habe, welche, was Treue der Darstellung und malerische Auffassung angeht, bei weitem das Beste seyen, was an Donaubildern vorhanden ist u. s. w. Aber dieß Alles hätte das bibl. Inst. schon früher im Prospectus zu seinen Donau-Ansichten weit besser sagen können. Aber um mit wenig Worten einen schlagenden Beweis zu führen, theile ich hier einen Brief mit, den ich jüngst über diese Angelegenheit erhalten: Hrn. v. Dorner in Preßburg. „Auf Ihre gefällige Anfrage habe ich das Vergnügen Ihnen zu bemerken, daß von denen mir vorliegenden 11 Heften der Mayer'schen Donau-Ansichten mit 33 Stahlstichen die Ansichten Nr. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 25. 28. 31. 32. 33. meinen Zeichnungen nachgestochen sind, und daß mich Hr. Mayer in Hildburghausen weder um meine Einwilligung ersucht, noch mir auf mein Schreiben um eine billige Entschädigung geantwortet habe.“ Mit Hochachtung Wien, am 23 November 1839. dero ergebenster Jacob Alt. Was läßt sich auf so etwas erwiedern? Kaum etwas Vernünftiges! Ich überlasse es Andern, solches Aneignen fremden Eigenthums mit dem wahren Namen zu bezeichnen. Solches Verfahren ist nicht nur bei uns, es ist auch in Deutschland schon längst geächtet, und kein Schwarm von zierlichen Redefloskeln, keine darin auch noch so gewandte Feder mag dergleichen beschönigen. Aber das in Allem gewandte bibl. Inst. hat in der besagten Gegenerklärung selbst den vollständigsten Commentar zu diesem Treiben geliefert. Das Inst. nennt es Mittel und Kräfte ganz ungewöhnlicher Art. Gewiß schön gesagt! Und weiter heißt es darin: „daß es begreiflicher Weise bei seinem Verfahren kein anderes Streben leiten konnte, als die Ansichten so vollkommen als möglich herzustellen, ohne Furcht, daß man hierin etwas Ungebührliches oder dem Unternehmen selbst an Werth Abbruch Thuendes erkennen werde.“ In diesen Worten liegt wohl viel Frechheit und geht zugleich das ganze Geheimniß von Wollen und Wirken des bibl. Inst. hervor. Ohne Furcht, daß man hierin etwas Ungebührliches erkenne, sticht es die Alt'schen Zeichnungen nach und bietet sie als das Werk der von ihm ausgesendeten Künstler aus; – ohne Furcht bietet es eine Miniaturbibliothek der deutschen Classiker in 150 Bändchen à 2 gr., die nicht etwa classische Stellen, Geistesblüthen, Beautés, sondern ganze Theile derselben in Nachdruck enthalten, als rechtmäßige Ausgaben an; – ohne Furcht läßt es die gelungensten Bilder berühmter Künstler nachstechen; – und ohne diese Furcht unternimmt es eben Mayers Conversations-Lexikon, das unzähligemal mehr enthalten soll, als alle bisher bestehenden Werke der Art. Begreiflicher Weise wird es dabei kein anderes Streben leiten, als alle bisher erschienenen reichlich auszuschreiben, um das seinige so vollkommen als möglich herzustellen. Daß dieser maaßlose Inbegriff alles Wissens und Nichtwissens aus 21 Bänden mit einer chaotischen Kupferzugabe bestehen und in Lieferungen zu 22 kr. ausgegeben werde, ist klar ausgesprochen; daß es aber vollendet 92 fl. 24 kr. C. M. kosten und bei der pünktlichsten Zuhaltung einer wöchentlichen Lieferung (anfänglich nur alle 14 Tage) fünf Jahre zu seiner Herstellung brauchen werde, überläßt das bibl. Inst. jedem Abnehmer selbst zu berechnen. Geht es dabei eben so, wie bei der im J. 1835 angekündigten ausführlichen Beschreibung von Nordamerika, die vom ersten Julius 1835 an in 40-50 halbmonatlichen Lieferungen versprochen wurde und wovon seit diesen 5 Jahren nur sechs Lieferungen erschienen, deren Besitz die Abnehmer mit 1 Rthlr. 12 gGr. büßen, – oder geht es damit auch nur so wie bei den Donau-Ansichten, von welchen nach der ersten Anzeige vom J. 1838 alle sechzig Hefte binnen zwei Jahren erscheinen sollten, nach einer spätern Anzeige monatlich eine Lieferung ausgegeben werden sollte, und wovon nach nun abgelaufenen zwei Jahren nur erst eilf Lieferungen fertig sind – so dürfte das Mayer'sche Conversations-Lexikon mindestens zehn Jahre zur Vollendung gebrauchen. – Bis jetzt hat das bibl. Inst. noch kein bedeutendes Originalwerk zu Tage gefördert das der Wissenschaft zur Bereicherung, der Kunst zum Ruhme gereicht hätte; wohl wühlt es aber durch solche Unternehmungen mit besudelten Händen im Marke des deutschen Litteraturwesens. Mit glatten, ruhmredigen Worten ist nichts gethan, wenn die Thaten den schönen Worten nur elendiglich nachhinken. Man muß nur seine Thaten reden lassen. Was vor aller Welt Augen liegt, läßt sich auch mit der geläufigsten Zunge nicht wegdisputiren. – Das bibl. Inst. möge in seinem Wollen und Wirken nur so fortfahren, es schändet sich nur selbst, so lange deutsche Rechtlichkeit noch gelten wird. Aber auch wir werden den Verkehr dieses Instituts nicht weiter mehr beachten und noch weniger die zorn- und wuthentbrannten Aeußerungen einer Antwort würdigen. Preßburg, am 13 December 1839. v. Dorner.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 7. Augsburg, 7. Januar 1840, S. 0054. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_007_18400107/14>, abgerufen am 21.11.2024.