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Allgemeine Zeitung. Nr. 7. Augsburg, 7. Januar 1840.

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Maj. des Königs das Ritterkreuz des Verdienstordens vom heil. Michael empfing. - In unsern geselligen Kreisen beginnt nunmehr nach der Stille des Advents ein regeres Leben. In der höhern Gesellschaft haben bereits mehrere Bälle stattgefunden; so gab am Sylvesterabend die Gräfin Sakrewsky (Gemahlin des ehemaligen kais. russischen Ministers des Innern), die den Winter hier zubringt, ein glänzendes Fest, zu dem 400 Personen geladen waren. Der dießjährige Carneval wird durch die vielen Fremden belebter seyn, als mancher frühere. Die 57 englischen Familien, die sich dermal hier aufhalten, liefern schon allein der Gesellschaft ein namhaftes, und in ihren weiblichen Mitgliedern größtentheils sehr liebenswürdiges Contingent; auch die Mitglieder der Ständeversammlung sind als Fremde zu betrachten, es sind sämmtlich wohlhabende, und mit geringer Ausnahme rüstige Männer (viele unter ihnen mit Familien), die nach den Mühen des Tages sich gern erheitern. Man spricht viel von einem großen Maskenzug, den die hiesigen Künstler in der zweiten Hälfte des Carnevals veranstalten werden. "Der Einzug Kaiser Maximilians in Nürnberg" ist ein Stoff, der, in geschichtlicher wie in malerischer Hinsicht gleich interessant, zu festlichen Gruppen und schönen Costumen Gelegenheit gibt. Es haben sich bereits gegen 300 Theilnehmer gefunden, und nach den Voranstalten darf man Gelungenes erwarten. - Die Tänzerin Polin, die am Abend ihres letzten Auftretens mit Kränzen gefeiert wurde, ist nach Berlin zurückgekehrt. Sie ist eine jugendlich-graziöse Erscheinung. Möge sie uns wiederkehren.

Ihre Majestät die Königin von Griechenland hat geruht, dem dahier garnisonirenden königl. bayer. Linien-Infanterie-Regiment König Otto von Griechenland eine eigenhändig gestickte Fahne jenes Bataillons dieses Regiments, welches den König Otto nach Griechenland begleitet und drei Jahre daselbst gestanden hatte, zu verleihen. (Frankf. J.)

Se. königl. Maj. hat als Erinnerungszeichen an die für König und Vaterland im Kriege geleisteten Dienste eine Kriegsdenkmünze gestiftet. Sie wird auf der linken Brust an einem 1 Zoll breiten, schwarz und roth gestreiften Bande getragen. Jeder, der in würtembergischen Militärdiensten einen Feldzug mitgemacht, hat Anspruch auf die Kriegsdenkmünze. Wer aber nach mitgemachtem Feldzuge, oder nach Ausscheidung aus dem Militär im bürgerlichen Stande eine entehrende Strafe erlitten, kann die Kriegsdenkmünze nicht erhalten; nach einer mäßigen Berechnung werden ungefähr 25,000 Individuen ihre Ansprüche an die Kriegsdenkmünze nachzuweisen im Stande seyn. (Stuttg. Bl.)

Preußen.

So eben lese ich in dem Frankfurter Journal vom 31 Dec. v. J. die Erzählung eines sehr beklagenswerthen Vorfalls, der sich zwischen einem jungen Officier der Kölner Garnison und einem dortigen achtungswerthen Kaufmann in der letzten Hälfte Decembers ereignet hat. Da die in dem Frankfurter Journal mitgetheilten Thatsachen nicht genau mit dem wirklichen Hergange der Sache übereinstimmen, und aus jener irrthümlichen Darstellung sehr leicht nachtheilige Schlüsse auf den Geist und die Gesinnung der preußischen Officiere gezogen werden könnten, so unterlasse ich nicht, Ihren Lesern aus zuverlässigen Quellen über diesen betrübenden Vorfall der strengsten Wahrheit gemäß Folgendes mitzutheilen. Es ist wahr, daß vor einiger Zeit ein junger Officier der Kölner Garnison den dortigen Kaufmann O.... um ein Darlehen von 20 Thlrn. ersuchte, welches ihm derselbe abschlug. Da sich später das Gerücht verbreitete, als habe der letztere hierüber in einer Gesellschaft seine Glossen gemacht, so forderte jener Officier zwei seiner jüngern Cameraden auf, ihn zu dem Kaufmann zu begleiten, um von demselben Satisfaction zu verlangen. Seine beiden Begleiter wußten ihn jedoch endlich dahin zu bewegen, daß er selbst nicht das Haus des Kaufmanns betrat, sondern vor der Thür desselben die Rückkehr des einen seiner Begleiter abwartete, welcher, ruhig und besonnen, mit Anstand den Kaufmann O.... bat, ihm über jenes Gerücht nähere Auskunft zu geben. Da der Kaufmann O.... versicherte, daß er nur seinem Schwager, der als Capitän in demselben Regimente jenes Officiers steht, davon im vertraulichen Gespräch ohne böse Absicht Mittheilung gemacht hätte, so schien die Sache erledigt, und der Mittler, zufrieden, die ganze Angelegenheit ehrenvoll ausgeglichen zu sehen, kehrte zu seinem unten harrenden Gefährten zurück, welchen er ebenfalls dadurch um so mehr beruhigt zu haben glaubte, als sie sich schon wieder eine ganze Strecke von dem Hause des O.... entfernt hatten. Doch plötzlich bemeistert sich die zügelloseste Leidenschaft jenes Officiers, und in einem Augenblick verläßt er seine beiden Gefährten, stürzt in das Comptoir des Kaufmanns O...., und zieht dort den Degen, um auf ihn einzustürmen. Dieß alles war das Werk eines Moments; die beiden andern Officiere vermochten kaum, ihrem aufgeregten Cameraden in das Haus des O.... zu folgen, ihm in den Arm zu fallen, und weitere Excesse zu verhüten. Außer einigen zerschlagenen Fensterscheiben und heftigen Redensarten ist es also weiter zu keinen Thätlichkeiten gekommen, und die Angabe im Frankfurter Journal ist ganz falsch, daß die beiden begleitenden Officiere gleichsam diesen Exceß begünstigt, und sogar unten am Hause Wache gehalten haben sollen. Es ist im Gegentheil nur Eine Stimme im ganzen Publicum, daß nur durch das kaltblütige und anständige Benehmen dieser beiden Herren jeder weitere Ausbruch der Leidenschaft verhütet worden. Die Angabe im Frankfurter Journal, daß der Kaufmann O.... verwundet worden sey, ist ebenfalls unrichtig. Was die gehässigen Anmerkungen betrifft, die der Correspondent des Frankfurter Journals zu machen für gut findet, als würde dieser beklagenswerthe Exceß gewissermaßen in Schutz genommen, und nicht mit der gebührenden Strenge bestraft werden, so kann ich Ihnen aus guter Quelle versichern, daß gerade das Gegentheil stattfindet. Sämmtliche Officiere der Garnison und des Regiments sind tief indignirt über das Benehmen eines ihrer Mitglieder, und haben deßhalb selbst auf genaue Untersuchung angetragen. Sogar die Officiere eines detaschirten Bataillons sollen gleich bei der ersten Nachricht von jenem traurigen Vorfall sofort bei ihrem Bataillonscommandeur eingekommen seyn, in ihrem Namen an den Commandeur des Regiments zu schreiben, um ihm ihre Mißbilligung jenes Excesses auszudrücken, und um strenge gerichtliche Untersuchung zu bitten. Uebrigens ist jener Officier vom Dienste suspendirt, und der Vorfall den höhern Vorgesetzten dienstlich angezeigt. Wer den ritterlichen Sinn des Generals v. Borstell kennt, wird daher nicht zweifeln, daß dem beleidigten Bürger Genugthuung verschafft werden wird, und es sind deßhalb eben sowohl die Drohungen, welche der Correspondent des Frankfurter Journals ausspricht, als auch die Bemerkungen überflüssig, welche er darüber macht, daß der Thäter bis jetzt nur mit Stubenarrest bestraft sey. Wenn sich jener Correspondent genau über den Zusammenhang der ganzen Sache würde erkundigt haben, so würde er wissen, daß sich jener unglückliche junge Mann, den die Leidenschaft zu solchem Vergehen hinriß, im Untersuchungs- und nicht im Strafarrest befindet. Die große Sensation, welche dieser Vorfall erregt

Maj. des Königs das Ritterkreuz des Verdienstordens vom heil. Michael empfing. – In unsern geselligen Kreisen beginnt nunmehr nach der Stille des Advents ein regeres Leben. In der höhern Gesellschaft haben bereits mehrere Bälle stattgefunden; so gab am Sylvesterabend die Gräfin Sakrewsky (Gemahlin des ehemaligen kais. russischen Ministers des Innern), die den Winter hier zubringt, ein glänzendes Fest, zu dem 400 Personen geladen waren. Der dießjährige Carneval wird durch die vielen Fremden belebter seyn, als mancher frühere. Die 57 englischen Familien, die sich dermal hier aufhalten, liefern schon allein der Gesellschaft ein namhaftes, und in ihren weiblichen Mitgliedern größtentheils sehr liebenswürdiges Contingent; auch die Mitglieder der Ständeversammlung sind als Fremde zu betrachten, es sind sämmtlich wohlhabende, und mit geringer Ausnahme rüstige Männer (viele unter ihnen mit Familien), die nach den Mühen des Tages sich gern erheitern. Man spricht viel von einem großen Maskenzug, den die hiesigen Künstler in der zweiten Hälfte des Carnevals veranstalten werden. „Der Einzug Kaiser Maximilians in Nürnberg“ ist ein Stoff, der, in geschichtlicher wie in malerischer Hinsicht gleich interessant, zu festlichen Gruppen und schönen Costumen Gelegenheit gibt. Es haben sich bereits gegen 300 Theilnehmer gefunden, und nach den Voranstalten darf man Gelungenes erwarten. – Die Tänzerin Polin, die am Abend ihres letzten Auftretens mit Kränzen gefeiert wurde, ist nach Berlin zurückgekehrt. Sie ist eine jugendlich-graziöse Erscheinung. Möge sie uns wiederkehren.

Ihre Majestät die Königin von Griechenland hat geruht, dem dahier garnisonirenden königl. bayer. Linien-Infanterie-Regiment König Otto von Griechenland eine eigenhändig gestickte Fahne jenes Bataillons dieses Regiments, welches den König Otto nach Griechenland begleitet und drei Jahre daselbst gestanden hatte, zu verleihen. (Frankf. J.)

Se. königl. Maj. hat als Erinnerungszeichen an die für König und Vaterland im Kriege geleisteten Dienste eine Kriegsdenkmünze gestiftet. Sie wird auf der linken Brust an einem 1 Zoll breiten, schwarz und roth gestreiften Bande getragen. Jeder, der in würtembergischen Militärdiensten einen Feldzug mitgemacht, hat Anspruch auf die Kriegsdenkmünze. Wer aber nach mitgemachtem Feldzuge, oder nach Ausscheidung aus dem Militär im bürgerlichen Stande eine entehrende Strafe erlitten, kann die Kriegsdenkmünze nicht erhalten; nach einer mäßigen Berechnung werden ungefähr 25,000 Individuen ihre Ansprüche an die Kriegsdenkmünze nachzuweisen im Stande seyn. (Stuttg. Bl.)

Preußen.

So eben lese ich in dem Frankfurter Journal vom 31 Dec. v. J. die Erzählung eines sehr beklagenswerthen Vorfalls, der sich zwischen einem jungen Officier der Kölner Garnison und einem dortigen achtungswerthen Kaufmann in der letzten Hälfte Decembers ereignet hat. Da die in dem Frankfurter Journal mitgetheilten Thatsachen nicht genau mit dem wirklichen Hergange der Sache übereinstimmen, und aus jener irrthümlichen Darstellung sehr leicht nachtheilige Schlüsse auf den Geist und die Gesinnung der preußischen Officiere gezogen werden könnten, so unterlasse ich nicht, Ihren Lesern aus zuverlässigen Quellen über diesen betrübenden Vorfall der strengsten Wahrheit gemäß Folgendes mitzutheilen. Es ist wahr, daß vor einiger Zeit ein junger Officier der Kölner Garnison den dortigen Kaufmann O.... um ein Darlehen von 20 Thlrn. ersuchte, welches ihm derselbe abschlug. Da sich später das Gerücht verbreitete, als habe der letztere hierüber in einer Gesellschaft seine Glossen gemacht, so forderte jener Officier zwei seiner jüngern Cameraden auf, ihn zu dem Kaufmann zu begleiten, um von demselben Satisfaction zu verlangen. Seine beiden Begleiter wußten ihn jedoch endlich dahin zu bewegen, daß er selbst nicht das Haus des Kaufmanns betrat, sondern vor der Thür desselben die Rückkehr des einen seiner Begleiter abwartete, welcher, ruhig und besonnen, mit Anstand den Kaufmann O.... bat, ihm über jenes Gerücht nähere Auskunft zu geben. Da der Kaufmann O.... versicherte, daß er nur seinem Schwager, der als Capitän in demselben Regimente jenes Officiers steht, davon im vertraulichen Gespräch ohne böse Absicht Mittheilung gemacht hätte, so schien die Sache erledigt, und der Mittler, zufrieden, die ganze Angelegenheit ehrenvoll ausgeglichen zu sehen, kehrte zu seinem unten harrenden Gefährten zurück, welchen er ebenfalls dadurch um so mehr beruhigt zu haben glaubte, als sie sich schon wieder eine ganze Strecke von dem Hause des O.... entfernt hatten. Doch plötzlich bemeistert sich die zügelloseste Leidenschaft jenes Officiers, und in einem Augenblick verläßt er seine beiden Gefährten, stürzt in das Comptoir des Kaufmanns O...., und zieht dort den Degen, um auf ihn einzustürmen. Dieß alles war das Werk eines Moments; die beiden andern Officiere vermochten kaum, ihrem aufgeregten Cameraden in das Haus des O.... zu folgen, ihm in den Arm zu fallen, und weitere Excesse zu verhüten. Außer einigen zerschlagenen Fensterscheiben und heftigen Redensarten ist es also weiter zu keinen Thätlichkeiten gekommen, und die Angabe im Frankfurter Journal ist ganz falsch, daß die beiden begleitenden Officiere gleichsam diesen Exceß begünstigt, und sogar unten am Hause Wache gehalten haben sollen. Es ist im Gegentheil nur Eine Stimme im ganzen Publicum, daß nur durch das kaltblütige und anständige Benehmen dieser beiden Herren jeder weitere Ausbruch der Leidenschaft verhütet worden. Die Angabe im Frankfurter Journal, daß der Kaufmann O.... verwundet worden sey, ist ebenfalls unrichtig. Was die gehässigen Anmerkungen betrifft, die der Correspondent des Frankfurter Journals zu machen für gut findet, als würde dieser beklagenswerthe Exceß gewissermaßen in Schutz genommen, und nicht mit der gebührenden Strenge bestraft werden, so kann ich Ihnen aus guter Quelle versichern, daß gerade das Gegentheil stattfindet. Sämmtliche Officiere der Garnison und des Regiments sind tief indignirt über das Benehmen eines ihrer Mitglieder, und haben deßhalb selbst auf genaue Untersuchung angetragen. Sogar die Officiere eines detaschirten Bataillons sollen gleich bei der ersten Nachricht von jenem traurigen Vorfall sofort bei ihrem Bataillonscommandeur eingekommen seyn, in ihrem Namen an den Commandeur des Regiments zu schreiben, um ihm ihre Mißbilligung jenes Excesses auszudrücken, und um strenge gerichtliche Untersuchung zu bitten. Uebrigens ist jener Officier vom Dienste suspendirt, und der Vorfall den höhern Vorgesetzten dienstlich angezeigt. Wer den ritterlichen Sinn des Generals v. Borstell kennt, wird daher nicht zweifeln, daß dem beleidigten Bürger Genugthuung verschafft werden wird, und es sind deßhalb eben sowohl die Drohungen, welche der Correspondent des Frankfurter Journals ausspricht, als auch die Bemerkungen überflüssig, welche er darüber macht, daß der Thäter bis jetzt nur mit Stubenarrest bestraft sey. Wenn sich jener Correspondent genau über den Zusammenhang der ganzen Sache würde erkundigt haben, so würde er wissen, daß sich jener unglückliche junge Mann, den die Leidenschaft zu solchem Vergehen hinriß, im Untersuchungs- und nicht im Strafarrest befindet. Die große Sensation, welche dieser Vorfall erregt

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Maj. des Königs das Ritterkreuz des Verdienstordens vom heil. Michael empfing. &#x2013; In unsern geselligen Kreisen beginnt nunmehr nach der Stille des Advents ein regeres Leben. In der höhern Gesellschaft haben bereits mehrere Bälle stattgefunden; so gab am Sylvesterabend die Gräfin Sakrewsky (Gemahlin des ehemaligen kais. russischen Ministers des Innern), die den Winter hier zubringt, ein glänzendes Fest, zu dem 400 Personen geladen waren. Der dießjährige Carneval wird durch die vielen Fremden belebter seyn, als mancher frühere. Die 57 englischen Familien, die sich dermal hier aufhalten, liefern schon allein der Gesellschaft ein namhaftes, und in ihren weiblichen Mitgliedern größtentheils sehr liebenswürdiges Contingent; auch die Mitglieder der Ständeversammlung sind als Fremde zu betrachten, es sind sämmtlich wohlhabende, und mit geringer Ausnahme rüstige Männer (viele unter ihnen mit Familien), die nach den Mühen des Tages sich gern erheitern. Man spricht viel von einem großen Maskenzug, den die hiesigen Künstler in der zweiten Hälfte des Carnevals veranstalten werden. &#x201E;Der Einzug Kaiser Maximilians in Nürnberg&#x201C; ist ein Stoff, der, in geschichtlicher wie in malerischer Hinsicht gleich interessant, zu festlichen Gruppen und schönen Costumen Gelegenheit gibt. Es haben sich bereits gegen 300 Theilnehmer gefunden, und nach den Voranstalten darf man Gelungenes erwarten. &#x2013; Die Tänzerin Polin, die am Abend ihres letzten Auftretens mit Kränzen gefeiert wurde, ist nach Berlin zurückgekehrt. Sie ist eine jugendlich-graziöse Erscheinung. Möge sie uns wiederkehren.</p>
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          <p> So eben lese ich in dem Frankfurter Journal vom 31 Dec. v. J. die Erzählung eines sehr beklagenswerthen Vorfalls, der sich zwischen einem jungen Officier der Kölner Garnison und einem dortigen achtungswerthen Kaufmann in der letzten Hälfte Decembers ereignet hat. Da die in dem Frankfurter Journal mitgetheilten Thatsachen nicht genau mit dem wirklichen Hergange der Sache übereinstimmen, und aus jener irrthümlichen Darstellung sehr leicht nachtheilige Schlüsse auf den Geist und die Gesinnung der preußischen Officiere gezogen werden könnten, so unterlasse ich nicht, Ihren Lesern aus zuverlässigen Quellen über diesen betrübenden Vorfall der strengsten Wahrheit gemäß Folgendes mitzutheilen. Es ist wahr, daß vor einiger Zeit ein junger Officier der Kölner Garnison den dortigen Kaufmann O.... um ein Darlehen von 20 Thlrn. ersuchte, welches ihm derselbe abschlug. Da sich später das Gerücht verbreitete, als habe der letztere hierüber in einer Gesellschaft seine Glossen gemacht, so forderte jener Officier zwei seiner jüngern Cameraden auf, ihn zu dem Kaufmann zu begleiten, um von demselben Satisfaction zu verlangen. Seine beiden Begleiter wußten ihn jedoch endlich dahin zu bewegen, daß er selbst nicht das Haus des Kaufmanns betrat, sondern vor der Thür desselben die Rückkehr des einen seiner Begleiter abwartete, welcher, ruhig und besonnen, mit Anstand den Kaufmann O.... bat, ihm über jenes Gerücht nähere Auskunft zu geben. Da der Kaufmann O.... versicherte, daß er nur seinem Schwager, der als Capitän in demselben Regimente jenes Officiers steht, davon im vertraulichen Gespräch ohne böse Absicht Mittheilung gemacht hätte, so schien die Sache erledigt, und der Mittler, zufrieden, die ganze Angelegenheit ehrenvoll ausgeglichen zu sehen, kehrte zu seinem unten harrenden Gefährten zurück, welchen er ebenfalls dadurch um so mehr beruhigt zu haben glaubte, als sie sich schon wieder eine ganze Strecke von dem Hause des O.... entfernt hatten. Doch plötzlich bemeistert sich die zügelloseste Leidenschaft jenes Officiers, und in einem Augenblick verläßt er seine beiden Gefährten, stürzt in das Comptoir des Kaufmanns O...., und zieht dort den Degen, um auf ihn einzustürmen. Dieß alles war das Werk eines Moments; die beiden andern Officiere vermochten kaum, ihrem aufgeregten Cameraden in das Haus des O.... zu folgen, ihm in den Arm zu fallen, und weitere Excesse zu verhüten. Außer einigen zerschlagenen Fensterscheiben und heftigen Redensarten ist es also weiter zu keinen Thätlichkeiten gekommen, und die Angabe im Frankfurter Journal ist ganz falsch, daß die beiden begleitenden Officiere gleichsam diesen Exceß begünstigt, und sogar unten am Hause Wache gehalten haben sollen. Es ist im Gegentheil nur Eine Stimme im ganzen Publicum, daß nur durch das kaltblütige und anständige Benehmen dieser beiden Herren jeder weitere Ausbruch der Leidenschaft verhütet worden. Die Angabe im Frankfurter Journal, daß der Kaufmann O.... verwundet worden sey, ist ebenfalls unrichtig. Was die gehässigen Anmerkungen betrifft, die der Correspondent des Frankfurter Journals zu machen für gut findet, als würde dieser beklagenswerthe Exceß gewissermaßen in Schutz genommen, und nicht mit der gebührenden Strenge bestraft werden, so kann ich Ihnen aus guter Quelle versichern, daß gerade das Gegentheil stattfindet. Sämmtliche Officiere der Garnison und des Regiments sind tief indignirt über das Benehmen eines ihrer Mitglieder, und haben deßhalb selbst auf genaue Untersuchung angetragen. Sogar die Officiere eines detaschirten Bataillons sollen gleich bei der ersten Nachricht von jenem traurigen Vorfall sofort bei ihrem Bataillonscommandeur eingekommen seyn, in ihrem Namen an den Commandeur des Regiments zu schreiben, um ihm ihre Mißbilligung jenes Excesses auszudrücken, und um strenge gerichtliche Untersuchung zu bitten. Uebrigens ist jener Officier vom Dienste suspendirt, und der Vorfall den höhern Vorgesetzten dienstlich angezeigt. Wer den ritterlichen Sinn des Generals v. Borstell kennt, wird daher nicht zweifeln, daß dem beleidigten Bürger Genugthuung verschafft werden wird, und es sind deßhalb eben sowohl die Drohungen, welche der Correspondent des Frankfurter Journals ausspricht, als auch die Bemerkungen überflüssig, welche er darüber macht, daß der Thäter bis jetzt nur mit Stubenarrest bestraft sey. Wenn sich jener Correspondent genau über den Zusammenhang der ganzen Sache würde erkundigt haben, so würde er wissen, daß sich jener unglückliche junge Mann, den die Leidenschaft zu solchem Vergehen hinriß, im Untersuchungs- und nicht im Strafarrest befindet. Die große Sensation, welche dieser Vorfall erregt<lb/></p>
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[0053/0005] Maj. des Königs das Ritterkreuz des Verdienstordens vom heil. Michael empfing. – In unsern geselligen Kreisen beginnt nunmehr nach der Stille des Advents ein regeres Leben. In der höhern Gesellschaft haben bereits mehrere Bälle stattgefunden; so gab am Sylvesterabend die Gräfin Sakrewsky (Gemahlin des ehemaligen kais. russischen Ministers des Innern), die den Winter hier zubringt, ein glänzendes Fest, zu dem 400 Personen geladen waren. Der dießjährige Carneval wird durch die vielen Fremden belebter seyn, als mancher frühere. Die 57 englischen Familien, die sich dermal hier aufhalten, liefern schon allein der Gesellschaft ein namhaftes, und in ihren weiblichen Mitgliedern größtentheils sehr liebenswürdiges Contingent; auch die Mitglieder der Ständeversammlung sind als Fremde zu betrachten, es sind sämmtlich wohlhabende, und mit geringer Ausnahme rüstige Männer (viele unter ihnen mit Familien), die nach den Mühen des Tages sich gern erheitern. Man spricht viel von einem großen Maskenzug, den die hiesigen Künstler in der zweiten Hälfte des Carnevals veranstalten werden. „Der Einzug Kaiser Maximilians in Nürnberg“ ist ein Stoff, der, in geschichtlicher wie in malerischer Hinsicht gleich interessant, zu festlichen Gruppen und schönen Costumen Gelegenheit gibt. Es haben sich bereits gegen 300 Theilnehmer gefunden, und nach den Voranstalten darf man Gelungenes erwarten. – Die Tänzerin Polin, die am Abend ihres letzten Auftretens mit Kränzen gefeiert wurde, ist nach Berlin zurückgekehrt. Sie ist eine jugendlich-graziöse Erscheinung. Möge sie uns wiederkehren. Würzburg, 26 Dec. Ihre Majestät die Königin von Griechenland hat geruht, dem dahier garnisonirenden königl. bayer. Linien-Infanterie-Regiment König Otto von Griechenland eine eigenhändig gestickte Fahne jenes Bataillons dieses Regiments, welches den König Otto nach Griechenland begleitet und drei Jahre daselbst gestanden hatte, zu verleihen. (Frankf. J.) Stuttgart, 2 Jan. Se. königl. Maj. hat als Erinnerungszeichen an die für König und Vaterland im Kriege geleisteten Dienste eine Kriegsdenkmünze gestiftet. Sie wird auf der linken Brust an einem 1 Zoll breiten, schwarz und roth gestreiften Bande getragen. Jeder, der in würtembergischen Militärdiensten einen Feldzug mitgemacht, hat Anspruch auf die Kriegsdenkmünze. Wer aber nach mitgemachtem Feldzuge, oder nach Ausscheidung aus dem Militär im bürgerlichen Stande eine entehrende Strafe erlitten, kann die Kriegsdenkmünze nicht erhalten; nach einer mäßigen Berechnung werden ungefähr 25,000 Individuen ihre Ansprüche an die Kriegsdenkmünze nachzuweisen im Stande seyn. (Stuttg. Bl.) Preußen. _ Vom Rhein, 1 Jan. So eben lese ich in dem Frankfurter Journal vom 31 Dec. v. J. die Erzählung eines sehr beklagenswerthen Vorfalls, der sich zwischen einem jungen Officier der Kölner Garnison und einem dortigen achtungswerthen Kaufmann in der letzten Hälfte Decembers ereignet hat. Da die in dem Frankfurter Journal mitgetheilten Thatsachen nicht genau mit dem wirklichen Hergange der Sache übereinstimmen, und aus jener irrthümlichen Darstellung sehr leicht nachtheilige Schlüsse auf den Geist und die Gesinnung der preußischen Officiere gezogen werden könnten, so unterlasse ich nicht, Ihren Lesern aus zuverlässigen Quellen über diesen betrübenden Vorfall der strengsten Wahrheit gemäß Folgendes mitzutheilen. Es ist wahr, daß vor einiger Zeit ein junger Officier der Kölner Garnison den dortigen Kaufmann O.... um ein Darlehen von 20 Thlrn. ersuchte, welches ihm derselbe abschlug. Da sich später das Gerücht verbreitete, als habe der letztere hierüber in einer Gesellschaft seine Glossen gemacht, so forderte jener Officier zwei seiner jüngern Cameraden auf, ihn zu dem Kaufmann zu begleiten, um von demselben Satisfaction zu verlangen. Seine beiden Begleiter wußten ihn jedoch endlich dahin zu bewegen, daß er selbst nicht das Haus des Kaufmanns betrat, sondern vor der Thür desselben die Rückkehr des einen seiner Begleiter abwartete, welcher, ruhig und besonnen, mit Anstand den Kaufmann O.... bat, ihm über jenes Gerücht nähere Auskunft zu geben. Da der Kaufmann O.... versicherte, daß er nur seinem Schwager, der als Capitän in demselben Regimente jenes Officiers steht, davon im vertraulichen Gespräch ohne böse Absicht Mittheilung gemacht hätte, so schien die Sache erledigt, und der Mittler, zufrieden, die ganze Angelegenheit ehrenvoll ausgeglichen zu sehen, kehrte zu seinem unten harrenden Gefährten zurück, welchen er ebenfalls dadurch um so mehr beruhigt zu haben glaubte, als sie sich schon wieder eine ganze Strecke von dem Hause des O.... entfernt hatten. Doch plötzlich bemeistert sich die zügelloseste Leidenschaft jenes Officiers, und in einem Augenblick verläßt er seine beiden Gefährten, stürzt in das Comptoir des Kaufmanns O...., und zieht dort den Degen, um auf ihn einzustürmen. Dieß alles war das Werk eines Moments; die beiden andern Officiere vermochten kaum, ihrem aufgeregten Cameraden in das Haus des O.... zu folgen, ihm in den Arm zu fallen, und weitere Excesse zu verhüten. Außer einigen zerschlagenen Fensterscheiben und heftigen Redensarten ist es also weiter zu keinen Thätlichkeiten gekommen, und die Angabe im Frankfurter Journal ist ganz falsch, daß die beiden begleitenden Officiere gleichsam diesen Exceß begünstigt, und sogar unten am Hause Wache gehalten haben sollen. Es ist im Gegentheil nur Eine Stimme im ganzen Publicum, daß nur durch das kaltblütige und anständige Benehmen dieser beiden Herren jeder weitere Ausbruch der Leidenschaft verhütet worden. Die Angabe im Frankfurter Journal, daß der Kaufmann O.... verwundet worden sey, ist ebenfalls unrichtig. Was die gehässigen Anmerkungen betrifft, die der Correspondent des Frankfurter Journals zu machen für gut findet, als würde dieser beklagenswerthe Exceß gewissermaßen in Schutz genommen, und nicht mit der gebührenden Strenge bestraft werden, so kann ich Ihnen aus guter Quelle versichern, daß gerade das Gegentheil stattfindet. Sämmtliche Officiere der Garnison und des Regiments sind tief indignirt über das Benehmen eines ihrer Mitglieder, und haben deßhalb selbst auf genaue Untersuchung angetragen. Sogar die Officiere eines detaschirten Bataillons sollen gleich bei der ersten Nachricht von jenem traurigen Vorfall sofort bei ihrem Bataillonscommandeur eingekommen seyn, in ihrem Namen an den Commandeur des Regiments zu schreiben, um ihm ihre Mißbilligung jenes Excesses auszudrücken, und um strenge gerichtliche Untersuchung zu bitten. Uebrigens ist jener Officier vom Dienste suspendirt, und der Vorfall den höhern Vorgesetzten dienstlich angezeigt. Wer den ritterlichen Sinn des Generals v. Borstell kennt, wird daher nicht zweifeln, daß dem beleidigten Bürger Genugthuung verschafft werden wird, und es sind deßhalb eben sowohl die Drohungen, welche der Correspondent des Frankfurter Journals ausspricht, als auch die Bemerkungen überflüssig, welche er darüber macht, daß der Thäter bis jetzt nur mit Stubenarrest bestraft sey. Wenn sich jener Correspondent genau über den Zusammenhang der ganzen Sache würde erkundigt haben, so würde er wissen, daß sich jener unglückliche junge Mann, den die Leidenschaft zu solchem Vergehen hinriß, im Untersuchungs- und nicht im Strafarrest befindet. Die große Sensation, welche dieser Vorfall erregt

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 7. Augsburg, 7. Januar 1840, S. 0053. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_007_18400107/5>, abgerufen am 21.11.2024.