Allgemeine Zeitung. Nr. 8. Augsburg, 8. Januar 1840.
Großbritannien. London, 1 Jan Am 31 Dec. traten die außerordentlichen Assisen in Monmouth wieder zusammen. Vorsichts halber verstärkte man die in jenem Bezirk stehenden Truppen, und namentlich hat die Regierung zwei Dampfboote gemiethet, um einen Theil der in Dublin liegenden Besatzung nach Bristol überzuführen. Die O'Connell'schen Journale ermangeln nicht, auf diesen Umstand als einen neuen Beweis der in Irland herrschenden Ruhe und der Loyalität des irischen Volks hinzudeuten. Der Globe bemerkt über den unlängst mitgetheilten päpstlichen Erlaß gegen den Sklavenhandel: "Was das Oberhaupt der römischen Kirche zunächst bewog, zur Unterdrückung dieses fluchwürdigen Menschenhandels mit seinem geistlichen Ansehen ins Mittel zu treten, das waren, wie wir hören, die Vorstellungen, welche die brittische Regierung durch unsern Repräsentanten in Rom (d. h. wohl den Gesandten in Florenz) an den päpstlichen Hof gelangen ließ. Dieses Document gereicht der Menschenfreundlichkeit und dem Gerechtigkeitssinne des Papstes eben so sehr zur Ehre, als es die hohe Achtung bezeugt, die der päpstliche Stuhl für die brittische Regierung hegt. Dasselbe ist in den nachdrücklichsten und strengsten Worten abgefaßt; es bedroht mit "Entrüstung und Zorn, Trübsal und Angst" alle Katholiken, welche die darin enthaltenen Verbote mißachten würden. Wir zweifeln nicht, daß diese schnelle und entschiedene Mitwirkung der höchsten geistlichen Autorität in der römischen Kirche die Anstrengungen der jetzigen brittischen Regierung, jenen schändlichen Handel von Grund aus zu zerstören, auf das kräftigste fördern wird." Nicht weniger als drei Schiffe werden stündlich von New-York erwartet, welche die Präsidentenbotschaft an Bord haben müssen. Dieses Actenstück ist in einer Reihe von Jahren, wo noch keine Dampfschiffverbindung bestand, nicht so spät nach Europa gekommen. Am 30 Dec. ward in dem berüchtigten Londoner Stadttheil St. Giles eine Bande Falschmünzer von der Polizei in flagranti ertappt und aufgehoben. London, 28 Dec. In Nr. 355 der Allg. Zeitung glaubt Ihr Pariser Correspondent mein eine Darstellung des Ganges der orientalischen Verhandlungen enthaltendes Schreiben vom 15 Nov. (Nr. 331 der Allg. Zeitung) auf eine etwas unsanfte Art angreifen zu müssen; er verspricht zugleich, unverzüglich die Beweise zu liefern, daß die in dem fraglichen Artikel vom 15 Nov. enthaltene Darstellung in sehr wesentlichen Zügen von der Wahrheit abweiche. Ich kann meinerseits diesem verehrten Herrn die Versicherung geben, daß mir durch die Berichtigung meiner etwa irrthümlichen Angaben nur ein Dienst, den ich dankbar anerkennen würde, geleistet werden kann, indem der Gegenstand von zu großem Interesse ist, um persönliche Rücksichten dabei vorwalten zu lassen, und der Wahrheit das Ohr verschließen zu wollen. Doch möchten wir fragen, wie es denn komme, daß Ihr Hr. Correspondent, der doch in dem Besitze der versprochenen Beweise sich befinden mußte - wie hätte er wohl sonst mit so außerordentlicher Zuversicht auftreten können? - fast einen ganzen Monat auf seinen Widerspruch warten ließ, um selbst dann nur eine Art von Drohung auszusprechen, daß er jene Beweise erst liefern werde? Wir wollen inzwischen mit Geduld den Zeitpunkt abwarten, wo uns die versprochenen Enthüllungen zum besten gegeben werden sollen, Enthüllungen, die ohne Zweifel von der größten Wichtigkeit seyn müssen, da der Ton, dessen sich Ihr Hr. Correspondent bedient, kein gewöhnlicher ist. Bevor ich schließe, fühle ich mich genöthigt, die beleidigende Zumuthung abzulehnen, als hätte ich unter der Maske der Unparteilichkeit den mehrerwähnten Artikel geschrieben. Es wird dem unbefangenen Leser meines Schreibens vom 15 Nov. beim ersten Blick auffallen, daß ich mit offener Ueberzeugung ohne alle Maske Thatsachen anführte, die für sich selbst sprachen, und die dazu dienen konnten, auch andere zu demaskiren. Sollten, wenn Sie dieses Schreiben erhalten, die Beweise, die Ihr Hr. Correspondent unverzüglich zu geben versprach, noch nicht geliefert worden seyn, so mögen ihm diese Worte, die ich an ihn richten zu müssen glaube, zur Aufmunterung dienen, seinem Versprechen so bald wie möglich nachzukommen. Frankreich. Paris, 2 Jan. Der durch k. Ordonnanz vom 4 Dec. zum Erzbischof von Rheims ernannte Bischof von Belley hat sich geweigert, die bisher von ihm verwaltete Diöcese zu verlassen. - Der Cardinal de la Tour d'Auvergne Lauraguais, Bischof von Arras, ist in Paris angekommen. Der Noblegardist, der ihm das rothe Barret überbringt, ist von Rom eingetroffen. - Die sterblichen Reste des Cardinals von Latil, Erzbischofs von Rheims, wurden in dieser Stadt am 30 Dec. feierlich beigesetzt. Einer telegraphischen Depesche aus Marseille vom 31 Dec. zufolge wurden an diesem Tage in Toulon auf dem Algier 324 Mann für das 41ste Linienregiment, 324 für das 22ste Linienregiment, 150 Mann vom Geniewesen, 106 Mann von der Artillerie, im Ganzen 904 Mann eingeschifft. Seit den letzten Vorfällen in Afrika beträgt die Ziffer der Einschiffungen 10,660 Mann. (Courrier francais.) Die Adreßcommission für die Pairskammer soll ihre Arbeiten geendigt haben. Man spricht hauptsächlich von einer auf Aegypten bezüglichen Stelle, welche lebhafte Debatten in der öffentlichen Discussion hervorrufen werde.
Großbritannien. London, 1 Jan Am 31 Dec. traten die außerordentlichen Assisen in Monmouth wieder zusammen. Vorsichts halber verstärkte man die in jenem Bezirk stehenden Truppen, und namentlich hat die Regierung zwei Dampfboote gemiethet, um einen Theil der in Dublin liegenden Besatzung nach Bristol überzuführen. Die O'Connell'schen Journale ermangeln nicht, auf diesen Umstand als einen neuen Beweis der in Irland herrschenden Ruhe und der Loyalität des irischen Volks hinzudeuten. Der Globe bemerkt über den unlängst mitgetheilten päpstlichen Erlaß gegen den Sklavenhandel: „Was das Oberhaupt der römischen Kirche zunächst bewog, zur Unterdrückung dieses fluchwürdigen Menschenhandels mit seinem geistlichen Ansehen ins Mittel zu treten, das waren, wie wir hören, die Vorstellungen, welche die brittische Regierung durch unsern Repräsentanten in Rom (d. h. wohl den Gesandten in Florenz) an den päpstlichen Hof gelangen ließ. Dieses Document gereicht der Menschenfreundlichkeit und dem Gerechtigkeitssinne des Papstes eben so sehr zur Ehre, als es die hohe Achtung bezeugt, die der päpstliche Stuhl für die brittische Regierung hegt. Dasselbe ist in den nachdrücklichsten und strengsten Worten abgefaßt; es bedroht mit „Entrüstung und Zorn, Trübsal und Angst“ alle Katholiken, welche die darin enthaltenen Verbote mißachten würden. Wir zweifeln nicht, daß diese schnelle und entschiedene Mitwirkung der höchsten geistlichen Autorität in der römischen Kirche die Anstrengungen der jetzigen brittischen Regierung, jenen schändlichen Handel von Grund aus zu zerstören, auf das kräftigste fördern wird.“ Nicht weniger als drei Schiffe werden stündlich von New-York erwartet, welche die Präsidentenbotschaft an Bord haben müssen. Dieses Actenstück ist in einer Reihe von Jahren, wo noch keine Dampfschiffverbindung bestand, nicht so spät nach Europa gekommen. Am 30 Dec. ward in dem berüchtigten Londoner Stadttheil St. Giles eine Bande Falschmünzer von der Polizei in flagranti ertappt und aufgehoben. London, 28 Dec. In Nr. 355 der Allg. Zeitung glaubt Ihr Pariser Correspondent ✠ mein eine Darstellung des Ganges der orientalischen Verhandlungen enthaltendes Schreiben vom 15 Nov. (Nr. 331 der Allg. Zeitung) auf eine etwas unsanfte Art angreifen zu müssen; er verspricht zugleich, unverzüglich die Beweise zu liefern, daß die in dem fraglichen Artikel vom 15 Nov. enthaltene Darstellung in sehr wesentlichen Zügen von der Wahrheit abweiche. Ich kann meinerseits diesem verehrten Herrn die Versicherung geben, daß mir durch die Berichtigung meiner etwa irrthümlichen Angaben nur ein Dienst, den ich dankbar anerkennen würde, geleistet werden kann, indem der Gegenstand von zu großem Interesse ist, um persönliche Rücksichten dabei vorwalten zu lassen, und der Wahrheit das Ohr verschließen zu wollen. Doch möchten wir fragen, wie es denn komme, daß Ihr Hr. Correspondent, der doch in dem Besitze der versprochenen Beweise sich befinden mußte – wie hätte er wohl sonst mit so außerordentlicher Zuversicht auftreten können? – fast einen ganzen Monat auf seinen Widerspruch warten ließ, um selbst dann nur eine Art von Drohung auszusprechen, daß er jene Beweise erst liefern werde? Wir wollen inzwischen mit Geduld den Zeitpunkt abwarten, wo uns die versprochenen Enthüllungen zum besten gegeben werden sollen, Enthüllungen, die ohne Zweifel von der größten Wichtigkeit seyn müssen, da der Ton, dessen sich Ihr Hr. Correspondent bedient, kein gewöhnlicher ist. Bevor ich schließe, fühle ich mich genöthigt, die beleidigende Zumuthung abzulehnen, als hätte ich unter der Maske der Unparteilichkeit den mehrerwähnten Artikel geschrieben. Es wird dem unbefangenen Leser meines Schreibens vom 15 Nov. beim ersten Blick auffallen, daß ich mit offener Ueberzeugung ohne alle Maske Thatsachen anführte, die für sich selbst sprachen, und die dazu dienen konnten, auch andere zu demaskiren. Sollten, wenn Sie dieses Schreiben erhalten, die Beweise, die Ihr Hr. Correspondent unverzüglich zu geben versprach, noch nicht geliefert worden seyn, so mögen ihm diese Worte, die ich an ihn richten zu müssen glaube, zur Aufmunterung dienen, seinem Versprechen so bald wie möglich nachzukommen. Frankreich. Paris, 2 Jan. Der durch k. Ordonnanz vom 4 Dec. zum Erzbischof von Rheims ernannte Bischof von Belley hat sich geweigert, die bisher von ihm verwaltete Diöcese zu verlassen. – Der Cardinal de la Tour d'Auvergne Lauraguais, Bischof von Arras, ist in Paris angekommen. Der Noblegardist, der ihm das rothe Barret überbringt, ist von Rom eingetroffen. – Die sterblichen Reste des Cardinals von Latil, Erzbischofs von Rheims, wurden in dieser Stadt am 30 Dec. feierlich beigesetzt. Einer telegraphischen Depesche aus Marseille vom 31 Dec. zufolge wurden an diesem Tage in Toulon auf dem Algier 324 Mann für das 41ste Linienregiment, 324 für das 22ste Linienregiment, 150 Mann vom Geniewesen, 106 Mann von der Artillerie, im Ganzen 904 Mann eingeschifft. Seit den letzten Vorfällen in Afrika beträgt die Ziffer der Einschiffungen 10,660 Mann. (Courrier français.) Die Adreßcommission für die Pairskammer soll ihre Arbeiten geendigt haben. 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Seoane, der als Zweiter des Generalcapitäns die politischen Angelegenheiten leitet, hat, wie immer, die Hoffnungen der Liberalen betrogen, und die anfangs unternommene Wiederherstellung der Nationalgarde, aus welcher Meer alle sogenannten Exaltirten ausgeschlossen, eingestellt. – Galizien bietet nach dem Tode einiger Guerilleros, der Unterwerfung anderer und der Flucht noch anderer unter ihnen des berüchtigten Fray Saturnino, einen bessern Anblick dar, auch hat sich die öffentliche Meinung vieler Ortschaften vortheilhaft verändert. An der Gränze von Estremadura und Toledo hausen noch immer einige Banditen in geringer Zahl. – In den ehemals insurgirten Provinzen wird das Foralsystem ohne die geringste Rücksicht auf die Clausel: „ohne Beeinträchtigung der constitutionellen Freiheit“ hergestellt. Dort existiren noch die Mönchsklöster und dienen vielen Carlistischen Mönchen, die schon emigrirt waren, zur Zuflucht. San Sebastian und einige andere constitutionell gesinnte Ortschaften protestiren gegen diesen Zustand, aber das hilft für jetzt nichts. Der Schleichhandel wird von diesen Provinzen aus stärker als je betrieben; das wollten die Engländer und vorzüglich die Franzosen.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 1 Jan</dateline><lb/> <p>Am 31 Dec. traten die außerordentlichen Assisen in Monmouth wieder zusammen. Vorsichts halber verstärkte man die in jenem Bezirk stehenden Truppen, und namentlich hat die Regierung zwei Dampfboote gemiethet, um einen Theil der in Dublin liegenden Besatzung nach Bristol überzuführen. 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Dasselbe ist in den nachdrücklichsten und strengsten Worten abgefaßt; es bedroht mit „Entrüstung und Zorn, Trübsal und Angst“ alle Katholiken, welche die darin enthaltenen Verbote mißachten würden. Wir zweifeln nicht, daß diese schnelle und entschiedene Mitwirkung der höchsten geistlichen Autorität in der römischen Kirche die Anstrengungen der jetzigen brittischen Regierung, jenen schändlichen Handel von Grund aus zu zerstören, auf das kräftigste fördern wird.“</p><lb/> <p>Nicht weniger als drei Schiffe werden stündlich von New-York erwartet, welche die Präsidentenbotschaft an Bord haben müssen. 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Ich kann meinerseits diesem verehrten Herrn die Versicherung geben, daß mir durch die Berichtigung meiner etwa irrthümlichen Angaben nur ein Dienst, den ich dankbar anerkennen würde, geleistet werden kann, indem der Gegenstand von zu großem Interesse ist, um persönliche Rücksichten dabei vorwalten zu lassen, und der Wahrheit das Ohr verschließen zu wollen. Doch möchten wir fragen, wie es denn komme, daß Ihr Hr. Correspondent, der doch in dem Besitze der versprochenen Beweise sich befinden mußte – wie hätte er wohl sonst mit so außerordentlicher Zuversicht auftreten können? – fast einen ganzen Monat auf seinen Widerspruch warten ließ, um selbst dann nur eine Art von Drohung auszusprechen, daß er jene Beweise erst liefern werde? Wir wollen inzwischen mit Geduld den Zeitpunkt abwarten, wo uns die versprochenen Enthüllungen zum besten gegeben werden sollen, Enthüllungen, die ohne Zweifel von der größten Wichtigkeit seyn müssen, da der Ton, dessen sich Ihr Hr. 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Oberbefehl wegen seiner schlechten Gesundheit niedergelegt; aber Espartero besteht darauf, daß er ihn beibehalten soll; ein Adjutant Espartero's, welcher mit Valdes eine Conferenz gehalten, ist gestern hier angelangt. Man hatte daran gedacht, Van Halen zu seinem Nachfolger zu ernennen, aber Van Halen nahm den Antrag nicht an, und es wird vor der Hand nichts verändert werden. Buerens commandirt während der Krankheit des Generals Valdes. Seoane, der als Zweiter des Generalcapitäns die politischen Angelegenheiten leitet, hat, wie immer, die Hoffnungen der Liberalen betrogen, und die anfangs unternommene Wiederherstellung der Nationalgarde, aus welcher Meer alle sogenannten Exaltirten ausgeschlossen, eingestellt. – Galizien bietet nach dem Tode einiger Guerilleros, der Unterwerfung anderer und der Flucht noch anderer unter ihnen des berüchtigten Fray Saturnino, einen bessern Anblick dar, auch hat sich die öffentliche Meinung vieler Ortschaften vortheilhaft verändert. An der Gränze von Estremadura und Toledo hausen noch immer einige Banditen in geringer Zahl. – In den ehemals insurgirten Provinzen wird das Foralsystem ohne die geringste Rücksicht auf die Clausel: „ohne Beeinträchtigung der constitutionellen Freiheit“ hergestellt. Dort existiren noch die Mönchsklöster und dienen vielen Carlistischen Mönchen, die schon emigrirt waren, zur Zuflucht. San Sebastian und einige andere constitutionell gesinnte Ortschaften protestiren gegen diesen Zustand, aber das hilft für jetzt nichts. Der Schleichhandel wird von diesen Provinzen aus stärker als je betrieben; das wollten die Engländer und vorzüglich die Franzosen.
Großbritannien.
London, 1 Jan
Am 31 Dec. traten die außerordentlichen Assisen in Monmouth wieder zusammen. Vorsichts halber verstärkte man die in jenem Bezirk stehenden Truppen, und namentlich hat die Regierung zwei Dampfboote gemiethet, um einen Theil der in Dublin liegenden Besatzung nach Bristol überzuführen. Die O'Connell'schen Journale ermangeln nicht, auf diesen Umstand als einen neuen Beweis der in Irland herrschenden Ruhe und der Loyalität des irischen Volks hinzudeuten.
Der Globe bemerkt über den unlängst mitgetheilten päpstlichen Erlaß gegen den Sklavenhandel: „Was das Oberhaupt der römischen Kirche zunächst bewog, zur Unterdrückung dieses fluchwürdigen Menschenhandels mit seinem geistlichen Ansehen ins Mittel zu treten, das waren, wie wir hören, die Vorstellungen, welche die brittische Regierung durch unsern Repräsentanten in Rom (d. h. wohl den Gesandten in Florenz) an den päpstlichen Hof gelangen ließ. Dieses Document gereicht der Menschenfreundlichkeit und dem Gerechtigkeitssinne des Papstes eben so sehr zur Ehre, als es die hohe Achtung bezeugt, die der päpstliche Stuhl für die brittische Regierung hegt. Dasselbe ist in den nachdrücklichsten und strengsten Worten abgefaßt; es bedroht mit „Entrüstung und Zorn, Trübsal und Angst“ alle Katholiken, welche die darin enthaltenen Verbote mißachten würden. Wir zweifeln nicht, daß diese schnelle und entschiedene Mitwirkung der höchsten geistlichen Autorität in der römischen Kirche die Anstrengungen der jetzigen brittischen Regierung, jenen schändlichen Handel von Grund aus zu zerstören, auf das kräftigste fördern wird.“
Nicht weniger als drei Schiffe werden stündlich von New-York erwartet, welche die Präsidentenbotschaft an Bord haben müssen. Dieses Actenstück ist in einer Reihe von Jahren, wo noch keine Dampfschiffverbindung bestand, nicht so spät nach Europa gekommen.
Am 30 Dec. ward in dem berüchtigten Londoner Stadttheil St. Giles eine Bande Falschmünzer von der Polizei in flagranti ertappt und aufgehoben.
♂ London, 28 Dec. In Nr. 355 der Allg. Zeitung glaubt Ihr Pariser Correspondent ✠ mein eine Darstellung des Ganges der orientalischen Verhandlungen enthaltendes Schreiben vom 15 Nov. (Nr. 331 der Allg. Zeitung) auf eine etwas unsanfte Art angreifen zu müssen; er verspricht zugleich, unverzüglich die Beweise zu liefern, daß die in dem fraglichen Artikel vom 15 Nov. enthaltene Darstellung in sehr wesentlichen Zügen von der Wahrheit abweiche. Ich kann meinerseits diesem verehrten Herrn die Versicherung geben, daß mir durch die Berichtigung meiner etwa irrthümlichen Angaben nur ein Dienst, den ich dankbar anerkennen würde, geleistet werden kann, indem der Gegenstand von zu großem Interesse ist, um persönliche Rücksichten dabei vorwalten zu lassen, und der Wahrheit das Ohr verschließen zu wollen. Doch möchten wir fragen, wie es denn komme, daß Ihr Hr. Correspondent, der doch in dem Besitze der versprochenen Beweise sich befinden mußte – wie hätte er wohl sonst mit so außerordentlicher Zuversicht auftreten können? – fast einen ganzen Monat auf seinen Widerspruch warten ließ, um selbst dann nur eine Art von Drohung auszusprechen, daß er jene Beweise erst liefern werde? Wir wollen inzwischen mit Geduld den Zeitpunkt abwarten, wo uns die versprochenen Enthüllungen zum besten gegeben werden sollen, Enthüllungen, die ohne Zweifel von der größten Wichtigkeit seyn müssen, da der Ton, dessen sich Ihr Hr. Correspondent bedient, kein gewöhnlicher ist. Bevor ich schließe, fühle ich mich genöthigt, die beleidigende Zumuthung abzulehnen, als hätte ich unter der Maske der Unparteilichkeit den mehrerwähnten Artikel geschrieben. Es wird dem unbefangenen Leser meines Schreibens vom 15 Nov. beim ersten Blick auffallen, daß ich mit offener Ueberzeugung ohne alle Maske Thatsachen anführte, die für sich selbst sprachen, und die dazu dienen konnten, auch andere zu demaskiren. Sollten, wenn Sie dieses Schreiben erhalten, die Beweise, die Ihr Hr. Correspondent unverzüglich zu geben versprach, noch nicht geliefert worden seyn, so mögen ihm diese Worte, die ich an ihn richten zu müssen glaube, zur Aufmunterung dienen, seinem Versprechen so bald wie möglich nachzukommen.
Frankreich.
Paris, 2 Jan.
Der durch k. Ordonnanz vom 4 Dec. zum Erzbischof von Rheims ernannte Bischof von Belley hat sich geweigert, die bisher von ihm verwaltete Diöcese zu verlassen. – Der Cardinal de la Tour d'Auvergne Lauraguais, Bischof von Arras, ist in Paris angekommen. Der Noblegardist, der ihm das rothe Barret überbringt, ist von Rom eingetroffen. – Die sterblichen Reste des Cardinals von Latil, Erzbischofs von Rheims, wurden in dieser Stadt am 30 Dec. feierlich beigesetzt.
Einer telegraphischen Depesche aus Marseille vom 31 Dec. zufolge wurden an diesem Tage in Toulon auf dem Algier 324 Mann für das 41ste Linienregiment, 324 für das 22ste Linienregiment, 150 Mann vom Geniewesen, 106 Mann von der Artillerie, im Ganzen 904 Mann eingeschifft. Seit den letzten Vorfällen in Afrika beträgt die Ziffer der Einschiffungen 10,660 Mann.
(Courrier français.) Die Adreßcommission für die Pairskammer soll ihre Arbeiten geendigt haben. Man spricht hauptsächlich von einer auf Aegypten bezüglichen Stelle, welche lebhafte Debatten in der öffentlichen Discussion hervorrufen werde.
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