Allgemeine Zeitung. Nr. 22. Augsburg, 22. Januar 1840.besorgte, endlich zwischen 11 und 12 Uhr Nachts ruhig auseinander ging, und daß die Ruhe der Hauptstadt bis jetzt nicht gestört wurde. Die Gefahr, nun man sie kennt, ist überhaupt großentheils neutralisirt, und irgend ein Handstreich, den man versuchen würde, hätte nicht die mindeste Chance des Erfolgs für sich. Von den bewundernswerthen Anordnungen der Polizeicommission und von den Anstrengungen der City-Magistrate läßt sich nicht Rühmliches genug sagen." Das M. Chronicle bemerkt, die Besorgnisse seyen von vornherein äußerst übertrieben gewesen, da die am 14 Nachts in der Hall of Trades, in der Abbey-Street, versammelten Chartisten nicht viel über 600 Köpfe stark gewesen. -- Die Stadt blieb, den Abendblättern vom 15 zufolge, auch diesen ganzen Tag über ruhig. Der Sun, ein Freund der unteren Stände, versichert, so schwarzer Entwürfe seyen die wackern Arbeiterclassen Englands durchaus nicht fähig, vielmehr seyen sie ihrer großen Mehrzahl nach die erklärtesten Gegner von Unordnungen jeder Art; der Standard hingegen meint, unter der Whigregierung, die das Volk systematisch zur Revolution bearbeitet habe, wäre auch eine solche Teufelei keine Unmöglichkeit. Die "Adresse an das Volk von Großbritannien," die in der gestern erwähnten großen Liberalenversammlung in Dublin am 10 Januar - einer der gewichtigsten, die daselbst je statt gefunden -- beschlossen wurde, lautet wie folgt: "Die in letzterer Zeit in England gemachten Anstrengungen, ausgemerzte Vorurtheile wieder zu beleben und ein Geschrei gegen Ihrer Maj. Regierung zu erheben, weil in einigen Fällen Römisch-Katholische so gut wie Protestanten im Staatsdienst angestellt worden, erscheinen uns so ungerecht und in ihren Wirkungen auf den Verband zwischen Großbritannien und Irland so unheilvoll, daß sie uns zu gegenwärtigem Schritt, einer Adresse an Euch, veranlassen. Die große Masse des Volkes in Großbritannien ist protestantisch, in Irland römisch-katholisch; wer immer daher Protestanten gegen Katholiken aufzuhetzen sucht, der hetzt in der That Großbritannien wider Irland, und folglich Irland wider Großbritannien auf. Nach dem letzten Census betrug die Bevölkerung Irlands beinahe acht Millionen, wovon ungefähr 1 1/2 Mill. Protestanten von allen Namen, 6 1/2 Mill. aber Katholiken sind. Letztere umfassen nicht nur über vier Fünftel der ganzen Bevölkerung, sondern bilden auch, einem 1837 an das Parlament erstatteten amtlichen Bericht zufolge, vier Fünftel der irischen Eltern, die für den Unterricht ihrer Kinder bezahlen. (Solcher katholischen Schulkinder zählte man damals 390,000, protestantische Schulkinder 81,000.) Die Katholiken bilden namentlich eine große und zunehmende Zahl jener Mittelclassen, welche die Nerven und Sehnen jeder Volksgemeinschaft sind, und die, durch ihren Gewerbsfleiß über den Mangel erhaben, ein stolzes Gefühl ihrer unabhängigen Stellung mit einer edelmüthigen Achtung für die Gerechtsame Anderer verbinden. Es ist dasselbe, Protestanten und Katholiken gemeinsame Gefühl, das durch die Masse des brittischen Volks jenen kräftigen Geist der Freiheit verbreitet, welcher den Wohlstand, die Macht und Größe des Reichs nährt, hält und unaufhörlich vermehrt, und dieser Geist wird der unduldsamen und ausschließlichen Herrschaft irgend einer Partei oder Secte, heiße sie protestantisch oder katholisch, sich nimmermehr unterwerfen. Der Eifer der Einen und der Andern in der Sache guter Regierung ist jetzt, und wird es hoffentlich bleiben, ein glückliches Band der Einigung zwischen ihnen. Die Vertreter der zahlreichen katholischen Wählerschaften in Irland haben seit einer Reihe von Jahren in vollem Einklang mit denen der zahlreichsten Wahlkörperschaften von England und Schottland gehandelt, und so ins Haus der Gemeinen eine entschiedene Majorität gesandt, gewählt durch ächte Volkswahl, durch die unerkauften Stimmen protestantischer so gut wie katholischer Hausbesitzer in den drei Reichen. In dieser Einheit beruht die Sicherheit des Staates, die er unter sectirerischen Kämpfen nimmermehr genießen würde. Alle diejenigen also, die Großbritannien und Irland als unauflöslich vereint betrachten, rufen wir hiermit auf, jene Berufungen an fanatische Leidenschaften, welche die Stätigkeit und Ruhe des Reichs durch Zwietracht und Erbitterung im Volk gefährden, einzustellen und an Andern zum Schweigen zu bringen. Was uns selbst betrifft, so werden wir uns verpflichtet fühlen, durch alle in unserer Macht liegenden verfassungsmäßigen Mittel uns der Bildung oder Fortdauer einer Verwaltung zu widersetzen, die entweder offen oder geheim Hülfe aus solchen vergifteten Quellen schöpfen, politische Ausschließung irgend einer Volksclasse ihrer religiösen Meinungen wegen versuchen, oder den Katholiken Irlands ihren vollen und redlichen Antheil an den Ehren und Emolumenten des Staats vorzuenthalten trachten würde, zu deren Genuß diese, da sie auch des Staates Pflichten und Lasten mittragen, durch Gerechtigkeit und Gesetz ganz in gleichem Maaße, wie alle ihre Mitunterthanen, befugt sind." - An der Spitze der Unterzeichner dieser Adresse stehen der (protestantische) Herzog v. Leinster und Graf v. Charlemont, dieselben liberalen Edelleute, die sich auch bei einer ähnlichen Petition ans Parlament in der vorigen Session voranstellten. Dann folgen viele Namen der irischen Nobility und Gentry, Grafschafts-Lordstatthalter, Magistrate und Unterhausmitglieder. Auch der bekannte Radicale, Hr. Sharman Crawford, der dem Ministeralismus O'Connells vor einiger Zeit nicht ohne Erfolg opponirte und bereits eine Partei in Irland um sich zu sammeln anfing, erklärte in diesem Meeting, er wolle der großen und allgemeinen Reformsache seine Meinungsverschiedenheiten in Einzeldingen aufopfern, und das Whigministerium, so viel an ihm, gegen die Tories unterstützen. (Hinsichtlich einer früheren Versammlung in Dublin siehe die Beilage). -- Andrerseits hatte Tags zuvor ein großes Tory-Festmahl von 700 Gedecken stattgefunden, wobei Graf v. Rathdown den Vorsitz führte. Letzterer sprach die zuversichtliche Hoffnung aus, daß die nächste allgemeine Wahl eine conservative Mehrheit ins Unterhaus liefern werde, selbst aus Irland, wiewohl jetzt sogar O'Connell, um für seine Partei Stimmen zu registriren, nicht umhin könne seine Börse aufzuthun (Gelächter) und seine Wähler mit Frühstücken zu regaliren. Die Gesundheit der regierenden Königin wurde sehr kaltsinnig aufgenommen, hingegen die Toasts auf Königin Adelheid und den König von Hannover mit dem "Kentischen Feuer" (d. h. dem Maximum torystischer Beifallsbezeugungen) begrüßt. Seit 1837 sind nicht weniger als 90 englische Generale gestorben. Bei so außerordentlicher Sterblichkeit in einem so kurzen Zeitraum, meint der Atlas, dürfe die Nation hinsichtlich der Armeebeförderungen bei der bevorstehenden königl. Vermählung nicht zu sehr kargen. An Officieren, die im Krieg auf der Halbinsel und bei Waterloo fochten, zählt man im brittischen Heer noch 581. Davon wurden 226 verwundet. Capitän Crawford, von der Brigg Race-Horse, befindet sich jetzt in England und erklärt in einem Schreiben in öffentlichen Blättern die Angaben französischer Blätter über seinen angeblichen Raubzug gegen die französischen Colonisten am Oyapock schon darum für gänzlich ungegründet, weil er schon im Mai v. J. das Commando jener Brigg nicht mehr geführt. Nach dem Beispiel Irlands hat sich auch in Edinburg ein "römisch-katholischer theetotalistischer Mäßigkeitsverein" unter den Auspicien einiger Priester gebildet. besorgte, endlich zwischen 11 und 12 Uhr Nachts ruhig auseinander ging, und daß die Ruhe der Hauptstadt bis jetzt nicht gestört wurde. Die Gefahr, nun man sie kennt, ist überhaupt großentheils neutralisirt, und irgend ein Handstreich, den man versuchen würde, hätte nicht die mindeste Chance des Erfolgs für sich. Von den bewundernswerthen Anordnungen der Polizeicommission und von den Anstrengungen der City-Magistrate läßt sich nicht Rühmliches genug sagen.“ Das M. Chronicle bemerkt, die Besorgnisse seyen von vornherein äußerst übertrieben gewesen, da die am 14 Nachts in der Hall of Trades, in der Abbey-Street, versammelten Chartisten nicht viel über 600 Köpfe stark gewesen. — Die Stadt blieb, den Abendblättern vom 15 zufolge, auch diesen ganzen Tag über ruhig. Der Sun, ein Freund der unteren Stände, versichert, so schwarzer Entwürfe seyen die wackern Arbeiterclassen Englands durchaus nicht fähig, vielmehr seyen sie ihrer großen Mehrzahl nach die erklärtesten Gegner von Unordnungen jeder Art; der Standard hingegen meint, unter der Whigregierung, die das Volk systematisch zur Revolution bearbeitet habe, wäre auch eine solche Teufelei keine Unmöglichkeit. Die „Adresse an das Volk von Großbritannien,“ die in der gestern erwähnten großen Liberalenversammlung in Dublin am 10 Januar – einer der gewichtigsten, die daselbst je statt gefunden — beschlossen wurde, lautet wie folgt: “Die in letzterer Zeit in England gemachten Anstrengungen, ausgemerzte Vorurtheile wieder zu beleben und ein Geschrei gegen Ihrer Maj. Regierung zu erheben, weil in einigen Fällen Römisch-Katholische so gut wie Protestanten im Staatsdienst angestellt worden, erscheinen uns so ungerecht und in ihren Wirkungen auf den Verband zwischen Großbritannien und Irland so unheilvoll, daß sie uns zu gegenwärtigem Schritt, einer Adresse an Euch, veranlassen. Die große Masse des Volkes in Großbritannien ist protestantisch, in Irland römisch-katholisch; wer immer daher Protestanten gegen Katholiken aufzuhetzen sucht, der hetzt in der That Großbritannien wider Irland, und folglich Irland wider Großbritannien auf. Nach dem letzten Census betrug die Bevölkerung Irlands beinahe acht Millionen, wovon ungefähr 1 1/2 Mill. Protestanten von allen Namen, 6 1/2 Mill. aber Katholiken sind. Letztere umfassen nicht nur über vier Fünftel der ganzen Bevölkerung, sondern bilden auch, einem 1837 an das Parlament erstatteten amtlichen Bericht zufolge, vier Fünftel der irischen Eltern, die für den Unterricht ihrer Kinder bezahlen. (Solcher katholischen Schulkinder zählte man damals 390,000, protestantische Schulkinder 81,000.) Die Katholiken bilden namentlich eine große und zunehmende Zahl jener Mittelclassen, welche die Nerven und Sehnen jeder Volksgemeinschaft sind, und die, durch ihren Gewerbsfleiß über den Mangel erhaben, ein stolzes Gefühl ihrer unabhängigen Stellung mit einer edelmüthigen Achtung für die Gerechtsame Anderer verbinden. Es ist dasselbe, Protestanten und Katholiken gemeinsame Gefühl, das durch die Masse des brittischen Volks jenen kräftigen Geist der Freiheit verbreitet, welcher den Wohlstand, die Macht und Größe des Reichs nährt, hält und unaufhörlich vermehrt, und dieser Geist wird der unduldsamen und ausschließlichen Herrschaft irgend einer Partei oder Secte, heiße sie protestantisch oder katholisch, sich nimmermehr unterwerfen. Der Eifer der Einen und der Andern in der Sache guter Regierung ist jetzt, und wird es hoffentlich bleiben, ein glückliches Band der Einigung zwischen ihnen. Die Vertreter der zahlreichen katholischen Wählerschaften in Irland haben seit einer Reihe von Jahren in vollem Einklang mit denen der zahlreichsten Wahlkörperschaften von England und Schottland gehandelt, und so ins Haus der Gemeinen eine entschiedene Majorität gesandt, gewählt durch ächte Volkswahl, durch die unerkauften Stimmen protestantischer so gut wie katholischer Hausbesitzer in den drei Reichen. In dieser Einheit beruht die Sicherheit des Staates, die er unter sectirerischen Kämpfen nimmermehr genießen würde. Alle diejenigen also, die Großbritannien und Irland als unauflöslich vereint betrachten, rufen wir hiermit auf, jene Berufungen an fanatische Leidenschaften, welche die Stätigkeit und Ruhe des Reichs durch Zwietracht und Erbitterung im Volk gefährden, einzustellen und an Andern zum Schweigen zu bringen. Was uns selbst betrifft, so werden wir uns verpflichtet fühlen, durch alle in unserer Macht liegenden verfassungsmäßigen Mittel uns der Bildung oder Fortdauer einer Verwaltung zu widersetzen, die entweder offen oder geheim Hülfe aus solchen vergifteten Quellen schöpfen, politische Ausschließung irgend einer Volksclasse ihrer religiösen Meinungen wegen versuchen, oder den Katholiken Irlands ihren vollen und redlichen Antheil an den Ehren und Emolumenten des Staats vorzuenthalten trachten würde, zu deren Genuß diese, da sie auch des Staates Pflichten und Lasten mittragen, durch Gerechtigkeit und Gesetz ganz in gleichem Maaße, wie alle ihre Mitunterthanen, befugt sind.“ – An der Spitze der Unterzeichner dieser Adresse stehen der (protestantische) Herzog v. Leinster und Graf v. Charlemont, dieselben liberalen Edelleute, die sich auch bei einer ähnlichen Petition ans Parlament in der vorigen Session voranstellten. Dann folgen viele Namen der irischen Nobility und Gentry, Grafschafts-Lordstatthalter, Magistrate und Unterhausmitglieder. Auch der bekannte Radicale, Hr. Sharman Crawford, der dem Ministeralismus O'Connells vor einiger Zeit nicht ohne Erfolg opponirte und bereits eine Partei in Irland um sich zu sammeln anfing, erklärte in diesem Meeting, er wolle der großen und allgemeinen Reformsache seine Meinungsverschiedenheiten in Einzeldingen aufopfern, und das Whigministerium, so viel an ihm, gegen die Tories unterstützen. (Hinsichtlich einer früheren Versammlung in Dublin siehe die Beilage). — Andrerseits hatte Tags zuvor ein großes Tory-Festmahl von 700 Gedecken stattgefunden, wobei Graf v. Rathdown den Vorsitz führte. Letzterer sprach die zuversichtliche Hoffnung aus, daß die nächste allgemeine Wahl eine conservative Mehrheit ins Unterhaus liefern werde, selbst aus Irland, wiewohl jetzt sogar O'Connell, um für seine Partei Stimmen zu registriren, nicht umhin könne seine Börse aufzuthun (Gelächter) und seine Wähler mit Frühstücken zu regaliren. Die Gesundheit der regierenden Königin wurde sehr kaltsinnig aufgenommen, hingegen die Toasts auf Königin Adelheid und den König von Hannover mit dem „Kentischen Feuer“ (d. h. dem Maximum torystischer Beifallsbezeugungen) begrüßt. Seit 1837 sind nicht weniger als 90 englische Generale gestorben. Bei so außerordentlicher Sterblichkeit in einem so kurzen Zeitraum, meint der Atlas, dürfe die Nation hinsichtlich der Armeebeförderungen bei der bevorstehenden königl. Vermählung nicht zu sehr kargen. An Officieren, die im Krieg auf der Halbinsel und bei Waterloo fochten, zählt man im brittischen Heer noch 581. Davon wurden 226 verwundet. Capitän Crawford, von der Brigg Race-Horse, befindet sich jetzt in England und erklärt in einem Schreiben in öffentlichen Blättern die Angaben französischer Blätter über seinen angeblichen Raubzug gegen die französischen Colonisten am Oyapock schon darum für gänzlich ungegründet, weil er schon im Mai v. J. das Commando jener Brigg nicht mehr geführt. Nach dem Beispiel Irlands hat sich auch in Edinburg ein „römisch-katholischer theetotalistischer Mäßigkeitsverein“ unter den Auspicien einiger Priester gebildet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0002" n="0170"/> besorgte, endlich zwischen 11 und 12 Uhr Nachts ruhig auseinander ging, und daß die Ruhe der Hauptstadt bis jetzt nicht gestört wurde. Die Gefahr, nun man sie kennt, ist überhaupt großentheils neutralisirt, und irgend ein Handstreich, den man versuchen würde, hätte nicht die mindeste Chance des Erfolgs für sich. Von den bewundernswerthen Anordnungen der Polizeicommission und von den Anstrengungen der City-Magistrate läßt sich nicht Rühmliches genug sagen.“ Das M. <hi rendition="#g">Chronicle</hi> bemerkt, die Besorgnisse seyen von vornherein äußerst übertrieben gewesen, da die am 14 Nachts in der Hall of Trades, in der Abbey-Street, versammelten Chartisten nicht viel über 600 Köpfe stark gewesen. — Die Stadt blieb, den Abendblättern vom 15 zufolge, auch diesen ganzen Tag über ruhig. Der <hi rendition="#g">Sun</hi>, ein Freund der unteren Stände, versichert, so schwarzer Entwürfe seyen die wackern Arbeiterclassen Englands durchaus nicht fähig, vielmehr seyen sie ihrer großen Mehrzahl nach die erklärtesten Gegner von Unordnungen jeder Art; der <hi rendition="#g">Standard</hi> hingegen meint, unter der Whigregierung, die das Volk systematisch zur Revolution bearbeitet habe, wäre auch eine solche Teufelei keine Unmöglichkeit.</p><lb/> <p>Die „Adresse an das Volk von Großbritannien,“ die in der gestern erwähnten großen Liberalenversammlung in Dublin am 10 Januar – einer der gewichtigsten, die daselbst je statt gefunden — beschlossen wurde, lautet wie folgt: “Die in letzterer Zeit in England gemachten Anstrengungen, ausgemerzte Vorurtheile wieder zu beleben und ein Geschrei gegen Ihrer Maj. Regierung zu erheben, weil in einigen Fällen Römisch-Katholische so gut wie Protestanten im Staatsdienst angestellt worden, erscheinen uns so ungerecht und in ihren Wirkungen auf den Verband zwischen Großbritannien und Irland so unheilvoll, daß sie uns zu gegenwärtigem Schritt, einer Adresse an Euch, veranlassen. Die große Masse des Volkes in Großbritannien ist protestantisch, in Irland römisch-katholisch; wer immer daher Protestanten gegen Katholiken aufzuhetzen sucht, der hetzt in der That Großbritannien wider Irland, und folglich Irland wider Großbritannien auf. Nach dem letzten Census betrug die Bevölkerung Irlands beinahe acht Millionen, wovon ungefähr 1 1/2 Mill. Protestanten von allen Namen, 6 1/2 Mill. aber Katholiken sind. Letztere umfassen nicht nur über vier Fünftel der ganzen Bevölkerung, sondern bilden auch, einem 1837 an das Parlament erstatteten amtlichen Bericht zufolge, vier Fünftel der irischen Eltern, die für den Unterricht ihrer Kinder bezahlen. (Solcher katholischen Schulkinder zählte man damals 390,000, protestantische Schulkinder 81,000.) Die Katholiken bilden namentlich eine große und zunehmende Zahl jener Mittelclassen, welche die Nerven und Sehnen jeder Volksgemeinschaft sind, und die, durch ihren Gewerbsfleiß über den Mangel erhaben, ein stolzes Gefühl ihrer unabhängigen Stellung mit einer edelmüthigen Achtung für die Gerechtsame Anderer verbinden. Es ist dasselbe, Protestanten und Katholiken gemeinsame Gefühl, das durch die Masse des brittischen Volks jenen kräftigen Geist der Freiheit verbreitet, welcher den Wohlstand, die Macht und Größe des Reichs nährt, hält und unaufhörlich vermehrt, und dieser Geist wird der unduldsamen und ausschließlichen Herrschaft irgend einer Partei oder Secte, heiße sie protestantisch oder katholisch, sich nimmermehr unterwerfen. Der Eifer der Einen und der Andern in der Sache guter Regierung ist jetzt, und wird es hoffentlich bleiben, ein glückliches Band der Einigung zwischen ihnen. Die Vertreter der zahlreichen katholischen Wählerschaften in Irland haben seit einer Reihe von Jahren in vollem Einklang mit denen der zahlreichsten Wahlkörperschaften von England und Schottland gehandelt, und so ins Haus der Gemeinen eine entschiedene Majorität gesandt, gewählt durch ächte Volkswahl, durch die unerkauften Stimmen protestantischer so gut wie katholischer Hausbesitzer in den drei Reichen. In dieser Einheit beruht die Sicherheit des Staates, die er unter sectirerischen Kämpfen nimmermehr genießen würde. Alle diejenigen also, die Großbritannien und Irland als unauflöslich vereint betrachten, rufen wir hiermit auf, jene Berufungen an fanatische Leidenschaften, welche die Stätigkeit und Ruhe des Reichs durch Zwietracht und Erbitterung im Volk gefährden, einzustellen und an Andern zum Schweigen zu bringen. Was uns selbst betrifft, so werden wir uns verpflichtet fühlen, durch alle in unserer Macht liegenden verfassungsmäßigen Mittel uns der Bildung oder Fortdauer einer Verwaltung zu widersetzen, die entweder offen oder geheim Hülfe aus solchen vergifteten Quellen schöpfen, politische Ausschließung irgend einer Volksclasse ihrer religiösen Meinungen wegen versuchen, oder den Katholiken Irlands ihren vollen und redlichen Antheil an den Ehren und Emolumenten des Staats vorzuenthalten trachten würde, zu deren Genuß diese, da sie auch des Staates Pflichten und Lasten mittragen, durch Gerechtigkeit und Gesetz ganz in gleichem Maaße, wie alle ihre Mitunterthanen, befugt sind.“ – An der Spitze der Unterzeichner dieser Adresse stehen der (protestantische) Herzog v. Leinster und Graf v. Charlemont, dieselben liberalen Edelleute, die sich auch bei einer ähnlichen Petition ans Parlament in der vorigen Session voranstellten. Dann folgen viele Namen der irischen Nobility und Gentry, Grafschafts-Lordstatthalter, Magistrate und Unterhausmitglieder. Auch der bekannte Radicale, Hr. Sharman Crawford, der dem Ministeralismus O'Connells vor einiger Zeit nicht ohne Erfolg opponirte und bereits eine Partei in Irland um sich zu sammeln anfing, erklärte in diesem Meeting, er wolle der großen und allgemeinen Reformsache seine Meinungsverschiedenheiten in Einzeldingen aufopfern, und das Whigministerium, so viel an ihm, gegen die Tories unterstützen. (Hinsichtlich einer früheren Versammlung in Dublin siehe die Beilage). — Andrerseits hatte Tags zuvor ein großes Tory-Festmahl von 700 Gedecken stattgefunden, wobei Graf v. Rathdown den Vorsitz führte. Letzterer sprach die zuversichtliche Hoffnung aus, daß die nächste allgemeine Wahl eine conservative Mehrheit ins Unterhaus liefern werde, selbst aus Irland, wiewohl jetzt sogar O'Connell, um für seine Partei Stimmen zu registriren, nicht umhin könne seine Börse aufzuthun (Gelächter) und seine Wähler mit Frühstücken zu regaliren. Die Gesundheit der regierenden Königin wurde sehr kaltsinnig aufgenommen, hingegen die Toasts auf Königin Adelheid und den König von Hannover mit dem „Kentischen Feuer“ (d. h. dem Maximum torystischer Beifallsbezeugungen) begrüßt.</p><lb/> <p>Seit 1837 sind nicht weniger als 90 englische Generale gestorben. Bei so außerordentlicher Sterblichkeit in einem so kurzen Zeitraum, meint der <hi rendition="#g">Atlas</hi>, dürfe die Nation hinsichtlich der Armeebeförderungen bei der bevorstehenden königl. Vermählung nicht zu sehr kargen. An Officieren, die im Krieg auf der Halbinsel und bei Waterloo fochten, zählt man im brittischen Heer noch 581. Davon wurden 226 verwundet.</p><lb/> <p>Capitän Crawford, von der Brigg Race-Horse, befindet sich jetzt in England und erklärt in einem Schreiben in öffentlichen Blättern die Angaben französischer Blätter über seinen angeblichen Raubzug gegen die französischen Colonisten am Oyapock schon darum für gänzlich ungegründet, weil er schon im Mai v. J. das Commando jener Brigg nicht mehr geführt.</p><lb/> <p>Nach dem Beispiel Irlands hat sich auch in Edinburg ein „römisch-katholischer theetotalistischer Mäßigkeitsverein“ unter den Auspicien einiger Priester gebildet.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0170/0002]
besorgte, endlich zwischen 11 und 12 Uhr Nachts ruhig auseinander ging, und daß die Ruhe der Hauptstadt bis jetzt nicht gestört wurde. Die Gefahr, nun man sie kennt, ist überhaupt großentheils neutralisirt, und irgend ein Handstreich, den man versuchen würde, hätte nicht die mindeste Chance des Erfolgs für sich. Von den bewundernswerthen Anordnungen der Polizeicommission und von den Anstrengungen der City-Magistrate läßt sich nicht Rühmliches genug sagen.“ Das M. Chronicle bemerkt, die Besorgnisse seyen von vornherein äußerst übertrieben gewesen, da die am 14 Nachts in der Hall of Trades, in der Abbey-Street, versammelten Chartisten nicht viel über 600 Köpfe stark gewesen. — Die Stadt blieb, den Abendblättern vom 15 zufolge, auch diesen ganzen Tag über ruhig. Der Sun, ein Freund der unteren Stände, versichert, so schwarzer Entwürfe seyen die wackern Arbeiterclassen Englands durchaus nicht fähig, vielmehr seyen sie ihrer großen Mehrzahl nach die erklärtesten Gegner von Unordnungen jeder Art; der Standard hingegen meint, unter der Whigregierung, die das Volk systematisch zur Revolution bearbeitet habe, wäre auch eine solche Teufelei keine Unmöglichkeit.
Die „Adresse an das Volk von Großbritannien,“ die in der gestern erwähnten großen Liberalenversammlung in Dublin am 10 Januar – einer der gewichtigsten, die daselbst je statt gefunden — beschlossen wurde, lautet wie folgt: “Die in letzterer Zeit in England gemachten Anstrengungen, ausgemerzte Vorurtheile wieder zu beleben und ein Geschrei gegen Ihrer Maj. Regierung zu erheben, weil in einigen Fällen Römisch-Katholische so gut wie Protestanten im Staatsdienst angestellt worden, erscheinen uns so ungerecht und in ihren Wirkungen auf den Verband zwischen Großbritannien und Irland so unheilvoll, daß sie uns zu gegenwärtigem Schritt, einer Adresse an Euch, veranlassen. Die große Masse des Volkes in Großbritannien ist protestantisch, in Irland römisch-katholisch; wer immer daher Protestanten gegen Katholiken aufzuhetzen sucht, der hetzt in der That Großbritannien wider Irland, und folglich Irland wider Großbritannien auf. Nach dem letzten Census betrug die Bevölkerung Irlands beinahe acht Millionen, wovon ungefähr 1 1/2 Mill. Protestanten von allen Namen, 6 1/2 Mill. aber Katholiken sind. Letztere umfassen nicht nur über vier Fünftel der ganzen Bevölkerung, sondern bilden auch, einem 1837 an das Parlament erstatteten amtlichen Bericht zufolge, vier Fünftel der irischen Eltern, die für den Unterricht ihrer Kinder bezahlen. (Solcher katholischen Schulkinder zählte man damals 390,000, protestantische Schulkinder 81,000.) Die Katholiken bilden namentlich eine große und zunehmende Zahl jener Mittelclassen, welche die Nerven und Sehnen jeder Volksgemeinschaft sind, und die, durch ihren Gewerbsfleiß über den Mangel erhaben, ein stolzes Gefühl ihrer unabhängigen Stellung mit einer edelmüthigen Achtung für die Gerechtsame Anderer verbinden. Es ist dasselbe, Protestanten und Katholiken gemeinsame Gefühl, das durch die Masse des brittischen Volks jenen kräftigen Geist der Freiheit verbreitet, welcher den Wohlstand, die Macht und Größe des Reichs nährt, hält und unaufhörlich vermehrt, und dieser Geist wird der unduldsamen und ausschließlichen Herrschaft irgend einer Partei oder Secte, heiße sie protestantisch oder katholisch, sich nimmermehr unterwerfen. Der Eifer der Einen und der Andern in der Sache guter Regierung ist jetzt, und wird es hoffentlich bleiben, ein glückliches Band der Einigung zwischen ihnen. Die Vertreter der zahlreichen katholischen Wählerschaften in Irland haben seit einer Reihe von Jahren in vollem Einklang mit denen der zahlreichsten Wahlkörperschaften von England und Schottland gehandelt, und so ins Haus der Gemeinen eine entschiedene Majorität gesandt, gewählt durch ächte Volkswahl, durch die unerkauften Stimmen protestantischer so gut wie katholischer Hausbesitzer in den drei Reichen. In dieser Einheit beruht die Sicherheit des Staates, die er unter sectirerischen Kämpfen nimmermehr genießen würde. Alle diejenigen also, die Großbritannien und Irland als unauflöslich vereint betrachten, rufen wir hiermit auf, jene Berufungen an fanatische Leidenschaften, welche die Stätigkeit und Ruhe des Reichs durch Zwietracht und Erbitterung im Volk gefährden, einzustellen und an Andern zum Schweigen zu bringen. Was uns selbst betrifft, so werden wir uns verpflichtet fühlen, durch alle in unserer Macht liegenden verfassungsmäßigen Mittel uns der Bildung oder Fortdauer einer Verwaltung zu widersetzen, die entweder offen oder geheim Hülfe aus solchen vergifteten Quellen schöpfen, politische Ausschließung irgend einer Volksclasse ihrer religiösen Meinungen wegen versuchen, oder den Katholiken Irlands ihren vollen und redlichen Antheil an den Ehren und Emolumenten des Staats vorzuenthalten trachten würde, zu deren Genuß diese, da sie auch des Staates Pflichten und Lasten mittragen, durch Gerechtigkeit und Gesetz ganz in gleichem Maaße, wie alle ihre Mitunterthanen, befugt sind.“ – An der Spitze der Unterzeichner dieser Adresse stehen der (protestantische) Herzog v. Leinster und Graf v. Charlemont, dieselben liberalen Edelleute, die sich auch bei einer ähnlichen Petition ans Parlament in der vorigen Session voranstellten. Dann folgen viele Namen der irischen Nobility und Gentry, Grafschafts-Lordstatthalter, Magistrate und Unterhausmitglieder. Auch der bekannte Radicale, Hr. Sharman Crawford, der dem Ministeralismus O'Connells vor einiger Zeit nicht ohne Erfolg opponirte und bereits eine Partei in Irland um sich zu sammeln anfing, erklärte in diesem Meeting, er wolle der großen und allgemeinen Reformsache seine Meinungsverschiedenheiten in Einzeldingen aufopfern, und das Whigministerium, so viel an ihm, gegen die Tories unterstützen. (Hinsichtlich einer früheren Versammlung in Dublin siehe die Beilage). — Andrerseits hatte Tags zuvor ein großes Tory-Festmahl von 700 Gedecken stattgefunden, wobei Graf v. Rathdown den Vorsitz führte. Letzterer sprach die zuversichtliche Hoffnung aus, daß die nächste allgemeine Wahl eine conservative Mehrheit ins Unterhaus liefern werde, selbst aus Irland, wiewohl jetzt sogar O'Connell, um für seine Partei Stimmen zu registriren, nicht umhin könne seine Börse aufzuthun (Gelächter) und seine Wähler mit Frühstücken zu regaliren. Die Gesundheit der regierenden Königin wurde sehr kaltsinnig aufgenommen, hingegen die Toasts auf Königin Adelheid und den König von Hannover mit dem „Kentischen Feuer“ (d. h. dem Maximum torystischer Beifallsbezeugungen) begrüßt.
Seit 1837 sind nicht weniger als 90 englische Generale gestorben. Bei so außerordentlicher Sterblichkeit in einem so kurzen Zeitraum, meint der Atlas, dürfe die Nation hinsichtlich der Armeebeförderungen bei der bevorstehenden königl. Vermählung nicht zu sehr kargen. An Officieren, die im Krieg auf der Halbinsel und bei Waterloo fochten, zählt man im brittischen Heer noch 581. Davon wurden 226 verwundet.
Capitän Crawford, von der Brigg Race-Horse, befindet sich jetzt in England und erklärt in einem Schreiben in öffentlichen Blättern die Angaben französischer Blätter über seinen angeblichen Raubzug gegen die französischen Colonisten am Oyapock schon darum für gänzlich ungegründet, weil er schon im Mai v. J. das Commando jener Brigg nicht mehr geführt.
Nach dem Beispiel Irlands hat sich auch in Edinburg ein „römisch-katholischer theetotalistischer Mäßigkeitsverein“ unter den Auspicien einiger Priester gebildet.
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