Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 23. Augsburg, 23. Januar 1840.

Bild:
erste Seite

Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Durch ein sehr ungelegenes Zusammentreffen erhalten wir heute (22 Jan.) die so lang erwartete Präsidentenbotschaft gleichzeitig mit der englischen Thronrede, welcher letztern, als dem für Deutschland wichtigeren und dabei ungleich kürzeren Actenstück, wir für heute den Vorrang einräumen müssen. Die Botschaft, die das am 28 Dec. von New-York abgegangene Paketboot Siddons nach England überbracht hat, ist, wie gewöhnlich, höchst umfassend und ausführlich, so daß sie über sechs enggedruckte Spalten der Times füllt. Sie ist vom 2 Dec. datirt, scheint aber erst am 27 an den Congreß gelangt zu seyn. Bis dahin währten die Debatten über die bestrittenen Wahlen des Repräsentantenhauses, deren Entscheidung aber zu Gunsten der Tory- oder Regierungspartei ausfiel. Der Vorschlag, das System geheimer Abstimmung auch im Congreß wieder einzuführen, wurde nach einer lebhaften Discussion mit einem Mehr von 57 Stimmen verworfen. Was die Botschaft betrifft, so enthält sie mehrere wichtige Angaben. Der Präsident setzt das Land in Kenntniß, daß der Zustand der Staatsfinanzen ein günstiger, daß die verschiedenen Staatsdepartements in guter Ordnung, daß die Verhältnisse zu allen auswärtigen Mächten ungestört freundlicher Art sind, so daß namentlich eine baldige definitive Ausgleichung der nordöstlichen Gränzfrage mit England zu hoffen sey. Dieß ist die befriedigende Seite des großen Actenstücks; andrerseits eifert der Präsident mit Jacksonischem Nachdruck gegen die Banken als Depositarien der Staatsgelder. Diese Institute seyen gefährlich geworden durch die Schwindelspeculationen, denen sie sich hingegeben, um so mehr als diese Speculationen dergestalt über das Meer hinübergegriffen, daß jetzt das ganze Geldsystem Amerika's nur allzusehr unter dem Einfluß und der Controle der Geldleute in Großbritannien stehe. Der Präsident sieht in diesem Treiben, wenn ihm nicht zeitig gesteuert werde, eine künftige Gefährdung der politischen Unabhängigkeit der Union. Hinsichtlich des Indianerkriegs, den die Botschaft als "Verrätherei der Indianer" bezeichnet, soll dem Congreß vom Kriegsminister ein neuer Kriegsplan vorgelegt werden.

Großbritannien.

Am 15 Jan. hielt die Königin "Hof" und geheimes Conseil. Lord Kinnaird ward als geheimer Rath, Sir W. Trelawney, der bekannte Schriftsteller, als Lordstatthalter der Grafschaft Cornwall beeidigt. Das geheime Siegel wurde von Ihrer Maj. dem Grafen v. Clarendon eingehändigt (der also nun Lord Duncannons Nachfolger geworden ist). In der Hofversammlung wurde der ehrenw. Ralph Abercromby, großbritannischer Gesandter beim deutschen Bundestag, nach seiner Rückkehr von Frankfurt durch Lord Palmerston Ihrer Maj. vorgestellt.

Heute (16) erfolgte die Eröffnung des Parlaments durch die Königin in Person. Schon lange vor der festgesetzten Stunde sah man die Wagen des Adels und anderer Personen, welche Zulaß in den Saal des Oberhauses erhalten, dem Parlamentshaus zurollen. Die zahlreichen Damen waren alle in voller Hofkleidung. Die Parliament-Street und überhaupt die ganze Straßenlänge vom Buckinghampalast an waren dicht mit Menschen besetzt. Kurz vor 2 Uhr Nachmittags erfolgte die Abfahrt Ihrer Maj., begleitet von Ihren hohen Staats- und Hofbeamten. Längs dem Wege bildete das erste Garderegiment Spalier. Die Fenster waren bis an die Dächer hinauf von Neugierigen angefüllt, und die Damen schwenkten der vorüberfahrenden Fürstin ihre Taschentücher zu. Eine Artilleriesalve verkündigte die Ankunft der Königin am Parlamentshaus, und einige Minuten darauf hatte sie ihren Sitz auf dem Thron eingenommen. Das Haus bot in diesem Moment einen glänzenden Anblick dar. Nachdem Ihre Maj. die Pairs in üblicher Form zum Niedersitzen eingeladen, befahl sie dem Einführer mit dem schwarzen Stabe (Usher of the black rod), die Gemeinen zu berufen. Gleich darauf erschienen die Mitglieder des Unterhauses, den Sprecher an ihrer Spitze, an den Schranken, und Victoria las folgende

Thronrede. Mylords und meine Herren! Seit Sie zuletzt versammelt waren, habe ich Meine Absicht erklärt, Mich in der Ehe zu verbinden mit dem Prinzen Albert von Sachsen-Coburg-Gotha. Ich flehe in Demuth, daß Gott diesen Bund segnen und ihn ersprießlich machen wolle für die Wohlfahrt Meines Volkes wie für Mein eigenes häusliches Glück. Es wird Mir eine Quelle der lebhaftesten Freude seyn, diesen von Mir gefaßten Entschluß von Meinem Parlament gutgeheißen zu finden. Die beständigen Beweise, die Ich von Ihrer Anhänglichkeit


Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Durch ein sehr ungelegenes Zusammentreffen erhalten wir heute (22 Jan.) die so lang erwartete Präsidentenbotschaft gleichzeitig mit der englischen Thronrede, welcher letztern, als dem für Deutschland wichtigeren und dabei ungleich kürzeren Actenstück, wir für heute den Vorrang einräumen müssen. Die Botschaft, die das am 28 Dec. von New-York abgegangene Paketboot Siddons nach England überbracht hat, ist, wie gewöhnlich, höchst umfassend und ausführlich, so daß sie über sechs enggedruckte Spalten der Times füllt. Sie ist vom 2 Dec. datirt, scheint aber erst am 27 an den Congreß gelangt zu seyn. Bis dahin währten die Debatten über die bestrittenen Wahlen des Repräsentantenhauses, deren Entscheidung aber zu Gunsten der Tory- oder Regierungspartei ausfiel. Der Vorschlag, das System geheimer Abstimmung auch im Congreß wieder einzuführen, wurde nach einer lebhaften Discussion mit einem Mehr von 57 Stimmen verworfen. Was die Botschaft betrifft, so enthält sie mehrere wichtige Angaben. Der Präsident setzt das Land in Kenntniß, daß der Zustand der Staatsfinanzen ein günstiger, daß die verschiedenen Staatsdepartements in guter Ordnung, daß die Verhältnisse zu allen auswärtigen Mächten ungestört freundlicher Art sind, so daß namentlich eine baldige definitive Ausgleichung der nordöstlichen Gränzfrage mit England zu hoffen sey. Dieß ist die befriedigende Seite des großen Actenstücks; andrerseits eifert der Präsident mit Jacksonischem Nachdruck gegen die Banken als Depositarien der Staatsgelder. Diese Institute seyen gefährlich geworden durch die Schwindelspeculationen, denen sie sich hingegeben, um so mehr als diese Speculationen dergestalt über das Meer hinübergegriffen, daß jetzt das ganze Geldsystem Amerika's nur allzusehr unter dem Einfluß und der Controle der Geldleute in Großbritannien stehe. Der Präsident sieht in diesem Treiben, wenn ihm nicht zeitig gesteuert werde, eine künftige Gefährdung der politischen Unabhängigkeit der Union. Hinsichtlich des Indianerkriegs, den die Botschaft als „Verrätherei der Indianer“ bezeichnet, soll dem Congreß vom Kriegsminister ein neuer Kriegsplan vorgelegt werden.

Großbritannien.

Am 15 Jan. hielt die Königin „Hof“ und geheimes Conseil. Lord Kinnaird ward als geheimer Rath, Sir W. Trelawney, der bekannte Schriftsteller, als Lordstatthalter der Grafschaft Cornwall beeidigt. Das geheime Siegel wurde von Ihrer Maj. dem Grafen v. Clarendon eingehändigt (der also nun Lord Duncannons Nachfolger geworden ist). In der Hofversammlung wurde der ehrenw. Ralph Abercromby, großbritannischer Gesandter beim deutschen Bundestag, nach seiner Rückkehr von Frankfurt durch Lord Palmerston Ihrer Maj. vorgestellt.

Heute (16) erfolgte die Eröffnung des Parlaments durch die Königin in Person. Schon lange vor der festgesetzten Stunde sah man die Wagen des Adels und anderer Personen, welche Zulaß in den Saal des Oberhauses erhalten, dem Parlamentshaus zurollen. Die zahlreichen Damen waren alle in voller Hofkleidung. Die Parliament-Street und überhaupt die ganze Straßenlänge vom Buckinghampalast an waren dicht mit Menschen besetzt. Kurz vor 2 Uhr Nachmittags erfolgte die Abfahrt Ihrer Maj., begleitet von Ihren hohen Staats- und Hofbeamten. Längs dem Wege bildete das erste Garderegiment Spalier. Die Fenster waren bis an die Dächer hinauf von Neugierigen angefüllt, und die Damen schwenkten der vorüberfahrenden Fürstin ihre Taschentücher zu. Eine Artilleriesalve verkündigte die Ankunft der Königin am Parlamentshaus, und einige Minuten darauf hatte sie ihren Sitz auf dem Thron eingenommen. Das Haus bot in diesem Moment einen glänzenden Anblick dar. Nachdem Ihre Maj. die Pairs in üblicher Form zum Niedersitzen eingeladen, befahl sie dem Einführer mit dem schwarzen Stabe (Usher of the black rod), die Gemeinen zu berufen. Gleich darauf erschienen die Mitglieder des Unterhauses, den Sprecher an ihrer Spitze, an den Schranken, und Victoria las folgende

Thronrede. Mylords und meine Herren! Seit Sie zuletzt versammelt waren, habe ich Meine Absicht erklärt, Mich in der Ehe zu verbinden mit dem Prinzen Albert von Sachsen-Coburg-Gotha. Ich flehe in Demuth, daß Gott diesen Bund segnen und ihn ersprießlich machen wolle für die Wohlfahrt Meines Volkes wie für Mein eigenes häusliches Glück. Es wird Mir eine Quelle der lebhaftesten Freude seyn, diesen von Mir gefaßten Entschluß von Meinem Parlament gutgeheißen zu finden. Die beständigen Beweise, die Ich von Ihrer Anhänglichkeit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0001" n="0177"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Vereinigte Staaten von Nordamerika.</hi> </head><lb/>
        <p>Durch ein sehr ungelegenes Zusammentreffen erhalten wir heute (22 Jan.) die so lang erwartete <hi rendition="#g">Präsidentenbotschaft</hi> gleichzeitig mit der englischen Thronrede, welcher letztern, als dem für Deutschland wichtigeren und dabei ungleich kürzeren Actenstück, wir für heute den Vorrang einräumen müssen. Die Botschaft, die das am 28 Dec. von New-York abgegangene Paketboot Siddons nach England überbracht hat, ist, wie gewöhnlich, höchst umfassend und ausführlich, so daß sie über sechs enggedruckte Spalten der Times füllt. Sie ist vom 2 Dec. datirt, scheint aber erst am 27 an den Congreß gelangt zu seyn. Bis dahin währten die Debatten über die bestrittenen Wahlen des Repräsentantenhauses, deren Entscheidung aber zu Gunsten der Tory- oder Regierungspartei ausfiel. Der Vorschlag, das System geheimer Abstimmung auch im Congreß wieder einzuführen, wurde nach einer lebhaften Discussion mit einem Mehr von 57 Stimmen verworfen. Was die Botschaft betrifft, so enthält sie mehrere wichtige Angaben. Der Präsident setzt das Land in Kenntniß, daß der Zustand der Staatsfinanzen ein günstiger, daß die verschiedenen Staatsdepartements in guter Ordnung, daß die Verhältnisse zu allen auswärtigen Mächten ungestört freundlicher Art sind, so daß namentlich eine baldige definitive Ausgleichung der nordöstlichen Gränzfrage mit England zu hoffen sey. Dieß ist die befriedigende Seite des großen Actenstücks; andrerseits eifert der Präsident mit Jacksonischem Nachdruck gegen die Banken als Depositarien der Staatsgelder. Diese Institute seyen gefährlich geworden durch die Schwindelspeculationen, denen sie sich hingegeben, um so mehr als diese Speculationen dergestalt über das Meer hinübergegriffen, daß jetzt das ganze Geldsystem Amerika's nur allzusehr unter dem Einfluß und der Controle der Geldleute in Großbritannien stehe. Der Präsident sieht in diesem Treiben, wenn ihm nicht zeitig gesteuert werde, eine künftige Gefährdung der politischen Unabhängigkeit der Union. Hinsichtlich des Indianerkriegs, den die Botschaft als &#x201E;Verrätherei der Indianer&#x201C; bezeichnet, soll dem Congreß vom Kriegsminister ein neuer Kriegsplan vorgelegt werden.</p>
      </div><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 16 Jan</dateline>
          <p/><lb/>
          <p>Am 15 Jan. hielt die Königin &#x201E;Hof&#x201C; und geheimes Conseil. Lord Kinnaird ward als geheimer Rath, Sir W. Trelawney, der bekannte Schriftsteller, als Lordstatthalter der Grafschaft Cornwall beeidigt. Das <hi rendition="#g">geheime Siegel</hi> wurde von Ihrer Maj. <hi rendition="#g">dem Grafen</hi> v. <hi rendition="#g">Clarendon eingehändigt</hi> (der also nun Lord Duncannons Nachfolger geworden ist). In der Hofversammlung wurde der ehrenw. Ralph Abercromby, großbritannischer Gesandter beim deutschen Bundestag, nach seiner Rückkehr von Frankfurt durch Lord Palmerston Ihrer Maj. vorgestellt.</p><lb/>
          <p>Heute (16) erfolgte die Eröffnung des Parlaments durch die Königin in Person. Schon lange vor der festgesetzten Stunde sah man die Wagen des Adels und anderer Personen, welche Zulaß in den Saal des Oberhauses erhalten, dem Parlamentshaus zurollen. Die zahlreichen Damen waren alle in voller Hofkleidung. Die Parliament-Street und überhaupt die ganze Straßenlänge vom Buckinghampalast an waren dicht mit Menschen besetzt. Kurz vor 2 Uhr Nachmittags erfolgte die Abfahrt Ihrer Maj., begleitet von Ihren hohen Staats- und Hofbeamten. Längs dem Wege bildete das erste Garderegiment Spalier. Die Fenster waren bis an die Dächer hinauf von Neugierigen angefüllt, und die Damen schwenkten der vorüberfahrenden Fürstin ihre Taschentücher zu. Eine Artilleriesalve verkündigte die Ankunft der Königin am Parlamentshaus, und einige Minuten darauf hatte sie ihren Sitz auf dem Thron eingenommen. Das Haus bot in diesem Moment einen glänzenden Anblick dar. Nachdem Ihre Maj. die Pairs in üblicher Form zum Niedersitzen eingeladen, befahl sie dem Einführer mit dem schwarzen Stabe (Usher of the black rod), die Gemeinen zu berufen. Gleich darauf erschienen die Mitglieder des Unterhauses, den Sprecher an ihrer Spitze, an den Schranken, und Victoria las folgende</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Thronrede</hi>. Mylords und meine Herren! Seit Sie zuletzt versammelt waren, habe ich Meine Absicht erklärt, Mich in der <hi rendition="#g">Ehe</hi> zu verbinden mit dem Prinzen Albert von Sachsen-Coburg-Gotha. Ich flehe in Demuth, daß Gott diesen Bund segnen und ihn ersprießlich machen wolle für die Wohlfahrt Meines Volkes wie für Mein eigenes häusliches Glück. Es wird Mir eine Quelle der lebhaftesten Freude seyn, diesen von Mir gefaßten Entschluß von Meinem Parlament gutgeheißen zu finden. Die beständigen Beweise, die Ich von Ihrer Anhänglichkeit<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0177/0001] Vereinigte Staaten von Nordamerika. Durch ein sehr ungelegenes Zusammentreffen erhalten wir heute (22 Jan.) die so lang erwartete Präsidentenbotschaft gleichzeitig mit der englischen Thronrede, welcher letztern, als dem für Deutschland wichtigeren und dabei ungleich kürzeren Actenstück, wir für heute den Vorrang einräumen müssen. Die Botschaft, die das am 28 Dec. von New-York abgegangene Paketboot Siddons nach England überbracht hat, ist, wie gewöhnlich, höchst umfassend und ausführlich, so daß sie über sechs enggedruckte Spalten der Times füllt. Sie ist vom 2 Dec. datirt, scheint aber erst am 27 an den Congreß gelangt zu seyn. Bis dahin währten die Debatten über die bestrittenen Wahlen des Repräsentantenhauses, deren Entscheidung aber zu Gunsten der Tory- oder Regierungspartei ausfiel. Der Vorschlag, das System geheimer Abstimmung auch im Congreß wieder einzuführen, wurde nach einer lebhaften Discussion mit einem Mehr von 57 Stimmen verworfen. Was die Botschaft betrifft, so enthält sie mehrere wichtige Angaben. Der Präsident setzt das Land in Kenntniß, daß der Zustand der Staatsfinanzen ein günstiger, daß die verschiedenen Staatsdepartements in guter Ordnung, daß die Verhältnisse zu allen auswärtigen Mächten ungestört freundlicher Art sind, so daß namentlich eine baldige definitive Ausgleichung der nordöstlichen Gränzfrage mit England zu hoffen sey. Dieß ist die befriedigende Seite des großen Actenstücks; andrerseits eifert der Präsident mit Jacksonischem Nachdruck gegen die Banken als Depositarien der Staatsgelder. Diese Institute seyen gefährlich geworden durch die Schwindelspeculationen, denen sie sich hingegeben, um so mehr als diese Speculationen dergestalt über das Meer hinübergegriffen, daß jetzt das ganze Geldsystem Amerika's nur allzusehr unter dem Einfluß und der Controle der Geldleute in Großbritannien stehe. Der Präsident sieht in diesem Treiben, wenn ihm nicht zeitig gesteuert werde, eine künftige Gefährdung der politischen Unabhängigkeit der Union. Hinsichtlich des Indianerkriegs, den die Botschaft als „Verrätherei der Indianer“ bezeichnet, soll dem Congreß vom Kriegsminister ein neuer Kriegsplan vorgelegt werden. Großbritannien. London, 16 Jan Am 15 Jan. hielt die Königin „Hof“ und geheimes Conseil. Lord Kinnaird ward als geheimer Rath, Sir W. Trelawney, der bekannte Schriftsteller, als Lordstatthalter der Grafschaft Cornwall beeidigt. Das geheime Siegel wurde von Ihrer Maj. dem Grafen v. Clarendon eingehändigt (der also nun Lord Duncannons Nachfolger geworden ist). In der Hofversammlung wurde der ehrenw. Ralph Abercromby, großbritannischer Gesandter beim deutschen Bundestag, nach seiner Rückkehr von Frankfurt durch Lord Palmerston Ihrer Maj. vorgestellt. Heute (16) erfolgte die Eröffnung des Parlaments durch die Königin in Person. Schon lange vor der festgesetzten Stunde sah man die Wagen des Adels und anderer Personen, welche Zulaß in den Saal des Oberhauses erhalten, dem Parlamentshaus zurollen. Die zahlreichen Damen waren alle in voller Hofkleidung. Die Parliament-Street und überhaupt die ganze Straßenlänge vom Buckinghampalast an waren dicht mit Menschen besetzt. Kurz vor 2 Uhr Nachmittags erfolgte die Abfahrt Ihrer Maj., begleitet von Ihren hohen Staats- und Hofbeamten. Längs dem Wege bildete das erste Garderegiment Spalier. Die Fenster waren bis an die Dächer hinauf von Neugierigen angefüllt, und die Damen schwenkten der vorüberfahrenden Fürstin ihre Taschentücher zu. Eine Artilleriesalve verkündigte die Ankunft der Königin am Parlamentshaus, und einige Minuten darauf hatte sie ihren Sitz auf dem Thron eingenommen. Das Haus bot in diesem Moment einen glänzenden Anblick dar. Nachdem Ihre Maj. die Pairs in üblicher Form zum Niedersitzen eingeladen, befahl sie dem Einführer mit dem schwarzen Stabe (Usher of the black rod), die Gemeinen zu berufen. Gleich darauf erschienen die Mitglieder des Unterhauses, den Sprecher an ihrer Spitze, an den Schranken, und Victoria las folgende Thronrede. Mylords und meine Herren! Seit Sie zuletzt versammelt waren, habe ich Meine Absicht erklärt, Mich in der Ehe zu verbinden mit dem Prinzen Albert von Sachsen-Coburg-Gotha. Ich flehe in Demuth, daß Gott diesen Bund segnen und ihn ersprießlich machen wolle für die Wohlfahrt Meines Volkes wie für Mein eigenes häusliches Glück. Es wird Mir eine Quelle der lebhaftesten Freude seyn, diesen von Mir gefaßten Entschluß von Meinem Parlament gutgeheißen zu finden. Die beständigen Beweise, die Ich von Ihrer Anhänglichkeit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_023_18400123
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_023_18400123/1
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 23. Augsburg, 23. Januar 1840, S. 0177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_023_18400123/1>, abgerufen am 21.11.2024.