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Allgemeine Zeitung. Nr. 31. Augsburg, 31. Januar 1840.

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fortdauern. Der Prinz müsse in den Stand gesetzt werden, den Rang und die Würde, wozu er berufen werde, durch entsprechenden äußern Glanz zu behaupten; in seiner Hofhaltung, die nahebei nach dem Muster eines Prinzen von Wales (Kronprinzen) zu bilden sey, werden Stallmeister und sonstige Bedienstete figuriren, deren Kosten allein auf 7 bis 8000 Pf. St. erlaufen dürften, da die Umgebung des Prinzen nur aus Standespersonen zusammengesetzt werden könne. "Das Haus, fügte Lord John bei, darf nicht aus dem Gesichte verlieren, daß bei der Thronbesteigung der Königin die unter dem hochseligen König Wilhelm IV bestandene Civilliste um 50,000 Pf. St. ermäßigt wurde. Der einzige Einwurf, den man gegen unsern Apanagenvorschlag für den Prinzen erheben könnte, ließe sich auf den Nothstand gründen, unter welchem dermalen mehrerere Bezirke von England leiden. Ich beklage denselben aufrichtig; gleichwohl ist solcher in meinen Augen kein hinreichender Grund, das Haus an der Erfüllung einer Pflicht zu verhindern, welche höchste Rücksichten der Wohlanständigkeit gebieterisch vorschreiben. Die Bewilligung einer fixen Apanage verdient den Vorzug vor jeder andern. Ein ehrenwerthes Mitglied (Hume) wünscht zwar, daß unter den jetzigen Umständen der Gehalt des Prinzen auf 21,000 Pf. St. beschränkt werde; aber wollte man diese Reduction auf die jetzige theilweise Noth des Landes begründen, so könnte man später die wiederauflebende Prosperität unserer Finanzen als einen Anlaß benützen, um einen nachträglichen Zuschuß aus der Staatscasse zu beantragen. Das Haus möchte hiernach über die einzige Frage zu entscheiden haben: wird die Summe von 50,000 Pf. St. jährlich für schicklich erachtet zur Dotirung des künftigen Gemahls Ihrer Maj.?" Hr. Hume: "Wird Prinz Albert, den man so freigebig dotiren will, einen und denselben Palast mit der Königin bewohnen, oder werden die beiden Ehegatten in getrennten Haushaltungen leben?" (Heiterkeit). Lord J. Russell: "Ich weiß nicht, was ich auf diese Frage antworten soll. Indeß, wenn das ehrenw. Mitglied für Kilkenny es durchaus wünscht, so ließen sich etwa Erkundigungen darüber einziehen." (Gelächter). Die Sitzung dauerte noch, als die Post abging.

(Globe.) Im Bureau des torystischen Manchester-Chronicle liegt jetzt eine Petition zur Unterzeichnung auf, worin das Parlament gebeten wird, die gegenwärtigen Korngesetze insoweit zu modificiren, daß die Einführung fremden Getreides jederzeit gegen einen mäßigen Zollsatz gestattet werde. Welcher Whig oder Radicale hätte eine Veränderung wie diese noch vor drei Monaten zu prognosticiren gewagt? Tories vom reinsten Wasser unterzeichnen die Petition.

Der im Jahr 1826 in Malta verstorbene Marquis v. Hastings trug zu seiner Gemahlin, die ihm vor wenigen Tagen im Tode folgte, eine solche Liebe, daß er auf dem Todbette seine Aerzte beauftragte, nach seinem Verscheiden seine rechte Hand abzunehmen, sie einzubalsamiren und dereinst an der Seite seiner Frau beizusetzen. Das geschah, und die in einem Mahagonykästchen aufbewahrte Hand wurde jetzt im Sarge der Marquisin mit beerdigt.

Einige französische Blätter gaben in der letzten Zeit die Nachricht, daß der von Rußland durch Hrn. v. Brunnow hinsichtlich der Schlichtung der orientalischen Streitfrage vorgelegte Plan in Folge eines in London am 7, nach Andern am 11 d. abgehaltenen Ministerraths verworfen worden sey. Dieß ist irrig. Obwohl an jenen zwei Tagen Ministerconseils abgehalten wurden, ist die orientalische Frage mit Bezug auf Brunnows Propositionen entweder gar nicht Gegenstand der Berathungen gewesen oder, im Fall dieß wirklich stattgefunden hätte, doch kein solcher Beschluß in den erwähnten zwei Sitzungen gefaßt worden. Die Schwierigkeiten, die sich hinsichtlich des Pacificationsprojects Rußlands erheben, scheinen nicht bloß vom hiesigen Cabinette herzurühren; sie sind indessen durchaus nicht unübersteiglich. Aus den in den Details sich ergebenden Divergenzen auf eine Verwerfung des Ganzen schließen zu wollen, ist mindestens voreilig. Worin diese Divergenzen eigentlich bestehen, habe ich in meinem letzten Schreiben angedeutet; sie sind alle der Art, daß eine vollständige Ausgleichung, wenigstens insofern auf vier Großmächte die Rücksicht beschränkt wird, nicht unmöglich ist. Das ebenfalls in meinem letzten erwähnten Memorandum, mit dessen Abfassung Lord Palmerston sich eben beschäftigt, wird dem großbritannischen Ministerrathe und den übrigen Mächten erst vorgelegt werden. Man hat hier alle Hoffnung, daß es dem edlen Lord gelingen werde, die allseitigen Bedenken zu heben und eine Vereinigung der noch in Einzelheiten getrennten Ansichten zu bewerkstelligen. Auf jeden Fall ist man noch nicht berechtigt, Hrn. v. Brunnows Mission als gescheitert zu erklären, wie es jene französischen Berichte thun, welche zu leicht ihren Wunsch für eine vollbrachte Thatsache angenommen zu haben scheinen.

Frankreich.

(Sonntag.)

Die Bureaux der Deputirtenkammer schritten am 24 zur Ernennung ihrer Präsidenten und Secretäre. Von neun Präsidenten gehören vier der Linken oder dem linken Centrum an; es sind die HH. Odilon-Barrot, Sade, Galis und Calmon. Die fünf übrigen Ernennungen fielen auf die HH. Martin (du Nord), Guizot, Nogaret, General Jamin, Defitte. "Diese Abstimmung - äußert der Courrier francais - beweist die fortwährende Verwirrung der Meinungen. So haben mehrere Deputirte des linken Centrums, und zwar solche, welche sich am meisten durch ihre Opposition gegen das Ministerium vom 15 April ausgezeichnet hatten, für Hrn. Martin (du Nord) gestimmt. Diese Deputirten haben einen tadelnswerthen Act, einen politischen Fehler begangen. Die erste Taktik einer berathenden Versammlung ist, daß jeder seinen Meinungen treu bleibe. Man sage uns nun, welches Princip Hr. Martin mit den Freunden des Hrn. Thiers gemein hat; dann wollen wir jenes Votum billigen."

In einigen Bureaux der Deputirtenkammer kam es am 24 zu lebhaften Debatten über Algier. Einer der vorliegenden Gesetzesentwürfe verlangt für dieses Land einen Zuschußcredit von 20 Millionen. Hr. Bresson, ehemaliger Civilintendant von Algier, sprach im 3ten Bureau für die Bewilligung dieses Credits. Hr. Desjobert, ohne sich gerade dagegen auszusprechen, declamirte wie gewöhnlich gegen die Ansiedlung in Algier, und erklärte eine Colonisirung dort für unmöglich. Afrika, sagte er, werde 1840 über 63 Millionen verschlingen, und eine Armee von 63,000 Mann in Anspruch nehmen. Hr. Desjobert wurde mit 18 Stimmen gegen Hrn. Bresson, der 16 erhielt, zum Mitglied der Commission ernannt, eine Abstimmung, die hinlänglich beweist, daß die kostspieligen Besitzungen in Afrika nicht wenig stille Gegner in der Kammer zählen. Im 7ten Bureau, wo sich die HH. Thiers, Dupin, Dufaure und Teste beisammen finden, klagte Hr. Thiers, daß das Ministerium seinen Agenten in Algier bei der Leitung der dortigen Angelegenheiten allzu viel freie Hand lasse, und dadurch die Einmischung der Kammern nothwendig mache. Die HH. Dufaure und Teste vertheidigten das Ministerium. Hr. Lacrosse wurde zum Commissionsmitglied gewählt.


fortdauern. Der Prinz müsse in den Stand gesetzt werden, den Rang und die Würde, wozu er berufen werde, durch entsprechenden äußern Glanz zu behaupten; in seiner Hofhaltung, die nahebei nach dem Muster eines Prinzen von Wales (Kronprinzen) zu bilden sey, werden Stallmeister und sonstige Bedienstete figuriren, deren Kosten allein auf 7 bis 8000 Pf. St. erlaufen dürften, da die Umgebung des Prinzen nur aus Standespersonen zusammengesetzt werden könne. „Das Haus, fügte Lord John bei, darf nicht aus dem Gesichte verlieren, daß bei der Thronbesteigung der Königin die unter dem hochseligen König Wilhelm IV bestandene Civilliste um 50,000 Pf. St. ermäßigt wurde. Der einzige Einwurf, den man gegen unsern Apanagenvorschlag für den Prinzen erheben könnte, ließe sich auf den Nothstand gründen, unter welchem dermalen mehrerere Bezirke von England leiden. Ich beklage denselben aufrichtig; gleichwohl ist solcher in meinen Augen kein hinreichender Grund, das Haus an der Erfüllung einer Pflicht zu verhindern, welche höchste Rücksichten der Wohlanständigkeit gebieterisch vorschreiben. Die Bewilligung einer fixen Apanage verdient den Vorzug vor jeder andern. Ein ehrenwerthes Mitglied (Hume) wünscht zwar, daß unter den jetzigen Umständen der Gehalt des Prinzen auf 21,000 Pf. St. beschränkt werde; aber wollte man diese Reduction auf die jetzige theilweise Noth des Landes begründen, so könnte man später die wiederauflebende Prosperität unserer Finanzen als einen Anlaß benützen, um einen nachträglichen Zuschuß aus der Staatscasse zu beantragen. Das Haus möchte hiernach über die einzige Frage zu entscheiden haben: wird die Summe von 50,000 Pf. St. jährlich für schicklich erachtet zur Dotirung des künftigen Gemahls Ihrer Maj.?“ Hr. Hume: „Wird Prinz Albert, den man so freigebig dotiren will, einen und denselben Palast mit der Königin bewohnen, oder werden die beiden Ehegatten in getrennten Haushaltungen leben?“ (Heiterkeit). Lord J. Russell: „Ich weiß nicht, was ich auf diese Frage antworten soll. Indeß, wenn das ehrenw. Mitglied für Kilkenny es durchaus wünscht, so ließen sich etwa Erkundigungen darüber einziehen.“ (Gelächter). Die Sitzung dauerte noch, als die Post abging.

(Globe.) Im Bureau des torystischen Manchester-Chronicle liegt jetzt eine Petition zur Unterzeichnung auf, worin das Parlament gebeten wird, die gegenwärtigen Korngesetze insoweit zu modificiren, daß die Einführung fremden Getreides jederzeit gegen einen mäßigen Zollsatz gestattet werde. Welcher Whig oder Radicale hätte eine Veränderung wie diese noch vor drei Monaten zu prognosticiren gewagt? Tories vom reinsten Wasser unterzeichnen die Petition.

Der im Jahr 1826 in Malta verstorbene Marquis v. Hastings trug zu seiner Gemahlin, die ihm vor wenigen Tagen im Tode folgte, eine solche Liebe, daß er auf dem Todbette seine Aerzte beauftragte, nach seinem Verscheiden seine rechte Hand abzunehmen, sie einzubalsamiren und dereinst an der Seite seiner Frau beizusetzen. Das geschah, und die in einem Mahagonykästchen aufbewahrte Hand wurde jetzt im Sarge der Marquisin mit beerdigt.

Einige französische Blätter gaben in der letzten Zeit die Nachricht, daß der von Rußland durch Hrn. v. Brunnow hinsichtlich der Schlichtung der orientalischen Streitfrage vorgelegte Plan in Folge eines in London am 7, nach Andern am 11 d. abgehaltenen Ministerraths verworfen worden sey. Dieß ist irrig. Obwohl an jenen zwei Tagen Ministerconseils abgehalten wurden, ist die orientalische Frage mit Bezug auf Brunnows Propositionen entweder gar nicht Gegenstand der Berathungen gewesen oder, im Fall dieß wirklich stattgefunden hätte, doch kein solcher Beschluß in den erwähnten zwei Sitzungen gefaßt worden. Die Schwierigkeiten, die sich hinsichtlich des Pacificationsprojects Rußlands erheben, scheinen nicht bloß vom hiesigen Cabinette herzurühren; sie sind indessen durchaus nicht unübersteiglich. Aus den in den Details sich ergebenden Divergenzen auf eine Verwerfung des Ganzen schließen zu wollen, ist mindestens voreilig. Worin diese Divergenzen eigentlich bestehen, habe ich in meinem letzten Schreiben angedeutet; sie sind alle der Art, daß eine vollständige Ausgleichung, wenigstens insofern auf vier Großmächte die Rücksicht beschränkt wird, nicht unmöglich ist. Das ebenfalls in meinem letzten erwähnten Memorandum, mit dessen Abfassung Lord Palmerston sich eben beschäftigt, wird dem großbritannischen Ministerrathe und den übrigen Mächten erst vorgelegt werden. Man hat hier alle Hoffnung, daß es dem edlen Lord gelingen werde, die allseitigen Bedenken zu heben und eine Vereinigung der noch in Einzelheiten getrennten Ansichten zu bewerkstelligen. Auf jeden Fall ist man noch nicht berechtigt, Hrn. v. Brunnows Mission als gescheitert zu erklären, wie es jene französischen Berichte thun, welche zu leicht ihren Wunsch für eine vollbrachte Thatsache angenommen zu haben scheinen.

Frankreich.

(Sonntag.)

Die Bureaux der Deputirtenkammer schritten am 24 zur Ernennung ihrer Präsidenten und Secretäre. Von neun Präsidenten gehören vier der Linken oder dem linken Centrum an; es sind die HH. Odilon-Barrot, Sade, Galis und Calmon. Die fünf übrigen Ernennungen fielen auf die HH. Martin (du Nord), Guizot, Nogaret, General Jamin, Defitte. „Diese Abstimmung – äußert der Courrier français – beweist die fortwährende Verwirrung der Meinungen. So haben mehrere Deputirte des linken Centrums, und zwar solche, welche sich am meisten durch ihre Opposition gegen das Ministerium vom 15 April ausgezeichnet hatten, für Hrn. Martin (du Nord) gestimmt. Diese Deputirten haben einen tadelnswerthen Act, einen politischen Fehler begangen. Die erste Taktik einer berathenden Versammlung ist, daß jeder seinen Meinungen treu bleibe. Man sage uns nun, welches Princip Hr. Martin mit den Freunden des Hrn. Thiers gemein hat; dann wollen wir jenes Votum billigen.“

In einigen Bureaux der Deputirtenkammer kam es am 24 zu lebhaften Debatten über Algier. Einer der vorliegenden Gesetzesentwürfe verlangt für dieses Land einen Zuschußcredit von 20 Millionen. Hr. Bresson, ehemaliger Civilintendant von Algier, sprach im 3ten Bureau für die Bewilligung dieses Credits. Hr. Desjobert, ohne sich gerade dagegen auszusprechen, declamirte wie gewöhnlich gegen die Ansiedlung in Algier, und erklärte eine Colonisirung dort für unmöglich. Afrika, sagte er, werde 1840 über 63 Millionen verschlingen, und eine Armee von 63,000 Mann in Anspruch nehmen. Hr. Desjobert wurde mit 18 Stimmen gegen Hrn. Bresson, der 16 erhielt, zum Mitglied der Commission ernannt, eine Abstimmung, die hinlänglich beweist, daß die kostspieligen Besitzungen in Afrika nicht wenig stille Gegner in der Kammer zählen. Im 7ten Bureau, wo sich die HH. Thiers, Dupin, Dufaure und Teste beisammen finden, klagte Hr. Thiers, daß das Ministerium seinen Agenten in Algier bei der Leitung der dortigen Angelegenheiten allzu viel freie Hand lasse, und dadurch die Einmischung der Kammern nothwendig mache. Die HH. Dufaure und Teste vertheidigten das Ministerium. Hr. Lacrosse wurde zum Commissionsmitglied gewählt.

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[0243/0003] fortdauern. Der Prinz müsse in den Stand gesetzt werden, den Rang und die Würde, wozu er berufen werde, durch entsprechenden äußern Glanz zu behaupten; in seiner Hofhaltung, die nahebei nach dem Muster eines Prinzen von Wales (Kronprinzen) zu bilden sey, werden Stallmeister und sonstige Bedienstete figuriren, deren Kosten allein auf 7 bis 8000 Pf. St. erlaufen dürften, da die Umgebung des Prinzen nur aus Standespersonen zusammengesetzt werden könne. „Das Haus, fügte Lord John bei, darf nicht aus dem Gesichte verlieren, daß bei der Thronbesteigung der Königin die unter dem hochseligen König Wilhelm IV bestandene Civilliste um 50,000 Pf. St. ermäßigt wurde. Der einzige Einwurf, den man gegen unsern Apanagenvorschlag für den Prinzen erheben könnte, ließe sich auf den Nothstand gründen, unter welchem dermalen mehrerere Bezirke von England leiden. Ich beklage denselben aufrichtig; gleichwohl ist solcher in meinen Augen kein hinreichender Grund, das Haus an der Erfüllung einer Pflicht zu verhindern, welche höchste Rücksichten der Wohlanständigkeit gebieterisch vorschreiben. Die Bewilligung einer fixen Apanage verdient den Vorzug vor jeder andern. Ein ehrenwerthes Mitglied (Hume) wünscht zwar, daß unter den jetzigen Umständen der Gehalt des Prinzen auf 21,000 Pf. St. beschränkt werde; aber wollte man diese Reduction auf die jetzige theilweise Noth des Landes begründen, so könnte man später die wiederauflebende Prosperität unserer Finanzen als einen Anlaß benützen, um einen nachträglichen Zuschuß aus der Staatscasse zu beantragen. Das Haus möchte hiernach über die einzige Frage zu entscheiden haben: wird die Summe von 50,000 Pf. St. jährlich für schicklich erachtet zur Dotirung des künftigen Gemahls Ihrer Maj.?“ Hr. Hume: „Wird Prinz Albert, den man so freigebig dotiren will, einen und denselben Palast mit der Königin bewohnen, oder werden die beiden Ehegatten in getrennten Haushaltungen leben?“ (Heiterkeit). Lord J. Russell: „Ich weiß nicht, was ich auf diese Frage antworten soll. Indeß, wenn das ehrenw. Mitglied für Kilkenny es durchaus wünscht, so ließen sich etwa Erkundigungen darüber einziehen.“ (Gelächter). Die Sitzung dauerte noch, als die Post abging. (Globe.) Im Bureau des torystischen Manchester-Chronicle liegt jetzt eine Petition zur Unterzeichnung auf, worin das Parlament gebeten wird, die gegenwärtigen Korngesetze insoweit zu modificiren, daß die Einführung fremden Getreides jederzeit gegen einen mäßigen Zollsatz gestattet werde. Welcher Whig oder Radicale hätte eine Veränderung wie diese noch vor drei Monaten zu prognosticiren gewagt? Tories vom reinsten Wasser unterzeichnen die Petition. Der im Jahr 1826 in Malta verstorbene Marquis v. Hastings trug zu seiner Gemahlin, die ihm vor wenigen Tagen im Tode folgte, eine solche Liebe, daß er auf dem Todbette seine Aerzte beauftragte, nach seinem Verscheiden seine rechte Hand abzunehmen, sie einzubalsamiren und dereinst an der Seite seiner Frau beizusetzen. Das geschah, und die in einem Mahagonykästchen aufbewahrte Hand wurde jetzt im Sarge der Marquisin mit beerdigt. ♂ London, 20 Jan. Einige französische Blätter gaben in der letzten Zeit die Nachricht, daß der von Rußland durch Hrn. v. Brunnow hinsichtlich der Schlichtung der orientalischen Streitfrage vorgelegte Plan in Folge eines in London am 7, nach Andern am 11 d. abgehaltenen Ministerraths verworfen worden sey. Dieß ist irrig. Obwohl an jenen zwei Tagen Ministerconseils abgehalten wurden, ist die orientalische Frage mit Bezug auf Brunnows Propositionen entweder gar nicht Gegenstand der Berathungen gewesen oder, im Fall dieß wirklich stattgefunden hätte, doch kein solcher Beschluß in den erwähnten zwei Sitzungen gefaßt worden. Die Schwierigkeiten, die sich hinsichtlich des Pacificationsprojects Rußlands erheben, scheinen nicht bloß vom hiesigen Cabinette herzurühren; sie sind indessen durchaus nicht unübersteiglich. Aus den in den Details sich ergebenden Divergenzen auf eine Verwerfung des Ganzen schließen zu wollen, ist mindestens voreilig. Worin diese Divergenzen eigentlich bestehen, habe ich in meinem letzten Schreiben angedeutet; sie sind alle der Art, daß eine vollständige Ausgleichung, wenigstens insofern auf vier Großmächte die Rücksicht beschränkt wird, nicht unmöglich ist. 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Martin (du Nord), Guizot, Nogaret, General Jamin, Defitte. „Diese Abstimmung – äußert der Courrier français – beweist die fortwährende Verwirrung der Meinungen. So haben mehrere Deputirte des linken Centrums, und zwar solche, welche sich am meisten durch ihre Opposition gegen das Ministerium vom 15 April ausgezeichnet hatten, für Hrn. Martin (du Nord) gestimmt. Diese Deputirten haben einen tadelnswerthen Act, einen politischen Fehler begangen. Die erste Taktik einer berathenden Versammlung ist, daß jeder seinen Meinungen treu bleibe. Man sage uns nun, welches Princip Hr. Martin mit den Freunden des Hrn. Thiers gemein hat; dann wollen wir jenes Votum billigen.“ In einigen Bureaux der Deputirtenkammer kam es am 24 zu lebhaften Debatten über Algier. Einer der vorliegenden Gesetzesentwürfe verlangt für dieses Land einen Zuschußcredit von 20 Millionen. Hr. Bresson, ehemaliger Civilintendant von Algier, sprach im 3ten Bureau für die Bewilligung dieses Credits. Hr. Desjobert, ohne sich gerade dagegen auszusprechen, declamirte wie gewöhnlich gegen die Ansiedlung in Algier, und erklärte eine Colonisirung dort für unmöglich. Afrika, sagte er, werde 1840 über 63 Millionen verschlingen, und eine Armee von 63,000 Mann in Anspruch nehmen. Hr. Desjobert wurde mit 18 Stimmen gegen Hrn. Bresson, der 16 erhielt, zum Mitglied der Commission ernannt, eine Abstimmung, die hinlänglich beweist, daß die kostspieligen Besitzungen in Afrika nicht wenig stille Gegner in der Kammer zählen. Im 7ten Bureau, wo sich die HH. Thiers, Dupin, Dufaure und Teste beisammen finden, klagte Hr. Thiers, daß das Ministerium seinen Agenten in Algier bei der Leitung der dortigen Angelegenheiten allzu viel freie Hand lasse, und dadurch die Einmischung der Kammern nothwendig mache. Die HH. Dufaure und Teste vertheidigten das Ministerium. Hr. Lacrosse wurde zum Commissionsmitglied gewählt.

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 31. Augsburg, 31. Januar 1840, S. 0243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_031_18400131/3>, abgerufen am 21.11.2024.