Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 31. Augsburg, 1. Februar 1840.

Bild:
<< vorherige Seite


in civiler Trauertracht trugen mit Wappenschilden gezierte Wachsfackeln dem Leichenwagen vor, sechs derselben verrichteten gleichen Dienst an jeder Seite, zwölf Trabanten endlich mit umgekehrten Trauerpartisanen bildeten die Ehrenwache. Dem Leichenwagen folgte zunächst der fungirende Hofmarschall zu Pferde mit dem Hofmarschallstabe als Führer der zweiten Abtheilung des reitenden Gefolges aus der zweiten und dritten Rangclasse; demnächst Se. Maj. der König in einer achtspännigen Equipage; vor dem Wagen ritt ein Page, ein königlicher Leibdiener und vier dienstthuende Adjutanten; zwölf königliche Lakaien leuchteten. Die Generaladjutanten vom See- und Landetat ritten, und zwölf Pagen in schwarzen Uniformen gingen mit umflorten Fackeln neben dem Wagen, und sechs Trabanten mit Trauerpartisanen versahen die Ehrenwache. Dann folgten die leere Equipage der regierenden Königin, der Kronprinz, der Prinz Friedrich Ferdinand, der Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg im Namen Ihrer k. H. der Herzogin Wilhelmine, die leere Equipage I. k. H. der Frau Landgräfin Juliane, der Landgraf Wilhelm von Hessen im Namen I. k. H. der Frau Landgrafin Charlotte, begleitet von Lakaien mit Wachsfackeln und ihren Marschällen, Adjutanten und Ehrencavalieren. Zwei Trauermarschälle und die zweite Escadron der königlichen Leibgarde zu Pferd schlossen die Procession, welche sich von der Amalienburg durch die Hauptstraßen nach der Friedrichsberger Allee begab und sich dort auflöste. Zunächst beim Amalienburger Schloß paradirten die Seecadetten, dann die Landcadetten, das königliche Leibjägercorps (gebildet aus jungen Leuten vom Handelsstande etc.), das Leibcorps des Königs (die Studenten), die Marine, bewaffnet mit Enterpiken, Aexten, Enterbeilen und Hiebern, die k. Artillerie, drei Leibregimenter, zwei Jütische Regimenter, die Kopenhagener Bürgerinfanterie, die Bürgerartillerie, das Brandcorps, das seeländische und endlich das jütische Jägercorps. Als die Trauerprocession sich durch die beleuchteten Straßen in Bewegung setzte, ertönte Trauergeläut von allen Thürmen, und wenn der Wagen der Königin Wittwe eine Truppenabtheilung erreicht hatte, präsentirte diese das Gewehr, senkte die beflorten Fahnen und ließ den Trauermarsch erschallen; zwei im Neuhafen belegene mit Lampen übersäete Orlogsjagten feuerten eine Salutation von 27 Schüssen, welche von der Seebatterie beim Zeughause beantwortet wurde. Auf der Plattform des Westerthors hatte sich ein Chor von 200 Sängern, Studenten, Künstlern und Eleven des Conservatoriums aufgestellt, welches ein vom Dichter Holst verfaßtes "Letztes Lebewohl" absang. Darauf bewegte sich der Zug schweigend weiter und gelangte, begrüßt von den im Ravelin des Westerthors in ihrer alten holländischen Nationaltracht mit brennenden Fackeln aufgestellten Amagern, bald zur Freiheitssäule in der Westervorstadt. Die Säule war von der Hand dankbarer Bauern mit einer Guirlande umwunden, auch die allegorischen Figuren derselben waren bekränzt, so wie die Inschrift auf dem Piedestal, welche besagt, daß der verewigte König, der Freund des Volks, als Kronprinz den Grundstein gelegt habe. Auf einer Tribune erblickte man eine große Zahl junger Bauern und Bauernmädchen. Der Leichenwagen machte Halt; in demselben Augenblick donnerten die Minutenschüsse von den Wällen der Festung, welche verkündeten, daß der letzte Mann des Zuges die Stadt verlassen habe; der Wind führte das tausendstimmige Getön der Trauerglocken herüber, und ein Musikchor begann eine einfache Choralmelodie. Der Eindruck war unbeschreiblich. Die ganze Versammlung entblößte ehrerbietig das Haupt und begrüßte schweigend die irdischen Ueberreste dessen, dem eben die hier versammelte Volksclasse so unendlich viel zu danken hatte. Die Chorführer hoben den für diesen Zweck geschriebenen Gesang an, aber es bedurfte einiger Zeit, ehe die Rührung den Anwesenden gestattete, einzufallen; endlich jedoch sangen tausend und abertausend Stimmen das Lob des Königs. Als die letzten Klänge verhallt waren, schlug der Leichenwagen die Chaussee ein, der regierende König folgte der Allee nach dem Friedrichsberger Schloß und die hohen Beamten der neuen Sonne. - In der Nacht setzte die königliche Leiche ihren Weg nach Roeskilde fort, und heute findet die Beisetzung statt.

[334]
Erklärung.

Ich finde mich aufgefordert, da ein momentanes Einstellen meiner historisch-statistischen Vorlesungen an der Universität in auswärtigen Blättern mehrfach irrige Auslegung gefunden hat, zu erklären, daß ich hiezu freien Willens durch rein persönliche Umstände veranlaßt wurde. Einige litterarische Arbeiten, die ich diesen Winter über beenden wollte, so wie etwelche größere Reisen, die jedenfalls eine wiederholte Unterbrechung meiner Vorlesungen herbeiführen mußten, sind die alleinige Ursache.

Ich habe jedoch bereits die Anzeige abgegeben, daß ich dieselben im nächsten Sommerhalbjahr wieder fortsetzen werde.

Freiburg, den 19 Januar 1840.

Dr. J. E. Woerl.


in civiler Trauertracht trugen mit Wappenschilden gezierte Wachsfackeln dem Leichenwagen vor, sechs derselben verrichteten gleichen Dienst an jeder Seite, zwölf Trabanten endlich mit umgekehrten Trauerpartisanen bildeten die Ehrenwache. Dem Leichenwagen folgte zunächst der fungirende Hofmarschall zu Pferde mit dem Hofmarschallstabe als Führer der zweiten Abtheilung des reitenden Gefolges aus der zweiten und dritten Rangclasse; demnächst Se. Maj. der König in einer achtspännigen Equipage; vor dem Wagen ritt ein Page, ein königlicher Leibdiener und vier dienstthuende Adjutanten; zwölf königliche Lakaien leuchteten. Die Generaladjutanten vom See- und Landetat ritten, und zwölf Pagen in schwarzen Uniformen gingen mit umflorten Fackeln neben dem Wagen, und sechs Trabanten mit Trauerpartisanen versahen die Ehrenwache. Dann folgten die leere Equipage der regierenden Königin, der Kronprinz, der Prinz Friedrich Ferdinand, der Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg im Namen Ihrer k. H. der Herzogin Wilhelmine, die leere Equipage I. k. H. der Frau Landgräfin Juliane, der Landgraf Wilhelm von Hessen im Namen I. k. H. der Frau Landgrafin Charlotte, begleitet von Lakaien mit Wachsfackeln und ihren Marschällen, Adjutanten und Ehrencavalieren. Zwei Trauermarschälle und die zweite Escadron der königlichen Leibgarde zu Pferd schlossen die Procession, welche sich von der Amalienburg durch die Hauptstraßen nach der Friedrichsberger Allee begab und sich dort auflöste. Zunächst beim Amalienburger Schloß paradirten die Seecadetten, dann die Landcadetten, das königliche Leibjägercorps (gebildet aus jungen Leuten vom Handelsstande etc.), das Leibcorps des Königs (die Studenten), die Marine, bewaffnet mit Enterpiken, Aexten, Enterbeilen und Hiebern, die k. Artillerie, drei Leibregimenter, zwei Jütische Regimenter, die Kopenhagener Bürgerinfanterie, die Bürgerartillerie, das Brandcorps, das seeländische und endlich das jütische Jägercorps. Als die Trauerprocession sich durch die beleuchteten Straßen in Bewegung setzte, ertönte Trauergeläut von allen Thürmen, und wenn der Wagen der Königin Wittwe eine Truppenabtheilung erreicht hatte, präsentirte diese das Gewehr, senkte die beflorten Fahnen und ließ den Trauermarsch erschallen; zwei im Neuhafen belegene mit Lampen übersäete Orlogsjagten feuerten eine Salutation von 27 Schüssen, welche von der Seebatterie beim Zeughause beantwortet wurde. Auf der Plattform des Westerthors hatte sich ein Chor von 200 Sängern, Studenten, Künstlern und Eleven des Conservatoriums aufgestellt, welches ein vom Dichter Holst verfaßtes „Letztes Lebewohl“ absang. Darauf bewegte sich der Zug schweigend weiter und gelangte, begrüßt von den im Ravelin des Westerthors in ihrer alten holländischen Nationaltracht mit brennenden Fackeln aufgestellten Amagern, bald zur Freiheitssäule in der Westervorstadt. Die Säule war von der Hand dankbarer Bauern mit einer Guirlande umwunden, auch die allegorischen Figuren derselben waren bekränzt, so wie die Inschrift auf dem Piedestal, welche besagt, daß der verewigte König, der Freund des Volks, als Kronprinz den Grundstein gelegt habe. Auf einer Tribune erblickte man eine große Zahl junger Bauern und Bauernmädchen. Der Leichenwagen machte Halt; in demselben Augenblick donnerten die Minutenschüsse von den Wällen der Festung, welche verkündeten, daß der letzte Mann des Zuges die Stadt verlassen habe; der Wind führte das tausendstimmige Getön der Trauerglocken herüber, und ein Musikchor begann eine einfache Choralmelodie. Der Eindruck war unbeschreiblich. Die ganze Versammlung entblößte ehrerbietig das Haupt und begrüßte schweigend die irdischen Ueberreste dessen, dem eben die hier versammelte Volksclasse so unendlich viel zu danken hatte. Die Chorführer hoben den für diesen Zweck geschriebenen Gesang an, aber es bedurfte einiger Zeit, ehe die Rührung den Anwesenden gestattete, einzufallen; endlich jedoch sangen tausend und abertausend Stimmen das Lob des Königs. Als die letzten Klänge verhallt waren, schlug der Leichenwagen die Chaussee ein, der regierende König folgte der Allee nach dem Friedrichsberger Schloß und die hohen Beamten der neuen Sonne. – In der Nacht setzte die königliche Leiche ihren Weg nach Roeskilde fort, und heute findet die Beisetzung statt.

[334]
Erklärung.

Ich finde mich aufgefordert, da ein momentanes Einstellen meiner historisch-statistischen Vorlesungen an der Universität in auswärtigen Blättern mehrfach irrige Auslegung gefunden hat, zu erklären, daß ich hiezu freien Willens durch rein persönliche Umstände veranlaßt wurde. Einige litterarische Arbeiten, die ich diesen Winter über beenden wollte, so wie etwelche größere Reisen, die jedenfalls eine wiederholte Unterbrechung meiner Vorlesungen herbeiführen mußten, sind die alleinige Ursache.

Ich habe jedoch bereits die Anzeige abgegeben, daß ich dieselben im nächsten Sommerhalbjahr wieder fortsetzen werde.

Freiburg, den 19 Januar 1840.

Dr. J. E. Woerl.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jSupplement" n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <div type="jArticle" n="2">
                <p><pb facs="#f0013" n="0254"/><lb/>
in civiler Trauertracht trugen mit Wappenschilden gezierte Wachsfackeln dem Leichenwagen vor, sechs derselben verrichteten gleichen Dienst an jeder Seite, zwölf Trabanten endlich mit umgekehrten Trauerpartisanen bildeten die Ehrenwache. Dem Leichenwagen folgte zunächst der fungirende Hofmarschall zu Pferde mit dem Hofmarschallstabe als Führer der zweiten Abtheilung des reitenden Gefolges aus der zweiten und dritten Rangclasse; demnächst Se. Maj. der König in einer achtspännigen Equipage; vor dem Wagen ritt ein Page, ein königlicher Leibdiener und vier dienstthuende Adjutanten; zwölf königliche Lakaien leuchteten. Die Generaladjutanten vom See- und Landetat ritten, und zwölf Pagen in schwarzen Uniformen gingen mit umflorten Fackeln neben dem Wagen, und sechs Trabanten mit Trauerpartisanen versahen die Ehrenwache. Dann folgten die leere Equipage der regierenden Königin, der Kronprinz, der Prinz Friedrich Ferdinand, der Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg im Namen Ihrer k. H. der Herzogin Wilhelmine, die leere Equipage I. k. H. der Frau Landgräfin Juliane, der Landgraf Wilhelm von Hessen im Namen I. k. H. der Frau Landgrafin Charlotte, begleitet von Lakaien mit Wachsfackeln und ihren Marschällen, Adjutanten und Ehrencavalieren. Zwei Trauermarschälle und die zweite Escadron der königlichen Leibgarde zu Pferd schlossen die Procession, welche sich von der Amalienburg durch die Hauptstraßen nach der Friedrichsberger Allee begab und sich dort auflöste. Zunächst beim Amalienburger Schloß paradirten die Seecadetten, dann die Landcadetten, das königliche Leibjägercorps (gebildet aus jungen Leuten vom Handelsstande etc.), das Leibcorps des Königs (die Studenten), die Marine, bewaffnet mit Enterpiken, Aexten, Enterbeilen und Hiebern, die k. Artillerie, drei Leibregimenter, zwei Jütische Regimenter, die Kopenhagener Bürgerinfanterie, die Bürgerartillerie, das Brandcorps, das seeländische und endlich das jütische Jägercorps. Als die Trauerprocession sich durch die beleuchteten Straßen in Bewegung setzte, ertönte Trauergeläut von allen Thürmen, und wenn der Wagen der Königin Wittwe eine Truppenabtheilung erreicht hatte, präsentirte diese das Gewehr, senkte die beflorten Fahnen und ließ den Trauermarsch erschallen; zwei im Neuhafen belegene mit Lampen übersäete Orlogsjagten feuerten eine Salutation von 27 Schüssen, welche von der Seebatterie beim Zeughause beantwortet wurde. Auf der Plattform des Westerthors hatte sich ein Chor von 200 Sängern, Studenten, Künstlern und Eleven des Conservatoriums aufgestellt, welches ein vom Dichter Holst verfaßtes &#x201E;Letztes Lebewohl&#x201C; absang. Darauf bewegte sich der Zug schweigend weiter und gelangte, begrüßt von den im Ravelin des Westerthors in ihrer alten holländischen Nationaltracht mit brennenden Fackeln aufgestellten Amagern, bald zur Freiheitssäule in der Westervorstadt. Die Säule war von der Hand dankbarer Bauern mit einer Guirlande umwunden, auch die allegorischen Figuren derselben waren bekränzt, so wie die Inschrift auf dem Piedestal, welche besagt, daß der verewigte König, der Freund des Volks, als Kronprinz den Grundstein gelegt habe. Auf einer Tribune erblickte man eine große Zahl junger Bauern und Bauernmädchen. Der Leichenwagen machte Halt; in demselben Augenblick donnerten die Minutenschüsse von den Wällen der Festung, welche verkündeten, daß der letzte Mann des Zuges die Stadt verlassen habe; der Wind führte das tausendstimmige Getön der Trauerglocken herüber, und ein Musikchor begann eine einfache Choralmelodie. Der Eindruck war unbeschreiblich. Die ganze Versammlung entblößte ehrerbietig das Haupt und begrüßte schweigend die irdischen Ueberreste dessen, dem eben die hier versammelte Volksclasse so unendlich viel zu danken hatte. Die Chorführer hoben den für diesen Zweck geschriebenen Gesang an, aber es bedurfte einiger Zeit, ehe die Rührung den Anwesenden gestattete, einzufallen; endlich jedoch sangen tausend und abertausend Stimmen das Lob des Königs. Als die letzten Klänge verhallt waren, schlug der Leichenwagen die Chaussee ein, der regierende König folgte der Allee nach dem Friedrichsberger Schloß und die hohen Beamten der neuen Sonne. &#x2013; In der Nacht setzte die königliche Leiche ihren Weg nach Roeskilde fort, und heute findet die Beisetzung statt.</p><lb/>
              </div>
              <div type="jAnnouncements" n="2">
                <div xml:id="jAn334" type="jAn" n="3">
                  <head>[334]<lb/>
Erklärung.</head><lb/>
                  <p>Ich finde mich aufgefordert, da ein momentanes Einstellen meiner historisch-statistischen Vorlesungen an der Universität in auswärtigen Blättern mehrfach irrige Auslegung gefunden hat, zu erklären, daß ich hiezu freien Willens durch rein persönliche Umstände veranlaßt wurde. Einige litterarische Arbeiten, die ich diesen Winter über beenden wollte, so wie etwelche größere Reisen, die jedenfalls eine wiederholte Unterbrechung meiner Vorlesungen herbeiführen mußten, sind die alleinige Ursache.</p><lb/>
                  <p>Ich habe jedoch bereits die Anzeige abgegeben, daß ich dieselben im nächsten Sommerhalbjahr wieder fortsetzen werde.</p><lb/>
                  <p>Freiburg, den 19 Januar 1840.</p><lb/>
                  <p>Dr. J. E. Woerl.</p><lb/>
                </div>
              </div>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0254/0013] in civiler Trauertracht trugen mit Wappenschilden gezierte Wachsfackeln dem Leichenwagen vor, sechs derselben verrichteten gleichen Dienst an jeder Seite, zwölf Trabanten endlich mit umgekehrten Trauerpartisanen bildeten die Ehrenwache. Dem Leichenwagen folgte zunächst der fungirende Hofmarschall zu Pferde mit dem Hofmarschallstabe als Führer der zweiten Abtheilung des reitenden Gefolges aus der zweiten und dritten Rangclasse; demnächst Se. Maj. der König in einer achtspännigen Equipage; vor dem Wagen ritt ein Page, ein königlicher Leibdiener und vier dienstthuende Adjutanten; zwölf königliche Lakaien leuchteten. Die Generaladjutanten vom See- und Landetat ritten, und zwölf Pagen in schwarzen Uniformen gingen mit umflorten Fackeln neben dem Wagen, und sechs Trabanten mit Trauerpartisanen versahen die Ehrenwache. Dann folgten die leere Equipage der regierenden Königin, der Kronprinz, der Prinz Friedrich Ferdinand, der Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg im Namen Ihrer k. H. der Herzogin Wilhelmine, die leere Equipage I. k. H. der Frau Landgräfin Juliane, der Landgraf Wilhelm von Hessen im Namen I. k. H. der Frau Landgrafin Charlotte, begleitet von Lakaien mit Wachsfackeln und ihren Marschällen, Adjutanten und Ehrencavalieren. Zwei Trauermarschälle und die zweite Escadron der königlichen Leibgarde zu Pferd schlossen die Procession, welche sich von der Amalienburg durch die Hauptstraßen nach der Friedrichsberger Allee begab und sich dort auflöste. Zunächst beim Amalienburger Schloß paradirten die Seecadetten, dann die Landcadetten, das königliche Leibjägercorps (gebildet aus jungen Leuten vom Handelsstande etc.), das Leibcorps des Königs (die Studenten), die Marine, bewaffnet mit Enterpiken, Aexten, Enterbeilen und Hiebern, die k. Artillerie, drei Leibregimenter, zwei Jütische Regimenter, die Kopenhagener Bürgerinfanterie, die Bürgerartillerie, das Brandcorps, das seeländische und endlich das jütische Jägercorps. Als die Trauerprocession sich durch die beleuchteten Straßen in Bewegung setzte, ertönte Trauergeläut von allen Thürmen, und wenn der Wagen der Königin Wittwe eine Truppenabtheilung erreicht hatte, präsentirte diese das Gewehr, senkte die beflorten Fahnen und ließ den Trauermarsch erschallen; zwei im Neuhafen belegene mit Lampen übersäete Orlogsjagten feuerten eine Salutation von 27 Schüssen, welche von der Seebatterie beim Zeughause beantwortet wurde. Auf der Plattform des Westerthors hatte sich ein Chor von 200 Sängern, Studenten, Künstlern und Eleven des Conservatoriums aufgestellt, welches ein vom Dichter Holst verfaßtes „Letztes Lebewohl“ absang. Darauf bewegte sich der Zug schweigend weiter und gelangte, begrüßt von den im Ravelin des Westerthors in ihrer alten holländischen Nationaltracht mit brennenden Fackeln aufgestellten Amagern, bald zur Freiheitssäule in der Westervorstadt. Die Säule war von der Hand dankbarer Bauern mit einer Guirlande umwunden, auch die allegorischen Figuren derselben waren bekränzt, so wie die Inschrift auf dem Piedestal, welche besagt, daß der verewigte König, der Freund des Volks, als Kronprinz den Grundstein gelegt habe. Auf einer Tribune erblickte man eine große Zahl junger Bauern und Bauernmädchen. Der Leichenwagen machte Halt; in demselben Augenblick donnerten die Minutenschüsse von den Wällen der Festung, welche verkündeten, daß der letzte Mann des Zuges die Stadt verlassen habe; der Wind führte das tausendstimmige Getön der Trauerglocken herüber, und ein Musikchor begann eine einfache Choralmelodie. Der Eindruck war unbeschreiblich. Die ganze Versammlung entblößte ehrerbietig das Haupt und begrüßte schweigend die irdischen Ueberreste dessen, dem eben die hier versammelte Volksclasse so unendlich viel zu danken hatte. Die Chorführer hoben den für diesen Zweck geschriebenen Gesang an, aber es bedurfte einiger Zeit, ehe die Rührung den Anwesenden gestattete, einzufallen; endlich jedoch sangen tausend und abertausend Stimmen das Lob des Königs. Als die letzten Klänge verhallt waren, schlug der Leichenwagen die Chaussee ein, der regierende König folgte der Allee nach dem Friedrichsberger Schloß und die hohen Beamten der neuen Sonne. – In der Nacht setzte die königliche Leiche ihren Weg nach Roeskilde fort, und heute findet die Beisetzung statt. [334] Erklärung. Ich finde mich aufgefordert, da ein momentanes Einstellen meiner historisch-statistischen Vorlesungen an der Universität in auswärtigen Blättern mehrfach irrige Auslegung gefunden hat, zu erklären, daß ich hiezu freien Willens durch rein persönliche Umstände veranlaßt wurde. Einige litterarische Arbeiten, die ich diesen Winter über beenden wollte, so wie etwelche größere Reisen, die jedenfalls eine wiederholte Unterbrechung meiner Vorlesungen herbeiführen mußten, sind die alleinige Ursache. Ich habe jedoch bereits die Anzeige abgegeben, daß ich dieselben im nächsten Sommerhalbjahr wieder fortsetzen werde. Freiburg, den 19 Januar 1840. Dr. J. E. Woerl.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_032_18400201
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_032_18400201/13
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 31. Augsburg, 1. Februar 1840, S. 0254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_032_18400201/13>, abgerufen am 03.12.2024.