Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 33. Augsburg, 2. Februar 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

(Globe.) Wir können als zuverlässig melden, daß die Trauung Ihrer Maj. in der königl. Capelle von St. James entweder am 10 oder am 13 Febr. stattfinden wird. Die Cerimonie wird bei Tageslicht von dem Erzbischof von Canterbury, unter Assistenz des Bischofs von London, als des Dechanten dieser Capelle, vollzogen. Der Herzog von Sussex, falls ihm der Zustand seiner Gesundheit sich der Mühe zu unterziehen erlaubt, wird die königliche Braut übergeben; außerdem wird der Herzog von Cambridge diesen Theil des Cerimonials übernehmen.

Im Schatzkammergerichtshof (Court of Exchequer) versammelten sich am 25 Jan. Vormittags die fünfzehn Richter, um den in der Untersuchung gegen Frost und dessen Consorten vorbehaltenen, mehrerwähnten formellen Rechtspunkt in Erwägung zu ziehen. Der Gerichtshof war gedrängt mit Juristen und sonstigen Neugierigen besetzt. Es wurde bestimmt, daß Sir F. Pollock für Frost, Hr. F. Kelly für Williams, und Sir W. Follett (ebenfalls ein berühmter torystischer Sachwalter, unter dem Ministerium Peel 1834 Solicitor-General) für Jones plaidiren, dann der Attorney-General und Solicitor-General (Hr. Wilde) antworten, und den Rechtsbeiständen der drei Verurtheilten die Replik bleiben sollte. Die Debatten werden vermuthlich mehrere Tage währen.

(Courier.) Man versichert uns, daß Hrn. v. Brunnows Mission nach England erfolgreich gewesen, und zwischen diesem Repräsentanten Rußlands und unserem Staatssecretär des Auswärtigen ein Vertrag abgeschlossen worden sey. Dieses Actenstück, hören wir, ist zwar noch nicht unterzeichnet, doch dürfte dessen definitiver Ratification kein Hinderniß im Wege stehen. Dieses unerwartete Ergebniß scheint durch neuerliche Instructionen aus St. Petersburg beschleunigt worden zu seyn. (Galign. Messenger, der diesen Artikel abdruckt, äußert dazu die Vermuthung, er dürfte der bloße Wiederhall eines in Paris verbreiteten Gerüchts seyn - wo freilich auch die entgegengesetzte Sage umlief.)

Die Journale und ebenso die neuesten Magazine und Reviews enthalten größere und kleinere Artikel über die Penny-Briefpost, deren bisherige Ergebnisse und ihre weiter zu erwartenden Resultate; aber die leidigen politischen Parteigesichtspunkte trüben in England Alles, selbst die Zahlen, von denen man sonst glaubte, daß sie, wie constitutionelle Fürsten, über den Parteien stehen. So viel scheint aus den gegenseitigen Erörterungen hervorzugehen, daß der kurzen Erfahrung seit dem 10 Jan. zur Zeit weder für noch gegen zu trauen ist. Ein Aufsatz in der Edinburgh Review stützt die Hoffnung, daß das wohlfeile Portosystem in seiner Entwicklung nicht nur keinen Ausfall, sondern eine Mehreinnahme der Postrevenuen herbeiführen werde, unter andern Analogien auf den Umstand: die im Tower aufbewahrten Reichsinsignien kosteten früher 3 Shillings zu sehen; im Jahr 1838 wurde diese Taxe auf 1 Shilling, im vorigen Jahr auf 1/2 Shilling ermäßigt; die Folge war, daß während man 1837 von 7533 Besuchern 1129 Pf. 19 Sh. einnahm, im vorigen Jahre die Zahl der erstern auf 56,213, die Summe der Einnahme auf 1435 Pf. 6 Sh. 2 Pence stieg. Nicht ungegründet scheint die von der Edinburgh Post erhobene Rüge gegen den Grundsatz des neuen Systems, die Brieftaxen der Stadtposten (in großen Städten wie London, Edinburg u. a.) und der allgemeinen Landespost zu assimiliren. "Dadurch," sagt sie, "ist das Porto, statt wohlfeiler zu werden, in vielen Fällen theurer geworden. Briefe, die sonst von der Stadtpost um 1 Penny befördert wurden, kosten jetzt nicht selten 2 ja 8 Pence, weil sie mehr als 1/2 Unze wiegen. Das ist ein lästiger Uebelstand besonders für Geschäftsleute, welche Acten, Rechnungen und sonstige Urkunden in großen Städten hin und her zu senden haben."

Dr. Chalmers, dermalen nach einstimmigem Urtheil der gelehrteste Theolog und beredteste Prediger der schottischen Kirche, machte bekanntlich in den letzten zwei Jahren eine Art Missionsreise durch Schottland und England, wobei er, um mittelbar eine Ausdehnung des schottischen Kirchenwesens (mehr Pfarreien, bessere Besoldung der Geistlichen u. s. w.) zu erwirken, in torystischem Sinn auch für die englische Staatskirche eiferte, was liberale Zeitungen als eine Abtrünnigkeit von den alten Presbyterianergrundsätzen rügten. Jetzt versichert ein Edinburger Blatt, der Scotish Reformer, Dr. Chalmers habe in einem Schreiben an einen Freund seine politischen Irrthümer einbekannt und die Ueberzeugung ausgesprochen, daß es für die schottische Geistlichkeit das Rathsamste sey, die Whigregierung gegen die Tories zu unterstützen.

Der ehrenwerthe und hochwürdige George Spencer, jüngerer Bruder des Grafen Spencer (vormaligen Finanzministers Lord Althorp), und seit seinem Uebertritt zur römischen Kirche einer der eifrigsten Anhänger der Curie, schrieb dieser Tage von Saint Mary's College aus in das Catholic Magazine: "Den mir gemachten Vorwurf, daß ich die Fähigkeit besitze, der brittischen Verfassung gefährlich zu werden, acceptire ich mit Freuden insofern, als diese Verfassung antikatholisch ist. Möge Gott der Allmächtige durch den Erfolg bethätigen, daß die Befürchtungen jener Alarmisten nicht ungegründet waren." Die M. Post fragt, ob man Angesichts dieser so unzweideutigen, und insoweit ehrlichen, Erklärung eines Mannes aus so angesehener Familie den englischen Protestanten noch vorwerfen könne, daß sie die vom Papstthum zu befürchtenden Gefahren übertreiben.

Die ministeriellen Candidaten sind in Southwark, Birmingham, Edinburg, Falmouth, Newark und Penryn, kurz an allen Orten, wo eine neue Wahl stattgefunden, siegreich geblieben. Dieser Erfolg zeugt um so mehr für die jetzige Regierung, als sie allenthalben die Chartisten gegen sich hat, und besonders in Southwark ihr Gegner, Walter, obgleich ein Tory und von den Tories aufs thätigste unterstützt, nicht als Tory, sondern als Freund des Volkes und Gegner des neuen Armengesetzes und der Einführung einer regelmäßigen Polizei auf dem flachen Lande, auftrat. Die heller sehenden Conservativen sind überzeugt, daß bei allem Lärm, welche ihre Anhänger und Journalisten machen, die Zeit für ihre Partei noch nicht gekommen ist. So sagte z. B. der Graf Ripon vorgestern Abend im Oberhause in Bezug auf Irland, daß man sich auf eine Ruhe nicht verlassen könne, die nach O'Connells Erklärung nur so lange dauern solle, als das jetzige Ministerium bestehen würde, obgleich er an dem Bestehen desselben gar nicht zweifle. Eben so sagte der Herzog in der gestrigen Debatte über die sogenannten Socialisten, er hoffe, die Regierung würde nach solcher Anregung der Frage an die Beamten im Lande schreiben und sie zur Wachsamkeit gegen diese gefährliche Secte auffordern. Hiernach darf man wohl schließen, daß es mit dem auf den 28 angekündigten Vorschlage, daß das Haus kein Zutrauen in die Minister setze, nicht Ernst sey. Schon die Heftigkeit, welche die Gegner der Unterhausprivilegien bei Gelegenheit des jetzigen Streites gegen Peel blicken lassen, muß diesen von der Unmöglichkeit überzeugt haben, mit solchen Leuten das Land nach den Bedürfnissen der Zeit zu verwalten. So wenig es auch eine Parteifrage ist, so haben sie es doch zur Parteisache gemacht, und lassen darin all die Eigenthümlichkeiten ihrer Partei blicken. Durch die öffentliche Meinung gezwungen, ihre Feindseligkeit gegen die liberale


(Globe.) Wir können als zuverlässig melden, daß die Trauung Ihrer Maj. in der königl. Capelle von St. James entweder am 10 oder am 13 Febr. stattfinden wird. Die Cerimonie wird bei Tageslicht von dem Erzbischof von Canterbury, unter Assistenz des Bischofs von London, als des Dechanten dieser Capelle, vollzogen. Der Herzog von Sussex, falls ihm der Zustand seiner Gesundheit sich der Mühe zu unterziehen erlaubt, wird die königliche Braut übergeben; außerdem wird der Herzog von Cambridge diesen Theil des Cerimonials übernehmen.

Im Schatzkammergerichtshof (Court of Exchequer) versammelten sich am 25 Jan. Vormittags die fünfzehn Richter, um den in der Untersuchung gegen Frost und dessen Consorten vorbehaltenen, mehrerwähnten formellen Rechtspunkt in Erwägung zu ziehen. Der Gerichtshof war gedrängt mit Juristen und sonstigen Neugierigen besetzt. Es wurde bestimmt, daß Sir F. Pollock für Frost, Hr. F. Kelly für Williams, und Sir W. Follett (ebenfalls ein berühmter torystischer Sachwalter, unter dem Ministerium Peel 1834 Solicitor-General) für Jones plaidiren, dann der Attorney-General und Solicitor-General (Hr. Wilde) antworten, und den Rechtsbeiständen der drei Verurtheilten die Replik bleiben sollte. Die Debatten werden vermuthlich mehrere Tage währen.

(Courier.) Man versichert uns, daß Hrn. v. Brunnows Mission nach England erfolgreich gewesen, und zwischen diesem Repräsentanten Rußlands und unserem Staatssecretär des Auswärtigen ein Vertrag abgeschlossen worden sey. Dieses Actenstück, hören wir, ist zwar noch nicht unterzeichnet, doch dürfte dessen definitiver Ratification kein Hinderniß im Wege stehen. Dieses unerwartete Ergebniß scheint durch neuerliche Instructionen aus St. Petersburg beschleunigt worden zu seyn. (Galign. Messenger, der diesen Artikel abdruckt, äußert dazu die Vermuthung, er dürfte der bloße Wiederhall eines in Paris verbreiteten Gerüchts seyn – wo freilich auch die entgegengesetzte Sage umlief.)

Die Journale und ebenso die neuesten Magazine und Reviews enthalten größere und kleinere Artikel über die Penny-Briefpost, deren bisherige Ergebnisse und ihre weiter zu erwartenden Resultate; aber die leidigen politischen Parteigesichtspunkte trüben in England Alles, selbst die Zahlen, von denen man sonst glaubte, daß sie, wie constitutionelle Fürsten, über den Parteien stehen. So viel scheint aus den gegenseitigen Erörterungen hervorzugehen, daß der kurzen Erfahrung seit dem 10 Jan. zur Zeit weder für noch gegen zu trauen ist. Ein Aufsatz in der Edinburgh Review stützt die Hoffnung, daß das wohlfeile Portosystem in seiner Entwicklung nicht nur keinen Ausfall, sondern eine Mehreinnahme der Postrevenuen herbeiführen werde, unter andern Analogien auf den Umstand: die im Tower aufbewahrten Reichsinsignien kosteten früher 3 Shillings zu sehen; im Jahr 1838 wurde diese Taxe auf 1 Shilling, im vorigen Jahr auf 1/2 Shilling ermäßigt; die Folge war, daß während man 1837 von 7533 Besuchern 1129 Pf. 19 Sh. einnahm, im vorigen Jahre die Zahl der erstern auf 56,213, die Summe der Einnahme auf 1435 Pf. 6 Sh. 2 Pence stieg. Nicht ungegründet scheint die von der Edinburgh Post erhobene Rüge gegen den Grundsatz des neuen Systems, die Brieftaxen der Stadtposten (in großen Städten wie London, Edinburg u. a.) und der allgemeinen Landespost zu assimiliren. „Dadurch,“ sagt sie, „ist das Porto, statt wohlfeiler zu werden, in vielen Fällen theurer geworden. Briefe, die sonst von der Stadtpost um 1 Penny befördert wurden, kosten jetzt nicht selten 2 ja 8 Pence, weil sie mehr als 1/2 Unze wiegen. Das ist ein lästiger Uebelstand besonders für Geschäftsleute, welche Acten, Rechnungen und sonstige Urkunden in großen Städten hin und her zu senden haben.“

Dr. Chalmers, dermalen nach einstimmigem Urtheil der gelehrteste Theolog und beredteste Prediger der schottischen Kirche, machte bekanntlich in den letzten zwei Jahren eine Art Missionsreise durch Schottland und England, wobei er, um mittelbar eine Ausdehnung des schottischen Kirchenwesens (mehr Pfarreien, bessere Besoldung der Geistlichen u. s. w.) zu erwirken, in torystischem Sinn auch für die englische Staatskirche eiferte, was liberale Zeitungen als eine Abtrünnigkeit von den alten Presbyterianergrundsätzen rügten. Jetzt versichert ein Edinburger Blatt, der Scotish Reformer, Dr. Chalmers habe in einem Schreiben an einen Freund seine politischen Irrthümer einbekannt und die Ueberzeugung ausgesprochen, daß es für die schottische Geistlichkeit das Rathsamste sey, die Whigregierung gegen die Tories zu unterstützen.

Der ehrenwerthe und hochwürdige George Spencer, jüngerer Bruder des Grafen Spencer (vormaligen Finanzministers Lord Althorp), und seit seinem Uebertritt zur römischen Kirche einer der eifrigsten Anhänger der Curie, schrieb dieser Tage von Saint Mary's College aus in das Catholic Magazine: „Den mir gemachten Vorwurf, daß ich die Fähigkeit besitze, der brittischen Verfassung gefährlich zu werden, acceptire ich mit Freuden insofern, als diese Verfassung antikatholisch ist. Möge Gott der Allmächtige durch den Erfolg bethätigen, daß die Befürchtungen jener Alarmisten nicht ungegründet waren.“ Die M. Post fragt, ob man Angesichts dieser so unzweideutigen, und insoweit ehrlichen, Erklärung eines Mannes aus so angesehener Familie den englischen Protestanten noch vorwerfen könne, daß sie die vom Papstthum zu befürchtenden Gefahren übertreiben.

Die ministeriellen Candidaten sind in Southwark, Birmingham, Edinburg, Falmouth, Newark und Penryn, kurz an allen Orten, wo eine neue Wahl stattgefunden, siegreich geblieben. Dieser Erfolg zeugt um so mehr für die jetzige Regierung, als sie allenthalben die Chartisten gegen sich hat, und besonders in Southwark ihr Gegner, Walter, obgleich ein Tory und von den Tories aufs thätigste unterstützt, nicht als Tory, sondern als Freund des Volkes und Gegner des neuen Armengesetzes und der Einführung einer regelmäßigen Polizei auf dem flachen Lande, auftrat. Die heller sehenden Conservativen sind überzeugt, daß bei allem Lärm, welche ihre Anhänger und Journalisten machen, die Zeit für ihre Partei noch nicht gekommen ist. So sagte z. B. der Graf Ripon vorgestern Abend im Oberhause in Bezug auf Irland, daß man sich auf eine Ruhe nicht verlassen könne, die nach O'Connells Erklärung nur so lange dauern solle, als das jetzige Ministerium bestehen würde, obgleich er an dem Bestehen desselben gar nicht zweifle. Eben so sagte der Herzog in der gestrigen Debatte über die sogenannten Socialisten, er hoffe, die Regierung würde nach solcher Anregung der Frage an die Beamten im Lande schreiben und sie zur Wachsamkeit gegen diese gefährliche Secte auffordern. Hiernach darf man wohl schließen, daß es mit dem auf den 28 angekündigten Vorschlage, daß das Haus kein Zutrauen in die Minister setze, nicht Ernst sey. Schon die Heftigkeit, welche die Gegner der Unterhausprivilegien bei Gelegenheit des jetzigen Streites gegen Peel blicken lassen, muß diesen von der Unmöglichkeit überzeugt haben, mit solchen Leuten das Land nach den Bedürfnissen der Zeit zu verwalten. So wenig es auch eine Parteifrage ist, so haben sie es doch zur Parteisache gemacht, und lassen darin all die Eigenthümlichkeiten ihrer Partei blicken. Durch die öffentliche Meinung gezwungen, ihre Feindseligkeit gegen die liberale

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <pb facs="#f0002" n="0258"/><lb/>
          <p>(<hi rendition="#g">Globe</hi>.) Wir können als zuverlässig melden, daß die Trauung Ihrer Maj. in der königl. Capelle von St. James entweder am 10 oder am 13 Febr. stattfinden wird. Die Cerimonie wird bei Tageslicht von dem Erzbischof von Canterbury, unter Assistenz des Bischofs von London, als des Dechanten dieser Capelle, vollzogen. Der Herzog von Sussex, falls ihm der Zustand seiner Gesundheit sich der Mühe zu unterziehen erlaubt, wird die königliche Braut übergeben; außerdem wird der Herzog von Cambridge diesen Theil des Cerimonials übernehmen.</p><lb/>
          <p>Im Schatzkammergerichtshof (Court of Exchequer) versammelten sich am 25 Jan. Vormittags die fünfzehn Richter, um den in der Untersuchung gegen Frost und dessen Consorten vorbehaltenen, mehrerwähnten formellen Rechtspunkt in Erwägung zu ziehen. Der Gerichtshof war gedrängt mit Juristen und sonstigen Neugierigen besetzt. Es wurde bestimmt, daß Sir F. Pollock für Frost, Hr. F. Kelly für Williams, und Sir W. Follett (ebenfalls ein berühmter torystischer Sachwalter, unter dem Ministerium Peel 1834 Solicitor-General) für Jones plaidiren, dann der Attorney-General und Solicitor-General (Hr. Wilde) antworten, und den Rechtsbeiständen der drei Verurtheilten die Replik bleiben sollte. Die Debatten werden vermuthlich mehrere Tage währen.</p><lb/>
          <p>(<hi rendition="#g">Courier</hi>.) Man versichert uns, daß Hrn. v. Brunnows Mission nach England erfolgreich gewesen, und zwischen diesem Repräsentanten Rußlands und unserem Staatssecretär des Auswärtigen ein Vertrag abgeschlossen worden sey. Dieses Actenstück, hören wir, ist zwar noch nicht unterzeichnet, doch dürfte dessen definitiver Ratification kein Hinderniß im Wege stehen. Dieses unerwartete Ergebniß scheint durch neuerliche Instructionen aus St. Petersburg beschleunigt worden zu seyn. (<hi rendition="#g">Galign</hi>. <hi rendition="#g">Messenger</hi>, der diesen Artikel abdruckt, äußert dazu die Vermuthung, er dürfte der bloße Wiederhall eines in Paris verbreiteten Gerüchts seyn &#x2013; wo freilich auch die entgegengesetzte Sage umlief.)</p><lb/>
          <p>Die Journale und ebenso die neuesten Magazine und Reviews enthalten größere und kleinere Artikel über die Penny-Briefpost, deren bisherige Ergebnisse und ihre weiter zu erwartenden Resultate; aber die leidigen politischen Parteigesichtspunkte trüben in England Alles, selbst die <hi rendition="#g">Zahlen</hi>, von denen man sonst glaubte, daß sie, wie constitutionelle Fürsten, über den Parteien stehen. So viel scheint aus den gegenseitigen Erörterungen hervorzugehen, daß der kurzen Erfahrung seit dem 10 Jan. zur Zeit weder für noch gegen zu trauen ist. Ein Aufsatz in der <hi rendition="#g">Edinburgh Review</hi> stützt die Hoffnung, daß das wohlfeile Portosystem in seiner Entwicklung nicht nur keinen Ausfall, sondern eine Mehreinnahme der Postrevenuen herbeiführen werde, unter andern Analogien auf den Umstand: die im Tower aufbewahrten Reichsinsignien kosteten früher 3 Shillings zu sehen; im Jahr 1838 wurde diese Taxe auf 1 Shilling, im vorigen Jahr auf 1/2 Shilling ermäßigt; die Folge war, daß während man 1837 von 7533 Besuchern 1129 Pf. 19 Sh. einnahm, im vorigen Jahre die Zahl der erstern auf 56,213, die Summe der Einnahme auf 1435 Pf. 6 Sh. 2 Pence stieg. Nicht ungegründet scheint die von der <hi rendition="#g">Edinburgh Post</hi> erhobene Rüge gegen den Grundsatz des neuen Systems, die Brieftaxen der Stadtposten (in großen Städten wie London, Edinburg u. a.) und der allgemeinen Landespost zu assimiliren. &#x201E;Dadurch,&#x201C; sagt sie, &#x201E;ist das Porto, statt wohlfeiler zu werden, in vielen Fällen theurer geworden. Briefe, die sonst von der Stadtpost um 1 Penny befördert wurden, kosten jetzt nicht selten 2 ja 8 Pence, weil sie mehr als 1/2 Unze wiegen. Das ist ein lästiger Uebelstand besonders für Geschäftsleute, welche Acten, Rechnungen und sonstige Urkunden in großen Städten hin und her zu senden haben.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Dr. Chalmers, dermalen nach einstimmigem Urtheil der gelehrteste Theolog und beredteste Prediger der schottischen Kirche, machte bekanntlich in den letzten zwei Jahren eine Art Missionsreise durch Schottland und England, wobei er, um mittelbar eine Ausdehnung des schottischen Kirchenwesens (mehr Pfarreien, bessere Besoldung der Geistlichen u. s. w.) zu erwirken, in torystischem Sinn auch für die englische Staatskirche eiferte, was liberale Zeitungen als eine Abtrünnigkeit von den alten Presbyterianergrundsätzen rügten. Jetzt versichert ein Edinburger Blatt, der <hi rendition="#g">Scotish Reformer</hi>, Dr. Chalmers habe in einem Schreiben an einen Freund seine politischen Irrthümer einbekannt und die Ueberzeugung ausgesprochen, daß es für die schottische Geistlichkeit das Rathsamste sey, die Whigregierung gegen die Tories zu unterstützen.</p><lb/>
          <p>Der ehrenwerthe und hochwürdige George Spencer, jüngerer Bruder des Grafen Spencer (vormaligen Finanzministers Lord Althorp), und seit seinem Uebertritt zur römischen Kirche einer der eifrigsten Anhänger der Curie, schrieb dieser Tage von Saint Mary's College aus in das <hi rendition="#g">Catholic Magazine</hi>: &#x201E;Den mir gemachten Vorwurf, daß ich die Fähigkeit besitze, der brittischen Verfassung gefährlich zu werden, acceptire ich mit Freuden insofern, als diese Verfassung antikatholisch ist. Möge Gott der Allmächtige durch den Erfolg bethätigen, daß die Befürchtungen jener Alarmisten nicht ungegründet waren.&#x201C; Die M. <hi rendition="#g">Post</hi> fragt, ob man Angesichts dieser so unzweideutigen, und insoweit ehrlichen, Erklärung eines Mannes aus so angesehener Familie den englischen Protestanten noch vorwerfen könne, daß sie die vom Papstthum zu befürchtenden Gefahren übertreiben.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>*</byline>
          <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 25 Jan.</dateline>
          <p> Die ministeriellen Candidaten sind in Southwark, Birmingham, Edinburg, Falmouth, Newark und Penryn, kurz an allen Orten, wo eine neue Wahl stattgefunden, siegreich geblieben. Dieser Erfolg zeugt um so mehr für die jetzige Regierung, als sie allenthalben die Chartisten gegen sich hat, und besonders in Southwark ihr Gegner, Walter, obgleich ein Tory und von den Tories aufs thätigste unterstützt, nicht als Tory, sondern als Freund des Volkes und Gegner des neuen Armengesetzes und der Einführung einer regelmäßigen Polizei auf dem flachen Lande, auftrat. Die heller sehenden Conservativen sind überzeugt, daß bei allem Lärm, welche ihre Anhänger und Journalisten machen, die Zeit für ihre Partei noch nicht gekommen ist. So sagte z. B. der Graf Ripon vorgestern Abend im Oberhause in Bezug auf Irland, daß man sich auf eine Ruhe nicht verlassen könne, die nach O'Connells Erklärung nur so lange dauern solle, als das jetzige Ministerium bestehen würde, obgleich er an dem Bestehen desselben gar nicht zweifle. Eben so sagte der Herzog in der gestrigen Debatte über die sogenannten Socialisten, er hoffe, die Regierung würde nach solcher Anregung der Frage an die Beamten im Lande schreiben und sie zur Wachsamkeit gegen diese gefährliche Secte auffordern. Hiernach darf man wohl schließen, daß es mit dem auf den 28 angekündigten Vorschlage, daß das Haus kein Zutrauen in die Minister setze, nicht Ernst sey. Schon die Heftigkeit, welche die Gegner der Unterhausprivilegien bei Gelegenheit des jetzigen Streites gegen Peel blicken lassen, muß diesen von der Unmöglichkeit überzeugt haben, mit solchen Leuten das Land nach den Bedürfnissen der Zeit zu verwalten. So wenig es auch eine Parteifrage ist, so haben sie es doch zur Parteisache gemacht, und lassen darin all die Eigenthümlichkeiten ihrer Partei blicken. Durch die öffentliche Meinung gezwungen, ihre Feindseligkeit gegen die liberale<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0258/0002] (Globe.) Wir können als zuverlässig melden, daß die Trauung Ihrer Maj. in der königl. Capelle von St. James entweder am 10 oder am 13 Febr. stattfinden wird. Die Cerimonie wird bei Tageslicht von dem Erzbischof von Canterbury, unter Assistenz des Bischofs von London, als des Dechanten dieser Capelle, vollzogen. Der Herzog von Sussex, falls ihm der Zustand seiner Gesundheit sich der Mühe zu unterziehen erlaubt, wird die königliche Braut übergeben; außerdem wird der Herzog von Cambridge diesen Theil des Cerimonials übernehmen. Im Schatzkammergerichtshof (Court of Exchequer) versammelten sich am 25 Jan. Vormittags die fünfzehn Richter, um den in der Untersuchung gegen Frost und dessen Consorten vorbehaltenen, mehrerwähnten formellen Rechtspunkt in Erwägung zu ziehen. Der Gerichtshof war gedrängt mit Juristen und sonstigen Neugierigen besetzt. Es wurde bestimmt, daß Sir F. Pollock für Frost, Hr. F. Kelly für Williams, und Sir W. Follett (ebenfalls ein berühmter torystischer Sachwalter, unter dem Ministerium Peel 1834 Solicitor-General) für Jones plaidiren, dann der Attorney-General und Solicitor-General (Hr. Wilde) antworten, und den Rechtsbeiständen der drei Verurtheilten die Replik bleiben sollte. Die Debatten werden vermuthlich mehrere Tage währen. (Courier.) Man versichert uns, daß Hrn. v. Brunnows Mission nach England erfolgreich gewesen, und zwischen diesem Repräsentanten Rußlands und unserem Staatssecretär des Auswärtigen ein Vertrag abgeschlossen worden sey. Dieses Actenstück, hören wir, ist zwar noch nicht unterzeichnet, doch dürfte dessen definitiver Ratification kein Hinderniß im Wege stehen. Dieses unerwartete Ergebniß scheint durch neuerliche Instructionen aus St. Petersburg beschleunigt worden zu seyn. (Galign. Messenger, der diesen Artikel abdruckt, äußert dazu die Vermuthung, er dürfte der bloße Wiederhall eines in Paris verbreiteten Gerüchts seyn – wo freilich auch die entgegengesetzte Sage umlief.) Die Journale und ebenso die neuesten Magazine und Reviews enthalten größere und kleinere Artikel über die Penny-Briefpost, deren bisherige Ergebnisse und ihre weiter zu erwartenden Resultate; aber die leidigen politischen Parteigesichtspunkte trüben in England Alles, selbst die Zahlen, von denen man sonst glaubte, daß sie, wie constitutionelle Fürsten, über den Parteien stehen. So viel scheint aus den gegenseitigen Erörterungen hervorzugehen, daß der kurzen Erfahrung seit dem 10 Jan. zur Zeit weder für noch gegen zu trauen ist. Ein Aufsatz in der Edinburgh Review stützt die Hoffnung, daß das wohlfeile Portosystem in seiner Entwicklung nicht nur keinen Ausfall, sondern eine Mehreinnahme der Postrevenuen herbeiführen werde, unter andern Analogien auf den Umstand: die im Tower aufbewahrten Reichsinsignien kosteten früher 3 Shillings zu sehen; im Jahr 1838 wurde diese Taxe auf 1 Shilling, im vorigen Jahr auf 1/2 Shilling ermäßigt; die Folge war, daß während man 1837 von 7533 Besuchern 1129 Pf. 19 Sh. einnahm, im vorigen Jahre die Zahl der erstern auf 56,213, die Summe der Einnahme auf 1435 Pf. 6 Sh. 2 Pence stieg. Nicht ungegründet scheint die von der Edinburgh Post erhobene Rüge gegen den Grundsatz des neuen Systems, die Brieftaxen der Stadtposten (in großen Städten wie London, Edinburg u. a.) und der allgemeinen Landespost zu assimiliren. „Dadurch,“ sagt sie, „ist das Porto, statt wohlfeiler zu werden, in vielen Fällen theurer geworden. Briefe, die sonst von der Stadtpost um 1 Penny befördert wurden, kosten jetzt nicht selten 2 ja 8 Pence, weil sie mehr als 1/2 Unze wiegen. Das ist ein lästiger Uebelstand besonders für Geschäftsleute, welche Acten, Rechnungen und sonstige Urkunden in großen Städten hin und her zu senden haben.“ Dr. Chalmers, dermalen nach einstimmigem Urtheil der gelehrteste Theolog und beredteste Prediger der schottischen Kirche, machte bekanntlich in den letzten zwei Jahren eine Art Missionsreise durch Schottland und England, wobei er, um mittelbar eine Ausdehnung des schottischen Kirchenwesens (mehr Pfarreien, bessere Besoldung der Geistlichen u. s. w.) zu erwirken, in torystischem Sinn auch für die englische Staatskirche eiferte, was liberale Zeitungen als eine Abtrünnigkeit von den alten Presbyterianergrundsätzen rügten. Jetzt versichert ein Edinburger Blatt, der Scotish Reformer, Dr. Chalmers habe in einem Schreiben an einen Freund seine politischen Irrthümer einbekannt und die Ueberzeugung ausgesprochen, daß es für die schottische Geistlichkeit das Rathsamste sey, die Whigregierung gegen die Tories zu unterstützen. Der ehrenwerthe und hochwürdige George Spencer, jüngerer Bruder des Grafen Spencer (vormaligen Finanzministers Lord Althorp), und seit seinem Uebertritt zur römischen Kirche einer der eifrigsten Anhänger der Curie, schrieb dieser Tage von Saint Mary's College aus in das Catholic Magazine: „Den mir gemachten Vorwurf, daß ich die Fähigkeit besitze, der brittischen Verfassung gefährlich zu werden, acceptire ich mit Freuden insofern, als diese Verfassung antikatholisch ist. Möge Gott der Allmächtige durch den Erfolg bethätigen, daß die Befürchtungen jener Alarmisten nicht ungegründet waren.“ Die M. Post fragt, ob man Angesichts dieser so unzweideutigen, und insoweit ehrlichen, Erklärung eines Mannes aus so angesehener Familie den englischen Protestanten noch vorwerfen könne, daß sie die vom Papstthum zu befürchtenden Gefahren übertreiben. * London, 25 Jan. Die ministeriellen Candidaten sind in Southwark, Birmingham, Edinburg, Falmouth, Newark und Penryn, kurz an allen Orten, wo eine neue Wahl stattgefunden, siegreich geblieben. Dieser Erfolg zeugt um so mehr für die jetzige Regierung, als sie allenthalben die Chartisten gegen sich hat, und besonders in Southwark ihr Gegner, Walter, obgleich ein Tory und von den Tories aufs thätigste unterstützt, nicht als Tory, sondern als Freund des Volkes und Gegner des neuen Armengesetzes und der Einführung einer regelmäßigen Polizei auf dem flachen Lande, auftrat. Die heller sehenden Conservativen sind überzeugt, daß bei allem Lärm, welche ihre Anhänger und Journalisten machen, die Zeit für ihre Partei noch nicht gekommen ist. So sagte z. B. der Graf Ripon vorgestern Abend im Oberhause in Bezug auf Irland, daß man sich auf eine Ruhe nicht verlassen könne, die nach O'Connells Erklärung nur so lange dauern solle, als das jetzige Ministerium bestehen würde, obgleich er an dem Bestehen desselben gar nicht zweifle. Eben so sagte der Herzog in der gestrigen Debatte über die sogenannten Socialisten, er hoffe, die Regierung würde nach solcher Anregung der Frage an die Beamten im Lande schreiben und sie zur Wachsamkeit gegen diese gefährliche Secte auffordern. Hiernach darf man wohl schließen, daß es mit dem auf den 28 angekündigten Vorschlage, daß das Haus kein Zutrauen in die Minister setze, nicht Ernst sey. Schon die Heftigkeit, welche die Gegner der Unterhausprivilegien bei Gelegenheit des jetzigen Streites gegen Peel blicken lassen, muß diesen von der Unmöglichkeit überzeugt haben, mit solchen Leuten das Land nach den Bedürfnissen der Zeit zu verwalten. So wenig es auch eine Parteifrage ist, so haben sie es doch zur Parteisache gemacht, und lassen darin all die Eigenthümlichkeiten ihrer Partei blicken. Durch die öffentliche Meinung gezwungen, ihre Feindseligkeit gegen die liberale

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_033_18400202
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_033_18400202/2
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 33. Augsburg, 2. Februar 1840, S. 0258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_033_18400202/2>, abgerufen am 21.11.2024.