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Allgemeine Zeitung. Nr. 33. Augsburg, 2. Februar 1840.

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und die Instructionen der französischen Commissarien ausgefertigt.

Man hat Nachrichten von einem Officier der Zelee vom 5 Oct. über die Expedition des Hrn. Dumout d'Urville. Der Astrolabe und die Zelee waren auf der Rhede von Batavia. Die Expedition sollte sich von da nach Neuseeland und dem Cap Horn begeben, im Mai in Rio-Janeiro und endlich in Toulon im August eintreffen.

Der Constitutionnel vergleicht die rasche und vollständige Unterwerfung Aegyptens unter Bonaparte mit der langsamen und unvollkommenen Algiers. Als die Franzosen zu Algier landeten ward die zwei Millionen betragende Bevölkerung durch eine Miliz von 8700 Janitscharen und 7400 Kuluglis im Zaum gehalten. General Bourmont bedurfte aber 23 Tage, um die Strecke von vier Stunden Wegs zurückzulegen, welche von Sidi-Ferruch nach Algier führt; und nach der Capitulation der Stadt war er gezwungen, seine Soldaten stets zum Kampf in ihren Positionen bereit zu halten. Dagegen nahm die Armee von Aegypten in zwanzig Tagen Alexandria, durchzog die Wüste, vernichtete die Mameluken und zog siegreich in das von ihrem Landungsplatze nicht weniger als 64 Lieues entfernte Cairo ein. Sechs Monate darauf war Aegypten vollständig unterworfen, und deckte alle Kosten und Bedürfnisse des Heeres.

Nachstehendes ist eine Uebersicht des Betrags der einzelnen Budgets seit Anfang dieses Jahrhunderts:

[irrelevantes Material - fehlt]

Der Zustand der französischen Finanzen stellt sich in der That nach dem der Kammer vorgelegten Budget so übel nicht heraus, als ihn die Opposition darstellen will. Der Kunstgriff, sie in ein nachtheiliges Licht zu setzen, besteht darin, daß man die 57 Millionen, die Hr. Dufaure für die öffentlichen Arbeiten verlangt, als ordentlichen Staatsaufwand betrachtet, während sie doch, als reproductiv angelegt, unter diejenigen Ausgaben gehören, welche durch Anleihen gedeckt werden sollen und müssen. Es ist eitel Sophisterei, wenn bei dieser Gelegenheit behauptet wird, die gegenwärtige Generation sey nicht berechtigt, die künftigen mit Schulden zu belasten. Wie viel oder wie wenig dieser Grundsatz in Beziehung auf den ordentlichen oder außerordentlichen Staatsaufwand überhaupt haltbar sey, auf die Anlagekosten von neuen Straßen, Canälen, Eisenbahnen, Brücken, Häfen etc. kann er in keinem Fall Anwendung finden. Alle diese neuen Werke decken nicht nur auf directe oder indirecte Weise (durch Vermehrung des Ertrags der öffentlichen Abgaben) die vollen Interessen ihrer Anlagekosten reichlich, sie vermehren auch mit der Zeit das Nationalvermögen und das Nationaleinkommen um mehr als das Zehnfache ihres Belaufs an Capital und Zinsen. In Betreff dieses Staatsaufwandes ist daher just der dem oben angeführten direct entgegengesetzte Grundsatz in Anwendung zu bringen, der nämlich: die gegenwärtige Generation würde thöricht handeln, die Anlagekosten von öffentlichen Werken, die mit der Zeit weit mehr reutiren werden, als die Kosten, von ihrem Jahreseinkommen zu bestreiten. Zieht man diese 57 Millionen von den übrigen Staatsausgaben ab, so bleiben noch als ordentlicher Jahresaufwand 1114 Millionen. Die Jahreseinnahmen betragen 1127 Millionen, folglich ergibt sich ein Ueberschuß von 13 Millionen. Dagegen sind aber noch die Supplementarcredit-Heischungen für das Jahr 1841 in Anschlag zu bringen, welche nach den Vorgängen von 1839 und 1840 sich auf 60 - 80 Millionen belaufen dürften. Es ergibt sich also eine effective Vermehrung der Staatsschuld in Folge des dießjährigen Budgets von 50 - 60 Millionen. Von den 1127 Millionen Staatseinkünften fließen 392 1/2 (4 1/2 Millionen mehr als voriges Jahr) aus den directen Abgaben; 220 Millionen aus dem Enregistrement und Stempel; 34 1/2 Millionen aus den Staatswaldungen; 168 Millionen aus den Douanen, 139 Millionen aus den Abgaben auf Getränke und einigen andern indirecten Taxen, 127 Millionen aus der Tabaks-, Post-, Pulverregie.

Die Unterhandlungen mit Holland sind so weit gediehen, daß die beiderseitigen Commissäre vor einigen Tagen einen gemeinschaftlichen Bericht an ihre Regierungen erstatten konnten, aber die Details sind nicht bekannt, dagegen steht die Unterhandlung mit England völlig still, bis über den Vorschlag von Bresson in der Kammer, über Erhöhung der Zölle auf Linnengarn und Leinwand, ein Beschluß gefaßt worden seyn wird. Uebrigens ist jedenfalls an kein bedeutendes Resultat dabei zu denken. - Die Politik hier steht in der Schwebe, bis man Nachricht von dem erhalten wird, was heute im Parlament in London geschieht. Sollten die Whigs fallen, so wird die Lage des hiesigen Ministeriums sehr schwierig. Man glaubt hier nicht mehr an einen Vertrag zwischen Rußland und England;


und die Instructionen der französischen Commissarien ausgefertigt.

Man hat Nachrichten von einem Officier der Zelée vom 5 Oct. über die Expedition des Hrn. Dumout d'Urville. Der Astrolabe und die Zelée waren auf der Rhede von Batavia. Die Expedition sollte sich von da nach Neuseeland und dem Cap Horn begeben, im Mai in Rio-Janeiro und endlich in Toulon im August eintreffen.

Der Constitutionnel vergleicht die rasche und vollständige Unterwerfung Aegyptens unter Bonaparte mit der langsamen und unvollkommenen Algiers. Als die Franzosen zu Algier landeten ward die zwei Millionen betragende Bevölkerung durch eine Miliz von 8700 Janitscharen und 7400 Kuluglis im Zaum gehalten. General Bourmont bedurfte aber 23 Tage, um die Strecke von vier Stunden Wegs zurückzulegen, welche von Sidi-Ferruch nach Algier führt; und nach der Capitulation der Stadt war er gezwungen, seine Soldaten stets zum Kampf in ihren Positionen bereit zu halten. Dagegen nahm die Armee von Aegypten in zwanzig Tagen Alexandria, durchzog die Wüste, vernichtete die Mameluken und zog siegreich in das von ihrem Landungsplatze nicht weniger als 64 Lieues entfernte Cairo ein. Sechs Monate darauf war Aegypten vollständig unterworfen, und deckte alle Kosten und Bedürfnisse des Heeres.

Nachstehendes ist eine Uebersicht des Betrags der einzelnen Budgets seit Anfang dieses Jahrhunderts:

[irrelevantes Material – fehlt]

Der Zustand der französischen Finanzen stellt sich in der That nach dem der Kammer vorgelegten Budget so übel nicht heraus, als ihn die Opposition darstellen will. Der Kunstgriff, sie in ein nachtheiliges Licht zu setzen, besteht darin, daß man die 57 Millionen, die Hr. Dufaure für die öffentlichen Arbeiten verlangt, als ordentlichen Staatsaufwand betrachtet, während sie doch, als reproductiv angelegt, unter diejenigen Ausgaben gehören, welche durch Anleihen gedeckt werden sollen und müssen. Es ist eitel Sophisterei, wenn bei dieser Gelegenheit behauptet wird, die gegenwärtige Generation sey nicht berechtigt, die künftigen mit Schulden zu belasten. Wie viel oder wie wenig dieser Grundsatz in Beziehung auf den ordentlichen oder außerordentlichen Staatsaufwand überhaupt haltbar sey, auf die Anlagekosten von neuen Straßen, Canälen, Eisenbahnen, Brücken, Häfen etc. kann er in keinem Fall Anwendung finden. Alle diese neuen Werke decken nicht nur auf directe oder indirecte Weise (durch Vermehrung des Ertrags der öffentlichen Abgaben) die vollen Interessen ihrer Anlagekosten reichlich, sie vermehren auch mit der Zeit das Nationalvermögen und das Nationaleinkommen um mehr als das Zehnfache ihres Belaufs an Capital und Zinsen. In Betreff dieses Staatsaufwandes ist daher just der dem oben angeführten direct entgegengesetzte Grundsatz in Anwendung zu bringen, der nämlich: die gegenwärtige Generation würde thöricht handeln, die Anlagekosten von öffentlichen Werken, die mit der Zeit weit mehr reutiren werden, als die Kosten, von ihrem Jahreseinkommen zu bestreiten. Zieht man diese 57 Millionen von den übrigen Staatsausgaben ab, so bleiben noch als ordentlicher Jahresaufwand 1114 Millionen. Die Jahreseinnahmen betragen 1127 Millionen, folglich ergibt sich ein Ueberschuß von 13 Millionen. Dagegen sind aber noch die Supplementarcredit-Heischungen für das Jahr 1841 in Anschlag zu bringen, welche nach den Vorgängen von 1839 und 1840 sich auf 60 - 80 Millionen belaufen dürften. Es ergibt sich also eine effective Vermehrung der Staatsschuld in Folge des dießjährigen Budgets von 50 - 60 Millionen. Von den 1127 Millionen Staatseinkünften fließen 392 1/2 (4 1/2 Millionen mehr als voriges Jahr) aus den directen Abgaben; 220 Millionen aus dem Enregistrement und Stempel; 34 1/2 Millionen aus den Staatswaldungen; 168 Millionen aus den Douanen, 139 Millionen aus den Abgaben auf Getränke und einigen andern indirecten Taxen, 127 Millionen aus der Tabaks-, Post-, Pulverregie.

Die Unterhandlungen mit Holland sind so weit gediehen, daß die beiderseitigen Commissäre vor einigen Tagen einen gemeinschaftlichen Bericht an ihre Regierungen erstatten konnten, aber die Details sind nicht bekannt, dagegen steht die Unterhandlung mit England völlig still, bis über den Vorschlag von Bresson in der Kammer, über Erhöhung der Zölle auf Linnengarn und Leinwand, ein Beschluß gefaßt worden seyn wird. Uebrigens ist jedenfalls an kein bedeutendes Resultat dabei zu denken. – Die Politik hier steht in der Schwebe, bis man Nachricht von dem erhalten wird, was heute im Parlament in London geschieht. Sollten die Whigs fallen, so wird die Lage des hiesigen Ministeriums sehr schwierig. Man glaubt hier nicht mehr an einen Vertrag zwischen Rußland und England;

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[0260/0004] und die Instructionen der französischen Commissarien ausgefertigt. Man hat Nachrichten von einem Officier der Zelée vom 5 Oct. über die Expedition des Hrn. Dumout d'Urville. Der Astrolabe und die Zelée waren auf der Rhede von Batavia. Die Expedition sollte sich von da nach Neuseeland und dem Cap Horn begeben, im Mai in Rio-Janeiro und endlich in Toulon im August eintreffen. Der Constitutionnel vergleicht die rasche und vollständige Unterwerfung Aegyptens unter Bonaparte mit der langsamen und unvollkommenen Algiers. Als die Franzosen zu Algier landeten ward die zwei Millionen betragende Bevölkerung durch eine Miliz von 8700 Janitscharen und 7400 Kuluglis im Zaum gehalten. General Bourmont bedurfte aber 23 Tage, um die Strecke von vier Stunden Wegs zurückzulegen, welche von Sidi-Ferruch nach Algier führt; und nach der Capitulation der Stadt war er gezwungen, seine Soldaten stets zum Kampf in ihren Positionen bereit zu halten. Dagegen nahm die Armee von Aegypten in zwanzig Tagen Alexandria, durchzog die Wüste, vernichtete die Mameluken und zog siegreich in das von ihrem Landungsplatze nicht weniger als 64 Lieues entfernte Cairo ein. Sechs Monate darauf war Aegypten vollständig unterworfen, und deckte alle Kosten und Bedürfnisse des Heeres. Nachstehendes ist eine Uebersicht des Betrags der einzelnen Budgets seit Anfang dieses Jahrhunderts: _ △ Paris, 27 Jan. Der Zustand der französischen Finanzen stellt sich in der That nach dem der Kammer vorgelegten Budget so übel nicht heraus, als ihn die Opposition darstellen will. Der Kunstgriff, sie in ein nachtheiliges Licht zu setzen, besteht darin, daß man die 57 Millionen, die Hr. Dufaure für die öffentlichen Arbeiten verlangt, als ordentlichen Staatsaufwand betrachtet, während sie doch, als reproductiv angelegt, unter diejenigen Ausgaben gehören, welche durch Anleihen gedeckt werden sollen und müssen. Es ist eitel Sophisterei, wenn bei dieser Gelegenheit behauptet wird, die gegenwärtige Generation sey nicht berechtigt, die künftigen mit Schulden zu belasten. Wie viel oder wie wenig dieser Grundsatz in Beziehung auf den ordentlichen oder außerordentlichen Staatsaufwand überhaupt haltbar sey, auf die Anlagekosten von neuen Straßen, Canälen, Eisenbahnen, Brücken, Häfen etc. kann er in keinem Fall Anwendung finden. Alle diese neuen Werke decken nicht nur auf directe oder indirecte Weise (durch Vermehrung des Ertrags der öffentlichen Abgaben) die vollen Interessen ihrer Anlagekosten reichlich, sie vermehren auch mit der Zeit das Nationalvermögen und das Nationaleinkommen um mehr als das Zehnfache ihres Belaufs an Capital und Zinsen. In Betreff dieses Staatsaufwandes ist daher just der dem oben angeführten direct entgegengesetzte Grundsatz in Anwendung zu bringen, der nämlich: die gegenwärtige Generation würde thöricht handeln, die Anlagekosten von öffentlichen Werken, die mit der Zeit weit mehr reutiren werden, als die Kosten, von ihrem Jahreseinkommen zu bestreiten. Zieht man diese 57 Millionen von den übrigen Staatsausgaben ab, so bleiben noch als ordentlicher Jahresaufwand 1114 Millionen. Die Jahreseinnahmen betragen 1127 Millionen, folglich ergibt sich ein Ueberschuß von 13 Millionen. Dagegen sind aber noch die Supplementarcredit-Heischungen für das Jahr 1841 in Anschlag zu bringen, welche nach den Vorgängen von 1839 und 1840 sich auf 60 - 80 Millionen belaufen dürften. Es ergibt sich also eine effective Vermehrung der Staatsschuld in Folge des dießjährigen Budgets von 50 - 60 Millionen. Von den 1127 Millionen Staatseinkünften fließen 392 1/2 (4 1/2 Millionen mehr als voriges Jahr) aus den directen Abgaben; 220 Millionen aus dem Enregistrement und Stempel; 34 1/2 Millionen aus den Staatswaldungen; 168 Millionen aus den Douanen, 139 Millionen aus den Abgaben auf Getränke und einigen andern indirecten Taxen, 127 Millionen aus der Tabaks-, Post-, Pulverregie. * Paris, 28 Jan. Die Unterhandlungen mit Holland sind so weit gediehen, daß die beiderseitigen Commissäre vor einigen Tagen einen gemeinschaftlichen Bericht an ihre Regierungen erstatten konnten, aber die Details sind nicht bekannt, dagegen steht die Unterhandlung mit England völlig still, bis über den Vorschlag von Bresson in der Kammer, über Erhöhung der Zölle auf Linnengarn und Leinwand, ein Beschluß gefaßt worden seyn wird. Uebrigens ist jedenfalls an kein bedeutendes Resultat dabei zu denken. – Die Politik hier steht in der Schwebe, bis man Nachricht von dem erhalten wird, was heute im Parlament in London geschieht. Sollten die Whigs fallen, so wird die Lage des hiesigen Ministeriums sehr schwierig. Man glaubt hier nicht mehr an einen Vertrag zwischen Rußland und England;

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 33. Augsburg, 2. Februar 1840, S. 0260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_033_18400202/4>, abgerufen am 28.04.2024.