Allgemeine Zeitung. Nr. 34. Augsburg, 3. Februar 1840.(Moniteur.) Der König hat die von dem Pairshof gegen Ludwig August Blanqui ausgesprochene Todesstrafe in die der Deportation umgeändert. - Schon vor Eröffnung der Debatten, welchen Blanqui und die andern mit ihm am 31 Jan. verurtheilten Angeklagten vor dem Pairshof unterworfen wurden, hatte der König geruht, die Strafe lebenslänglicher Zwangsarbeiten, die bereits durch eine erste Maaßregel der Nachsicht der gegen Armand Barbes ausgesprochenen Todesstrafe substituirt worden, in Deportation umzuändern. Die Deputirtenkammer hatte in der Sitzung am 1 Febr., wie gestern kurz erwähnt wurde, die Entwickelungen des Hrn. Bresson über eine Zollerhöhung für Flachs- und Hanfgarn angehört. Der Minister hatte Vertagung der Frage verlangt. Eine schwache Majorität durch Aufstehen und Sitzenbleiben hatte die Vertagung abgelehnt. Beim wirklichen Votiren aber über die Frage, ob der Gegenstand unverzüglich in Betracht gezogen werden solle, ward dieselbe mit 155 schwarzen gegen 133 weiße Kugeln verneint. In derselben Sitzung wollte Hr. Dugabe von der Kammer ermächtigt werden, über die traurigen Vorfälle von Foix eine Interpellation an das Ministerium zu richten. Der Siegelbewahrer bemerkte, daß die Sache von dem k. Gerichtshof in Toulouse untersucht werde, und vor Beendigung der Untersuchung der Minister nicht im Stande seyn dürfte, gehörige Auskunft zu geben. Die Kammer entschied mit großer Majorität, daß keine Interpellation stattfinden solle. Hr. Dugabe hat folgendes Schreiben in die Journale einrücken lassen: "Herr Redacteur! Die Kammer hat sich geweigert, meine Interpellationen über die blutigen Ereignisse im Departement de l'Arriege anzuhören. Dieses Vergessen aller Präcedentien wird, Sie dürfen es glauben, das von einigen Leuten gewünschte Resultat nicht haben. Es ist immer Zeit, für vergossenes Blut Rechenschaft zu fordern, und ich verspreche meinen Mitbürgern, die nächste Gelegenheit zu ergreifen, um endlich die volle Wahrheit über so befremdlich entstellte Thatsachen auszudrücken." (Courrier francais.) Es scheint, Hr. Guizot habe sich anfangs im achten Bureau gegen die Dotation mit einem Nachdruck ausgesprochen, der alle Zuhörer in Erstaunen setzte. Leider hat der Schluß den Prämissen nicht entsprochen, und Hr. Guizot hat, nachdem er sein Bedauern über die Vorlegung des Entwurfs ausgedrückt, gesagt, daß es noch weit schlimmer seyn würde, ihn zu verwerfen als ihn zu gewähren, weil die Frage nun einmal vor die Kammer gebracht sey. - Nach dieser Ansicht, hat man ihm geantwortet, dürfte die Kammer nur Gesetzesentwürfe verwerfen, die nicht vorgelegt worden. Das Commerce geht so weit zu behaupten, man habe Hrn. Guizot mehr eine Anstellung höherer Polizei als eine Botschaft übertragen, indem sein Haß gegen die Familie des Kaisers, den er fortwährend Bonaparte nenne, auf den Gedanken geleitet habe, ihm die Aufsicht über diese Familie zu übertragen. Das Journal des Debats sagt: "Briefe aus London vom 29 Jan. erlauben uns zu versichern, daß nichts weniger gewiß und weniger unmittelbar bevorstehend sey, als der Abschluß des Tractats zwischen England und Rußland in den orientalischen Angelegenheiten." Der Courrier francais bemerkt dazu: "Die von dem Journal des Debats gegebene Nachricht ist dieselbe, welche das Ministerium seit zwei Tagen verbreitete. Hr. Dufaure erklärte sich heute in der Kammer darüber; nach der von ihm gegebenen Erklärung hätte sich England geweigert, mit Rußland ohne Mitwirkung der Türkei zu unterhandeln, und Lord Palmerston hätte nach Konstantinopel geschrieben und verlangt, daß ein Botschafter der ottomanischen Pforte an den Conferenzen Theil nehme. Das französische Cabinet hätte seinerseits erklärt, daß wenn die Türkei an den Unterhandlungen Theil nehme, es geneigt seyn würde, sich denselben anzuschließen. Dieß will bloß sagen, daß der Sitz der Conferenz, der zuerst in Wien seyn sollte, und einen Augenblick sich in Konstantinopel befand, nach London verlegt werde; diese Vertagung der Frage will aber durchaus noch nicht so viel heißen, daß Lord Palmerston und Hr. v. Brunnow aufgehört hätten, einig zu seyn, oder daß das französische Interesse weniger isolirt sey. Man gewinnt Zeit, und dieß ist Alles." (Corresp. der Times.) Paris, 26 Jan. Die seit einiger Zeit meditirte Abberufung des Generals Sebastiani von London darf jetzt als entschieden betrachtet werden. Wie es scheint, hat man den mehr oder minder vollständigen Erfolg der Mission Hrn. v. Brunnows als einen günstigen Anlaß mit Begierde benützt, um diesen langegehegten Plan durchzusetzen. Der König hatte den Bitten Marschall Soults mehr als einmal widerstanden; nachdem aber die Minister in einem der letzten Conseils es zu einer Cabinetsfrage gemacht und gewandt beigefügt hatten, wenn man ihrem Wunsch in diesem Punkt willfahre, so seyen sie bereit, die Kammern um ein gehöriges Geldvotum für den Herzog von Nemours behufs seiner bevorstehenden Vermählung zu sollicitiren, da gab der König, durch so gewichtige Motive bestimmt, endlich nach und zu der Entfernung Sebastiani's von der politischen Bühne seine Zustimmung. Die drei Candidaten für den erledigten wichtigen Gesandtschaftsposten waren Broglie, Mole und Guizot. Der erste von den dreien, darüber scheint alle Welt einig, würde die allein geeignete Wahl gewesen seyn; die Ernennung Hrn. Guizots ist aber fast so gut wie entschieden. Diese Wahl, fürcht' ich, wird sich als keine glückliche erweisen. Jedermann kennt seine starken Hinneigungen zu Rußland (?), die durch sein intimes Verhältniß mit der vormals berühmten Fürstin L . . noch entwickelt und verstärkt worden sind. Seine Lebensgewohnheiten, seine linkischen Versuche einen Weltmann vorzustellen, dürften schwerlich den Gesellschaftskreisen zusagen, in denen er sich zu bewegen berufen ist. Bald wird man in England finden, daß der Mann besser für den Umgang mit den ausgezeichneten Professoren der dortigen Universitäten, als zum Gesellschafter der feinen Staatsmänner und des welttonkundigen hohen brittischen Adels paßt. Eine solche Wahl, mag man sie vom politischen oder vom socialen Gesichtspunkt ansehen, erscheint uns als ein Mißgriff, der nur erklärlich wird durch die Nothwendigkeit, einem in Paris desappointirten Staatsmann ein comfortables Nest auswärts zu finden. Der Marquis von Abrantes, zweiter Sohn des Herzogs von Abrantes, Generalstabsofficier, geht als Adjutant-Major mit den Kriegsschwadronen des 1sten Jägerregiments nach Afrika. Die Gazette meldet, daß ein von Bordeaux nach Nantes fahrendes Dampfboot an den Küsten von la Rochelle Schiffbruch erlitten habe, und mit Mann und Maus zu Grunde gegangen sey. Es soll 45 Passagiere an Bord gehabt haben. Der Gesetzesentwurf hinsichtlich des litterarischen Eigenthums, welchen das Ministerium Mole im vergangenen Jahr den Pairs vorlegte, wird demnächst vor die Deputirtenkammer gebracht. Die Buchhändler von Paris haben mehrere Veränderungen des ursprünglichen Entwurfs beantragt und Hr. Villemain hat ihre Bemerkungen günstig aufgenommen. Das Journal des Debats hofft, daß auch die Deputirtenkammer die Wünsche der Pariser Buchhändler berücksichtigen werde. (Moniteur.) Der König hat die von dem Pairshof gegen Ludwig August Blanqui ausgesprochene Todesstrafe in die der Deportation umgeändert. – Schon vor Eröffnung der Debatten, welchen Blanqui und die andern mit ihm am 31 Jan. verurtheilten Angeklagten vor dem Pairshof unterworfen wurden, hatte der König geruht, die Strafe lebenslänglicher Zwangsarbeiten, die bereits durch eine erste Maaßregel der Nachsicht der gegen Armand Barbès ausgesprochenen Todesstrafe substituirt worden, in Deportation umzuändern. Die Deputirtenkammer hatte in der Sitzung am 1 Febr., wie gestern kurz erwähnt wurde, die Entwickelungen des Hrn. Bresson über eine Zollerhöhung für Flachs- und Hanfgarn angehört. Der Minister hatte Vertagung der Frage verlangt. Eine schwache Majorität durch Aufstehen und Sitzenbleiben hatte die Vertagung abgelehnt. Beim wirklichen Votiren aber über die Frage, ob der Gegenstand unverzüglich in Betracht gezogen werden solle, ward dieselbe mit 155 schwarzen gegen 133 weiße Kugeln verneint. In derselben Sitzung wollte Hr. Dugabé von der Kammer ermächtigt werden, über die traurigen Vorfälle von Foix eine Interpellation an das Ministerium zu richten. Der Siegelbewahrer bemerkte, daß die Sache von dem k. Gerichtshof in Toulouse untersucht werde, und vor Beendigung der Untersuchung der Minister nicht im Stande seyn dürfte, gehörige Auskunft zu geben. Die Kammer entschied mit großer Majorität, daß keine Interpellation stattfinden solle. Hr. Dugabé hat folgendes Schreiben in die Journale einrücken lassen: „Herr Redacteur! Die Kammer hat sich geweigert, meine Interpellationen über die blutigen Ereignisse im Departement de l'Arriège anzuhören. Dieses Vergessen aller Präcedentien wird, Sie dürfen es glauben, das von einigen Leuten gewünschte Resultat nicht haben. Es ist immer Zeit, für vergossenes Blut Rechenschaft zu fordern, und ich verspreche meinen Mitbürgern, die nächste Gelegenheit zu ergreifen, um endlich die volle Wahrheit über so befremdlich entstellte Thatsachen auszudrücken.“ (Courrier français.) Es scheint, Hr. Guizot habe sich anfangs im achten Bureau gegen die Dotation mit einem Nachdruck ausgesprochen, der alle Zuhörer in Erstaunen setzte. Leider hat der Schluß den Prämissen nicht entsprochen, und Hr. Guizot hat, nachdem er sein Bedauern über die Vorlegung des Entwurfs ausgedrückt, gesagt, daß es noch weit schlimmer seyn würde, ihn zu verwerfen als ihn zu gewähren, weil die Frage nun einmal vor die Kammer gebracht sey. – Nach dieser Ansicht, hat man ihm geantwortet, dürfte die Kammer nur Gesetzesentwürfe verwerfen, die nicht vorgelegt worden. Das Commerce geht so weit zu behaupten, man habe Hrn. Guizot mehr eine Anstellung höherer Polizei als eine Botschaft übertragen, indem sein Haß gegen die Familie des Kaisers, den er fortwährend Bonaparte nenne, auf den Gedanken geleitet habe, ihm die Aufsicht über diese Familie zu übertragen. Das Journal des Débats sagt: „Briefe aus London vom 29 Jan. erlauben uns zu versichern, daß nichts weniger gewiß und weniger unmittelbar bevorstehend sey, als der Abschluß des Tractats zwischen England und Rußland in den orientalischen Angelegenheiten.“ Der Courrier français bemerkt dazu: „Die von dem Journal des Débats gegebene Nachricht ist dieselbe, welche das Ministerium seit zwei Tagen verbreitete. Hr. Dufaure erklärte sich heute in der Kammer darüber; nach der von ihm gegebenen Erklärung hätte sich England geweigert, mit Rußland ohne Mitwirkung der Türkei zu unterhandeln, und Lord Palmerston hätte nach Konstantinopel geschrieben und verlangt, daß ein Botschafter der ottomanischen Pforte an den Conferenzen Theil nehme. Das französische Cabinet hätte seinerseits erklärt, daß wenn die Türkei an den Unterhandlungen Theil nehme, es geneigt seyn würde, sich denselben anzuschließen. Dieß will bloß sagen, daß der Sitz der Conferenz, der zuerst in Wien seyn sollte, und einen Augenblick sich in Konstantinopel befand, nach London verlegt werde; diese Vertagung der Frage will aber durchaus noch nicht so viel heißen, daß Lord Palmerston und Hr. v. Brunnow aufgehört hätten, einig zu seyn, oder daß das französische Interesse weniger isolirt sey. Man gewinnt Zeit, und dieß ist Alles.“ (Corresp. der Times.) Paris, 26 Jan. Die seit einiger Zeit meditirte Abberufung des Generals Sebastiani von London darf jetzt als entschieden betrachtet werden. Wie es scheint, hat man den mehr oder minder vollständigen Erfolg der Mission Hrn. v. Brunnows als einen günstigen Anlaß mit Begierde benützt, um diesen langegehegten Plan durchzusetzen. Der König hatte den Bitten Marschall Soults mehr als einmal widerstanden; nachdem aber die Minister in einem der letzten Conseils es zu einer Cabinetsfrage gemacht und gewandt beigefügt hatten, wenn man ihrem Wunsch in diesem Punkt willfahre, so seyen sie bereit, die Kammern um ein gehöriges Geldvotum für den Herzog von Némours behufs seiner bevorstehenden Vermählung zu sollicitiren, da gab der König, durch so gewichtige Motive bestimmt, endlich nach und zu der Entfernung Sebastiani's von der politischen Bühne seine Zustimmung. Die drei Candidaten für den erledigten wichtigen Gesandtschaftsposten waren Broglie, Molé und Guizot. Der erste von den dreien, darüber scheint alle Welt einig, würde die allein geeignete Wahl gewesen seyn; die Ernennung Hrn. Guizots ist aber fast so gut wie entschieden. Diese Wahl, fürcht' ich, wird sich als keine glückliche erweisen. Jedermann kennt seine starken Hinneigungen zu Rußland (?), die durch sein intimes Verhältniß mit der vormals berühmten Fürstin L . . noch entwickelt und verstärkt worden sind. Seine Lebensgewohnheiten, seine linkischen Versuche einen Weltmann vorzustellen, dürften schwerlich den Gesellschaftskreisen zusagen, in denen er sich zu bewegen berufen ist. Bald wird man in England finden, daß der Mann besser für den Umgang mit den ausgezeichneten Professoren der dortigen Universitäten, als zum Gesellschafter der feinen Staatsmänner und des welttonkundigen hohen brittischen Adels paßt. Eine solche Wahl, mag man sie vom politischen oder vom socialen Gesichtspunkt ansehen, erscheint uns als ein Mißgriff, der nur erklärlich wird durch die Nothwendigkeit, einem in Paris desappointirten Staatsmann ein comfortables Nest auswärts zu finden. Der Marquis von Abrantes, zweiter Sohn des Herzogs von Abrantes, Generalstabsofficier, geht als Adjutant-Major mit den Kriegsschwadronen des 1sten Jägerregiments nach Afrika. Die Gazette meldet, daß ein von Bordeaux nach Nantes fahrendes Dampfboot an den Küsten von la Rochelle Schiffbruch erlitten habe, und mit Mann und Maus zu Grunde gegangen sey. Es soll 45 Passagiere an Bord gehabt haben. Der Gesetzesentwurf hinsichtlich des litterarischen Eigenthums, welchen das Ministerium Molé im vergangenen Jahr den Pairs vorlegte, wird demnächst vor die Deputirtenkammer gebracht. Die Buchhändler von Paris haben mehrere Veränderungen des ursprünglichen Entwurfs beantragt und Hr. Villemain hat ihre Bemerkungen günstig aufgenommen. Das Journal des Débats hofft, daß auch die Deputirtenkammer die Wünsche der Pariser Buchhändler berücksichtigen werde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0005" n="0301"/> <p>(<hi rendition="#g">Moniteur</hi>.) 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Beim wirklichen Votiren aber über die Frage, ob der Gegenstand unverzüglich in Betracht gezogen werden solle, ward dieselbe mit 155 schwarzen gegen 133 weiße Kugeln verneint. In derselben Sitzung wollte Hr. Dugabé von der Kammer ermächtigt werden, über die traurigen Vorfälle von Foix eine Interpellation an das Ministerium zu richten. Der Siegelbewahrer bemerkte, daß die Sache von dem k. Gerichtshof in Toulouse untersucht werde, und vor Beendigung der Untersuchung der Minister nicht im Stande seyn dürfte, gehörige Auskunft zu geben. Die Kammer entschied mit großer Majorität, daß keine Interpellation stattfinden solle.</p><lb/> <p>Hr. Dugabé hat folgendes Schreiben in die Journale einrücken lassen: „Herr Redacteur! Die Kammer hat sich geweigert, meine Interpellationen über die blutigen Ereignisse im Departement de l'Arriège anzuhören. Dieses Vergessen aller Präcedentien wird, Sie dürfen es glauben, das von einigen Leuten gewünschte Resultat nicht haben. 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Dufaure erklärte sich heute in der Kammer darüber; nach der von ihm gegebenen Erklärung hätte sich England geweigert, mit Rußland ohne Mitwirkung der Türkei zu unterhandeln, und Lord Palmerston hätte nach Konstantinopel geschrieben und verlangt, daß ein Botschafter der ottomanischen Pforte an den Conferenzen Theil nehme. Das französische Cabinet hätte seinerseits erklärt, daß wenn die Türkei an den Unterhandlungen Theil nehme, es geneigt seyn würde, sich denselben anzuschließen. Dieß will bloß sagen, daß der Sitz der Conferenz, der zuerst in Wien seyn sollte, und einen Augenblick sich in Konstantinopel befand, nach London verlegt werde; diese Vertagung der Frage will aber durchaus noch nicht so viel heißen, daß Lord Palmerston und Hr. v. Brunnow aufgehört hätten, einig zu seyn, oder daß das französische Interesse weniger isolirt sey. 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Der König hatte den Bitten Marschall Soults mehr als einmal widerstanden; nachdem aber die Minister in einem der letzten Conseils es zu einer Cabinetsfrage gemacht und gewandt beigefügt hatten, wenn man ihrem Wunsch in diesem Punkt willfahre, so seyen sie bereit, die Kammern um ein gehöriges Geldvotum für den Herzog von Némours behufs seiner bevorstehenden Vermählung zu sollicitiren, da gab der König, durch so <hi rendition="#g">gewichtige</hi> Motive bestimmt, endlich nach und zu der Entfernung Sebastiani's von der politischen Bühne seine Zustimmung. Die drei Candidaten für den erledigten wichtigen Gesandtschaftsposten waren Broglie, Molé und Guizot. Der erste von den dreien, darüber scheint alle Welt einig, würde die allein geeignete Wahl gewesen seyn; die Ernennung Hrn. Guizots ist aber fast so gut wie entschieden. Diese Wahl, fürcht' ich, wird sich als keine glückliche erweisen. Jedermann kennt seine starken Hinneigungen zu Rußland (?), die durch sein intimes Verhältniß mit der vormals berühmten Fürstin L . . noch entwickelt und verstärkt worden sind. Seine Lebensgewohnheiten, seine linkischen Versuche einen Weltmann vorzustellen, dürften schwerlich den Gesellschaftskreisen zusagen, in denen er sich zu bewegen berufen ist. Bald wird man in England finden, daß der Mann besser für den Umgang mit den ausgezeichneten Professoren der dortigen Universitäten, als zum Gesellschafter der feinen Staatsmänner und des welttonkundigen hohen brittischen Adels paßt. 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(Moniteur.) Der König hat die von dem Pairshof gegen Ludwig August Blanqui ausgesprochene Todesstrafe in die der Deportation umgeändert. – Schon vor Eröffnung der Debatten, welchen Blanqui und die andern mit ihm am 31 Jan. verurtheilten Angeklagten vor dem Pairshof unterworfen wurden, hatte der König geruht, die Strafe lebenslänglicher Zwangsarbeiten, die bereits durch eine erste Maaßregel der Nachsicht der gegen Armand Barbès ausgesprochenen Todesstrafe substituirt worden, in Deportation umzuändern.
Die Deputirtenkammer hatte in der Sitzung am 1 Febr., wie gestern kurz erwähnt wurde, die Entwickelungen des Hrn. Bresson über eine Zollerhöhung für Flachs- und Hanfgarn angehört. Der Minister hatte Vertagung der Frage verlangt. Eine schwache Majorität durch Aufstehen und Sitzenbleiben hatte die Vertagung abgelehnt. Beim wirklichen Votiren aber über die Frage, ob der Gegenstand unverzüglich in Betracht gezogen werden solle, ward dieselbe mit 155 schwarzen gegen 133 weiße Kugeln verneint. In derselben Sitzung wollte Hr. Dugabé von der Kammer ermächtigt werden, über die traurigen Vorfälle von Foix eine Interpellation an das Ministerium zu richten. Der Siegelbewahrer bemerkte, daß die Sache von dem k. Gerichtshof in Toulouse untersucht werde, und vor Beendigung der Untersuchung der Minister nicht im Stande seyn dürfte, gehörige Auskunft zu geben. Die Kammer entschied mit großer Majorität, daß keine Interpellation stattfinden solle.
Hr. Dugabé hat folgendes Schreiben in die Journale einrücken lassen: „Herr Redacteur! Die Kammer hat sich geweigert, meine Interpellationen über die blutigen Ereignisse im Departement de l'Arriège anzuhören. Dieses Vergessen aller Präcedentien wird, Sie dürfen es glauben, das von einigen Leuten gewünschte Resultat nicht haben. Es ist immer Zeit, für vergossenes Blut Rechenschaft zu fordern, und ich verspreche meinen Mitbürgern, die nächste Gelegenheit zu ergreifen, um endlich die volle Wahrheit über so befremdlich entstellte Thatsachen auszudrücken.“
(Courrier français.) Es scheint, Hr. Guizot habe sich anfangs im achten Bureau gegen die Dotation mit einem Nachdruck ausgesprochen, der alle Zuhörer in Erstaunen setzte. Leider hat der Schluß den Prämissen nicht entsprochen, und Hr. Guizot hat, nachdem er sein Bedauern über die Vorlegung des Entwurfs ausgedrückt, gesagt, daß es noch weit schlimmer seyn würde, ihn zu verwerfen als ihn zu gewähren, weil die Frage nun einmal vor die Kammer gebracht sey. – Nach dieser Ansicht, hat man ihm geantwortet, dürfte die Kammer nur Gesetzesentwürfe verwerfen, die nicht vorgelegt worden.
Das Commerce geht so weit zu behaupten, man habe Hrn. Guizot mehr eine Anstellung höherer Polizei als eine Botschaft übertragen, indem sein Haß gegen die Familie des Kaisers, den er fortwährend Bonaparte nenne, auf den Gedanken geleitet habe, ihm die Aufsicht über diese Familie zu übertragen.
Das Journal des Débats sagt: „Briefe aus London vom 29 Jan. erlauben uns zu versichern, daß nichts weniger gewiß und weniger unmittelbar bevorstehend sey, als der Abschluß des Tractats zwischen England und Rußland in den orientalischen Angelegenheiten.“ Der Courrier français bemerkt dazu: „Die von dem Journal des Débats gegebene Nachricht ist dieselbe, welche das Ministerium seit zwei Tagen verbreitete. Hr. Dufaure erklärte sich heute in der Kammer darüber; nach der von ihm gegebenen Erklärung hätte sich England geweigert, mit Rußland ohne Mitwirkung der Türkei zu unterhandeln, und Lord Palmerston hätte nach Konstantinopel geschrieben und verlangt, daß ein Botschafter der ottomanischen Pforte an den Conferenzen Theil nehme. Das französische Cabinet hätte seinerseits erklärt, daß wenn die Türkei an den Unterhandlungen Theil nehme, es geneigt seyn würde, sich denselben anzuschließen. Dieß will bloß sagen, daß der Sitz der Conferenz, der zuerst in Wien seyn sollte, und einen Augenblick sich in Konstantinopel befand, nach London verlegt werde; diese Vertagung der Frage will aber durchaus noch nicht so viel heißen, daß Lord Palmerston und Hr. v. Brunnow aufgehört hätten, einig zu seyn, oder daß das französische Interesse weniger isolirt sey. Man gewinnt Zeit, und dieß ist Alles.“
(Corresp. der Times.) Paris, 26 Jan. Die seit einiger Zeit meditirte Abberufung des Generals Sebastiani von London darf jetzt als entschieden betrachtet werden. Wie es scheint, hat man den mehr oder minder vollständigen Erfolg der Mission Hrn. v. Brunnows als einen günstigen Anlaß mit Begierde benützt, um diesen langegehegten Plan durchzusetzen. Der König hatte den Bitten Marschall Soults mehr als einmal widerstanden; nachdem aber die Minister in einem der letzten Conseils es zu einer Cabinetsfrage gemacht und gewandt beigefügt hatten, wenn man ihrem Wunsch in diesem Punkt willfahre, so seyen sie bereit, die Kammern um ein gehöriges Geldvotum für den Herzog von Némours behufs seiner bevorstehenden Vermählung zu sollicitiren, da gab der König, durch so gewichtige Motive bestimmt, endlich nach und zu der Entfernung Sebastiani's von der politischen Bühne seine Zustimmung. Die drei Candidaten für den erledigten wichtigen Gesandtschaftsposten waren Broglie, Molé und Guizot. Der erste von den dreien, darüber scheint alle Welt einig, würde die allein geeignete Wahl gewesen seyn; die Ernennung Hrn. Guizots ist aber fast so gut wie entschieden. Diese Wahl, fürcht' ich, wird sich als keine glückliche erweisen. Jedermann kennt seine starken Hinneigungen zu Rußland (?), die durch sein intimes Verhältniß mit der vormals berühmten Fürstin L . . noch entwickelt und verstärkt worden sind. Seine Lebensgewohnheiten, seine linkischen Versuche einen Weltmann vorzustellen, dürften schwerlich den Gesellschaftskreisen zusagen, in denen er sich zu bewegen berufen ist. Bald wird man in England finden, daß der Mann besser für den Umgang mit den ausgezeichneten Professoren der dortigen Universitäten, als zum Gesellschafter der feinen Staatsmänner und des welttonkundigen hohen brittischen Adels paßt. Eine solche Wahl, mag man sie vom politischen oder vom socialen Gesichtspunkt ansehen, erscheint uns als ein Mißgriff, der nur erklärlich wird durch die Nothwendigkeit, einem in Paris desappointirten Staatsmann ein comfortables Nest auswärts zu finden.
Der Marquis von Abrantes, zweiter Sohn des Herzogs von Abrantes, Generalstabsofficier, geht als Adjutant-Major mit den Kriegsschwadronen des 1sten Jägerregiments nach Afrika.
Die Gazette meldet, daß ein von Bordeaux nach Nantes fahrendes Dampfboot an den Küsten von la Rochelle Schiffbruch erlitten habe, und mit Mann und Maus zu Grunde gegangen sey. Es soll 45 Passagiere an Bord gehabt haben.
Der Gesetzesentwurf hinsichtlich des litterarischen Eigenthums, welchen das Ministerium Molé im vergangenen Jahr den Pairs vorlegte, wird demnächst vor die Deputirtenkammer gebracht. Die Buchhändler von Paris haben mehrere Veränderungen des ursprünglichen Entwurfs beantragt und Hr. Villemain hat ihre Bemerkungen günstig aufgenommen. Das Journal des Débats hofft, daß auch die Deputirtenkammer die Wünsche der Pariser Buchhändler berücksichtigen werde.
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