Allgemeine Zeitung. Nr. 39. Augsburg, 8. Februar 1840.etwas an einer Pistole, und man zog sich unverrichteter Dinge zurück, um am folgenden 1 Februar früh sich wieder zu treffen. Graf B.... W..... schoß zuerst, und verwundete seinen Gegner in die Schulter, worauf dieser, auf seinen Schuß verzichtend, seine Waffe von sich schleuderte und dem Grafen die Hand bot. So weit die Relation eines Augenzeugen, da die ganze Sache so viel Lärm gemacht hatte, daß viele Personen in das Wäldchen auf dem Geisberge gekommen waren, um in der Entfernung davon Zeuge zu seyn. Mainz, 1 Febr. Wie ich Ihnen vor einigen Tagen meldete, wird die Einrichtung des hiesigen großherzoglichen Palais zur Residenz des Landesherrn beabsichtigt. Der Hofmarschall Graf Lehrbach und der Oberbaudirector Moller verweilen seit Mitte dieser Woche in unsrer Stadt, und haben die Accorde zur Lieferung sämmtlicher zur Ausstattung des Palais erforderlichen Arbeiten und Gegenstände bereits abgeschlossen. Bis zum 1 Jul. wird das Gebäude in ganz bewohnbarem Stande, und das Mobiliar, so weit erforderlich, erneuert seyn. Man schmeichelt sich mit der Hoffnung, daß die allerhöchsten Herrschaften künftig alljährlich einige Monate hier zubringen werden. Die Lage des Palais, unmittelbar am Rhein, ist unbeschreiblich reizend, und unsre Stadt wegen der leichten Verbindungen zu Land und zu Wasser gewiß vor vielen andern zur Sommerresidenz geeignet. Da die Kaiserin von Rußland den Gebrauch einer Brunnencur in Ems in diesem Jahre beabsichtigt, und die bestehenden und sich vermuthlich noch fester schlingenden Familienbande frequente Zusammenkünfte zwischen Ihrer kaiserlichen Maj., dem ebenfalls in Ems erwarteten Großfürsten-Thronfolger und unsrer Herrscherfamilie erwarten lassen, so dürfte auch hierin ein Grund zur Wahl dieser Stadt zur Sommerresidenz wenigstens für das laufende Jahr liegen. - Am 30 v. M. traf der vormalige König von Westphalen auf der Durchreise nach London hier ein, besuchte das Theater, woselbst er jedoch nur etwa eine Viertelstunde verweilte, und übernachtete hier. Personen, welche ihn in glücklicheren Verhältnissen gesehen hatten, fanden ihn sehr gealtert, aber auch die Aehnlichkeit mit dem Kaiser jetzt sprechender als vordem. Schweden. Stockholm, 25 Januar. Vorgestern hatten alle Reichsstände Versammlungen wegen der gegenseitigen Begrüßungen. Die Begrüßungsreden des Adels und des Bürstandes enthielten nichts als die gewöhnlichen Glückwünsche, daß die Arbeit des Reichstags gute Früchte tragen möchte. Dagegen war die Anrede der Priesterschaft an den Adel, dem Aftonblad zufolge, sehr conservativ, und der Landmarschall habe auch dem Bischof und seinen Begleitern auf eine Weise geantwortet, daß sie die Versicherung zurücknehmen könnten, die Ritterschaft und der Adel "würden die Erwartungen des hochwürdigen Standes nicht täuschen." Die Begrüßungsrede Hans Janssons, der die des Bauernstandes verfaßte, soll die bemerkenswertheste gewesen seyn, und wir können deßhalb nicht umhin, die wichtigsten Stellen aus derselben mitzutheilen. In der Begrüßungsrede an den Adel heißt es: "Große und wichtige Ereignisse, welche in hohem Grad die Aufmerksamkeit der Nation auf sich zogen, haben in unserm Vaterlande seit dem letzten Reichstag stattgefunden. Da die Vertreter des Bauernstandes von ihren Committenten den Auftrag erhielten mit allen Kräften zu solchen constitutionellen Beschlüssen und Reformen mitzuwirken, welche zu sicherem Vertrauen zwischen Regierung und Volk, zur Aufrichtung der Nation und zur Verbesserung des politischen Zustandes führen können, hofft derselbe mit Freude auf eine aufgeklärte, mit den Forderungen der Zeit übereinstimmende Meinung des hochl. Adels und der Ritterschaft sich stützen zu können, überzeugt, daß wahre Ehre nicht bloß durch glänzende Thaten auf dem Schlachtfelde und treue Dienste für den König, sondern auch durch edle und ruhige Selbstständigkeit in vaterländischen Berathschlagungen zu gewinnen ist." Gleichen Sinnes und oft noch stärker im Ausdruck sind die Begrüßungsreden an den Priester- und Bürgerstand. - Im Ritterhause und im Bauernstand ward sodann die Rede verlesen, womit der König durch eine besondere Deputation begrüßt werden soll. An beiden Orten veranlaßte dieselbe Discussionen, im Bauernstande namentlich wurde in Anregung gebracht, man solle in derselben den Nothstand des Landes erwähnen, und nur die Einsprache Hans Janssons selbst, welcher der bedeutendste Mann im ganzen Stande zu seyn scheint, verhinderte dieß, indem er bemerkte, es sey dieß nicht schicklich, und in der Antwort auf die Thronrede werde sich schon Gelegenheit ergeben, der Sache zu erwähnen. Auffallend ist, daß in allen Ständen die Nothwendigkeit zur Sprache kam, den Sprechern bei ihren Conferenzen noch einige weitere Mitglieder beizugeben. Im Bürgerstande wurde die Veranlassung hiezu geradenwegs ausgesprochen, indem früher die Sprecher alle Geschäfte unter sich nach Gefallen und mit dem König allein statt mit dem Staatsrath abgemacht hätten. - Staatsrath Graf Adelswärd starb am 23 Jan., und man scheint sehr gespannt, wer an seine Stelle kommen wird. etwas an einer Pistole, und man zog sich unverrichteter Dinge zurück, um am folgenden 1 Februar früh sich wieder zu treffen. Graf B.... W..... schoß zuerst, und verwundete seinen Gegner in die Schulter, worauf dieser, auf seinen Schuß verzichtend, seine Waffe von sich schleuderte und dem Grafen die Hand bot. So weit die Relation eines Augenzeugen, da die ganze Sache so viel Lärm gemacht hatte, daß viele Personen in das Wäldchen auf dem Geisberge gekommen waren, um in der Entfernung davon Zeuge zu seyn. Mainz, 1 Febr. Wie ich Ihnen vor einigen Tagen meldete, wird die Einrichtung des hiesigen großherzoglichen Palais zur Residenz des Landesherrn beabsichtigt. Der Hofmarschall Graf Lehrbach und der Oberbaudirector Moller verweilen seit Mitte dieser Woche in unsrer Stadt, und haben die Accorde zur Lieferung sämmtlicher zur Ausstattung des Palais erforderlichen Arbeiten und Gegenstände bereits abgeschlossen. Bis zum 1 Jul. wird das Gebäude in ganz bewohnbarem Stande, und das Mobiliar, so weit erforderlich, erneuert seyn. Man schmeichelt sich mit der Hoffnung, daß die allerhöchsten Herrschaften künftig alljährlich einige Monate hier zubringen werden. Die Lage des Palais, unmittelbar am Rhein, ist unbeschreiblich reizend, und unsre Stadt wegen der leichten Verbindungen zu Land und zu Wasser gewiß vor vielen andern zur Sommerresidenz geeignet. Da die Kaiserin von Rußland den Gebrauch einer Brunnencur in Ems in diesem Jahre beabsichtigt, und die bestehenden und sich vermuthlich noch fester schlingenden Familienbande frequente Zusammenkünfte zwischen Ihrer kaiserlichen Maj., dem ebenfalls in Ems erwarteten Großfürsten-Thronfolger und unsrer Herrscherfamilie erwarten lassen, so dürfte auch hierin ein Grund zur Wahl dieser Stadt zur Sommerresidenz wenigstens für das laufende Jahr liegen. – Am 30 v. M. traf der vormalige König von Westphalen auf der Durchreise nach London hier ein, besuchte das Theater, woselbst er jedoch nur etwa eine Viertelstunde verweilte, und übernachtete hier. Personen, welche ihn in glücklicheren Verhältnissen gesehen hatten, fanden ihn sehr gealtert, aber auch die Aehnlichkeit mit dem Kaiser jetzt sprechender als vordem. Schweden. Stockholm, 25 Januar. Vorgestern hatten alle Reichsstände Versammlungen wegen der gegenseitigen Begrüßungen. Die Begrüßungsreden des Adels und des Bürstandes enthielten nichts als die gewöhnlichen Glückwünsche, daß die Arbeit des Reichstags gute Früchte tragen möchte. Dagegen war die Anrede der Priesterschaft an den Adel, dem Aftonblad zufolge, sehr conservativ, und der Landmarschall habe auch dem Bischof und seinen Begleitern auf eine Weise geantwortet, daß sie die Versicherung zurücknehmen könnten, die Ritterschaft und der Adel „würden die Erwartungen des hochwürdigen Standes nicht täuschen.“ Die Begrüßungsrede Hans Janssons, der die des Bauernstandes verfaßte, soll die bemerkenswertheste gewesen seyn, und wir können deßhalb nicht umhin, die wichtigsten Stellen aus derselben mitzutheilen. In der Begrüßungsrede an den Adel heißt es: „Große und wichtige Ereignisse, welche in hohem Grad die Aufmerksamkeit der Nation auf sich zogen, haben in unserm Vaterlande seit dem letzten Reichstag stattgefunden. Da die Vertreter des Bauernstandes von ihren Committenten den Auftrag erhielten mit allen Kräften zu solchen constitutionellen Beschlüssen und Reformen mitzuwirken, welche zu sicherem Vertrauen zwischen Regierung und Volk, zur Aufrichtung der Nation und zur Verbesserung des politischen Zustandes führen können, hofft derselbe mit Freude auf eine aufgeklärte, mit den Forderungen der Zeit übereinstimmende Meinung des hochl. Adels und der Ritterschaft sich stützen zu können, überzeugt, daß wahre Ehre nicht bloß durch glänzende Thaten auf dem Schlachtfelde und treue Dienste für den König, sondern auch durch edle und ruhige Selbstständigkeit in vaterländischen Berathschlagungen zu gewinnen ist.“ Gleichen Sinnes und oft noch stärker im Ausdruck sind die Begrüßungsreden an den Priester- und Bürgerstand. – Im Ritterhause und im Bauernstand ward sodann die Rede verlesen, womit der König durch eine besondere Deputation begrüßt werden soll. An beiden Orten veranlaßte dieselbe Discussionen, im Bauernstande namentlich wurde in Anregung gebracht, man solle in derselben den Nothstand des Landes erwähnen, und nur die Einsprache Hans Janssons selbst, welcher der bedeutendste Mann im ganzen Stande zu seyn scheint, verhinderte dieß, indem er bemerkte, es sey dieß nicht schicklich, und in der Antwort auf die Thronrede werde sich schon Gelegenheit ergeben, der Sache zu erwähnen. Auffallend ist, daß in allen Ständen die Nothwendigkeit zur Sprache kam, den Sprechern bei ihren Conferenzen noch einige weitere Mitglieder beizugeben. Im Bürgerstande wurde die Veranlassung hiezu geradenwegs ausgesprochen, indem früher die Sprecher alle Geschäfte unter sich nach Gefallen und mit dem König allein statt mit dem Staatsrath abgemacht hätten. – Staatsrath Graf Adelswärd starb am 23 Jan., und man scheint sehr gespannt, wer an seine Stelle kommen wird. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0008" n="0312"/> etwas an einer Pistole, und man zog sich unverrichteter Dinge zurück, um am folgenden 1 Februar früh sich wieder zu treffen. Graf B.... W..... schoß zuerst, und verwundete seinen Gegner in die Schulter, worauf dieser, auf seinen Schuß verzichtend, seine Waffe von sich schleuderte und dem Grafen die Hand bot. 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Die Lage des Palais, unmittelbar am Rhein, ist unbeschreiblich reizend, und unsre Stadt wegen der leichten Verbindungen zu Land und zu Wasser gewiß vor vielen andern zur Sommerresidenz geeignet. Da die Kaiserin von Rußland den Gebrauch einer Brunnencur in Ems in diesem Jahre beabsichtigt, und die bestehenden und sich vermuthlich noch fester schlingenden Familienbande frequente Zusammenkünfte zwischen Ihrer kaiserlichen Maj., dem ebenfalls in Ems erwarteten Großfürsten-Thronfolger und unsrer Herrscherfamilie erwarten lassen, so dürfte auch hierin ein Grund zur Wahl dieser Stadt zur Sommerresidenz wenigstens für das laufende Jahr liegen. – Am 30 v. M. traf der vormalige König von Westphalen auf der Durchreise nach London hier ein, besuchte das Theater, woselbst er jedoch nur etwa eine Viertelstunde verweilte, und übernachtete hier. 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Dagegen war die Anrede der Priesterschaft an den Adel, dem Aftonblad zufolge, sehr conservativ, und der Landmarschall habe auch dem Bischof und seinen Begleitern auf eine Weise geantwortet, daß sie die Versicherung zurücknehmen könnten, die Ritterschaft und der Adel „würden die Erwartungen des hochwürdigen Standes nicht täuschen.“ Die Begrüßungsrede Hans Janssons, der die des Bauernstandes verfaßte, soll die bemerkenswertheste gewesen seyn, und wir können deßhalb nicht umhin, die wichtigsten Stellen aus derselben mitzutheilen. In der Begrüßungsrede an den Adel heißt es: „Große und wichtige Ereignisse, welche in hohem Grad die Aufmerksamkeit der Nation auf sich zogen, haben in unserm Vaterlande seit dem letzten Reichstag stattgefunden. Da die Vertreter des Bauernstandes von ihren Committenten den Auftrag erhielten mit allen Kräften zu solchen constitutionellen Beschlüssen und Reformen mitzuwirken, welche zu sicherem Vertrauen zwischen Regierung und Volk, zur Aufrichtung der Nation und zur Verbesserung des politischen Zustandes führen können, hofft derselbe mit Freude auf eine aufgeklärte, mit den Forderungen der Zeit übereinstimmende Meinung des hochl. Adels und der Ritterschaft sich stützen zu können, überzeugt, daß wahre Ehre nicht bloß durch glänzende Thaten auf dem Schlachtfelde und treue Dienste für den König, sondern auch durch edle und ruhige Selbstständigkeit in vaterländischen Berathschlagungen zu gewinnen ist.“ Gleichen Sinnes und oft noch stärker im Ausdruck sind die Begrüßungsreden an den Priester- und Bürgerstand. – Im Ritterhause und im Bauernstand ward sodann die Rede verlesen, womit der König durch eine besondere Deputation begrüßt werden soll. An beiden Orten veranlaßte dieselbe Discussionen, im Bauernstande namentlich wurde in Anregung gebracht, man solle in derselben den Nothstand des Landes erwähnen, und nur die Einsprache Hans Janssons selbst, welcher der bedeutendste Mann im ganzen Stande zu seyn scheint, verhinderte dieß, indem er bemerkte, es sey dieß nicht schicklich, und in der Antwort auf die Thronrede werde sich schon Gelegenheit ergeben, der Sache zu erwähnen. Auffallend ist, daß in allen Ständen die Nothwendigkeit zur Sprache kam, den Sprechern bei ihren Conferenzen noch einige weitere Mitglieder beizugeben. Im Bürgerstande wurde die Veranlassung hiezu geradenwegs ausgesprochen, indem früher die Sprecher alle Geschäfte unter sich nach Gefallen und mit dem König allein statt mit dem Staatsrath abgemacht hätten. – Staatsrath Graf Adelswärd starb am 23 Jan., und man scheint sehr gespannt, wer an seine Stelle kommen wird.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0312/0008]
etwas an einer Pistole, und man zog sich unverrichteter Dinge zurück, um am folgenden 1 Februar früh sich wieder zu treffen. Graf B.... W..... schoß zuerst, und verwundete seinen Gegner in die Schulter, worauf dieser, auf seinen Schuß verzichtend, seine Waffe von sich schleuderte und dem Grafen die Hand bot. So weit die Relation eines Augenzeugen, da die ganze Sache so viel Lärm gemacht hatte, daß viele Personen in das Wäldchen auf dem Geisberge gekommen waren, um in der Entfernung davon Zeuge zu seyn.
* Mainz, 1 Febr. Wie ich Ihnen vor einigen Tagen meldete, wird die Einrichtung des hiesigen großherzoglichen Palais zur Residenz des Landesherrn beabsichtigt. Der Hofmarschall Graf Lehrbach und der Oberbaudirector Moller verweilen seit Mitte dieser Woche in unsrer Stadt, und haben die Accorde zur Lieferung sämmtlicher zur Ausstattung des Palais erforderlichen Arbeiten und Gegenstände bereits abgeschlossen. Bis zum 1 Jul. wird das Gebäude in ganz bewohnbarem Stande, und das Mobiliar, so weit erforderlich, erneuert seyn. Man schmeichelt sich mit der Hoffnung, daß die allerhöchsten Herrschaften künftig alljährlich einige Monate hier zubringen werden. Die Lage des Palais, unmittelbar am Rhein, ist unbeschreiblich reizend, und unsre Stadt wegen der leichten Verbindungen zu Land und zu Wasser gewiß vor vielen andern zur Sommerresidenz geeignet. Da die Kaiserin von Rußland den Gebrauch einer Brunnencur in Ems in diesem Jahre beabsichtigt, und die bestehenden und sich vermuthlich noch fester schlingenden Familienbande frequente Zusammenkünfte zwischen Ihrer kaiserlichen Maj., dem ebenfalls in Ems erwarteten Großfürsten-Thronfolger und unsrer Herrscherfamilie erwarten lassen, so dürfte auch hierin ein Grund zur Wahl dieser Stadt zur Sommerresidenz wenigstens für das laufende Jahr liegen. – Am 30 v. M. traf der vormalige König von Westphalen auf der Durchreise nach London hier ein, besuchte das Theater, woselbst er jedoch nur etwa eine Viertelstunde verweilte, und übernachtete hier. Personen, welche ihn in glücklicheren Verhältnissen gesehen hatten, fanden ihn sehr gealtert, aber auch die Aehnlichkeit mit dem Kaiser jetzt sprechender als vordem.
Schweden.
***Stockholm, 25 Januar. Vorgestern hatten alle Reichsstände Versammlungen wegen der gegenseitigen Begrüßungen. Die Begrüßungsreden des Adels und des Bürstandes enthielten nichts als die gewöhnlichen Glückwünsche, daß die Arbeit des Reichstags gute Früchte tragen möchte. Dagegen war die Anrede der Priesterschaft an den Adel, dem Aftonblad zufolge, sehr conservativ, und der Landmarschall habe auch dem Bischof und seinen Begleitern auf eine Weise geantwortet, daß sie die Versicherung zurücknehmen könnten, die Ritterschaft und der Adel „würden die Erwartungen des hochwürdigen Standes nicht täuschen.“ Die Begrüßungsrede Hans Janssons, der die des Bauernstandes verfaßte, soll die bemerkenswertheste gewesen seyn, und wir können deßhalb nicht umhin, die wichtigsten Stellen aus derselben mitzutheilen. In der Begrüßungsrede an den Adel heißt es: „Große und wichtige Ereignisse, welche in hohem Grad die Aufmerksamkeit der Nation auf sich zogen, haben in unserm Vaterlande seit dem letzten Reichstag stattgefunden. Da die Vertreter des Bauernstandes von ihren Committenten den Auftrag erhielten mit allen Kräften zu solchen constitutionellen Beschlüssen und Reformen mitzuwirken, welche zu sicherem Vertrauen zwischen Regierung und Volk, zur Aufrichtung der Nation und zur Verbesserung des politischen Zustandes führen können, hofft derselbe mit Freude auf eine aufgeklärte, mit den Forderungen der Zeit übereinstimmende Meinung des hochl. Adels und der Ritterschaft sich stützen zu können, überzeugt, daß wahre Ehre nicht bloß durch glänzende Thaten auf dem Schlachtfelde und treue Dienste für den König, sondern auch durch edle und ruhige Selbstständigkeit in vaterländischen Berathschlagungen zu gewinnen ist.“ Gleichen Sinnes und oft noch stärker im Ausdruck sind die Begrüßungsreden an den Priester- und Bürgerstand. – Im Ritterhause und im Bauernstand ward sodann die Rede verlesen, womit der König durch eine besondere Deputation begrüßt werden soll. An beiden Orten veranlaßte dieselbe Discussionen, im Bauernstande namentlich wurde in Anregung gebracht, man solle in derselben den Nothstand des Landes erwähnen, und nur die Einsprache Hans Janssons selbst, welcher der bedeutendste Mann im ganzen Stande zu seyn scheint, verhinderte dieß, indem er bemerkte, es sey dieß nicht schicklich, und in der Antwort auf die Thronrede werde sich schon Gelegenheit ergeben, der Sache zu erwähnen. Auffallend ist, daß in allen Ständen die Nothwendigkeit zur Sprache kam, den Sprechern bei ihren Conferenzen noch einige weitere Mitglieder beizugeben. Im Bürgerstande wurde die Veranlassung hiezu geradenwegs ausgesprochen, indem früher die Sprecher alle Geschäfte unter sich nach Gefallen und mit dem König allein statt mit dem Staatsrath abgemacht hätten. – Staatsrath Graf Adelswärd starb am 23 Jan., und man scheint sehr gespannt, wer an seine Stelle kommen wird.
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