Allgemeine Zeitung. Nr. 42. Augsburg, 11. Februar 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. DienstagNr. 42. 11 Februar 1840Vereinigte Staaten von Nordamerika. (Le Commerce.) Mittelst des in Havre angekommenen Paketbootes Ludwig Philipp erhalten wir New-Yorker Journale bis zum 18 Jan. Das prachtvolle Dampfboot Lexington, das am 13 Jan. mit etwa 175 Reisenden an Bord, von hier nach Stonington (Weg nach Boston) abging, befand sich gegen 7 Uhr zwei Meilen von Eatons Neck, als die in der Nähe des Kamins liegenden vielen Baumwollenballen Feuer fingen. Da die zur Löschung des Feuers gemachten Anstrengungen fruchtlos waren, so ließ der Capitän das Dampfboot nach dem Lande hin steuern. Ehe man es erreicht, hatte sich ein solcher panischer Schrecken an Bord verbreitet, daß die Passagiere die drei im Dampfboote befindlichen Barken ins Wasser ließen, dabei aber so unglücklich zu Werke gingen, daß die Barken durch die Schnelligkeit der Fahrt überstürzten, und mit allen darauf Befindlichen augenblicklich versanken. Das Rettungsboot ward gleicherweise in das Wasser gelassen, es verflocht sich aber in die Räder, und verschwand wie die andern. Die Unglücklichen, die sich in die verschiedenen Barken gestürzt hatten, schwammen theils ohne Anhaltspunkt, theils durch die Rettungstaue (life preservers) gehalten, auf der Oberfläche. Wenige Minuten darauf senkte sich die Dampfmaschine, und stand, da sie nicht mehr arbeiten konnte, still. Der Auftritt, der nun folgte, geht über alle Beschreibung. Es war ungefähr 3 Uhr Morgens. Das Feuer, das in der Mitte des Dampfboots ausgebrochen, schnitt alle Communication zwischen Vorder- und Hinterdeck ab, und die Passagiere brachen in verzweiflungsvolles Geschrei aus, bis sie endlich, von den Flammen ergriffen, sich von allen Seiten ins Wasser zu stürzen genöthigt waren, die einen auf Baumwollenballen, die andern auf die ersten besten Trümmer, die sie erreichen konnten. Capitän Chester Hilliard, von dem diese unvollständigen und flüchtigen Details herrühren, hatte das Glück mit einem der Spritzenleute (firemen) einen Baumwollenballen erfassen zu können, auf dem er bis Dienstag Morgen 11 Uhr blieb, wo er von einer Southporter Schaluppe aufgenommen wurde. Sein Gefährte war neben ihm verschieden. Zwei andere Passagiere, ein Spritzenmann und der Pilote des Dampfboots sind gleichfalls, jedoch im Zustand völliger Bewußtlosigkeit, aufgenommen worden. Die Kälte war streng, und man hält die von jener Schaluppe aufgenommenen drei Menschen für die einzigen, welche von den 150 oder 200 Passagieren am Leben blieben! Doch herrscht hierüber noch keine völlige Gewißheit. Alle Anstrengungen von Seite der Bewohner Southports und der Umgegend, den Schiffbrüchigen Beistand zu leisten, scheiterten an dem Eise, das ihren Hafen verschloß. - Das Dampfboot Belle of Missouri ist auf der Fahrt von Neu-Orleans nach St. Louis am 25 Dec. Abends, zwei Meilen unterhalb Liberty, ebenfalls in Brand gerathen. Die Flammen verbreiteten sich mit solcher Schnelligkeit, daß den Passagieren, mit Preisgebung all ihres Gepäcks, kaum Zeit zur Rettung blieb. Wahrscheinlich würden sie, wenn nicht durch einen günstigen Zufall das Dampfboot im Augenblick des Unglücks dem Lande nahe gewesen wäre, insgesammt zu Grunde gegangen seyn; denn kaum war das Allarmzeichen gegeben worden, als 4 oder 5 Minuten später das Feuer eine große Masse Pulver ergriff, die einen Theil der Ladung bildete. Die Explosion war schrecklich. Das Schiff zerbarst und die Trümmer verwundeten viele Flüchtlinge. Auf der Liste der mit dem Dampfboot Louis Philipp Umgekommenen befindet sich auch der Name Dr. Karl Follens, aus Boston, der bekanntlich vor einer Reihe von Jahren aus der Schweiz, wo er zuletzt sich befand, nach den Vereinigten Staaten auswanderte, und Professor in Boston wurde. Follen, dessen Name mit der That Sands und Allem, was damit zusammenhing, in düsterer Weise verbunden ist, hatte in Amerika der Pietistenpartei sich angeschlossen, und sich von früheren Meinungsgenossen in derselben schroffen Weise getrennt, die in ihm sich gleich blieb, während sein sonstiges Benehmen und alle seine Meinungen eine andere Farbe annahmen. So wenigstens schildern ihn solche Deutsche, die in den letzten Jahren in Berührung mit ihm gekommen waren. Mexico. New-Yorker Blätter vom 16 Jan. enthalten aus der in Neu-Orleans erscheinenden "Biene," die ihrerseits wieder auf ein texanisches Blatt, die Colorado Gazette, fußt, eine Bestätigung der in letzter Zeit in Zweifel gezogenen Nachricht von der Einnahme der Stadt Matamoras durch eine vereinigte Streitmacht von mexicanischen Föderalisten und Texanern. Die Uebergabe soll erst nach dreitägigen blutigen Gefechten erfolgt seyn, in denen beiderseits viele Leute blieben. Die Angreifenden sollen von Capitän Jordan, dem Nachfolger des texanischen Anführers Roß, befehligt gewesen seyn. Die Biene bemerkt, die Nachricht sey annoch nicht als officiell zu betrachten; die New-Yorker Presse aber nimmt sie unter Berufung Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. DienstagNr. 42. 11 Februar 1840Vereinigte Staaten von Nordamerika. (Le Commerce.) Mittelst des in Havre angekommenen Paketbootes Ludwig Philipp erhalten wir New-Yorker Journale bis zum 18 Jan. Das prachtvolle Dampfboot Lexington, das am 13 Jan. mit etwa 175 Reisenden an Bord, von hier nach Stonington (Weg nach Boston) abging, befand sich gegen 7 Uhr zwei Meilen von Eatons Neck, als die in der Nähe des Kamins liegenden vielen Baumwollenballen Feuer fingen. Da die zur Löschung des Feuers gemachten Anstrengungen fruchtlos waren, so ließ der Capitän das Dampfboot nach dem Lande hin steuern. Ehe man es erreicht, hatte sich ein solcher panischer Schrecken an Bord verbreitet, daß die Passagiere die drei im Dampfboote befindlichen Barken ins Wasser ließen, dabei aber so unglücklich zu Werke gingen, daß die Barken durch die Schnelligkeit der Fahrt überstürzten, und mit allen darauf Befindlichen augenblicklich versanken. Das Rettungsboot ward gleicherweise in das Wasser gelassen, es verflocht sich aber in die Räder, und verschwand wie die andern. Die Unglücklichen, die sich in die verschiedenen Barken gestürzt hatten, schwammen theils ohne Anhaltspunkt, theils durch die Rettungstaue (life preservers) gehalten, auf der Oberfläche. Wenige Minuten darauf senkte sich die Dampfmaschine, und stand, da sie nicht mehr arbeiten konnte, still. Der Auftritt, der nun folgte, geht über alle Beschreibung. Es war ungefähr 3 Uhr Morgens. Das Feuer, das in der Mitte des Dampfboots ausgebrochen, schnitt alle Communication zwischen Vorder- und Hinterdeck ab, und die Passagiere brachen in verzweiflungsvolles Geschrei aus, bis sie endlich, von den Flammen ergriffen, sich von allen Seiten ins Wasser zu stürzen genöthigt waren, die einen auf Baumwollenballen, die andern auf die ersten besten Trümmer, die sie erreichen konnten. Capitän Chester Hilliard, von dem diese unvollständigen und flüchtigen Details herrühren, hatte das Glück mit einem der Spritzenleute (firemen) einen Baumwollenballen erfassen zu können, auf dem er bis Dienstag Morgen 11 Uhr blieb, wo er von einer Southporter Schaluppe aufgenommen wurde. Sein Gefährte war neben ihm verschieden. Zwei andere Passagiere, ein Spritzenmann und der Pilote des Dampfboots sind gleichfalls, jedoch im Zustand völliger Bewußtlosigkeit, aufgenommen worden. Die Kälte war streng, und man hält die von jener Schaluppe aufgenommenen drei Menschen für die einzigen, welche von den 150 oder 200 Passagieren am Leben blieben! Doch herrscht hierüber noch keine völlige Gewißheit. Alle Anstrengungen von Seite der Bewohner Southports und der Umgegend, den Schiffbrüchigen Beistand zu leisten, scheiterten an dem Eise, das ihren Hafen verschloß. – Das Dampfboot Belle of Missouri ist auf der Fahrt von Neu-Orleans nach St. Louis am 25 Dec. Abends, zwei Meilen unterhalb Liberty, ebenfalls in Brand gerathen. Die Flammen verbreiteten sich mit solcher Schnelligkeit, daß den Passagieren, mit Preisgebung all ihres Gepäcks, kaum Zeit zur Rettung blieb. Wahrscheinlich würden sie, wenn nicht durch einen günstigen Zufall das Dampfboot im Augenblick des Unglücks dem Lande nahe gewesen wäre, insgesammt zu Grunde gegangen seyn; denn kaum war das Allarmzeichen gegeben worden, als 4 oder 5 Minuten später das Feuer eine große Masse Pulver ergriff, die einen Theil der Ladung bildete. Die Explosion war schrecklich. Das Schiff zerbarst und die Trümmer verwundeten viele Flüchtlinge. Auf der Liste der mit dem Dampfboot Louis Philipp Umgekommenen befindet sich auch der Name Dr. Karl Follens, aus Boston, der bekanntlich vor einer Reihe von Jahren aus der Schweiz, wo er zuletzt sich befand, nach den Vereinigten Staaten auswanderte, und Professor in Boston wurde. Follen, dessen Name mit der That Sands und Allem, was damit zusammenhing, in düsterer Weise verbunden ist, hatte in Amerika der Pietistenpartei sich angeschlossen, und sich von früheren Meinungsgenossen in derselben schroffen Weise getrennt, die in ihm sich gleich blieb, während sein sonstiges Benehmen und alle seine Meinungen eine andere Farbe annahmen. So wenigstens schildern ihn solche Deutsche, die in den letzten Jahren in Berührung mit ihm gekommen waren. Mexico. New-Yorker Blätter vom 16 Jan. enthalten aus der in Neu-Orleans erscheinenden „Biene,“ die ihrerseits wieder auf ein texanisches Blatt, die Colorado Gazette, fußt, eine Bestätigung der in letzter Zeit in Zweifel gezogenen Nachricht von der Einnahme der Stadt Matamoras durch eine vereinigte Streitmacht von mexicanischen Föderalisten und Texanern. Die Uebergabe soll erst nach dreitägigen blutigen Gefechten erfolgt seyn, in denen beiderseits viele Leute blieben. 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Die Unglücklichen, die sich in die verschiedenen Barken gestürzt hatten, schwammen theils ohne Anhaltspunkt, theils durch die Rettungstaue (life preservers) gehalten, auf der Oberfläche. Wenige Minuten darauf senkte sich die Dampfmaschine, und stand, da sie nicht mehr arbeiten konnte, still. Der Auftritt, der nun folgte, geht über alle Beschreibung. Es war ungefähr 3 Uhr Morgens. Das Feuer, das in der Mitte des Dampfboots ausgebrochen, schnitt alle Communication zwischen Vorder- und Hinterdeck ab, und die Passagiere brachen in verzweiflungsvolles Geschrei aus, bis sie endlich, von den Flammen ergriffen, sich von allen Seiten ins Wasser zu stürzen genöthigt waren, die einen auf Baumwollenballen, die andern auf die ersten besten Trümmer, die sie erreichen konnten. Capitän Chester Hilliard, von dem diese unvollständigen und flüchtigen Details herrühren, hatte das Glück mit einem der Spritzenleute (firemen) einen Baumwollenballen erfassen zu können, auf dem er bis Dienstag Morgen 11 Uhr blieb, wo er von einer Southporter Schaluppe aufgenommen wurde. Sein Gefährte war neben ihm verschieden. Zwei andere Passagiere, ein Spritzenmann und der Pilote des Dampfboots sind gleichfalls, jedoch im Zustand völliger Bewußtlosigkeit, aufgenommen worden. Die Kälte war streng, und man hält die von jener Schaluppe aufgenommenen drei Menschen für die einzigen, welche von den 150 oder 200 Passagieren am Leben blieben! Doch herrscht hierüber noch keine völlige Gewißheit. Alle Anstrengungen von Seite der Bewohner Southports und der Umgegend, den Schiffbrüchigen Beistand zu leisten, scheiterten an dem Eise, das ihren Hafen verschloß. – Das Dampfboot Belle of Missouri ist auf der Fahrt von Neu-Orleans nach St. Louis am 25 Dec. Abends, zwei Meilen unterhalb Liberty, ebenfalls in Brand gerathen. Die Flammen verbreiteten sich mit solcher Schnelligkeit, daß den Passagieren, mit Preisgebung all ihres Gepäcks, kaum Zeit zur Rettung blieb. Wahrscheinlich würden sie, wenn nicht durch einen günstigen Zufall das Dampfboot im Augenblick des Unglücks dem Lande nahe gewesen wäre, insgesammt zu Grunde gegangen seyn; denn kaum war das Allarmzeichen gegeben worden, als 4 oder 5 Minuten später das Feuer eine große Masse Pulver ergriff, die einen Theil der Ladung bildete. Die Explosion war schrecklich. Das Schiff zerbarst und die Trümmer verwundeten viele Flüchtlinge.</p><lb/> <p>Auf der Liste der mit dem Dampfboot Louis Philipp Umgekommenen befindet sich auch der Name Dr. Karl Follens, aus Boston, der bekanntlich vor einer Reihe von Jahren aus der Schweiz, wo er zuletzt sich befand, nach den Vereinigten Staaten auswanderte, und Professor in Boston wurde. Follen, dessen Name mit der That Sands und Allem, was damit zusammenhing, in düsterer Weise verbunden ist, hatte in Amerika der Pietistenpartei sich angeschlossen, und sich von früheren Meinungsgenossen in derselben schroffen Weise getrennt, die in ihm sich gleich blieb, während sein sonstiges Benehmen und alle seine Meinungen eine andere Farbe annahmen. So wenigstens schildern ihn solche Deutsche, die in den letzten Jahren in Berührung mit ihm gekommen waren.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Mexico.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#g">New</hi>-<hi rendition="#g">Yorker</hi> Blätter vom 16 Jan. enthalten aus der in Neu-Orleans erscheinenden „Biene,“ die ihrerseits wieder auf ein texanisches Blatt, die <hi rendition="#g">Colorado Gazette</hi>, fußt, eine Bestätigung der in letzter Zeit in Zweifel gezogenen Nachricht von der Einnahme der Stadt Matamoras durch eine vereinigte Streitmacht von mexicanischen Föderalisten und Texanern. 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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Dienstag
Nr. 42.
11 Februar 1840 Vereinigte Staaten von Nordamerika.
(Le Commerce.) Mittelst des in Havre angekommenen Paketbootes Ludwig Philipp erhalten wir New-Yorker Journale bis zum 18 Jan. Das prachtvolle Dampfboot Lexington, das am 13 Jan. mit etwa 175 Reisenden an Bord, von hier nach Stonington (Weg nach Boston) abging, befand sich gegen 7 Uhr zwei Meilen von Eatons Neck, als die in der Nähe des Kamins liegenden vielen Baumwollenballen Feuer fingen. Da die zur Löschung des Feuers gemachten Anstrengungen fruchtlos waren, so ließ der Capitän das Dampfboot nach dem Lande hin steuern. Ehe man es erreicht, hatte sich ein solcher panischer Schrecken an Bord verbreitet, daß die Passagiere die drei im Dampfboote befindlichen Barken ins Wasser ließen, dabei aber so unglücklich zu Werke gingen, daß die Barken durch die Schnelligkeit der Fahrt überstürzten, und mit allen darauf Befindlichen augenblicklich versanken. Das Rettungsboot ward gleicherweise in das Wasser gelassen, es verflocht sich aber in die Räder, und verschwand wie die andern. Die Unglücklichen, die sich in die verschiedenen Barken gestürzt hatten, schwammen theils ohne Anhaltspunkt, theils durch die Rettungstaue (life preservers) gehalten, auf der Oberfläche. Wenige Minuten darauf senkte sich die Dampfmaschine, und stand, da sie nicht mehr arbeiten konnte, still. Der Auftritt, der nun folgte, geht über alle Beschreibung. Es war ungefähr 3 Uhr Morgens. Das Feuer, das in der Mitte des Dampfboots ausgebrochen, schnitt alle Communication zwischen Vorder- und Hinterdeck ab, und die Passagiere brachen in verzweiflungsvolles Geschrei aus, bis sie endlich, von den Flammen ergriffen, sich von allen Seiten ins Wasser zu stürzen genöthigt waren, die einen auf Baumwollenballen, die andern auf die ersten besten Trümmer, die sie erreichen konnten. Capitän Chester Hilliard, von dem diese unvollständigen und flüchtigen Details herrühren, hatte das Glück mit einem der Spritzenleute (firemen) einen Baumwollenballen erfassen zu können, auf dem er bis Dienstag Morgen 11 Uhr blieb, wo er von einer Southporter Schaluppe aufgenommen wurde. Sein Gefährte war neben ihm verschieden. Zwei andere Passagiere, ein Spritzenmann und der Pilote des Dampfboots sind gleichfalls, jedoch im Zustand völliger Bewußtlosigkeit, aufgenommen worden. Die Kälte war streng, und man hält die von jener Schaluppe aufgenommenen drei Menschen für die einzigen, welche von den 150 oder 200 Passagieren am Leben blieben! Doch herrscht hierüber noch keine völlige Gewißheit. Alle Anstrengungen von Seite der Bewohner Southports und der Umgegend, den Schiffbrüchigen Beistand zu leisten, scheiterten an dem Eise, das ihren Hafen verschloß. – Das Dampfboot Belle of Missouri ist auf der Fahrt von Neu-Orleans nach St. Louis am 25 Dec. Abends, zwei Meilen unterhalb Liberty, ebenfalls in Brand gerathen. Die Flammen verbreiteten sich mit solcher Schnelligkeit, daß den Passagieren, mit Preisgebung all ihres Gepäcks, kaum Zeit zur Rettung blieb. Wahrscheinlich würden sie, wenn nicht durch einen günstigen Zufall das Dampfboot im Augenblick des Unglücks dem Lande nahe gewesen wäre, insgesammt zu Grunde gegangen seyn; denn kaum war das Allarmzeichen gegeben worden, als 4 oder 5 Minuten später das Feuer eine große Masse Pulver ergriff, die einen Theil der Ladung bildete. Die Explosion war schrecklich. Das Schiff zerbarst und die Trümmer verwundeten viele Flüchtlinge.
Auf der Liste der mit dem Dampfboot Louis Philipp Umgekommenen befindet sich auch der Name Dr. Karl Follens, aus Boston, der bekanntlich vor einer Reihe von Jahren aus der Schweiz, wo er zuletzt sich befand, nach den Vereinigten Staaten auswanderte, und Professor in Boston wurde. Follen, dessen Name mit der That Sands und Allem, was damit zusammenhing, in düsterer Weise verbunden ist, hatte in Amerika der Pietistenpartei sich angeschlossen, und sich von früheren Meinungsgenossen in derselben schroffen Weise getrennt, die in ihm sich gleich blieb, während sein sonstiges Benehmen und alle seine Meinungen eine andere Farbe annahmen. So wenigstens schildern ihn solche Deutsche, die in den letzten Jahren in Berührung mit ihm gekommen waren.
Mexico.
New-Yorker Blätter vom 16 Jan. enthalten aus der in Neu-Orleans erscheinenden „Biene,“ die ihrerseits wieder auf ein texanisches Blatt, die Colorado Gazette, fußt, eine Bestätigung der in letzter Zeit in Zweifel gezogenen Nachricht von der Einnahme der Stadt Matamoras durch eine vereinigte Streitmacht von mexicanischen Föderalisten und Texanern. Die Uebergabe soll erst nach dreitägigen blutigen Gefechten erfolgt seyn, in denen beiderseits viele Leute blieben. Die Angreifenden sollen von Capitän Jordan, dem Nachfolger des texanischen Anführers Roß, befehligt gewesen seyn. Die Biene bemerkt, die Nachricht sey annoch nicht als officiell zu betrachten; die New-Yorker Presse aber nimmt sie unter Berufung
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