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Allgemeine Zeitung. Nr. 43. Augsburg, 12. Februar 1840.

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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Mittwoch
Nr. 43.
12 Februar 1840
Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Ein Tagsbefehl der Armee der Vereinigten Staaten schreibt eine Trauer von 30 Tagen aus Anlaß des Hinscheidens des Generals Bernard vor, und nennt diese Anordnung einen gerechten Tribut für die Dienste, welche der General der Union geleistet habe.

Großbritannien.

Das M. Chronicle setzt der neulich aus einem andern Blatte mitgetheilten Personalbeschreibung des Prinzen Albert folgendes in einigen Stücken abweichende Signalement entgegen: "Das Gesicht Sr. Hoh. ist rund, und nur leise gefärbt; die Stirn mäßig breit, am breitesten über dem äußern Augenwinkel, wo man die Protuberationen bemerkt, in denen die Phrenologie die Organe der Musik und Ordnungsliebe erkennen will. Das straff anliegende Haar, das die Stirne ganz frei läßt, ist nicht eigentlich blond, sondern mehr von hellbrauner Farbe, fast wie das Haar der Königin. Die Augenbrauen breit, nur leicht gewölbt und gegen den innern Augenwinkel gesenkt. Die Augen von heiterm Ausdruck, grünlich hellbraun (of a greenish hazel), und nicht groß. Die Nase länglich, unter dem Bug etwas eingedrückt, und gegen die Spitze hin sich wieder etwas hebend, so daß sie im Profil gesehen jener des verstorbenen Lord Byron ähnelt. Der Mund proportionirt, die Lippen von frischer Röthe, mit einem schmalen kurzen Schnurrbart darüber, der, so wie die Augenbrauen und die Wimpern, von etwas hellerer Farbe als das Haar ist. Die Gestalt Sr. Hoh. ist zur Zeit mehr dünn, als schlank; die Haltung aufrecht, die Bewegungen kräftig." - Der Spectator meint, wenn in unserer civilisirten Zeit noch mittelalterliche Prinzenentführungen üblich wären, so könnte der ministerielle Signalementverfasser im Chronicle beim "Hue and Cry" treffliche Dienste thun.

Folgendes (unwahrscheinliche) Gerücht ist in den letzten vierundzwanzig Stunden sehr weit und sehr zuversichtlich verbreitet worden: Lord Melbourne werde mit Lord Lansdowne nach der Vermählung der Königin zurücktreten, Lord J. Russell die Leitung des Ministeriums übernehmen und Lord Durham ins Cabinet eintreten, wobei dann die HH. Ward und C. Buller ministerielle Aemter erhalten würden. Das Parlament soll aufgelöst, und die Aufhebung der Korngesetze (?) und das Ballot (?) zu Cabinetsfragen gemacht werden. Prinz Albert wird zum Feldmarschall ernannt, und einige neue Steuern werden aufgelegt, darunter eine Abgabe auf Salz, um die sinkenden Staatsrevenuen zu stützen. So berichtet der Standard.

Am 4 Febr. legte Lord Brougham dem Oberhause eine Petition von den beiden in der Haft des Unterhauses befindlichen Sheriffs von London und Middlesex vor. Er bemerkte dazu, die Bittsteller wendeten sich an das Haus Ihrer Lordschaften nicht bloß in seiner legislativen Eigenschaft, sondern auch als an das höchste Berufungstribunal des Hauses, zumal da die Sheriffs Beamte desjenigen Gerichtshofs (Sheriffs' court) seyen, über welchen Ihren Lordschaften eine unzweifelhafte Controle zustehe. Bei der Uebernahme ihres Amtes hätten die Sheriffs geschworen, alle ihnen übermachten geschriebenen Befehle der Königin nach ihrem besten Wissen und Können zu vollziehen; mehr hätten sie auch in dem betreffenden Falle nicht gethan. Der Redner ging in eine lange rechtsgelehrte Erörterung ein, und eiferte gegen die "Ungerechtigkeit und den Despotismus" des Hauses der Gemeinen, wobei er jedoch einräumte, daß das Oberhaus zu einer näheren Einmischung in den Handel nicht befugt sey. Lord Melbourne entgegnete, eben aus letzterer Rücksicht würde sein edler und gelehrter Freund wohl klüger daran gethan haben, diese Frage nicht mit solcher Leidenschaft aufzufassen. Lord Brougham ward über diese Entgegnung noch hitziger, und rief aus, er spreche ungescheut seine Ueberzeugung aus, wiewohl er Angesichts solcher Willkür befürchten müsse, bei seinem Weggehen aus dem Parlamentshause durch den Stabträger der Gemeinen verhaftet zu werden, denn diese despotische Versammlung brauchte ja nur zu behaupten, er habe dessen Privilegien verletzt, und dabei zu verhehlen, daß diese angebliche Verletzung in einer Parlamentsrede bestanden, so könne es ihn einsperren bis zum Ende der Session. - Lord Melbourne hielt der Tapferkeit und Kriegserfahrenheit, die das indobrittische Heer in Afghanistan bewiesen, eine warme Lobrede, und beantragte ein Votum des Dankes an dasselbe. Der Herzog v. Wellington und Lord Hill, der Oberbefehlshaber der brittischen Heere, stimmten in dieses Lob mit ein. Der erstere, der jedoch die Bemerkung vorausschickte, daß er hier rein die Kriegsoperationen selbst, nicht die Politik im Auge habe, äußerte unter Anderm: "Mylords! Durch Zufall erhielt ich einige Kenntniß von den Anstalten zu diesem großen Kriegsunternehmen, und ich muß sagen, mir ist kein Fall bekannt, wo die Pflichten eines Generalstatthalters von Indien in größerem


Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Mittwoch
Nr. 43.
12 Februar 1840
Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Ein Tagsbefehl der Armee der Vereinigten Staaten schreibt eine Trauer von 30 Tagen aus Anlaß des Hinscheidens des Generals Bernard vor, und nennt diese Anordnung einen gerechten Tribut für die Dienste, welche der General der Union geleistet habe.

Großbritannien.

Das M. Chronicle setzt der neulich aus einem andern Blatte mitgetheilten Personalbeschreibung des Prinzen Albert folgendes in einigen Stücken abweichende Signalement entgegen: „Das Gesicht Sr. Hoh. ist rund, und nur leise gefärbt; die Stirn mäßig breit, am breitesten über dem äußern Augenwinkel, wo man die Protuberationen bemerkt, in denen die Phrenologie die Organe der Musik und Ordnungsliebe erkennen will. Das straff anliegende Haar, das die Stirne ganz frei läßt, ist nicht eigentlich blond, sondern mehr von hellbrauner Farbe, fast wie das Haar der Königin. Die Augenbrauen breit, nur leicht gewölbt und gegen den innern Augenwinkel gesenkt. Die Augen von heiterm Ausdruck, grünlich hellbraun (of a greenish hazel), und nicht groß. Die Nase länglich, unter dem Bug etwas eingedrückt, und gegen die Spitze hin sich wieder etwas hebend, so daß sie im Profil gesehen jener des verstorbenen Lord Byron ähnelt. Der Mund proportionirt, die Lippen von frischer Röthe, mit einem schmalen kurzen Schnurrbart darüber, der, so wie die Augenbrauen und die Wimpern, von etwas hellerer Farbe als das Haar ist. Die Gestalt Sr. Hoh. ist zur Zeit mehr dünn, als schlank; die Haltung aufrecht, die Bewegungen kräftig.“ – Der Spectator meint, wenn in unserer civilisirten Zeit noch mittelalterliche Prinzenentführungen üblich wären, so könnte der ministerielle Signalementverfasser im Chronicle beim „Hue and Cry“ treffliche Dienste thun.

Folgendes (unwahrscheinliche) Gerücht ist in den letzten vierundzwanzig Stunden sehr weit und sehr zuversichtlich verbreitet worden: Lord Melbourne werde mit Lord Lansdowne nach der Vermählung der Königin zurücktreten, Lord J. Russell die Leitung des Ministeriums übernehmen und Lord Durham ins Cabinet eintreten, wobei dann die HH. Ward und C. Buller ministerielle Aemter erhalten würden. Das Parlament soll aufgelöst, und die Aufhebung der Korngesetze (?) und das Ballot (?) zu Cabinetsfragen gemacht werden. Prinz Albert wird zum Feldmarschall ernannt, und einige neue Steuern werden aufgelegt, darunter eine Abgabe auf Salz, um die sinkenden Staatsrevenuen zu stützen. So berichtet der Standard.

Am 4 Febr. legte Lord Brougham dem Oberhause eine Petition von den beiden in der Haft des Unterhauses befindlichen Sheriffs von London und Middlesex vor. Er bemerkte dazu, die Bittsteller wendeten sich an das Haus Ihrer Lordschaften nicht bloß in seiner legislativen Eigenschaft, sondern auch als an das höchste Berufungstribunal des Hauses, zumal da die Sheriffs Beamte desjenigen Gerichtshofs (Sheriffs' court) seyen, über welchen Ihren Lordschaften eine unzweifelhafte Controle zustehe. Bei der Uebernahme ihres Amtes hätten die Sheriffs geschworen, alle ihnen übermachten geschriebenen Befehle der Königin nach ihrem besten Wissen und Können zu vollziehen; mehr hätten sie auch in dem betreffenden Falle nicht gethan. Der Redner ging in eine lange rechtsgelehrte Erörterung ein, und eiferte gegen die „Ungerechtigkeit und den Despotismus“ des Hauses der Gemeinen, wobei er jedoch einräumte, daß das Oberhaus zu einer näheren Einmischung in den Handel nicht befugt sey. Lord Melbourne entgegnete, eben aus letzterer Rücksicht würde sein edler und gelehrter Freund wohl klüger daran gethan haben, diese Frage nicht mit solcher Leidenschaft aufzufassen. Lord Brougham ward über diese Entgegnung noch hitziger, und rief aus, er spreche ungescheut seine Ueberzeugung aus, wiewohl er Angesichts solcher Willkür befürchten müsse, bei seinem Weggehen aus dem Parlamentshause durch den Stabträger der Gemeinen verhaftet zu werden, denn diese despotische Versammlung brauchte ja nur zu behaupten, er habe dessen Privilegien verletzt, und dabei zu verhehlen, daß diese angebliche Verletzung in einer Parlamentsrede bestanden, so könne es ihn einsperren bis zum Ende der Session. – Lord Melbourne hielt der Tapferkeit und Kriegserfahrenheit, die das indobrittische Heer in Afghanistan bewiesen, eine warme Lobrede, und beantragte ein Votum des Dankes an dasselbe. Der Herzog v. Wellington und Lord Hill, der Oberbefehlshaber der brittischen Heere, stimmten in dieses Lob mit ein. Der erstere, der jedoch die Bemerkung vorausschickte, daß er hier rein die Kriegsoperationen selbst, nicht die Politik im Auge habe, äußerte unter Anderm: „Mylords! Durch Zufall erhielt ich einige Kenntniß von den Anstalten zu diesem großen Kriegsunternehmen, und ich muß sagen, mir ist kein Fall bekannt, wo die Pflichten eines Generalstatthalters von Indien in größerem

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[0337/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Mittwoch Nr. 43. 12 Februar 1840 Vereinigte Staaten von Nordamerika. Ein Tagsbefehl der Armee der Vereinigten Staaten schreibt eine Trauer von 30 Tagen aus Anlaß des Hinscheidens des Generals Bernard vor, und nennt diese Anordnung einen gerechten Tribut für die Dienste, welche der General der Union geleistet habe. Großbritannien. _ London, 5 Febr. Das M. Chronicle setzt der neulich aus einem andern Blatte mitgetheilten Personalbeschreibung des Prinzen Albert folgendes in einigen Stücken abweichende Signalement entgegen: „Das Gesicht Sr. Hoh. ist rund, und nur leise gefärbt; die Stirn mäßig breit, am breitesten über dem äußern Augenwinkel, wo man die Protuberationen bemerkt, in denen die Phrenologie die Organe der Musik und Ordnungsliebe erkennen will. Das straff anliegende Haar, das die Stirne ganz frei läßt, ist nicht eigentlich blond, sondern mehr von hellbrauner Farbe, fast wie das Haar der Königin. Die Augenbrauen breit, nur leicht gewölbt und gegen den innern Augenwinkel gesenkt. Die Augen von heiterm Ausdruck, grünlich hellbraun (of a greenish hazel), und nicht groß. Die Nase länglich, unter dem Bug etwas eingedrückt, und gegen die Spitze hin sich wieder etwas hebend, so daß sie im Profil gesehen jener des verstorbenen Lord Byron ähnelt. Der Mund proportionirt, die Lippen von frischer Röthe, mit einem schmalen kurzen Schnurrbart darüber, der, so wie die Augenbrauen und die Wimpern, von etwas hellerer Farbe als das Haar ist. Die Gestalt Sr. Hoh. ist zur Zeit mehr dünn, als schlank; die Haltung aufrecht, die Bewegungen kräftig.“ – Der Spectator meint, wenn in unserer civilisirten Zeit noch mittelalterliche Prinzenentführungen üblich wären, so könnte der ministerielle Signalementverfasser im Chronicle beim „Hue and Cry“ treffliche Dienste thun. Folgendes (unwahrscheinliche) Gerücht ist in den letzten vierundzwanzig Stunden sehr weit und sehr zuversichtlich verbreitet worden: Lord Melbourne werde mit Lord Lansdowne nach der Vermählung der Königin zurücktreten, Lord J. Russell die Leitung des Ministeriums übernehmen und Lord Durham ins Cabinet eintreten, wobei dann die HH. Ward und C. Buller ministerielle Aemter erhalten würden. Das Parlament soll aufgelöst, und die Aufhebung der Korngesetze (?) und das Ballot (?) zu Cabinetsfragen gemacht werden. Prinz Albert wird zum Feldmarschall ernannt, und einige neue Steuern werden aufgelegt, darunter eine Abgabe auf Salz, um die sinkenden Staatsrevenuen zu stützen. So berichtet der Standard. Am 4 Febr. legte Lord Brougham dem Oberhause eine Petition von den beiden in der Haft des Unterhauses befindlichen Sheriffs von London und Middlesex vor. Er bemerkte dazu, die Bittsteller wendeten sich an das Haus Ihrer Lordschaften nicht bloß in seiner legislativen Eigenschaft, sondern auch als an das höchste Berufungstribunal des Hauses, zumal da die Sheriffs Beamte desjenigen Gerichtshofs (Sheriffs' court) seyen, über welchen Ihren Lordschaften eine unzweifelhafte Controle zustehe. Bei der Uebernahme ihres Amtes hätten die Sheriffs geschworen, alle ihnen übermachten geschriebenen Befehle der Königin nach ihrem besten Wissen und Können zu vollziehen; mehr hätten sie auch in dem betreffenden Falle nicht gethan. Der Redner ging in eine lange rechtsgelehrte Erörterung ein, und eiferte gegen die „Ungerechtigkeit und den Despotismus“ des Hauses der Gemeinen, wobei er jedoch einräumte, daß das Oberhaus zu einer näheren Einmischung in den Handel nicht befugt sey. Lord Melbourne entgegnete, eben aus letzterer Rücksicht würde sein edler und gelehrter Freund wohl klüger daran gethan haben, diese Frage nicht mit solcher Leidenschaft aufzufassen. Lord Brougham ward über diese Entgegnung noch hitziger, und rief aus, er spreche ungescheut seine Ueberzeugung aus, wiewohl er Angesichts solcher Willkür befürchten müsse, bei seinem Weggehen aus dem Parlamentshause durch den Stabträger der Gemeinen verhaftet zu werden, denn diese despotische Versammlung brauchte ja nur zu behaupten, er habe dessen Privilegien verletzt, und dabei zu verhehlen, daß diese angebliche Verletzung in einer Parlamentsrede bestanden, so könne es ihn einsperren bis zum Ende der Session. – Lord Melbourne hielt der Tapferkeit und Kriegserfahrenheit, die das indobrittische Heer in Afghanistan bewiesen, eine warme Lobrede, und beantragte ein Votum des Dankes an dasselbe. Der Herzog v. Wellington und Lord Hill, der Oberbefehlshaber der brittischen Heere, stimmten in dieses Lob mit ein. Der erstere, der jedoch die Bemerkung vorausschickte, daß er hier rein die Kriegsoperationen selbst, nicht die Politik im Auge habe, äußerte unter Anderm: „Mylords! Durch Zufall erhielt ich einige Kenntniß von den Anstalten zu diesem großen Kriegsunternehmen, und ich muß sagen, mir ist kein Fall bekannt, wo die Pflichten eines Generalstatthalters von Indien in größerem

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 43. Augsburg, 12. Februar 1840, S. 0337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_043_18400212/1>, abgerufen am 21.11.2024.