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Allgemeine Zeitung. Nr. 43. Augsburg, 12. Februar 1840.

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in Kiel, Höpp, als Präsidenten, dem Deputirten der deutschen Kanzlei, Rathgen, dem Professor an der Kieler Universität, Falck, den Obergerichtsräthen v. Schirach und Fontenay als Beisitzern ernannt, um den Entwurf zu einem neuen Criminalgesetzbuch für die Herzogthümer auszuarbeiten. - Die öffentlichen Blätter reden jetzt davon, daß, wie wir schon früher angedeutet haben, eine Commission zur Reorganisirung der dänischen Armee und zur Entwerfung eines Gesetzes über allgemeine Wehrpflicht niedergesetzt werden solle, schweben aber noch in großer Ungewißheit in Betreff der Mitglieder. - Für den talentvollen Dichter, Pastor Steen Stenessen Blicher, ist eine Subscription eröffnet, da er sich in dürftigen Umständen befindet. Wären seine sehr gelungenen und unterhaltenden Novellen in Deutschland so bekannt, wie sie es verdienen, so dürfte vielleicht auch mancher dankbare deutsche Leser sich aufgefordert fühlen, sein Scherflein an die Rietzel'sche Buchhandlung hieselbst einzusenden. - Der König hat die verwittwete Königin in einem äußerst liebevollen Schreiben gebeten, das Großcommandeurkreuz vom Dannebrogsorden, welches ihr verewigter Gemahl getragen, anzunehmen. Unsers Wissens hat bisher nie eine Dame diesen Orden erhalten. Ihre Maj. ist also die erste Großcommandeurin. Ein anderer kleiner Zug, dessen wir früher nicht erwähnt haben, gehört auch hieher: der erste, welcher eine Auszeichnung, das Kreuz der Dannebrogsmänner aus der Hand des regierenden Königs empfing, war der Kammerdiener des Verewigten, zur Belohnung seiner Treue und Anhänglichkeit an den hochseligen Monarchen. - Die Beobachtungen über die Schwankungen der Magnetnadel sind hier bis jetzt auf der polytechnischen Lehranstalt, unter Leitung des hochverdienten Naturforschers Oersted angestellt worden. Die Localität des rings von Gebäuden und anziehenden Körpern umgebenen Observatoriums verminderte aber in hohem Grade die Zuverlässigkeit der Beobachtungen. Der König, der stets bereit ist der Wissenschaft hülfreiche Hand zu leisten, hat daher bewilligt, daß zwei isolirte Observatorien auf den Wällen der Festung erbaut und eigene Observatoren angestellt werden mögen. Die Kieler Universität wird sich hoffentlich der Huld des Königs zu erfreuen haben, und nach dem Antrage der letzten holstein'schen Ständeversammlung einen Zuschuß zu ihren geringen Einnahmen erhalten.

Rußland und Polen.

Der Generalmajor Uschakoff IV ist zum Befehlshaber des Gebiets der Ackerbau-Soldaten von Staraja-Russa ernannt worden.

Die Vorkehrungen an der Warschau-Wiener Eisenbahn haben bereits begonnen. Fast die ganze Linie ist schon abgesteckt, und die Hauptpunkte sind bezeichnet. Dieselbe wird über Skierniewice, Piotrkowo und Czenstochau nach Niwka gehen. Sobald das Frühjahr eintritt, sollen die Arbeiten anfangen und mit Eile betrieben werden.

Oesterreich.

Privatmittheilungen aus Preßburg geben von nachbenannten Comitaten die Zahlenansätze der Instructionen für die Recrutenstellung. Das Stuhlweißenburger Comitat stimmte für 30,000 Recruten, das Preßburger für 38,500 (wornach meine neuliche Angabe von 30,000 zu berichtigen ist), das Barscher für 38,500, das Pesther für 20,000, das Oedenburger für 38,500, einschließlich der 9000 Invaliden der ungarischen Regimenter, das Gömörer, wie schon erwähnt, sieht, weil Friede ist, ganz davon ab. In der gemischten Reichstagssitzung vom 31 Jan. wurde, der Preßburger Zeitung vom 4 zufolge hinsichtlich, der Gränzfragen zwischen den Comitaten Bacs, Veröcze und Syrmien folgendes k. Rescript verlesen: "Ferdinand I von Gottes Gnaden etc. Nachdem Uns der Bericht der im 30sten Art. 1807 ernannten Commission vorgelegt wurde, haben Wir Uns bewogen gefunden, den Ausspruch, laut welchem der Strich Zsiwa, zwischen dem Bacser und Veröczer Comitat, dann die Insel Cseb nebst Klein-Nestin und Butykovaz neben Neu-Vukovar zwischen Bacs und Syrmien, dem Terrain und der Gerichtsbarkeit des Bacser Comitats mit dem einverleibt werde, daß hierdurch den Rechten der betreffenden Grundherren kein Nachtheil erwachse, sondern ihre Prätensionen im Rechtswege entschieden werden, zu genehmigen, welches Eurer Liebden und den Reichsständen in Folge des landtägigen Postulats hiemit gnädig mitgetheilt wird, damit darüber ein Gesetzartikel verfertigt werde."

Griechenland.

Eine der Maaßregeln des Ministers Glarakis, welche ganz geeignet war, allgemeines Mißvergnügen und eine unruhige, für jedes Ereigniß bereite Stimmung bei der Bevölkerung hervorzurufen, war die Verordnung, kraft welcher die Verwandten und Freunde von Räubern oder Deserteuren gewaltsam aus einer Gegend des Reiches in die andere versetzt wurden. Diese in den letzten Monaten von allen Journalen, auch dem der orthodoxen Partei angehörigen, damals aber ihr abtrünnig gewordenen Aeon vielfach besprochene und bekämpfte Maaßregel ist von Sr. Maj. zurückgenommen, und dabei befohlen worden, daß die bereits versetzten Individuen und Familien auf öffentliche Kosten wieder in ihre Wohnsitze zurückgeführt werden sollen. Die Zufriedenheit mit diesem Widerrufe ist groß; nur der Aeon, der damals zuerst auf das Gefährliche der Maaßregel hingedeutet, und damals seine früheren politischen Freunde als verkaufte blinde Werkzeuge "einer fremden Gesandtschaft" und einer "hinterlistigen Diplomatie" bezeichnet hatte, der aber jetzt seit der Entdeckung der Conspiration (wie man sagt, aus ungefähr siebentausend silberhell klingenden Gründen) unter seine alte Fahne zurückgekehrt, ist nicht damit zufrieden. Die Polemik zwischen ihm und der Athene ist sehr lebhaft, und wirft wunderbare Streiflichter auf die Vergangenheit. - Die Untersuchungen dauern hier fort, und sollen zu manchen Ergebnissen führen. Auch die jonische Regierung hat auf die erste Nachricht von der Conspiration und von der Theilnahme jonischer Unterthanen an derselben strenge Untersuchungen verfügt; und vor einigen Tagen ist der Sohn und Adjutant des Lord-Obercommissärs, Sir Howard Douglas, in einer außerordentlichen Sendung hier eingetroffen, und hat eine Audienz bei Sr. Maj. dem Könige gehabt. Es heißt, daß auch ein Theil der englischen Flotte im Piräeus erwartet wird. - Der neue Minister des Innern hat ein sehr verständiges Rundschreiben an die Gouverneure der Provinzen erlassen. Auch beschäftigt er sich mit der Einberufung der Provincialräthe. Man versichert, daß der König schon früher wiederholt die Verwirklichung dieser bereits im Jahr 1836 erlassenen Organisation befohlen, daß aber Hr. Glarakis immer Vorwände zu finden gewußt habe, die Ausführung aufzuschieben. - Die Athene macht in ihrer letzten Nummer darauf aufmerksam, daß die Umtriebe der Bonapartisten in Frankreich von derselben Seite her angeregt und unterstützt zu werden scheinen, wie die der hiesigen Napisten, und daß die dort über das Jahr 1840verbreiteten Prophezeyungen des Nostradamus wohl aus derselben nordischen Quelle geflossen seyn möchten, wie die hiesigen des Agathangelos. Diese Zusammenstellung ist in der That auffallend. - Unser Hof geht in einigen Tagen auf dem Dampfschiffe Othon nach Nauplia, um dort das Fest der Landung des Königs (6 Febr.) zu feiern.

in Kiel, Höpp, als Präsidenten, dem Deputirten der deutschen Kanzlei, Rathgen, dem Professor an der Kieler Universität, Falck, den Obergerichtsräthen v. Schirach und Fontenay als Beisitzern ernannt, um den Entwurf zu einem neuen Criminalgesetzbuch für die Herzogthümer auszuarbeiten. – Die öffentlichen Blätter reden jetzt davon, daß, wie wir schon früher angedeutet haben, eine Commission zur Reorganisirung der dänischen Armee und zur Entwerfung eines Gesetzes über allgemeine Wehrpflicht niedergesetzt werden solle, schweben aber noch in großer Ungewißheit in Betreff der Mitglieder. – Für den talentvollen Dichter, Pastor Steen Stenessen Blicher, ist eine Subscription eröffnet, da er sich in dürftigen Umständen befindet. Wären seine sehr gelungenen und unterhaltenden Novellen in Deutschland so bekannt, wie sie es verdienen, so dürfte vielleicht auch mancher dankbare deutsche Leser sich aufgefordert fühlen, sein Scherflein an die Rietzel'sche Buchhandlung hieselbst einzusenden. – Der König hat die verwittwete Königin in einem äußerst liebevollen Schreiben gebeten, das Großcommandeurkreuz vom Dannebrogsorden, welches ihr verewigter Gemahl getragen, anzunehmen. Unsers Wissens hat bisher nie eine Dame diesen Orden erhalten. Ihre Maj. ist also die erste Großcommandeurin. Ein anderer kleiner Zug, dessen wir früher nicht erwähnt haben, gehört auch hieher: der erste, welcher eine Auszeichnung, das Kreuz der Dannebrogsmänner aus der Hand des regierenden Königs empfing, war der Kammerdiener des Verewigten, zur Belohnung seiner Treue und Anhänglichkeit an den hochseligen Monarchen. – Die Beobachtungen über die Schwankungen der Magnetnadel sind hier bis jetzt auf der polytechnischen Lehranstalt, unter Leitung des hochverdienten Naturforschers Oersted angestellt worden. Die Localität des rings von Gebäuden und anziehenden Körpern umgebenen Observatoriums verminderte aber in hohem Grade die Zuverlässigkeit der Beobachtungen. Der König, der stets bereit ist der Wissenschaft hülfreiche Hand zu leisten, hat daher bewilligt, daß zwei isolirte Observatorien auf den Wällen der Festung erbaut und eigene Observatoren angestellt werden mögen. Die Kieler Universität wird sich hoffentlich der Huld des Königs zu erfreuen haben, und nach dem Antrage der letzten holstein'schen Ständeversammlung einen Zuschuß zu ihren geringen Einnahmen erhalten.

Rußland und Polen.

Der Generalmajor Uschakoff IV ist zum Befehlshaber des Gebiets der Ackerbau-Soldaten von Staraja-Russa ernannt worden.

Die Vorkehrungen an der Warschau-Wiener Eisenbahn haben bereits begonnen. Fast die ganze Linie ist schon abgesteckt, und die Hauptpunkte sind bezeichnet. Dieselbe wird über Skierniewice, Piotrkowo und Czenstochau nach Niwka gehen. Sobald das Frühjahr eintritt, sollen die Arbeiten anfangen und mit Eile betrieben werden.

Oesterreich.

Privatmittheilungen aus Preßburg geben von nachbenannten Comitaten die Zahlenansätze der Instructionen für die Recrutenstellung. Das Stuhlweißenburger Comitat stimmte für 30,000 Recruten, das Preßburger für 38,500 (wornach meine neuliche Angabe von 30,000 zu berichtigen ist), das Barscher für 38,500, das Pesther für 20,000, das Oedenburger für 38,500, einschließlich der 9000 Invaliden der ungarischen Regimenter, das Gömörer, wie schon erwähnt, sieht, weil Friede ist, ganz davon ab. In der gemischten Reichstagssitzung vom 31 Jan. wurde, der Preßburger Zeitung vom 4 zufolge hinsichtlich, der Gränzfragen zwischen den Comitaten Bács, Veröcze und Syrmien folgendes k. Rescript verlesen: „Ferdinand I von Gottes Gnaden etc. Nachdem Uns der Bericht der im 30sten Art. 1807 ernannten Commission vorgelegt wurde, haben Wir Uns bewogen gefunden, den Ausspruch, laut welchem der Strich Zsiwa, zwischen dem Bacser und Veröczer Comitat, dann die Insel Cséb nebst Klein-Nestin und Butykováz neben Neu-Vukovár zwischen Bács und Syrmien, dem Terrain und der Gerichtsbarkeit des Bácser Comitats mit dem einverleibt werde, daß hierdurch den Rechten der betreffenden Grundherren kein Nachtheil erwachse, sondern ihre Prätensionen im Rechtswege entschieden werden, zu genehmigen, welches Eurer Liebden und den Reichsständen in Folge des landtägigen Postulats hiemit gnädig mitgetheilt wird, damit darüber ein Gesetzartikel verfertigt werde.“

Griechenland.

Eine der Maaßregeln des Ministers Glarakis, welche ganz geeignet war, allgemeines Mißvergnügen und eine unruhige, für jedes Ereigniß bereite Stimmung bei der Bevölkerung hervorzurufen, war die Verordnung, kraft welcher die Verwandten und Freunde von Räubern oder Deserteuren gewaltsam aus einer Gegend des Reiches in die andere versetzt wurden. Diese in den letzten Monaten von allen Journalen, auch dem der orthodoxen Partei angehörigen, damals aber ihr abtrünnig gewordenen Aeon vielfach besprochene und bekämpfte Maaßregel ist von Sr. Maj. zurückgenommen, und dabei befohlen worden, daß die bereits versetzten Individuen und Familien auf öffentliche Kosten wieder in ihre Wohnsitze zurückgeführt werden sollen. Die Zufriedenheit mit diesem Widerrufe ist groß; nur der Aeon, der damals zuerst auf das Gefährliche der Maaßregel hingedeutet, und damals seine früheren politischen Freunde als verkaufte blinde Werkzeuge „einer fremden Gesandtschaft“ und einer „hinterlistigen Diplomatie“ bezeichnet hatte, der aber jetzt seit der Entdeckung der Conspiration (wie man sagt, aus ungefähr siebentausend silberhell klingenden Gründen) unter seine alte Fahne zurückgekehrt, ist nicht damit zufrieden. Die Polemik zwischen ihm und der Athene ist sehr lebhaft, und wirft wunderbare Streiflichter auf die Vergangenheit. – Die Untersuchungen dauern hier fort, und sollen zu manchen Ergebnissen führen. Auch die jonische Regierung hat auf die erste Nachricht von der Conspiration und von der Theilnahme jonischer Unterthanen an derselben strenge Untersuchungen verfügt; und vor einigen Tagen ist der Sohn und Adjutant des Lord-Obercommissärs, Sir Howard Douglas, in einer außerordentlichen Sendung hier eingetroffen, und hat eine Audienz bei Sr. Maj. dem Könige gehabt. Es heißt, daß auch ein Theil der englischen Flotte im Piräeus erwartet wird. – Der neue Minister des Innern hat ein sehr verständiges Rundschreiben an die Gouverneure der Provinzen erlassen. Auch beschäftigt er sich mit der Einberufung der Provincialräthe. Man versichert, daß der König schon früher wiederholt die Verwirklichung dieser bereits im Jahr 1836 erlassenen Organisation befohlen, daß aber Hr. Glarakis immer Vorwände zu finden gewußt habe, die Ausführung aufzuschieben. – Die Athene macht in ihrer letzten Nummer darauf aufmerksam, daß die Umtriebe der Bonapartisten in Frankreich von derselben Seite her angeregt und unterstützt zu werden scheinen, wie die der hiesigen Napisten, und daß die dort über das Jahr 1840verbreiteten Prophezeyungen des Nostradamus wohl aus derselben nordischen Quelle geflossen seyn möchten, wie die hiesigen des Agathangelos. Diese Zusammenstellung ist in der That auffallend. – Unser Hof geht in einigen Tagen auf dem Dampfschiffe Othon nach Nauplia, um dort das Fest der Landung des Königs (6 Febr.) zu feiern.

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in Kiel, Höpp, als Präsidenten, dem Deputirten der deutschen Kanzlei, Rathgen, dem Professor an der Kieler Universität, Falck, den Obergerichtsräthen v. Schirach und Fontenay als Beisitzern ernannt, um den Entwurf zu einem neuen Criminalgesetzbuch für die Herzogthümer auszuarbeiten. &#x2013; Die öffentlichen Blätter reden jetzt davon, daß, wie wir schon früher angedeutet haben, eine Commission zur Reorganisirung der dänischen Armee und zur Entwerfung eines Gesetzes über allgemeine Wehrpflicht niedergesetzt werden solle, schweben aber noch in großer Ungewißheit in Betreff der Mitglieder. &#x2013; Für den talentvollen Dichter, Pastor Steen Stenessen Blicher, ist eine Subscription eröffnet, da er sich in dürftigen Umständen befindet. Wären seine sehr gelungenen und unterhaltenden Novellen in Deutschland so bekannt, wie sie es verdienen, so dürfte vielleicht auch mancher dankbare deutsche Leser sich aufgefordert fühlen, sein Scherflein an die Rietzel'sche Buchhandlung hieselbst einzusenden. &#x2013; Der König hat die verwittwete Königin in einem äußerst liebevollen Schreiben gebeten, das Großcommandeurkreuz vom Dannebrogsorden, welches ihr verewigter Gemahl getragen, anzunehmen. Unsers Wissens hat bisher nie eine Dame diesen Orden erhalten. Ihre Maj. ist also die erste Großcommandeurin. Ein anderer kleiner Zug, dessen wir früher nicht erwähnt haben, gehört auch hieher: der erste, welcher eine Auszeichnung, das Kreuz der Dannebrogsmänner aus der Hand des regierenden Königs empfing, war der Kammerdiener des Verewigten, zur Belohnung seiner Treue und Anhänglichkeit an den hochseligen Monarchen. &#x2013; Die Beobachtungen über die Schwankungen der Magnetnadel sind hier bis jetzt auf der polytechnischen Lehranstalt, unter Leitung des hochverdienten Naturforschers Oersted angestellt worden. Die Localität des rings von Gebäuden und anziehenden Körpern umgebenen Observatoriums verminderte aber in hohem Grade die Zuverlässigkeit der Beobachtungen. Der König, der stets bereit ist der Wissenschaft hülfreiche Hand zu leisten, hat daher bewilligt, daß zwei isolirte Observatorien auf den Wällen der Festung erbaut und eigene Observatoren angestellt werden mögen. Die Kieler Universität wird sich hoffentlich der Huld des Königs zu erfreuen haben, und nach dem Antrage der letzten holstein'schen <hi rendition="#g">Ständeversammlung</hi> einen Zuschuß zu ihren geringen Einnahmen erhalten.</p>
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[0343/0007] in Kiel, Höpp, als Präsidenten, dem Deputirten der deutschen Kanzlei, Rathgen, dem Professor an der Kieler Universität, Falck, den Obergerichtsräthen v. Schirach und Fontenay als Beisitzern ernannt, um den Entwurf zu einem neuen Criminalgesetzbuch für die Herzogthümer auszuarbeiten. – Die öffentlichen Blätter reden jetzt davon, daß, wie wir schon früher angedeutet haben, eine Commission zur Reorganisirung der dänischen Armee und zur Entwerfung eines Gesetzes über allgemeine Wehrpflicht niedergesetzt werden solle, schweben aber noch in großer Ungewißheit in Betreff der Mitglieder. – Für den talentvollen Dichter, Pastor Steen Stenessen Blicher, ist eine Subscription eröffnet, da er sich in dürftigen Umständen befindet. Wären seine sehr gelungenen und unterhaltenden Novellen in Deutschland so bekannt, wie sie es verdienen, so dürfte vielleicht auch mancher dankbare deutsche Leser sich aufgefordert fühlen, sein Scherflein an die Rietzel'sche Buchhandlung hieselbst einzusenden. – Der König hat die verwittwete Königin in einem äußerst liebevollen Schreiben gebeten, das Großcommandeurkreuz vom Dannebrogsorden, welches ihr verewigter Gemahl getragen, anzunehmen. Unsers Wissens hat bisher nie eine Dame diesen Orden erhalten. Ihre Maj. ist also die erste Großcommandeurin. Ein anderer kleiner Zug, dessen wir früher nicht erwähnt haben, gehört auch hieher: der erste, welcher eine Auszeichnung, das Kreuz der Dannebrogsmänner aus der Hand des regierenden Königs empfing, war der Kammerdiener des Verewigten, zur Belohnung seiner Treue und Anhänglichkeit an den hochseligen Monarchen. – Die Beobachtungen über die Schwankungen der Magnetnadel sind hier bis jetzt auf der polytechnischen Lehranstalt, unter Leitung des hochverdienten Naturforschers Oersted angestellt worden. Die Localität des rings von Gebäuden und anziehenden Körpern umgebenen Observatoriums verminderte aber in hohem Grade die Zuverlässigkeit der Beobachtungen. Der König, der stets bereit ist der Wissenschaft hülfreiche Hand zu leisten, hat daher bewilligt, daß zwei isolirte Observatorien auf den Wällen der Festung erbaut und eigene Observatoren angestellt werden mögen. Die Kieler Universität wird sich hoffentlich der Huld des Königs zu erfreuen haben, und nach dem Antrage der letzten holstein'schen Ständeversammlung einen Zuschuß zu ihren geringen Einnahmen erhalten. Rußland und Polen. _ St. Petersburg, 30 Jan. Der Generalmajor Uschakoff IV ist zum Befehlshaber des Gebiets der Ackerbau-Soldaten von Staraja-Russa ernannt worden. _ Warschau, 3 Jan. Die Vorkehrungen an der Warschau-Wiener Eisenbahn haben bereits begonnen. Fast die ganze Linie ist schon abgesteckt, und die Hauptpunkte sind bezeichnet. Dieselbe wird über Skierniewice, Piotrkowo und Czenstochau nach Niwka gehen. Sobald das Frühjahr eintritt, sollen die Arbeiten anfangen und mit Eile betrieben werden. Oesterreich. _ Wien, 6 Febr. Privatmittheilungen aus Preßburg geben von nachbenannten Comitaten die Zahlenansätze der Instructionen für die Recrutenstellung. Das Stuhlweißenburger Comitat stimmte für 30,000 Recruten, das Preßburger für 38,500 (wornach meine neuliche Angabe von 30,000 zu berichtigen ist), das Barscher für 38,500, das Pesther für 20,000, das Oedenburger für 38,500, einschließlich der 9000 Invaliden der ungarischen Regimenter, das Gömörer, wie schon erwähnt, sieht, weil Friede ist, ganz davon ab. In der gemischten Reichstagssitzung vom 31 Jan. wurde, der Preßburger Zeitung vom 4 zufolge hinsichtlich, der Gränzfragen zwischen den Comitaten Bács, Veröcze und Syrmien folgendes k. Rescript verlesen: „Ferdinand I von Gottes Gnaden etc. Nachdem Uns der Bericht der im 30sten Art. 1807 ernannten Commission vorgelegt wurde, haben Wir Uns bewogen gefunden, den Ausspruch, laut welchem der Strich Zsiwa, zwischen dem Bacser und Veröczer Comitat, dann die Insel Cséb nebst Klein-Nestin und Butykováz neben Neu-Vukovár zwischen Bács und Syrmien, dem Terrain und der Gerichtsbarkeit des Bácser Comitats mit dem einverleibt werde, daß hierdurch den Rechten der betreffenden Grundherren kein Nachtheil erwachse, sondern ihre Prätensionen im Rechtswege entschieden werden, zu genehmigen, welches Eurer Liebden und den Reichsständen in Folge des landtägigen Postulats hiemit gnädig mitgetheilt wird, damit darüber ein Gesetzartikel verfertigt werde.“ Griechenland. _ Athen, 27 Jan. Eine der Maaßregeln des Ministers Glarakis, welche ganz geeignet war, allgemeines Mißvergnügen und eine unruhige, für jedes Ereigniß bereite Stimmung bei der Bevölkerung hervorzurufen, war die Verordnung, kraft welcher die Verwandten und Freunde von Räubern oder Deserteuren gewaltsam aus einer Gegend des Reiches in die andere versetzt wurden. Diese in den letzten Monaten von allen Journalen, auch dem der orthodoxen Partei angehörigen, damals aber ihr abtrünnig gewordenen Aeon vielfach besprochene und bekämpfte Maaßregel ist von Sr. Maj. zurückgenommen, und dabei befohlen worden, daß die bereits versetzten Individuen und Familien auf öffentliche Kosten wieder in ihre Wohnsitze zurückgeführt werden sollen. Die Zufriedenheit mit diesem Widerrufe ist groß; nur der Aeon, der damals zuerst auf das Gefährliche der Maaßregel hingedeutet, und damals seine früheren politischen Freunde als verkaufte blinde Werkzeuge „einer fremden Gesandtschaft“ und einer „hinterlistigen Diplomatie“ bezeichnet hatte, der aber jetzt seit der Entdeckung der Conspiration (wie man sagt, aus ungefähr siebentausend silberhell klingenden Gründen) unter seine alte Fahne zurückgekehrt, ist nicht damit zufrieden. Die Polemik zwischen ihm und der Athene ist sehr lebhaft, und wirft wunderbare Streiflichter auf die Vergangenheit. – Die Untersuchungen dauern hier fort, und sollen zu manchen Ergebnissen führen. Auch die jonische Regierung hat auf die erste Nachricht von der Conspiration und von der Theilnahme jonischer Unterthanen an derselben strenge Untersuchungen verfügt; und vor einigen Tagen ist der Sohn und Adjutant des Lord-Obercommissärs, Sir Howard Douglas, in einer außerordentlichen Sendung hier eingetroffen, und hat eine Audienz bei Sr. Maj. dem Könige gehabt. Es heißt, daß auch ein Theil der englischen Flotte im Piräeus erwartet wird. – Der neue Minister des Innern hat ein sehr verständiges Rundschreiben an die Gouverneure der Provinzen erlassen. Auch beschäftigt er sich mit der Einberufung der Provincialräthe. Man versichert, daß der König schon früher wiederholt die Verwirklichung dieser bereits im Jahr 1836 erlassenen Organisation befohlen, daß aber Hr. Glarakis immer Vorwände zu finden gewußt habe, die Ausführung aufzuschieben. – Die Athene macht in ihrer letzten Nummer darauf aufmerksam, daß die Umtriebe der Bonapartisten in Frankreich von derselben Seite her angeregt und unterstützt zu werden scheinen, wie die der hiesigen Napisten, und daß die dort über das Jahr 1840verbreiteten Prophezeyungen des Nostradamus wohl aus derselben nordischen Quelle geflossen seyn möchten, wie die hiesigen des Agathangelos. Diese Zusammenstellung ist in der That auffallend. – Unser Hof geht in einigen Tagen auf dem Dampfschiffe Othon nach Nauplia, um dort das Fest der Landung des Königs (6 Febr.) zu feiern.

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 43. Augsburg, 12. Februar 1840, S. 0343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_043_18400212/7>, abgerufen am 21.11.2024.