Allgemeine Zeitung. Nr. 44. Augsburg, 13. Februar 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. DonnerstagNr. 44. 13 Februar 1840Spanien. Madrid, 31 Jan. Die Wahlen haben in den letzten Tagen einen unerwarteten Umschwung genommen. Die Willkürlichkeit in der Abfassung der Verzeichnisse der Wahlmänner, die Vertheilung der Districtsplätze, der directe Einfluß der Waffencommandanten, der Obrigkeiten, des Clerus, der Großen, die Unwissenheit und Abhängigkeit von den aristokratischen Einflüssen, in welcher im Allgemeinen das spanische Volk lebt, alles dieß hat gemacht, daß man selbst in den Provinzen, welche sich anfangs den Progressisten günstig zeigten, zuletzt aus den kleinen Wahldistricten Hunderte, ja Tausende von Stimmen zu Gunsten solcher Menschen wie Toreno, Alcala Galiano, Carramolino und überhaupt des Ministeriums, über dessen Verwaltung sich doch alle Welt beklagt, hervorgehen sah. Das Resultat ist, daß die Progressistenpartei von den 241 Stimmen, aus welchen der Congreß besteht, dießmal nur auf ein Drittel zählen kann - ein Verhältniß, welches im Anfang noch ungünstiger seyn wird, da die Wahlen in vier Provinzen (Corunda, Leon, Almeria, Biscaya) suspendirt sind, und da die der Hauptstadt am nächsten gelegenen fast alle zu Gunsten der Moderantistencandidaten votirt haben. Die Progressisten haben, so viel bis jetzt entschieden ist, nur in Madrid, Saragossa, Valencia (in der Provinz, denn in der Stadt hatten die Moderantisten eine starke Majorität) und Sevilla gewonnen. Die Moderantisten haben unter den großen Städten für sich Cordova, Cadiz, Murcia, Salamanca und Valladolid; in Granada, Malaga, Badajoz, Cuenca und Caceres werden die Wahlen gemischt, aber mit einem Uebergewicht der Moderantisten (mit Ausnahme von Granada) ausfallen; von Barcelona und Palma kann man noch nichts wissen. Während des ganzen Monats Februar und bis zur Hälfte März werden sich schwerlich über 150 Deputirte vereinigen, und das Verhältniß der Moderantisten zu den Progressisten wird, wie gesagt, ungefähr 2 : 1 oder wohl gar 5 : 2 seyn. Alle die famosen Chefs des Moderantismus, alle Exminister u. s. w. wird man dießmal wieder auftreten sehen. Die Progressisten haben einige Anführer, unter andern den Grafen de las Navas auf dem Wahlfelde gelassen. Der Umstand, daß die alten Chefs des Liberalismus, Calatrava, Mendizabal, Sancho, Arguelles u. s. w. außer in Madrid völlig desaccreditirt sind, weil sie nie im Sinne ihres Systems sondern gegen ihre eigene Fahne gefochten haben, trägt ohne Zweifel viel zu dem Siege der Moderantisten bei, aber ich möchte wissen, was man von den letzteren hofft? Der Castellano (ein Apostat von den Liberalen) tröstet seine Leser damit, daß unter den sogenannten Moderantisten oder Jovellanisten viele begriffen seyen, die nicht streng zu dieser Farbe gehören, sondern eine dritte Partei der Gerechtigkeit, Unparteilichkeit, wirklichen Verbesserungen u. dergl. bilden werden. Das ist der ewige Gesang aller Mittelparteien, welche sich zuletzt immer in der herrschenden Majorität auflösen, wie es die Erfahrung in Frankreich und andern Ländern zeigt. - Vom Kriegsschauplatze gibt es nichts Bedeutendes. Die Kannibalen von Beteta und Cannete haben mit der Colonne des Obristen Rodriguez in Paralejes, wo sie ihn überfallen wollten, ein hitziges Gefecht gehabt, welches den Christinischen Truppen Ehre macht. Zurbano hat die Backöfen von Segura zerstört und hält den Platz scharf blokirt. Cabrera ist in Convalescenz, aber noch sehr schwach und halb gelähmt. Die Carlisten hoffen stets auf die Ankunft eines königlichen Prinzen, der alsdann von Catalonien aus eine Expedition nach Navarra unternehmen soll. In diesem Lande (Catalonien) beschäftigt man sich hauptsächlich wie in Valencia mit der periodischen Versorgung der festen Plätze; man weiß noch nicht, wer dort als zweiter Befehlshaber Espartero's den Befehl übernehmen wird, einige sagen O'Donnell, andere mit mehr Wahrscheinlichkeit Van Halen. - In der Mancha und in Galicien streifen nur noch einige kleine Räuberbanden, die nicht mehr den Namen von Infurgenten verdienen. Man muß den im Allgemeinen verbesserten Zustand des Landes allerdings auf Rechnung des Vertrags von Vergara schreiben; auch ist dieß die reiche Mine, aus welcher das Ministerium die Schätze schöpfte, mit welchen es die Wahlmänner verblendet hat. Das spanisch-Unlogische dabei ist nur, daß die Wahlen gerade gegen die ostensiblen Neigungen desjenigen, der den genannten Vertrag gemacht hat, ausgefallen sind. - Die kleine Königin befindet sich nicht wohl, und man ist nicht ganz ohne Unruhe über ihren Zustand - vielleicht ist es aber nur eine der vielen Kinderkrankheiten, die von selbst vorübergehen. Nachschrift. Van Halen ist zum Generalcapitän und einstweiligen Generalbefehlshaber in Catalonien ernannt. In Pamplona erhielten die Moderantisten die Oberhand bei den Wahlen. Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. DonnerstagNr. 44. 13 Februar 1840Spanien. Madrid, 31 Jan. Die Wahlen haben in den letzten Tagen einen unerwarteten Umschwung genommen. Die Willkürlichkeit in der Abfassung der Verzeichnisse der Wahlmänner, die Vertheilung der Districtsplätze, der directe Einfluß der Waffencommandanten, der Obrigkeiten, des Clerus, der Großen, die Unwissenheit und Abhängigkeit von den aristokratischen Einflüssen, in welcher im Allgemeinen das spanische Volk lebt, alles dieß hat gemacht, daß man selbst in den Provinzen, welche sich anfangs den Progressisten günstig zeigten, zuletzt aus den kleinen Wahldistricten Hunderte, ja Tausende von Stimmen zu Gunsten solcher Menschen wie Toreno, Alcala Galiano, Carramolino und überhaupt des Ministeriums, über dessen Verwaltung sich doch alle Welt beklagt, hervorgehen sah. Das Resultat ist, daß die Progressistenpartei von den 241 Stimmen, aus welchen der Congreß besteht, dießmal nur auf ein Drittel zählen kann – ein Verhältniß, welches im Anfang noch ungünstiger seyn wird, da die Wahlen in vier Provinzen (Coruña, Leon, Almeria, Biscaya) suspendirt sind, und da die der Hauptstadt am nächsten gelegenen fast alle zu Gunsten der Moderantistencandidaten votirt haben. Die Progressisten haben, so viel bis jetzt entschieden ist, nur in Madrid, Saragossa, Valencia (in der Provinz, denn in der Stadt hatten die Moderantisten eine starke Majorität) und Sevilla gewonnen. Die Moderantisten haben unter den großen Städten für sich Cordova, Cadiz, Murcia, Salamanca und Valladolid; in Granada, Malaga, Badajoz, Cuenca und Caceres werden die Wahlen gemischt, aber mit einem Uebergewicht der Moderantisten (mit Ausnahme von Granada) ausfallen; von Barcelona und Palma kann man noch nichts wissen. Während des ganzen Monats Februar und bis zur Hälfte März werden sich schwerlich über 150 Deputirte vereinigen, und das Verhältniß der Moderantisten zu den Progressisten wird, wie gesagt, ungefähr 2 : 1 oder wohl gar 5 : 2 seyn. Alle die famosen Chefs des Moderantismus, alle Exminister u. s. w. wird man dießmal wieder auftreten sehen. Die Progressisten haben einige Anführer, unter andern den Grafen de las Navas auf dem Wahlfelde gelassen. Der Umstand, daß die alten Chefs des Liberalismus, Calatrava, Mendizabal, Sancho, Arguelles u. s. w. außer in Madrid völlig desaccreditirt sind, weil sie nie im Sinne ihres Systems sondern gegen ihre eigene Fahne gefochten haben, trägt ohne Zweifel viel zu dem Siege der Moderantisten bei, aber ich möchte wissen, was man von den letzteren hofft? Der Castellano (ein Apostat von den Liberalen) tröstet seine Leser damit, daß unter den sogenannten Moderantisten oder Jovellanisten viele begriffen seyen, die nicht streng zu dieser Farbe gehören, sondern eine dritte Partei der Gerechtigkeit, Unparteilichkeit, wirklichen Verbesserungen u. dergl. bilden werden. Das ist der ewige Gesang aller Mittelparteien, welche sich zuletzt immer in der herrschenden Majorität auflösen, wie es die Erfahrung in Frankreich und andern Ländern zeigt. – Vom Kriegsschauplatze gibt es nichts Bedeutendes. Die Kannibalen von Beteta und Cañete haben mit der Colonne des Obristen Rodriguez in Paralejes, wo sie ihn überfallen wollten, ein hitziges Gefecht gehabt, welches den Christinischen Truppen Ehre macht. Zurbano hat die Backöfen von Segura zerstört und hält den Platz scharf blokirt. Cabrera ist in Convalescenz, aber noch sehr schwach und halb gelähmt. Die Carlisten hoffen stets auf die Ankunft eines königlichen Prinzen, der alsdann von Catalonien aus eine Expedition nach Navarra unternehmen soll. In diesem Lande (Catalonien) beschäftigt man sich hauptsächlich wie in Valencia mit der periodischen Versorgung der festen Plätze; man weiß noch nicht, wer dort als zweiter Befehlshaber Espartero's den Befehl übernehmen wird, einige sagen O'Donnell, andere mit mehr Wahrscheinlichkeit Van Halen. – In der Mancha und in Galicien streifen nur noch einige kleine Räuberbanden, die nicht mehr den Namen von Infurgenten verdienen. Man muß den im Allgemeinen verbesserten Zustand des Landes allerdings auf Rechnung des Vertrags von Vergara schreiben; auch ist dieß die reiche Mine, aus welcher das Ministerium die Schätze schöpfte, mit welchen es die Wahlmänner verblendet hat. Das spanisch-Unlogische dabei ist nur, daß die Wahlen gerade gegen die ostensiblen Neigungen desjenigen, der den genannten Vertrag gemacht hat, ausgefallen sind. – Die kleine Königin befindet sich nicht wohl, und man ist nicht ganz ohne Unruhe über ihren Zustand – vielleicht ist es aber nur eine der vielen Kinderkrankheiten, die von selbst vorübergehen. Nachschrift. Van Halen ist zum Generalcapitän und einstweiligen Generalbefehlshaber in Catalonien ernannt. 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Das Resultat ist, daß die Progressistenpartei von den 241 Stimmen, aus welchen der Congreß besteht, dießmal nur auf ein Drittel zählen kann – ein Verhältniß, welches im Anfang noch ungünstiger seyn wird, da die Wahlen in vier Provinzen (Coruña, Leon, Almeria, Biscaya) suspendirt sind, und da die der Hauptstadt am nächsten gelegenen fast alle zu Gunsten der Moderantistencandidaten votirt haben. Die Progressisten haben, so viel bis jetzt entschieden ist, nur in Madrid, Saragossa, Valencia (in der Provinz, denn in der Stadt hatten die Moderantisten eine starke Majorität) und Sevilla gewonnen. Die Moderantisten haben unter den großen Städten für sich Cordova, Cadiz, Murcia, Salamanca und Valladolid; in Granada, Malaga, Badajoz, Cuenca und Caceres werden die Wahlen gemischt, aber mit einem Uebergewicht der Moderantisten (mit Ausnahme von Granada) ausfallen; von Barcelona und Palma kann man noch nichts wissen. Während des ganzen Monats Februar und bis zur Hälfte März werden sich schwerlich über 150 Deputirte vereinigen, und das Verhältniß der Moderantisten zu den Progressisten wird, wie gesagt, ungefähr 2 : 1 oder wohl gar 5 : 2 seyn. Alle die famosen Chefs des Moderantismus, alle Exminister u. s. w. wird man dießmal wieder auftreten sehen. Die Progressisten haben einige Anführer, unter andern den Grafen de las Navas auf dem Wahlfelde gelassen. Der Umstand, daß die alten Chefs des Liberalismus, Calatrava, Mendizabal, Sancho, Arguelles u. s. w. außer in Madrid völlig desaccreditirt sind, weil sie nie im Sinne ihres Systems sondern gegen ihre eigene Fahne gefochten haben, trägt ohne Zweifel viel zu dem Siege der Moderantisten bei, aber ich möchte wissen, was man von den letzteren hofft? Der Castellano (ein Apostat von den Liberalen) tröstet seine Leser damit, daß unter den sogenannten Moderantisten oder Jovellanisten viele begriffen seyen, die nicht streng zu dieser Farbe gehören, sondern eine dritte Partei der Gerechtigkeit, Unparteilichkeit, wirklichen Verbesserungen u. dergl. bilden werden. Das ist der ewige Gesang aller Mittelparteien, welche sich zuletzt immer in der herrschenden Majorität auflösen, wie es die Erfahrung in Frankreich und andern Ländern zeigt. – Vom Kriegsschauplatze gibt es nichts Bedeutendes. Die Kannibalen von Beteta und Cañete haben mit der Colonne des Obristen Rodriguez in Paralejes, wo sie ihn überfallen wollten, ein hitziges Gefecht gehabt, welches den Christinischen Truppen Ehre macht. Zurbano hat die Backöfen von Segura zerstört und hält den Platz scharf blokirt. Cabrera ist in Convalescenz, aber noch sehr schwach und halb gelähmt. Die Carlisten hoffen stets auf die Ankunft eines königlichen Prinzen, der alsdann von Catalonien aus eine Expedition nach Navarra unternehmen soll. In diesem Lande (Catalonien) beschäftigt man sich hauptsächlich wie in Valencia mit der periodischen Versorgung der festen Plätze; man weiß noch nicht, wer dort als zweiter Befehlshaber Espartero's den Befehl übernehmen wird, einige sagen O'Donnell, andere mit mehr Wahrscheinlichkeit Van Halen. – In der Mancha und in Galicien streifen nur noch einige kleine Räuberbanden, die nicht mehr den Namen von Infurgenten verdienen. Man muß den im Allgemeinen verbesserten Zustand des Landes allerdings auf Rechnung des Vertrags von Vergara schreiben; auch ist dieß die reiche Mine, aus welcher das Ministerium die Schätze schöpfte, mit welchen es die Wahlmänner verblendet hat. Das spanisch-Unlogische dabei ist nur, daß die Wahlen gerade gegen die ostensiblen Neigungen desjenigen, der den genannten Vertrag gemacht hat, ausgefallen sind. – Die kleine Königin befindet sich nicht wohl, und man ist nicht ganz ohne Unruhe über ihren Zustand – vielleicht ist es aber nur eine der vielen Kinderkrankheiten, die von selbst vorübergehen. <hi rendition="#g">Nachschrift</hi>. Van Halen ist zum Generalcapitän und einstweiligen Generalbefehlshaber in Catalonien ernannt. In Pamplona erhielten die Moderantisten die Oberhand bei den Wahlen.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [0345/0001]
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Donnerstag
Nr. 44.
13 Februar 1840 Spanien.
_ Madrid, 31 Jan. Die Wahlen haben in den letzten Tagen einen unerwarteten Umschwung genommen. Die Willkürlichkeit in der Abfassung der Verzeichnisse der Wahlmänner, die Vertheilung der Districtsplätze, der directe Einfluß der Waffencommandanten, der Obrigkeiten, des Clerus, der Großen, die Unwissenheit und Abhängigkeit von den aristokratischen Einflüssen, in welcher im Allgemeinen das spanische Volk lebt, alles dieß hat gemacht, daß man selbst in den Provinzen, welche sich anfangs den Progressisten günstig zeigten, zuletzt aus den kleinen Wahldistricten Hunderte, ja Tausende von Stimmen zu Gunsten solcher Menschen wie Toreno, Alcala Galiano, Carramolino und überhaupt des Ministeriums, über dessen Verwaltung sich doch alle Welt beklagt, hervorgehen sah. Das Resultat ist, daß die Progressistenpartei von den 241 Stimmen, aus welchen der Congreß besteht, dießmal nur auf ein Drittel zählen kann – ein Verhältniß, welches im Anfang noch ungünstiger seyn wird, da die Wahlen in vier Provinzen (Coruña, Leon, Almeria, Biscaya) suspendirt sind, und da die der Hauptstadt am nächsten gelegenen fast alle zu Gunsten der Moderantistencandidaten votirt haben. Die Progressisten haben, so viel bis jetzt entschieden ist, nur in Madrid, Saragossa, Valencia (in der Provinz, denn in der Stadt hatten die Moderantisten eine starke Majorität) und Sevilla gewonnen. Die Moderantisten haben unter den großen Städten für sich Cordova, Cadiz, Murcia, Salamanca und Valladolid; in Granada, Malaga, Badajoz, Cuenca und Caceres werden die Wahlen gemischt, aber mit einem Uebergewicht der Moderantisten (mit Ausnahme von Granada) ausfallen; von Barcelona und Palma kann man noch nichts wissen. Während des ganzen Monats Februar und bis zur Hälfte März werden sich schwerlich über 150 Deputirte vereinigen, und das Verhältniß der Moderantisten zu den Progressisten wird, wie gesagt, ungefähr 2 : 1 oder wohl gar 5 : 2 seyn. Alle die famosen Chefs des Moderantismus, alle Exminister u. s. w. wird man dießmal wieder auftreten sehen. Die Progressisten haben einige Anführer, unter andern den Grafen de las Navas auf dem Wahlfelde gelassen. Der Umstand, daß die alten Chefs des Liberalismus, Calatrava, Mendizabal, Sancho, Arguelles u. s. w. außer in Madrid völlig desaccreditirt sind, weil sie nie im Sinne ihres Systems sondern gegen ihre eigene Fahne gefochten haben, trägt ohne Zweifel viel zu dem Siege der Moderantisten bei, aber ich möchte wissen, was man von den letzteren hofft? Der Castellano (ein Apostat von den Liberalen) tröstet seine Leser damit, daß unter den sogenannten Moderantisten oder Jovellanisten viele begriffen seyen, die nicht streng zu dieser Farbe gehören, sondern eine dritte Partei der Gerechtigkeit, Unparteilichkeit, wirklichen Verbesserungen u. dergl. bilden werden. Das ist der ewige Gesang aller Mittelparteien, welche sich zuletzt immer in der herrschenden Majorität auflösen, wie es die Erfahrung in Frankreich und andern Ländern zeigt. – Vom Kriegsschauplatze gibt es nichts Bedeutendes. Die Kannibalen von Beteta und Cañete haben mit der Colonne des Obristen Rodriguez in Paralejes, wo sie ihn überfallen wollten, ein hitziges Gefecht gehabt, welches den Christinischen Truppen Ehre macht. Zurbano hat die Backöfen von Segura zerstört und hält den Platz scharf blokirt. Cabrera ist in Convalescenz, aber noch sehr schwach und halb gelähmt. Die Carlisten hoffen stets auf die Ankunft eines königlichen Prinzen, der alsdann von Catalonien aus eine Expedition nach Navarra unternehmen soll. In diesem Lande (Catalonien) beschäftigt man sich hauptsächlich wie in Valencia mit der periodischen Versorgung der festen Plätze; man weiß noch nicht, wer dort als zweiter Befehlshaber Espartero's den Befehl übernehmen wird, einige sagen O'Donnell, andere mit mehr Wahrscheinlichkeit Van Halen. – In der Mancha und in Galicien streifen nur noch einige kleine Räuberbanden, die nicht mehr den Namen von Infurgenten verdienen. Man muß den im Allgemeinen verbesserten Zustand des Landes allerdings auf Rechnung des Vertrags von Vergara schreiben; auch ist dieß die reiche Mine, aus welcher das Ministerium die Schätze schöpfte, mit welchen es die Wahlmänner verblendet hat. Das spanisch-Unlogische dabei ist nur, daß die Wahlen gerade gegen die ostensiblen Neigungen desjenigen, der den genannten Vertrag gemacht hat, ausgefallen sind. – Die kleine Königin befindet sich nicht wohl, und man ist nicht ganz ohne Unruhe über ihren Zustand – vielleicht ist es aber nur eine der vielen Kinderkrankheiten, die von selbst vorübergehen. Nachschrift. Van Halen ist zum Generalcapitän und einstweiligen Generalbefehlshaber in Catalonien ernannt. In Pamplona erhielten die Moderantisten die Oberhand bei den Wahlen.
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