Allgemeine Zeitung. Nr. 45. Augsburg, 14. Februar 1840.war noch ein Mann da, einer der unter Wellington gebildeten Helden, der ohne Zuthun des Ministeriums der Wiedergutmachung all der schmählichen Fehler und Unfälle gewachsen war, deren Verhinderung nicht in den Gränzen seiner Macht gelegen hatte, und trotz eines eben so unfähigen als verderbten Ministeriums rettete Sir John Colborne (Lord Seaton) die beiden Canadas dem Mutterland, als alle Welt sie schon verloren geschätzt." Sir George Grey (Bruder Lord Grey's, vormals Unterstaatssecretär der Colonien, jetzt Heeresoberrichter) gab auf den Vorwurf, daß die gegenwärtigen Minister durch die von ihnen unterstützte Reformagitation den Chartismus hervorgerufen, die Antwort, die Reformbill sey nicht auf den Betrieb eines Mannes oder einer Partei, sondern durch die vereinten Anstrengungen des ganzen Volkes durchgeführt worden. Uebrigens verschmähten es die Tories gar nicht, bei Wahlen sich der sogenannten "Destructiven" und der Chartisten selbst zu bedienen, wie denn erst kürzlich bei der Wahl für Southwark der Revolutionär Oastler ihr Bundesgenosse gewesen sey. Der Grundsatz des jetzigen Ministeriums sey allmähliche Reform und Verbesserung; der Grundsatz ihrer Gegner sey, alle ferneren Fortschritte auf der Bahn der Reform zu hemmen, und die bereits geschehenen wo möglich rückgängig zu machen. "Vermöge ihres Grundsatzes," so schloß er, "haben die Minister die Häfen des Ostens dem brittischen Handel geöffnet, 800,000 Mitmenschen vom Joche der Sklaverei befreit, die englischen Städtecorporationen der Volkswahl unterworfen, und streben dasselbe für Irland an; vermöge dieses Grundsatzes sitzen wir in diesem Hause nicht mehr als die Creaturen Anderer, sondern als freie, unabhängige Parlamentsmitglieder. Dieß sind Denkmäler, welche, wenn der Parteihader verrauscht ist, auf die Nachwelt übergehen und die Hochachtung und Bewunderung von Jahrhunderten erlangen werden. Dieß sind die Grundsätze, deren Verläugnung jetzt von den Herren gegenüber verlangt wird; weil aber ich, für meine Person, nicht gemeint bin, diesen Grundsätzen zu entsagen, so trag' ich auf bestimmte, entschiedene Verwerfung der von dem sehr ehrenw. Baronet gestellten Motion an." Es sprachen noch in dieser Sitzung Lord G. Somerset, Hr. Colquhoun, und Hr. d'Israeli für den Antrag. Hr. Colquhoun, der vorzüglich den Zustand des brittischen Handels im Vergleich zu dem anderer Länder als sehr traurig darstellte, äußerte unter Anderm: "Im letzten Jahre hat der brittische Handel um mehr als 10 Proc. abgenommen, und wenn man die Zunahme unseres auswärtigen Handels mit verschiedenen Ländern vom Jahre 1833 bis zum Jahre 1837 vergleicht, so ergibt sich der merkwürdige Umstand, daß unser Handel mit den Vereinigten Staaten um 22 Proc., der mit Südamerika und Westindien um 22 Proc. zugenommen, aber der mit Europa um 22 Proc. abgenommen hat. (Hört, hört! von den ministeriellen Bänken.) Ich verstehe, was man mit diesem Ruf sagen will; man will den Korngesetzen die Schuld an diesem Verfall unseres Handels mit dem europäischen Continent zuschreiben. Aber die Korngesetze bestehen schon lange, ohne daß sie früher den Fortschritten unserer National-Industrie geschadet hätten. Ein bemerkenswerther Umstand ist es auch, daß ganz besonders in unserm Handel mit denjenigen Ländern, welche der Schauplatz der speciellen Diplomatie Lord Palmerstons gewesen sind, eine auffallende Abnahme stattgefunden hat. Unser Handel mit Spanien ist jetzt weit beschränkter, als zu der Zeit, wo dieser edle Lord noch nicht im Amte war. Hätte er, da er so viel Einfluß in Spanien hat, England nicht vor jenen Restrictionen bewahren können, die unsern Handel so sehr hemmen? Obgleich im Jahre 1830 unser Handel mit Spanien doppelt so stark war als im Jahre 1828, so ist er doch jetzt auf einen noch niedrigeren Standpunkt als im Jahre 1828 gefallen. (Hört!) Nun blicke man auf Portugal. Im Jahre 1834 wurde die Aufmerksamkeit des edlen Lords auf die großen Veränderungen gelenkt, welche in jenem Königreiche bevorstanden. Der edle Lord nahm die damalige Warnung derjenigen ehrenwerthen Herren, welche ihn und das Haus auf das Interesse des brittischen Handels in Portugal hinwiesen, sehr leicht. Der edle Lord versicherte, daß unser Handel nicht leiden werde. Aber im Jahre 1837 nahm Portugal einen beschränkenden Zolltarif an, wodurch unser Handel während der diplomatischen Unterhandlungen des edlen Lords in einen übleren Zustand gerieth, als vorher. Was Deutschland betrifft, so ist während der politischen Wirksamkeit des edlen Lords der deutsche Zollverein gebildet worden, der 25 Millionen Menschen von dem freien Handel mit England ausschließt. Aber das ist noch nicht alles, was von dieser Maaßregel zu erwarten steht, deren Folgen sich noch gar nicht übersehen lassen." Hr. d'Israeli meinte am Schluß seiner Rede, ein Theil der Ministeriellen scheine mit dem Cabinet so verfahren zu wollen, wie vor kurzem die Monmouther Jury mit den Chartisten; sie fänden es schuldig, empföhlen es aber der Gnade. Die HH. James, Gisborne, Sir H. Verney, Ewart (Radicaler) u. A. White sprachen gegen den torystischen Vorschlag. Die Debatten des zweiten Abends eröffnete Hr. Litton mit einer strengen Beurtheilung des Verfahrens der Minister in Irland, wo sie, wie er behauptete, den Aufruhr ermuntert hätten. Er machte bemerklich, daß dort 2000 der ärgsten Uebelthäter von dem Marquis v. Normanby ohne Grund, ohne Gerechtigkeit und ohne Untersuchung in Freiheit gesetzt worden, indem derselbe eine neue, nach dem Eingeständniß der Kronjuristen selbst für die Rechtspflege höchst verderbliche Art, die Juries zu bilden, in Irland eingeführt und die ehrwürdigen Richter jenes Landes auf despotische Weise des Rechts, die Sheriffs zu ernennen, beraubt und es sich selbst zu schnöden Parteizwecken angemaßt habe. Hr. Denistoun dagegen wollte die Hauptursache der jetzigen Unruhen in England und der unzufriedenen Stimmung in Irland in dem ungenügenden Wahlsystem finden, und meinte, es werde nicht eher dauernde Ruhe zu erlangen seyn, als bis das Volk einen größeren Antheil an den Segnungen der Verfassung erhalten habe. Hr. Gally Knight versprach sich hinwiederum alles Heil von einer Rückkehr Sir R. Peels ans Staatsruder, und glaubte versichern zu können, daß wenn erst dieser Staatsmann wieder an der Spitze der Regierung stände, die conservative Partei wie Ein Mann dastehen, und alle von ihrem Führer vorzuschlagenden Maaßregeln unterstützen werde. Lord Howick (Sohn des Grafen Gray), der sich jetzt erhob, machte sich besonders dadurch bemerkbar, daß er die Gelegenheit für passend hielt, die Gründe für seinen Austritt aus dem Ministerium darzulegen. Er ging zurück auf die Vorfälle im Mai v. J., als die Minister ihre Entlassung eingereicht hatten und nur aus unabweisbarer Rücksicht auf die Stellung der Königin ihre Aemter wieder übernahmen. Damals seyen alle Mitglieder des Ministeriums der Ueberzeugung gewesen, daß am Ende der Session ein Versuch gemacht werden müsse, dem Ministerium neue Kräfte einzugießen, nur über die Mittel dazu habe Meinungsverschiedenheit obgewaltet. Er seinerseits habe das Mittel nur darin sehen können, daß man diejenigen früheren Anhänger des Ministeriums wieder zu gewinnen suche, welche, gern Förderer aller liberalen Maaßnahmen, dem Ministerium nur deßhalb fremd geworden, weil sie zu ferneren Veränderungen in der Zusammensetzung des Parlaments oder zu andern war noch ein Mann da, einer der unter Wellington gebildeten Helden, der ohne Zuthun des Ministeriums der Wiedergutmachung all der schmählichen Fehler und Unfälle gewachsen war, deren Verhinderung nicht in den Gränzen seiner Macht gelegen hatte, und trotz eines eben so unfähigen als verderbten Ministeriums rettete Sir John Colborne (Lord Seaton) die beiden Canadas dem Mutterland, als alle Welt sie schon verloren geschätzt.“ Sir George Grey (Bruder Lord Grey's, vormals Unterstaatssecretär der Colonien, jetzt Heeresoberrichter) gab auf den Vorwurf, daß die gegenwärtigen Minister durch die von ihnen unterstützte Reformagitation den Chartismus hervorgerufen, die Antwort, die Reformbill sey nicht auf den Betrieb eines Mannes oder einer Partei, sondern durch die vereinten Anstrengungen des ganzen Volkes durchgeführt worden. Uebrigens verschmähten es die Tories gar nicht, bei Wahlen sich der sogenannten „Destructiven“ und der Chartisten selbst zu bedienen, wie denn erst kürzlich bei der Wahl für Southwark der Revolutionär Oastler ihr Bundesgenosse gewesen sey. Der Grundsatz des jetzigen Ministeriums sey allmähliche Reform und Verbesserung; der Grundsatz ihrer Gegner sey, alle ferneren Fortschritte auf der Bahn der Reform zu hemmen, und die bereits geschehenen wo möglich rückgängig zu machen. „Vermöge ihres Grundsatzes,“ so schloß er, „haben die Minister die Häfen des Ostens dem brittischen Handel geöffnet, 800,000 Mitmenschen vom Joche der Sklaverei befreit, die englischen Städtecorporationen der Volkswahl unterworfen, und streben dasselbe für Irland an; vermöge dieses Grundsatzes sitzen wir in diesem Hause nicht mehr als die Creaturen Anderer, sondern als freie, unabhängige Parlamentsmitglieder. Dieß sind Denkmäler, welche, wenn der Parteihader verrauscht ist, auf die Nachwelt übergehen und die Hochachtung und Bewunderung von Jahrhunderten erlangen werden. Dieß sind die Grundsätze, deren Verläugnung jetzt von den Herren gegenüber verlangt wird; weil aber ich, für meine Person, nicht gemeint bin, diesen Grundsätzen zu entsagen, so trag' ich auf bestimmte, entschiedene Verwerfung der von dem sehr ehrenw. Baronet gestellten Motion an.“ Es sprachen noch in dieser Sitzung Lord G. Somerset, Hr. Colquhoun, und Hr. d'Israeli für den Antrag. Hr. Colquhoun, der vorzüglich den Zustand des brittischen Handels im Vergleich zu dem anderer Länder als sehr traurig darstellte, äußerte unter Anderm: „Im letzten Jahre hat der brittische Handel um mehr als 10 Proc. abgenommen, und wenn man die Zunahme unseres auswärtigen Handels mit verschiedenen Ländern vom Jahre 1833 bis zum Jahre 1837 vergleicht, so ergibt sich der merkwürdige Umstand, daß unser Handel mit den Vereinigten Staaten um 22 Proc., der mit Südamerika und Westindien um 22 Proc. zugenommen, aber der mit Europa um 22 Proc. abgenommen hat. (Hört, hört! von den ministeriellen Bänken.) Ich verstehe, was man mit diesem Ruf sagen will; man will den Korngesetzen die Schuld an diesem Verfall unseres Handels mit dem europäischen Continent zuschreiben. Aber die Korngesetze bestehen schon lange, ohne daß sie früher den Fortschritten unserer National-Industrie geschadet hätten. Ein bemerkenswerther Umstand ist es auch, daß ganz besonders in unserm Handel mit denjenigen Ländern, welche der Schauplatz der speciellen Diplomatie Lord Palmerstons gewesen sind, eine auffallende Abnahme stattgefunden hat. Unser Handel mit Spanien ist jetzt weit beschränkter, als zu der Zeit, wo dieser edle Lord noch nicht im Amte war. Hätte er, da er so viel Einfluß in Spanien hat, England nicht vor jenen Restrictionen bewahren können, die unsern Handel so sehr hemmen? Obgleich im Jahre 1830 unser Handel mit Spanien doppelt so stark war als im Jahre 1828, so ist er doch jetzt auf einen noch niedrigeren Standpunkt als im Jahre 1828 gefallen. (Hört!) Nun blicke man auf Portugal. Im Jahre 1834 wurde die Aufmerksamkeit des edlen Lords auf die großen Veränderungen gelenkt, welche in jenem Königreiche bevorstanden. Der edle Lord nahm die damalige Warnung derjenigen ehrenwerthen Herren, welche ihn und das Haus auf das Interesse des brittischen Handels in Portugal hinwiesen, sehr leicht. Der edle Lord versicherte, daß unser Handel nicht leiden werde. Aber im Jahre 1837 nahm Portugal einen beschränkenden Zolltarif an, wodurch unser Handel während der diplomatischen Unterhandlungen des edlen Lords in einen übleren Zustand gerieth, als vorher. Was Deutschland betrifft, so ist während der politischen Wirksamkeit des edlen Lords der deutsche Zollverein gebildet worden, der 25 Millionen Menschen von dem freien Handel mit England ausschließt. Aber das ist noch nicht alles, was von dieser Maaßregel zu erwarten steht, deren Folgen sich noch gar nicht übersehen lassen.“ Hr. d'Israeli meinte am Schluß seiner Rede, ein Theil der Ministeriellen scheine mit dem Cabinet so verfahren zu wollen, wie vor kurzem die Monmouther Jury mit den Chartisten; sie fänden es schuldig, empföhlen es aber der Gnade. Die HH. James, Gisborne, Sir H. Verney, Ewart (Radicaler) u. A. White sprachen gegen den torystischen Vorschlag. Die Debatten des zweiten Abends eröffnete Hr. Litton mit einer strengen Beurtheilung des Verfahrens der Minister in Irland, wo sie, wie er behauptete, den Aufruhr ermuntert hätten. Er machte bemerklich, daß dort 2000 der ärgsten Uebelthäter von dem Marquis v. Normanby ohne Grund, ohne Gerechtigkeit und ohne Untersuchung in Freiheit gesetzt worden, indem derselbe eine neue, nach dem Eingeständniß der Kronjuristen selbst für die Rechtspflege höchst verderbliche Art, die Juries zu bilden, in Irland eingeführt und die ehrwürdigen Richter jenes Landes auf despotische Weise des Rechts, die Sheriffs zu ernennen, beraubt und es sich selbst zu schnöden Parteizwecken angemaßt habe. Hr. Denistoun dagegen wollte die Hauptursache der jetzigen Unruhen in England und der unzufriedenen Stimmung in Irland in dem ungenügenden Wahlsystem finden, und meinte, es werde nicht eher dauernde Ruhe zu erlangen seyn, als bis das Volk einen größeren Antheil an den Segnungen der Verfassung erhalten habe. Hr. Gally Knight versprach sich hinwiederum alles Heil von einer Rückkehr Sir R. Peels ans Staatsruder, und glaubte versichern zu können, daß wenn erst dieser Staatsmann wieder an der Spitze der Regierung stände, die conservative Partei wie Ein Mann dastehen, und alle von ihrem Führer vorzuschlagenden Maaßregeln unterstützen werde. Lord Howick (Sohn des Grafen Gray), der sich jetzt erhob, machte sich besonders dadurch bemerkbar, daß er die Gelegenheit für passend hielt, die Gründe für seinen Austritt aus dem Ministerium darzulegen. Er ging zurück auf die Vorfälle im Mai v. J., als die Minister ihre Entlassung eingereicht hatten und nur aus unabweisbarer Rücksicht auf die Stellung der Königin ihre Aemter wieder übernahmen. Damals seyen alle Mitglieder des Ministeriums der Ueberzeugung gewesen, daß am Ende der Session ein Versuch gemacht werden müsse, dem Ministerium neue Kräfte einzugießen, nur über die Mittel dazu habe Meinungsverschiedenheit obgewaltet. Er seinerseits habe das Mittel nur darin sehen können, daß man diejenigen früheren Anhänger des Ministeriums wieder zu gewinnen suche, welche, gern Förderer aller liberalen Maaßnahmen, dem Ministerium nur deßhalb fremd geworden, weil sie zu ferneren Veränderungen in der Zusammensetzung des Parlaments oder zu andern <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0013" n="0357"/> war noch ein Mann da, einer der unter Wellington gebildeten Helden, der ohne Zuthun des Ministeriums der Wiedergutmachung all der schmählichen Fehler und Unfälle gewachsen war, deren Verhinderung nicht in den Gränzen seiner Macht gelegen hatte, und trotz eines eben so unfähigen als verderbten Ministeriums rettete Sir John Colborne (Lord Seaton) die beiden Canadas dem Mutterland, als alle Welt sie schon verloren geschätzt.“ Sir George <hi rendition="#g">Grey</hi> (Bruder Lord Grey's, vormals Unterstaatssecretär der Colonien, jetzt Heeresoberrichter) gab auf den Vorwurf, daß die gegenwärtigen Minister durch die von ihnen unterstützte Reformagitation den Chartismus hervorgerufen, die Antwort, die Reformbill sey nicht auf den Betrieb eines Mannes oder einer Partei, sondern durch die vereinten Anstrengungen des ganzen Volkes durchgeführt worden. Uebrigens verschmähten es die Tories gar nicht, bei Wahlen sich der sogenannten „Destructiven“ und der Chartisten selbst zu bedienen, wie denn erst kürzlich bei der Wahl für Southwark der Revolutionär Oastler ihr Bundesgenosse gewesen sey. Der Grundsatz des jetzigen Ministeriums sey allmähliche Reform und Verbesserung; der Grundsatz ihrer Gegner sey, alle ferneren Fortschritte auf der Bahn der Reform zu hemmen, und die bereits geschehenen wo möglich rückgängig zu machen. „Vermöge ihres Grundsatzes,“ so schloß er, „haben die Minister die Häfen des Ostens dem brittischen Handel geöffnet, 800,000 Mitmenschen vom Joche der Sklaverei befreit, die englischen Städtecorporationen der Volkswahl unterworfen, und streben dasselbe für Irland an; vermöge dieses Grundsatzes sitzen wir in diesem Hause nicht mehr als die Creaturen Anderer, sondern als freie, unabhängige Parlamentsmitglieder. Dieß sind Denkmäler, welche, wenn der Parteihader verrauscht ist, auf die Nachwelt übergehen und die Hochachtung und Bewunderung von Jahrhunderten erlangen werden. Dieß sind die Grundsätze, deren Verläugnung jetzt von den Herren gegenüber verlangt wird; weil aber ich, für meine Person, nicht gemeint bin, diesen Grundsätzen zu entsagen, so trag' ich auf bestimmte, entschiedene Verwerfung der von dem sehr ehrenw. Baronet gestellten Motion an.“ Es sprachen noch in dieser Sitzung Lord G. <hi rendition="#g">Somerset</hi>, Hr. <hi rendition="#g">Colquhoun</hi>, und Hr. d'<hi rendition="#g">Israeli für</hi> den Antrag. 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Ein bemerkenswerther Umstand ist es auch, daß ganz besonders in unserm Handel mit denjenigen Ländern, welche der Schauplatz der speciellen Diplomatie Lord Palmerstons gewesen sind, eine auffallende Abnahme stattgefunden hat. Unser Handel mit Spanien ist jetzt weit beschränkter, als zu der Zeit, wo dieser edle Lord noch nicht im Amte war. Hätte er, da er so viel Einfluß in Spanien hat, England nicht vor jenen Restrictionen bewahren können, die unsern Handel so sehr hemmen? Obgleich im Jahre 1830 unser Handel mit Spanien doppelt so stark war als im Jahre 1828, so ist er doch jetzt auf einen noch niedrigeren Standpunkt als im Jahre 1828 gefallen. (Hört!) Nun blicke man auf Portugal. Im Jahre 1834 wurde die Aufmerksamkeit des edlen Lords auf die großen Veränderungen gelenkt, welche in jenem Königreiche bevorstanden. Der edle Lord nahm die damalige Warnung derjenigen ehrenwerthen Herren, welche ihn und das Haus auf das Interesse des brittischen Handels in Portugal hinwiesen, sehr leicht. Der edle Lord versicherte, daß unser Handel nicht leiden werde. Aber im Jahre 1837 nahm Portugal einen beschränkenden Zolltarif an, wodurch unser Handel während der diplomatischen Unterhandlungen des edlen Lords in einen übleren Zustand gerieth, als vorher. Was Deutschland betrifft, so ist während der politischen Wirksamkeit des edlen Lords der deutsche Zollverein gebildet worden, der 25 Millionen Menschen von dem freien Handel mit England ausschließt. Aber das ist noch nicht alles, was von dieser Maaßregel zu erwarten steht, deren Folgen sich noch gar nicht übersehen lassen.“ Hr. d'<hi rendition="#g">Israeli</hi> meinte am Schluß seiner Rede, ein Theil der Ministeriellen scheine mit dem Cabinet so verfahren zu wollen, wie vor kurzem die Monmouther Jury mit den Chartisten; sie fänden es schuldig, empföhlen es aber der Gnade. Die HH. <hi rendition="#g">James</hi>, <hi rendition="#g">Gisborne</hi>, Sir H. <hi rendition="#g">Verney</hi>, <hi rendition="#g">Ewart</hi> (Radicaler) u. 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war noch ein Mann da, einer der unter Wellington gebildeten Helden, der ohne Zuthun des Ministeriums der Wiedergutmachung all der schmählichen Fehler und Unfälle gewachsen war, deren Verhinderung nicht in den Gränzen seiner Macht gelegen hatte, und trotz eines eben so unfähigen als verderbten Ministeriums rettete Sir John Colborne (Lord Seaton) die beiden Canadas dem Mutterland, als alle Welt sie schon verloren geschätzt.“ Sir George Grey (Bruder Lord Grey's, vormals Unterstaatssecretär der Colonien, jetzt Heeresoberrichter) gab auf den Vorwurf, daß die gegenwärtigen Minister durch die von ihnen unterstützte Reformagitation den Chartismus hervorgerufen, die Antwort, die Reformbill sey nicht auf den Betrieb eines Mannes oder einer Partei, sondern durch die vereinten Anstrengungen des ganzen Volkes durchgeführt worden. Uebrigens verschmähten es die Tories gar nicht, bei Wahlen sich der sogenannten „Destructiven“ und der Chartisten selbst zu bedienen, wie denn erst kürzlich bei der Wahl für Southwark der Revolutionär Oastler ihr Bundesgenosse gewesen sey. Der Grundsatz des jetzigen Ministeriums sey allmähliche Reform und Verbesserung; der Grundsatz ihrer Gegner sey, alle ferneren Fortschritte auf der Bahn der Reform zu hemmen, und die bereits geschehenen wo möglich rückgängig zu machen. „Vermöge ihres Grundsatzes,“ so schloß er, „haben die Minister die Häfen des Ostens dem brittischen Handel geöffnet, 800,000 Mitmenschen vom Joche der Sklaverei befreit, die englischen Städtecorporationen der Volkswahl unterworfen, und streben dasselbe für Irland an; vermöge dieses Grundsatzes sitzen wir in diesem Hause nicht mehr als die Creaturen Anderer, sondern als freie, unabhängige Parlamentsmitglieder. Dieß sind Denkmäler, welche, wenn der Parteihader verrauscht ist, auf die Nachwelt übergehen und die Hochachtung und Bewunderung von Jahrhunderten erlangen werden. Dieß sind die Grundsätze, deren Verläugnung jetzt von den Herren gegenüber verlangt wird; weil aber ich, für meine Person, nicht gemeint bin, diesen Grundsätzen zu entsagen, so trag' ich auf bestimmte, entschiedene Verwerfung der von dem sehr ehrenw. Baronet gestellten Motion an.“ Es sprachen noch in dieser Sitzung Lord G. Somerset, Hr. Colquhoun, und Hr. d'Israeli für den Antrag. Hr. Colquhoun, der vorzüglich den Zustand des brittischen Handels im Vergleich zu dem anderer Länder als sehr traurig darstellte, äußerte unter Anderm: „Im letzten Jahre hat der brittische Handel um mehr als 10 Proc. abgenommen, und wenn man die Zunahme unseres auswärtigen Handels mit verschiedenen Ländern vom Jahre 1833 bis zum Jahre 1837 vergleicht, so ergibt sich der merkwürdige Umstand, daß unser Handel mit den Vereinigten Staaten um 22 Proc., der mit Südamerika und Westindien um 22 Proc. zugenommen, aber der mit Europa um 22 Proc. abgenommen hat. (Hört, hört! von den ministeriellen Bänken.) Ich verstehe, was man mit diesem Ruf sagen will; man will den Korngesetzen die Schuld an diesem Verfall unseres Handels mit dem europäischen Continent zuschreiben. Aber die Korngesetze bestehen schon lange, ohne daß sie früher den Fortschritten unserer National-Industrie geschadet hätten. Ein bemerkenswerther Umstand ist es auch, daß ganz besonders in unserm Handel mit denjenigen Ländern, welche der Schauplatz der speciellen Diplomatie Lord Palmerstons gewesen sind, eine auffallende Abnahme stattgefunden hat. Unser Handel mit Spanien ist jetzt weit beschränkter, als zu der Zeit, wo dieser edle Lord noch nicht im Amte war. Hätte er, da er so viel Einfluß in Spanien hat, England nicht vor jenen Restrictionen bewahren können, die unsern Handel so sehr hemmen? Obgleich im Jahre 1830 unser Handel mit Spanien doppelt so stark war als im Jahre 1828, so ist er doch jetzt auf einen noch niedrigeren Standpunkt als im Jahre 1828 gefallen. (Hört!) Nun blicke man auf Portugal. Im Jahre 1834 wurde die Aufmerksamkeit des edlen Lords auf die großen Veränderungen gelenkt, welche in jenem Königreiche bevorstanden. Der edle Lord nahm die damalige Warnung derjenigen ehrenwerthen Herren, welche ihn und das Haus auf das Interesse des brittischen Handels in Portugal hinwiesen, sehr leicht. Der edle Lord versicherte, daß unser Handel nicht leiden werde. Aber im Jahre 1837 nahm Portugal einen beschränkenden Zolltarif an, wodurch unser Handel während der diplomatischen Unterhandlungen des edlen Lords in einen übleren Zustand gerieth, als vorher. Was Deutschland betrifft, so ist während der politischen Wirksamkeit des edlen Lords der deutsche Zollverein gebildet worden, der 25 Millionen Menschen von dem freien Handel mit England ausschließt. Aber das ist noch nicht alles, was von dieser Maaßregel zu erwarten steht, deren Folgen sich noch gar nicht übersehen lassen.“ Hr. d'Israeli meinte am Schluß seiner Rede, ein Theil der Ministeriellen scheine mit dem Cabinet so verfahren zu wollen, wie vor kurzem die Monmouther Jury mit den Chartisten; sie fänden es schuldig, empföhlen es aber der Gnade. Die HH. James, Gisborne, Sir H. Verney, Ewart (Radicaler) u. A. White sprachen gegen den torystischen Vorschlag.
Die Debatten des zweiten Abends eröffnete Hr. Litton mit einer strengen Beurtheilung des Verfahrens der Minister in Irland, wo sie, wie er behauptete, den Aufruhr ermuntert hätten. Er machte bemerklich, daß dort 2000 der ärgsten Uebelthäter von dem Marquis v. Normanby ohne Grund, ohne Gerechtigkeit und ohne Untersuchung in Freiheit gesetzt worden, indem derselbe eine neue, nach dem Eingeständniß der Kronjuristen selbst für die Rechtspflege höchst verderbliche Art, die Juries zu bilden, in Irland eingeführt und die ehrwürdigen Richter jenes Landes auf despotische Weise des Rechts, die Sheriffs zu ernennen, beraubt und es sich selbst zu schnöden Parteizwecken angemaßt habe. Hr. Denistoun dagegen wollte die Hauptursache der jetzigen Unruhen in England und der unzufriedenen Stimmung in Irland in dem ungenügenden Wahlsystem finden, und meinte, es werde nicht eher dauernde Ruhe zu erlangen seyn, als bis das Volk einen größeren Antheil an den Segnungen der Verfassung erhalten habe. Hr. Gally Knight versprach sich hinwiederum alles Heil von einer Rückkehr Sir R. Peels ans Staatsruder, und glaubte versichern zu können, daß wenn erst dieser Staatsmann wieder an der Spitze der Regierung stände, die conservative Partei wie Ein Mann dastehen, und alle von ihrem Führer vorzuschlagenden Maaßregeln unterstützen werde. Lord Howick (Sohn des Grafen Gray), der sich jetzt erhob, machte sich besonders dadurch bemerkbar, daß er die Gelegenheit für passend hielt, die Gründe für seinen Austritt aus dem Ministerium darzulegen. Er ging zurück auf die Vorfälle im Mai v. J., als die Minister ihre Entlassung eingereicht hatten und nur aus unabweisbarer Rücksicht auf die Stellung der Königin ihre Aemter wieder übernahmen. Damals seyen alle Mitglieder des Ministeriums der Ueberzeugung gewesen, daß am Ende der Session ein Versuch gemacht werden müsse, dem Ministerium neue Kräfte einzugießen, nur über die Mittel dazu habe Meinungsverschiedenheit obgewaltet. Er seinerseits habe das Mittel nur darin sehen können, daß man diejenigen früheren Anhänger des Ministeriums wieder zu gewinnen suche, welche, gern Förderer aller liberalen Maaßnahmen, dem Ministerium nur deßhalb fremd geworden, weil sie zu ferneren Veränderungen in der Zusammensetzung des Parlaments oder zu andern
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