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Allgemeine Zeitung. Nr. 46. Augsburg, 15. Februar 1840.

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Aussicht verzichten, zur Lösung dieser schwierigen Frage, und dadurch zur Wahrung der französisch-englischen Allianz, des Gegenstandes des allgemeinen Wunsches der Vernünftigen, etwas beizutragen, und man hat für diesen großen Verlust an Einfluß und Ehre nichts als die traurige Satisfaction über die Erniedrigung von Frankreich, ohne dessen Zustimmung die Türkei getheilt werden, oder über die Unmöglichkeit einer solchen Theilung ohne Frankreich, oder über den Theil, den dann Frankreich von dritter Hand an dem Raube sich bedingen müßte, und über ähnliche Stoffe, Insinuationen, Gehässigkeiten, Geschrei und Thorheiten sich zu verbreiten, die anderer Journale, nicht aber eines Courrier francais und der Farbe würdig sind, die er durch seine Schutzreden für die englisch-französische Allianz und vorzüglich durch seine vortrefflichen Artikel zur Förderung des in Aussicht gestellten, auf gegenseitige Erleichterungen zu gründenden englisch-französischen Zollvertrags herausgewendet hat, und unter der er darauf rechnen kann, alle Männer von weiterem Blick und freierer Gesinnung um sich zu vereinigen.

Soll also französischerseits diese Polemik auf irgend eine feste Basis gebaut werden und zu etwas nützen oder führen, so ist vor Allem nöthig, den ganzen Belang und die ganze Wichtigkeit der Gründe anzuerkennen, welche England in seiner Politik auf diesem Punkte leiten und leiten müssen, in Folge davon aber jenen albernen Suppositionen zu entsagen und auf das Feld einer möglichen Vereinbarung mit ihm zu stellen. Auf diesem aber gilt es, entweder sich mit England über die Art der Lösung jener Schwierigkeiten zu einigen, oder, ist man durch unlösbare Fesseln gebunden, ihm auf dem Wege der Vollstreckung zu folgen, ihm einen andern Weg der Wahrung jener Interessen zu zeigen, oder aber, wenn man auch das nicht kann, es innerhalb einer vorzuzeichnenden Gränze gewähren zu lassen, dabei aber, wie es einer Großmacht, die zugleich Land- und Seemacht vom ersten Rang ist, geziemt, gerüstet zu bleiben für den Fall, daß nach Vollzug der über den Vicekönig gefaßten Beschlüsse nicht Alles in die Schranken und in den Stand zurückweicht, der einer jeden Macht durch den Vertrag angewiesen ist. Ist Einigung von Frankreich mit den übrigen Mächten allein auf diesem Grund möglich, so daß es außer der Sphäre der zur Beschränkung des Vicekönigs nöthigen Maaßregeln bleibt, so ist das zwar allerdings eine nicht erfreuliche Divergenz der Ansichten und Interessen; indeß für Frankreich bliebe immer noch die ehrenvolle Rolle, der Moderator des Vollzugs und der Wächter des Orients und Occidents gegen die Uebergriffe von England und Rußland über das gemeinsam anerkannte Ziel zu seyn - eine Rolle, bei der es auf jeden Fall, bei der es aber auch nur allein auf die innere und volle Einigung und Mitwirkung von Oesterreich und Preußen rechnen könnte.

La Revue Slave.

In einem Zeitpunkte, wie der jetzige, wo sich in allen Slavenländern, in dem ganzen weiten Gebiete zwischen Oder und Düna und hinab bis ans schwarze und adriatische Meer, in dem weiten Gebiet wo so mannichfache Nationalitäten sich durchkreuzen, wo eine neue allgemeine litterarische Bewegung sich kund gibt, ist die obengenannte Zeitschrift kein ganz gleichgültiger Umstand. Ihr ausgesprochener Zweck ist, allen Bestrebungen der westlichen Slawen, die unter dem "drückenden Joch Oesterreichs, Preußens und der Türkei" seufzen, und welche die schlaue russische Regierung "im Interesse ihres Despotismus" zu ködern sucht, Worte zu leihen. Die Zeitschrift, von der das erste Heft vor uns liegt, ist demnach den Regierungen von Oesterreich und Preußen eben sowohl als der russischen feindlich, und die zu Grunde liegende politische Idee ist eine Vereinigung sämmtlicher Slawenstämme unter der Hegemonie eines wiederhergestellten Polens. So betrachtet erscheint die Sache als ein hohler Traum, der gegen alle Wirklichkeit ankämpft, einige der begleitenden Umstände jedoch geben der Sache eine andere Bedeutung. Diese Zeitschrift, die in zwanglosen Heften erscheinen, also im Grund eine Reihe von Broschüren bilden soll, tritt fast zu gleicher Zeit mit Sarrans und einigen ähnlichen Werken auf, und verfolgt auf einem scheinbar ganz andern Felde dieselbe politische Idee. Es ist um solche Ideen und Ansichten eine eigene Sache. Napoleon hatte den Plan, sein Reich bis an die Elbe und die Enz auszudehnen, und Oesterreich und Preußen sollten ihm als Vormauer gegen Osten dienen; damit aber diese nicht mit der Zeit sich gegen ihn wenden könnten, sollte Polen hergestellt werden, um beide auseinander zu halten; ein solches Polen war dann der sicherste Alliirte für Frankreich, da es sich nie an Rußland anschließen konnte, und Preußen wie Oesterreich immer mehr oder minder feindselig entgegengestanden hätte. Sarrans, der den Geist Napoleons heraufbeschwört, spricht in seiner bekannten Schrift dieselbe Ansicht aus, und eine Conföderation der Slawen unter der Leitung Polens, und natürlich unter dem Schutze Frankreichs, soll die nationale Grundlage für den großartigen Plan bilden. Man ersieht hieraus, daß auf dem noch immer unstät schwankenden Gebiet zwischen der Ostsee, dem schwarzen und dem adriatischen Meere drei politische Systeme einander gegenüber stehen: das russische, welches durch die Anziehungskraft der Nationalität sämmtliche Slawenstämme seinem Einfluß zu unterwerfen sucht, Oesterreich, Preußen und die Türkei, welche gegenwärtig im Recht des Besitzes sind, und das neue westslawische Reich, das gegen Oesterreich, Preußen und Rußland gerichtet ist. Für die letztere Idee tritt nun, wie oben bemerkt, die Revue Slave in die Schranken. Solche Ansichten und Bestrebungen dürften wohl geeignet seyn, die Aufmerksamkeit in Deutschland etwas mehr auf die slawischen Länder hinzulenken, als es bisher geschehen ist, denn es handelt sich für Deutschland dabei um ein höheres Interesse, als man gewöhnlich zu glauben geneigt ist. Obige Zeitschrift predigt Haß anscheinend nur gegen Oesterreich und Preußen, in der That aber gegen Deutschland überhaupt, und dieß könnte in seiner Entwickelung nur zu neuen Slawenkriegen führen, wobei keiner von beiden Theilen, am wenigsten aber die Slawen gewinnen könnten. Manche ehemalige Slawenländer sind ganz germanisirt, in andern leben Deutsche und Slawen gemischt, und müssen sich wohl oder übel mit einander vertragen, da kein Theil den andern ausstoßen kann.

Was nun das vorliegende erste Heft dieser Zeitschrift betrifft, so ist der eigentlich politische Theil in zwei Aufsätzen, der Einleitung (avant propos) und der "slawischen Richtung" (tendance slave) enthalten; die beiden andern Aufsätze betreffen den "Ursprung und die Geschichte der Vandalen," eine etwas confuse und nicht sehr schlußrichtige Abhandlung, in der bewiesen werden soll, daß die Vandalen slavischen Stammes gewesen, und die "Sprachen der slavischen Völker," wo der Verfasser sich als ein höchst enthusiastischer Slavist zeigt, und sogar noch alles Land jenseits des Inns und der Elbe, für die Slaven in Anspruch nimmt, indem "diese Völker fast das ganze nördliche Deutschland von Hamburg an, ganz Sachsen und ganz Preußen einnehmen" (in der gegenwärtigen Zeit gesprochen). Wenn indeß der Verfasser auch in seinem Slavismus sich zu manchen Uebertreibungen und geographischen Fehlern hinreißen läßt, so verdient doch der Geist und die Tendenz, in

Aussicht verzichten, zur Lösung dieser schwierigen Frage, und dadurch zur Wahrung der französisch-englischen Allianz, des Gegenstandes des allgemeinen Wunsches der Vernünftigen, etwas beizutragen, und man hat für diesen großen Verlust an Einfluß und Ehre nichts als die traurige Satisfaction über die Erniedrigung von Frankreich, ohne dessen Zustimmung die Türkei getheilt werden, oder über die Unmöglichkeit einer solchen Theilung ohne Frankreich, oder über den Theil, den dann Frankreich von dritter Hand an dem Raube sich bedingen müßte, und über ähnliche Stoffe, Insinuationen, Gehässigkeiten, Geschrei und Thorheiten sich zu verbreiten, die anderer Journale, nicht aber eines Courrier français und der Farbe würdig sind, die er durch seine Schutzreden für die englisch-französische Allianz und vorzüglich durch seine vortrefflichen Artikel zur Förderung des in Aussicht gestellten, auf gegenseitige Erleichterungen zu gründenden englisch-französischen Zollvertrags herausgewendet hat, und unter der er darauf rechnen kann, alle Männer von weiterem Blick und freierer Gesinnung um sich zu vereinigen.

Soll also französischerseits diese Polemik auf irgend eine feste Basis gebaut werden und zu etwas nützen oder führen, so ist vor Allem nöthig, den ganzen Belang und die ganze Wichtigkeit der Gründe anzuerkennen, welche England in seiner Politik auf diesem Punkte leiten und leiten müssen, in Folge davon aber jenen albernen Suppositionen zu entsagen und auf das Feld einer möglichen Vereinbarung mit ihm zu stellen. Auf diesem aber gilt es, entweder sich mit England über die Art der Lösung jener Schwierigkeiten zu einigen, oder, ist man durch unlösbare Fesseln gebunden, ihm auf dem Wege der Vollstreckung zu folgen, ihm einen andern Weg der Wahrung jener Interessen zu zeigen, oder aber, wenn man auch das nicht kann, es innerhalb einer vorzuzeichnenden Gränze gewähren zu lassen, dabei aber, wie es einer Großmacht, die zugleich Land- und Seemacht vom ersten Rang ist, geziemt, gerüstet zu bleiben für den Fall, daß nach Vollzug der über den Vicekönig gefaßten Beschlüsse nicht Alles in die Schranken und in den Stand zurückweicht, der einer jeden Macht durch den Vertrag angewiesen ist. Ist Einigung von Frankreich mit den übrigen Mächten allein auf diesem Grund möglich, so daß es außer der Sphäre der zur Beschränkung des Vicekönigs nöthigen Maaßregeln bleibt, so ist das zwar allerdings eine nicht erfreuliche Divergenz der Ansichten und Interessen; indeß für Frankreich bliebe immer noch die ehrenvolle Rolle, der Moderator des Vollzugs und der Wächter des Orients und Occidents gegen die Uebergriffe von England und Rußland über das gemeinsam anerkannte Ziel zu seyn – eine Rolle, bei der es auf jeden Fall, bei der es aber auch nur allein auf die innere und volle Einigung und Mitwirkung von Oesterreich und Preußen rechnen könnte.

La Revue Slave.

In einem Zeitpunkte, wie der jetzige, wo sich in allen Slavenländern, in dem ganzen weiten Gebiete zwischen Oder und Düna und hinab bis ans schwarze und adriatische Meer, in dem weiten Gebiet wo so mannichfache Nationalitäten sich durchkreuzen, wo eine neue allgemeine litterarische Bewegung sich kund gibt, ist die obengenannte Zeitschrift kein ganz gleichgültiger Umstand. Ihr ausgesprochener Zweck ist, allen Bestrebungen der westlichen Slawen, die unter dem „drückenden Joch Oesterreichs, Preußens und der Türkei“ seufzen, und welche die schlaue russische Regierung „im Interesse ihres Despotismus“ zu ködern sucht, Worte zu leihen. Die Zeitschrift, von der das erste Heft vor uns liegt, ist demnach den Regierungen von Oesterreich und Preußen eben sowohl als der russischen feindlich, und die zu Grunde liegende politische Idee ist eine Vereinigung sämmtlicher Slawenstämme unter der Hegemonie eines wiederhergestellten Polens. So betrachtet erscheint die Sache als ein hohler Traum, der gegen alle Wirklichkeit ankämpft, einige der begleitenden Umstände jedoch geben der Sache eine andere Bedeutung. Diese Zeitschrift, die in zwanglosen Heften erscheinen, also im Grund eine Reihe von Broschüren bilden soll, tritt fast zu gleicher Zeit mit Sarrans und einigen ähnlichen Werken auf, und verfolgt auf einem scheinbar ganz andern Felde dieselbe politische Idee. Es ist um solche Ideen und Ansichten eine eigene Sache. Napoleon hatte den Plan, sein Reich bis an die Elbe und die Enz auszudehnen, und Oesterreich und Preußen sollten ihm als Vormauer gegen Osten dienen; damit aber diese nicht mit der Zeit sich gegen ihn wenden könnten, sollte Polen hergestellt werden, um beide auseinander zu halten; ein solches Polen war dann der sicherste Alliirte für Frankreich, da es sich nie an Rußland anschließen konnte, und Preußen wie Oesterreich immer mehr oder minder feindselig entgegengestanden hätte. Sarrans, der den Geist Napoleons heraufbeschwört, spricht in seiner bekannten Schrift dieselbe Ansicht aus, und eine Conföderation der Slawen unter der Leitung Polens, und natürlich unter dem Schutze Frankreichs, soll die nationale Grundlage für den großartigen Plan bilden. Man ersieht hieraus, daß auf dem noch immer unstät schwankenden Gebiet zwischen der Ostsee, dem schwarzen und dem adriatischen Meere drei politische Systeme einander gegenüber stehen: das russische, welches durch die Anziehungskraft der Nationalität sämmtliche Slawenstämme seinem Einfluß zu unterwerfen sucht, Oesterreich, Preußen und die Türkei, welche gegenwärtig im Recht des Besitzes sind, und das neue westslawische Reich, das gegen Oesterreich, Preußen und Rußland gerichtet ist. Für die letztere Idee tritt nun, wie oben bemerkt, die Revue Slave in die Schranken. Solche Ansichten und Bestrebungen dürften wohl geeignet seyn, die Aufmerksamkeit in Deutschland etwas mehr auf die slawischen Länder hinzulenken, als es bisher geschehen ist, denn es handelt sich für Deutschland dabei um ein höheres Interesse, als man gewöhnlich zu glauben geneigt ist. Obige Zeitschrift predigt Haß anscheinend nur gegen Oesterreich und Preußen, in der That aber gegen Deutschland überhaupt, und dieß könnte in seiner Entwickelung nur zu neuen Slawenkriegen führen, wobei keiner von beiden Theilen, am wenigsten aber die Slawen gewinnen könnten. Manche ehemalige Slawenländer sind ganz germanisirt, in andern leben Deutsche und Slawen gemischt, und müssen sich wohl oder übel mit einander vertragen, da kein Theil den andern ausstoßen kann.

Was nun das vorliegende erste Heft dieser Zeitschrift betrifft, so ist der eigentlich politische Theil in zwei Aufsätzen, der Einleitung (avant propos) und der „slawischen Richtung“ (tendance slave) enthalten; die beiden andern Aufsätze betreffen den „Ursprung und die Geschichte der Vandalen,“ eine etwas confuse und nicht sehr schlußrichtige Abhandlung, in der bewiesen werden soll, daß die Vandalen slavischen Stammes gewesen, und die „Sprachen der slavischen Völker,“ wo der Verfasser sich als ein höchst enthusiastischer Slavist zeigt, und sogar noch alles Land jenseits des Inns und der Elbe, für die Slaven in Anspruch nimmt, indem „diese Völker fast das ganze nördliche Deutschland von Hamburg an, ganz Sachsen und ganz Preußen einnehmen“ (in der gegenwärtigen Zeit gesprochen). Wenn indeß der Verfasser auch in seinem Slavismus sich zu manchen Uebertreibungen und geographischen Fehlern hinreißen läßt, so verdient doch der Geist und die Tendenz, in

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Aussicht verzichten, zur Lösung dieser schwierigen Frage, und dadurch zur Wahrung der französisch-englischen Allianz, des Gegenstandes des allgemeinen Wunsches der Vernünftigen, etwas beizutragen, und man hat für diesen großen Verlust an Einfluß und Ehre nichts als die traurige Satisfaction über die Erniedrigung von Frankreich, ohne dessen Zustimmung die Türkei getheilt werden, oder über die Unmöglichkeit einer solchen Theilung ohne Frankreich, oder über den Theil, den dann Frankreich von dritter Hand an dem Raube sich bedingen müßte, und über ähnliche Stoffe, Insinuationen, Gehässigkeiten, Geschrei und Thorheiten sich zu verbreiten, die anderer Journale, nicht aber eines Courrier français und der Farbe würdig sind, die er durch seine Schutzreden für die englisch-französische Allianz und vorzüglich durch seine vortrefflichen Artikel zur Förderung des in Aussicht gestellten, auf gegenseitige Erleichterungen zu gründenden englisch-französischen Zollvertrags herausgewendet hat, und unter der er darauf rechnen kann, alle Männer von weiterem Blick und freierer Gesinnung um sich zu vereinigen.</p><lb/>
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[0362/0010] Aussicht verzichten, zur Lösung dieser schwierigen Frage, und dadurch zur Wahrung der französisch-englischen Allianz, des Gegenstandes des allgemeinen Wunsches der Vernünftigen, etwas beizutragen, und man hat für diesen großen Verlust an Einfluß und Ehre nichts als die traurige Satisfaction über die Erniedrigung von Frankreich, ohne dessen Zustimmung die Türkei getheilt werden, oder über die Unmöglichkeit einer solchen Theilung ohne Frankreich, oder über den Theil, den dann Frankreich von dritter Hand an dem Raube sich bedingen müßte, und über ähnliche Stoffe, Insinuationen, Gehässigkeiten, Geschrei und Thorheiten sich zu verbreiten, die anderer Journale, nicht aber eines Courrier français und der Farbe würdig sind, die er durch seine Schutzreden für die englisch-französische Allianz und vorzüglich durch seine vortrefflichen Artikel zur Förderung des in Aussicht gestellten, auf gegenseitige Erleichterungen zu gründenden englisch-französischen Zollvertrags herausgewendet hat, und unter der er darauf rechnen kann, alle Männer von weiterem Blick und freierer Gesinnung um sich zu vereinigen. Soll also französischerseits diese Polemik auf irgend eine feste Basis gebaut werden und zu etwas nützen oder führen, so ist vor Allem nöthig, den ganzen Belang und die ganze Wichtigkeit der Gründe anzuerkennen, welche England in seiner Politik auf diesem Punkte leiten und leiten müssen, in Folge davon aber jenen albernen Suppositionen zu entsagen und auf das Feld einer möglichen Vereinbarung mit ihm zu stellen. Auf diesem aber gilt es, entweder sich mit England über die Art der Lösung jener Schwierigkeiten zu einigen, oder, ist man durch unlösbare Fesseln gebunden, ihm auf dem Wege der Vollstreckung zu folgen, ihm einen andern Weg der Wahrung jener Interessen zu zeigen, oder aber, wenn man auch das nicht kann, es innerhalb einer vorzuzeichnenden Gränze gewähren zu lassen, dabei aber, wie es einer Großmacht, die zugleich Land- und Seemacht vom ersten Rang ist, geziemt, gerüstet zu bleiben für den Fall, daß nach Vollzug der über den Vicekönig gefaßten Beschlüsse nicht Alles in die Schranken und in den Stand zurückweicht, der einer jeden Macht durch den Vertrag angewiesen ist. Ist Einigung von Frankreich mit den übrigen Mächten allein auf diesem Grund möglich, so daß es außer der Sphäre der zur Beschränkung des Vicekönigs nöthigen Maaßregeln bleibt, so ist das zwar allerdings eine nicht erfreuliche Divergenz der Ansichten und Interessen; indeß für Frankreich bliebe immer noch die ehrenvolle Rolle, der Moderator des Vollzugs und der Wächter des Orients und Occidents gegen die Uebergriffe von England und Rußland über das gemeinsam anerkannte Ziel zu seyn – eine Rolle, bei der es auf jeden Fall, bei der es aber auch nur allein auf die innere und volle Einigung und Mitwirkung von Oesterreich und Preußen rechnen könnte. La Revue Slave. In einem Zeitpunkte, wie der jetzige, wo sich in allen Slavenländern, in dem ganzen weiten Gebiete zwischen Oder und Düna und hinab bis ans schwarze und adriatische Meer, in dem weiten Gebiet wo so mannichfache Nationalitäten sich durchkreuzen, wo eine neue allgemeine litterarische Bewegung sich kund gibt, ist die obengenannte Zeitschrift kein ganz gleichgültiger Umstand. Ihr ausgesprochener Zweck ist, allen Bestrebungen der westlichen Slawen, die unter dem „drückenden Joch Oesterreichs, Preußens und der Türkei“ seufzen, und welche die schlaue russische Regierung „im Interesse ihres Despotismus“ zu ködern sucht, Worte zu leihen. Die Zeitschrift, von der das erste Heft vor uns liegt, ist demnach den Regierungen von Oesterreich und Preußen eben sowohl als der russischen feindlich, und die zu Grunde liegende politische Idee ist eine Vereinigung sämmtlicher Slawenstämme unter der Hegemonie eines wiederhergestellten Polens. So betrachtet erscheint die Sache als ein hohler Traum, der gegen alle Wirklichkeit ankämpft, einige der begleitenden Umstände jedoch geben der Sache eine andere Bedeutung. Diese Zeitschrift, die in zwanglosen Heften erscheinen, also im Grund eine Reihe von Broschüren bilden soll, tritt fast zu gleicher Zeit mit Sarrans und einigen ähnlichen Werken auf, und verfolgt auf einem scheinbar ganz andern Felde dieselbe politische Idee. Es ist um solche Ideen und Ansichten eine eigene Sache. Napoleon hatte den Plan, sein Reich bis an die Elbe und die Enz auszudehnen, und Oesterreich und Preußen sollten ihm als Vormauer gegen Osten dienen; damit aber diese nicht mit der Zeit sich gegen ihn wenden könnten, sollte Polen hergestellt werden, um beide auseinander zu halten; ein solches Polen war dann der sicherste Alliirte für Frankreich, da es sich nie an Rußland anschließen konnte, und Preußen wie Oesterreich immer mehr oder minder feindselig entgegengestanden hätte. Sarrans, der den Geist Napoleons heraufbeschwört, spricht in seiner bekannten Schrift dieselbe Ansicht aus, und eine Conföderation der Slawen unter der Leitung Polens, und natürlich unter dem Schutze Frankreichs, soll die nationale Grundlage für den großartigen Plan bilden. Man ersieht hieraus, daß auf dem noch immer unstät schwankenden Gebiet zwischen der Ostsee, dem schwarzen und dem adriatischen Meere drei politische Systeme einander gegenüber stehen: das russische, welches durch die Anziehungskraft der Nationalität sämmtliche Slawenstämme seinem Einfluß zu unterwerfen sucht, Oesterreich, Preußen und die Türkei, welche gegenwärtig im Recht des Besitzes sind, und das neue westslawische Reich, das gegen Oesterreich, Preußen und Rußland gerichtet ist. Für die letztere Idee tritt nun, wie oben bemerkt, die Revue Slave in die Schranken. Solche Ansichten und Bestrebungen dürften wohl geeignet seyn, die Aufmerksamkeit in Deutschland etwas mehr auf die slawischen Länder hinzulenken, als es bisher geschehen ist, denn es handelt sich für Deutschland dabei um ein höheres Interesse, als man gewöhnlich zu glauben geneigt ist. Obige Zeitschrift predigt Haß anscheinend nur gegen Oesterreich und Preußen, in der That aber gegen Deutschland überhaupt, und dieß könnte in seiner Entwickelung nur zu neuen Slawenkriegen führen, wobei keiner von beiden Theilen, am wenigsten aber die Slawen gewinnen könnten. Manche ehemalige Slawenländer sind ganz germanisirt, in andern leben Deutsche und Slawen gemischt, und müssen sich wohl oder übel mit einander vertragen, da kein Theil den andern ausstoßen kann. Was nun das vorliegende erste Heft dieser Zeitschrift betrifft, so ist der eigentlich politische Theil in zwei Aufsätzen, der Einleitung (avant propos) und der „slawischen Richtung“ (tendance slave) enthalten; die beiden andern Aufsätze betreffen den „Ursprung und die Geschichte der Vandalen,“ eine etwas confuse und nicht sehr schlußrichtige Abhandlung, in der bewiesen werden soll, daß die Vandalen slavischen Stammes gewesen, und die „Sprachen der slavischen Völker,“ wo der Verfasser sich als ein höchst enthusiastischer Slavist zeigt, und sogar noch alles Land jenseits des Inns und der Elbe, für die Slaven in Anspruch nimmt, indem „diese Völker fast das ganze nördliche Deutschland von Hamburg an, ganz Sachsen und ganz Preußen einnehmen“ (in der gegenwärtigen Zeit gesprochen). Wenn indeß der Verfasser auch in seinem Slavismus sich zu manchen Uebertreibungen und geographischen Fehlern hinreißen läßt, so verdient doch der Geist und die Tendenz, in

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 46. Augsburg, 15. Februar 1840, S. 0362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_046_18400215/10>, abgerufen am 23.11.2024.