Allgemeine Zeitung. Nr. 47. Augsburg, 16. Februar 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. SonntagNr. 47. 16 Februar 1840Großbritannien. Folgendes ist ein gedrängter Auszug aus dem Trauungsprogramm: die Theilnehmer an dem Zug versammeln sich am 10 Febr. bis halb 11 Uhr Vormittags im Thronsaal des St. Jamespalastes. Der Zug bewegt sich dann in folgender Ordnung: 1) die Procession des Bräutigams. Trommeln und Trompeten; der Cerimonienmeister; des Bräutigams Gentlemen of Honour zwischen zwei Herolden; Lord- und Vicekämmerer Ihrer Maj.; der Bräutigam mit der Ordenskette des Hosenbandordens, unterstützt von II. HH. dem regierenden Herzog und dem Erbprinzen von Sachsen-Coburg, begleitet von Officieren ihres Gefolgs, nämlich Graf Kolowrath, Baron v. Alvensleben und Baron v. Löwenfels. Beim Eintritt in die Capelle wird Se. königl. Hoh. an den ihm zur Linken des Altars bereiteten Sitz geführt; seine hohen Verwandten und die Herren des Gefolgs sitzen neben ihm nieder; der Cerimonienmeister u. s. w. nehmen stehend Platz. Lord- und Vicekämmerer gehen mit den Trommeln und Trompeten Ihrer Maj. entgegen. 2) Procession der Königin. Musik; Ritter-Marschall; Unterherolde (Pursuivants), Herolde, Ehrenpagen; Stallmeister, Kammerherren und andere Hofbedienstete; die beiden englischen Wappenkönige: der Norroy und der Clarenceaux King of Arms (jener für England nordwärts über der Trent, dieser für das Herzogthum Clarence - aus der Normannenzeit stammende Feudal-Figuranten); zwei Stabträger (Sergeants-at-arms) zur Rechten und Linken; Lord Siegelbewahrer, Lord Präsident des Conseils und Lord Oberkanzler; der Graf Marschall (Herzog von Norfolk); die Glieder des königlichen Hauses: Prinzessin Sophia Mathilde von Gloucester; die Prinzessinnen Marie und Augusta, Prinz Georg und die Herzogin von Cambridge, von einer Staatsdame begleitet; die Herzogin von Kent, deßgleichen; die Herzogin v. Gloucester, ditto; die Prinzessin Auguste; der Herzog von Cambridge; der Herzog v. Sussex, jeder mit einem Herrn ihres Gefolgs; zwischen zwei Kämmerern Ihrer Maj. das Staatsschwert von Lord Melbourne getragen; die Königin mit den Ketten ihrer verschiedenen Orden; der Schlepp von zwölf Hoffräulein getragen. Folgen die Hofdamen und Ehrenfräulein; die Capitäns der Hartschiere, der Träger des goldenen Stabs und der Privatcassier Ihrer Maj. schließen den Zug. In der Capelle nimmt die Königin ihren Sitz zur Rechten des Altars, die Prinzen und Prinzessinnen von Geblüt hinter ihr. Die Ritter der verschiedenen Orden tragen ihre Ordensketten mit weißen Rosetten. Längs den Staatsapartements, durch die sich der Zug bewegt, sind scharlachrothe Teppiche gelegt, und in den Gemächern und Corridors Sitze für die geladenen Zuschauer angebracht. Die M. Post, ein Organ der high fashion in solchen Dingen, schrieb vor einigen Tagen über die Abberufung Sebastiani's: "Dieselbe war von so außerordentlichen Umständen begleitet, daß sie zur Zeit fast den ausschließlichen Gesprächsgegenstand bildet. Im Hause der Lady Minto sagte man vor einigen Tagen allgemein, Ludwig Philipp habe dem General Sebastiani befohlen, bei Gelegenheit der Vermählung Victoria's ein Fest von ungewöhnlichem Glanze zu veranstalten, und die tonangebenden Glieder der feinen Welt seyen bereits über die Einrichtung dieses Festes, die einzuladenden Gäste u. s. w. zu Rathe gezogen. Mitten in dieser angenehmen Unterhaltung erfuhr die Gesellschaft, Sebastiani sey von seinem Gesandtschaftsposten abberufen, und in gerechtem Gefühl seiner Würde habe derselbe sich geweigert, seinen Souverän bei einem Festgepränge zu repräsentiren, bei welchem er nur als eine Art politisches Gespenst umgehen könnte. All das lebhafte Geplauder über diesen Vorfall gewann ein ernsteres Aussehen durch die unglückweissagende Sprache Sir R. Peels am 31 Jan. in der einzigen Stelle über auswärtige Politik, die seine Rede enthielt. Es ist unnöthig, auf die unermeßliche Sensation als ein Symptom kommender Ereignisse hinzudeuten, welche in Paris die Abberufung Sebastiani's erregte - des ältesten, wärmsten und offensten Anhängers Ludwig Philipps in Tagen der Prüfung schon vor dessen Thronbesteigung, seines innigsten Freundes, welcher - wegen seiner zahlreichen Verbindungen in England nach diesem Lande geschickt, als er krank und schwach war - jetzt abberufen wird, wo er in seiner früheren Energie des Leibes und der Seele wiederhergestellt ist und in der englischen Gesellschaft eine Popularität genießt, die er gleich nach seiner Ankunft zu besitzen weit entfernt war. Ludwig Philipp, der seinen Freund durch alle Opposition bis jetzt gehalten, willigte, wie man sagt, nur mit Thränen im Aug' endlich in dessen Abberufung, nachdem alle seine Minister mit ihrer Entlassung gedroht. Der Grund der Abberufung des Generals scheint zu seyn, daß seine Regierung, nachdem sie ihn in die Bahn ihrer besondern Politik gegenüber von England hineingezwungen, ihn nun zu ihrem Sühnbock zu machen und zugleich Hrn. Guizot zufrieden zu stellen wünscht, während sie in Hrn. Guizots Abwesenheit, um ihre Schwäche zu stützen, Hrn. Thiers Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. SonntagNr. 47. 16 Februar 1840Großbritannien. Folgendes ist ein gedrängter Auszug aus dem Trauungsprogramm: die Theilnehmer an dem Zug versammeln sich am 10 Febr. bis halb 11 Uhr Vormittags im Thronsaal des St. Jamespalastes. Der Zug bewegt sich dann in folgender Ordnung: 1) die Procession des Bräutigams. Trommeln und Trompeten; der Cerimonienmeister; des Bräutigams Gentlemen of Honour zwischen zwei Herolden; Lord- und Vicekämmerer Ihrer Maj.; der Bräutigam mit der Ordenskette des Hosenbandordens, unterstützt von II. HH. dem regierenden Herzog und dem Erbprinzen von Sachsen-Coburg, begleitet von Officieren ihres Gefolgs, nämlich Graf Kolowrath, Baron v. Alvensleben und Baron v. Löwenfels. Beim Eintritt in die Capelle wird Se. königl. Hoh. an den ihm zur Linken des Altars bereiteten Sitz geführt; seine hohen Verwandten und die Herren des Gefolgs sitzen neben ihm nieder; der Cerimonienmeister u. s. w. nehmen stehend Platz. Lord- und Vicekämmerer gehen mit den Trommeln und Trompeten Ihrer Maj. entgegen. 2) Procession der Königin. Musik; Ritter-Marschall; Unterherolde (Pursuivants), Herolde, Ehrenpagen; Stallmeister, Kammerherren und andere Hofbedienstete; die beiden englischen Wappenkönige: der Norroy und der Clarenceaux King of Arms (jener für England nordwärts über der Trent, dieser für das Herzogthum Clarence – aus der Normannenzeit stammende Feudal-Figuranten); zwei Stabträger (Sergeants-at-arms) zur Rechten und Linken; Lord Siegelbewahrer, Lord Präsident des Conseils und Lord Oberkanzler; der Graf Marschall (Herzog von Norfolk); die Glieder des königlichen Hauses: Prinzessin Sophia Mathilde von Gloucester; die Prinzessinnen Marie und Augusta, Prinz Georg und die Herzogin von Cambridge, von einer Staatsdame begleitet; die Herzogin von Kent, deßgleichen; die Herzogin v. Gloucester, ditto; die Prinzessin Auguste; der Herzog von Cambridge; der Herzog v. Sussex, jeder mit einem Herrn ihres Gefolgs; zwischen zwei Kämmerern Ihrer Maj. das Staatsschwert von Lord Melbourne getragen; die Königin mit den Ketten ihrer verschiedenen Orden; der Schlepp von zwölf Hoffräulein getragen. Folgen die Hofdamen und Ehrenfräulein; die Capitäns der Hartschiere, der Träger des goldenen Stabs und der Privatcassier Ihrer Maj. schließen den Zug. In der Capelle nimmt die Königin ihren Sitz zur Rechten des Altars, die Prinzen und Prinzessinnen von Geblüt hinter ihr. Die Ritter der verschiedenen Orden tragen ihre Ordensketten mit weißen Rosetten. Längs den Staatsapartements, durch die sich der Zug bewegt, sind scharlachrothe Teppiche gelegt, und in den Gemächern und Corridors Sitze für die geladenen Zuschauer angebracht. Die M. Post, ein Organ der high fashion in solchen Dingen, schrieb vor einigen Tagen über die Abberufung Sebastiani's: „Dieselbe war von so außerordentlichen Umständen begleitet, daß sie zur Zeit fast den ausschließlichen Gesprächsgegenstand bildet. Im Hause der Lady Minto sagte man vor einigen Tagen allgemein, Ludwig Philipp habe dem General Sebastiani befohlen, bei Gelegenheit der Vermählung Victoria's ein Fest von ungewöhnlichem Glanze zu veranstalten, und die tonangebenden Glieder der feinen Welt seyen bereits über die Einrichtung dieses Festes, die einzuladenden Gäste u. s. w. zu Rathe gezogen. Mitten in dieser angenehmen Unterhaltung erfuhr die Gesellschaft, Sebastiani sey von seinem Gesandtschaftsposten abberufen, und in gerechtem Gefühl seiner Würde habe derselbe sich geweigert, seinen Souverän bei einem Festgepränge zu repräsentiren, bei welchem er nur als eine Art politisches Gespenst umgehen könnte. All das lebhafte Geplauder über diesen Vorfall gewann ein ernsteres Aussehen durch die unglückweissagende Sprache Sir R. Peels am 31 Jan. in der einzigen Stelle über auswärtige Politik, die seine Rede enthielt. Es ist unnöthig, auf die unermeßliche Sensation als ein Symptom kommender Ereignisse hinzudeuten, welche in Paris die Abberufung Sebastiani's erregte – des ältesten, wärmsten und offensten Anhängers Ludwig Philipps in Tagen der Prüfung schon vor dessen Thronbesteigung, seines innigsten Freundes, welcher – wegen seiner zahlreichen Verbindungen in England nach diesem Lande geschickt, als er krank und schwach war – jetzt abberufen wird, wo er in seiner früheren Energie des Leibes und der Seele wiederhergestellt ist und in der englischen Gesellschaft eine Popularität genießt, die er gleich nach seiner Ankunft zu besitzen weit entfernt war. Ludwig Philipp, der seinen Freund durch alle Opposition bis jetzt gehalten, willigte, wie man sagt, nur mit Thränen im Aug' endlich in dessen Abberufung, nachdem alle seine Minister mit ihrer Entlassung gedroht. Der Grund der Abberufung des Generals scheint zu seyn, daß seine Regierung, nachdem sie ihn in die Bahn ihrer besondern Politik gegenüber von England hineingezwungen, ihn nun zu ihrem Sühnbock zu machen und zugleich Hrn. Guizot zufrieden zu stellen wünscht, während sie in Hrn. Guizots Abwesenheit, um ihre Schwäche zu stützen, Hrn. 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Musik; Ritter-Marschall; Unterherolde (Pursuivants), Herolde, Ehrenpagen; Stallmeister, Kammerherren und andere Hofbedienstete; die beiden englischen Wappenkönige: der Norroy und der Clarenceaux King of Arms (jener für England nordwärts über der Trent, dieser für das Herzogthum Clarence – aus der Normannenzeit stammende Feudal-Figuranten); zwei Stabträger (Sergeants-at-arms) zur Rechten und Linken; Lord Siegelbewahrer, Lord Präsident des Conseils und Lord Oberkanzler; der Graf Marschall (Herzog von Norfolk); die Glieder des königlichen Hauses: Prinzessin Sophia Mathilde von Gloucester; die Prinzessinnen Marie und Augusta, Prinz Georg und die Herzogin von Cambridge, von <hi rendition="#g">einer</hi> Staatsdame begleitet; die Herzogin von Kent, deßgleichen; die Herzogin v. Gloucester, ditto; die Prinzessin Auguste; der Herzog von Cambridge; der Herzog v. 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Längs den Staatsapartements, durch die sich der Zug bewegt, sind scharlachrothe Teppiche gelegt, und in den Gemächern und Corridors Sitze für die geladenen Zuschauer angebracht.</p><lb/> <p>Die M. <hi rendition="#g">Post</hi>, ein Organ der high fashion in solchen Dingen, schrieb vor einigen Tagen über die Abberufung Sebastiani's: „Dieselbe war von so außerordentlichen Umständen begleitet, daß sie zur Zeit fast den ausschließlichen Gesprächsgegenstand bildet. Im Hause der Lady Minto sagte man vor einigen Tagen allgemein, Ludwig Philipp habe dem General Sebastiani befohlen, bei Gelegenheit der Vermählung Victoria's ein Fest von ungewöhnlichem Glanze zu veranstalten, und die tonangebenden Glieder der feinen Welt seyen bereits über die Einrichtung dieses Festes, die einzuladenden Gäste u. s. w. zu Rathe gezogen. Mitten in dieser angenehmen Unterhaltung erfuhr die Gesellschaft, Sebastiani sey von seinem Gesandtschaftsposten abberufen, und in gerechtem Gefühl seiner Würde habe derselbe sich geweigert, seinen Souverän bei einem Festgepränge zu repräsentiren, bei welchem er nur als eine Art politisches Gespenst umgehen könnte. All das lebhafte Geplauder über diesen Vorfall gewann ein ernsteres Aussehen durch die unglückweissagende Sprache Sir R. Peels am 31 Jan. in der einzigen Stelle über auswärtige Politik, die seine Rede enthielt. Es ist unnöthig, auf die unermeßliche Sensation als ein Symptom kommender Ereignisse hinzudeuten, welche in Paris die Abberufung Sebastiani's erregte – des ältesten, wärmsten und offensten Anhängers Ludwig Philipps in Tagen der Prüfung schon vor dessen Thronbesteigung, seines innigsten Freundes, welcher – wegen seiner zahlreichen Verbindungen in England nach diesem Lande geschickt, als er krank und schwach war – jetzt abberufen wird, wo er in seiner früheren Energie des Leibes und der Seele wiederhergestellt ist und in der englischen Gesellschaft eine Popularität genießt, die er gleich nach seiner Ankunft zu besitzen weit entfernt war. Ludwig Philipp, der seinen Freund durch alle Opposition bis jetzt gehalten, willigte, wie man sagt, nur mit Thränen im Aug' endlich in dessen Abberufung, nachdem alle seine Minister mit ihrer Entlassung gedroht. Der Grund der Abberufung des Generals scheint zu seyn, daß seine Regierung, nachdem sie ihn in die Bahn ihrer besondern Politik gegenüber von England hineingezwungen, ihn nun zu ihrem Sühnbock zu machen und zugleich Hrn. Guizot zufrieden zu stellen wünscht, während sie in Hrn. Guizots Abwesenheit, um ihre Schwäche zu stützen, Hrn. Thiers<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0369/0001]
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag
Nr. 47.
16 Februar 1840 Großbritannien.
Folgendes ist ein gedrängter Auszug aus dem Trauungsprogramm: die Theilnehmer an dem Zug versammeln sich am 10 Febr. bis halb 11 Uhr Vormittags im Thronsaal des St. Jamespalastes. Der Zug bewegt sich dann in folgender Ordnung: 1) die Procession des Bräutigams. Trommeln und Trompeten; der Cerimonienmeister; des Bräutigams Gentlemen of Honour zwischen zwei Herolden; Lord- und Vicekämmerer Ihrer Maj.; der Bräutigam mit der Ordenskette des Hosenbandordens, unterstützt von II. HH. dem regierenden Herzog und dem Erbprinzen von Sachsen-Coburg, begleitet von Officieren ihres Gefolgs, nämlich Graf Kolowrath, Baron v. Alvensleben und Baron v. Löwenfels. Beim Eintritt in die Capelle wird Se. königl. Hoh. an den ihm zur Linken des Altars bereiteten Sitz geführt; seine hohen Verwandten und die Herren des Gefolgs sitzen neben ihm nieder; der Cerimonienmeister u. s. w. nehmen stehend Platz. Lord- und Vicekämmerer gehen mit den Trommeln und Trompeten Ihrer Maj. entgegen. 2) Procession der Königin. Musik; Ritter-Marschall; Unterherolde (Pursuivants), Herolde, Ehrenpagen; Stallmeister, Kammerherren und andere Hofbedienstete; die beiden englischen Wappenkönige: der Norroy und der Clarenceaux King of Arms (jener für England nordwärts über der Trent, dieser für das Herzogthum Clarence – aus der Normannenzeit stammende Feudal-Figuranten); zwei Stabträger (Sergeants-at-arms) zur Rechten und Linken; Lord Siegelbewahrer, Lord Präsident des Conseils und Lord Oberkanzler; der Graf Marschall (Herzog von Norfolk); die Glieder des königlichen Hauses: Prinzessin Sophia Mathilde von Gloucester; die Prinzessinnen Marie und Augusta, Prinz Georg und die Herzogin von Cambridge, von einer Staatsdame begleitet; die Herzogin von Kent, deßgleichen; die Herzogin v. Gloucester, ditto; die Prinzessin Auguste; der Herzog von Cambridge; der Herzog v. Sussex, jeder mit einem Herrn ihres Gefolgs; zwischen zwei Kämmerern Ihrer Maj. das Staatsschwert von Lord Melbourne getragen; die Königin mit den Ketten ihrer verschiedenen Orden; der Schlepp von zwölf Hoffräulein getragen. Folgen die Hofdamen und Ehrenfräulein; die Capitäns der Hartschiere, der Träger des goldenen Stabs und der Privatcassier Ihrer Maj. schließen den Zug. In der Capelle nimmt die Königin ihren Sitz zur Rechten des Altars, die Prinzen und Prinzessinnen von Geblüt hinter ihr. Die Ritter der verschiedenen Orden tragen ihre Ordensketten mit weißen Rosetten. Längs den Staatsapartements, durch die sich der Zug bewegt, sind scharlachrothe Teppiche gelegt, und in den Gemächern und Corridors Sitze für die geladenen Zuschauer angebracht.
Die M. Post, ein Organ der high fashion in solchen Dingen, schrieb vor einigen Tagen über die Abberufung Sebastiani's: „Dieselbe war von so außerordentlichen Umständen begleitet, daß sie zur Zeit fast den ausschließlichen Gesprächsgegenstand bildet. Im Hause der Lady Minto sagte man vor einigen Tagen allgemein, Ludwig Philipp habe dem General Sebastiani befohlen, bei Gelegenheit der Vermählung Victoria's ein Fest von ungewöhnlichem Glanze zu veranstalten, und die tonangebenden Glieder der feinen Welt seyen bereits über die Einrichtung dieses Festes, die einzuladenden Gäste u. s. w. zu Rathe gezogen. Mitten in dieser angenehmen Unterhaltung erfuhr die Gesellschaft, Sebastiani sey von seinem Gesandtschaftsposten abberufen, und in gerechtem Gefühl seiner Würde habe derselbe sich geweigert, seinen Souverän bei einem Festgepränge zu repräsentiren, bei welchem er nur als eine Art politisches Gespenst umgehen könnte. All das lebhafte Geplauder über diesen Vorfall gewann ein ernsteres Aussehen durch die unglückweissagende Sprache Sir R. Peels am 31 Jan. in der einzigen Stelle über auswärtige Politik, die seine Rede enthielt. Es ist unnöthig, auf die unermeßliche Sensation als ein Symptom kommender Ereignisse hinzudeuten, welche in Paris die Abberufung Sebastiani's erregte – des ältesten, wärmsten und offensten Anhängers Ludwig Philipps in Tagen der Prüfung schon vor dessen Thronbesteigung, seines innigsten Freundes, welcher – wegen seiner zahlreichen Verbindungen in England nach diesem Lande geschickt, als er krank und schwach war – jetzt abberufen wird, wo er in seiner früheren Energie des Leibes und der Seele wiederhergestellt ist und in der englischen Gesellschaft eine Popularität genießt, die er gleich nach seiner Ankunft zu besitzen weit entfernt war. Ludwig Philipp, der seinen Freund durch alle Opposition bis jetzt gehalten, willigte, wie man sagt, nur mit Thränen im Aug' endlich in dessen Abberufung, nachdem alle seine Minister mit ihrer Entlassung gedroht. Der Grund der Abberufung des Generals scheint zu seyn, daß seine Regierung, nachdem sie ihn in die Bahn ihrer besondern Politik gegenüber von England hineingezwungen, ihn nun zu ihrem Sühnbock zu machen und zugleich Hrn. Guizot zufrieden zu stellen wünscht, während sie in Hrn. Guizots Abwesenheit, um ihre Schwäche zu stützen, Hrn. Thiers
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