Allgemeine Zeitung. Nr. 47. Augsburg, 16. Februar 1840.wahr, die Zahl unserer Handelsdampfschiffe ist groß, und vermehrt sich täglich, aber, nach competenten Zeugnissen, dürften nur wenige derselben für den Kriegsdienst tauglich befunden werden." Der Lord schloß mit den Worten: "Man bedenke, daß viele unsrer Schiffe nachgerade alt und schadhaft werden, und daß in einem einzigen Gefecht viele verloren gehen können. Darum ist es höchst nothwendig, immer eine gehörige Ergänzung der Flotte in Bereitschaft zu halten. Wenn ich mich nicht sehr irre, so werden die von mir gewünschten Papiere als ganz unzweifelhaft darthun, daß unsere Nation daheim für den Fall eines Angriffs auf unsere Küsten kläglich mangelhaft bestellt ist, und daß auch unsere auswärtigen Stationen für Kriegschancen und mögliche Verluste durch Stürme und Unwetter zu schwach besetzt sind. Ueberdieß können unsere Geschwader nicht so rasch verstärkt werden, wie die russischen oder französischen - ein neuer Grund, unsere Küsten und unsern Handel nicht so schutzlos zu lassen. England muß trachten, seine alte ruhmvolle Suprematie zur See wieder zu gewinnen, um sie dann nie mehr zu verlieren." - Graf Minto, erster Lord der Admiralität, erwiederte, noch niemals seyen eifrigere Anstrengungen gemacht worden, um die brittische Seemacht auf einen Achtung gebietenden Fuß zu stellen, als gegenwärtig. Die Zahl der Schiffe sey verdoppelt, die Arsenale mit hinlänglichem Material in bester Qualität versehen. Daß von der russischen Flotte jetzt, im tiefen Frieden, nichts zu besorgen sey, stehe außer Zweifel. Ebensowenig habe man von Frankreich zu befürchten. Der edle Lord wünsche, daß stets bei den Dünen oder in Spithead eine hinlängliche Flotte gehalten werde, damit man auf jedes Ereigniß gefaßt seyn könne; es sey aber unmöglich, zu jeder Zeit so umfangreiche Rüstungen zu machen. Besser wär' es, geradezu den Krieg zu erklären, denn so hätte man mindestens die Aussicht, die entgegenstehenden Flotten zu vernichten. Die Zahl der Schiffe, die England in activem Dienst habe, reiche für Friedenszeiten vollkommen hin. Die Flotte im Mittelmeer sey stark genug, um allen Ereignissen zu begegnen. Die Befehlshaber in Canada hätten über die Schnelligkeit gestaunt, mit der ihnen Verstärkungen zugekommen seyen. Wenn es nöthig wäre, könnte in ganz kurzer Zeit die Zahl der Linienschiffe um weitere 40 vermehrt werden. Die Mannschaft sey zahlreicher als seit langer Zeit; die Stellung der Seeofficiere sey durch Erhöhung ihres Gehalts verbessert worden. Sollten weitere Verstärkungen der Seemacht nöthig werden, so werde er keinen Anstand nehmen, vom Parlament die erforderlichen Geldbewilligungen zu verlangen. Lord Hardwicke (ebenfalls Flottencapitän) behauptete hierauf, die französischen Seeleute seyen in Folge der Art, wie sie recrutirt werden, tüchtiger als die englischen. Lord Melbourne bestritt dieß. Ebenso unrichtig, fügte er bei, sey die Behauptung des edlen Grafen, daß in den französischen Seeofficieren ein besserer Geist als in den englischen lebe; vielmehr seyen die englischen Seeofficiere noch immer von jenem früheren Geiste beseelt: von jener Zuversicht, in jeder Unternehmung, zu welcher Pflicht und Vaterland sie rufe, zu siegen. Der Herzog v. Wellington verlangte sodann noch kräftige Maaßregeln, um Englands Interessen in China zu wahren. Algier und Tunis. Toulon, 8 Febr. Seit dem Einfall der Araber in der Metidscha sind 16,126 Mann und 1500 Pferde in Algier angekommen. Es stehen in dieser Provinz gegenwärtig 30,000 Mann; in der Provinz Oran 7500 Mann, in der Provinz Constantine 22,000 Mann, Total der französisch-afrikanischen Armee: 59,500 Mann; worunter 46,000 kampffähig sind. Der Rest füllt die Hospitäler oder gehört den Corps an, welche nicht in's Feld rücken. - Viele Personen von höherm Rang kommen in Toulon an, um nach Algier sich einzuschiffen und dort den bevorstehenden Feldzug gegen Abd-El-Kader mitzumachen; es sind Ausländer, wie Franzosen darunter. Der russische Fürst Sangusko, der polnische Fürst Laburizki, der Fürst von Ligne aus Brüssel, der Sohn des Marschalls Gerard, die HH. v. Caulaincourt und Latour-Maubourg, ein sächsischer Officier vom Generalstab, ein hannoveranischer Officier und andere fremde bestiegen nach einander das Dampfboot und wollen sich als Freiwillige der Armee anschließen. - Aus Tunis vom 29 Jan. erhielt ich folgendes Schreiben: "Die Civilisation Europa's findet auf tunesischem Boden mehr und mehr Eingang. Der Thätigkeit des englischen Generals Considine verdankt der Bey eine Armee von 18,000 Mann regulärer, gutbewaffneter und auf europäische Weise einexercirter Truppen. Die Musikcorps der Regimenter bestehen aus Italienern; Franzosen leiten die Schiffsbauten. Die Landstraßen sind vortrefflich unterhalten. Der regierende Bey ist ein Mann von Kopf, er begeht aber das Unrecht, daß er zugleich mit Frankreich und mit Abd-El-Kader verbündet seyn will. Er gestattet uns, Pferde für den bevorstehenden Feldzug einzukaufen, zugleich aber empfängt er auch Abgesandte von Abd-El-Kader und nimmt seine Geschenke an. Zu den Pulverladungen, die als Contrebande für Abd-El-Kader und den Bey Achmet angekommen, schließt der Bey die Augen. Ostindien. Calcutta, 16 Nov. Die Nachrichten von der Armee von Kabul sind mittelmäßig. Sie leidet von Cholera und der Kälte, und die politischen Umstände nöthigen den Generalgouverneur, den größten Theil der bengalischen Division in Afghanistan zu lassen, so daß nur die europäischen Lanciers und das dritte Regiment bengalischer Cavallerie zurückkommen wird. Die Regierung will die Familien der dort bleibenden Regimenter hinschicken, aber es fehlt an Transportmitteln, und man hat schon jetzt Mühe, am Indus Kamele für die Armeetransporte zu finden, welche Geld, Munition und Kleidungsstücke nach Kabul bringen sollen. Man baut in Kabul Casernen für die englische Garnison; ein Theil ist nach Ghisni zur Besatzung geschickt worden, und fünf Regimenter begleiten Schah Schudscha nach Dschelallabad, wo er überwintern will, da ihn sein langer Aufenthalt in Hindostan für die Kälte von Kabul zu empfindlich gemacht hat. Die Cavallerie und Artillerie, welche über den Hindukusch zur Verfolgung von Dost Mohammed geschickt wurde, überwintert in Bamian, von wo die kläglichsten Briefe der Officiere über das Klima und den Mangel an allen Bedürfnissen einlaufen. Im Frühjahr soll eine Expedition nach Kullum geschickt werden, wo Dost eine neue Armee unter den Turkomanen und Uzbeken von Transoxania sammelt, was an sich von keiner Bedeutung ist, und nur gefährlich werden könnte, wenn Schah Schudscha sich sehr unpopulär machen sollte, was freilich bei seinem Charakter zu fürchten ist. Seine Stellung ist sehr schwierig, denn der Zustand, in den Afghanistan durch eine Reihe von Revolutionen, und die schwache Regierung der unter sich getheilten Amirs gefallen ist, könnte kaum schlechter seyn. Die Tendenz, sich in Clane zu spalten, welche überhaupt bei den Afghanen charakteristisch ist, wurde durch die Umstände so begünstigt, daß am Ende kaum noch ein Schein von Gouvernement übrig blieb. Die Division von Bombay hat den Befehl, auf ihrem Rückmarsch Beludschistan in Ordnung zu bringen. Sie soll ihr Hauptquartier in Kettah aufschlagen, wohin Mihrab Khan von Kelat, der Hauptstadt von Beludschistan, berufen wahr, die Zahl unserer Handelsdampfschiffe ist groß, und vermehrt sich täglich, aber, nach competenten Zeugnissen, dürften nur wenige derselben für den Kriegsdienst tauglich befunden werden.“ Der Lord schloß mit den Worten: „Man bedenke, daß viele unsrer Schiffe nachgerade alt und schadhaft werden, und daß in einem einzigen Gefecht viele verloren gehen können. Darum ist es höchst nothwendig, immer eine gehörige Ergänzung der Flotte in Bereitschaft zu halten. Wenn ich mich nicht sehr irre, so werden die von mir gewünschten Papiere als ganz unzweifelhaft darthun, daß unsere Nation daheim für den Fall eines Angriffs auf unsere Küsten kläglich mangelhaft bestellt ist, und daß auch unsere auswärtigen Stationen für Kriegschancen und mögliche Verluste durch Stürme und Unwetter zu schwach besetzt sind. Ueberdieß können unsere Geschwader nicht so rasch verstärkt werden, wie die russischen oder französischen – ein neuer Grund, unsere Küsten und unsern Handel nicht so schutzlos zu lassen. England muß trachten, seine alte ruhmvolle Suprematie zur See wieder zu gewinnen, um sie dann nie mehr zu verlieren.“ – Graf Minto, erster Lord der Admiralität, erwiederte, noch niemals seyen eifrigere Anstrengungen gemacht worden, um die brittische Seemacht auf einen Achtung gebietenden Fuß zu stellen, als gegenwärtig. Die Zahl der Schiffe sey verdoppelt, die Arsenale mit hinlänglichem Material in bester Qualität versehen. Daß von der russischen Flotte jetzt, im tiefen Frieden, nichts zu besorgen sey, stehe außer Zweifel. Ebensowenig habe man von Frankreich zu befürchten. Der edle Lord wünsche, daß stets bei den Dünen oder in Spithead eine hinlängliche Flotte gehalten werde, damit man auf jedes Ereigniß gefaßt seyn könne; es sey aber unmöglich, zu jeder Zeit so umfangreiche Rüstungen zu machen. Besser wär' es, geradezu den Krieg zu erklären, denn so hätte man mindestens die Aussicht, die entgegenstehenden Flotten zu vernichten. Die Zahl der Schiffe, die England in activem Dienst habe, reiche für Friedenszeiten vollkommen hin. Die Flotte im Mittelmeer sey stark genug, um allen Ereignissen zu begegnen. Die Befehlshaber in Canada hätten über die Schnelligkeit gestaunt, mit der ihnen Verstärkungen zugekommen seyen. Wenn es nöthig wäre, könnte in ganz kurzer Zeit die Zahl der Linienschiffe um weitere 40 vermehrt werden. Die Mannschaft sey zahlreicher als seit langer Zeit; die Stellung der Seeofficiere sey durch Erhöhung ihres Gehalts verbessert worden. Sollten weitere Verstärkungen der Seemacht nöthig werden, so werde er keinen Anstand nehmen, vom Parlament die erforderlichen Geldbewilligungen zu verlangen. Lord Hardwicke (ebenfalls Flottencapitän) behauptete hierauf, die französischen Seeleute seyen in Folge der Art, wie sie recrutirt werden, tüchtiger als die englischen. Lord Melbourne bestritt dieß. Ebenso unrichtig, fügte er bei, sey die Behauptung des edlen Grafen, daß in den französischen Seeofficieren ein besserer Geist als in den englischen lebe; vielmehr seyen die englischen Seeofficiere noch immer von jenem früheren Geiste beseelt: von jener Zuversicht, in jeder Unternehmung, zu welcher Pflicht und Vaterland sie rufe, zu siegen. Der Herzog v. Wellington verlangte sodann noch kräftige Maaßregeln, um Englands Interessen in China zu wahren. Algier und Tunis. Toulon, 8 Febr. Seit dem Einfall der Araber in der Metidscha sind 16,126 Mann und 1500 Pferde in Algier angekommen. Es stehen in dieser Provinz gegenwärtig 30,000 Mann; in der Provinz Oran 7500 Mann, in der Provinz Constantine 22,000 Mann, Total der französisch-afrikanischen Armee: 59,500 Mann; worunter 46,000 kampffähig sind. Der Rest füllt die Hospitäler oder gehört den Corps an, welche nicht in's Feld rücken. – Viele Personen von höherm Rang kommen in Toulon an, um nach Algier sich einzuschiffen und dort den bevorstehenden Feldzug gegen Abd-El-Kader mitzumachen; es sind Ausländer, wie Franzosen darunter. Der russische Fürst Sangusko, der polnische Fürst Laburizki, der Fürst von Ligne aus Brüssel, der Sohn des Marschalls Gérard, die HH. v. Caulaincourt und Latour-Maubourg, ein sächsischer Officier vom Generalstab, ein hannoveranischer Officier und andere fremde bestiegen nach einander das Dampfboot und wollen sich als Freiwillige der Armee anschließen. – Aus Tunis vom 29 Jan. erhielt ich folgendes Schreiben: „Die Civilisation Europa's findet auf tunesischem Boden mehr und mehr Eingang. Der Thätigkeit des englischen Generals Considine verdankt der Bey eine Armee von 18,000 Mann regulärer, gutbewaffneter und auf europäische Weise einexercirter Truppen. Die Musikcorps der Regimenter bestehen aus Italienern; Franzosen leiten die Schiffsbauten. Die Landstraßen sind vortrefflich unterhalten. Der regierende Bey ist ein Mann von Kopf, er begeht aber das Unrecht, daß er zugleich mit Frankreich und mit Abd-El-Kader verbündet seyn will. Er gestattet uns, Pferde für den bevorstehenden Feldzug einzukaufen, zugleich aber empfängt er auch Abgesandte von Abd-El-Kader und nimmt seine Geschenke an. Zu den Pulverladungen, die als Contrebande für Abd-El-Kader und den Bey Achmet angekommen, schließt der Bey die Augen. Ostindien. Calcutta, 16 Nov. Die Nachrichten von der Armee von Kabul sind mittelmäßig. Sie leidet von Cholera und der Kälte, und die politischen Umstände nöthigen den Generalgouverneur, den größten Theil der bengalischen Division in Afghanistan zu lassen, so daß nur die europäischen Lanciers und das dritte Regiment bengalischer Cavallerie zurückkommen wird. Die Regierung will die Familien der dort bleibenden Regimenter hinschicken, aber es fehlt an Transportmitteln, und man hat schon jetzt Mühe, am Indus Kamele für die Armeetransporte zu finden, welche Geld, Munition und Kleidungsstücke nach Kabul bringen sollen. Man baut in Kabul Casernen für die englische Garnison; ein Theil ist nach Ghisni zur Besatzung geschickt worden, und fünf Regimenter begleiten Schah Schudscha nach Dschelallabad, wo er überwintern will, da ihn sein langer Aufenthalt in Hindostan für die Kälte von Kabul zu empfindlich gemacht hat. Die Cavallerie und Artillerie, welche über den Hindukusch zur Verfolgung von Dost Mohammed geschickt wurde, überwintert in Bamian, von wo die kläglichsten Briefe der Officiere über das Klima und den Mangel an allen Bedürfnissen einlaufen. Im Frühjahr soll eine Expedition nach Kullum geschickt werden, wo Dost eine neue Armee unter den Turkomanen und Uzbeken von Transoxania sammelt, was an sich von keiner Bedeutung ist, und nur gefährlich werden könnte, wenn Schah Schudscha sich sehr unpopulär machen sollte, was freilich bei seinem Charakter zu fürchten ist. Seine Stellung ist sehr schwierig, denn der Zustand, in den Afghanistan durch eine Reihe von Revolutionen, und die schwache Regierung der unter sich getheilten Amirs gefallen ist, könnte kaum schlechter seyn. Die Tendenz, sich in Clane zu spalten, welche überhaupt bei den Afghanen charakteristisch ist, wurde durch die Umstände so begünstigt, daß am Ende kaum noch ein Schein von Gouvernement übrig blieb. Die Division von Bombay hat den Befehl, auf ihrem Rückmarsch Beludschistan in Ordnung zu bringen. 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Ueberdieß können unsere Geschwader nicht so rasch verstärkt werden, wie die russischen oder französischen – ein neuer Grund, unsere Küsten und unsern Handel nicht so schutzlos zu lassen. England muß trachten, seine alte ruhmvolle Suprematie zur See wieder zu gewinnen, um sie dann nie mehr zu verlieren.“ – Graf <hi rendition="#g">Minto</hi>, erster Lord der Admiralität, erwiederte, noch niemals seyen eifrigere Anstrengungen gemacht worden, um die brittische Seemacht auf einen Achtung gebietenden Fuß zu stellen, als gegenwärtig. Die Zahl der Schiffe sey verdoppelt, die Arsenale mit hinlänglichem Material in bester Qualität versehen. Daß von der russischen Flotte jetzt, im tiefen Frieden, nichts zu besorgen sey, stehe außer Zweifel. Ebensowenig habe man von Frankreich zu befürchten. Der edle Lord wünsche, daß stets bei den Dünen oder in Spithead eine hinlängliche Flotte gehalten werde, damit man auf jedes Ereigniß gefaßt seyn könne; es sey aber unmöglich, zu jeder Zeit so umfangreiche Rüstungen zu machen. Besser wär' es, geradezu den Krieg zu erklären, denn so hätte man mindestens die Aussicht, die entgegenstehenden Flotten zu vernichten. Die Zahl der Schiffe, die England in activem Dienst habe, reiche für Friedenszeiten vollkommen hin. Die Flotte im Mittelmeer sey stark genug, um allen Ereignissen zu begegnen. Die Befehlshaber in Canada hätten über die Schnelligkeit gestaunt, mit der ihnen Verstärkungen zugekommen seyen. Wenn es nöthig wäre, könnte in ganz kurzer Zeit die Zahl der Linienschiffe um weitere 40 vermehrt werden. Die Mannschaft sey zahlreicher als seit langer Zeit; die Stellung der Seeofficiere sey durch Erhöhung ihres Gehalts verbessert worden. 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Der russische Fürst Sangusko, der polnische Fürst Laburizki, der Fürst von Ligne aus Brüssel, der Sohn des Marschalls Gérard, die HH. v. Caulaincourt und Latour-Maubourg, ein sächsischer Officier vom Generalstab, ein hannoveranischer Officier und andere fremde bestiegen nach einander das Dampfboot und wollen sich als Freiwillige der Armee anschließen. – Aus Tunis vom 29 Jan. erhielt ich folgendes Schreiben: „Die Civilisation Europa's findet auf tunesischem Boden mehr und mehr Eingang. Der Thätigkeit des englischen Generals Considine verdankt der Bey eine Armee von 18,000 Mann regulärer, gutbewaffneter und auf europäische Weise einexercirter Truppen. Die Musikcorps der Regimenter bestehen aus Italienern; Franzosen leiten die Schiffsbauten. Die Landstraßen sind vortrefflich unterhalten. Der regierende Bey ist ein Mann von Kopf, er begeht aber das Unrecht, daß er zugleich mit Frankreich und mit Abd-El-Kader verbündet seyn will. Er gestattet uns, Pferde für den bevorstehenden Feldzug einzukaufen, zugleich aber empfängt er auch Abgesandte von Abd-El-Kader und nimmt seine Geschenke an. Zu den Pulverladungen, die als Contrebande für Abd-El-Kader und den Bey Achmet angekommen, schließt der Bey die Augen.</p><lb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Ostindien.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Calcutta,</hi> 16 Nov.</dateline> <p> Die Nachrichten von der Armee von Kabul sind mittelmäßig. Sie leidet von Cholera und der Kälte, und die politischen Umstände nöthigen den Generalgouverneur, den größten Theil der bengalischen Division in Afghanistan zu lassen, so daß nur die europäischen Lanciers und das dritte Regiment bengalischer Cavallerie zurückkommen wird. Die Regierung will die Familien der dort bleibenden Regimenter hinschicken, aber es fehlt an Transportmitteln, und man hat schon jetzt Mühe, am Indus Kamele für die Armeetransporte zu finden, welche Geld, Munition und Kleidungsstücke nach Kabul bringen sollen. Man baut in Kabul Casernen für die englische Garnison; ein Theil ist nach Ghisni zur Besatzung geschickt worden, und fünf Regimenter begleiten Schah Schudscha nach Dschelallabad, wo er überwintern will, da ihn sein langer Aufenthalt in Hindostan für die Kälte von Kabul zu empfindlich gemacht hat. Die Cavallerie und Artillerie, welche über den Hindukusch zur Verfolgung von Dost Mohammed geschickt wurde, überwintert in Bamian, von wo die kläglichsten Briefe der Officiere über das Klima und den Mangel an allen Bedürfnissen einlaufen. Im Frühjahr soll eine Expedition nach Kullum geschickt werden, wo Dost eine neue Armee unter den Turkomanen und Uzbeken von Transoxania sammelt, was an sich von keiner Bedeutung ist, und nur gefährlich werden könnte, wenn Schah Schudscha sich sehr unpopulär machen sollte, was freilich bei seinem Charakter zu fürchten ist. Seine Stellung ist sehr schwierig, denn der Zustand, in den Afghanistan durch eine Reihe von Revolutionen, und die schwache Regierung der unter sich getheilten Amirs gefallen ist, könnte kaum schlechter seyn. Die Tendenz, sich in Clane zu spalten, welche überhaupt bei den Afghanen charakteristisch ist, wurde durch die Umstände so begünstigt, daß am Ende kaum noch ein Schein von Gouvernement übrig blieb. Die Division von Bombay hat den Befehl, auf ihrem Rückmarsch Beludschistan in Ordnung zu bringen. 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wahr, die Zahl unserer Handelsdampfschiffe ist groß, und vermehrt sich täglich, aber, nach competenten Zeugnissen, dürften nur wenige derselben für den Kriegsdienst tauglich befunden werden.“ Der Lord schloß mit den Worten: „Man bedenke, daß viele unsrer Schiffe nachgerade alt und schadhaft werden, und daß in einem einzigen Gefecht viele verloren gehen können. Darum ist es höchst nothwendig, immer eine gehörige Ergänzung der Flotte in Bereitschaft zu halten. Wenn ich mich nicht sehr irre, so werden die von mir gewünschten Papiere als ganz unzweifelhaft darthun, daß unsere Nation daheim für den Fall eines Angriffs auf unsere Küsten kläglich mangelhaft bestellt ist, und daß auch unsere auswärtigen Stationen für Kriegschancen und mögliche Verluste durch Stürme und Unwetter zu schwach besetzt sind. Ueberdieß können unsere Geschwader nicht so rasch verstärkt werden, wie die russischen oder französischen – ein neuer Grund, unsere Küsten und unsern Handel nicht so schutzlos zu lassen. England muß trachten, seine alte ruhmvolle Suprematie zur See wieder zu gewinnen, um sie dann nie mehr zu verlieren.“ – Graf Minto, erster Lord der Admiralität, erwiederte, noch niemals seyen eifrigere Anstrengungen gemacht worden, um die brittische Seemacht auf einen Achtung gebietenden Fuß zu stellen, als gegenwärtig. Die Zahl der Schiffe sey verdoppelt, die Arsenale mit hinlänglichem Material in bester Qualität versehen. Daß von der russischen Flotte jetzt, im tiefen Frieden, nichts zu besorgen sey, stehe außer Zweifel. Ebensowenig habe man von Frankreich zu befürchten. Der edle Lord wünsche, daß stets bei den Dünen oder in Spithead eine hinlängliche Flotte gehalten werde, damit man auf jedes Ereigniß gefaßt seyn könne; es sey aber unmöglich, zu jeder Zeit so umfangreiche Rüstungen zu machen. Besser wär' es, geradezu den Krieg zu erklären, denn so hätte man mindestens die Aussicht, die entgegenstehenden Flotten zu vernichten. Die Zahl der Schiffe, die England in activem Dienst habe, reiche für Friedenszeiten vollkommen hin. Die Flotte im Mittelmeer sey stark genug, um allen Ereignissen zu begegnen. Die Befehlshaber in Canada hätten über die Schnelligkeit gestaunt, mit der ihnen Verstärkungen zugekommen seyen. Wenn es nöthig wäre, könnte in ganz kurzer Zeit die Zahl der Linienschiffe um weitere 40 vermehrt werden. Die Mannschaft sey zahlreicher als seit langer Zeit; die Stellung der Seeofficiere sey durch Erhöhung ihres Gehalts verbessert worden. Sollten weitere Verstärkungen der Seemacht nöthig werden, so werde er keinen Anstand nehmen, vom Parlament die erforderlichen Geldbewilligungen zu verlangen. Lord Hardwicke (ebenfalls Flottencapitän) behauptete hierauf, die französischen Seeleute seyen in Folge der Art, wie sie recrutirt werden, tüchtiger als die englischen. Lord Melbourne bestritt dieß. Ebenso unrichtig, fügte er bei, sey die Behauptung des edlen Grafen, daß in den französischen Seeofficieren ein besserer Geist als in den englischen lebe; vielmehr seyen die englischen Seeofficiere noch immer von jenem früheren Geiste beseelt: von jener Zuversicht, in jeder Unternehmung, zu welcher Pflicht und Vaterland sie rufe, zu siegen. Der Herzog v. Wellington verlangte sodann noch kräftige Maaßregeln, um Englands Interessen in China zu wahren.
Algier und Tunis.
_ Toulon, 8 Febr. Seit dem Einfall der Araber in der Metidscha sind 16,126 Mann und 1500 Pferde in Algier angekommen. Es stehen in dieser Provinz gegenwärtig 30,000 Mann; in der Provinz Oran 7500 Mann, in der Provinz Constantine 22,000 Mann, Total der französisch-afrikanischen Armee: 59,500 Mann; worunter 46,000 kampffähig sind. Der Rest füllt die Hospitäler oder gehört den Corps an, welche nicht in's Feld rücken. – Viele Personen von höherm Rang kommen in Toulon an, um nach Algier sich einzuschiffen und dort den bevorstehenden Feldzug gegen Abd-El-Kader mitzumachen; es sind Ausländer, wie Franzosen darunter. Der russische Fürst Sangusko, der polnische Fürst Laburizki, der Fürst von Ligne aus Brüssel, der Sohn des Marschalls Gérard, die HH. v. Caulaincourt und Latour-Maubourg, ein sächsischer Officier vom Generalstab, ein hannoveranischer Officier und andere fremde bestiegen nach einander das Dampfboot und wollen sich als Freiwillige der Armee anschließen. – Aus Tunis vom 29 Jan. erhielt ich folgendes Schreiben: „Die Civilisation Europa's findet auf tunesischem Boden mehr und mehr Eingang. Der Thätigkeit des englischen Generals Considine verdankt der Bey eine Armee von 18,000 Mann regulärer, gutbewaffneter und auf europäische Weise einexercirter Truppen. Die Musikcorps der Regimenter bestehen aus Italienern; Franzosen leiten die Schiffsbauten. Die Landstraßen sind vortrefflich unterhalten. Der regierende Bey ist ein Mann von Kopf, er begeht aber das Unrecht, daß er zugleich mit Frankreich und mit Abd-El-Kader verbündet seyn will. Er gestattet uns, Pferde für den bevorstehenden Feldzug einzukaufen, zugleich aber empfängt er auch Abgesandte von Abd-El-Kader und nimmt seine Geschenke an. Zu den Pulverladungen, die als Contrebande für Abd-El-Kader und den Bey Achmet angekommen, schließt der Bey die Augen.
Ostindien.
_ Calcutta, 16 Nov. Die Nachrichten von der Armee von Kabul sind mittelmäßig. Sie leidet von Cholera und der Kälte, und die politischen Umstände nöthigen den Generalgouverneur, den größten Theil der bengalischen Division in Afghanistan zu lassen, so daß nur die europäischen Lanciers und das dritte Regiment bengalischer Cavallerie zurückkommen wird. Die Regierung will die Familien der dort bleibenden Regimenter hinschicken, aber es fehlt an Transportmitteln, und man hat schon jetzt Mühe, am Indus Kamele für die Armeetransporte zu finden, welche Geld, Munition und Kleidungsstücke nach Kabul bringen sollen. Man baut in Kabul Casernen für die englische Garnison; ein Theil ist nach Ghisni zur Besatzung geschickt worden, und fünf Regimenter begleiten Schah Schudscha nach Dschelallabad, wo er überwintern will, da ihn sein langer Aufenthalt in Hindostan für die Kälte von Kabul zu empfindlich gemacht hat. Die Cavallerie und Artillerie, welche über den Hindukusch zur Verfolgung von Dost Mohammed geschickt wurde, überwintert in Bamian, von wo die kläglichsten Briefe der Officiere über das Klima und den Mangel an allen Bedürfnissen einlaufen. Im Frühjahr soll eine Expedition nach Kullum geschickt werden, wo Dost eine neue Armee unter den Turkomanen und Uzbeken von Transoxania sammelt, was an sich von keiner Bedeutung ist, und nur gefährlich werden könnte, wenn Schah Schudscha sich sehr unpopulär machen sollte, was freilich bei seinem Charakter zu fürchten ist. Seine Stellung ist sehr schwierig, denn der Zustand, in den Afghanistan durch eine Reihe von Revolutionen, und die schwache Regierung der unter sich getheilten Amirs gefallen ist, könnte kaum schlechter seyn. Die Tendenz, sich in Clane zu spalten, welche überhaupt bei den Afghanen charakteristisch ist, wurde durch die Umstände so begünstigt, daß am Ende kaum noch ein Schein von Gouvernement übrig blieb. Die Division von Bombay hat den Befehl, auf ihrem Rückmarsch Beludschistan in Ordnung zu bringen. Sie soll ihr Hauptquartier in Kettah aufschlagen, wohin Mihrab Khan von Kelat, der Hauptstadt von Beludschistan, berufen
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