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Allgemeine Zeitung. Nr. 47. Augsburg, 16. Februar 1840.

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für einen Separatvergleich mit ihm zu stimmen. Der Vicekönig nahm keinen Anstand, den Abgesandten der Pforte mit dem Kapudan Pascha und den Officieren der türkischen Flotte zusammenkommen zu lassen; - ersterer soll hiebei seinen Verrath nach Kräften zu entschuldigen, übrigens seine Reue, deren Spuren er im Gesicht trage, möglichst zu verbergen gesucht haben. Die Officiere im Allgemeinen hätten sich beklagt, überrascht worden zu seyn. - Ueber die Unruhen in Albanien hört man folgendes Nähere. Dem Beispiele der Bewohner von Prisrend folgend, hat sich auch die Bevölkerung des Districts von Dibra gegen den von der Pforte neu eingesetzten Musselim erhoben, und einen Mann ihrer eigenen Wahl an die Stelle des verjagten Musselim gesetzt. Auf die hievon nach Konstantinopel gelangte Kunde erhielt der Commandant von Scutari, Reschid Pascha, den Auftrag, mit dem entbehrlichen Theil der Garnison dieser Stadt gegen die Rebellen auszuziehen. Er war bereits mit drei Bataillonen aufgebrochen, als vom Rumely Walessy, an den der empörte District eine aus mehreren Notabilitäten gebildete Gesandtschaft mit Unterwerfungsanträgen gesandt hatte, Gegenbefehl kam. Vermuthlich wird sich die Sache nun wie zu Prisrend zum großen Verdruß einiger Rädelsführer, die nur fremdem Impuls folgten, in Güte ausgleichen. - In Scutari ist vor einigen Tagen der großherrliche Hattischerif vom 3 Nov. v. J. unter unaussprechlichem Jubel der Bevölkerung öffentlich publicirt worden. - Ueber die Raubzüge der Montenegriner gegen ihre türkischen Nachbarn hätte ich Ihnen fast jede Woche eine lange Epistel zu schreiben. Einer ihrer letzten Züge gegen die Bewohner von Niksitsch war besonders glücklich: er gewährte ihnen einen Raub von mehr als tausend Stück Vieh, dem einzigen Reichthum dieser Gegenden. Weniger glücklich war ein neuerlicher Anfall der Cernitzaner (ein montenegrinischer Stamm) gegen die Spizzaneten (im Paschalik von Scutari), wobei sich ein Gefecht entwickelte und der Anführer der letztern getödtet wurde. Das unentschiedene Resultat dieses Kampfes bewog beide Theile zu einem Friedensschluß, der nach dem Herkommen so lange Bestand haben wird, als es der eine oder andere Theil in seinem Interesse findet.

China.

Wohlan, es ist beschlossen, die stolzen Halbbarbaren des Mittelreiches sollen wegen all der Unbill, die sie seit Tausenden von Jahren dem menschlichen Geschlechte zufügten, gezüchtiget werden! Sie sollen es einsehen lernen, wohin blinder Hochmuth führt und wilde Abgeschlossenheit von der ganzen civilisirten Welt! Es ist unerträglich, es ist himmelschreiend, sagen die Feinde der Regierung von Peking, daß solch ein großer Theil der Menschheit gewaltsamerweise von der Aufklärung, von den beseligenden Lehren des Christenthums zurückgehalten wird. Wir setzen endlich, und wir sind dazu gezwungen, die Gewalt der Gewalt entgegen; von einem Völkerrechte kann hier und, sieht man es genau an, nirgendwo auf Erden in vollem Ernste die Rede seyn. Es unterwerfe sich der Schwache dem Starken, so heißt das unerbittliche Naturgesetz. Und dann, welche bittere Schmach haben wir nicht in den letzten fünfzig Jahren erduldet! Man nennt uns "rothhaarige Barbaren" und "fremde Teufel!" Wo immer wir uns sehen lassen in den Straßen der Kreishauptstadt fliegen uns Steine entgegen, und auch an tüchtigen Rippenstößen fehlt es nicht von Zeit zu Zeit. An unsere Wohnungen werden jährlich Erlasse der Kreisregierung angeheftet, wo wir der schändlichsten Verbrechen bezichtiget werden. Wer könnte nun länger allen diesen Schimpf, alle diese Schmach und Erniedrigung ertragen! Das Recht, das uns, das der ganzen Menschheit vorenthalten wird, werden wir Engländer, die größte europäisch-asiatische Macht auf Erden, schon zu erzwingen wissen. Es soll in Zukunft aller Schimpf und Spott abgethan seyn; man soll und muß uns als ebenbürtige Menschen behandeln, man möge uns als Kaufleute nach Belieben schalten und walten lassen. Wer mit Opium sich vergiften will, gut, die Sünde komme über ihn; wir führen es bloß herbei und zwingen Niemand es zu kaufen. Der Branntwein, in Fülle genossen, ist nicht weniger schädlich, und doch wird er in allen civilisirten Staaten feil geboten. Warum soll nun gerade das Opium, das uns jährlich über 3 Mill. Pfund Sterling reinen Gewinn abwirft, für Contrebande erklärt werden! In dem südlichen Hafen des Reiches, auf welchen allein wir jetzt beschränkt sind, können wir natürlich an unsern Wollewaaren, die für den Norden bestimmt sind, keine sehr großen Gewinnste machen; es geht gar viel an Unkosten für den Transport und die Binnenzölle verloren - Summen, welche in die Taschen der Chinesen fallen und, genau betrachtet, eigentlich uns gehören. Dann, bedenke man nur, wie unermeßlich die Einfuhr steigen müßte, wenn uns allenthalben im Reiche der freie Zutritt gestattet wäre; wenn wir in Korea, in der Mandschurei und Mongolei, in Tibet und in dem alten Lande der Dschongaren unsere Buden ungehindert aufschlagen und selbst die Bedingnisse festsetzen dürften, unter welchen wir unsern Handel mit den vierhundert Millionen betreiben möchten. Die jungfräulichen Gold- und Silberbergwerke dieser herrlichen Länder werden wir bearbeiten, und aus Dankbarkeit für deren Ertrag die umwohnenden Völker civilisiren; die Perlen Korea's und des schwarzen Drachenflusses werden wir schon herauszufischen wissen; die Diamanten, Türkise und die kostbaren Jaspis des östlichen Turkestan werden in unsere Hände fallen; dann, dann werden wir den Gebietern des reichen Gebirgsgürtels, Ural genannt, auch in dieser Beziehung die Spitze bieten können. Wir wollen, wir müssen die Herren werden dieses herrlichen, reichen, starkbevölkerten Landes im Osten der Erde. Ja in Wahrheit so könntet, so solltet ihr Kaufherren Großbritanniens sprechen:

Du darfst auch da nur frei erscheinen,
Ich habe deines Gleichen nie gehaßt.
Aber fort mit dieser gleißnerischen, lügnerischen Rednerei, wie sie uns in einem Artikel des Sun, vom 2 Febr. d. J., widerlich genug entgegentritt. Es seyen, heißt es daselbst, jetzt eine Menge Flugschriften über die chinesisch-brittischen Wirren erschienen, wodurch man endlich diese verwickelten Zustände vom rechten Standpunkt aus beurtheilen lerne. Die Sonne selbst habe früher, was freilich bei der Weltseele höchst auffallend ist, die Sache in falschem Lichte angesehen, und sie beeile sich jetzt zum Nutz und Frommen aller reumüthigen Sünder, ihren Irrthum offen einzugestehen. Denkt euch nun, man lerne, man ersehe nun aus der Flugschrift eines Mannes, der gar lange in China sich aufgehalten habe, daß die höchsten Beamten der Residenzstadt Peking unter den Augen des Kaisers ihr Opium schmauchen; ja die Regierung des Mittelreiches suche selbst, und dieß in sechs Kreisen ihres großen Reiches, die Cultur des Opiums auf alle nur erdenkliche Weise emporzubringen. Heuchelei über Heuchelei, ruft nun die erleuchtete Sonne aus, Heuchelei ist das moralische Geschwätz des kaiserlichen Bevollmächtigten Lin; Heuchelei das Gerede des Himmelssohnes, für das Wohl seiner Unterthanen Sorge zu tragen; Heuchelei die Phrasen unserer Missionäre und Humanitätskrämer! Es ist allein die Eifersucht der einheimischen oder fremden Opiumhändler der Kreisstadt Kuang tong, die uns diese arge Verfolgung zugezogen, die uns zu diesem schmerzlichen Verluste

für einen Separatvergleich mit ihm zu stimmen. Der Vicekönig nahm keinen Anstand, den Abgesandten der Pforte mit dem Kapudan Pascha und den Officieren der türkischen Flotte zusammenkommen zu lassen; – ersterer soll hiebei seinen Verrath nach Kräften zu entschuldigen, übrigens seine Reue, deren Spuren er im Gesicht trage, möglichst zu verbergen gesucht haben. Die Officiere im Allgemeinen hätten sich beklagt, überrascht worden zu seyn. – Ueber die Unruhen in Albanien hört man folgendes Nähere. Dem Beispiele der Bewohner von Prisrend folgend, hat sich auch die Bevölkerung des Districts von Dibra gegen den von der Pforte neu eingesetzten Musselim erhoben, und einen Mann ihrer eigenen Wahl an die Stelle des verjagten Musselim gesetzt. Auf die hievon nach Konstantinopel gelangte Kunde erhielt der Commandant von Scutari, Reschid Pascha, den Auftrag, mit dem entbehrlichen Theil der Garnison dieser Stadt gegen die Rebellen auszuziehen. Er war bereits mit drei Bataillonen aufgebrochen, als vom Rumely Walessy, an den der empörte District eine aus mehreren Notabilitäten gebildete Gesandtschaft mit Unterwerfungsanträgen gesandt hatte, Gegenbefehl kam. Vermuthlich wird sich die Sache nun wie zu Prisrend zum großen Verdruß einiger Rädelsführer, die nur fremdem Impuls folgten, in Güte ausgleichen. – In Scutari ist vor einigen Tagen der großherrliche Hattischerif vom 3 Nov. v. J. unter unaussprechlichem Jubel der Bevölkerung öffentlich publicirt worden. – Ueber die Raubzüge der Montenegriner gegen ihre türkischen Nachbarn hätte ich Ihnen fast jede Woche eine lange Epistel zu schreiben. Einer ihrer letzten Züge gegen die Bewohner von Niksitsch war besonders glücklich: er gewährte ihnen einen Raub von mehr als tausend Stück Vieh, dem einzigen Reichthum dieser Gegenden. Weniger glücklich war ein neuerlicher Anfall der Cernitzaner (ein montenegrinischer Stamm) gegen die Spizzaneten (im Paschalik von Scutari), wobei sich ein Gefecht entwickelte und der Anführer der letztern getödtet wurde. Das unentschiedene Resultat dieses Kampfes bewog beide Theile zu einem Friedensschluß, der nach dem Herkommen so lange Bestand haben wird, als es der eine oder andere Theil in seinem Interesse findet.

China.

Wohlan, es ist beschlossen, die stolzen Halbbarbaren des Mittelreiches sollen wegen all der Unbill, die sie seit Tausenden von Jahren dem menschlichen Geschlechte zufügten, gezüchtiget werden! Sie sollen es einsehen lernen, wohin blinder Hochmuth führt und wilde Abgeschlossenheit von der ganzen civilisirten Welt! Es ist unerträglich, es ist himmelschreiend, sagen die Feinde der Regierung von Peking, daß solch ein großer Theil der Menschheit gewaltsamerweise von der Aufklärung, von den beseligenden Lehren des Christenthums zurückgehalten wird. Wir setzen endlich, und wir sind dazu gezwungen, die Gewalt der Gewalt entgegen; von einem Völkerrechte kann hier und, sieht man es genau an, nirgendwo auf Erden in vollem Ernste die Rede seyn. Es unterwerfe sich der Schwache dem Starken, so heißt das unerbittliche Naturgesetz. Und dann, welche bittere Schmach haben wir nicht in den letzten fünfzig Jahren erduldet! Man nennt uns „rothhaarige Barbaren“ und „fremde Teufel!“ Wo immer wir uns sehen lassen in den Straßen der Kreishauptstadt fliegen uns Steine entgegen, und auch an tüchtigen Rippenstößen fehlt es nicht von Zeit zu Zeit. An unsere Wohnungen werden jährlich Erlasse der Kreisregierung angeheftet, wo wir der schändlichsten Verbrechen bezichtiget werden. Wer könnte nun länger allen diesen Schimpf, alle diese Schmach und Erniedrigung ertragen! Das Recht, das uns, das der ganzen Menschheit vorenthalten wird, werden wir Engländer, die größte europäisch-asiatische Macht auf Erden, schon zu erzwingen wissen. Es soll in Zukunft aller Schimpf und Spott abgethan seyn; man soll und muß uns als ebenbürtige Menschen behandeln, man möge uns als Kaufleute nach Belieben schalten und walten lassen. Wer mit Opium sich vergiften will, gut, die Sünde komme über ihn; wir führen es bloß herbei und zwingen Niemand es zu kaufen. Der Branntwein, in Fülle genossen, ist nicht weniger schädlich, und doch wird er in allen civilisirten Staaten feil geboten. Warum soll nun gerade das Opium, das uns jährlich über 3 Mill. Pfund Sterling reinen Gewinn abwirft, für Contrebande erklärt werden! In dem südlichen Hafen des Reiches, auf welchen allein wir jetzt beschränkt sind, können wir natürlich an unsern Wollewaaren, die für den Norden bestimmt sind, keine sehr großen Gewinnste machen; es geht gar viel an Unkosten für den Transport und die Binnenzölle verloren – Summen, welche in die Taschen der Chinesen fallen und, genau betrachtet, eigentlich uns gehören. Dann, bedenke man nur, wie unermeßlich die Einfuhr steigen müßte, wenn uns allenthalben im Reiche der freie Zutritt gestattet wäre; wenn wir in Korea, in der Mandschurei und Mongolei, in Tibet und in dem alten Lande der Dschongaren unsere Buden ungehindert aufschlagen und selbst die Bedingnisse festsetzen dürften, unter welchen wir unsern Handel mit den vierhundert Millionen betreiben möchten. Die jungfräulichen Gold- und Silberbergwerke dieser herrlichen Länder werden wir bearbeiten, und aus Dankbarkeit für deren Ertrag die umwohnenden Völker civilisiren; die Perlen Korea's und des schwarzen Drachenflusses werden wir schon herauszufischen wissen; die Diamanten, Türkise und die kostbaren Jaspis des östlichen Turkestan werden in unsere Hände fallen; dann, dann werden wir den Gebietern des reichen Gebirgsgürtels, Ural genannt, auch in dieser Beziehung die Spitze bieten können. Wir wollen, wir müssen die Herren werden dieses herrlichen, reichen, starkbevölkerten Landes im Osten der Erde. Ja in Wahrheit so könntet, so solltet ihr Kaufherren Großbritanniens sprechen:

Du darfst auch da nur frei erscheinen,
Ich habe deines Gleichen nie gehaßt.
Aber fort mit dieser gleißnerischen, lügnerischen Rednerei, wie sie uns in einem Artikel des Sun, vom 2 Febr. d. J., widerlich genug entgegentritt. Es seyen, heißt es daselbst, jetzt eine Menge Flugschriften über die chinesisch-brittischen Wirren erschienen, wodurch man endlich diese verwickelten Zustände vom rechten Standpunkt aus beurtheilen lerne. Die Sonne selbst habe früher, was freilich bei der Weltseele höchst auffallend ist, die Sache in falschem Lichte angesehen, und sie beeile sich jetzt zum Nutz und Frommen aller reumüthigen Sünder, ihren Irrthum offen einzugestehen. Denkt euch nun, man lerne, man ersehe nun aus der Flugschrift eines Mannes, der gar lange in China sich aufgehalten habe, daß die höchsten Beamten der Residenzstadt Peking unter den Augen des Kaisers ihr Opium schmauchen; ja die Regierung des Mittelreiches suche selbst, und dieß in sechs Kreisen ihres großen Reiches, die Cultur des Opiums auf alle nur erdenkliche Weise emporzubringen. Heuchelei über Heuchelei, ruft nun die erleuchtete Sonne aus, Heuchelei ist das moralische Geschwätz des kaiserlichen Bevollmächtigten Lin; Heuchelei das Gerede des Himmelssohnes, für das Wohl seiner Unterthanen Sorge zu tragen; Heuchelei die Phrasen unserer Missionäre und Humanitätskrämer! Es ist allein die Eifersucht der einheimischen oder fremden Opiumhändler der Kreisstadt Kuang tong, die uns diese arge Verfolgung zugezogen, die uns zu diesem schmerzlichen Verluste

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[0374/0006] für einen Separatvergleich mit ihm zu stimmen. Der Vicekönig nahm keinen Anstand, den Abgesandten der Pforte mit dem Kapudan Pascha und den Officieren der türkischen Flotte zusammenkommen zu lassen; – ersterer soll hiebei seinen Verrath nach Kräften zu entschuldigen, übrigens seine Reue, deren Spuren er im Gesicht trage, möglichst zu verbergen gesucht haben. Die Officiere im Allgemeinen hätten sich beklagt, überrascht worden zu seyn. – Ueber die Unruhen in Albanien hört man folgendes Nähere. Dem Beispiele der Bewohner von Prisrend folgend, hat sich auch die Bevölkerung des Districts von Dibra gegen den von der Pforte neu eingesetzten Musselim erhoben, und einen Mann ihrer eigenen Wahl an die Stelle des verjagten Musselim gesetzt. Auf die hievon nach Konstantinopel gelangte Kunde erhielt der Commandant von Scutari, Reschid Pascha, den Auftrag, mit dem entbehrlichen Theil der Garnison dieser Stadt gegen die Rebellen auszuziehen. Er war bereits mit drei Bataillonen aufgebrochen, als vom Rumely Walessy, an den der empörte District eine aus mehreren Notabilitäten gebildete Gesandtschaft mit Unterwerfungsanträgen gesandt hatte, Gegenbefehl kam. Vermuthlich wird sich die Sache nun wie zu Prisrend zum großen Verdruß einiger Rädelsführer, die nur fremdem Impuls folgten, in Güte ausgleichen. – In Scutari ist vor einigen Tagen der großherrliche Hattischerif vom 3 Nov. v. J. unter unaussprechlichem Jubel der Bevölkerung öffentlich publicirt worden. – Ueber die Raubzüge der Montenegriner gegen ihre türkischen Nachbarn hätte ich Ihnen fast jede Woche eine lange Epistel zu schreiben. Einer ihrer letzten Züge gegen die Bewohner von Niksitsch war besonders glücklich: er gewährte ihnen einen Raub von mehr als tausend Stück Vieh, dem einzigen Reichthum dieser Gegenden. Weniger glücklich war ein neuerlicher Anfall der Cernitzaner (ein montenegrinischer Stamm) gegen die Spizzaneten (im Paschalik von Scutari), wobei sich ein Gefecht entwickelte und der Anführer der letztern getödtet wurde. Das unentschiedene Resultat dieses Kampfes bewog beide Theile zu einem Friedensschluß, der nach dem Herkommen so lange Bestand haben wird, als es der eine oder andere Theil in seinem Interesse findet. China. Wohlan, es ist beschlossen, die stolzen Halbbarbaren des Mittelreiches sollen wegen all der Unbill, die sie seit Tausenden von Jahren dem menschlichen Geschlechte zufügten, gezüchtiget werden! Sie sollen es einsehen lernen, wohin blinder Hochmuth führt und wilde Abgeschlossenheit von der ganzen civilisirten Welt! Es ist unerträglich, es ist himmelschreiend, sagen die Feinde der Regierung von Peking, daß solch ein großer Theil der Menschheit gewaltsamerweise von der Aufklärung, von den beseligenden Lehren des Christenthums zurückgehalten wird. Wir setzen endlich, und wir sind dazu gezwungen, die Gewalt der Gewalt entgegen; von einem Völkerrechte kann hier und, sieht man es genau an, nirgendwo auf Erden in vollem Ernste die Rede seyn. Es unterwerfe sich der Schwache dem Starken, so heißt das unerbittliche Naturgesetz. Und dann, welche bittere Schmach haben wir nicht in den letzten fünfzig Jahren erduldet! Man nennt uns „rothhaarige Barbaren“ und „fremde Teufel!“ Wo immer wir uns sehen lassen in den Straßen der Kreishauptstadt fliegen uns Steine entgegen, und auch an tüchtigen Rippenstößen fehlt es nicht von Zeit zu Zeit. An unsere Wohnungen werden jährlich Erlasse der Kreisregierung angeheftet, wo wir der schändlichsten Verbrechen bezichtiget werden. Wer könnte nun länger allen diesen Schimpf, alle diese Schmach und Erniedrigung ertragen! Das Recht, das uns, das der ganzen Menschheit vorenthalten wird, werden wir Engländer, die größte europäisch-asiatische Macht auf Erden, schon zu erzwingen wissen. Es soll in Zukunft aller Schimpf und Spott abgethan seyn; man soll und muß uns als ebenbürtige Menschen behandeln, man möge uns als Kaufleute nach Belieben schalten und walten lassen. Wer mit Opium sich vergiften will, gut, die Sünde komme über ihn; wir führen es bloß herbei und zwingen Niemand es zu kaufen. Der Branntwein, in Fülle genossen, ist nicht weniger schädlich, und doch wird er in allen civilisirten Staaten feil geboten. Warum soll nun gerade das Opium, das uns jährlich über 3 Mill. Pfund Sterling reinen Gewinn abwirft, für Contrebande erklärt werden! In dem südlichen Hafen des Reiches, auf welchen allein wir jetzt beschränkt sind, können wir natürlich an unsern Wollewaaren, die für den Norden bestimmt sind, keine sehr großen Gewinnste machen; es geht gar viel an Unkosten für den Transport und die Binnenzölle verloren – Summen, welche in die Taschen der Chinesen fallen und, genau betrachtet, eigentlich uns gehören. Dann, bedenke man nur, wie unermeßlich die Einfuhr steigen müßte, wenn uns allenthalben im Reiche der freie Zutritt gestattet wäre; wenn wir in Korea, in der Mandschurei und Mongolei, in Tibet und in dem alten Lande der Dschongaren unsere Buden ungehindert aufschlagen und selbst die Bedingnisse festsetzen dürften, unter welchen wir unsern Handel mit den vierhundert Millionen betreiben möchten. Die jungfräulichen Gold- und Silberbergwerke dieser herrlichen Länder werden wir bearbeiten, und aus Dankbarkeit für deren Ertrag die umwohnenden Völker civilisiren; die Perlen Korea's und des schwarzen Drachenflusses werden wir schon herauszufischen wissen; die Diamanten, Türkise und die kostbaren Jaspis des östlichen Turkestan werden in unsere Hände fallen; dann, dann werden wir den Gebietern des reichen Gebirgsgürtels, Ural genannt, auch in dieser Beziehung die Spitze bieten können. Wir wollen, wir müssen die Herren werden dieses herrlichen, reichen, starkbevölkerten Landes im Osten der Erde. Ja in Wahrheit so könntet, so solltet ihr Kaufherren Großbritanniens sprechen: Du darfst auch da nur frei erscheinen, Ich habe deines Gleichen nie gehaßt. Aber fort mit dieser gleißnerischen, lügnerischen Rednerei, wie sie uns in einem Artikel des Sun, vom 2 Febr. d. J., widerlich genug entgegentritt. Es seyen, heißt es daselbst, jetzt eine Menge Flugschriften über die chinesisch-brittischen Wirren erschienen, wodurch man endlich diese verwickelten Zustände vom rechten Standpunkt aus beurtheilen lerne. Die Sonne selbst habe früher, was freilich bei der Weltseele höchst auffallend ist, die Sache in falschem Lichte angesehen, und sie beeile sich jetzt zum Nutz und Frommen aller reumüthigen Sünder, ihren Irrthum offen einzugestehen. Denkt euch nun, man lerne, man ersehe nun aus der Flugschrift eines Mannes, der gar lange in China sich aufgehalten habe, daß die höchsten Beamten der Residenzstadt Peking unter den Augen des Kaisers ihr Opium schmauchen; ja die Regierung des Mittelreiches suche selbst, und dieß in sechs Kreisen ihres großen Reiches, die Cultur des Opiums auf alle nur erdenkliche Weise emporzubringen. Heuchelei über Heuchelei, ruft nun die erleuchtete Sonne aus, Heuchelei ist das moralische Geschwätz des kaiserlichen Bevollmächtigten Lin; Heuchelei das Gerede des Himmelssohnes, für das Wohl seiner Unterthanen Sorge zu tragen; Heuchelei die Phrasen unserer Missionäre und Humanitätskrämer! Es ist allein die Eifersucht der einheimischen oder fremden Opiumhändler der Kreisstadt Kuang tong, die uns diese arge Verfolgung zugezogen, die uns zu diesem schmerzlichen Verluste

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 47. Augsburg, 16. Februar 1840, S. 0374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_047_18400216/6>, abgerufen am 23.11.2024.