Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 51. Augsburg, 20. Februar 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Nro. 390, auf welche wir diejenigen verweisen, welche sich näher mit derselben bekannt zu machen wünschen.

P. P.

[irrelevantes Material]

(Schwäb. M.)

Großbritannien.

Zu den höchsten National-Ehrenbezeugungen in England gehört eine vom Parlament votirte öffentliche Danksagung für irgend ein Verdienst um das Vaterland in sago oder toga. Eine solche Danksagung ward in den letzten Tagen dem indobrittischen Heer und dessen Anführern für den glücklich vollendeten Feldzug gegen Afghanistan von beiden Häusern votirt. Folgendes ist ein Auszug aus den betreffenden Debatten des Hauses der Gemeinen am 6 Febr. Sir John Cam Hobhouse, Präsident des Controlamtes der indischen Angelegenheiten, bemerkte, diese Praxis habe von jeher gegolten, schon von dem Tag an, wo der Dank des Parlaments für Lord Clive, den Gründer des indobrittischen Reichs, den Gegnern seiner Politik abgenöthigt worden sey. "Der Marquis v. Cornwallis erhielt im J. 1792, der Marquis Richard Colley v. Wellesley (der ältere Bruder Wellingtons, dem indeß ebenfalls für seine militärischen Verdienste in Indien vom Parlament gedankt wurde) 1799 und wieder 1804, der Graf von Minto 1814, der Marquis v. Hastings 1817 und 1819 als Generalstatthalter die Danksagung dieses Hauses. Dieselbe beschränkte sich jedoch in den erwähnten Fällen auf die ausgeführten Militäroperationen; Politik und Ursprung der betreffenden Kriege wurden beflissentlich außer Betracht gelassen. An diese Vorgänge bin ich im gegenwärtigen Falle mich um so mehr zu halten gesonnen, als die Politik, welcher gemäß der jetzige Generalgouverneur den Feldzug gegen Afghanistan unternahm, die Politik der Regierung war. Diese Politik, wenn sie angegriffen wird, ist die Regierung zu vertheidigen bereit; aber gegen die tapfern Männer, die jene Kriegsthaten vollbracht, würde es eine Unbilligkeit seyn, Betrachtungen mit in meine Motion herein zu ziehen, die zu einer Meinungsdifferenz führen könnten." Der Minister gab nun einen Abriß des Feldzugs in Mittelasien - "in Gegenden, wo seit den Tagen Alexanders von Macedonien die Fahne eines civilisirten Volks nicht mehr gesehen worden war" - wies darauf hin, wie mächtig die Resultate dieses Feldzugs zur Befestigung der indobrittischen Macht beitragen würden, und schloß mit Beantragung folgenden Resolutionen: der Dank dieses Hauses werde gezollt dem sehr ehrenw. George Graf v. Auckland, Ritter Großkreuz des höchst ehrenwerthen Bath-Ordens, Generalstatthalter der brittischen Besitzungen in Ostindien, für die Umsicht und Gewandtheit, womit die Hülfsquellen des indobrittischen Reichs neuerlich unter seiner Leitung auf Kriegsoperation westwärts vom Indus verwendet wurden. Das Haus dankt dem Generallieutenant Lord Keane, Ritter Großkreuz des sehr edlen militärischen Bath-Ordens, für seine verdienstvolle Führung des Oberbefehls über die westlich vom Indus verwendeten Truppen, und namentlich für die Energie, womit er den Sturm auf die Stadt und Festung Ghisni entwarf und leitete, welche glänzende Waffenthat den Ruhm der brittischen Armee wesentlich vermehrt und zum schnellen Gelingen des ganzen Unternehmens mächtig beigetragen hat. Das Haus dankt dem Generalmajor Sir Willoughby Cotton, Ritter Großkreuz des sehr edlen militärischen Bath-Ordens, und den verschiedenen Officieren des Heers, sowohl Europäern als Eingebornen, für ihr gutes Verhalten und ihre tapfern Anstrengungen in diesem Feldzug. Das Haus zollt endlich vollen Beifall und Anerkennung der Mannszucht und Ausdauer, die von den Unterofficieren und Soldaten, sowohl europäischen wie eingebornen, auf einem langen und mühseligen Marsch durch ein unbetretenes Land bewiesen worden, und lobt und anerkennt ihren unerschrockenen Muth bei dem Sturm und der Einnahme von Ghisni. Diese Resolutionen seyen durch den Sprecher des Hauses an den Generalgouverneur von Indien zu übermachen, und von Sr. Lordschaft gefälligst der Armee mitzutheilen." Sir R. Peel stimmte in das Lob der Truppen mit Wärme ein, bemerkte aber dazu: "der Herr Baronet (Hobhouse) hat mich der Nothwendigkeit überhoben, meine Meinung über die politische Seite dieses Feldzugs zu sagen. Wenn ich indeß von ihm anführen höre, daß eine einzige 8000 Mann starke Division 10,000 Kamele mitführte, und daß die ganze Armee nicht weniger als 27,000 Pack-Kamele und einen Lagertroß von 30,000 Menschen mitschleppte, so finde ich das selbst für den Orient etwas zu stark und die Ausgabe für die Finanzlage Indiens zu groß. In dieser Hinsicht möchte ich erst eine detaillirte Rechnung sehen, ehe ich loben kann. (Hört, hört!)" Sir Robert bezweifelte dann, ob es passend sey, in ein Dankesvotum an Militärs für militärische Operationen auch eine Civilperson - den Generalgouverneur - mit einzuschließen; denn wenn dieß bei Lord Wellesley geschehen, so müsse man bedenken, daß dieser zugleich Militär gewesen und an dem damaligen Kriege thätigen Antheil genommen. Er wolle dem Lord Auckland sein Verdienst um die Vorbereitung der Expedition und um die Heerpflege nicht bestreiten; mit den Kriegsoperationen selbst aber habe das eigentlich nichts zu thun. Der Kriegsminister Hr. Macaulay (früher bekanntlich längere Zeit als Oberrichter in Calcutta angestellt) beklagte, daß Sir R. Peel solche Häkeleien mache, an die ein edler Herzog im andern Haus, der Besieger Massena's, Soults und Napoleons, nicht gedacht habe. Nicht bloß der Generalstatthalter Lord Wellesley habe für glückliche Kriegsoperationen den Dank des Parlaments votirt erhalten, sondern auch Graf Minto - dieser eine reine Civilperson - nach der Einnahme von Java. Hierauf verbreitete sich der Minister über die Wichtigkeit der Resultate des letzten Feldzugs, welche insofern doppelt wichtig und daher auch in financieller Hinsicht nicht zu thener erkauft seyen, als sie dazu gedient, der indischen Bevölkerung, welche allerwärts schwierig und zum Aufstand bereit gewesen, einen heilsamen Schrecken vor der brittischen Macht einzuflößen. Dieses glückliche Ergebniß aber habe England großentheils dem Lord Auckland zu danken. Nach einiger weitern Discussion in welcher der torystische Obrist und frühere Kriegsminister Sir H. Hardinge (ein verdienter Militär, der im Peninsularkrieg einen Arm verloren) dem indobrittischen Heere warme Lobsprüche spendete, und selbst Hr. Hume die Meinung äußerte, der Feldzug könne in Betracht der Kosten, die er erspart habe, nicht zu theuer gefunden werden, wurden die dankenden Resolutionen ohne Abstimmung votirt.

Frankreich.

Daß das sogenannte Repräsentativsystem seit der Juliusrevolution eine klägliche Richtung hier in Frankreich

Nro. 390, auf welche wir diejenigen verweisen, welche sich näher mit derselben bekannt zu machen wünschen.

P. P.

[irrelevantes Material]

(Schwäb. M.)

Großbritannien.

Zu den höchsten National-Ehrenbezeugungen in England gehört eine vom Parlament votirte öffentliche Danksagung für irgend ein Verdienst um das Vaterland in sago oder toga. Eine solche Danksagung ward in den letzten Tagen dem indobrittischen Heer und dessen Anführern für den glücklich vollendeten Feldzug gegen Afghanistan von beiden Häusern votirt. Folgendes ist ein Auszug aus den betreffenden Debatten des Hauses der Gemeinen am 6 Febr. Sir John Cam Hobhouse, Präsident des Controlamtes der indischen Angelegenheiten, bemerkte, diese Praxis habe von jeher gegolten, schon von dem Tag an, wo der Dank des Parlaments für Lord Clive, den Gründer des indobrittischen Reichs, den Gegnern seiner Politik abgenöthigt worden sey. „Der Marquis v. Cornwallis erhielt im J. 1792, der Marquis Richard Colley v. Wellesley (der ältere Bruder Wellingtons, dem indeß ebenfalls für seine militärischen Verdienste in Indien vom Parlament gedankt wurde) 1799 und wieder 1804, der Graf von Minto 1814, der Marquis v. Hastings 1817 und 1819 als Generalstatthalter die Danksagung dieses Hauses. Dieselbe beschränkte sich jedoch in den erwähnten Fällen auf die ausgeführten Militäroperationen; Politik und Ursprung der betreffenden Kriege wurden beflissentlich außer Betracht gelassen. An diese Vorgänge bin ich im gegenwärtigen Falle mich um so mehr zu halten gesonnen, als die Politik, welcher gemäß der jetzige Generalgouverneur den Feldzug gegen Afghanistan unternahm, die Politik der Regierung war. Diese Politik, wenn sie angegriffen wird, ist die Regierung zu vertheidigen bereit; aber gegen die tapfern Männer, die jene Kriegsthaten vollbracht, würde es eine Unbilligkeit seyn, Betrachtungen mit in meine Motion herein zu ziehen, die zu einer Meinungsdifferenz führen könnten.“ Der Minister gab nun einen Abriß des Feldzugs in Mittelasien – „in Gegenden, wo seit den Tagen Alexanders von Macedonien die Fahne eines civilisirten Volks nicht mehr gesehen worden war“ – wies darauf hin, wie mächtig die Resultate dieses Feldzugs zur Befestigung der indobrittischen Macht beitragen würden, und schloß mit Beantragung folgenden Resolutionen: der Dank dieses Hauses werde gezollt dem sehr ehrenw. George Graf v. Auckland, Ritter Großkreuz des höchst ehrenwerthen Bath-Ordens, Generalstatthalter der brittischen Besitzungen in Ostindien, für die Umsicht und Gewandtheit, womit die Hülfsquellen des indobrittischen Reichs neuerlich unter seiner Leitung auf Kriegsoperation westwärts vom Indus verwendet wurden. Das Haus dankt dem Generallieutenant Lord Keane, Ritter Großkreuz des sehr edlen militärischen Bath-Ordens, für seine verdienstvolle Führung des Oberbefehls über die westlich vom Indus verwendeten Truppen, und namentlich für die Energie, womit er den Sturm auf die Stadt und Festung Ghisni entwarf und leitete, welche glänzende Waffenthat den Ruhm der brittischen Armee wesentlich vermehrt und zum schnellen Gelingen des ganzen Unternehmens mächtig beigetragen hat. Das Haus dankt dem Generalmajor Sir Willoughby Cotton, Ritter Großkreuz des sehr edlen militärischen Bath-Ordens, und den verschiedenen Officieren des Heers, sowohl Europäern als Eingebornen, für ihr gutes Verhalten und ihre tapfern Anstrengungen in diesem Feldzug. Das Haus zollt endlich vollen Beifall und Anerkennung der Mannszucht und Ausdauer, die von den Unterofficieren und Soldaten, sowohl europäischen wie eingebornen, auf einem langen und mühseligen Marsch durch ein unbetretenes Land bewiesen worden, und lobt und anerkennt ihren unerschrockenen Muth bei dem Sturm und der Einnahme von Ghisni. Diese Resolutionen seyen durch den Sprecher des Hauses an den Generalgouverneur von Indien zu übermachen, und von Sr. Lordschaft gefälligst der Armee mitzutheilen.“ Sir R. Peel stimmte in das Lob der Truppen mit Wärme ein, bemerkte aber dazu: „der Herr Baronet (Hobhouse) hat mich der Nothwendigkeit überhoben, meine Meinung über die politische Seite dieses Feldzugs zu sagen. Wenn ich indeß von ihm anführen höre, daß eine einzige 8000 Mann starke Division 10,000 Kamele mitführte, und daß die ganze Armee nicht weniger als 27,000 Pack-Kamele und einen Lagertroß von 30,000 Menschen mitschleppte, so finde ich das selbst für den Orient etwas zu stark und die Ausgabe für die Finanzlage Indiens zu groß. In dieser Hinsicht möchte ich erst eine detaillirte Rechnung sehen, ehe ich loben kann. (Hört, hört!)“ Sir Robert bezweifelte dann, ob es passend sey, in ein Dankesvotum an Militärs für militärische Operationen auch eine Civilperson – den Generalgouverneur – mit einzuschließen; denn wenn dieß bei Lord Wellesley geschehen, so müsse man bedenken, daß dieser zugleich Militär gewesen und an dem damaligen Kriege thätigen Antheil genommen. Er wolle dem Lord Auckland sein Verdienst um die Vorbereitung der Expedition und um die Heerpflege nicht bestreiten; mit den Kriegsoperationen selbst aber habe das eigentlich nichts zu thun. Der Kriegsminister Hr. Macaulay (früher bekanntlich längere Zeit als Oberrichter in Calcutta angestellt) beklagte, daß Sir R. Peel solche Häkeleien mache, an die ein edler Herzog im andern Haus, der Besieger Massena's, Soults und Napoleons, nicht gedacht habe. Nicht bloß der Generalstatthalter Lord Wellesley habe für glückliche Kriegsoperationen den Dank des Parlaments votirt erhalten, sondern auch Graf Minto – dieser eine reine Civilperson – nach der Einnahme von Java. Hierauf verbreitete sich der Minister über die Wichtigkeit der Resultate des letzten Feldzugs, welche insofern doppelt wichtig und daher auch in financieller Hinsicht nicht zu thener erkauft seyen, als sie dazu gedient, der indischen Bevölkerung, welche allerwärts schwierig und zum Aufstand bereit gewesen, einen heilsamen Schrecken vor der brittischen Macht einzuflößen. Dieses glückliche Ergebniß aber habe England großentheils dem Lord Auckland zu danken. Nach einiger weitern Discussion in welcher der torystische Obrist und frühere Kriegsminister Sir H. Hardinge (ein verdienter Militär, der im Peninsularkrieg einen Arm verloren) dem indobrittischen Heere warme Lobsprüche spendete, und selbst Hr. Hume die Meinung äußerte, der Feldzug könne in Betracht der Kosten, die er erspart habe, nicht zu theuer gefunden werden, wurden die dankenden Resolutionen ohne Abstimmung votirt.

Frankreich.

Daß das sogenannte Repräsentativsystem seit der Juliusrevolution eine klägliche Richtung hier in Frankreich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0010" n="0402"/>
Nro. 390, auf welche wir diejenigen verweisen, welche sich näher mit derselben bekannt zu machen wünschen.</p><lb/>
          <p>P. P.</p><lb/>
          <gap reason="insignificant"/>
          <p>(Schwäb. M.)</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 9 Febr.</dateline>
          <p> Zu den höchsten National-Ehrenbezeugungen in England gehört eine vom Parlament votirte öffentliche Danksagung für irgend ein Verdienst um das Vaterland in sago oder toga. Eine solche Danksagung ward in den letzten Tagen dem indobrittischen Heer und dessen Anführern für den glücklich vollendeten Feldzug gegen Afghanistan von beiden Häusern votirt. Folgendes ist ein Auszug aus den betreffenden Debatten des <hi rendition="#g">Hauses der Gemeinen</hi> am 6 Febr. Sir John Cam <hi rendition="#g">Hobhouse</hi>, Präsident des Controlamtes der indischen Angelegenheiten, bemerkte, diese Praxis habe von jeher gegolten, schon von dem Tag an, wo der Dank des Parlaments für Lord Clive, den Gründer des indobrittischen Reichs, den Gegnern seiner Politik abgenöthigt worden sey. &#x201E;Der Marquis v. Cornwallis erhielt im J. 1792, der Marquis Richard Colley v. Wellesley (der ältere Bruder Wellingtons, dem indeß ebenfalls für seine militärischen Verdienste in Indien vom Parlament gedankt wurde) 1799 und wieder 1804, der Graf von Minto 1814, der Marquis v. Hastings 1817 und 1819 als Generalstatthalter die Danksagung dieses Hauses. Dieselbe beschränkte sich jedoch in den erwähnten Fällen auf die ausgeführten Militäroperationen; Politik und Ursprung der betreffenden Kriege wurden beflissentlich außer Betracht gelassen. An diese Vorgänge bin ich im gegenwärtigen Falle mich um so mehr zu halten gesonnen, als die Politik, welcher gemäß der jetzige Generalgouverneur den Feldzug gegen Afghanistan unternahm, die Politik der Regierung war. Diese Politik, wenn sie angegriffen wird, ist die Regierung zu vertheidigen bereit; aber gegen die tapfern Männer, die jene Kriegsthaten vollbracht, würde es eine Unbilligkeit seyn, Betrachtungen mit in meine Motion herein zu ziehen, die zu einer Meinungsdifferenz führen könnten.&#x201C; Der Minister gab nun einen Abriß des Feldzugs in Mittelasien &#x2013; &#x201E;in Gegenden, wo seit den Tagen Alexanders von Macedonien die Fahne eines civilisirten Volks nicht mehr gesehen worden war&#x201C; &#x2013; wies darauf hin, wie mächtig die Resultate dieses Feldzugs zur Befestigung der indobrittischen Macht beitragen würden, und schloß mit Beantragung folgenden Resolutionen: der Dank dieses Hauses werde gezollt dem sehr ehrenw. George Graf v. Auckland, Ritter Großkreuz des höchst ehrenwerthen Bath-Ordens, Generalstatthalter der brittischen Besitzungen in Ostindien, für die Umsicht und Gewandtheit, womit die Hülfsquellen des indobrittischen Reichs neuerlich unter seiner Leitung auf Kriegsoperation westwärts vom Indus verwendet wurden. Das Haus dankt dem Generallieutenant Lord Keane, Ritter Großkreuz des sehr edlen militärischen Bath-Ordens, für seine verdienstvolle Führung des Oberbefehls über die westlich vom Indus verwendeten Truppen, und namentlich für die Energie, womit er den Sturm auf die Stadt und Festung Ghisni entwarf und leitete, welche glänzende Waffenthat den Ruhm der brittischen Armee wesentlich vermehrt und zum schnellen Gelingen des ganzen Unternehmens mächtig beigetragen hat. Das Haus dankt dem Generalmajor Sir Willoughby Cotton, Ritter Großkreuz des sehr edlen militärischen Bath-Ordens, und den verschiedenen Officieren des Heers, sowohl Europäern als Eingebornen, für ihr gutes Verhalten und ihre tapfern Anstrengungen in diesem Feldzug. Das Haus zollt endlich vollen Beifall und Anerkennung der Mannszucht und Ausdauer, die von den Unterofficieren und Soldaten, sowohl europäischen wie eingebornen, auf einem langen und mühseligen Marsch durch ein unbetretenes Land bewiesen worden, und lobt und anerkennt ihren unerschrockenen Muth bei dem Sturm und der Einnahme von Ghisni. Diese Resolutionen seyen durch den Sprecher des Hauses an den Generalgouverneur von Indien zu übermachen, und von Sr. Lordschaft gefälligst der Armee mitzutheilen.&#x201C; Sir R. <hi rendition="#g">Peel</hi> stimmte in das Lob der Truppen mit Wärme ein, bemerkte aber dazu: &#x201E;der Herr Baronet (Hobhouse) hat mich der Nothwendigkeit überhoben, meine Meinung über die politische Seite dieses Feldzugs zu sagen. Wenn ich indeß von ihm anführen höre, daß eine einzige 8000 Mann starke Division 10,000 Kamele mitführte, und daß die ganze Armee nicht weniger als 27,000 Pack-Kamele und einen Lagertroß von 30,000 Menschen mitschleppte, so finde ich das selbst für den Orient etwas zu stark und die Ausgabe für die Finanzlage Indiens zu groß. In dieser Hinsicht möchte ich erst eine detaillirte Rechnung sehen, ehe ich loben kann. (Hört, hört!)&#x201C; Sir Robert bezweifelte dann, ob es passend sey, in ein Dankesvotum an Militärs für militärische Operationen auch eine Civilperson &#x2013; den Generalgouverneur &#x2013; mit einzuschließen; denn wenn dieß bei Lord Wellesley geschehen, so müsse man bedenken, daß dieser zugleich Militär gewesen und an dem damaligen Kriege thätigen Antheil genommen. Er wolle dem Lord Auckland sein Verdienst um die Vorbereitung der Expedition und um die Heerpflege nicht bestreiten; mit den Kriegsoperationen selbst aber habe das eigentlich nichts zu thun. Der Kriegsminister Hr. <hi rendition="#g">Macaulay</hi> (früher bekanntlich längere Zeit als Oberrichter in Calcutta angestellt) beklagte, daß Sir R. Peel solche Häkeleien mache, an die ein edler Herzog im andern Haus, der Besieger Massena's, Soults und Napoleons, nicht gedacht habe. Nicht bloß der Generalstatthalter Lord Wellesley habe für glückliche Kriegsoperationen den Dank des Parlaments votirt erhalten, sondern auch Graf Minto &#x2013; dieser eine reine Civilperson &#x2013; nach der Einnahme von Java. Hierauf verbreitete sich der Minister über die Wichtigkeit der Resultate des letzten Feldzugs, welche insofern doppelt wichtig und daher auch in financieller Hinsicht nicht zu thener erkauft seyen, als sie dazu gedient, der indischen Bevölkerung, welche allerwärts schwierig und zum Aufstand bereit gewesen, einen heilsamen Schrecken vor der brittischen Macht einzuflößen. Dieses glückliche Ergebniß aber habe England großentheils dem Lord Auckland zu danken. Nach einiger weitern Discussion in welcher der torystische Obrist und frühere Kriegsminister Sir H. <hi rendition="#g">Hardinge</hi> (ein verdienter Militär, der im Peninsularkrieg einen Arm verloren) dem indobrittischen Heere warme Lobsprüche spendete, und selbst Hr. <hi rendition="#g">Hume</hi> die Meinung äußerte, der Feldzug könne in Betracht der Kosten, die er erspart habe, nicht zu theuer gefunden werden, wurden die dankenden Resolutionen ohne Abstimmung votirt.</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Frankreich.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 8 Febr.</dateline>
          <p> Daß das sogenannte Repräsentativsystem seit der Juliusrevolution eine klägliche Richtung hier in Frankreich<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0402/0010] Nro. 390, auf welche wir diejenigen verweisen, welche sich näher mit derselben bekannt zu machen wünschen. P. P. _ (Schwäb. M.) Großbritannien. _ London, 9 Febr. Zu den höchsten National-Ehrenbezeugungen in England gehört eine vom Parlament votirte öffentliche Danksagung für irgend ein Verdienst um das Vaterland in sago oder toga. Eine solche Danksagung ward in den letzten Tagen dem indobrittischen Heer und dessen Anführern für den glücklich vollendeten Feldzug gegen Afghanistan von beiden Häusern votirt. Folgendes ist ein Auszug aus den betreffenden Debatten des Hauses der Gemeinen am 6 Febr. Sir John Cam Hobhouse, Präsident des Controlamtes der indischen Angelegenheiten, bemerkte, diese Praxis habe von jeher gegolten, schon von dem Tag an, wo der Dank des Parlaments für Lord Clive, den Gründer des indobrittischen Reichs, den Gegnern seiner Politik abgenöthigt worden sey. „Der Marquis v. Cornwallis erhielt im J. 1792, der Marquis Richard Colley v. Wellesley (der ältere Bruder Wellingtons, dem indeß ebenfalls für seine militärischen Verdienste in Indien vom Parlament gedankt wurde) 1799 und wieder 1804, der Graf von Minto 1814, der Marquis v. Hastings 1817 und 1819 als Generalstatthalter die Danksagung dieses Hauses. Dieselbe beschränkte sich jedoch in den erwähnten Fällen auf die ausgeführten Militäroperationen; Politik und Ursprung der betreffenden Kriege wurden beflissentlich außer Betracht gelassen. An diese Vorgänge bin ich im gegenwärtigen Falle mich um so mehr zu halten gesonnen, als die Politik, welcher gemäß der jetzige Generalgouverneur den Feldzug gegen Afghanistan unternahm, die Politik der Regierung war. Diese Politik, wenn sie angegriffen wird, ist die Regierung zu vertheidigen bereit; aber gegen die tapfern Männer, die jene Kriegsthaten vollbracht, würde es eine Unbilligkeit seyn, Betrachtungen mit in meine Motion herein zu ziehen, die zu einer Meinungsdifferenz führen könnten.“ Der Minister gab nun einen Abriß des Feldzugs in Mittelasien – „in Gegenden, wo seit den Tagen Alexanders von Macedonien die Fahne eines civilisirten Volks nicht mehr gesehen worden war“ – wies darauf hin, wie mächtig die Resultate dieses Feldzugs zur Befestigung der indobrittischen Macht beitragen würden, und schloß mit Beantragung folgenden Resolutionen: der Dank dieses Hauses werde gezollt dem sehr ehrenw. George Graf v. Auckland, Ritter Großkreuz des höchst ehrenwerthen Bath-Ordens, Generalstatthalter der brittischen Besitzungen in Ostindien, für die Umsicht und Gewandtheit, womit die Hülfsquellen des indobrittischen Reichs neuerlich unter seiner Leitung auf Kriegsoperation westwärts vom Indus verwendet wurden. Das Haus dankt dem Generallieutenant Lord Keane, Ritter Großkreuz des sehr edlen militärischen Bath-Ordens, für seine verdienstvolle Führung des Oberbefehls über die westlich vom Indus verwendeten Truppen, und namentlich für die Energie, womit er den Sturm auf die Stadt und Festung Ghisni entwarf und leitete, welche glänzende Waffenthat den Ruhm der brittischen Armee wesentlich vermehrt und zum schnellen Gelingen des ganzen Unternehmens mächtig beigetragen hat. Das Haus dankt dem Generalmajor Sir Willoughby Cotton, Ritter Großkreuz des sehr edlen militärischen Bath-Ordens, und den verschiedenen Officieren des Heers, sowohl Europäern als Eingebornen, für ihr gutes Verhalten und ihre tapfern Anstrengungen in diesem Feldzug. Das Haus zollt endlich vollen Beifall und Anerkennung der Mannszucht und Ausdauer, die von den Unterofficieren und Soldaten, sowohl europäischen wie eingebornen, auf einem langen und mühseligen Marsch durch ein unbetretenes Land bewiesen worden, und lobt und anerkennt ihren unerschrockenen Muth bei dem Sturm und der Einnahme von Ghisni. Diese Resolutionen seyen durch den Sprecher des Hauses an den Generalgouverneur von Indien zu übermachen, und von Sr. Lordschaft gefälligst der Armee mitzutheilen.“ Sir R. Peel stimmte in das Lob der Truppen mit Wärme ein, bemerkte aber dazu: „der Herr Baronet (Hobhouse) hat mich der Nothwendigkeit überhoben, meine Meinung über die politische Seite dieses Feldzugs zu sagen. Wenn ich indeß von ihm anführen höre, daß eine einzige 8000 Mann starke Division 10,000 Kamele mitführte, und daß die ganze Armee nicht weniger als 27,000 Pack-Kamele und einen Lagertroß von 30,000 Menschen mitschleppte, so finde ich das selbst für den Orient etwas zu stark und die Ausgabe für die Finanzlage Indiens zu groß. In dieser Hinsicht möchte ich erst eine detaillirte Rechnung sehen, ehe ich loben kann. (Hört, hört!)“ Sir Robert bezweifelte dann, ob es passend sey, in ein Dankesvotum an Militärs für militärische Operationen auch eine Civilperson – den Generalgouverneur – mit einzuschließen; denn wenn dieß bei Lord Wellesley geschehen, so müsse man bedenken, daß dieser zugleich Militär gewesen und an dem damaligen Kriege thätigen Antheil genommen. Er wolle dem Lord Auckland sein Verdienst um die Vorbereitung der Expedition und um die Heerpflege nicht bestreiten; mit den Kriegsoperationen selbst aber habe das eigentlich nichts zu thun. Der Kriegsminister Hr. Macaulay (früher bekanntlich längere Zeit als Oberrichter in Calcutta angestellt) beklagte, daß Sir R. Peel solche Häkeleien mache, an die ein edler Herzog im andern Haus, der Besieger Massena's, Soults und Napoleons, nicht gedacht habe. Nicht bloß der Generalstatthalter Lord Wellesley habe für glückliche Kriegsoperationen den Dank des Parlaments votirt erhalten, sondern auch Graf Minto – dieser eine reine Civilperson – nach der Einnahme von Java. Hierauf verbreitete sich der Minister über die Wichtigkeit der Resultate des letzten Feldzugs, welche insofern doppelt wichtig und daher auch in financieller Hinsicht nicht zu thener erkauft seyen, als sie dazu gedient, der indischen Bevölkerung, welche allerwärts schwierig und zum Aufstand bereit gewesen, einen heilsamen Schrecken vor der brittischen Macht einzuflößen. Dieses glückliche Ergebniß aber habe England großentheils dem Lord Auckland zu danken. Nach einiger weitern Discussion in welcher der torystische Obrist und frühere Kriegsminister Sir H. Hardinge (ein verdienter Militär, der im Peninsularkrieg einen Arm verloren) dem indobrittischen Heere warme Lobsprüche spendete, und selbst Hr. Hume die Meinung äußerte, der Feldzug könne in Betracht der Kosten, die er erspart habe, nicht zu theuer gefunden werden, wurden die dankenden Resolutionen ohne Abstimmung votirt. Frankreich. _ Paris, 8 Febr. Daß das sogenannte Repräsentativsystem seit der Juliusrevolution eine klägliche Richtung hier in Frankreich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_051_18400220
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_051_18400220/10
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 51. Augsburg, 20. Februar 1840, S. 0402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_051_18400220/10>, abgerufen am 02.05.2024.