Allgemeine Zeitung. Nr. 51. Augsburg, 20. Februar 1840.Begleitung eines Officiers vom Genie nach Cagliari demnächst eingeschifft und über dem dortigen Grab des jung gestorbenen Generals errichtet wird. Auf den vor einigen Tagen mitgetheilten Artikel der Presse, worin unter Anderm gesagt worden: "Der Repräsentant Rußlands, Hr. v. Medem, habe auf Befehl seiner Regierung dem Marschall Soult erklärt, die russische Regierung fordere die Veröffentlichung der Papiere, die man angeblich bei Hrn. Karl Durand gefunden, antwortet das Journal des Debats Folgendes: "Wir glaubten, die Regierung werde sich beeilen auf diese Note, die um so anstößiger ist, als sie, wie die Presse sagt, "ihr mitgetheilt worden," und demnach nicht als ein gewöhnlicher Journalartikel betrachtet werden kann, zu antworten. Seit zwei Tagen aber ist der Moniteur erschienen, ohne auch nur ein Wort auf jenen Artikel zu sagen. Wir dürfen daher wohl jetzt unser Erstaunen und Bedauern über das Stillschweigen des Ministeriums ausdrücken. Es wird in diesem Artikel gesagt, Hr. v. Medem habe von seiner Regierung Befehl erhalten, dem Marschall Soult zu erklären, die russische Regierung fordere die Veröffentlichung der Papiere, die man bei Hrn. Durand gefunden zu haben behauptet. Es wird ferner darin gesagt: es sey ein Skandal gewesen, daß die Gerüchte von einer mehr oder minder großen Theilnahme Rußlands an so erbärmlichen Umtrieben - was sehr auffallend sey - von Personen geglaubt worden, die bei der hohen Stellung, die sie bekleiden, am ersten hätten einsehen sollen, wie wenig begründet jene Gerüchte gewesen. Wir glauben zu wissen, daß Hr. v. Medem in der That bei dem Marschall Soult eine Audienz gehabt hat; aber der Geschäftsträger Rußlands führte in der Unterredung durchaus nicht den hochfahrenden, aufreizenden Ton, wie in jener "mitgetheilten" Note der Presse gesagt wird. Wir glauben ferner zu wissen, daß Hr. v. Medem im Namen seiner Regierung betheuerte, daß Rußland den geheimen Umtrieben, von denen die Rede war, völlig fremd sey. Also nicht Hr. v. Medem, dessen Tact, seinen Verstand und versöhnliche Gesinnung Jedermann kennt, hat die Note mitgetheilt, auf welche wir antworten; denn milde und versöhnlich im Salon und innerhalb der vier Wände sprechen, dagegen eine rauhe und drohende Sprache in Noten führen, die dem Publicum mitgetheilt werden, damit man dem Parteigeist einen Vorwand gibt, über die Erniedrigung und Schwäche der Regierung sein Geschrei zu erheben, dieß wäre ein Benehmen, das wohl vielleicht die Politik billigen könnte, aber gewiß kein loyales Benehmen. Die russische Regierung fordert, sagt die Note der Presse, daß man die bei Hrn. Durand gefundenen Papiere bekannt mache; dieß heißt so viel als: die russische Regierung will, daß das französische Ministerium in eine Untersuchung sich mische, die bloß vor der Justiz und durch die Justiz geführt worden. Einem Russen ist es erlaubt, die französischen Gesetze nicht zu kennen, aber der Marschall Soult mußte jedenfalls antworten, daß die bei Durand gefundenen Papiere, selbst wenn sie der russischen Loyalität einen Fleck anhängen würden, der gerichtlichen Untersuchung angehören, und daß Niemand in Frankreich in einen Proceß sich einmischen und die Papiere dieses Processes unterdrücken oder veröffentlichen kann. Das Siegel, welches das Gericht darauf gelegt, ist unverletzlich. In Rußland kann die Hand eines Kaisers dieses geheiligte Siegel aufheben oder zerreißen, in Frankreich darf dieß nicht geschehen. Diese Forderung stellen ist eine Kühnheit, welche aus zwei Gründen nicht statthaben konnte; erstlich weil Hr. v. Medem eine solche Keckheit sich nicht herausnehmen, und besonders weil der Marschall dieselbe nicht dulden durfte. Die russische Regierung klagt aber über Aeußerungen, die gethan und über Gerüchte, die geglaubt worden. Ja, man sprach von Briefen, die von einer kaiserlichen Hand geschrieben worden; man sprach von Geld, das von Rußland gegeben worden; man erzählte davon im Publicum und überall. Vielleicht hat man sich getäuscht; vielleicht hat man übertrieben. Der Marschall Soult mußte wissen, was man im Publicum hierüber wußte und sprach, nichts weiter, und er erfuhr es, wie das Publicum, ohne darüber genauer berichtet zu seyn als das Publicum. Die Justiz allein wußte, was an der Sache war, und die Justiz hat sich ausgesprochen, nicht über die Schuld Rußlands, gegen welches keine Anklage erhoben war, sondern über die Schuld des Hrn. Durand, und der Spruch der Justiz lautete dahin, daß keine Beweise vorlägen, Hrn. Durand gerichtlich zu verfolgen, was also so viel sagen will, als, Hr. Durand könne nicht vor die Gerichte gezogen werden wegen einer Verschwörung mit Einheimischen oder Ausländern. Hat Hr. v. Medem eine Note hinsichtlich dieser Sache eingereicht, so mußte der Marschall in seiner Antwort sich begnügen, ihm den Entscheid des Gerichts in dieser Angelegenheit zu übersenden, und dabei zu bemerken, daß man sich nicht erklären könne, warum Rußland wolle, daß man es aus dem Proceß ziehe, während es doch nicht in den Proceß mit verwickelt war und es sich durchaus nur von Hrn. Durand, nicht vom Kaiser Nikolaus handelte. Gewiß ist es traurig, wenn einer, über den andern üble Nachrede hält; aber dieß geschieht auch in St. Petersburg. Von Zeit zu Zeit lesen wir in deutschen und französischen Blättern bald Aeußerungen über Frankreich und die französische Regierung, bald eben so alberne, als boshafte Gerüchte, die gegen uns von Personen gläubig aufgenommen werden, deren hohe Stellung - um den Ausdruck der "mitgetheilten" Note zu gebrauchen - sie vor dem Glauben an dergleichen wenig begründete Nachrichten bewahren sollte." Man liest sogar in jenen Blättern mehr oder minder anmuthige Scherze über uns, und das Charivari wird in St. Petersburg nicht nur zugelassen, sondern man versucht auch, es nachzuahmen. All' dieß ist im gewöhnlichen Gang der menschlichen Dinge, und wenn die Seine über die Newa und die Newa über die Seine sich Bemerkungen erlaubt, so geschieht dieß schon seit langer Zeit, ohne daß es bis jetzt zu einer diplomatischen Erklärung Anlaß gegeben. Was geht aus all' dem hervor? Daß Rußland nach seinem eigenen Geständniß in Frankreich und in Deutschland Journale hat, "deren Berichtigungen es besoldet, aber daß es sich nie dieser Journale zu Umtrieben bedient." Hierüber war man auch vor der Unterredung des Hrn. v. Medem mit dem Marschall Soult einverstanden, und muß darüber auch nach derselben in gleicher Weise einverstanden seyn. Rußland bedient sich der Presse nur zu einem ehrenwerthen Zweck, in einer uneigennützigen Absicht, im Sinne der Ordnung und Civilisation, wir zweifeln nicht daran, und daher versichert auch der Artikel der Presse, Marschall Soult habe erwiedert, daß er die Loyalität des russischen Cabinets nie im geringsten in Zweifel gezogen. Da Hr. v. Medem dem Marschall Soult ein Attest brachte, daß Rußland sehr loyal sey, so gab ihm der Marschall dagegen ein Loyalitätscertificat. Dieß war in der Ordnung." (Moniteur Parisien.) Wir hatten einem in den letzten Tagen von der Presse publicirten Artikel hinsichtlich der bei Hrn. Karl Durand in Beschlag genommenen Papiere keine Wichtigkeit beigelegt und nicht geglaubt über die darin angeführten Umstände Erläuterungen geben zu müssen, da wir überzeugt waren, daß diese Behauptungen sich durch ihre Unwahrscheinlichkeit von selbst widerlegten. Ein Morgenjournal welches übrigens nur sehr richtige Bemerkungen über diesen Begleitung eines Officiers vom Genie nach Cagliari demnächst eingeschifft und über dem dortigen Grab des jung gestorbenen Generals errichtet wird. Auf den vor einigen Tagen mitgetheilten Artikel der Presse, worin unter Anderm gesagt worden: „Der Repräsentant Rußlands, Hr. v. Medem, habe auf Befehl seiner Regierung dem Marschall Soult erklärt, die russische Regierung fordere die Veröffentlichung der Papiere, die man angeblich bei Hrn. Karl Durand gefunden, antwortet das Journal des Débats Folgendes: „Wir glaubten, die Regierung werde sich beeilen auf diese Note, die um so anstößiger ist, als sie, wie die Presse sagt, „ihr mitgetheilt worden,“ und demnach nicht als ein gewöhnlicher Journalartikel betrachtet werden kann, zu antworten. Seit zwei Tagen aber ist der Moniteur erschienen, ohne auch nur ein Wort auf jenen Artikel zu sagen. Wir dürfen daher wohl jetzt unser Erstaunen und Bedauern über das Stillschweigen des Ministeriums ausdrücken. Es wird in diesem Artikel gesagt, Hr. v. Medem habe von seiner Regierung Befehl erhalten, dem Marschall Soult zu erklären, die russische Regierung fordere die Veröffentlichung der Papiere, die man bei Hrn. Durand gefunden zu haben behauptet. Es wird ferner darin gesagt: es sey ein Skandal gewesen, daß die Gerüchte von einer mehr oder minder großen Theilnahme Rußlands an so erbärmlichen Umtrieben – was sehr auffallend sey – von Personen geglaubt worden, die bei der hohen Stellung, die sie bekleiden, am ersten hätten einsehen sollen, wie wenig begründet jene Gerüchte gewesen. Wir glauben zu wissen, daß Hr. v. Medem in der That bei dem Marschall Soult eine Audienz gehabt hat; aber der Geschäftsträger Rußlands führte in der Unterredung durchaus nicht den hochfahrenden, aufreizenden Ton, wie in jener „mitgetheilten“ Note der Presse gesagt wird. Wir glauben ferner zu wissen, daß Hr. v. Medem im Namen seiner Regierung betheuerte, daß Rußland den geheimen Umtrieben, von denen die Rede war, völlig fremd sey. Also nicht Hr. v. Medem, dessen Tact, seinen Verstand und versöhnliche Gesinnung Jedermann kennt, hat die Note mitgetheilt, auf welche wir antworten; denn milde und versöhnlich im Salon und innerhalb der vier Wände sprechen, dagegen eine rauhe und drohende Sprache in Noten führen, die dem Publicum mitgetheilt werden, damit man dem Parteigeist einen Vorwand gibt, über die Erniedrigung und Schwäche der Regierung sein Geschrei zu erheben, dieß wäre ein Benehmen, das wohl vielleicht die Politik billigen könnte, aber gewiß kein loyales Benehmen. Die russische Regierung fordert, sagt die Note der Presse, daß man die bei Hrn. Durand gefundenen Papiere bekannt mache; dieß heißt so viel als: die russische Regierung will, daß das französische Ministerium in eine Untersuchung sich mische, die bloß vor der Justiz und durch die Justiz geführt worden. Einem Russen ist es erlaubt, die französischen Gesetze nicht zu kennen, aber der Marschall Soult mußte jedenfalls antworten, daß die bei Durand gefundenen Papiere, selbst wenn sie der russischen Loyalität einen Fleck anhängen würden, der gerichtlichen Untersuchung angehören, und daß Niemand in Frankreich in einen Proceß sich einmischen und die Papiere dieses Processes unterdrücken oder veröffentlichen kann. Das Siegel, welches das Gericht darauf gelegt, ist unverletzlich. In Rußland kann die Hand eines Kaisers dieses geheiligte Siegel aufheben oder zerreißen, in Frankreich darf dieß nicht geschehen. Diese Forderung stellen ist eine Kühnheit, welche aus zwei Gründen nicht statthaben konnte; erstlich weil Hr. v. Medem eine solche Keckheit sich nicht herausnehmen, und besonders weil der Marschall dieselbe nicht dulden durfte. Die russische Regierung klagt aber über Aeußerungen, die gethan und über Gerüchte, die geglaubt worden. Ja, man sprach von Briefen, die von einer kaiserlichen Hand geschrieben worden; man sprach von Geld, das von Rußland gegeben worden; man erzählte davon im Publicum und überall. Vielleicht hat man sich getäuscht; vielleicht hat man übertrieben. Der Marschall Soult mußte wissen, was man im Publicum hierüber wußte und sprach, nichts weiter, und er erfuhr es, wie das Publicum, ohne darüber genauer berichtet zu seyn als das Publicum. Die Justiz allein wußte, was an der Sache war, und die Justiz hat sich ausgesprochen, nicht über die Schuld Rußlands, gegen welches keine Anklage erhoben war, sondern über die Schuld des Hrn. Durand, und der Spruch der Justiz lautete dahin, daß keine Beweise vorlägen, Hrn. Durand gerichtlich zu verfolgen, was also so viel sagen will, als, Hr. Durand könne nicht vor die Gerichte gezogen werden wegen einer Verschwörung mit Einheimischen oder Ausländern. Hat Hr. v. Medem eine Note hinsichtlich dieser Sache eingereicht, so mußte der Marschall in seiner Antwort sich begnügen, ihm den Entscheid des Gerichts in dieser Angelegenheit zu übersenden, und dabei zu bemerken, daß man sich nicht erklären könne, warum Rußland wolle, daß man es aus dem Proceß ziehe, während es doch nicht in den Proceß mit verwickelt war und es sich durchaus nur von Hrn. Durand, nicht vom Kaiser Nikolaus handelte. Gewiß ist es traurig, wenn einer, über den andern üble Nachrede hält; aber dieß geschieht auch in St. Petersburg. Von Zeit zu Zeit lesen wir in deutschen und französischen Blättern bald Aeußerungen über Frankreich und die französische Regierung, bald eben so alberne, als boshafte Gerüchte, die gegen uns von Personen gläubig aufgenommen werden, deren hohe Stellung – um den Ausdruck der „mitgetheilten“ Note zu gebrauchen – sie vor dem Glauben an dergleichen wenig begründete Nachrichten bewahren sollte.“ Man liest sogar in jenen Blättern mehr oder minder anmuthige Scherze über uns, und das Charivari wird in St. Petersburg nicht nur zugelassen, sondern man versucht auch, es nachzuahmen. All' dieß ist im gewöhnlichen Gang der menschlichen Dinge, und wenn die Seine über die Newa und die Newa über die Seine sich Bemerkungen erlaubt, so geschieht dieß schon seit langer Zeit, ohne daß es bis jetzt zu einer diplomatischen Erklärung Anlaß gegeben. Was geht aus all' dem hervor? Daß Rußland nach seinem eigenen Geständniß in Frankreich und in Deutschland Journale hat, „deren Berichtigungen es besoldet, aber daß es sich nie dieser Journale zu Umtrieben bedient.“ Hierüber war man auch vor der Unterredung des Hrn. v. Medem mit dem Marschall Soult einverstanden, und muß darüber auch nach derselben in gleicher Weise einverstanden seyn. Rußland bedient sich der Presse nur zu einem ehrenwerthen Zweck, in einer uneigennützigen Absicht, im Sinne der Ordnung und Civilisation, wir zweifeln nicht daran, und daher versichert auch der Artikel der Presse, Marschall Soult habe erwiedert, daß er die Loyalität des russischen Cabinets nie im geringsten in Zweifel gezogen. Da Hr. v. Medem dem Marschall Soult ein Attest brachte, daß Rußland sehr loyal sey, so gab ihm der Marschall dagegen ein Loyalitätscertificat. Dieß war in der Ordnung.“ (Moniteur Parisien.) Wir hatten einem in den letzten Tagen von der Presse publicirten Artikel hinsichtlich der bei Hrn. Karl Durand in Beschlag genommenen Papiere keine Wichtigkeit beigelegt und nicht geglaubt über die darin angeführten Umstände Erläuterungen geben zu müssen, da wir überzeugt waren, daß diese Behauptungen sich durch ihre Unwahrscheinlichkeit von selbst widerlegten. Ein Morgenjournal welches übrigens nur sehr richtige Bemerkungen über diesen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="0404"/> Begleitung eines Officiers vom Genie nach Cagliari demnächst eingeschifft und über dem dortigen Grab des jung gestorbenen Generals errichtet wird.</p><lb/> <p>Auf den vor einigen Tagen mitgetheilten Artikel der <hi rendition="#g">Presse</hi>, worin unter Anderm gesagt worden: „Der Repräsentant Rußlands, Hr. v. Medem, habe auf Befehl seiner Regierung dem Marschall Soult erklärt, die russische Regierung fordere die Veröffentlichung der Papiere, die man angeblich bei Hrn. 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Es wird ferner darin gesagt: es sey ein Skandal gewesen, daß die Gerüchte von einer mehr oder minder großen Theilnahme Rußlands an so erbärmlichen Umtrieben – was sehr auffallend sey – von Personen geglaubt worden, die bei der hohen Stellung, die sie bekleiden, am ersten hätten einsehen sollen, wie wenig begründet jene Gerüchte gewesen. Wir glauben zu wissen, daß Hr. v. Medem in der That bei dem Marschall Soult eine Audienz gehabt hat; aber der Geschäftsträger Rußlands führte in der Unterredung durchaus nicht den hochfahrenden, aufreizenden Ton, wie in jener „mitgetheilten“ Note der Presse gesagt wird. Wir glauben ferner zu wissen, daß Hr. v. Medem im Namen seiner Regierung betheuerte, daß Rußland den geheimen Umtrieben, von denen die Rede war, völlig fremd sey. Also nicht Hr. v. Medem, dessen Tact, seinen Verstand und versöhnliche Gesinnung Jedermann kennt, hat die Note mitgetheilt, auf welche wir antworten; denn milde und versöhnlich im Salon und innerhalb der vier Wände sprechen, dagegen eine rauhe und drohende Sprache in Noten führen, die dem Publicum mitgetheilt werden, damit man dem Parteigeist einen Vorwand gibt, über die Erniedrigung und Schwäche der Regierung sein Geschrei zu erheben, dieß wäre ein Benehmen, das wohl vielleicht die Politik billigen könnte, aber gewiß kein loyales Benehmen. Die russische Regierung fordert, sagt die Note der Presse, daß man die bei Hrn. Durand gefundenen Papiere bekannt mache; dieß heißt so viel als: die russische Regierung will, daß das französische Ministerium in eine Untersuchung sich mische, die bloß vor der Justiz und durch die Justiz geführt worden. Einem Russen ist es erlaubt, die französischen Gesetze nicht zu kennen, aber der Marschall Soult mußte jedenfalls antworten, daß die bei Durand gefundenen Papiere, selbst wenn sie der russischen Loyalität einen Fleck anhängen würden, der gerichtlichen Untersuchung angehören, und daß Niemand in Frankreich in einen Proceß sich einmischen und die Papiere dieses Processes unterdrücken oder veröffentlichen kann. Das Siegel, welches das Gericht darauf gelegt, ist unverletzlich. In Rußland kann die Hand eines Kaisers dieses geheiligte Siegel aufheben oder zerreißen, in Frankreich darf dieß nicht geschehen. Diese Forderung stellen ist eine Kühnheit, welche aus zwei Gründen nicht statthaben konnte; erstlich weil Hr. v. Medem eine solche Keckheit sich nicht herausnehmen, und besonders weil der Marschall dieselbe nicht dulden durfte. Die russische Regierung klagt aber über Aeußerungen, die gethan und über Gerüchte, die geglaubt worden. Ja, man sprach von Briefen, die von einer kaiserlichen Hand geschrieben worden; man sprach von Geld, das von Rußland gegeben worden; man erzählte davon im Publicum und überall. Vielleicht hat man sich getäuscht; vielleicht hat man übertrieben. Der Marschall Soult mußte wissen, was man im Publicum hierüber wußte und sprach, nichts weiter, und er erfuhr es, wie das Publicum, ohne darüber genauer berichtet zu seyn als das Publicum. Die Justiz allein wußte, was an der Sache war, und die Justiz hat sich ausgesprochen, nicht über die Schuld Rußlands, gegen welches keine Anklage erhoben war, sondern über die Schuld des Hrn. Durand, und der Spruch der Justiz lautete dahin, daß keine Beweise vorlägen, Hrn. Durand gerichtlich zu verfolgen, was also so viel sagen will, als, Hr. Durand könne nicht vor die Gerichte gezogen werden wegen einer Verschwörung mit Einheimischen oder Ausländern. Hat Hr. v. Medem eine Note hinsichtlich dieser Sache eingereicht, so mußte der Marschall in seiner Antwort sich begnügen, ihm den Entscheid des Gerichts in dieser Angelegenheit zu übersenden, und dabei zu bemerken, daß man sich nicht erklären könne, warum Rußland wolle, daß man es aus dem Proceß ziehe, während es doch nicht in den Proceß mit verwickelt war und es sich durchaus nur von Hrn. Durand, nicht vom Kaiser Nikolaus handelte. Gewiß ist es traurig, wenn einer, über den andern üble Nachrede hält; aber dieß geschieht auch in St. Petersburg. Von Zeit zu Zeit lesen wir in deutschen und französischen Blättern bald Aeußerungen über Frankreich und die französische Regierung, bald eben so alberne, als boshafte Gerüchte, die gegen uns von Personen gläubig aufgenommen werden, deren hohe Stellung – um den Ausdruck der „mitgetheilten“ Note zu gebrauchen – sie vor dem Glauben an dergleichen wenig begründete Nachrichten bewahren sollte.“ Man liest sogar in jenen Blättern mehr oder minder anmuthige Scherze über uns, und das <hi rendition="#g">Charivari</hi> wird in St. Petersburg nicht nur zugelassen, sondern man versucht auch, es nachzuahmen. All' dieß ist im gewöhnlichen Gang der menschlichen Dinge, und wenn die Seine über die Newa und die Newa über die Seine sich Bemerkungen erlaubt, so geschieht dieß schon seit langer Zeit, ohne daß es bis jetzt zu einer diplomatischen Erklärung Anlaß gegeben. Was geht aus all' dem hervor? Daß Rußland nach seinem eigenen Geständniß in Frankreich und in Deutschland Journale hat, „deren Berichtigungen es besoldet, aber daß es sich nie dieser Journale zu Umtrieben bedient.“ Hierüber war man auch vor der Unterredung des Hrn. v. Medem mit dem Marschall Soult einverstanden, und muß darüber auch nach derselben in gleicher Weise einverstanden seyn. Rußland bedient sich der Presse nur zu einem ehrenwerthen Zweck, in einer uneigennützigen Absicht, im Sinne der Ordnung und Civilisation, wir zweifeln nicht daran, und daher versichert auch der Artikel der <hi rendition="#g">Presse</hi>, Marschall Soult habe erwiedert, daß er die Loyalität des russischen Cabinets nie im geringsten in Zweifel gezogen. Da Hr. v. Medem dem Marschall Soult ein Attest brachte, daß Rußland sehr loyal sey, so gab ihm der Marschall dagegen ein Loyalitätscertificat. Dieß war in der Ordnung.“</p><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Moniteur Parisien</hi>.) 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Begleitung eines Officiers vom Genie nach Cagliari demnächst eingeschifft und über dem dortigen Grab des jung gestorbenen Generals errichtet wird.
Auf den vor einigen Tagen mitgetheilten Artikel der Presse, worin unter Anderm gesagt worden: „Der Repräsentant Rußlands, Hr. v. Medem, habe auf Befehl seiner Regierung dem Marschall Soult erklärt, die russische Regierung fordere die Veröffentlichung der Papiere, die man angeblich bei Hrn. Karl Durand gefunden, antwortet das Journal des Débats Folgendes: „Wir glaubten, die Regierung werde sich beeilen auf diese Note, die um so anstößiger ist, als sie, wie die Presse sagt, „ihr mitgetheilt worden,“ und demnach nicht als ein gewöhnlicher Journalartikel betrachtet werden kann, zu antworten. Seit zwei Tagen aber ist der Moniteur erschienen, ohne auch nur ein Wort auf jenen Artikel zu sagen. Wir dürfen daher wohl jetzt unser Erstaunen und Bedauern über das Stillschweigen des Ministeriums ausdrücken. Es wird in diesem Artikel gesagt, Hr. v. Medem habe von seiner Regierung Befehl erhalten, dem Marschall Soult zu erklären, die russische Regierung fordere die Veröffentlichung der Papiere, die man bei Hrn. Durand gefunden zu haben behauptet. Es wird ferner darin gesagt: es sey ein Skandal gewesen, daß die Gerüchte von einer mehr oder minder großen Theilnahme Rußlands an so erbärmlichen Umtrieben – was sehr auffallend sey – von Personen geglaubt worden, die bei der hohen Stellung, die sie bekleiden, am ersten hätten einsehen sollen, wie wenig begründet jene Gerüchte gewesen. Wir glauben zu wissen, daß Hr. v. Medem in der That bei dem Marschall Soult eine Audienz gehabt hat; aber der Geschäftsträger Rußlands führte in der Unterredung durchaus nicht den hochfahrenden, aufreizenden Ton, wie in jener „mitgetheilten“ Note der Presse gesagt wird. Wir glauben ferner zu wissen, daß Hr. v. Medem im Namen seiner Regierung betheuerte, daß Rußland den geheimen Umtrieben, von denen die Rede war, völlig fremd sey. Also nicht Hr. v. Medem, dessen Tact, seinen Verstand und versöhnliche Gesinnung Jedermann kennt, hat die Note mitgetheilt, auf welche wir antworten; denn milde und versöhnlich im Salon und innerhalb der vier Wände sprechen, dagegen eine rauhe und drohende Sprache in Noten führen, die dem Publicum mitgetheilt werden, damit man dem Parteigeist einen Vorwand gibt, über die Erniedrigung und Schwäche der Regierung sein Geschrei zu erheben, dieß wäre ein Benehmen, das wohl vielleicht die Politik billigen könnte, aber gewiß kein loyales Benehmen. Die russische Regierung fordert, sagt die Note der Presse, daß man die bei Hrn. Durand gefundenen Papiere bekannt mache; dieß heißt so viel als: die russische Regierung will, daß das französische Ministerium in eine Untersuchung sich mische, die bloß vor der Justiz und durch die Justiz geführt worden. Einem Russen ist es erlaubt, die französischen Gesetze nicht zu kennen, aber der Marschall Soult mußte jedenfalls antworten, daß die bei Durand gefundenen Papiere, selbst wenn sie der russischen Loyalität einen Fleck anhängen würden, der gerichtlichen Untersuchung angehören, und daß Niemand in Frankreich in einen Proceß sich einmischen und die Papiere dieses Processes unterdrücken oder veröffentlichen kann. Das Siegel, welches das Gericht darauf gelegt, ist unverletzlich. In Rußland kann die Hand eines Kaisers dieses geheiligte Siegel aufheben oder zerreißen, in Frankreich darf dieß nicht geschehen. Diese Forderung stellen ist eine Kühnheit, welche aus zwei Gründen nicht statthaben konnte; erstlich weil Hr. v. Medem eine solche Keckheit sich nicht herausnehmen, und besonders weil der Marschall dieselbe nicht dulden durfte. Die russische Regierung klagt aber über Aeußerungen, die gethan und über Gerüchte, die geglaubt worden. Ja, man sprach von Briefen, die von einer kaiserlichen Hand geschrieben worden; man sprach von Geld, das von Rußland gegeben worden; man erzählte davon im Publicum und überall. Vielleicht hat man sich getäuscht; vielleicht hat man übertrieben. Der Marschall Soult mußte wissen, was man im Publicum hierüber wußte und sprach, nichts weiter, und er erfuhr es, wie das Publicum, ohne darüber genauer berichtet zu seyn als das Publicum. Die Justiz allein wußte, was an der Sache war, und die Justiz hat sich ausgesprochen, nicht über die Schuld Rußlands, gegen welches keine Anklage erhoben war, sondern über die Schuld des Hrn. Durand, und der Spruch der Justiz lautete dahin, daß keine Beweise vorlägen, Hrn. Durand gerichtlich zu verfolgen, was also so viel sagen will, als, Hr. Durand könne nicht vor die Gerichte gezogen werden wegen einer Verschwörung mit Einheimischen oder Ausländern. Hat Hr. v. Medem eine Note hinsichtlich dieser Sache eingereicht, so mußte der Marschall in seiner Antwort sich begnügen, ihm den Entscheid des Gerichts in dieser Angelegenheit zu übersenden, und dabei zu bemerken, daß man sich nicht erklären könne, warum Rußland wolle, daß man es aus dem Proceß ziehe, während es doch nicht in den Proceß mit verwickelt war und es sich durchaus nur von Hrn. Durand, nicht vom Kaiser Nikolaus handelte. Gewiß ist es traurig, wenn einer, über den andern üble Nachrede hält; aber dieß geschieht auch in St. Petersburg. Von Zeit zu Zeit lesen wir in deutschen und französischen Blättern bald Aeußerungen über Frankreich und die französische Regierung, bald eben so alberne, als boshafte Gerüchte, die gegen uns von Personen gläubig aufgenommen werden, deren hohe Stellung – um den Ausdruck der „mitgetheilten“ Note zu gebrauchen – sie vor dem Glauben an dergleichen wenig begründete Nachrichten bewahren sollte.“ Man liest sogar in jenen Blättern mehr oder minder anmuthige Scherze über uns, und das Charivari wird in St. Petersburg nicht nur zugelassen, sondern man versucht auch, es nachzuahmen. All' dieß ist im gewöhnlichen Gang der menschlichen Dinge, und wenn die Seine über die Newa und die Newa über die Seine sich Bemerkungen erlaubt, so geschieht dieß schon seit langer Zeit, ohne daß es bis jetzt zu einer diplomatischen Erklärung Anlaß gegeben. Was geht aus all' dem hervor? Daß Rußland nach seinem eigenen Geständniß in Frankreich und in Deutschland Journale hat, „deren Berichtigungen es besoldet, aber daß es sich nie dieser Journale zu Umtrieben bedient.“ Hierüber war man auch vor der Unterredung des Hrn. v. Medem mit dem Marschall Soult einverstanden, und muß darüber auch nach derselben in gleicher Weise einverstanden seyn. Rußland bedient sich der Presse nur zu einem ehrenwerthen Zweck, in einer uneigennützigen Absicht, im Sinne der Ordnung und Civilisation, wir zweifeln nicht daran, und daher versichert auch der Artikel der Presse, Marschall Soult habe erwiedert, daß er die Loyalität des russischen Cabinets nie im geringsten in Zweifel gezogen. Da Hr. v. Medem dem Marschall Soult ein Attest brachte, daß Rußland sehr loyal sey, so gab ihm der Marschall dagegen ein Loyalitätscertificat. Dieß war in der Ordnung.“
(Moniteur Parisien.) Wir hatten einem in den letzten Tagen von der Presse publicirten Artikel hinsichtlich der bei Hrn. Karl Durand in Beschlag genommenen Papiere keine Wichtigkeit beigelegt und nicht geglaubt über die darin angeführten Umstände Erläuterungen geben zu müssen, da wir überzeugt waren, daß diese Behauptungen sich durch ihre Unwahrscheinlichkeit von selbst widerlegten. Ein Morgenjournal welches übrigens nur sehr richtige Bemerkungen über diesen
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
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