Allgemeine Zeitung. Nr. 52. Augsburg, 21. Februar 1840.die französische Expedition nach Algier gemacht, dessenungeachtet aber sie diese Expedition, deren Folgen jetzt als so gefahrdrohend für England bezeichnet würden, gegen des Herzogs Erwartung unternommen worden, erklärte Lord Aberdeen, damaliger Minister der auswärtigen Angelegenheiten, dieß für ungegründet. Wohl aber, sagte er, habe der Herzog von der französischen Regierung ein feierliches Versprechen erhalten, Frankreich werde, im Falle des Erfolgs der Expedition, alle etwa daraus entspringenden Vortheile mit dem übrigen Europa theilen und keine Niederlassung ohne vorgängige Conferenz mit den Verbündeten begründen. Wie sey dieß Versprechen seitdem erfüllt worden? Wäre der edle Herzog noch an der Spitze der Regierung, so würden die Sachen anders stehen; jetzt aber wüßten die Franzosen, mit wem sie zu thun hätten. In der Oberhaussitzung am 13 Febr. ward eine Bill zur Verbesserung der Gefängnißacte zum zweitenmal gelesen. Der Zweck dieser Bill ist, dafür zu sorgen, daß gefangene Verbrecher und gefangene Schuldner nicht eine und dieselbe Behandlung erfahren. Der Marquis v. Westminster beantragte die Ernennung einer Committee zur Untersuchung des dermaligen Standes der Eisenbahnen, namentlich um die Gefahren derselben zu beseitigen; ferner zur Untersuchung des Zustandes der Brunnen und der Wasserleitungen in der Hauptstadt. Man warf ein, daß diese zwei Gegenstände in keinem innern Zusammenhang unter einander stehen, und die Committee wurde zunächst nur für den letztern niedergesetzt. Der Bischof von Exeter brachte sein unerschöpfliches Thema, Owens Socialismus, wieder aufs Tapet, und machte auf eine neue Druckschrift, die "Socialistenbibel" aufmerksam, deren Name schon eine Blasphemie sey. Das Haus vertagte sich dann. Im Hause der Gemeinen führte am 13 Febr. Hr. Herries, conservatives Mitglied für Harwich, indem er die Vorlegung gewisser Papiere beantragte, eine Discussion über die Finanzlage des Landes herbei, welche als die Ausführung eines einzelnen Thema's aus den neulichen Debatten über die Buller'sche Motion betrachtet werden kann. Der neue Finanzminister, Hr. Baring, vertheidigte die Whigregierung gegen den Vorwurf, daß das Finanzdeficit durch ihre schlechte Verwaltung herbeigeführt worden sey, schob es vielmehr auf die Ungunst der Zeit. Der Vorlegung der verlangten auf Zoll und Accise bezüglichen Papiere widersetzte sich der Minister, indem er auf das später von ihm vorzulegende Budget verwies. Da jedoch Hr. Hume und andere Radicale eine solche "Verheimlichung" tadelnswerth fanden und in der Abstimmung gegen das Ministerium votirten, so blieb dieses mit zehn Stimmen (182 gegen 172) in der Minorität - ein Resultat, das auf den Torybänken lauten Jubel erregte. - Auf eine Frage von Hrn. G. Palmer antwortete der Handelsminister Hr. Labouchere, die Regierung habe den Zollbehörden die Ausfertigung von Zollscheinen für Schiffe, die nach China segeln, zwar nicht verboten, die Regierung verwahre sich aber dabei gegen jede Verantwortlichkeit. Hr. Hume meinte, für den Handelsstand würde es von großem Interesse seyn, zu erfahren, welche Instructionen die Regierung nach Canton erlassen habe; aber Lord J. Russell lehnte Erörterungen darüber ab. Den nächsten Anlaß zu Hrn. Palmers Anfrage scheint der Umstand gegeben zu haben, daß das Linienschiff Blenheim, zu dem gegen China bestimmten Geschwader gehörig, eine ziemliche Fracht baaren Geldes zu Handelszwecken an Bord genommen hat. General Sir L. Smith, der neuernannte Gouverneur von Mauritius, wird sich nächster Tage an Bord der Andromache, von 28 Kanonen, nach dem Orte seiner Bestimmung einschiffen. Die Abfahrt dieses Schiffes wird, glaubt man, darum beschleunigt, weil mit demselben auch John Frost und seine beiden Unglücksgenossen nach Neu-Südwales transportirt werden sollen. Die Times läßt sich aus Dublin schreiben, der O'Connell-Tribut habe bis jetzt erst zwischen 6000 und 7000 Pf. St. eingetragen, und die katholische Geistlichkeit habe daher beschlossen, am 23 Febr. noch einen Einsammlungsversuch zu machen. Die Nachrichten aus Canada reichen bis zum 22 Januar. Die von Sir George Arthur, dem Statthalter der obern Provinz angebotene Entlassung ist von Ihrer Maj. angenommen worden, und bis zur Ernennung seines Nachfolgers wird der Oberrichter Steuart an seiner Stelle functioniren. Der anglicanische Bischof von Ober-Canada hat sich gegen die Vereinigung beider Provinzen als eine nicht rathsame Maaßregel ausgesprochen; sein Amendement fiel jedoch im legislativen Rathe (dem provinciellen Oberhaus) durch, und derselbe entschied sich, wie die Assembly, für die Vereinigung der beiden Colonien. - Das (oben unter der Rubrik "Vereinigte Staaten" erwähnte) Memorandum des Statthalters der Colonie Neu-Braunschweig, Generalmajors Sir J. Harvey, lautet wie folgt: "Ich wünsche den Bewohnern der Gränzbezirke dieser Provinz ans Herz zu legen, daß, falls es zu Feindseligkeiten mit den Vereinigten Staaten kommen sollte, es für beide Seiten - denn um wirksam zu seyn, müßte die Maaßregel gegenseitig befolgt werden - meines Erachtens das Klügste seyn würde, eine strenge Neutralität zu beobachten. Mögen die Gränzer bedenken, daß, wenn wir unglücklicherweise in einen Krieg gezogen werden sollten, ihre Theilnahme daran nichts nützen kann; allerdings könnten sie sich gegenseitig fortwährenden Beängstigungen aussetzen, sich großes Unheil, Leiden und Elend zufügen, aber ihre äußersten Anstrengungen wären doch nur wie ein Tropfen Wasser in den schwebenden großen Nationalfragen, welche anderwärts durch die maritimen und militärischen Kräfte der sich bekämpfenden großen Mächte entschieden werden müßten. Mögen die Einwohner dieser Provinz ihre Interessen ruhig dem mächtigen Schutze des Mutterlandes anvertrauen. Harvey." Der Montreal Herald bemerkt zu diesem wichtigen Erlaß, Sir J. Harvey möge dazu wohl zunächst durch die bedenklichen Aeußerungen veranlaßt worden seyn, welche Hr. Buchanan, der Vorsitzer der Staats-Committee im amerikanischen Congreß über auswärtige Verhältnisse einige Tage zuvor hatte fallen lassen. Auch glaubt das Journal, Sir J. Harvey dürfte wohl das, officiell noch nicht bekannt gemachte Ergebniß der durch die brittischen Commissarien HH. Featherstonhaugh und Mudge vollzogenen neuen Gränzaufnahme als ein für die Vereinigten Staaten ungünstiges kennen. Zu Savannah-la-Mar auf Jamaica hat eine Feuersbrunst für 150,000 Pf. St. Werth zerstört. Neger sollen das Feuer angelegt haben. Die englische Regierung hat beschlossen, daß künftig in der Stadt Mossul im türkischen Asien ein englischer Beamter sich aufhalten solle. Hr. Rassan, der jetzt an einer Expedition Theil nimmt, welche die Gesellschaft für christliche Belehrung und die königliche geographische Gesellschaft für religiöse und wissenschaftliche Zwecke machen läßt, ist dort zum Viceconsul ernannt. Man zweifelt nicht, daß diese Maaßregel einen bedeutenden Handelsverkehr mit Kurdistan und andern Theilen Mesopotamiens eröffnen werde. Man hat berechnet, daß in Großbritannien jährlich gegen 50,000 Trunkenbolde sterben, und die Hälfte der Wahnsinnigen, die französische Expedition nach Algier gemacht, dessenungeachtet aber sie diese Expedition, deren Folgen jetzt als so gefahrdrohend für England bezeichnet würden, gegen des Herzogs Erwartung unternommen worden, erklärte Lord Aberdeen, damaliger Minister der auswärtigen Angelegenheiten, dieß für ungegründet. Wohl aber, sagte er, habe der Herzog von der französischen Regierung ein feierliches Versprechen erhalten, Frankreich werde, im Falle des Erfolgs der Expedition, alle etwa daraus entspringenden Vortheile mit dem übrigen Europa theilen und keine Niederlassung ohne vorgängige Conferenz mit den Verbündeten begründen. Wie sey dieß Versprechen seitdem erfüllt worden? Wäre der edle Herzog noch an der Spitze der Regierung, so würden die Sachen anders stehen; jetzt aber wüßten die Franzosen, mit wem sie zu thun hätten. In der Oberhaussitzung am 13 Febr. ward eine Bill zur Verbesserung der Gefängnißacte zum zweitenmal gelesen. Der Zweck dieser Bill ist, dafür zu sorgen, daß gefangene Verbrecher und gefangene Schuldner nicht eine und dieselbe Behandlung erfahren. Der Marquis v. Westminster beantragte die Ernennung einer Committee zur Untersuchung des dermaligen Standes der Eisenbahnen, namentlich um die Gefahren derselben zu beseitigen; ferner zur Untersuchung des Zustandes der Brunnen und der Wasserleitungen in der Hauptstadt. Man warf ein, daß diese zwei Gegenstände in keinem innern Zusammenhang unter einander stehen, und die Committee wurde zunächst nur für den letztern niedergesetzt. Der Bischof von Exeter brachte sein unerschöpfliches Thema, Owens Socialismus, wieder aufs Tapet, und machte auf eine neue Druckschrift, die „Socialistenbibel“ aufmerksam, deren Name schon eine Blasphemie sey. Das Haus vertagte sich dann. Im Hause der Gemeinen führte am 13 Febr. Hr. Herries, conservatives Mitglied für Harwich, indem er die Vorlegung gewisser Papiere beantragte, eine Discussion über die Finanzlage des Landes herbei, welche als die Ausführung eines einzelnen Thema's aus den neulichen Debatten über die Buller'sche Motion betrachtet werden kann. Der neue Finanzminister, Hr. Baring, vertheidigte die Whigregierung gegen den Vorwurf, daß das Finanzdeficit durch ihre schlechte Verwaltung herbeigeführt worden sey, schob es vielmehr auf die Ungunst der Zeit. Der Vorlegung der verlangten auf Zoll und Accise bezüglichen Papiere widersetzte sich der Minister, indem er auf das später von ihm vorzulegende Budget verwies. Da jedoch Hr. Hume und andere Radicale eine solche „Verheimlichung“ tadelnswerth fanden und in der Abstimmung gegen das Ministerium votirten, so blieb dieses mit zehn Stimmen (182 gegen 172) in der Minorität – ein Resultat, das auf den Torybänken lauten Jubel erregte. – Auf eine Frage von Hrn. G. Palmer antwortete der Handelsminister Hr. Labouchere, die Regierung habe den Zollbehörden die Ausfertigung von Zollscheinen für Schiffe, die nach China segeln, zwar nicht verboten, die Regierung verwahre sich aber dabei gegen jede Verantwortlichkeit. Hr. Hume meinte, für den Handelsstand würde es von großem Interesse seyn, zu erfahren, welche Instructionen die Regierung nach Canton erlassen habe; aber Lord J. Russell lehnte Erörterungen darüber ab. Den nächsten Anlaß zu Hrn. Palmers Anfrage scheint der Umstand gegeben zu haben, daß das Linienschiff Blenheim, zu dem gegen China bestimmten Geschwader gehörig, eine ziemliche Fracht baaren Geldes zu Handelszwecken an Bord genommen hat. General Sir L. Smith, der neuernannte Gouverneur von Mauritius, wird sich nächster Tage an Bord der Andromache, von 28 Kanonen, nach dem Orte seiner Bestimmung einschiffen. Die Abfahrt dieses Schiffes wird, glaubt man, darum beschleunigt, weil mit demselben auch John Frost und seine beiden Unglücksgenossen nach Neu-Südwales transportirt werden sollen. Die Times läßt sich aus Dublin schreiben, der O'Connell-Tribut habe bis jetzt erst zwischen 6000 und 7000 Pf. St. eingetragen, und die katholische Geistlichkeit habe daher beschlossen, am 23 Febr. noch einen Einsammlungsversuch zu machen. Die Nachrichten aus Canada reichen bis zum 22 Januar. Die von Sir George Arthur, dem Statthalter der obern Provinz angebotene Entlassung ist von Ihrer Maj. angenommen worden, und bis zur Ernennung seines Nachfolgers wird der Oberrichter Steuart an seiner Stelle functioniren. Der anglicanische Bischof von Ober-Canada hat sich gegen die Vereinigung beider Provinzen als eine nicht rathsame Maaßregel ausgesprochen; sein Amendement fiel jedoch im legislativen Rathe (dem provinciellen Oberhaus) durch, und derselbe entschied sich, wie die Assembly, für die Vereinigung der beiden Colonien. – Das (oben unter der Rubrik „Vereinigte Staaten“ erwähnte) Memorandum des Statthalters der Colonie Neu-Braunschweig, Generalmajors Sir J. Harvey, lautet wie folgt: „Ich wünsche den Bewohnern der Gränzbezirke dieser Provinz ans Herz zu legen, daß, falls es zu Feindseligkeiten mit den Vereinigten Staaten kommen sollte, es für beide Seiten – denn um wirksam zu seyn, müßte die Maaßregel gegenseitig befolgt werden – meines Erachtens das Klügste seyn würde, eine strenge Neutralität zu beobachten. Mögen die Gränzer bedenken, daß, wenn wir unglücklicherweise in einen Krieg gezogen werden sollten, ihre Theilnahme daran nichts nützen kann; allerdings könnten sie sich gegenseitig fortwährenden Beängstigungen aussetzen, sich großes Unheil, Leiden und Elend zufügen, aber ihre äußersten Anstrengungen wären doch nur wie ein Tropfen Wasser in den schwebenden großen Nationalfragen, welche anderwärts durch die maritimen und militärischen Kräfte der sich bekämpfenden großen Mächte entschieden werden müßten. Mögen die Einwohner dieser Provinz ihre Interessen ruhig dem mächtigen Schutze des Mutterlandes anvertrauen. Harvey.“ Der Montreal Herald bemerkt zu diesem wichtigen Erlaß, Sir J. Harvey möge dazu wohl zunächst durch die bedenklichen Aeußerungen veranlaßt worden seyn, welche Hr. Buchanan, der Vorsitzer der Staats-Committee im amerikanischen Congreß über auswärtige Verhältnisse einige Tage zuvor hatte fallen lassen. Auch glaubt das Journal, Sir J. Harvey dürfte wohl das, officiell noch nicht bekannt gemachte Ergebniß der durch die brittischen Commissarien HH. Featherstonhaugh und Mudge vollzogenen neuen Gränzaufnahme als ein für die Vereinigten Staaten ungünstiges kennen. Zu Savannah-la-Mar auf Jamaica hat eine Feuersbrunst für 150,000 Pf. St. Werth zerstört. Neger sollen das Feuer angelegt haben. Die englische Regierung hat beschlossen, daß künftig in der Stadt Mossul im türkischen Asien ein englischer Beamter sich aufhalten solle. Hr. Rassan, der jetzt an einer Expedition Theil nimmt, welche die Gesellschaft für christliche Belehrung und die königliche geographische Gesellschaft für religiöse und wissenschaftliche Zwecke machen läßt, ist dort zum Viceconsul ernannt. Man zweifelt nicht, daß diese Maaßregel einen bedeutenden Handelsverkehr mit Kurdistan und andern Theilen Mesopotamiens eröffnen werde. 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In der Oberhaussitzung am 13 Febr. ward eine Bill zur Verbesserung der Gefängnißacte zum zweitenmal gelesen. Der Zweck dieser Bill ist, dafür zu sorgen, daß gefangene Verbrecher und gefangene Schuldner nicht eine und dieselbe Behandlung erfahren. Der Marquis v. Westminster beantragte die Ernennung einer Committee zur Untersuchung des dermaligen Standes der Eisenbahnen, namentlich um die Gefahren derselben zu beseitigen; ferner zur Untersuchung des Zustandes der Brunnen und der Wasserleitungen in der Hauptstadt. Man warf ein, daß diese zwei Gegenstände in keinem innern Zusammenhang unter einander stehen, und die Committee wurde zunächst nur für den letztern niedergesetzt. Der Bischof von Exeter brachte sein unerschöpfliches Thema, Owens Socialismus, wieder aufs Tapet, und machte auf eine neue Druckschrift, die „Socialistenbibel“ aufmerksam, deren Name schon eine Blasphemie sey. Das Haus vertagte sich dann.
Im Hause der Gemeinen führte am 13 Febr. Hr. Herries, conservatives Mitglied für Harwich, indem er die Vorlegung gewisser Papiere beantragte, eine Discussion über die Finanzlage des Landes herbei, welche als die Ausführung eines einzelnen Thema's aus den neulichen Debatten über die Buller'sche Motion betrachtet werden kann. Der neue Finanzminister, Hr. Baring, vertheidigte die Whigregierung gegen den Vorwurf, daß das Finanzdeficit durch ihre schlechte Verwaltung herbeigeführt worden sey, schob es vielmehr auf die Ungunst der Zeit. Der Vorlegung der verlangten auf Zoll und Accise bezüglichen Papiere widersetzte sich der Minister, indem er auf das später von ihm vorzulegende Budget verwies. Da jedoch Hr. Hume und andere Radicale eine solche „Verheimlichung“ tadelnswerth fanden und in der Abstimmung gegen das Ministerium votirten, so blieb dieses mit zehn Stimmen (182 gegen 172) in der Minorität – ein Resultat, das auf den Torybänken lauten Jubel erregte. – Auf eine Frage von Hrn. G. Palmer antwortete der Handelsminister Hr. Labouchere, die Regierung habe den Zollbehörden die Ausfertigung von Zollscheinen für Schiffe, die nach China segeln, zwar nicht verboten, die Regierung verwahre sich aber dabei gegen jede Verantwortlichkeit. Hr. Hume meinte, für den Handelsstand würde es von großem Interesse seyn, zu erfahren, welche Instructionen die Regierung nach Canton erlassen habe; aber Lord J. Russell lehnte Erörterungen darüber ab. Den nächsten Anlaß zu Hrn. Palmers Anfrage scheint der Umstand gegeben zu haben, daß das Linienschiff Blenheim, zu dem gegen China bestimmten Geschwader gehörig, eine ziemliche Fracht baaren Geldes zu Handelszwecken an Bord genommen hat.
General Sir L. Smith, der neuernannte Gouverneur von Mauritius, wird sich nächster Tage an Bord der Andromache, von 28 Kanonen, nach dem Orte seiner Bestimmung einschiffen. Die Abfahrt dieses Schiffes wird, glaubt man, darum beschleunigt, weil mit demselben auch John Frost und seine beiden Unglücksgenossen nach Neu-Südwales transportirt werden sollen.
Die Times läßt sich aus Dublin schreiben, der O'Connell-Tribut habe bis jetzt erst zwischen 6000 und 7000 Pf. St. eingetragen, und die katholische Geistlichkeit habe daher beschlossen, am 23 Febr. noch einen Einsammlungsversuch zu machen.
Die Nachrichten aus Canada reichen bis zum 22 Januar. Die von Sir George Arthur, dem Statthalter der obern Provinz angebotene Entlassung ist von Ihrer Maj. angenommen worden, und bis zur Ernennung seines Nachfolgers wird der Oberrichter Steuart an seiner Stelle functioniren. Der anglicanische Bischof von Ober-Canada hat sich gegen die Vereinigung beider Provinzen als eine nicht rathsame Maaßregel ausgesprochen; sein Amendement fiel jedoch im legislativen Rathe (dem provinciellen Oberhaus) durch, und derselbe entschied sich, wie die Assembly, für die Vereinigung der beiden Colonien. – Das (oben unter der Rubrik „Vereinigte Staaten“ erwähnte) Memorandum des Statthalters der Colonie Neu-Braunschweig, Generalmajors Sir J. Harvey, lautet wie folgt: „Ich wünsche den Bewohnern der Gränzbezirke dieser Provinz ans Herz zu legen, daß, falls es zu Feindseligkeiten mit den Vereinigten Staaten kommen sollte, es für beide Seiten – denn um wirksam zu seyn, müßte die Maaßregel gegenseitig befolgt werden – meines Erachtens das Klügste seyn würde, eine strenge Neutralität zu beobachten. Mögen die Gränzer bedenken, daß, wenn wir unglücklicherweise in einen Krieg gezogen werden sollten, ihre Theilnahme daran nichts nützen kann; allerdings könnten sie sich gegenseitig fortwährenden Beängstigungen aussetzen, sich großes Unheil, Leiden und Elend zufügen, aber ihre äußersten Anstrengungen wären doch nur wie ein Tropfen Wasser in den schwebenden großen Nationalfragen, welche anderwärts durch die maritimen und militärischen Kräfte der sich bekämpfenden großen Mächte entschieden werden müßten. Mögen die Einwohner dieser Provinz ihre Interessen ruhig dem mächtigen Schutze des Mutterlandes anvertrauen. Harvey.“ Der Montreal Herald bemerkt zu diesem wichtigen Erlaß, Sir J. Harvey möge dazu wohl zunächst durch die bedenklichen Aeußerungen veranlaßt worden seyn, welche Hr. Buchanan, der Vorsitzer der Staats-Committee im amerikanischen Congreß über auswärtige Verhältnisse einige Tage zuvor hatte fallen lassen. Auch glaubt das Journal, Sir J. Harvey dürfte wohl das, officiell noch nicht bekannt gemachte Ergebniß der durch die brittischen Commissarien HH. Featherstonhaugh und Mudge vollzogenen neuen Gränzaufnahme als ein für die Vereinigten Staaten ungünstiges kennen.
Zu Savannah-la-Mar auf Jamaica hat eine Feuersbrunst für 150,000 Pf. St. Werth zerstört. Neger sollen das Feuer angelegt haben.
Die englische Regierung hat beschlossen, daß künftig in der Stadt Mossul im türkischen Asien ein englischer Beamter sich aufhalten solle. Hr. Rassan, der jetzt an einer Expedition Theil nimmt, welche die Gesellschaft für christliche Belehrung und die königliche geographische Gesellschaft für religiöse und wissenschaftliche Zwecke machen läßt, ist dort zum Viceconsul ernannt. Man zweifelt nicht, daß diese Maaßregel einen bedeutenden Handelsverkehr mit Kurdistan und andern Theilen Mesopotamiens eröffnen werde.
Man hat berechnet, daß in Großbritannien jährlich gegen 50,000 Trunkenbolde sterben, und die Hälfte der Wahnsinnigen,
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