Allgemeine Zeitung. Nr. 53. Augsburg, 22. Februar 1840.von den Directoren der ostindischen Compagnie, worin um Aufhebung mehrerer Handelsbeschränkungen gebeten wird, unter denen die Bewohner Ostindiens zur Zeit leiden. Der Minister bemerkte, er werde später ausführlicher auf diese wichtige Angelegenheit zurückkommen. - Im Unterhaus beantragte Lord Morpeth die zweite Lesung der irischen Municipalreformbill. Sir R. Inglis widersetzte sich. Der Zweck dieser Bill sey ein- für allemal, den Protestanten den Municipaleinfluß zu entziehen, und ihn den Katholiken in die Hände zu spielen. Das ehrenwerthe Mitglied für Dublin beharre in seiner Feindseligkeit gegen die Staatskirche, und habe offen geäußert, diese Bill werde sie in seine Gewalt liefern; er schlage daher die zweite Lesung heute nach sechs Monaten (d. h. deren Verwerfung) vor. Hr. Shaw, Mitglied für die Universität Dublin, erklärt, er wolle für die zweite Lesung stimmen (hört!), würde aber die gänzliche Abschaffung der irischen Corporationen vorgezogen haben. Dasselbe erklärt Hr. Sergeant Jackson, jedoch mit dem Vorbehalt, die Bill in der Committee abzuändern. Hr. O'Connell freut sich der Seltenheit wegen, einmal mit den HH. Shaw und Jackson zusammen zu votiren. Daniel fügt hinzu, wenn er glauben müßte, daß die Bill einem Protestanten ein Votum entziehe, weil er Protestant ist, und es einem Katholiken zuwende, weil er Katholik ist, so würde er sie nicht unterstützen. Sir R. Peel: "Ich habe mit ehrenwerthen Herren gegenüber kein Pactum abgeschlossen, und werde nie eins abschließen; aber ich habe in Gemeinschaft mit dem Herzog v. Wellington meine Bereitwilligkeit erklärt, für diese Bill zu votiren, wenn erst die Zehntenfrage beigelegt seyn würde. Ich finde es nicht klug, durch unzeitigen Widerstand gegen solche Maaßregeln dem ehrenwerthen und gelehrten Mitgliede für Dublin so große Wichtigkeit beizulegen (hört!), noch fürcht' ich von dieser Bill ernstlichen Nachtheil für die protestantische Sache." Die Bill wurde mit 149 gegen 14 Stimmen zum zweitenmal gelesen; 35 Mitglieder, die sonst gewöhnlich gegen das Ministerium stimmen, votirten für dasselbe. Die Bill zur Regulirung der Korneinfuhr in Irland, resp. der Gleichstellung Irlands mit England in dieser Hinsicht, stieß bei den irischen Oppositionsmitgliedern auf heftigen Widerstand. Obrist Conolly meinte, man solle nur sehen, was in Tyrone für die Armen geschehen sey, das sey die beste Antwort für die Pseudopatrioten, die dieser Maaßregel das Wort redeten. Hr. O'Connell antwortete, es handle sich bei dieser Bill nicht bloß um eine Rechtsgleichstellung, sondern um Leben und Gesundheit des irischen Volkes. Der Handelsminister äußerte, die Bill stehe so klärlich auf der Basis der Gerechtigkeit und Sachdiensamkeit, daß er den Widerspruch irischer Mitglieder nicht begreife. Die Abstimmung entschied mit 154 gegen 102 Stimmen für die zweite Lesung. - Alderman Thompsons Antrag, den noch gefangensitzenden Sheriff Evans gleichfalls zu entlassen, wurde mit 149 gegen 76 Stimmen verworfen. Der Vorschlag des torystischen Rechtsgelehrten Sir E. Sugden, den Parlamentsbefehl, durch welchen die beiden Sheriffs zur Zurückzahlung der Pfändungssumme von 640 Pf. an Hrn. Hansard verurtheilt wurden, aufzuheben, fiel ohne Abstimmung durch. - In der neuen Libellklage, welche Stockdale mittlerweile gegen Hansard anhängig gemacht hat, verlangt er die mäßige Entschädigungssumme von 50,000 Pf. St. Auch hat die Queensbench auf Anrufen des Advocaten Howard eine Vorladung gegen den Sohn des Stabträgers des Unterhauses und vier Parlamentsboten erlassen, weil sie am 4 d. auf Befehl des Sprechers in der Wohnung des Klägers Haussuchung anstellten. Der Herzog v. Wellington ward am 12 Febr. bei einem Spazierritt, den er gleich nach der Mahlzeit im Hydepark machte, von einer Ueblichkeit befallen, und muß seitdem das Bett hüten. Nach einem heute (15) in Apsley-House ausgegebenen Bulletin ist der erlauchte Kranke in glücklicher Genesung begriffen. Am 6 Febr. starb zu Largo, in der schottischen Grafschaft Fife, einer der ältesten Officiere der brittischen Armee, General Durham, im 86sten Lebensjahr. Der Courier sagt, es circulirten in den diplomatischen Salons merkwürdige Gerüchte hinsichtlich der Ernennung des Hrn. Guizot zum Botschafterposten in London. Diese Ernennung verdanke er dem Einfluß der verwittweten Fürstin Lieven. Schon vor einiger Zeit habe Hr. Guizot dieser Dame seine Hand angeboten, welche sie wegen seiner Vermögenslosigkeit ausgeschlagen; jetzt sey diese Schwierigkeit beseitigt, und die Fürstin werde nächstens nach England kommen, wo die Vermählung gefeiert werden solle. Frankreich. Paris, 17 Febr. Der Gesundheitszustand des Marschalls Grouchy ist dem Moniteur zufolge wieder in der Besserung. * Die Deputirtenkammer versammelte sich am 17 Febr. auf ihren Bureaux. Die Einschreibungen für die Erörterung der Dotation des Herzogs von Remours am nächsten Donnerstag sind schon sehr zahlreich. Für haben sich eingeschrieben: Moreau (Meurthe), Quesnault, Dejean, Emmanuel Poulle. Gegen: Marchal, Desmousseaux de Givre, Martin von Straßburg, Come, Joly, Tascherau, Dugabe, Durand de Romorantin, Corally, Aug. Portalis, Aumont, Delespaul, Carnot, Couturier, Chapuy de Montlaville, Thiard. Es hieß im Conferenzsaale, daß 20 Mitglieder der Linken gesonnen seyen, beim Votiren das geheime Scrutin zu verlangen. Die Quästur der Kammer wird mit Bitten um Plätze für den Donnerstag bestürmt. (Revue des deux Mondes.) Noch ist in London kein Beschluß hinsichtlich der orientalischen Frage gefaßt worden. Wie gern auch das Cabinet von St. James den Pascha von Aegypten demüthigen und der Pforte, wie allen Regierungen Asiens, Beweise von der brittischen Macht geben möchte, so tritt doch der gesunde Verstand der Engländer vor den Folgen eines isolirten Einverständnisses mit Rußland zurück. Eine Convention, welche nicht zu coactiven Maaßregeln, oder, um es kurz auszusprechen, zum Krieg gegen Mehemed Ali führen würde, wäre ein Unsinn. Und wer könnte all' die Folgen einer bewaffneten Intervention, welche Frankreich mißbilligt, voraussehen? Jede Mäßigung hat ihre Gränzen, und der aufrichtige Wunsch, die unschätzbaren Wohlthaten des Friedens zu bewahren, müßte nothwendigerweise Gesinnungen anderer Art weichen, sobald man die internationalen Rücksichten, welche die Ruhe der Welt sichern, vergessen würde. Man sagt, Hr. v. Brunnow sey von London, gar wenig zufrieden mit Lord Palmerston, abgereist.*)*) Das englische Cabinet soll den Entschluß gefaßt haben, keinen Tractat zu unterzeichnen, ohne den Beitritt der fünf Mächte und der Pforte. Die Angelegenheiten des Orients uehmen demnach ihren natürlichen Weg wieder, einen Weg, der zwei Ausgänge hat: entweder werden die beiden kriegführenden Parteien, sich selbst überlassen, ohne Vermittler mit einander übereinkommen, oder der Vergleich so wie alle Maaßregeln, die er erfordern könnte, kommt durch eine Uebereinkunft der fünf Mächte zu Stand. *) Hr. v. Brunnow scheint noch nicht abgereist.
von den Directoren der ostindischen Compagnie, worin um Aufhebung mehrerer Handelsbeschränkungen gebeten wird, unter denen die Bewohner Ostindiens zur Zeit leiden. Der Minister bemerkte, er werde später ausführlicher auf diese wichtige Angelegenheit zurückkommen. – Im Unterhaus beantragte Lord Morpeth die zweite Lesung der irischen Municipalreformbill. Sir R. Inglis widersetzte sich. Der Zweck dieser Bill sey ein- für allemal, den Protestanten den Municipaleinfluß zu entziehen, und ihn den Katholiken in die Hände zu spielen. Das ehrenwerthe Mitglied für Dublin beharre in seiner Feindseligkeit gegen die Staatskirche, und habe offen geäußert, diese Bill werde sie in seine Gewalt liefern; er schlage daher die zweite Lesung heute nach sechs Monaten (d. h. deren Verwerfung) vor. Hr. Shaw, Mitglied für die Universität Dublin, erklärt, er wolle für die zweite Lesung stimmen (hört!), würde aber die gänzliche Abschaffung der irischen Corporationen vorgezogen haben. Dasselbe erklärt Hr. Sergeant Jackson, jedoch mit dem Vorbehalt, die Bill in der Committee abzuändern. Hr. O'Connell freut sich der Seltenheit wegen, einmal mit den HH. Shaw und Jackson zusammen zu votiren. Daniel fügt hinzu, wenn er glauben müßte, daß die Bill einem Protestanten ein Votum entziehe, weil er Protestant ist, und es einem Katholiken zuwende, weil er Katholik ist, so würde er sie nicht unterstützen. Sir R. Peel: „Ich habe mit ehrenwerthen Herren gegenüber kein Pactum abgeschlossen, und werde nie eins abschließen; aber ich habe in Gemeinschaft mit dem Herzog v. Wellington meine Bereitwilligkeit erklärt, für diese Bill zu votiren, wenn erst die Zehntenfrage beigelegt seyn würde. Ich finde es nicht klug, durch unzeitigen Widerstand gegen solche Maaßregeln dem ehrenwerthen und gelehrten Mitgliede für Dublin so große Wichtigkeit beizulegen (hört!), noch fürcht' ich von dieser Bill ernstlichen Nachtheil für die protestantische Sache.“ Die Bill wurde mit 149 gegen 14 Stimmen zum zweitenmal gelesen; 35 Mitglieder, die sonst gewöhnlich gegen das Ministerium stimmen, votirten für dasselbe. Die Bill zur Regulirung der Korneinfuhr in Irland, resp. der Gleichstellung Irlands mit England in dieser Hinsicht, stieß bei den irischen Oppositionsmitgliedern auf heftigen Widerstand. Obrist Conolly meinte, man solle nur sehen, was in Tyrone für die Armen geschehen sey, das sey die beste Antwort für die Pseudopatrioten, die dieser Maaßregel das Wort redeten. Hr. O'Connell antwortete, es handle sich bei dieser Bill nicht bloß um eine Rechtsgleichstellung, sondern um Leben und Gesundheit des irischen Volkes. Der Handelsminister äußerte, die Bill stehe so klärlich auf der Basis der Gerechtigkeit und Sachdiensamkeit, daß er den Widerspruch irischer Mitglieder nicht begreife. Die Abstimmung entschied mit 154 gegen 102 Stimmen für die zweite Lesung. – Alderman Thompsons Antrag, den noch gefangensitzenden Sheriff Evans gleichfalls zu entlassen, wurde mit 149 gegen 76 Stimmen verworfen. Der Vorschlag des torystischen Rechtsgelehrten Sir E. Sugden, den Parlamentsbefehl, durch welchen die beiden Sheriffs zur Zurückzahlung der Pfändungssumme von 640 Pf. an Hrn. Hansard verurtheilt wurden, aufzuheben, fiel ohne Abstimmung durch. – In der neuen Libellklage, welche Stockdale mittlerweile gegen Hansard anhängig gemacht hat, verlangt er die mäßige Entschädigungssumme von 50,000 Pf. St. Auch hat die Queensbench auf Anrufen des Advocaten Howard eine Vorladung gegen den Sohn des Stabträgers des Unterhauses und vier Parlamentsboten erlassen, weil sie am 4 d. auf Befehl des Sprechers in der Wohnung des Klägers Haussuchung anstellten. Der Herzog v. Wellington ward am 12 Febr. bei einem Spazierritt, den er gleich nach der Mahlzeit im Hydepark machte, von einer Ueblichkeit befallen, und muß seitdem das Bett hüten. Nach einem heute (15) in Apsley-House ausgegebenen Bulletin ist der erlauchte Kranke in glücklicher Genesung begriffen. Am 6 Febr. starb zu Largo, in der schottischen Grafschaft Fife, einer der ältesten Officiere der brittischen Armee, General Durham, im 86sten Lebensjahr. Der Courier sagt, es circulirten in den diplomatischen Salons merkwürdige Gerüchte hinsichtlich der Ernennung des Hrn. Guizot zum Botschafterposten in London. Diese Ernennung verdanke er dem Einfluß der verwittweten Fürstin Lieven. Schon vor einiger Zeit habe Hr. Guizot dieser Dame seine Hand angeboten, welche sie wegen seiner Vermögenslosigkeit ausgeschlagen; jetzt sey diese Schwierigkeit beseitigt, und die Fürstin werde nächstens nach England kommen, wo die Vermählung gefeiert werden solle. Frankreich. Paris, 17 Febr. Der Gesundheitszustand des Marschalls Grouchy ist dem Moniteur zufolge wieder in der Besserung. * Die Deputirtenkammer versammelte sich am 17 Febr. auf ihren Bureaux. Die Einschreibungen für die Erörterung der Dotation des Herzogs von Remours am nächsten Donnerstag sind schon sehr zahlreich. Für haben sich eingeschrieben: Moreau (Meurthe), Quesnault, Dejean, Emmanuel Poulle. Gegen: Marchal, Desmousseaux de Givré, Martin von Straßburg, Come, Joly, Tascherau, Dugabé, Durand de Romorantin, Corally, Aug. Portalis, Aumont, Delespaul, Carnot, Couturier, Chapuy de Montlaville, Thiard. Es hieß im Conferenzsaale, daß 20 Mitglieder der Linken gesonnen seyen, beim Votiren das geheime Scrutin zu verlangen. Die Quästur der Kammer wird mit Bitten um Plätze für den Donnerstag bestürmt. (Revue des deux Mondes.) Noch ist in London kein Beschluß hinsichtlich der orientalischen Frage gefaßt worden. Wie gern auch das Cabinet von St. James den Pascha von Aegypten demüthigen und der Pforte, wie allen Regierungen Asiens, Beweise von der brittischen Macht geben möchte, so tritt doch der gesunde Verstand der Engländer vor den Folgen eines isolirten Einverständnisses mit Rußland zurück. Eine Convention, welche nicht zu coactiven Maaßregeln, oder, um es kurz auszusprechen, zum Krieg gegen Mehemed Ali führen würde, wäre ein Unsinn. Und wer könnte all' die Folgen einer bewaffneten Intervention, welche Frankreich mißbilligt, voraussehen? Jede Mäßigung hat ihre Gränzen, und der aufrichtige Wunsch, die unschätzbaren Wohlthaten des Friedens zu bewahren, müßte nothwendigerweise Gesinnungen anderer Art weichen, sobald man die internationalen Rücksichten, welche die Ruhe der Welt sichern, vergessen würde. Man sagt, Hr. v. Brunnow sey von London, gar wenig zufrieden mit Lord Palmerston, abgereist.*)*) Das englische Cabinet soll den Entschluß gefaßt haben, keinen Tractat zu unterzeichnen, ohne den Beitritt der fünf Mächte und der Pforte. Die Angelegenheiten des Orients uehmen demnach ihren natürlichen Weg wieder, einen Weg, der zwei Ausgänge hat: entweder werden die beiden kriegführenden Parteien, sich selbst überlassen, ohne Vermittler mit einander übereinkommen, oder der Vergleich so wie alle Maaßregeln, die er erfordern könnte, kommt durch eine Uebereinkunft der fünf Mächte zu Stand. *) Hr. v. Brunnow scheint noch nicht abgereist.
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Wellington meine Bereitwilligkeit erklärt, für diese Bill zu votiren, wenn erst die Zehntenfrage beigelegt seyn würde. Ich finde es nicht klug, durch unzeitigen Widerstand gegen solche Maaßregeln dem ehrenwerthen und gelehrten Mitgliede für Dublin so große Wichtigkeit beizulegen (hört!), noch fürcht' ich von dieser Bill ernstlichen Nachtheil für die protestantische Sache.“ Die Bill wurde mit 149 gegen 14 Stimmen zum zweitenmal gelesen; 35 Mitglieder, die sonst gewöhnlich gegen das Ministerium stimmen, votirten für dasselbe. Die Bill zur Regulirung der Korneinfuhr in Irland, resp. der Gleichstellung Irlands mit England in dieser Hinsicht, stieß bei den irischen Oppositionsmitgliedern auf heftigen Widerstand. Obrist <hi rendition="#g">Conolly</hi> meinte, man solle nur sehen, was in Tyrone für die Armen geschehen sey, das sey die beste Antwort für die Pseudopatrioten, die dieser Maaßregel das Wort redeten. Hr. 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von den Directoren der ostindischen Compagnie, worin um Aufhebung mehrerer Handelsbeschränkungen gebeten wird, unter denen die Bewohner Ostindiens zur Zeit leiden. Der Minister bemerkte, er werde später ausführlicher auf diese wichtige Angelegenheit zurückkommen. – Im Unterhaus beantragte Lord Morpeth die zweite Lesung der irischen Municipalreformbill. Sir R. Inglis widersetzte sich. Der Zweck dieser Bill sey ein- für allemal, den Protestanten den Municipaleinfluß zu entziehen, und ihn den Katholiken in die Hände zu spielen. Das ehrenwerthe Mitglied für Dublin beharre in seiner Feindseligkeit gegen die Staatskirche, und habe offen geäußert, diese Bill werde sie in seine Gewalt liefern; er schlage daher die zweite Lesung heute nach sechs Monaten (d. h. deren Verwerfung) vor. Hr. Shaw, Mitglied für die Universität Dublin, erklärt, er wolle für die zweite Lesung stimmen (hört!), würde aber die gänzliche Abschaffung der irischen Corporationen vorgezogen haben. Dasselbe erklärt Hr. Sergeant Jackson, jedoch mit dem Vorbehalt, die Bill in der Committee abzuändern. Hr. O'Connell freut sich der Seltenheit wegen, einmal mit den HH. Shaw und Jackson zusammen zu votiren. Daniel fügt hinzu, wenn er glauben müßte, daß die Bill einem Protestanten ein Votum entziehe, weil er Protestant ist, und es einem Katholiken zuwende, weil er Katholik ist, so würde er sie nicht unterstützen. Sir R. Peel: „Ich habe mit ehrenwerthen Herren gegenüber kein Pactum abgeschlossen, und werde nie eins abschließen; aber ich habe in Gemeinschaft mit dem Herzog v. Wellington meine Bereitwilligkeit erklärt, für diese Bill zu votiren, wenn erst die Zehntenfrage beigelegt seyn würde. Ich finde es nicht klug, durch unzeitigen Widerstand gegen solche Maaßregeln dem ehrenwerthen und gelehrten Mitgliede für Dublin so große Wichtigkeit beizulegen (hört!), noch fürcht' ich von dieser Bill ernstlichen Nachtheil für die protestantische Sache.“ Die Bill wurde mit 149 gegen 14 Stimmen zum zweitenmal gelesen; 35 Mitglieder, die sonst gewöhnlich gegen das Ministerium stimmen, votirten für dasselbe. Die Bill zur Regulirung der Korneinfuhr in Irland, resp. der Gleichstellung Irlands mit England in dieser Hinsicht, stieß bei den irischen Oppositionsmitgliedern auf heftigen Widerstand. Obrist Conolly meinte, man solle nur sehen, was in Tyrone für die Armen geschehen sey, das sey die beste Antwort für die Pseudopatrioten, die dieser Maaßregel das Wort redeten. Hr. O'Connell antwortete, es handle sich bei dieser Bill nicht bloß um eine Rechtsgleichstellung, sondern um Leben und Gesundheit des irischen Volkes. Der Handelsminister äußerte, die Bill stehe so klärlich auf der Basis der Gerechtigkeit und Sachdiensamkeit, daß er den Widerspruch irischer Mitglieder nicht begreife. Die Abstimmung entschied mit 154 gegen 102 Stimmen für die zweite Lesung. – Alderman Thompsons Antrag, den noch gefangensitzenden Sheriff Evans gleichfalls zu entlassen, wurde mit 149 gegen 76 Stimmen verworfen. Der Vorschlag des torystischen Rechtsgelehrten Sir E. Sugden, den Parlamentsbefehl, durch welchen die beiden Sheriffs zur Zurückzahlung der Pfändungssumme von 640 Pf. an Hrn. Hansard verurtheilt wurden, aufzuheben, fiel ohne Abstimmung durch. – In der neuen Libellklage, welche Stockdale mittlerweile gegen Hansard anhängig gemacht hat, verlangt er die mäßige Entschädigungssumme von 50,000 Pf. St. Auch hat die Queensbench auf Anrufen des Advocaten Howard eine Vorladung gegen den Sohn des Stabträgers des Unterhauses und vier Parlamentsboten erlassen, weil sie am 4 d. auf Befehl des Sprechers in der Wohnung des Klägers Haussuchung anstellten.
Der Herzog v. Wellington ward am 12 Febr. bei einem Spazierritt, den er gleich nach der Mahlzeit im Hydepark machte, von einer Ueblichkeit befallen, und muß seitdem das Bett hüten. Nach einem heute (15) in Apsley-House ausgegebenen Bulletin ist der erlauchte Kranke in glücklicher Genesung begriffen.
Am 6 Febr. starb zu Largo, in der schottischen Grafschaft Fife, einer der ältesten Officiere der brittischen Armee, General Durham, im 86sten Lebensjahr.
Der Courier sagt, es circulirten in den diplomatischen Salons merkwürdige Gerüchte hinsichtlich der Ernennung des Hrn. Guizot zum Botschafterposten in London. Diese Ernennung verdanke er dem Einfluß der verwittweten Fürstin Lieven. Schon vor einiger Zeit habe Hr. Guizot dieser Dame seine Hand angeboten, welche sie wegen seiner Vermögenslosigkeit ausgeschlagen; jetzt sey diese Schwierigkeit beseitigt, und die Fürstin werde nächstens nach England kommen, wo die Vermählung gefeiert werden solle.
Frankreich.
_ Paris, 17 Febr.
Der Gesundheitszustand des Marschalls Grouchy ist dem Moniteur zufolge wieder in der Besserung.
* Die Deputirtenkammer versammelte sich am 17 Febr. auf ihren Bureaux. Die Einschreibungen für die Erörterung der Dotation des Herzogs von Remours am nächsten Donnerstag sind schon sehr zahlreich. Für haben sich eingeschrieben: Moreau (Meurthe), Quesnault, Dejean, Emmanuel Poulle. Gegen: Marchal, Desmousseaux de Givré, Martin von Straßburg, Come, Joly, Tascherau, Dugabé, Durand de Romorantin, Corally, Aug. Portalis, Aumont, Delespaul, Carnot, Couturier, Chapuy de Montlaville, Thiard. Es hieß im Conferenzsaale, daß 20 Mitglieder der Linken gesonnen seyen, beim Votiren das geheime Scrutin zu verlangen. Die Quästur der Kammer wird mit Bitten um Plätze für den Donnerstag bestürmt.
(Revue des deux Mondes.) Noch ist in London kein Beschluß hinsichtlich der orientalischen Frage gefaßt worden. Wie gern auch das Cabinet von St. James den Pascha von Aegypten demüthigen und der Pforte, wie allen Regierungen Asiens, Beweise von der brittischen Macht geben möchte, so tritt doch der gesunde Verstand der Engländer vor den Folgen eines isolirten Einverständnisses mit Rußland zurück. Eine Convention, welche nicht zu coactiven Maaßregeln, oder, um es kurz auszusprechen, zum Krieg gegen Mehemed Ali führen würde, wäre ein Unsinn. Und wer könnte all' die Folgen einer bewaffneten Intervention, welche Frankreich mißbilligt, voraussehen? Jede Mäßigung hat ihre Gränzen, und der aufrichtige Wunsch, die unschätzbaren Wohlthaten des Friedens zu bewahren, müßte nothwendigerweise Gesinnungen anderer Art weichen, sobald man die internationalen Rücksichten, welche die Ruhe der Welt sichern, vergessen würde. Man sagt, Hr. v. Brunnow sey von London, gar wenig zufrieden mit Lord Palmerston, abgereist.*) *) Das englische Cabinet soll den Entschluß gefaßt haben, keinen Tractat zu unterzeichnen, ohne den Beitritt der fünf Mächte und der Pforte. Die Angelegenheiten des Orients uehmen demnach ihren natürlichen Weg wieder, einen Weg, der zwei Ausgänge hat: entweder werden die beiden kriegführenden Parteien, sich selbst überlassen, ohne Vermittler mit einander übereinkommen, oder der Vergleich so wie alle Maaßregeln, die er erfordern könnte, kommt durch eine Uebereinkunft der fünf Mächte zu Stand.
*) Hr. v. Brunnow scheint noch nicht abgereist.
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