Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 57. Augsburg, 26. Februar 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

den Anfang nimmt. Immer aber sind über den aus ihrer ursprünglichen Lage gerückten Schichten andere, und somit im einen Gebirg ältere, im andern jüngere aufgelagert, welche noch in der horizontalen Lage verharren, und dieß führt unmittelbar zum Schluß, daß diese letztern noch gar nicht gebildet waren, als erstere, sey es durch welche Gewalt, gehoben wurden; denn es ist nicht abzusehen, wie sie, wären sie bereits vorhanden gewesen, an jener Veränderung hätten nicht Theil nehmen können.

Unter den Gebirgsarten mit mehr oder minder geneigten Schichten stoßen wir aller Orten auf das sogenannte Urgebirge, das überall den Kern der Unebenheiten der Erdoberfläche, ihr eigentliches Gerüste bildet, und das, wenn es nicht zu Tag ausgeht, überall in gewisser Tiefe erreicht wird. Diese Gesteine unterscheiden sich von den bisher betrachteten durch festes, krystallinisches Gefüge, durch den Mangel an deutlicher Schichtung und dadurch, daß sie nirgends Trümmerbildungen enthalten, wie alles übergelagerte Gebirge. Man zieht daraus den Schluß, daß bei ihrer Entstehung noch keine älteren, erhärteten Gebirgsarten da waren, welche hätten zerstört werden können. Diese Gesteine sind nun aber zugleich die einzigen, in welchen keine Spuren ehemaliger organischer Wesen gefunden werden.

Und dieses Vorhandenseyn von Resten ehemaliger Thier- und Pflanzenformen in den bei weitem meisten Gebilden der Erdrinde ist nun die zweite große Erscheinung, welche unsere Vorstellungen von der Bildung dieser Erdrinde im Allgemeinen mit einer gewissen Bestimmtheit determinirt. - Denkt man sich alle Versteinerungen aus den Flötzen weg, oder nähme man keine Rücksicht darauf, hätten wir somit keinen Leitfaden im Labyrinth als jene großen Thatsachen der Zertrümmerung früherer Mineralschöpfungen, der Wiederbildung derselben, und der mannichfachen Verrückung des Gebildeten, so kämen wir hinsichtlich der Bildungsgeschichte der Erde über die Begriffe von großen periodischen Veränderungen an ihrer Oberfläche und vom relativen Alter der Gebirge im Allgemeinsten schwerlich weit hinaus. Aber die fossilen Organismen verbreiten nun auf einmal mannichfaches Licht über den Charakter jener großen Veränderungen, über das jedesmalige Verhältniß des Landes zur See, über die allgemeine klimatische Constitution der verschiedenen Perioden.

(Fortsetzung folgt.)

Der Socialismus in England.

Der Socialismus ist seit den großen Debatten im Oberhaus über diese religiös-politische Secte in den letzten Tagen Januars (s. Nr. 41 der Allgem. Zeitung) ein stehender Artikel in diesem Parlamentshaus und sofort in den Zeitungen geworden. Der Bischof von Exeter, Dr. Phillpots, ist unermüdlich in Verfolgung von Owens Lehre, die ihm in religiöser, moralischer und staatlicher Hinsicht als eine höchst gefährliche Häresie erscheint, und nach der Antwort, welche die Königin auf die von dem genannten Prälaten vorgeschlagene Adresse ertheilt hat, ist auch eine baldige amtliche Untersuchung gegen das Socialsystem zu erwarten, ja im Einzelnen sind schon Schritte dagegen geschehen, indem z. B. die Abdankung des Registrars Pary in Birmingham nach aller Wahrscheinlichkeit auf einen deßhalb vom Staatssecretär des Innern erhaltenen Wink erfolgte. In den erwähnten Oberhausdebatten gab letzterer, der Marquis v. Normanby, zwar zu, daß die Lehren der Socialisten höchst verwerflich seyen, wiewohl, was die christliche Religion anbetreffe, unter ihnen selbst abweichende Ansichten zu herrschen schienen, indem Hr. Owen dem Christenthum nicht so feind sey, wie einige seiner Anhänger, im Ganzen aber stellte er die Projecte Owens mehr von der lächerlichen, als ernsten Seite dar, wobei er besonders auf das Fehlschlagen aller seiner praktischen Unternehmungen in England sowohl wie in Amerika hinwies. Indeß, um dem Bischof genug zu thun, erklärte dieser Minister ein paar Tage später, daß er eine Anzahl gegen die christliche Religion und allen positiven Glauben gerichteter, an die Geistlichkeit aller Confessionen versendeter Tractätchen, die ihm kürzlich von einem Assisen-Präsidenten zugeschickt worden, sogleich den Rechtsbeamten der Krone überwiesen habe, und daß allerdings jede Regierung, welche die herrschende Religion, den bestehenden Glauben und gesellschaftlichen Zustand aufrecht zu erhalten wünsche, gegen eine solche Secte eine durchaus entmuthigende Haltung annehmen müsse. Hiermit war schon indirect ausgesprochen, daß die Einführung Robert Owens bei der Königin durch Lord Melbourne von dem Ministerium jetzt als ein Mißgriff angesehen werde. Der Premier-Minister selbst räumte in einer späteren Sitzung noch aufrichtiger ein, daß er jenen Schritt allerdings nicht hätte thun sollen. "Ich bedaure es sehr", sagte Lord Melbourne, "daß ich Hrn. Owen bei Hof eingeführt habe; es war unvorsichtig von mir. Aber was wollen Ew. Lordschaften thun? Ei, Sie wollen Hrn. Owen zum zweitenmal bei Hof einführen, und zwar auf eine Weise, die ihm und seiner Secte weit stärkere Aufmunterung geben wird, als was ich gethan, denn die Socialisten begehren nichts sehnlicher, als eine parlamentarische Untersuchung ihres Systems, da sie keine bessere Gelegenheit finden können, ihre Lehren vor der ganzen Welt bekannt zu machen und ihnen Bedeutung zu verschaffen. Daher konnte auch die Regierung einen solchen Vorschlag nicht machen, ohne daß es den Anschein gewonnen hätte, als ob sie großes Gewicht auf das System und seine Stifter lege." Im Ganzen schien der Premier-Minister die Lehren der Socialisten für ernster und gefährlicher zu nehmen, als sein College der Marquis v. Normanby; er schilderte es überhaupt als ein großes Uebel der Zeit, daß die Leute für Alles eine Panacee gefunden zu haben meinten, und dann aus allen Kräften ihr vermeintliches Hülfsmittel den Regierenden aufzudringen suchten. Der Erzbischof von Canterbury hob hervor, der Socialismus dürfe jetzt nicht mehr als eine so wenig beachtenswerthe Absurdität erscheinen, wie noch vor wenigen Jahren, wo man allerdings auch Owen bloß für einen lächerlichen Schwärmer gehalten, dessen Lehren niemals Anhänger finden könnten. Seitdem habe sich die Sache sehr geändert: Owen stehe jetzt an der Spitze eines Vereins, der Güter in Hampshire und andern Gegenden angekauft habe, welchem Geld genug zu Gebote stehe, um Bauten zu unternehmen, Missionäre zu besolden und die Pestilenz seiner fürchterlichen Grundsätze durch das ganze Land zu verbreiten. Wie sehr das Uebel schon um sich gegriffen, beweise eine dem Oberhaus vorgelegte, von 8000 Individuen unterzeichnete Petition aus Birmingham zu Gunsten des Owen'schen Systems. Die Besorgniß, daß durch öffentliche Untersuchung und Enthüllung desselben ihm nur werde Vorschub geleistet werden, theilte der Erzbischof nicht; im Gegentheil glaubte er, daß die Entlarvung des Lasters nur davor zurückschrecken könne, und er wies auf die segensvolle Wirksamkeit einer früheren Gesellschaft hin, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, alle Verbreiter obscöner Schriften und Bilder vor den Augen des Publicums moralisch zu brandmarken. Als die Hauptlehren des Socialsystems bezeichnete dieser Prälat: Gemeinschaft des Eigenthums und der Weiber, Fatalismus und Aufhebung aller moralischen Pflichten, aller Belohnungen und Strafen.

Mittlerweile hat nun Robert Owen, unterm 2 Febr., eine

den Anfang nimmt. Immer aber sind über den aus ihrer ursprünglichen Lage gerückten Schichten andere, und somit im einen Gebirg ältere, im andern jüngere aufgelagert, welche noch in der horizontalen Lage verharren, und dieß führt unmittelbar zum Schluß, daß diese letztern noch gar nicht gebildet waren, als erstere, sey es durch welche Gewalt, gehoben wurden; denn es ist nicht abzusehen, wie sie, wären sie bereits vorhanden gewesen, an jener Veränderung hätten nicht Theil nehmen können.

Unter den Gebirgsarten mit mehr oder minder geneigten Schichten stoßen wir aller Orten auf das sogenannte Urgebirge, das überall den Kern der Unebenheiten der Erdoberfläche, ihr eigentliches Gerüste bildet, und das, wenn es nicht zu Tag ausgeht, überall in gewisser Tiefe erreicht wird. Diese Gesteine unterscheiden sich von den bisher betrachteten durch festes, krystallinisches Gefüge, durch den Mangel an deutlicher Schichtung und dadurch, daß sie nirgends Trümmerbildungen enthalten, wie alles übergelagerte Gebirge. Man zieht daraus den Schluß, daß bei ihrer Entstehung noch keine älteren, erhärteten Gebirgsarten da waren, welche hätten zerstört werden können. Diese Gesteine sind nun aber zugleich die einzigen, in welchen keine Spuren ehemaliger organischer Wesen gefunden werden.

Und dieses Vorhandenseyn von Resten ehemaliger Thier- und Pflanzenformen in den bei weitem meisten Gebilden der Erdrinde ist nun die zweite große Erscheinung, welche unsere Vorstellungen von der Bildung dieser Erdrinde im Allgemeinen mit einer gewissen Bestimmtheit determinirt. – Denkt man sich alle Versteinerungen aus den Flötzen weg, oder nähme man keine Rücksicht darauf, hätten wir somit keinen Leitfaden im Labyrinth als jene großen Thatsachen der Zertrümmerung früherer Mineralschöpfungen, der Wiederbildung derselben, und der mannichfachen Verrückung des Gebildeten, so kämen wir hinsichtlich der Bildungsgeschichte der Erde über die Begriffe von großen periodischen Veränderungen an ihrer Oberfläche und vom relativen Alter der Gebirge im Allgemeinsten schwerlich weit hinaus. Aber die fossilen Organismen verbreiten nun auf einmal mannichfaches Licht über den Charakter jener großen Veränderungen, über das jedesmalige Verhältniß des Landes zur See, über die allgemeine klimatische Constitution der verschiedenen Perioden.

(Fortsetzung folgt.)

Der Socialismus in England.

Der Socialismus ist seit den großen Debatten im Oberhaus über diese religiös-politische Secte in den letzten Tagen Januars (s. Nr. 41 der Allgem. Zeitung) ein stehender Artikel in diesem Parlamentshaus und sofort in den Zeitungen geworden. Der Bischof von Exeter, Dr. Phillpots, ist unermüdlich in Verfolgung von Owens Lehre, die ihm in religiöser, moralischer und staatlicher Hinsicht als eine höchst gefährliche Häresie erscheint, und nach der Antwort, welche die Königin auf die von dem genannten Prälaten vorgeschlagene Adresse ertheilt hat, ist auch eine baldige amtliche Untersuchung gegen das Socialsystem zu erwarten, ja im Einzelnen sind schon Schritte dagegen geschehen, indem z. B. die Abdankung des Registrars Pary in Birmingham nach aller Wahrscheinlichkeit auf einen deßhalb vom Staatssecretär des Innern erhaltenen Wink erfolgte. In den erwähnten Oberhausdebatten gab letzterer, der Marquis v. Normanby, zwar zu, daß die Lehren der Socialisten höchst verwerflich seyen, wiewohl, was die christliche Religion anbetreffe, unter ihnen selbst abweichende Ansichten zu herrschen schienen, indem Hr. Owen dem Christenthum nicht so feind sey, wie einige seiner Anhänger, im Ganzen aber stellte er die Projecte Owens mehr von der lächerlichen, als ernsten Seite dar, wobei er besonders auf das Fehlschlagen aller seiner praktischen Unternehmungen in England sowohl wie in Amerika hinwies. Indeß, um dem Bischof genug zu thun, erklärte dieser Minister ein paar Tage später, daß er eine Anzahl gegen die christliche Religion und allen positiven Glauben gerichteter, an die Geistlichkeit aller Confessionen versendeter Tractätchen, die ihm kürzlich von einem Assisen-Präsidenten zugeschickt worden, sogleich den Rechtsbeamten der Krone überwiesen habe, und daß allerdings jede Regierung, welche die herrschende Religion, den bestehenden Glauben und gesellschaftlichen Zustand aufrecht zu erhalten wünsche, gegen eine solche Secte eine durchaus entmuthigende Haltung annehmen müsse. Hiermit war schon indirect ausgesprochen, daß die Einführung Robert Owens bei der Königin durch Lord Melbourne von dem Ministerium jetzt als ein Mißgriff angesehen werde. Der Premier-Minister selbst räumte in einer späteren Sitzung noch aufrichtiger ein, daß er jenen Schritt allerdings nicht hätte thun sollen. „Ich bedaure es sehr“, sagte Lord Melbourne, „daß ich Hrn. Owen bei Hof eingeführt habe; es war unvorsichtig von mir. Aber was wollen Ew. Lordschaften thun? Ei, Sie wollen Hrn. Owen zum zweitenmal bei Hof einführen, und zwar auf eine Weise, die ihm und seiner Secte weit stärkere Aufmunterung geben wird, als was ich gethan, denn die Socialisten begehren nichts sehnlicher, als eine parlamentarische Untersuchung ihres Systems, da sie keine bessere Gelegenheit finden können, ihre Lehren vor der ganzen Welt bekannt zu machen und ihnen Bedeutung zu verschaffen. Daher konnte auch die Regierung einen solchen Vorschlag nicht machen, ohne daß es den Anschein gewonnen hätte, als ob sie großes Gewicht auf das System und seine Stifter lege.“ Im Ganzen schien der Premier-Minister die Lehren der Socialisten für ernster und gefährlicher zu nehmen, als sein College der Marquis v. Normanby; er schilderte es überhaupt als ein großes Uebel der Zeit, daß die Leute für Alles eine Panacee gefunden zu haben meinten, und dann aus allen Kräften ihr vermeintliches Hülfsmittel den Regierenden aufzudringen suchten. Der Erzbischof von Canterbury hob hervor, der Socialismus dürfe jetzt nicht mehr als eine so wenig beachtenswerthe Absurdität erscheinen, wie noch vor wenigen Jahren, wo man allerdings auch Owen bloß für einen lächerlichen Schwärmer gehalten, dessen Lehren niemals Anhänger finden könnten. Seitdem habe sich die Sache sehr geändert: Owen stehe jetzt an der Spitze eines Vereins, der Güter in Hampshire und andern Gegenden angekauft habe, welchem Geld genug zu Gebote stehe, um Bauten zu unternehmen, Missionäre zu besolden und die Pestilenz seiner fürchterlichen Grundsätze durch das ganze Land zu verbreiten. Wie sehr das Uebel schon um sich gegriffen, beweise eine dem Oberhaus vorgelegte, von 8000 Individuen unterzeichnete Petition aus Birmingham zu Gunsten des Owen'schen Systems. Die Besorgniß, daß durch öffentliche Untersuchung und Enthüllung desselben ihm nur werde Vorschub geleistet werden, theilte der Erzbischof nicht; im Gegentheil glaubte er, daß die Entlarvung des Lasters nur davor zurückschrecken könne, und er wies auf die segensvolle Wirksamkeit einer früheren Gesellschaft hin, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, alle Verbreiter obscöner Schriften und Bilder vor den Augen des Publicums moralisch zu brandmarken. Als die Hauptlehren des Socialsystems bezeichnete dieser Prälat: Gemeinschaft des Eigenthums und der Weiber, Fatalismus und Aufhebung aller moralischen Pflichten, aller Belohnungen und Strafen.

Mittlerweile hat nun Robert Owen, unterm 2 Febr., eine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0011" n="0451"/>
den Anfang nimmt. Immer aber sind über den aus ihrer ursprünglichen Lage gerückten Schichten andere, und somit im einen Gebirg ältere, im andern jüngere aufgelagert, welche noch in der horizontalen Lage verharren, und dieß führt unmittelbar zum Schluß, daß diese letztern noch gar nicht gebildet waren, als erstere, sey es durch welche Gewalt, gehoben wurden; denn es ist nicht abzusehen, wie sie, wären sie bereits vorhanden gewesen, an jener Veränderung hätten nicht Theil nehmen können.</p><lb/>
        <p>Unter den Gebirgsarten mit mehr oder minder geneigten Schichten stoßen wir aller Orten auf das sogenannte Urgebirge, das überall den Kern der Unebenheiten der Erdoberfläche, ihr eigentliches Gerüste bildet, und das, wenn es nicht zu Tag ausgeht, überall in gewisser Tiefe erreicht wird. Diese Gesteine unterscheiden sich von den bisher betrachteten durch festes, krystallinisches Gefüge, durch den Mangel an deutlicher Schichtung und dadurch, daß sie nirgends Trümmerbildungen enthalten, wie alles übergelagerte Gebirge. Man zieht daraus den Schluß, daß bei ihrer Entstehung noch keine älteren, erhärteten Gebirgsarten da waren, welche hätten zerstört werden können. Diese Gesteine sind nun aber zugleich die einzigen, in welchen keine Spuren ehemaliger organischer Wesen gefunden werden.</p><lb/>
        <p>Und dieses Vorhandenseyn von Resten ehemaliger Thier- und Pflanzenformen in den bei weitem meisten Gebilden der Erdrinde ist nun die zweite große Erscheinung, welche unsere Vorstellungen von der Bildung dieser Erdrinde im Allgemeinen mit einer gewissen Bestimmtheit determinirt. &#x2013; Denkt man sich alle Versteinerungen aus den Flötzen weg, oder nähme man keine Rücksicht darauf, hätten wir somit keinen Leitfaden im Labyrinth als jene großen Thatsachen der Zertrümmerung früherer Mineralschöpfungen, der Wiederbildung derselben, und der mannichfachen Verrückung des Gebildeten, so kämen wir hinsichtlich der Bildungsgeschichte der Erde über die Begriffe von großen periodischen Veränderungen an ihrer Oberfläche und vom relativen Alter der Gebirge im Allgemeinsten schwerlich weit hinaus. Aber die fossilen Organismen verbreiten nun auf einmal mannichfaches Licht über den Charakter jener großen Veränderungen, über das jedesmalige Verhältniß des Landes zur See, über die allgemeine klimatische Constitution der verschiedenen Perioden.</p><lb/>
        <p>(Fortsetzung folgt.)</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Der Socialismus in England</hi>.</hi> </head><lb/>
        <p>Der Socialismus ist seit den großen Debatten im Oberhaus über diese religiös-politische Secte in den letzten Tagen Januars (s. Nr. 41 der Allgem. Zeitung) ein stehender Artikel in diesem Parlamentshaus und sofort in den Zeitungen geworden. Der Bischof von Exeter, Dr. Phillpots, ist unermüdlich in Verfolgung von Owens Lehre, die ihm in religiöser, moralischer und staatlicher Hinsicht als eine höchst gefährliche Häresie erscheint, und nach der Antwort, welche die Königin auf die von dem genannten Prälaten vorgeschlagene Adresse ertheilt hat, ist auch eine baldige amtliche Untersuchung gegen das Socialsystem zu erwarten, ja im Einzelnen sind schon Schritte dagegen geschehen, indem z. B. die Abdankung des Registrars Pary in Birmingham nach aller Wahrscheinlichkeit auf einen deßhalb vom Staatssecretär des Innern erhaltenen Wink erfolgte. In den erwähnten Oberhausdebatten gab letzterer, der Marquis v. Normanby, zwar zu, daß die Lehren der Socialisten höchst verwerflich seyen, wiewohl, was die christliche Religion anbetreffe, unter ihnen selbst abweichende Ansichten zu herrschen schienen, indem Hr. Owen dem Christenthum nicht so feind sey, wie einige seiner Anhänger, im Ganzen aber stellte er die Projecte Owens mehr von der lächerlichen, als ernsten Seite dar, wobei er besonders auf das Fehlschlagen aller seiner praktischen Unternehmungen in England sowohl wie in Amerika hinwies. Indeß, um dem Bischof genug zu thun, erklärte dieser Minister ein paar Tage später, daß er eine Anzahl gegen die christliche Religion und allen positiven Glauben gerichteter, an die Geistlichkeit aller Confessionen versendeter Tractätchen, die ihm kürzlich von einem Assisen-Präsidenten zugeschickt worden, sogleich den Rechtsbeamten der Krone überwiesen habe, und daß allerdings jede Regierung, welche die herrschende Religion, den bestehenden Glauben und gesellschaftlichen Zustand aufrecht zu erhalten wünsche, gegen eine solche Secte eine durchaus entmuthigende Haltung annehmen müsse. Hiermit war schon indirect ausgesprochen, daß die Einführung Robert Owens bei der Königin durch Lord Melbourne von dem Ministerium jetzt als ein Mißgriff angesehen werde. Der Premier-Minister selbst räumte in einer späteren Sitzung noch aufrichtiger ein, daß er jenen Schritt allerdings nicht hätte thun sollen. &#x201E;Ich bedaure es sehr&#x201C;, sagte Lord Melbourne, &#x201E;daß ich Hrn. Owen bei Hof eingeführt habe; es war unvorsichtig von mir. Aber was wollen Ew. Lordschaften thun? Ei, Sie wollen Hrn. Owen zum zweitenmal bei Hof einführen, und zwar auf eine Weise, die ihm und seiner Secte weit stärkere Aufmunterung geben wird, als was ich gethan, denn die Socialisten begehren nichts sehnlicher, als eine parlamentarische Untersuchung ihres Systems, da sie keine bessere Gelegenheit finden können, ihre Lehren vor der ganzen Welt bekannt zu machen und ihnen Bedeutung zu verschaffen. Daher konnte auch die Regierung einen solchen Vorschlag nicht machen, ohne daß es den Anschein gewonnen hätte, als ob sie großes Gewicht auf das System und seine Stifter lege.&#x201C; Im Ganzen schien der Premier-Minister die Lehren der Socialisten für ernster und gefährlicher zu nehmen, als sein College der Marquis v. Normanby; er schilderte es überhaupt als ein großes Uebel der Zeit, daß die Leute für Alles eine Panacee gefunden zu haben meinten, und dann aus allen Kräften ihr vermeintliches Hülfsmittel den Regierenden aufzudringen suchten. Der Erzbischof von Canterbury hob hervor, der Socialismus dürfe jetzt nicht mehr als eine so wenig beachtenswerthe Absurdität erscheinen, wie noch vor wenigen Jahren, wo man allerdings auch Owen bloß für einen lächerlichen Schwärmer gehalten, dessen Lehren niemals Anhänger finden könnten. Seitdem habe sich die Sache sehr geändert: Owen stehe jetzt an der Spitze eines Vereins, der Güter in Hampshire und andern Gegenden angekauft habe, welchem Geld genug zu Gebote stehe, um Bauten zu unternehmen, Missionäre zu besolden und die Pestilenz seiner fürchterlichen Grundsätze durch das ganze Land zu verbreiten. Wie sehr das Uebel schon um sich gegriffen, beweise eine dem Oberhaus vorgelegte, von 8000 Individuen unterzeichnete Petition aus Birmingham zu Gunsten des Owen'schen Systems. Die Besorgniß, daß durch öffentliche Untersuchung und Enthüllung desselben ihm nur werde Vorschub geleistet werden, theilte der Erzbischof nicht; im Gegentheil glaubte er, daß die Entlarvung des Lasters nur davor zurückschrecken könne, und er wies auf die segensvolle Wirksamkeit einer früheren Gesellschaft hin, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, alle Verbreiter obscöner Schriften und Bilder vor den Augen des Publicums moralisch zu brandmarken. Als die Hauptlehren des Socialsystems bezeichnete dieser Prälat: Gemeinschaft des Eigenthums und der Weiber, Fatalismus und Aufhebung aller moralischen Pflichten, aller Belohnungen und Strafen.</p><lb/>
        <p>Mittlerweile hat nun Robert Owen, unterm 2 Febr., eine<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0451/0011] den Anfang nimmt. Immer aber sind über den aus ihrer ursprünglichen Lage gerückten Schichten andere, und somit im einen Gebirg ältere, im andern jüngere aufgelagert, welche noch in der horizontalen Lage verharren, und dieß führt unmittelbar zum Schluß, daß diese letztern noch gar nicht gebildet waren, als erstere, sey es durch welche Gewalt, gehoben wurden; denn es ist nicht abzusehen, wie sie, wären sie bereits vorhanden gewesen, an jener Veränderung hätten nicht Theil nehmen können. Unter den Gebirgsarten mit mehr oder minder geneigten Schichten stoßen wir aller Orten auf das sogenannte Urgebirge, das überall den Kern der Unebenheiten der Erdoberfläche, ihr eigentliches Gerüste bildet, und das, wenn es nicht zu Tag ausgeht, überall in gewisser Tiefe erreicht wird. Diese Gesteine unterscheiden sich von den bisher betrachteten durch festes, krystallinisches Gefüge, durch den Mangel an deutlicher Schichtung und dadurch, daß sie nirgends Trümmerbildungen enthalten, wie alles übergelagerte Gebirge. Man zieht daraus den Schluß, daß bei ihrer Entstehung noch keine älteren, erhärteten Gebirgsarten da waren, welche hätten zerstört werden können. Diese Gesteine sind nun aber zugleich die einzigen, in welchen keine Spuren ehemaliger organischer Wesen gefunden werden. Und dieses Vorhandenseyn von Resten ehemaliger Thier- und Pflanzenformen in den bei weitem meisten Gebilden der Erdrinde ist nun die zweite große Erscheinung, welche unsere Vorstellungen von der Bildung dieser Erdrinde im Allgemeinen mit einer gewissen Bestimmtheit determinirt. – Denkt man sich alle Versteinerungen aus den Flötzen weg, oder nähme man keine Rücksicht darauf, hätten wir somit keinen Leitfaden im Labyrinth als jene großen Thatsachen der Zertrümmerung früherer Mineralschöpfungen, der Wiederbildung derselben, und der mannichfachen Verrückung des Gebildeten, so kämen wir hinsichtlich der Bildungsgeschichte der Erde über die Begriffe von großen periodischen Veränderungen an ihrer Oberfläche und vom relativen Alter der Gebirge im Allgemeinsten schwerlich weit hinaus. Aber die fossilen Organismen verbreiten nun auf einmal mannichfaches Licht über den Charakter jener großen Veränderungen, über das jedesmalige Verhältniß des Landes zur See, über die allgemeine klimatische Constitution der verschiedenen Perioden. (Fortsetzung folgt.) Der Socialismus in England. Der Socialismus ist seit den großen Debatten im Oberhaus über diese religiös-politische Secte in den letzten Tagen Januars (s. Nr. 41 der Allgem. Zeitung) ein stehender Artikel in diesem Parlamentshaus und sofort in den Zeitungen geworden. Der Bischof von Exeter, Dr. Phillpots, ist unermüdlich in Verfolgung von Owens Lehre, die ihm in religiöser, moralischer und staatlicher Hinsicht als eine höchst gefährliche Häresie erscheint, und nach der Antwort, welche die Königin auf die von dem genannten Prälaten vorgeschlagene Adresse ertheilt hat, ist auch eine baldige amtliche Untersuchung gegen das Socialsystem zu erwarten, ja im Einzelnen sind schon Schritte dagegen geschehen, indem z. B. die Abdankung des Registrars Pary in Birmingham nach aller Wahrscheinlichkeit auf einen deßhalb vom Staatssecretär des Innern erhaltenen Wink erfolgte. In den erwähnten Oberhausdebatten gab letzterer, der Marquis v. Normanby, zwar zu, daß die Lehren der Socialisten höchst verwerflich seyen, wiewohl, was die christliche Religion anbetreffe, unter ihnen selbst abweichende Ansichten zu herrschen schienen, indem Hr. Owen dem Christenthum nicht so feind sey, wie einige seiner Anhänger, im Ganzen aber stellte er die Projecte Owens mehr von der lächerlichen, als ernsten Seite dar, wobei er besonders auf das Fehlschlagen aller seiner praktischen Unternehmungen in England sowohl wie in Amerika hinwies. Indeß, um dem Bischof genug zu thun, erklärte dieser Minister ein paar Tage später, daß er eine Anzahl gegen die christliche Religion und allen positiven Glauben gerichteter, an die Geistlichkeit aller Confessionen versendeter Tractätchen, die ihm kürzlich von einem Assisen-Präsidenten zugeschickt worden, sogleich den Rechtsbeamten der Krone überwiesen habe, und daß allerdings jede Regierung, welche die herrschende Religion, den bestehenden Glauben und gesellschaftlichen Zustand aufrecht zu erhalten wünsche, gegen eine solche Secte eine durchaus entmuthigende Haltung annehmen müsse. Hiermit war schon indirect ausgesprochen, daß die Einführung Robert Owens bei der Königin durch Lord Melbourne von dem Ministerium jetzt als ein Mißgriff angesehen werde. Der Premier-Minister selbst räumte in einer späteren Sitzung noch aufrichtiger ein, daß er jenen Schritt allerdings nicht hätte thun sollen. „Ich bedaure es sehr“, sagte Lord Melbourne, „daß ich Hrn. Owen bei Hof eingeführt habe; es war unvorsichtig von mir. Aber was wollen Ew. Lordschaften thun? Ei, Sie wollen Hrn. Owen zum zweitenmal bei Hof einführen, und zwar auf eine Weise, die ihm und seiner Secte weit stärkere Aufmunterung geben wird, als was ich gethan, denn die Socialisten begehren nichts sehnlicher, als eine parlamentarische Untersuchung ihres Systems, da sie keine bessere Gelegenheit finden können, ihre Lehren vor der ganzen Welt bekannt zu machen und ihnen Bedeutung zu verschaffen. Daher konnte auch die Regierung einen solchen Vorschlag nicht machen, ohne daß es den Anschein gewonnen hätte, als ob sie großes Gewicht auf das System und seine Stifter lege.“ Im Ganzen schien der Premier-Minister die Lehren der Socialisten für ernster und gefährlicher zu nehmen, als sein College der Marquis v. Normanby; er schilderte es überhaupt als ein großes Uebel der Zeit, daß die Leute für Alles eine Panacee gefunden zu haben meinten, und dann aus allen Kräften ihr vermeintliches Hülfsmittel den Regierenden aufzudringen suchten. Der Erzbischof von Canterbury hob hervor, der Socialismus dürfe jetzt nicht mehr als eine so wenig beachtenswerthe Absurdität erscheinen, wie noch vor wenigen Jahren, wo man allerdings auch Owen bloß für einen lächerlichen Schwärmer gehalten, dessen Lehren niemals Anhänger finden könnten. Seitdem habe sich die Sache sehr geändert: Owen stehe jetzt an der Spitze eines Vereins, der Güter in Hampshire und andern Gegenden angekauft habe, welchem Geld genug zu Gebote stehe, um Bauten zu unternehmen, Missionäre zu besolden und die Pestilenz seiner fürchterlichen Grundsätze durch das ganze Land zu verbreiten. Wie sehr das Uebel schon um sich gegriffen, beweise eine dem Oberhaus vorgelegte, von 8000 Individuen unterzeichnete Petition aus Birmingham zu Gunsten des Owen'schen Systems. Die Besorgniß, daß durch öffentliche Untersuchung und Enthüllung desselben ihm nur werde Vorschub geleistet werden, theilte der Erzbischof nicht; im Gegentheil glaubte er, daß die Entlarvung des Lasters nur davor zurückschrecken könne, und er wies auf die segensvolle Wirksamkeit einer früheren Gesellschaft hin, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, alle Verbreiter obscöner Schriften und Bilder vor den Augen des Publicums moralisch zu brandmarken. Als die Hauptlehren des Socialsystems bezeichnete dieser Prälat: Gemeinschaft des Eigenthums und der Weiber, Fatalismus und Aufhebung aller moralischen Pflichten, aller Belohnungen und Strafen. Mittlerweile hat nun Robert Owen, unterm 2 Febr., eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_057_18400226
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_057_18400226/11
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 57. Augsburg, 26. Februar 1840, S. 0451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_057_18400226/11>, abgerufen am 21.11.2024.