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Allgemeine Zeitung. Nr. 58. Augsburg, 27. Februar 1840.

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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Donnerstag
Nr. 58.
27 Februar 1840
Spanien.

(Moniteur.) Telegraphische Depesche. I. Bayonne, 20 Febr. Die Königin hat am 18 Febr. persönlich die Kammern eröffnet. Die Königin Isabelle wohnte dieser Cerimonie bei, die ganz gut vorüber ging. Madrid ist vollkommen ruhig. - II. Der französische Botschafter an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Madrid, 18 Febr. Die Königin-Regentin, in Begleitung der Königin Isabelle, hat heute die Session der Cortes eröffnet. JJ. MM. wurden in der Versammlung mit dem größten Enthusiasmus empfangen. Das Volk legte auf ihrem Wege dieselben Freudenbezeugungen an den Tag. Die Thronrede hatte einen wahren Erfolg (succes). Das Aussehen Madrids war in jeder Beziehung befriedigend.

Großbritannien.

Bei dem Lever Ihrer Maj. am 19 Febr. im St. James-Palaste war Prinz Albert, der im Thronsaal seinen Stand zur Linken der Königin nahm, von folgenden Herren seiner Hofhaltung umgeben: Viscount Boringdon, General Sir G. Anson, Obrist Wylde als Stallmeister Sr. k. Hoh., und Hrn. Seymour. Von Prinzen des königlichen Hauses waren die Herzoge von Sussex und Cambridge und Prinz Georg von Cambridge anwesend. Deßgleichen der regierende Herzog und der Erbprinz von Sachsen-Coburg-Gotha mit den Herren ihres Gefolgs. Der k. würtembergische Gesandte überreichte vor dem Lever ein Schreiben seines Souveräns. Unter den eingeführten fremden Herren werden genannt: Graf Georg von Esterhazy; Hr. M. Mosquera, Geschäftsträger von Neu-Grenada; Hr. v. Kondruffsky, Attache der russischen Gesandtschaft; Hr. v. Palm, k. bayer. Kammerjunker (vermuthlich ein interessanter junger Augsburger dieses Namens, durch Tischbeinische Studien bekannt), Baron v. Heeringen, Kammerherr des Herzogs von Sachsen-Coburg u. s. w. Die hierauf folgende Einführung englischer Herren war ungemein zahlreich und glänzend.

Das M. Chronicle gibt eine Antwort auf die gestern erwähnte Beschwerde der Toryzeitungen, namentlich der M. Post, daß der Hof sich nicht nach dem Befinden des Herzogs v. Wellington habe erkundigen lassen: "Mag die Sache wahr oder nicht wahr seyn, so hat sie jedenfalls nichts auf sich. Sollte die seit vier Tagen vermählte Königin von England etwa die Krankenpflegerin eines alten Herzogs machen, der sich durch einen Spazierritt mit vollem Magen eine Indigestion zugezogen? Wenn je ein Souverän von England gebührende Rücksichten auf Andere gern und mit huldvoller Anmuth beobachtet hat, so thut es die jetzige Königin; zum Dank dafür aber ist gegen keinen englischen Monarchen die ihm gebührende Ehrfurcht je so schnöd und insolent verletzt worden, wie gegen sie. Wir wollen davon schweigen, daß der Herzog v. Wellington sich zweimal zu einer factiosen Beleidigung in Bezug auf die königliche Vermählung hergab, einmal bei dem gleißnerischen Unsinn über den Protestantismus des Prinzen Albert, und dann bei der Naturalisationsbill; - bei der ernstlichen Erkrankung eines so berühmten Kriegshelden würde man das vergessen haben, aber jene torystischen Scribler, die sich so frech zu Richtern über das Benehmen Ihrer Maj. aufwerfen, hätten sich dieser Vorgänge erinnern sollen, ehe sie es wagten, Ihre Maj. mit der Rache ihrer "siegreichen Partei" zu bedrohen. Durch solche Mittel wird die Partei ihren Triumph schwerlich beschleunigen, wohl aber verräth sie damit die Bitterkeit ihrer getäuschten Hoffnungen und die Tiefe ihrer Verzweiflung." - Trotz dieser Replik kommen die Toryblätter neuerdings auf ihre Klagen zurück. Der Courier will wissen, am 18 Abends habe sich endlich ein Hofbedienter in der Livrei in Apsley-House eingestellt, um sich nach dem Befinden des hohen Patienten zu erkundigen, und fragt, ob sich dazu kein schicklicherer Bote gefunden habe, als ein Livreibedienter, ob denn kein Kammerherr, Stallmeister, Page da gewesen sey, den die "Hofdamenclique" hätte absenden können. Dann wird darüber argumentirt, "wie viel leichter es sey, Monarchen fortzupflanzen, als Monarchien," und wie zur Hervorbringung eines Wellington "die Geburtswehen eines Jahrhunderts kaum hingereicht haben. Natura il fece e poi ruppe la forma." Der M. Herald hebt als Gegensatz heraus, wie angelegentlich die Königin-Wittwe sich jeden Tag im Apsley-House habe erkundigen lassen, bemerkt jedoch dazu, daß auch die Herzogin von Kent den Obristen Cowper dahin abgeschickt habe. Der Herzog ist übrigens in der Genesung so fortgeschritten, daß keine Bulletins mehr ausgegeben werden.

In der Unterhaussitzung vom 19 Febr. beantragte Hr. Sergeant Talfourd die zweite Lesung seiner Bill zum besseren Schutze des litterarischen Eigenthums. Der Radicale


Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Donnerstag
Nr. 58.
27 Februar 1840
Spanien.

(Moniteur.) Telegraphische Depesche. I. Bayonne, 20 Febr. Die Königin hat am 18 Febr. persönlich die Kammern eröffnet. Die Königin Isabelle wohnte dieser Cerimonie bei, die ganz gut vorüber ging. Madrid ist vollkommen ruhig. – II. Der französische Botschafter an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Madrid, 18 Febr. Die Königin-Regentin, in Begleitung der Königin Isabelle, hat heute die Session der Cortes eröffnet. JJ. MM. wurden in der Versammlung mit dem größten Enthusiasmus empfangen. Das Volk legte auf ihrem Wege dieselben Freudenbezeugungen an den Tag. Die Thronrede hatte einen wahren Erfolg (succés). Das Aussehen Madrids war in jeder Beziehung befriedigend.

Großbritannien.

Bei dem Lever Ihrer Maj. am 19 Febr. im St. James-Palaste war Prinz Albert, der im Thronsaal seinen Stand zur Linken der Königin nahm, von folgenden Herren seiner Hofhaltung umgeben: Viscount Boringdon, General Sir G. Anson, Obrist Wylde als Stallmeister Sr. k. Hoh., und Hrn. Seymour. Von Prinzen des königlichen Hauses waren die Herzoge von Sussex und Cambridge und Prinz Georg von Cambridge anwesend. Deßgleichen der regierende Herzog und der Erbprinz von Sachsen-Coburg-Gotha mit den Herren ihres Gefolgs. Der k. würtembergische Gesandte überreichte vor dem Lever ein Schreiben seines Souveräns. Unter den eingeführten fremden Herren werden genannt: Graf Georg von Esterhazy; Hr. M. Mosquera, Geschäftsträger von Neu-Grenada; Hr. v. Kondruffsky, Attaché der russischen Gesandtschaft; Hr. v. Palm, k. bayer. Kammerjunker (vermuthlich ein interessanter junger Augsburger dieses Namens, durch Tischbeinische Studien bekannt), Baron v. Heeringen, Kammerherr des Herzogs von Sachsen-Coburg u. s. w. Die hierauf folgende Einführung englischer Herren war ungemein zahlreich und glänzend.

Das M. Chronicle gibt eine Antwort auf die gestern erwähnte Beschwerde der Toryzeitungen, namentlich der M. Post, daß der Hof sich nicht nach dem Befinden des Herzogs v. Wellington habe erkundigen lassen: „Mag die Sache wahr oder nicht wahr seyn, so hat sie jedenfalls nichts auf sich. Sollte die seit vier Tagen vermählte Königin von England etwa die Krankenpflegerin eines alten Herzogs machen, der sich durch einen Spazierritt mit vollem Magen eine Indigestion zugezogen? Wenn je ein Souverän von England gebührende Rücksichten auf Andere gern und mit huldvoller Anmuth beobachtet hat, so thut es die jetzige Königin; zum Dank dafür aber ist gegen keinen englischen Monarchen die ihm gebührende Ehrfurcht je so schnöd und insolent verletzt worden, wie gegen sie. Wir wollen davon schweigen, daß der Herzog v. Wellington sich zweimal zu einer factiosen Beleidigung in Bezug auf die königliche Vermählung hergab, einmal bei dem gleißnerischen Unsinn über den Protestantismus des Prinzen Albert, und dann bei der Naturalisationsbill; – bei der ernstlichen Erkrankung eines so berühmten Kriegshelden würde man das vergessen haben, aber jene torystischen Scribler, die sich so frech zu Richtern über das Benehmen Ihrer Maj. aufwerfen, hätten sich dieser Vorgänge erinnern sollen, ehe sie es wagten, Ihre Maj. mit der Rache ihrer „siegreichen Partei“ zu bedrohen. Durch solche Mittel wird die Partei ihren Triumph schwerlich beschleunigen, wohl aber verräth sie damit die Bitterkeit ihrer getäuschten Hoffnungen und die Tiefe ihrer Verzweiflung.“ – Trotz dieser Replik kommen die Toryblätter neuerdings auf ihre Klagen zurück. Der Courier will wissen, am 18 Abends habe sich endlich ein Hofbedienter in der Livrei in Apsley-House eingestellt, um sich nach dem Befinden des hohen Patienten zu erkundigen, und fragt, ob sich dazu kein schicklicherer Bote gefunden habe, als ein Livreibedienter, ob denn kein Kammerherr, Stallmeister, Page da gewesen sey, den die „Hofdamenclique“ hätte absenden können. Dann wird darüber argumentirt, „wie viel leichter es sey, Monarchen fortzupflanzen, als Monarchien,“ und wie zur Hervorbringung eines Wellington „die Geburtswehen eines Jahrhunderts kaum hingereicht haben. Natura il fece e poi ruppe la forma.“ Der M. Herald hebt als Gegensatz heraus, wie angelegentlich die Königin-Wittwe sich jeden Tag im Apsley-House habe erkundigen lassen, bemerkt jedoch dazu, daß auch die Herzogin von Kent den Obristen Cowper dahin abgeschickt habe. Der Herzog ist übrigens in der Genesung so fortgeschritten, daß keine Bulletins mehr ausgegeben werden.

In der Unterhaussitzung vom 19 Febr. beantragte Hr. Sergeant Talfourd die zweite Lesung seiner Bill zum besseren Schutze des litterarischen Eigenthums. Der Radicale

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[0457/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Donnerstag Nr. 58. 27 Februar 1840 Spanien. (Moniteur.) Telegraphische Depesche. I. Bayonne, 20 Febr. Die Königin hat am 18 Febr. persönlich die Kammern eröffnet. Die Königin Isabelle wohnte dieser Cerimonie bei, die ganz gut vorüber ging. Madrid ist vollkommen ruhig. – II. Der französische Botschafter an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Madrid, 18 Febr. Die Königin-Regentin, in Begleitung der Königin Isabelle, hat heute die Session der Cortes eröffnet. JJ. MM. wurden in der Versammlung mit dem größten Enthusiasmus empfangen. Das Volk legte auf ihrem Wege dieselben Freudenbezeugungen an den Tag. Die Thronrede hatte einen wahren Erfolg (succés). Das Aussehen Madrids war in jeder Beziehung befriedigend. Großbritannien. _ London, 20 Febr. Bei dem Lever Ihrer Maj. am 19 Febr. im St. James-Palaste war Prinz Albert, der im Thronsaal seinen Stand zur Linken der Königin nahm, von folgenden Herren seiner Hofhaltung umgeben: Viscount Boringdon, General Sir G. Anson, Obrist Wylde als Stallmeister Sr. k. Hoh., und Hrn. Seymour. Von Prinzen des königlichen Hauses waren die Herzoge von Sussex und Cambridge und Prinz Georg von Cambridge anwesend. Deßgleichen der regierende Herzog und der Erbprinz von Sachsen-Coburg-Gotha mit den Herren ihres Gefolgs. Der k. würtembergische Gesandte überreichte vor dem Lever ein Schreiben seines Souveräns. Unter den eingeführten fremden Herren werden genannt: Graf Georg von Esterhazy; Hr. M. Mosquera, Geschäftsträger von Neu-Grenada; Hr. v. Kondruffsky, Attaché der russischen Gesandtschaft; Hr. v. Palm, k. bayer. Kammerjunker (vermuthlich ein interessanter junger Augsburger dieses Namens, durch Tischbeinische Studien bekannt), Baron v. Heeringen, Kammerherr des Herzogs von Sachsen-Coburg u. s. w. Die hierauf folgende Einführung englischer Herren war ungemein zahlreich und glänzend. Das M. Chronicle gibt eine Antwort auf die gestern erwähnte Beschwerde der Toryzeitungen, namentlich der M. Post, daß der Hof sich nicht nach dem Befinden des Herzogs v. Wellington habe erkundigen lassen: „Mag die Sache wahr oder nicht wahr seyn, so hat sie jedenfalls nichts auf sich. Sollte die seit vier Tagen vermählte Königin von England etwa die Krankenpflegerin eines alten Herzogs machen, der sich durch einen Spazierritt mit vollem Magen eine Indigestion zugezogen? Wenn je ein Souverän von England gebührende Rücksichten auf Andere gern und mit huldvoller Anmuth beobachtet hat, so thut es die jetzige Königin; zum Dank dafür aber ist gegen keinen englischen Monarchen die ihm gebührende Ehrfurcht je so schnöd und insolent verletzt worden, wie gegen sie. Wir wollen davon schweigen, daß der Herzog v. Wellington sich zweimal zu einer factiosen Beleidigung in Bezug auf die königliche Vermählung hergab, einmal bei dem gleißnerischen Unsinn über den Protestantismus des Prinzen Albert, und dann bei der Naturalisationsbill; – bei der ernstlichen Erkrankung eines so berühmten Kriegshelden würde man das vergessen haben, aber jene torystischen Scribler, die sich so frech zu Richtern über das Benehmen Ihrer Maj. aufwerfen, hätten sich dieser Vorgänge erinnern sollen, ehe sie es wagten, Ihre Maj. mit der Rache ihrer „siegreichen Partei“ zu bedrohen. Durch solche Mittel wird die Partei ihren Triumph schwerlich beschleunigen, wohl aber verräth sie damit die Bitterkeit ihrer getäuschten Hoffnungen und die Tiefe ihrer Verzweiflung.“ – Trotz dieser Replik kommen die Toryblätter neuerdings auf ihre Klagen zurück. Der Courier will wissen, am 18 Abends habe sich endlich ein Hofbedienter in der Livrei in Apsley-House eingestellt, um sich nach dem Befinden des hohen Patienten zu erkundigen, und fragt, ob sich dazu kein schicklicherer Bote gefunden habe, als ein Livreibedienter, ob denn kein Kammerherr, Stallmeister, Page da gewesen sey, den die „Hofdamenclique“ hätte absenden können. Dann wird darüber argumentirt, „wie viel leichter es sey, Monarchen fortzupflanzen, als Monarchien,“ und wie zur Hervorbringung eines Wellington „die Geburtswehen eines Jahrhunderts kaum hingereicht haben. Natura il fece e poi ruppe la forma.“ Der M. Herald hebt als Gegensatz heraus, wie angelegentlich die Königin-Wittwe sich jeden Tag im Apsley-House habe erkundigen lassen, bemerkt jedoch dazu, daß auch die Herzogin von Kent den Obristen Cowper dahin abgeschickt habe. Der Herzog ist übrigens in der Genesung so fortgeschritten, daß keine Bulletins mehr ausgegeben werden. In der Unterhaussitzung vom 19 Febr. beantragte Hr. Sergeant Talfourd die zweite Lesung seiner Bill zum besseren Schutze des litterarischen Eigenthums. Der Radicale

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 58. Augsburg, 27. Februar 1840, S. 0457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_058_18400227/1>, abgerufen am 21.11.2024.