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Allgemeine Zeitung. Nr. 58. Augsburg, 27. Februar 1840.

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erhalten. In früheren Zeiten, d. h. vor der Reformbill, wo die Stimme der Nation so zu sagen nur mittelbar vernommen wurde, würde eine Erklärung des Schatzministers, wie die des Hrn. Baring, daß ihm das Verlangte unbequem falle, hinreichend gewesen seyn, ihn bei seiner Weigerung zu beschützen, oder das Ministerium hätte sich genöthigt gesehen, abzudanken. Jetzt aber befinden sich unter jeder Partei unabhängige Mitglieder genug, welche über diesen oder jenen Punkt anders denken als die Minister, und ohne dieselben darum im Ganzen zu verlassen, so oft sie es für gut finden, wider dieselqen, selbst mit ihren gewöhnlichen Gegnern zu stimmen. Wenn darum ein Ministerium jedesmal abdanken wollte, so würde man alle vier Wochen einen Ministerwechsel haben müssen. So sehr also auch die Toryjournale darüber spötteln, daß die Whigs, nach Schlappen, wie sie sie sowohl bei dieser als bei Gelegenheit der Apanage des Prinzen Albert erhalten haben, nicht zurückgetreten sind, so weiß hier doch jeder Denkende, daß dieß nur den Pöbel täuschen soll. So lange es nicht eine Lebensfrage ist, worüber die Gegenpartei ins Amt treten könnte, braucht ein Ministerium nicht auszutreten. Die Tories aber dienen allzeit ihrer Partei, wenn sie sich das Ansehen zu geben wissen, als seyen die Tories bessere Financiers oder Diplomaten als ihre Gegner, als würde unter ihrer Leitung der Staatscredit besser, das Gewerbe thätiger und unsre Interessen im Auslande geschützter seyn; dabei haben die Tories wenigstens das für sich, daß sie darum keine Verfolgungssucht und anders böse Leidenschaften aufzuregen brauchen. Auch scheinen sie selbst nach diesem guten Grundsatz handeln zu wollen, indem sie sich jetzt so eifrig zeigen, die so sehr mit Religionsstreit vermischte irische Corporationsreformfrage zu beseitigen, daß Sir Robert Inglis in seiner Opposition gegen das zweite Verlesen der dießjährigen Bill über diesen Gegenstand nur 15 Mitglieder fand, die mit ihm stimmten. Ja die Art, wie die Debatten über Bullers Vorschlag geführt wurden, zeigte schon, daß man die Gefahr erkannt, den Streit der Parteien auf die Verschiedenheit des Glaubens und der Nationalitäten zu gründen, und entschlossen ist, davon abzustehen. Bedeutender für das endliche Schicksal der Minister scheint mir daher die Gleichgültigkeit, womit Russell von dem Verlangen der Dissenter die Kirchensteuer abgeschafft zu sehen, und besonders von der Gefangenschaft des bekannten Thorgood sprach, wenn er auch im Ganzen Recht hatte, indem er sagte, mit allen Versuchen, die er zur Abschaffung der Steuer gemacht, seyen bald die Dissenter selbst, bald die Kirchlichen unzufrieden gewesen; Thorogood habe sich sein Schicksal selbst zugezogen, indem er sich geweigert, einer gesetzlichen Vorladung zu gehorchen. Was er nun noch thun könne, sey höchstens, daß er einen Vorschlag unterstütze, wodurch die Eintreibung dieser Art von Steuer den geistlichen Gerichten entzogen, und die Proceduren gegen das Eigenthum und nicht gegen die Personen der Steuerpflichtigen gerichtet würden.

[626]

Bekanntmachung.

Indem wir uns auf die in unserm "Ersten Bericht" enthaltene allgemeine Einladung zur Theilnahme an der sich in Leipzig vorbereitenden vierten Secularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst beziehen, richten wir dieselbe hiermit noch ganz besonders an alle unsere werthen auswärtigen Kunst- und Geschäftsgenossen.

erhalten. In früheren Zeiten, d. h. vor der Reformbill, wo die Stimme der Nation so zu sagen nur mittelbar vernommen wurde, würde eine Erklärung des Schatzministers, wie die des Hrn. Baring, daß ihm das Verlangte unbequem falle, hinreichend gewesen seyn, ihn bei seiner Weigerung zu beschützen, oder das Ministerium hätte sich genöthigt gesehen, abzudanken. Jetzt aber befinden sich unter jeder Partei unabhängige Mitglieder genug, welche über diesen oder jenen Punkt anders denken als die Minister, und ohne dieselben darum im Ganzen zu verlassen, so oft sie es für gut finden, wider dieselqen, selbst mit ihren gewöhnlichen Gegnern zu stimmen. Wenn darum ein Ministerium jedesmal abdanken wollte, so würde man alle vier Wochen einen Ministerwechsel haben müssen. So sehr also auch die Toryjournale darüber spötteln, daß die Whigs, nach Schlappen, wie sie sie sowohl bei dieser als bei Gelegenheit der Apanage des Prinzen Albert erhalten haben, nicht zurückgetreten sind, so weiß hier doch jeder Denkende, daß dieß nur den Pöbel täuschen soll. So lange es nicht eine Lebensfrage ist, worüber die Gegenpartei ins Amt treten könnte, braucht ein Ministerium nicht auszutreten. Die Tories aber dienen allzeit ihrer Partei, wenn sie sich das Ansehen zu geben wissen, als seyen die Tories bessere Financiers oder Diplomaten als ihre Gegner, als würde unter ihrer Leitung der Staatscredit besser, das Gewerbe thätiger und unsre Interessen im Auslande geschützter seyn; dabei haben die Tories wenigstens das für sich, daß sie darum keine Verfolgungssucht und anders böse Leidenschaften aufzuregen brauchen. Auch scheinen sie selbst nach diesem guten Grundsatz handeln zu wollen, indem sie sich jetzt so eifrig zeigen, die so sehr mit Religionsstreit vermischte irische Corporationsreformfrage zu beseitigen, daß Sir Robert Inglis in seiner Opposition gegen das zweite Verlesen der dießjährigen Bill über diesen Gegenstand nur 15 Mitglieder fand, die mit ihm stimmten. Ja die Art, wie die Debatten über Bullers Vorschlag geführt wurden, zeigte schon, daß man die Gefahr erkannt, den Streit der Parteien auf die Verschiedenheit des Glaubens und der Nationalitäten zu gründen, und entschlossen ist, davon abzustehen. Bedeutender für das endliche Schicksal der Minister scheint mir daher die Gleichgültigkeit, womit Russell von dem Verlangen der Dissenter die Kirchensteuer abgeschafft zu sehen, und besonders von der Gefangenschaft des bekannten Thorgood sprach, wenn er auch im Ganzen Recht hatte, indem er sagte, mit allen Versuchen, die er zur Abschaffung der Steuer gemacht, seyen bald die Dissenter selbst, bald die Kirchlichen unzufrieden gewesen; Thorogood habe sich sein Schicksal selbst zugezogen, indem er sich geweigert, einer gesetzlichen Vorladung zu gehorchen. Was er nun noch thun könne, sey höchstens, daß er einen Vorschlag unterstütze, wodurch die Eintreibung dieser Art von Steuer den geistlichen Gerichten entzogen, und die Proceduren gegen das Eigenthum und nicht gegen die Personen der Steuerpflichtigen gerichtet würden.

[626]

Bekanntmachung.

Indem wir uns auf die in unserm „Ersten Bericht“ enthaltene allgemeine Einladung zur Theilnahme an der sich in Leipzig vorbereitenden vierten Secularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst beziehen, richten wir dieselbe hiermit noch ganz besonders an alle unsere werthen auswärtigen Kunst- und Geschäftsgenossen.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 58. Augsburg, 27. Februar 1840, S. 0462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_058_18400227/14>, abgerufen am 21.11.2024.