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Allgemeine Zeitung. Nr. 59. Augsburg, 28. Februar 1840.

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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 59.
28 Februar 1840.

Großbritannien.

Im Hause der Lords wurden am 20 Febr. die sehr verbindlichen Antworten, welche die Königin, Prinz Albert und die Herzogin von Kent auf die Gratulationsadressen des Hauses ertheilt, gelesen und in das Protokollbuch eingetragen. Der Herzog v. Buckingham fragte, ob die Regierung über die letzten Vorgänge, welche Zeitungen und Briefe aus China gemeldet, officielle Kunde erhalten habe. Lord Minto verneinte die Frage mit dem Beisatz, er habe Grund zu glauben, daß jene Zeitungsberichte im Wesentlichen richtig seyen. Viscount Strangford verlangte abschriftliche Vorlegung der Berichte von den Renteibeamten des Landes in Betreff der Ausdehnung des Princips, in Städten des Inlands Entrepots (bonding warehouses) anzulegen. Lord Clarendon widersetzte sich, weil die Veröffentlichung solcher Papiere dem öffentlichen Dienst nachtheilig werden könnte, und Lord Melbourne klagte über die Manie der Zeit, Alles öffentlich machen zu wollen. (Gelächter.) Lord Strangford nahm seine Motion zurück.

** Oberhaussitzung vom 21 Febr. Auf eine Frage Lord Ellenboroughs erklärt Viscount Melbourne, das Ministerium werde die in Betreff China's verlangten Papiere demnächst auf den Tisch des Hauses niederlegen. Lord Ellenborough: "Ist die Regierung gesonnen, zu gleicher Zeit eine Botschaft der Krone über unsere Verhältnisse zu China ins Haus zu bringen, worin vielleicht die An- und Absichten der Regierung näher erörtert seyn werden? Ich frage weiter: hat man mit der ostindischen Compagnie ein Uebereinkommen zu dem Zwecke getroffen, die Kosten einer Expedition gegen China zwischen dieser Körperschaft und Ihrer Maj. Regierung zu theilen?" Lord Melbourne: "Ich glaube nicht, daß dem Haus eine solche, die Absichten der Regierung auseinander setzende Botschaft zukommen wird. Eine Antwort auf die zweite Frage möge das edle Haus mir erlassen." (Hört!) Auf die wiederholte Anregung eines Lords, daß die Namen der Officiere und Truppenabtheilungen, die an der Erstürmung der Festung Kelat Theil genommen, in dem Dankesvotum des Hauses für das indobrittische Heer mit aufgeführt werden möchten, äußerte Lord Aberdeen: "Eine der Ursachen der Expedition gegen Kelat war der Stand der Angelegenheiten von Herat. Ich wünschte zu wissen, ob die Regierung Depeschen mit der Meldung erhalten hat, daß der Fürst der Provinz Herat sich mit dem Schah von Persien verständigt, und sofort den von England ihm angebotenen Schutz und Beistand zurückgewiesen habe." Lord Melbourne: "Den uns zugekommenen Berichten zufolge lastet auf den Behörden von Herat allerdings einiger Verdacht, aber aunoch sind die Dinge nicht so weit gediehen, als der edle Graf gegenüber vermuthet." (Hört!) Nachdem Lord Strangford eine von ihm angekündigte Motion über den Zustand des englischen Handels an der Küste von Afrika zurückgenommen, vertagte sich das Haus.

** Unterhaussitzung vom 21 Febr. Hr. Ewart kündigt an, bald nach Ostern werde er den Antrag auf gänzliche Abschaffung der Todesstrafe stellen. Sir R. Peel: "Ich erlaube mir, den edlen Viscount, den Staatssecretär der auswärtigen Angelegenheiten, an den Paragraphen der Thronrede zu erinnern, worin es heißt: ""Die Angelegenheiten der Levante haben fortwährend meine ernste Aufmerksamkeit beschäftigt. Die unter den fünf Mächten herrschende Eintracht hat eine Erneuerung der Feindseligkeiten in jener Weltgegend verhindert, und ich hoffe, daß dieselbe Einmüthigkeit diese wichtigen und schwierigen Dinge zu einer definitiven Ausgleichung in der Art führen wird, daß die Integrität und Unabhängigkeit des osmanischen Reichs aufrecht erhalten und dem Frieden Europa's eine weitere Sicherheit gegeben werde."" Ich frage den edlen Lord, ob dieser Paragraph den Sinn hat, daß die fünf Mächte einhellig sind in der Ansicht, die Integrität und Unabhängigkeit des osmanischen Reichs müsse jeder Ausgleichung der orientalischen Frage zur Basis dienen." (Hört!) Lord Palmerston: "Die Frage unterliegt in diesem Augenblick der ernsten Erwägung der Regierung. Negociationen sind eingeleitet. Unter diesen Umständen fragte ich meinerseits den sehr ehrenw. Baronet, ob es wohl politisch klug seyn würde, in dem gegenwärtigen Moment in ausführliche Erörterungen über eine Frage dieser Art einzugehen. Alles was ich jetzt sagen kann, ist, daß alle Mächte (all the powers), die sich mit dieser Sache beschäftigen, gleich sehr wünschen, die Angelegenheit einer befriedigenden und schnellen Lösung entgegen zu führen." Auf eine Interpellation von Hrn. Berkeley antwortete der Admiralitätssecretär Hr. R. Moore O'Ferrall, das brittische Geschwader im Mittelmeer sey nicht auf dem Kriegsfuß, wohl aber auf dem vollständigsten Friedensfuße. Hr. O'Ferrall legt hierauf das Marinebudget vor. Der

Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 59.
28 Februar 1840.

Großbritannien.

Im Hause der Lords wurden am 20 Febr. die sehr verbindlichen Antworten, welche die Königin, Prinz Albert und die Herzogin von Kent auf die Gratulationsadressen des Hauses ertheilt, gelesen und in das Protokollbuch eingetragen. Der Herzog v. Buckingham fragte, ob die Regierung über die letzten Vorgänge, welche Zeitungen und Briefe aus China gemeldet, officielle Kunde erhalten habe. Lord Minto verneinte die Frage mit dem Beisatz, er habe Grund zu glauben, daß jene Zeitungsberichte im Wesentlichen richtig seyen. Viscount Strangford verlangte abschriftliche Vorlegung der Berichte von den Renteibeamten des Landes in Betreff der Ausdehnung des Princips, in Städten des Inlands Entrepots (bonding warehouses) anzulegen. Lord Clarendon widersetzte sich, weil die Veröffentlichung solcher Papiere dem öffentlichen Dienst nachtheilig werden könnte, und Lord Melbourne klagte über die Manie der Zeit, Alles öffentlich machen zu wollen. (Gelächter.) Lord Strangford nahm seine Motion zurück.

** Oberhaussitzung vom 21 Febr. Auf eine Frage Lord Ellenboroughs erklärt Viscount Melbourne, das Ministerium werde die in Betreff China's verlangten Papiere demnächst auf den Tisch des Hauses niederlegen. Lord Ellenborough: „Ist die Regierung gesonnen, zu gleicher Zeit eine Botschaft der Krone über unsere Verhältnisse zu China ins Haus zu bringen, worin vielleicht die An- und Absichten der Regierung näher erörtert seyn werden? Ich frage weiter: hat man mit der ostindischen Compagnie ein Uebereinkommen zu dem Zwecke getroffen, die Kosten einer Expedition gegen China zwischen dieser Körperschaft und Ihrer Maj. Regierung zu theilen?“ Lord Melbourne: „Ich glaube nicht, daß dem Haus eine solche, die Absichten der Regierung auseinander setzende Botschaft zukommen wird. Eine Antwort auf die zweite Frage möge das edle Haus mir erlassen.“ (Hört!) Auf die wiederholte Anregung eines Lords, daß die Namen der Officiere und Truppenabtheilungen, die an der Erstürmung der Festung Kelat Theil genommen, in dem Dankesvotum des Hauses für das indobrittische Heer mit aufgeführt werden möchten, äußerte Lord Aberdeen: „Eine der Ursachen der Expedition gegen Kelat war der Stand der Angelegenheiten von Herat. Ich wünschte zu wissen, ob die Regierung Depeschen mit der Meldung erhalten hat, daß der Fürst der Provinz Herat sich mit dem Schah von Persien verständigt, und sofort den von England ihm angebotenen Schutz und Beistand zurückgewiesen habe.“ Lord Melbourne: „Den uns zugekommenen Berichten zufolge lastet auf den Behörden von Herat allerdings einiger Verdacht, aber aunoch sind die Dinge nicht so weit gediehen, als der edle Graf gegenüber vermuthet.“ (Hört!) Nachdem Lord Strangford eine von ihm angekündigte Motion über den Zustand des englischen Handels an der Küste von Afrika zurückgenommen, vertagte sich das Haus.

** Unterhaussitzung vom 21 Febr. Hr. Ewart kündigt an, bald nach Ostern werde er den Antrag auf gänzliche Abschaffung der Todesstrafe stellen. Sir R. Peel: „Ich erlaube mir, den edlen Viscount, den Staatssecretär der auswärtigen Angelegenheiten, an den Paragraphen der Thronrede zu erinnern, worin es heißt: „„Die Angelegenheiten der Levante haben fortwährend meine ernste Aufmerksamkeit beschäftigt. Die unter den fünf Mächten herrschende Eintracht hat eine Erneuerung der Feindseligkeiten in jener Weltgegend verhindert, und ich hoffe, daß dieselbe Einmüthigkeit diese wichtigen und schwierigen Dinge zu einer definitiven Ausgleichung in der Art führen wird, daß die Integrität und Unabhängigkeit des osmanischen Reichs aufrecht erhalten und dem Frieden Europa's eine weitere Sicherheit gegeben werde.““ Ich frage den edlen Lord, ob dieser Paragraph den Sinn hat, daß die fünf Mächte einhellig sind in der Ansicht, die Integrität und Unabhängigkeit des osmanischen Reichs müsse jeder Ausgleichung der orientalischen Frage zur Basis dienen.“ (Hört!) Lord Palmerston: „Die Frage unterliegt in diesem Augenblick der ernsten Erwägung der Regierung. Negociationen sind eingeleitet. Unter diesen Umständen fragte ich meinerseits den sehr ehrenw. Baronet, ob es wohl politisch klug seyn würde, in dem gegenwärtigen Moment in ausführliche Erörterungen über eine Frage dieser Art einzugehen. Alles was ich jetzt sagen kann, ist, daß alle Mächte (all the powers), die sich mit dieser Sache beschäftigen, gleich sehr wünschen, die Angelegenheit einer befriedigenden und schnellen Lösung entgegen zu führen.“ Auf eine Interpellation von Hrn. Berkeley antwortete der Admiralitätssecretär Hr. R. Moore O'Ferrall, das brittische Geschwader im Mittelmeer sey nicht auf dem Kriegsfuß, wohl aber auf dem vollständigsten Friedensfuße. Hr. O'Ferrall legt hierauf das Marinebudget vor. Der

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[0465/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Freitag Nr. 59. 28 Februar 1840. Großbritannien. _ London, 21 Febr. Im Hause der Lords wurden am 20 Febr. die sehr verbindlichen Antworten, welche die Königin, Prinz Albert und die Herzogin von Kent auf die Gratulationsadressen des Hauses ertheilt, gelesen und in das Protokollbuch eingetragen. Der Herzog v. Buckingham fragte, ob die Regierung über die letzten Vorgänge, welche Zeitungen und Briefe aus China gemeldet, officielle Kunde erhalten habe. Lord Minto verneinte die Frage mit dem Beisatz, er habe Grund zu glauben, daß jene Zeitungsberichte im Wesentlichen richtig seyen. Viscount Strangford verlangte abschriftliche Vorlegung der Berichte von den Renteibeamten des Landes in Betreff der Ausdehnung des Princips, in Städten des Inlands Entrepots (bonding warehouses) anzulegen. Lord Clarendon widersetzte sich, weil die Veröffentlichung solcher Papiere dem öffentlichen Dienst nachtheilig werden könnte, und Lord Melbourne klagte über die Manie der Zeit, Alles öffentlich machen zu wollen. (Gelächter.) Lord Strangford nahm seine Motion zurück. ** Oberhaussitzung vom 21 Febr. Auf eine Frage Lord Ellenboroughs erklärt Viscount Melbourne, das Ministerium werde die in Betreff China's verlangten Papiere demnächst auf den Tisch des Hauses niederlegen. Lord Ellenborough: „Ist die Regierung gesonnen, zu gleicher Zeit eine Botschaft der Krone über unsere Verhältnisse zu China ins Haus zu bringen, worin vielleicht die An- und Absichten der Regierung näher erörtert seyn werden? Ich frage weiter: hat man mit der ostindischen Compagnie ein Uebereinkommen zu dem Zwecke getroffen, die Kosten einer Expedition gegen China zwischen dieser Körperschaft und Ihrer Maj. Regierung zu theilen?“ Lord Melbourne: „Ich glaube nicht, daß dem Haus eine solche, die Absichten der Regierung auseinander setzende Botschaft zukommen wird. Eine Antwort auf die zweite Frage möge das edle Haus mir erlassen.“ (Hört!) Auf die wiederholte Anregung eines Lords, daß die Namen der Officiere und Truppenabtheilungen, die an der Erstürmung der Festung Kelat Theil genommen, in dem Dankesvotum des Hauses für das indobrittische Heer mit aufgeführt werden möchten, äußerte Lord Aberdeen: „Eine der Ursachen der Expedition gegen Kelat war der Stand der Angelegenheiten von Herat. Ich wünschte zu wissen, ob die Regierung Depeschen mit der Meldung erhalten hat, daß der Fürst der Provinz Herat sich mit dem Schah von Persien verständigt, und sofort den von England ihm angebotenen Schutz und Beistand zurückgewiesen habe.“ Lord Melbourne: „Den uns zugekommenen Berichten zufolge lastet auf den Behörden von Herat allerdings einiger Verdacht, aber aunoch sind die Dinge nicht so weit gediehen, als der edle Graf gegenüber vermuthet.“ (Hört!) Nachdem Lord Strangford eine von ihm angekündigte Motion über den Zustand des englischen Handels an der Küste von Afrika zurückgenommen, vertagte sich das Haus. ** Unterhaussitzung vom 21 Febr. Hr. Ewart kündigt an, bald nach Ostern werde er den Antrag auf gänzliche Abschaffung der Todesstrafe stellen. Sir R. Peel: „Ich erlaube mir, den edlen Viscount, den Staatssecretär der auswärtigen Angelegenheiten, an den Paragraphen der Thronrede zu erinnern, worin es heißt: „„Die Angelegenheiten der Levante haben fortwährend meine ernste Aufmerksamkeit beschäftigt. Die unter den fünf Mächten herrschende Eintracht hat eine Erneuerung der Feindseligkeiten in jener Weltgegend verhindert, und ich hoffe, daß dieselbe Einmüthigkeit diese wichtigen und schwierigen Dinge zu einer definitiven Ausgleichung in der Art führen wird, daß die Integrität und Unabhängigkeit des osmanischen Reichs aufrecht erhalten und dem Frieden Europa's eine weitere Sicherheit gegeben werde.““ Ich frage den edlen Lord, ob dieser Paragraph den Sinn hat, daß die fünf Mächte einhellig sind in der Ansicht, die Integrität und Unabhängigkeit des osmanischen Reichs müsse jeder Ausgleichung der orientalischen Frage zur Basis dienen.“ (Hört!) Lord Palmerston: „Die Frage unterliegt in diesem Augenblick der ernsten Erwägung der Regierung. Negociationen sind eingeleitet. Unter diesen Umständen fragte ich meinerseits den sehr ehrenw. Baronet, ob es wohl politisch klug seyn würde, in dem gegenwärtigen Moment in ausführliche Erörterungen über eine Frage dieser Art einzugehen. Alles was ich jetzt sagen kann, ist, daß alle Mächte (all the powers), die sich mit dieser Sache beschäftigen, gleich sehr wünschen, die Angelegenheit einer befriedigenden und schnellen Lösung entgegen zu führen.“ Auf eine Interpellation von Hrn. Berkeley antwortete der Admiralitätssecretär Hr. R. Moore O'Ferrall, das brittische Geschwader im Mittelmeer sey nicht auf dem Kriegsfuß, wohl aber auf dem vollständigsten Friedensfuße. Hr. O'Ferrall legt hierauf das Marinebudget vor. Der

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 59. Augsburg, 28. Februar 1840, S. 0465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_059_18400228/1>, abgerufen am 21.11.2024.