Allgemeine Zeitung. Nr. 63. Augsburg, 3. März 1840.Linz und Orsova. (Gegen 2 Stimmen von den Uebrigen mit vollem Beifall angenommen und für Ausführung dieses Antrags eine Fondsvermehrung von 630,000 fl. in neu zu emittirenden 1260 Stück Actien unter nachstehenden Modalitäten beschlossen: 1) hat jeder Besitzer einer Actie der bisherigen Emissionen das Recht auf ein Fünftheil einer Actie dieser neuen Emission. 2) bei Einzahlung des Betrags für ein solches Actienfünftel sollen Scheine ausgegeben und für solche einzelne fünf Scheine eine ganze Actie ausgefertigt werden. Hieraus folgt, daß keine Fünftel-Actien, sondern bloß Actien-Fünftelscheine demjenigen verabfolgt werden, der weniger als fünf der ältern Actien besitzt. 3) dem Ermessen der Administration bleibt es überlassen, die Zeit der Einzahlung und der Emission dieser Actien zu bestimmen. d) die Nothwendigkeit neuer und erweiterter Statuten und eines Geschäftsreglements. (Dieser von einem der stimmfähigen Actionnäre ausgegangene, durch die progressive Vergrößerung des Geschäfts wohlmotivirte Antrag ward angenommen und die Administration ersucht, den abzufassenden Entwurf zu neuen Statuten und einem Geschäftsreglement der Versammlung im Monat September 1840vorzulegen.) e) die Wahl der dießjährigen Administrationsmitglieder. (Dieser Punkt wurde mit einmüthiger Bestätigung der dermaligen vier Administratoren: der Freiherren Joh. Heinr. v. Geymüller, Joh. v. Sina, Adolph v. Pereira, Hrn. J. B. Benvenuti, in ihren Functionen und mit Erwählung des Frhrn. Rudolph v. Puthon als fünfter Administrator und Ersatzmann des verstorbenen Joh. Bapt. Baron v. Puthon, erledigt.) Auch der befangenste Blick wird gewahren, daß das großartige Industrie-Unternehmen der österreichischen Donaudampfschifffahrt in der kurzen Dauer seines Bestandes rasch gefördert und zu einer vielversprechenden Entwicklung gebracht worden ist. Sehr zu Statten kommt demselben die Gunst der Umstände, welche es bisher mit Unglücksfällen verschonte. Im Jahr 1839 hatte es nicht bloß keinen Schaden durch den Eisgang zu beklagen, sondern auch bei so vielen Stürmen auf dem schwarzen Meere weder Verluste an Waaren noch an Personen erlitten, während eine große Anzahl Schiffe dort und selbst in den Donaumündungen zu Grunde ging. Thiers über Marschall Maison. Die mehrmals erwähnte Rede des Hrn. Thiers am Grabe des Marschalls Maison lautet folgendermaßen: "Vor noch nicht langer Zeit umgaben wir hier die irdischen Reste des Marschalls Lobau; vor noch kürzerer Zeit erwiesen wir dem Admiral Truguet die letzten Ehren, und jetzt stehen wir um das Grab des Marschalls Maison versammelt! Jene kräftige Generation, die sich vor fünfzig Jahren in Masse zur Vertheidigung unseres Bodens und unserer bedrohten Freiheit erhob, erlischt täglich mehr! Man sah sie, von den Heeren von ganz Europa gedrängt, um die Mauern von Straßburg, Verdun, Valenciennes versammelt, auf einmal rückte sie über den Rhein, die Donau, den Po, das mittelländische Meer vor, und trug in einigen Jahren unsere dreifarbige Fahne von den Ebenen Aegyptens in die Ebenen von Andalusien und Polen! Was ist uns von solcher Größe geblieben? Nichts von jener materiellen Größe, die sich von den Gefilden Italiens bis zu denen Hollands erstreckte; jene moralische Größe der Erinnerungen aber, welche unvergänglich in der Geschichte lebt, welche die künftigen Geschlechter entflammt und sie in gleicher Höhe mit den vergangenen Generationen erhält, diese Größe ist uns vollständig geblieben; bewahren wir sie als die köstlichste Erbschaft. Das Andenken der von unsern Kriegern vollbrachten Großthaten würde unsere jungen Soldaten beseelen, wenn ihr Muth auf die Probe gestellt werden sollte: sie würden den Soldaten Klebers, Massena's, Bonaparte's zu gleichen suchen! Jene Männer, die wir alle Jahre, fast alle Tage hieher bringen, jene Männer, wer sie auch seyn mögen, hatten, ihr dürft sicher annehmen, auch ihre Leidenschaften, auch sie ließen sich hinreißen; suchen wir aber in ihrem Leben das Beispiel ihrer heldenmäßigen Tugenden, und bestreben wir uns ihnen wo möglich gleichzukommen! Wir haben nöthig, nicht die Gemüther herabzustimmen, sondern sie zu erheben! Richten wir unsere Blicke nach allem dem auf, was gut, nach allem dem, was groß war bei denen, die hinsterben! Hier liegt wieder einer jener Männer, welche ihr Blut für den Dienst Frankreichs vergossen haben. Ihr, die ihr zu Fleury, am Tagliamento, zu Austerlitz, zu Friedland gewesen, ihr könnt uns sagen, wie sich Marschall Maison in den Schlachten benahm; welch lebendigen und treffenden Blick er inmitten der Gefahren besaß, wie rasch, energisch, unwiderstehlich er zu handeln wußte. Vor allen ihr, die ihr ihn in den Tagen unseres Unglücks gesehen, ihr, die ihr der Schlacht von Leipzig beigewohnt, der größten vielleicht in der Geschichte rücksichtlich des vergossenen Bluts, des Heldenmuths, der Unermeßlichkeit der Katastrophe, ihr wißt, wie groß jener General gewesen, der bei Wachau gekämpft, und ganz mit Blut bedeckt, von den Russen umrungen, sich fast allein inmitten seiner vom Feuer niedergemähten Division vertheidigte; ihr wißt Alle, wie sich am letzten Tag unsers Widerstandes jener General benommen, der unsere Nordgränze vertheidigte, und während der siegreiche Feind schon im Herzen Frankreichs stand, ihm an den Ufern der Schelde einen unüberwindlichen Sinn entgegenstellte. Wir, Männer der gegenwärtigen Generation, wir haben weder jene glücklichen Tage, noch jene unsterblichen Tage des Unglücks gesehen. Alle jene Krieger, deren Name unsere Kindheit beschäftigte, haben wir im Frieden kennen gelernt. Ich hatte die Ehre, dem Marschall Maison auf der Bahn der Staatsämter zu begegnen, und im Wetteifer mit ihm gegen die Schwierigkeiten der gegenwärtigen Zeit anzukämpfen. Ich sah ihn, wie er Frankreich mit aller Gewandtheit eines geprüften Staatsmanns und der Würde eines alten Soldaten diente. Ich habe ihn in den Conseils der Krone gesehen, wie er dem Fürsten als erleuchteter, treuer und fester Minister diente. Sein Geist, der Alles der Natur und der Erfahrung verdankte, war lebhaft, durchdringend, und von tiefer Weisheit. Man war zuweilen, wenn man ihn hörte, zu glauben versucht, als vernehme man einen in den Cabinetten von Europa ergrauten Staatsmann, wenn nicht die in seinen Zügen und in seiner Sprache athmende Energie seines Herzens jeden Augenblick den Soldaten des Kaiserreichs verrathen hätte. Diejenigen, welche seine Einfachheit, seine Güte, seine Offenheit, und hauptsächlich die stolze Unabhängigkeit seiner Seele kannten, konnten sich nicht enthalten, ihn zu lieben und hochzuachten. - Empfange, ausgezeichneter Soldat, guter Bürger, treuer Freund, der du, noch aufrecht stehend, plötzlich an einer nach vierzig Jahren wieder sich öffnenden Wunde gleichsam auf dem Schlachtfelde hingeschieden bist, empfange unsere Huldigung und unser Lebewohl! An der Schwelle jener ewigen Wohnstätte begrüßen wir dich zum letztenmal; wir wünschen dir die Ruhe, die du so wohl verdientest; wünsche uns die patriotischen Tugenden jener starken Generation, zu deren glorreichsten und am meisten vermißten Repräsentanten du immer gehören wirst." Großbritannien. Beschluß der Unterhausdebatten über das Marinebudget. Auf Sir R. Peels Rede antwortete Lord Palmerston: "Ich habe dem Vortrag des Hrn. Baronets mit einer gemischten Empfindung von Mißvergnügen und Freude gelauscht. Mit Mißvergnügen darüber, daß ein Mann von seiner hervorragenden Stellung im Lande, ein Mann von seinem politischen Ansehen, bei der Discussion dieser wichtigen Fragen, bei dem Angriff auf die auswärtige Politik der Regierung, sich einen so engen und beschränkten Gesichtskreis gewählt hat (Zuruf von den ministeriellen Bänken), daß er sich herabgelassen hat, den Entscheid der großen Frage, ob Englands dermalige Politik nach außen Lob oder Tadel verdiene, an so kleinliche Dinge anzuknüpfen, und dabei die großen Erwägungen, die sich seinem Geist hätten darbieten sollen, ganz außer Acht zu lassen. Aber eben der Umstand, daß der sehr ehrenw. Baronet nichts Wichtigeres zu rügen fand, ist mir eine Quelle des Vergnügens, denn ich bin überzeugt, der Hr. Baronet ist ein zu trefflicher Staatsmann, als daß er jene erheblichen Punkte nicht zur Sprache gebracht haben sollte, wenn er anders hoffen konnte, daß sie seinem Zwecke dienen würden. (Hört!) Ich schäme mich fast, dem edlen Baronet durch die armseligen Details zu folgen, auf die er seine Anklage gegen uns zu stützen suchte. (Beifallsruf der Ministeriellen; ironischer Gegenruf der Tories); doch sey es drum. Was zuerst Portugal betrifft, so war es von jeher ein weher Fleck für den Hrn. Baronet und seine Partei, denn Portugal war der erste Punkt, über den die Politik der liberalen Regierung mit jener des Hrn. Baronet in Zusammenstoß gerieth. Portugal war es, wo wir den Hrn. Baronet als den Gönner und Beschützer Dom Miguels fanden. Er stand im Begriffe, diesen Usurpator anzuerkennen, bloß darum, weil er eine Verfassung umgestürzt. Weil die liberale englische Regierung Dona Maria und die portugiesische Constitution gegen Wortbruch und Usurpation vertheidigte, darum wurden wir von den Herren gegenüber, den Hrn. Baronet an der Spitze, angefallen, auf mich persönlich jeder Unglimpf gehäuft, und unserm Streben Schmach und Niederlage prophezeit. Wir behaupteten, unsere Sache werde gelingen, und gelungen ist sie trotz Allem, was der sehr ehrenw. Baronet Gegentheiliges geweissagt. Ja der Hr. Baronet hat das selbst eingestanden, indem er die jetzt in Portugal bestehende Regierungsform eine "von uns eingesetzte" nannte. (Hört!) Doch vielleicht ist es nicht zu erwarten, daß der Hr. Baronet mit denen überein fühle, die da glauben etwas Verdienstliches gethan zu haben, als sie Portugal der landesväterlichen Zärtlichkeit eines Dom Miguel entrissen. (Hört!) Aber, sagt der Hr. Baronet, wir besitzen in Portugal keinen Einfluß, da die portugiesische Regierung unsere Forderungen zurückgewiesen. Nun frag' ich, hat Dom Miguel die Ansprüche Englands berücksichtigt, als der Hr. Baronet Minister war und solche geltend zu machen suchte? Waren die früheren Regierungen Portugals - jene Regierungen, bei denen der Wille eines Einzigen das Gesetz Aller war, geneigter den Sklavenhandel zu unterdrücken, als es die jetzige ist? Möge der Hr. Baronet nur zurückblicken auf das, was unter seinem Schützling Dom Miguel in Portugal geschah, und er wird finden, daß damals die portugiesische Regierung zum mindesten gerade so erpicht war, den Sklavenhandel zu begünstigen, als sie es jetzt ist. Der Unterschied ist aber, wir haben etwas gethan, was der Hr. Baronet als Minister auch nicht einmal versuchte: wir haben nachdrückliche Maaßregeln ergriffen, Portugal zur Unterdrückung seines Sklavenhandels zu zwingen, wir haben uns in dieser Hinsicht nicht gescheut, uns das Mißfallen der jetzigen Regierung von Portugal zuzuziehen, während hingegen die Administration des Hrn. Baronet mit dem begünstigten Dom Miguel allerlei Cerimonien machte. (Zuruf und Gegenruf.) Was nun Spanien betrifft - ein Land, in welchem zwischen Despotismus und einer populären Regierungsform der heftigste Kampf gestritten worden ist, den die neuere Geschichte kennt - so wußte der Hr. Baronet in unserer ganzen Politik diesem Lande gegenüber kein Flecklein aufzufinden, auf das sich der Finger seines Tadels legen ließ, als die Weigerung des Gouverneurs von Havannah, in dieser Hafenstadt eine protestantische Capelle errichten zu lassen. Glaubt denn der sehr ehrenw. Baronet, daß, wenn Don Carlos und die Inquisition in Madrid eingesetzt worden wären, der spanische Hof sich würde williger habe finden lassen, die Einführung protestantischer Gottesverehrung in den spanischen Reichen zu legalisiren? Ist es denn in den Augen des Hrn. Baronets etwas so ganz Unbedeutendes und Gleichgültiges, daß es dem spanischen Volk gelungen, das Joch eines Despotismus abzuschütteln, der alle seine Kräfte zu verkümmern, jede Hoffnung des Gedeihens in der Knospe zu ertödten drohte? (Hört!) Ist das kein Triumph, dessen wir uns zu freuen, auf den wir stolz zu seyn einiges Recht haben? (Hört! in verschiedenem Sinne.) Ja, ich nenne diesen Triumph einen vollständigen; denn wie lange es auch noch währen mag, bis die noch glühende Asche der Bürgerzwietracht in Spanien vollends erlöschen wird, das Eine ist gewiß: die angefachte Flamme der Freiheit wird in Spanien nicht mehr erlöschen, sondern fortbrennen mit gerader, heller Lohe, denn die Constitution ist in Spanien festbegründet, und durch sie, durch diese Constitution, ist jenes edle Volk aus der herabgewürdigten Lage, in die es so lange versunken war, wieder erhoben, und wird, wie ich nicht zweifle, sich bald wieder als ein wichtiger Factor in der Reihe der europäischen Mächte geltend machen. (Hört!) Ist das nicht etwas Bedeutenderes, als die Errichtung einer anglicanischen Capelle in Havannah?" Der Minister findet es lächerlich, daß Peel den überwiegenden Einfluß Frankreichs in Madrid daraus habe beweisen wollen, daß die spanische Regierung den Franzosen gegen 16 Dollars Monatszins (Gelächter) ein Inselchen bei Port Mahon, welches früher die Nordamerikaner besessen, vermiethet und ihnen den Miethvertrag jetzt auf zwei Jahre erneuert hat, und fügt dann hinzu: "Wenn der Hr. Baronet fragt, was Ihrer Maj. Regierung gethan habe, um Spaniens Unabhängigkeit zu schützen, so weise ich abermals auf die spanische Verfassung hin; durch die Einführung einer populären Controle über die Executivgewalt ist Spanien gegen den Einfluß Frankreichs, oder irgend einer andern Macht, besser geschützt, als es auf irgend einem andern Weg hätte geschehen können. (Beifall.) Der Hr. Baronet ging von Spanien auf Frankreich über, bekrittelte die Ergebnisse unserer Allianz mit diesem Nachbarstaat, und deutete spottend auf die 15 französischen Linienschiffe im Mittelmeer. Der Hr. Baronet klagte auch, daß ein Geist der Nationaleifersucht gegen England in Frankreich mehr und mehr um sich greife. Fragt man mich um die Ursache dieser Erscheinung, so sag' ich, sie findet sich in der Sprache, die man seit den letzten paar Jahren über Frankreich geführt hat. Nicht der Hr. Baronet hat diese Sprache geführt, denn er ist über ein solches Benehmen erhaben; wohl aber die ehrenwerthen Herren, die um ihn herum sitzen, und Herren an einem andern Ort, welche gewohnt sind, mit Gier jeden noch so geringfügigen Umstand aufzugreifen, welcher Frankreich reizen und kränken, die alte Nationaleifersucht Englands gegen Linz und Orsova. (Gegen 2 Stimmen von den Uebrigen mit vollem Beifall angenommen und für Ausführung dieses Antrags eine Fondsvermehrung von 630,000 fl. in neu zu emittirenden 1260 Stück Actien unter nachstehenden Modalitäten beschlossen: 1) hat jeder Besitzer einer Actie der bisherigen Emissionen das Recht auf ein Fünftheil einer Actie dieser neuen Emission. 2) bei Einzahlung des Betrags für ein solches Actienfünftel sollen Scheine ausgegeben und für solche einzelne fünf Scheine eine ganze Actie ausgefertigt werden. Hieraus folgt, daß keine Fünftel-Actien, sondern bloß Actien-Fünftelscheine demjenigen verabfolgt werden, der weniger als fünf der ältern Actien besitzt. 3) dem Ermessen der Administration bleibt es überlassen, die Zeit der Einzahlung und der Emission dieser Actien zu bestimmen. d) die Nothwendigkeit neuer und erweiterter Statuten und eines Geschäftsreglements. (Dieser von einem der stimmfähigen Actionnäre ausgegangene, durch die progressive Vergrößerung des Geschäfts wohlmotivirte Antrag ward angenommen und die Administration ersucht, den abzufassenden Entwurf zu neuen Statuten und einem Geschäftsreglement der Versammlung im Monat September 1840vorzulegen.) e) die Wahl der dießjährigen Administrationsmitglieder. (Dieser Punkt wurde mit einmüthiger Bestätigung der dermaligen vier Administratoren: der Freiherren Joh. Heinr. v. Geymüller, Joh. v. Sina, Adolph v. Pereira, Hrn. J. B. Benvenuti, in ihren Functionen und mit Erwählung des Frhrn. Rudolph v. Puthon als fünfter Administrator und Ersatzmann des verstorbenen Joh. Bapt. Baron v. Puthon, erledigt.) Auch der befangenste Blick wird gewahren, daß das großartige Industrie-Unternehmen der österreichischen Donaudampfschifffahrt in der kurzen Dauer seines Bestandes rasch gefördert und zu einer vielversprechenden Entwicklung gebracht worden ist. Sehr zu Statten kommt demselben die Gunst der Umstände, welche es bisher mit Unglücksfällen verschonte. Im Jahr 1839 hatte es nicht bloß keinen Schaden durch den Eisgang zu beklagen, sondern auch bei so vielen Stürmen auf dem schwarzen Meere weder Verluste an Waaren noch an Personen erlitten, während eine große Anzahl Schiffe dort und selbst in den Donaumündungen zu Grunde ging. Thiers über Marschall Maison. Die mehrmals erwähnte Rede des Hrn. Thiers am Grabe des Marschalls Maison lautet folgendermaßen: „Vor noch nicht langer Zeit umgaben wir hier die irdischen Reste des Marschalls Lobau; vor noch kürzerer Zeit erwiesen wir dem Admiral Truguet die letzten Ehren, und jetzt stehen wir um das Grab des Marschalls Maison versammelt! Jene kräftige Generation, die sich vor fünfzig Jahren in Masse zur Vertheidigung unseres Bodens und unserer bedrohten Freiheit erhob, erlischt täglich mehr! Man sah sie, von den Heeren von ganz Europa gedrängt, um die Mauern von Straßburg, Verdun, Valenciennes versammelt, auf einmal rückte sie über den Rhein, die Donau, den Po, das mittelländische Meer vor, und trug in einigen Jahren unsere dreifarbige Fahne von den Ebenen Aegyptens in die Ebenen von Andalusien und Polen! Was ist uns von solcher Größe geblieben? Nichts von jener materiellen Größe, die sich von den Gefilden Italiens bis zu denen Hollands erstreckte; jene moralische Größe der Erinnerungen aber, welche unvergänglich in der Geschichte lebt, welche die künftigen Geschlechter entflammt und sie in gleicher Höhe mit den vergangenen Generationen erhält, diese Größe ist uns vollständig geblieben; bewahren wir sie als die köstlichste Erbschaft. Das Andenken der von unsern Kriegern vollbrachten Großthaten würde unsere jungen Soldaten beseelen, wenn ihr Muth auf die Probe gestellt werden sollte: sie würden den Soldaten Klebers, Massena's, Bonaparte's zu gleichen suchen! Jene Männer, die wir alle Jahre, fast alle Tage hieher bringen, jene Männer, wer sie auch seyn mögen, hatten, ihr dürft sicher annehmen, auch ihre Leidenschaften, auch sie ließen sich hinreißen; suchen wir aber in ihrem Leben das Beispiel ihrer heldenmäßigen Tugenden, und bestreben wir uns ihnen wo möglich gleichzukommen! Wir haben nöthig, nicht die Gemüther herabzustimmen, sondern sie zu erheben! Richten wir unsere Blicke nach allem dem auf, was gut, nach allem dem, was groß war bei denen, die hinsterben! Hier liegt wieder einer jener Männer, welche ihr Blut für den Dienst Frankreichs vergossen haben. Ihr, die ihr zu Fleury, am Tagliamento, zu Austerlitz, zu Friedland gewesen, ihr könnt uns sagen, wie sich Marschall Maison in den Schlachten benahm; welch lebendigen und treffenden Blick er inmitten der Gefahren besaß, wie rasch, energisch, unwiderstehlich er zu handeln wußte. Vor allen ihr, die ihr ihn in den Tagen unseres Unglücks gesehen, ihr, die ihr der Schlacht von Leipzig beigewohnt, der größten vielleicht in der Geschichte rücksichtlich des vergossenen Bluts, des Heldenmuths, der Unermeßlichkeit der Katastrophe, ihr wißt, wie groß jener General gewesen, der bei Wachau gekämpft, und ganz mit Blut bedeckt, von den Russen umrungen, sich fast allein inmitten seiner vom Feuer niedergemähten Division vertheidigte; ihr wißt Alle, wie sich am letzten Tag unsers Widerstandes jener General benommen, der unsere Nordgränze vertheidigte, und während der siegreiche Feind schon im Herzen Frankreichs stand, ihm an den Ufern der Schelde einen unüberwindlichen Sinn entgegenstellte. Wir, Männer der gegenwärtigen Generation, wir haben weder jene glücklichen Tage, noch jene unsterblichen Tage des Unglücks gesehen. Alle jene Krieger, deren Name unsere Kindheit beschäftigte, haben wir im Frieden kennen gelernt. Ich hatte die Ehre, dem Marschall Maison auf der Bahn der Staatsämter zu begegnen, und im Wetteifer mit ihm gegen die Schwierigkeiten der gegenwärtigen Zeit anzukämpfen. Ich sah ihn, wie er Frankreich mit aller Gewandtheit eines geprüften Staatsmanns und der Würde eines alten Soldaten diente. Ich habe ihn in den Conseils der Krone gesehen, wie er dem Fürsten als erleuchteter, treuer und fester Minister diente. Sein Geist, der Alles der Natur und der Erfahrung verdankte, war lebhaft, durchdringend, und von tiefer Weisheit. Man war zuweilen, wenn man ihn hörte, zu glauben versucht, als vernehme man einen in den Cabinetten von Europa ergrauten Staatsmann, wenn nicht die in seinen Zügen und in seiner Sprache athmende Energie seines Herzens jeden Augenblick den Soldaten des Kaiserreichs verrathen hätte. Diejenigen, welche seine Einfachheit, seine Güte, seine Offenheit, und hauptsächlich die stolze Unabhängigkeit seiner Seele kannten, konnten sich nicht enthalten, ihn zu lieben und hochzuachten. – Empfange, ausgezeichneter Soldat, guter Bürger, treuer Freund, der du, noch aufrecht stehend, plötzlich an einer nach vierzig Jahren wieder sich öffnenden Wunde gleichsam auf dem Schlachtfelde hingeschieden bist, empfange unsere Huldigung und unser Lebewohl! An der Schwelle jener ewigen Wohnstätte begrüßen wir dich zum letztenmal; wir wünschen dir die Ruhe, die du so wohl verdientest; wünsche uns die patriotischen Tugenden jener starken Generation, zu deren glorreichsten und am meisten vermißten Repräsentanten du immer gehören wirst.“ Großbritannien. Beschluß der Unterhausdebatten über das Marinebudget. Auf Sir R. Peels Rede antwortete Lord Palmerston: „Ich habe dem Vortrag des Hrn. Baronets mit einer gemischten Empfindung von Mißvergnügen und Freude gelauscht. Mit Mißvergnügen darüber, daß ein Mann von seiner hervorragenden Stellung im Lande, ein Mann von seinem politischen Ansehen, bei der Discussion dieser wichtigen Fragen, bei dem Angriff auf die auswärtige Politik der Regierung, sich einen so engen und beschränkten Gesichtskreis gewählt hat (Zuruf von den ministeriellen Bänken), daß er sich herabgelassen hat, den Entscheid der großen Frage, ob Englands dermalige Politik nach außen Lob oder Tadel verdiene, an so kleinliche Dinge anzuknüpfen, und dabei die großen Erwägungen, die sich seinem Geist hätten darbieten sollen, ganz außer Acht zu lassen. Aber eben der Umstand, daß der sehr ehrenw. Baronet nichts Wichtigeres zu rügen fand, ist mir eine Quelle des Vergnügens, denn ich bin überzeugt, der Hr. Baronet ist ein zu trefflicher Staatsmann, als daß er jene erheblichen Punkte nicht zur Sprache gebracht haben sollte, wenn er anders hoffen konnte, daß sie seinem Zwecke dienen würden. (Hört!) Ich schäme mich fast, dem edlen Baronet durch die armseligen Details zu folgen, auf die er seine Anklage gegen uns zu stützen suchte. (Beifallsruf der Ministeriellen; ironischer Gegenruf der Tories); doch sey es drum. Was zuerst Portugal betrifft, so war es von jeher ein weher Fleck für den Hrn. Baronet und seine Partei, denn Portugal war der erste Punkt, über den die Politik der liberalen Regierung mit jener des Hrn. Baronet in Zusammenstoß gerieth. Portugal war es, wo wir den Hrn. Baronet als den Gönner und Beschützer Dom Miguels fanden. Er stand im Begriffe, diesen Usurpator anzuerkennen, bloß darum, weil er eine Verfassung umgestürzt. Weil die liberale englische Regierung Dona Maria und die portugiesische Constitution gegen Wortbruch und Usurpation vertheidigte, darum wurden wir von den Herren gegenüber, den Hrn. Baronet an der Spitze, angefallen, auf mich persönlich jeder Unglimpf gehäuft, und unserm Streben Schmach und Niederlage prophezeit. Wir behaupteten, unsere Sache werde gelingen, und gelungen ist sie trotz Allem, was der sehr ehrenw. Baronet Gegentheiliges geweissagt. Ja der Hr. Baronet hat das selbst eingestanden, indem er die jetzt in Portugal bestehende Regierungsform eine „von uns eingesetzte“ nannte. (Hört!) Doch vielleicht ist es nicht zu erwarten, daß der Hr. Baronet mit denen überein fühle, die da glauben etwas Verdienstliches gethan zu haben, als sie Portugal der landesväterlichen Zärtlichkeit eines Dom Miguel entrissen. (Hört!) Aber, sagt der Hr. Baronet, wir besitzen in Portugal keinen Einfluß, da die portugiesische Regierung unsere Forderungen zurückgewiesen. Nun frag' ich, hat Dom Miguel die Ansprüche Englands berücksichtigt, als der Hr. Baronet Minister war und solche geltend zu machen suchte? Waren die früheren Regierungen Portugals – jene Regierungen, bei denen der Wille eines Einzigen das Gesetz Aller war, geneigter den Sklavenhandel zu unterdrücken, als es die jetzige ist? Möge der Hr. Baronet nur zurückblicken auf das, was unter seinem Schützling Dom Miguel in Portugal geschah, und er wird finden, daß damals die portugiesische Regierung zum mindesten gerade so erpicht war, den Sklavenhandel zu begünstigen, als sie es jetzt ist. Der Unterschied ist aber, wir haben etwas gethan, was der Hr. Baronet als Minister auch nicht einmal versuchte: wir haben nachdrückliche Maaßregeln ergriffen, Portugal zur Unterdrückung seines Sklavenhandels zu zwingen, wir haben uns in dieser Hinsicht nicht gescheut, uns das Mißfallen der jetzigen Regierung von Portugal zuzuziehen, während hingegen die Administration des Hrn. Baronet mit dem begünstigten Dom Miguel allerlei Cerimonien machte. (Zuruf und Gegenruf.) Was nun Spanien betrifft – ein Land, in welchem zwischen Despotismus und einer populären Regierungsform der heftigste Kampf gestritten worden ist, den die neuere Geschichte kennt – so wußte der Hr. Baronet in unserer ganzen Politik diesem Lande gegenüber kein Flecklein aufzufinden, auf das sich der Finger seines Tadels legen ließ, als die Weigerung des Gouverneurs von Havannah, in dieser Hafenstadt eine protestantische Capelle errichten zu lassen. Glaubt denn der sehr ehrenw. Baronet, daß, wenn Don Carlos und die Inquisition in Madrid eingesetzt worden wären, der spanische Hof sich würde williger habe finden lassen, die Einführung protestantischer Gottesverehrung in den spanischen Reichen zu legalisiren? Ist es denn in den Augen des Hrn. Baronets etwas so ganz Unbedeutendes und Gleichgültiges, daß es dem spanischen Volk gelungen, das Joch eines Despotismus abzuschütteln, der alle seine Kräfte zu verkümmern, jede Hoffnung des Gedeihens in der Knospe zu ertödten drohte? (Hört!) Ist das kein Triumph, dessen wir uns zu freuen, auf den wir stolz zu seyn einiges Recht haben? (Hört! in verschiedenem Sinne.) 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Ist das nicht etwas Bedeutenderes, als die Errichtung einer anglicanischen Capelle in Havannah?“ Der Minister findet es lächerlich, daß Peel den überwiegenden Einfluß Frankreichs in Madrid daraus habe beweisen wollen, daß die spanische Regierung den Franzosen gegen 16 Dollars Monatszins (Gelächter) ein Inselchen bei Port Mahon, welches früher die Nordamerikaner besessen, vermiethet und ihnen den Miethvertrag jetzt auf zwei Jahre erneuert hat, und fügt dann hinzu: „Wenn der Hr. Baronet fragt, was Ihrer Maj. Regierung gethan habe, um Spaniens Unabhängigkeit zu schützen, so weise ich abermals auf die spanische Verfassung hin; durch die Einführung einer populären Controle über die Executivgewalt ist Spanien gegen den Einfluß Frankreichs, oder irgend einer andern Macht, besser geschützt, als es auf irgend einem andern Weg hätte geschehen können. (Beifall.) Der Hr. Baronet ging von Spanien auf Frankreich über, bekrittelte die Ergebnisse unserer Allianz mit diesem Nachbarstaat, und deutete spottend auf die 15 französischen Linienschiffe im Mittelmeer. Der Hr. Baronet klagte auch, daß ein Geist der Nationaleifersucht gegen England in Frankreich mehr und mehr um sich greife. Fragt man mich um die Ursache dieser Erscheinung, so sag' ich, sie findet sich in der Sprache, die man seit den letzten paar Jahren über Frankreich geführt hat. Nicht der Hr. Baronet hat diese Sprache geführt, denn er ist über ein solches Benehmen erhaben; wohl aber die ehrenwerthen Herren, die um ihn herum sitzen, und Herren an einem andern Ort, welche gewohnt sind, mit Gier jeden noch so geringfügigen Umstand aufzugreifen, welcher Frankreich reizen und kränken, die alte Nationaleifersucht Englands gegen <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0011" n="0500"/> Linz und Orsova. 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(Dieser von einem der stimmfähigen Actionnäre ausgegangene, durch die progressive Vergrößerung des Geschäfts wohlmotivirte Antrag ward angenommen und die Administration ersucht, den abzufassenden Entwurf zu neuen Statuten und einem Geschäftsreglement der Versammlung im Monat September 1840vorzulegen.) e) die Wahl der dießjährigen Administrationsmitglieder. (Dieser Punkt wurde mit einmüthiger Bestätigung der dermaligen vier Administratoren: der Freiherren Joh. Heinr. v. Geymüller, Joh. v. Sina, Adolph v. Pereira, Hrn. J. B. Benvenuti, in ihren Functionen und mit Erwählung des Frhrn. Rudolph v. Puthon als fünfter Administrator und Ersatzmann des verstorbenen Joh. Bapt. Baron v. Puthon, erledigt.)</p><lb/> <p>Auch der befangenste Blick wird gewahren, daß das großartige Industrie-Unternehmen der österreichischen Donaudampfschifffahrt in der kurzen Dauer seines Bestandes rasch gefördert und zu einer vielversprechenden Entwicklung gebracht worden ist. 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Jene kräftige Generation, die sich vor fünfzig Jahren in Masse zur Vertheidigung unseres Bodens und unserer bedrohten Freiheit erhob, erlischt täglich mehr! Man sah sie, von den Heeren von ganz Europa gedrängt, um die Mauern von Straßburg, Verdun, Valenciennes versammelt, auf einmal rückte sie über den Rhein, die Donau, den Po, das mittelländische Meer vor, und trug in einigen Jahren unsere dreifarbige Fahne von den Ebenen Aegyptens in die Ebenen von Andalusien und Polen! Was ist uns von solcher Größe geblieben? Nichts von jener materiellen Größe, die sich von den Gefilden Italiens bis zu denen Hollands erstreckte; jene moralische Größe der Erinnerungen aber, welche unvergänglich in der Geschichte lebt, welche die künftigen Geschlechter entflammt und sie in gleicher Höhe mit den vergangenen Generationen erhält, diese Größe ist uns vollständig geblieben; bewahren wir sie als die köstlichste Erbschaft. Das Andenken der von unsern Kriegern vollbrachten Großthaten würde unsere jungen Soldaten beseelen, wenn ihr Muth auf die Probe gestellt werden sollte: sie würden den Soldaten Klebers, Massena's, Bonaparte's zu gleichen suchen! Jene Männer, die wir alle Jahre, fast alle Tage hieher bringen, jene Männer, wer sie auch seyn mögen, hatten, ihr dürft sicher annehmen, auch ihre Leidenschaften, auch sie ließen sich hinreißen; suchen wir aber in ihrem Leben das Beispiel ihrer heldenmäßigen Tugenden, und bestreben wir uns ihnen wo möglich gleichzukommen! Wir haben nöthig, nicht die Gemüther herabzustimmen, sondern sie zu erheben! Richten wir unsere Blicke nach allem dem auf, was gut, nach allem dem, was groß war bei denen, die hinsterben! Hier liegt wieder einer jener Männer, welche ihr Blut für den Dienst Frankreichs vergossen haben. Ihr, die ihr zu Fleury, am Tagliamento, zu Austerlitz, zu Friedland gewesen, ihr könnt uns sagen, wie sich Marschall Maison in den Schlachten benahm; welch lebendigen und treffenden Blick er inmitten der Gefahren besaß, wie rasch, energisch, unwiderstehlich er zu handeln wußte. Vor allen ihr, die ihr ihn in den Tagen unseres Unglücks gesehen, ihr, die ihr der Schlacht von Leipzig beigewohnt, der größten vielleicht in der Geschichte rücksichtlich des vergossenen Bluts, des Heldenmuths, der Unermeßlichkeit der Katastrophe, ihr wißt, wie groß jener General gewesen, der bei Wachau gekämpft, und ganz mit Blut bedeckt, von den Russen umrungen, sich fast allein inmitten seiner vom Feuer niedergemähten Division vertheidigte; ihr wißt Alle, wie sich am letzten Tag unsers Widerstandes jener General benommen, der unsere Nordgränze vertheidigte, und während der siegreiche Feind schon im Herzen Frankreichs stand, ihm an den Ufern der Schelde einen unüberwindlichen Sinn entgegenstellte. Wir, Männer der gegenwärtigen Generation, wir haben weder jene glücklichen Tage, noch jene unsterblichen Tage des Unglücks gesehen. Alle jene Krieger, deren Name unsere Kindheit beschäftigte, haben wir im Frieden kennen gelernt. Ich hatte die Ehre, dem Marschall Maison auf der Bahn der Staatsämter zu begegnen, und im Wetteifer mit ihm gegen die Schwierigkeiten der gegenwärtigen Zeit anzukämpfen. Ich sah ihn, wie er Frankreich mit aller Gewandtheit eines geprüften Staatsmanns und der Würde eines alten Soldaten diente. Ich habe ihn in den Conseils der Krone gesehen, wie er dem Fürsten als erleuchteter, treuer und fester Minister diente. Sein Geist, der Alles der Natur und der Erfahrung verdankte, war lebhaft, durchdringend, und von tiefer Weisheit. Man war zuweilen, wenn man ihn hörte, zu glauben versucht, als vernehme man einen in den Cabinetten von Europa ergrauten Staatsmann, wenn nicht die in seinen Zügen und in seiner Sprache athmende Energie seines Herzens jeden Augenblick den Soldaten des Kaiserreichs verrathen hätte. Diejenigen, welche seine Einfachheit, seine Güte, seine Offenheit, und hauptsächlich die stolze Unabhängigkeit seiner Seele kannten, konnten sich nicht enthalten, ihn zu lieben und hochzuachten. – Empfange, ausgezeichneter Soldat, guter Bürger, treuer Freund, der du, noch aufrecht stehend, plötzlich an einer nach vierzig Jahren wieder sich öffnenden Wunde gleichsam auf dem Schlachtfelde hingeschieden bist, empfange unsere Huldigung und unser Lebewohl! An der Schwelle jener ewigen Wohnstätte begrüßen wir dich zum letztenmal; wir wünschen dir die Ruhe, die du so wohl verdientest; wünsche uns die patriotischen Tugenden jener starken Generation, zu deren glorreichsten und am meisten vermißten Repräsentanten du immer gehören wirst.“</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#g">Beschluß der Unterhausdebatten über das Marinebudget</hi>.</p><lb/> <p>Auf Sir R. Peels Rede antwortete Lord <hi rendition="#g">Palmerston</hi>: „Ich habe dem Vortrag des Hrn. Baronets mit einer gemischten Empfindung von Mißvergnügen und Freude gelauscht. Mit Mißvergnügen darüber, daß ein Mann von seiner hervorragenden Stellung im Lande, ein Mann von seinem politischen Ansehen, bei der Discussion dieser wichtigen Fragen, bei dem Angriff auf die auswärtige Politik der Regierung, sich einen so engen und beschränkten Gesichtskreis gewählt hat (Zuruf von den ministeriellen Bänken), daß er sich herabgelassen hat, den Entscheid der großen Frage, ob Englands dermalige Politik nach außen Lob oder Tadel verdiene, an so kleinliche Dinge anzuknüpfen, und dabei die großen Erwägungen, die sich seinem Geist hätten darbieten sollen, ganz außer Acht zu lassen. Aber eben der Umstand, daß der sehr ehrenw. Baronet nichts Wichtigeres zu rügen fand, ist mir eine Quelle des Vergnügens, denn ich bin überzeugt, der Hr. Baronet ist ein zu trefflicher Staatsmann, als daß er jene erheblichen Punkte nicht zur Sprache gebracht haben sollte, wenn er anders hoffen konnte, daß sie seinem Zwecke dienen würden. (Hört!) Ich schäme mich fast, dem edlen Baronet durch die armseligen Details zu folgen, auf die er seine Anklage gegen uns zu stützen suchte. (Beifallsruf der Ministeriellen; ironischer Gegenruf der Tories); doch sey es drum. Was zuerst Portugal betrifft, so war es von jeher ein weher Fleck für den Hrn. Baronet und seine Partei, denn Portugal war der erste Punkt, über den die Politik der liberalen Regierung mit jener des Hrn. Baronet in Zusammenstoß gerieth. Portugal war es, wo wir den Hrn. Baronet als den Gönner und Beschützer Dom Miguels fanden. Er stand im Begriffe, diesen Usurpator anzuerkennen, bloß darum, weil er eine Verfassung umgestürzt. Weil die liberale englische Regierung Dona Maria und die portugiesische Constitution gegen Wortbruch und Usurpation vertheidigte, darum wurden wir von den Herren gegenüber, den Hrn. Baronet an der Spitze, angefallen, auf mich persönlich jeder Unglimpf gehäuft, und unserm Streben Schmach und Niederlage prophezeit. Wir behaupteten, unsere Sache werde gelingen, und gelungen ist sie trotz Allem, was der sehr ehrenw. Baronet Gegentheiliges geweissagt. Ja der Hr. Baronet hat das selbst eingestanden, indem er die jetzt in Portugal bestehende Regierungsform eine „von uns eingesetzte“ nannte. (Hört!) Doch vielleicht ist es nicht zu erwarten, daß der Hr. Baronet mit denen überein fühle, die da glauben etwas Verdienstliches gethan zu haben, als sie Portugal der landesväterlichen Zärtlichkeit eines Dom Miguel entrissen. (Hört!) Aber, sagt der Hr. Baronet, wir besitzen in Portugal keinen Einfluß, da die portugiesische Regierung unsere Forderungen zurückgewiesen. Nun frag' ich, hat Dom Miguel die Ansprüche Englands berücksichtigt, als der Hr. Baronet Minister war und solche geltend zu machen suchte? Waren die früheren Regierungen Portugals – jene Regierungen, bei denen der Wille eines Einzigen das Gesetz Aller war, geneigter den Sklavenhandel zu unterdrücken, als es die jetzige ist? Möge der Hr. Baronet nur zurückblicken auf das, was unter seinem Schützling Dom Miguel in Portugal geschah, und er wird finden, daß damals die portugiesische Regierung zum mindesten gerade so erpicht war, den Sklavenhandel zu begünstigen, als sie es jetzt ist. Der Unterschied ist aber, <hi rendition="#g">wir</hi> haben etwas gethan, was der Hr. Baronet als Minister auch nicht einmal versuchte: wir haben nachdrückliche Maaßregeln ergriffen, Portugal zur Unterdrückung seines Sklavenhandels zu zwingen, wir haben uns in dieser Hinsicht nicht gescheut, uns das Mißfallen der jetzigen Regierung von Portugal zuzuziehen, während hingegen die Administration des Hrn. Baronet mit dem begünstigten Dom Miguel allerlei Cerimonien machte. (Zuruf und Gegenruf.) Was nun Spanien betrifft – ein Land, in welchem zwischen Despotismus und einer populären Regierungsform der heftigste Kampf gestritten worden ist, den die neuere Geschichte kennt – so wußte der Hr. Baronet in unserer ganzen Politik diesem Lande gegenüber kein Flecklein aufzufinden, auf das sich der Finger seines Tadels legen ließ, als die Weigerung des Gouverneurs von Havannah, in dieser Hafenstadt eine protestantische Capelle errichten zu lassen. Glaubt denn der sehr ehrenw. Baronet, daß, wenn Don Carlos und die Inquisition in Madrid eingesetzt worden wären, der spanische Hof sich würde williger habe finden lassen, die Einführung protestantischer Gottesverehrung in den spanischen Reichen zu legalisiren? Ist es denn in den Augen des Hrn. Baronets etwas so ganz Unbedeutendes und Gleichgültiges, daß es dem spanischen Volk gelungen, das Joch eines Despotismus abzuschütteln, der alle seine Kräfte zu verkümmern, jede Hoffnung des Gedeihens in der Knospe zu ertödten drohte? (Hört!) Ist das kein Triumph, dessen wir uns zu freuen, auf den wir stolz zu seyn einiges Recht haben? (Hört! in verschiedenem Sinne.) Ja, ich nenne diesen Triumph einen vollständigen; denn wie lange es auch noch währen mag, bis die noch glühende Asche der Bürgerzwietracht in Spanien vollends erlöschen wird, das Eine ist gewiß: die angefachte Flamme der Freiheit wird in Spanien nicht mehr erlöschen, sondern fortbrennen mit gerader, heller Lohe, denn die Constitution ist in Spanien festbegründet, und durch sie, durch diese Constitution, ist jenes edle Volk aus der herabgewürdigten Lage, in die es so lange versunken war, wieder erhoben, und wird, wie ich nicht zweifle, sich bald wieder als ein wichtiger Factor in der Reihe der europäischen Mächte geltend machen. (Hört!) Ist das nicht etwas Bedeutenderes, als die Errichtung einer anglicanischen Capelle in Havannah?“ Der Minister findet es lächerlich, daß Peel den überwiegenden Einfluß Frankreichs in Madrid daraus habe beweisen wollen, daß die spanische Regierung den Franzosen gegen 16 Dollars Monatszins (Gelächter) ein Inselchen bei Port Mahon, welches früher die Nordamerikaner besessen, vermiethet und ihnen den Miethvertrag jetzt auf zwei Jahre erneuert hat, und fügt dann hinzu: „Wenn der Hr. Baronet fragt, was Ihrer Maj. Regierung gethan habe, um Spaniens Unabhängigkeit zu schützen, so weise ich abermals auf die spanische Verfassung hin; durch die Einführung einer populären Controle über die Executivgewalt ist Spanien gegen den Einfluß Frankreichs, oder irgend einer andern Macht, besser geschützt, als es auf irgend einem andern Weg hätte geschehen können. (Beifall.) Der Hr. Baronet ging von Spanien auf Frankreich über, bekrittelte die Ergebnisse unserer Allianz mit diesem Nachbarstaat, und deutete spottend auf die 15 französischen Linienschiffe im Mittelmeer. Der Hr. Baronet klagte auch, daß ein Geist der Nationaleifersucht gegen England in Frankreich mehr und mehr um sich greife. Fragt man <hi rendition="#g">mich</hi> um die Ursache dieser Erscheinung, so sag' ich, sie findet sich in der Sprache, die man seit den letzten paar Jahren über Frankreich geführt hat. Nicht der Hr. Baronet hat diese Sprache geführt, denn er ist über ein solches Benehmen erhaben; wohl aber die ehrenwerthen Herren, die um ihn herum sitzen, und Herren an einem andern Ort, welche gewohnt sind, mit Gier jeden noch so geringfügigen Umstand aufzugreifen, welcher Frankreich reizen und kränken, die alte Nationaleifersucht Englands gegen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0500/0011]
Linz und Orsova. (Gegen 2 Stimmen von den Uebrigen mit vollem Beifall angenommen und für Ausführung dieses Antrags eine Fondsvermehrung von 630,000 fl. in neu zu emittirenden 1260 Stück Actien unter nachstehenden Modalitäten beschlossen: 1) hat jeder Besitzer einer Actie der bisherigen Emissionen das Recht auf ein Fünftheil einer Actie dieser neuen Emission. 2) bei Einzahlung des Betrags für ein solches Actienfünftel sollen Scheine ausgegeben und für solche einzelne fünf Scheine eine ganze Actie ausgefertigt werden. Hieraus folgt, daß keine Fünftel-Actien, sondern bloß Actien-Fünftelscheine demjenigen verabfolgt werden, der weniger als fünf der ältern Actien besitzt. 3) dem Ermessen der Administration bleibt es überlassen, die Zeit der Einzahlung und der Emission dieser Actien zu bestimmen. d) die Nothwendigkeit neuer und erweiterter Statuten und eines Geschäftsreglements. (Dieser von einem der stimmfähigen Actionnäre ausgegangene, durch die progressive Vergrößerung des Geschäfts wohlmotivirte Antrag ward angenommen und die Administration ersucht, den abzufassenden Entwurf zu neuen Statuten und einem Geschäftsreglement der Versammlung im Monat September 1840vorzulegen.) e) die Wahl der dießjährigen Administrationsmitglieder. (Dieser Punkt wurde mit einmüthiger Bestätigung der dermaligen vier Administratoren: der Freiherren Joh. Heinr. v. Geymüller, Joh. v. Sina, Adolph v. Pereira, Hrn. J. B. Benvenuti, in ihren Functionen und mit Erwählung des Frhrn. Rudolph v. Puthon als fünfter Administrator und Ersatzmann des verstorbenen Joh. Bapt. Baron v. Puthon, erledigt.)
Auch der befangenste Blick wird gewahren, daß das großartige Industrie-Unternehmen der österreichischen Donaudampfschifffahrt in der kurzen Dauer seines Bestandes rasch gefördert und zu einer vielversprechenden Entwicklung gebracht worden ist. Sehr zu Statten kommt demselben die Gunst der Umstände, welche es bisher mit Unglücksfällen verschonte. Im Jahr 1839 hatte es nicht bloß keinen Schaden durch den Eisgang zu beklagen, sondern auch bei so vielen Stürmen auf dem schwarzen Meere weder Verluste an Waaren noch an Personen erlitten, während eine große Anzahl Schiffe dort und selbst in den Donaumündungen zu Grunde ging.
Thiers über Marschall Maison.
Die mehrmals erwähnte Rede des Hrn. Thiers am Grabe des Marschalls Maison lautet folgendermaßen: „Vor noch nicht langer Zeit umgaben wir hier die irdischen Reste des Marschalls Lobau; vor noch kürzerer Zeit erwiesen wir dem Admiral Truguet die letzten Ehren, und jetzt stehen wir um das Grab des Marschalls Maison versammelt! Jene kräftige Generation, die sich vor fünfzig Jahren in Masse zur Vertheidigung unseres Bodens und unserer bedrohten Freiheit erhob, erlischt täglich mehr! Man sah sie, von den Heeren von ganz Europa gedrängt, um die Mauern von Straßburg, Verdun, Valenciennes versammelt, auf einmal rückte sie über den Rhein, die Donau, den Po, das mittelländische Meer vor, und trug in einigen Jahren unsere dreifarbige Fahne von den Ebenen Aegyptens in die Ebenen von Andalusien und Polen! Was ist uns von solcher Größe geblieben? Nichts von jener materiellen Größe, die sich von den Gefilden Italiens bis zu denen Hollands erstreckte; jene moralische Größe der Erinnerungen aber, welche unvergänglich in der Geschichte lebt, welche die künftigen Geschlechter entflammt und sie in gleicher Höhe mit den vergangenen Generationen erhält, diese Größe ist uns vollständig geblieben; bewahren wir sie als die köstlichste Erbschaft. Das Andenken der von unsern Kriegern vollbrachten Großthaten würde unsere jungen Soldaten beseelen, wenn ihr Muth auf die Probe gestellt werden sollte: sie würden den Soldaten Klebers, Massena's, Bonaparte's zu gleichen suchen! Jene Männer, die wir alle Jahre, fast alle Tage hieher bringen, jene Männer, wer sie auch seyn mögen, hatten, ihr dürft sicher annehmen, auch ihre Leidenschaften, auch sie ließen sich hinreißen; suchen wir aber in ihrem Leben das Beispiel ihrer heldenmäßigen Tugenden, und bestreben wir uns ihnen wo möglich gleichzukommen! Wir haben nöthig, nicht die Gemüther herabzustimmen, sondern sie zu erheben! Richten wir unsere Blicke nach allem dem auf, was gut, nach allem dem, was groß war bei denen, die hinsterben! Hier liegt wieder einer jener Männer, welche ihr Blut für den Dienst Frankreichs vergossen haben. Ihr, die ihr zu Fleury, am Tagliamento, zu Austerlitz, zu Friedland gewesen, ihr könnt uns sagen, wie sich Marschall Maison in den Schlachten benahm; welch lebendigen und treffenden Blick er inmitten der Gefahren besaß, wie rasch, energisch, unwiderstehlich er zu handeln wußte. Vor allen ihr, die ihr ihn in den Tagen unseres Unglücks gesehen, ihr, die ihr der Schlacht von Leipzig beigewohnt, der größten vielleicht in der Geschichte rücksichtlich des vergossenen Bluts, des Heldenmuths, der Unermeßlichkeit der Katastrophe, ihr wißt, wie groß jener General gewesen, der bei Wachau gekämpft, und ganz mit Blut bedeckt, von den Russen umrungen, sich fast allein inmitten seiner vom Feuer niedergemähten Division vertheidigte; ihr wißt Alle, wie sich am letzten Tag unsers Widerstandes jener General benommen, der unsere Nordgränze vertheidigte, und während der siegreiche Feind schon im Herzen Frankreichs stand, ihm an den Ufern der Schelde einen unüberwindlichen Sinn entgegenstellte. Wir, Männer der gegenwärtigen Generation, wir haben weder jene glücklichen Tage, noch jene unsterblichen Tage des Unglücks gesehen. Alle jene Krieger, deren Name unsere Kindheit beschäftigte, haben wir im Frieden kennen gelernt. Ich hatte die Ehre, dem Marschall Maison auf der Bahn der Staatsämter zu begegnen, und im Wetteifer mit ihm gegen die Schwierigkeiten der gegenwärtigen Zeit anzukämpfen. Ich sah ihn, wie er Frankreich mit aller Gewandtheit eines geprüften Staatsmanns und der Würde eines alten Soldaten diente. Ich habe ihn in den Conseils der Krone gesehen, wie er dem Fürsten als erleuchteter, treuer und fester Minister diente. Sein Geist, der Alles der Natur und der Erfahrung verdankte, war lebhaft, durchdringend, und von tiefer Weisheit. Man war zuweilen, wenn man ihn hörte, zu glauben versucht, als vernehme man einen in den Cabinetten von Europa ergrauten Staatsmann, wenn nicht die in seinen Zügen und in seiner Sprache athmende Energie seines Herzens jeden Augenblick den Soldaten des Kaiserreichs verrathen hätte. Diejenigen, welche seine Einfachheit, seine Güte, seine Offenheit, und hauptsächlich die stolze Unabhängigkeit seiner Seele kannten, konnten sich nicht enthalten, ihn zu lieben und hochzuachten. – Empfange, ausgezeichneter Soldat, guter Bürger, treuer Freund, der du, noch aufrecht stehend, plötzlich an einer nach vierzig Jahren wieder sich öffnenden Wunde gleichsam auf dem Schlachtfelde hingeschieden bist, empfange unsere Huldigung und unser Lebewohl! An der Schwelle jener ewigen Wohnstätte begrüßen wir dich zum letztenmal; wir wünschen dir die Ruhe, die du so wohl verdientest; wünsche uns die patriotischen Tugenden jener starken Generation, zu deren glorreichsten und am meisten vermißten Repräsentanten du immer gehören wirst.“
Großbritannien.
Beschluß der Unterhausdebatten über das Marinebudget.
Auf Sir R. Peels Rede antwortete Lord Palmerston: „Ich habe dem Vortrag des Hrn. Baronets mit einer gemischten Empfindung von Mißvergnügen und Freude gelauscht. Mit Mißvergnügen darüber, daß ein Mann von seiner hervorragenden Stellung im Lande, ein Mann von seinem politischen Ansehen, bei der Discussion dieser wichtigen Fragen, bei dem Angriff auf die auswärtige Politik der Regierung, sich einen so engen und beschränkten Gesichtskreis gewählt hat (Zuruf von den ministeriellen Bänken), daß er sich herabgelassen hat, den Entscheid der großen Frage, ob Englands dermalige Politik nach außen Lob oder Tadel verdiene, an so kleinliche Dinge anzuknüpfen, und dabei die großen Erwägungen, die sich seinem Geist hätten darbieten sollen, ganz außer Acht zu lassen. Aber eben der Umstand, daß der sehr ehrenw. Baronet nichts Wichtigeres zu rügen fand, ist mir eine Quelle des Vergnügens, denn ich bin überzeugt, der Hr. Baronet ist ein zu trefflicher Staatsmann, als daß er jene erheblichen Punkte nicht zur Sprache gebracht haben sollte, wenn er anders hoffen konnte, daß sie seinem Zwecke dienen würden. (Hört!) Ich schäme mich fast, dem edlen Baronet durch die armseligen Details zu folgen, auf die er seine Anklage gegen uns zu stützen suchte. (Beifallsruf der Ministeriellen; ironischer Gegenruf der Tories); doch sey es drum. Was zuerst Portugal betrifft, so war es von jeher ein weher Fleck für den Hrn. Baronet und seine Partei, denn Portugal war der erste Punkt, über den die Politik der liberalen Regierung mit jener des Hrn. Baronet in Zusammenstoß gerieth. Portugal war es, wo wir den Hrn. Baronet als den Gönner und Beschützer Dom Miguels fanden. Er stand im Begriffe, diesen Usurpator anzuerkennen, bloß darum, weil er eine Verfassung umgestürzt. Weil die liberale englische Regierung Dona Maria und die portugiesische Constitution gegen Wortbruch und Usurpation vertheidigte, darum wurden wir von den Herren gegenüber, den Hrn. Baronet an der Spitze, angefallen, auf mich persönlich jeder Unglimpf gehäuft, und unserm Streben Schmach und Niederlage prophezeit. Wir behaupteten, unsere Sache werde gelingen, und gelungen ist sie trotz Allem, was der sehr ehrenw. Baronet Gegentheiliges geweissagt. Ja der Hr. Baronet hat das selbst eingestanden, indem er die jetzt in Portugal bestehende Regierungsform eine „von uns eingesetzte“ nannte. (Hört!) Doch vielleicht ist es nicht zu erwarten, daß der Hr. Baronet mit denen überein fühle, die da glauben etwas Verdienstliches gethan zu haben, als sie Portugal der landesväterlichen Zärtlichkeit eines Dom Miguel entrissen. (Hört!) Aber, sagt der Hr. Baronet, wir besitzen in Portugal keinen Einfluß, da die portugiesische Regierung unsere Forderungen zurückgewiesen. Nun frag' ich, hat Dom Miguel die Ansprüche Englands berücksichtigt, als der Hr. Baronet Minister war und solche geltend zu machen suchte? Waren die früheren Regierungen Portugals – jene Regierungen, bei denen der Wille eines Einzigen das Gesetz Aller war, geneigter den Sklavenhandel zu unterdrücken, als es die jetzige ist? Möge der Hr. Baronet nur zurückblicken auf das, was unter seinem Schützling Dom Miguel in Portugal geschah, und er wird finden, daß damals die portugiesische Regierung zum mindesten gerade so erpicht war, den Sklavenhandel zu begünstigen, als sie es jetzt ist. Der Unterschied ist aber, wir haben etwas gethan, was der Hr. Baronet als Minister auch nicht einmal versuchte: wir haben nachdrückliche Maaßregeln ergriffen, Portugal zur Unterdrückung seines Sklavenhandels zu zwingen, wir haben uns in dieser Hinsicht nicht gescheut, uns das Mißfallen der jetzigen Regierung von Portugal zuzuziehen, während hingegen die Administration des Hrn. Baronet mit dem begünstigten Dom Miguel allerlei Cerimonien machte. (Zuruf und Gegenruf.) Was nun Spanien betrifft – ein Land, in welchem zwischen Despotismus und einer populären Regierungsform der heftigste Kampf gestritten worden ist, den die neuere Geschichte kennt – so wußte der Hr. Baronet in unserer ganzen Politik diesem Lande gegenüber kein Flecklein aufzufinden, auf das sich der Finger seines Tadels legen ließ, als die Weigerung des Gouverneurs von Havannah, in dieser Hafenstadt eine protestantische Capelle errichten zu lassen. Glaubt denn der sehr ehrenw. Baronet, daß, wenn Don Carlos und die Inquisition in Madrid eingesetzt worden wären, der spanische Hof sich würde williger habe finden lassen, die Einführung protestantischer Gottesverehrung in den spanischen Reichen zu legalisiren? Ist es denn in den Augen des Hrn. Baronets etwas so ganz Unbedeutendes und Gleichgültiges, daß es dem spanischen Volk gelungen, das Joch eines Despotismus abzuschütteln, der alle seine Kräfte zu verkümmern, jede Hoffnung des Gedeihens in der Knospe zu ertödten drohte? (Hört!) Ist das kein Triumph, dessen wir uns zu freuen, auf den wir stolz zu seyn einiges Recht haben? (Hört! in verschiedenem Sinne.) Ja, ich nenne diesen Triumph einen vollständigen; denn wie lange es auch noch währen mag, bis die noch glühende Asche der Bürgerzwietracht in Spanien vollends erlöschen wird, das Eine ist gewiß: die angefachte Flamme der Freiheit wird in Spanien nicht mehr erlöschen, sondern fortbrennen mit gerader, heller Lohe, denn die Constitution ist in Spanien festbegründet, und durch sie, durch diese Constitution, ist jenes edle Volk aus der herabgewürdigten Lage, in die es so lange versunken war, wieder erhoben, und wird, wie ich nicht zweifle, sich bald wieder als ein wichtiger Factor in der Reihe der europäischen Mächte geltend machen. (Hört!) Ist das nicht etwas Bedeutenderes, als die Errichtung einer anglicanischen Capelle in Havannah?“ Der Minister findet es lächerlich, daß Peel den überwiegenden Einfluß Frankreichs in Madrid daraus habe beweisen wollen, daß die spanische Regierung den Franzosen gegen 16 Dollars Monatszins (Gelächter) ein Inselchen bei Port Mahon, welches früher die Nordamerikaner besessen, vermiethet und ihnen den Miethvertrag jetzt auf zwei Jahre erneuert hat, und fügt dann hinzu: „Wenn der Hr. Baronet fragt, was Ihrer Maj. Regierung gethan habe, um Spaniens Unabhängigkeit zu schützen, so weise ich abermals auf die spanische Verfassung hin; durch die Einführung einer populären Controle über die Executivgewalt ist Spanien gegen den Einfluß Frankreichs, oder irgend einer andern Macht, besser geschützt, als es auf irgend einem andern Weg hätte geschehen können. (Beifall.) Der Hr. Baronet ging von Spanien auf Frankreich über, bekrittelte die Ergebnisse unserer Allianz mit diesem Nachbarstaat, und deutete spottend auf die 15 französischen Linienschiffe im Mittelmeer. Der Hr. Baronet klagte auch, daß ein Geist der Nationaleifersucht gegen England in Frankreich mehr und mehr um sich greife. Fragt man mich um die Ursache dieser Erscheinung, so sag' ich, sie findet sich in der Sprache, die man seit den letzten paar Jahren über Frankreich geführt hat. Nicht der Hr. Baronet hat diese Sprache geführt, denn er ist über ein solches Benehmen erhaben; wohl aber die ehrenwerthen Herren, die um ihn herum sitzen, und Herren an einem andern Ort, welche gewohnt sind, mit Gier jeden noch so geringfügigen Umstand aufzugreifen, welcher Frankreich reizen und kränken, die alte Nationaleifersucht Englands gegen
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