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Allgemeine Zeitung. Nr. 63. Augsburg, 3. März 1840.

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Güterzug von Ulm über Leutkirch, Isny und Wangen an den Bodensee auf effective 1,460,792 Centner, Fracht 465,711 fl., eventuell 2 Mill. Centner Güter, Fracht 600,000 fl., dem k. Ministerium mit der Bitte vorgelegt, die technische Untersuchung auf Staatskosten anordnen zu wollen. Am 2 Febr. d. J. fand die erste Generalversammlung des Vereins in Kißlegg statt, und die zahlreich anwesenden, theils durch Bevollmächtigte vertretenen Mitglieder haben die Beschlüsse gefaßt: daß bei dem günstigen Resultate der Verein nicht nur fortbestehen, sondern demselben wegen seiner gemeinnützigen Tendenz eine größere Ausdehnung durch Aufnahme neuer Mitglieder gegeben, daß eine neue Subscription zu Bestreitung der Kosten eröffnet, und die zweite Generalversammlung den 8 März d. J. auf der Post in Wangen statthaben soll. (Würt. Bl.)

Bergrath Rußegger verließ gestern unsere Stadt. Er begibt sich zunächst nach Belgien, von wo aus er Frankreich, England, Holland, Norwegen und Schweden besuchen und bis zum nächsten Winter nach Oesterreich zurückkehren wird, um dann zur Beschreibung seines Aufenthaltes in Afrika die Feder zu ergreifen. Die Wissenschaft wird sich von dem Werke des Hrn. Rußegger großen Gewinn versprechen dürfen. Hier befand sich dieser auch in seiner Persönlichkeit sehr ansprechende Mann viel in Gesellschaft unsers verdienstvollen, vor Allem um Frankfurt vielverdienten Rüppell, mit welchem er auch mehrere unserer wissenschaftlichen Institute in Augenschein nahm. - Oeffentliche Blätter haben berichtet, es seyen Basreliefs zu der von Marchesi in Mailand in Auftrag dreier Frankfurter Bürger verfertigten und in der Halle unsers Bibliothekgebäudes aufzustellenden Goethe-Statue hier eingetroffen; dieß ist irrig, es ist nur ein Piedestal von Marmor ohne Reliefs. In einigen Wochen wird die Statue aufgestellt. Von Thorwaldsen hofft man bald etwas über das Modell des großen Goethe-Monuments zu vernehmen. - Der k. würtemb. Hofschauspieler Döring wird in Kürze auf unserer Bühne gastiren und uns Karl Gutzkows neuestes Schauspiel "Werner" vorführen; dieses Schauspiel wurde in den letzten Tagen in Hamburg zum erstenmal und mit dem besten Erfolg gegeben. - Die Bundesversammlung hat in dieser Woche ihre Sitzung ausgesetzt und die nächste noch nicht bestimmt. - Der k. würtemb. Bundestagsgesandte Frhr. v. Trott befindet sich, wegen Unwohlseyn, immer noch abwesend. - Die Klagen über freche Diebstähle mehren sich auch in unserer Stadt.

Was öffentliche Blätter neuerdings in Betreff des angeblich in englischer Sprache nach Deutschland gekommenen Manuscripts der "europäischen Pentarchie" anführen, ist ungegründet. Diese Schrift ist deutsch geschrieben von (oder über) Warschau hierher gesandt worden, und vielleicht täuschen Vermuthungen über den Verfasser oder dessen Quellen weniger, als viele bisherige, wenn man dieselben an einige im vorigen Jahre in diesen Blättern abgedruckten Artikel über die Bedeutung des Slaventhums anknüpft. (?) - Aus Dresden vernimmt man, daß um das Ende des März der Großfürst-Thronfolger vermuthlich dort eintreffen werde und dann auch militärische Festlichkeiten stattfinden sollen, zu denen die hiesige Garnison vielleicht auf der Eisenbahn ausrücken wird. - Gestern Abend ging hier Gutzkow's "Richard Savage" zum erstenmal über die Bühne.

Der Ausgang der Wahlen beschäftigt natürlich in diesem Augenblick alle Gemüther, und um so mehr als die ungeheuersten Anstrengungen gemacht worden waren, um Wahlen zu erhalten. Die ersten Versuche sind geglückt; freilich griff man zuerst auf den schwächsten Punkten an. Daß die Universität wählen würde, war um so mehr zu erwarten, als doch im Publicum Manches von den Instructionen verlautete, welche der Hr. v. Stralenheim behufs der Wahl mitbekommen hatte. Dahin gehörte unter Anderm eine auf den Fall der Ablehnung der Wahl getroffene Verfügung, nach welcher die Universität in der Art wie sie bisher bestanden, geschlossen, und auf den Fuß einer österreichischen höhern Studienanstalt eingerichtet werden sollte. Die Aussicht gerade auf eine solche Reorganisation der Universität soll viele der Professoren zur Vornahme der Wahl veranlaßt haben. Auch die Stadt Uelzen hat bereits gewählt; hier war die Vornahme der Wahl am wenigsten zweifelhaft, da dieselbe für die Legung der neuen Chaussee von Hannover nach Lüneburg (oder vielmehr nach dem Jagdschlosse Göhrde) über Uelzen (statt daß die bisherige Chaussee einige Meilen weit neben Uelzen vorbeiging), bereits im Jahr 1839 förmlich stipulirt worden war. Ohne Zweifel werden noch einige Wahlen (vielleicht der Stadt Göttingen, selbst Hildesheim etc.) glücken, doch dürften das höchstens noch drei oder vier seyn. Aber werden die meisten Corporationen, zumal die größeren, wie Hannover, Stade, Osnabrück, Hameln etc. nicht alle und jede Zumuthung zur Wahl ablehnen? Dem Vernehmen nach soll man sogar jetzt gesonnen seyn, Wahlen selbst unter ausdrücklichem Vorbehalt auf das Staatsgrundgesetz zuzulassen, und sollen, wie es heißt, einigen Corporationen dieserhalb Eröffnungen gemacht seyn. Diese werden sich aber hüten, jetzt auch nur auf eine solche Wahl einzugehen, indem ein solcher Vorbehalt - da das Cabinet darauf besteht, die Verfassungsfrage als erledigt anzusehen - gar keine Bedeutung mehr haben würde. Mit der Residenz scheint man etwas Besonderes zu beabsichtigen: eine Aufforderung zur Wahl ist noch nicht erfolgt, obgleich bereits alle anderen Corporationen die Wahlausschreiben erhalten haben, dagegen sind die schon seit einiger Zeit getroffenen militärischen Maaßregeln in diesen Tagen auf eine Weise verschärft worden, als wenn jeden Augenblick eine Revolution auszubrechen drohte. Eine Masse von scharfen Patronen ist vertheilt, die Wachen sind verstärkt, den verschiedenen Regimentern besondere Sammelplätze angewiesen, die sie beim ersten Alarm zu besetzen haben, die Artillerie muß die Stücke in Bereitschaft halten u. dgl. mehr. Wozu das Alles? das fragt sich die ganze Stadt vergebens, da an Excesse nicht zu denken ist, so gern sie vielleicht von gewisser Seite gesehen würden. Man glaubt, daß sich einige Leute den albernen Spaß gemacht, bei der ins Unglaubliche getriebenen Allgegenwärtigkeit der Polizei dieser Denunciationen von angeblich beabsichtigten Emeuten zukommen zu lassen. - In demselben Sinne, wie das Cabinet jetzt Wahlen unter Vorbehalt des Staatsgrundgesetzes zulassen wird, läßt dasselbe jetzt auch Stüve als Deputirten der zweiten Kammer zu, von der es ihn in den Jahren 1838 und 1839 mit so vieler Sorgfalt fern gehalten hat. Eine im Junius 1839 nach der Vertagung von Seite des Bauernstandes der Grafschaften Hoya und Diepholz vorgenommenen Wahl (nachdem dieser District mehrfach die Wahl verweigert hatte) fiel auf Stüve. Ueber die Zulässigkeit dieser Wahl ward damals cabinetsseitig nichts bestimmt, da die Achtunddreißig bereits vertagt worden waren. Jetzt hat auf Befehl des Cabinets der Wahlcommissär jener Corporation von hiesiger Landdrostei den Auftrag erhalten, der Corporation zu eröffnen, daß man Cabinetsseitig bei der Wahl von Stüve nichts zu erinnern finde, dieselbe vielmehr sehr gern sehe: erst wenn Stüve die Wahl ablehne, solle man dessen Substitut einberufen. So sehr nun auch das Cabinet jetzt vielleicht wünschen mag, daß Stüve in die Kammer eintrete, weil es glaubt, daß dann der ganze Kampf in der Kammer werde ausgekämpft werden, so ist doch schwerlich daran zu denken, daß

Güterzug von Ulm über Leutkirch, Isny und Wangen an den Bodensee auf effective 1,460,792 Centner, Fracht 465,711 fl., eventuell 2 Mill. Centner Güter, Fracht 600,000 fl., dem k. Ministerium mit der Bitte vorgelegt, die technische Untersuchung auf Staatskosten anordnen zu wollen. Am 2 Febr. d. J. fand die erste Generalversammlung des Vereins in Kißlegg statt, und die zahlreich anwesenden, theils durch Bevollmächtigte vertretenen Mitglieder haben die Beschlüsse gefaßt: daß bei dem günstigen Resultate der Verein nicht nur fortbestehen, sondern demselben wegen seiner gemeinnützigen Tendenz eine größere Ausdehnung durch Aufnahme neuer Mitglieder gegeben, daß eine neue Subscription zu Bestreitung der Kosten eröffnet, und die zweite Generalversammlung den 8 März d. J. auf der Post in Wangen statthaben soll. (Würt. Bl.)

Bergrath Rußegger verließ gestern unsere Stadt. Er begibt sich zunächst nach Belgien, von wo aus er Frankreich, England, Holland, Norwegen und Schweden besuchen und bis zum nächsten Winter nach Oesterreich zurückkehren wird, um dann zur Beschreibung seines Aufenthaltes in Afrika die Feder zu ergreifen. Die Wissenschaft wird sich von dem Werke des Hrn. Rußegger großen Gewinn versprechen dürfen. Hier befand sich dieser auch in seiner Persönlichkeit sehr ansprechende Mann viel in Gesellschaft unsers verdienstvollen, vor Allem um Frankfurt vielverdienten Rüppell, mit welchem er auch mehrere unserer wissenschaftlichen Institute in Augenschein nahm. – Oeffentliche Blätter haben berichtet, es seyen Basreliefs zu der von Marchesi in Mailand in Auftrag dreier Frankfurter Bürger verfertigten und in der Halle unsers Bibliothekgebäudes aufzustellenden Goethe-Statue hier eingetroffen; dieß ist irrig, es ist nur ein Piedestal von Marmor ohne Reliefs. In einigen Wochen wird die Statue aufgestellt. Von Thorwaldsen hofft man bald etwas über das Modell des großen Goethe-Monuments zu vernehmen. – Der k. würtemb. Hofschauspieler Döring wird in Kürze auf unserer Bühne gastiren und uns Karl Gutzkows neuestes Schauspiel „Werner“ vorführen; dieses Schauspiel wurde in den letzten Tagen in Hamburg zum erstenmal und mit dem besten Erfolg gegeben. – Die Bundesversammlung hat in dieser Woche ihre Sitzung ausgesetzt und die nächste noch nicht bestimmt. – Der k. würtemb. Bundestagsgesandte Frhr. v. Trott befindet sich, wegen Unwohlseyn, immer noch abwesend. – Die Klagen über freche Diebstähle mehren sich auch in unserer Stadt.

Was öffentliche Blätter neuerdings in Betreff des angeblich in englischer Sprache nach Deutschland gekommenen Manuscripts der „europäischen Pentarchie“ anführen, ist ungegründet. Diese Schrift ist deutsch geschrieben von (oder über) Warschau hierher gesandt worden, und vielleicht täuschen Vermuthungen über den Verfasser oder dessen Quellen weniger, als viele bisherige, wenn man dieselben an einige im vorigen Jahre in diesen Blättern abgedruckten Artikel über die Bedeutung des Slaventhums anknüpft. (?) – Aus Dresden vernimmt man, daß um das Ende des März der Großfürst-Thronfolger vermuthlich dort eintreffen werde und dann auch militärische Festlichkeiten stattfinden sollen, zu denen die hiesige Garnison vielleicht auf der Eisenbahn ausrücken wird. – Gestern Abend ging hier Gutzkow's „Richard Savage“ zum erstenmal über die Bühne.

Der Ausgang der Wahlen beschäftigt natürlich in diesem Augenblick alle Gemüther, und um so mehr als die ungeheuersten Anstrengungen gemacht worden waren, um Wahlen zu erhalten. Die ersten Versuche sind geglückt; freilich griff man zuerst auf den schwächsten Punkten an. Daß die Universität wählen würde, war um so mehr zu erwarten, als doch im Publicum Manches von den Instructionen verlautete, welche der Hr. v. Stralenheim behufs der Wahl mitbekommen hatte. Dahin gehörte unter Anderm eine auf den Fall der Ablehnung der Wahl getroffene Verfügung, nach welcher die Universität in der Art wie sie bisher bestanden, geschlossen, und auf den Fuß einer österreichischen höhern Studienanstalt eingerichtet werden sollte. Die Aussicht gerade auf eine solche Reorganisation der Universität soll viele der Professoren zur Vornahme der Wahl veranlaßt haben. Auch die Stadt Uelzen hat bereits gewählt; hier war die Vornahme der Wahl am wenigsten zweifelhaft, da dieselbe für die Legung der neuen Chaussée von Hannover nach Lüneburg (oder vielmehr nach dem Jagdschlosse Göhrde) über Uelzen (statt daß die bisherige Chaussée einige Meilen weit neben Uelzen vorbeiging), bereits im Jahr 1839 förmlich stipulirt worden war. Ohne Zweifel werden noch einige Wahlen (vielleicht der Stadt Göttingen, selbst Hildesheim etc.) glücken, doch dürften das höchstens noch drei oder vier seyn. Aber werden die meisten Corporationen, zumal die größeren, wie Hannover, Stade, Osnabrück, Hameln etc. nicht alle und jede Zumuthung zur Wahl ablehnen? Dem Vernehmen nach soll man sogar jetzt gesonnen seyn, Wahlen selbst unter ausdrücklichem Vorbehalt auf das Staatsgrundgesetz zuzulassen, und sollen, wie es heißt, einigen Corporationen dieserhalb Eröffnungen gemacht seyn. Diese werden sich aber hüten, jetzt auch nur auf eine solche Wahl einzugehen, indem ein solcher Vorbehalt – da das Cabinet darauf besteht, die Verfassungsfrage als erledigt anzusehen – gar keine Bedeutung mehr haben würde. Mit der Residenz scheint man etwas Besonderes zu beabsichtigen: eine Aufforderung zur Wahl ist noch nicht erfolgt, obgleich bereits alle anderen Corporationen die Wahlausschreiben erhalten haben, dagegen sind die schon seit einiger Zeit getroffenen militärischen Maaßregeln in diesen Tagen auf eine Weise verschärft worden, als wenn jeden Augenblick eine Revolution auszubrechen drohte. Eine Masse von scharfen Patronen ist vertheilt, die Wachen sind verstärkt, den verschiedenen Regimentern besondere Sammelplätze angewiesen, die sie beim ersten Alarm zu besetzen haben, die Artillerie muß die Stücke in Bereitschaft halten u. dgl. mehr. Wozu das Alles? das fragt sich die ganze Stadt vergebens, da an Excesse nicht zu denken ist, so gern sie vielleicht von gewisser Seite gesehen würden. Man glaubt, daß sich einige Leute den albernen Spaß gemacht, bei der ins Unglaubliche getriebenen Allgegenwärtigkeit der Polizei dieser Denunciationen von angeblich beabsichtigten Emeuten zukommen zu lassen. – In demselben Sinne, wie das Cabinet jetzt Wahlen unter Vorbehalt des Staatsgrundgesetzes zulassen wird, läßt dasselbe jetzt auch Stüve als Deputirten der zweiten Kammer zu, von der es ihn in den Jahren 1838 und 1839 mit so vieler Sorgfalt fern gehalten hat. Eine im Junius 1839 nach der Vertagung von Seite des Bauernstandes der Grafschaften Hoya und Diepholz vorgenommenen Wahl (nachdem dieser District mehrfach die Wahl verweigert hatte) fiel auf Stüve. Ueber die Zulässigkeit dieser Wahl ward damals cabinetsseitig nichts bestimmt, da die Achtunddreißig bereits vertagt worden waren. Jetzt hat auf Befehl des Cabinets der Wahlcommissär jener Corporation von hiesiger Landdrostei den Auftrag erhalten, der Corporation zu eröffnen, daß man Cabinetsseitig bei der Wahl von Stüve nichts zu erinnern finde, dieselbe vielmehr sehr gern sehe: erst wenn Stüve die Wahl ablehne, solle man dessen Substitut einberufen. So sehr nun auch das Cabinet jetzt vielleicht wünschen mag, daß Stüve in die Kammer eintrete, weil es glaubt, daß dann der ganze Kampf in der Kammer werde ausgekämpft werden, so ist doch schwerlich daran zu denken, daß

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[0502/0006] Güterzug von Ulm über Leutkirch, Isny und Wangen an den Bodensee auf effective 1,460,792 Centner, Fracht 465,711 fl., eventuell 2 Mill. Centner Güter, Fracht 600,000 fl., dem k. Ministerium mit der Bitte vorgelegt, die technische Untersuchung auf Staatskosten anordnen zu wollen. Am 2 Febr. d. J. fand die erste Generalversammlung des Vereins in Kißlegg statt, und die zahlreich anwesenden, theils durch Bevollmächtigte vertretenen Mitglieder haben die Beschlüsse gefaßt: daß bei dem günstigen Resultate der Verein nicht nur fortbestehen, sondern demselben wegen seiner gemeinnützigen Tendenz eine größere Ausdehnung durch Aufnahme neuer Mitglieder gegeben, daß eine neue Subscription zu Bestreitung der Kosten eröffnet, und die zweite Generalversammlung den 8 März d. J. auf der Post in Wangen statthaben soll. (Würt. Bl.) _ Frankfurt, 28 Febr. Bergrath Rußegger verließ gestern unsere Stadt. Er begibt sich zunächst nach Belgien, von wo aus er Frankreich, England, Holland, Norwegen und Schweden besuchen und bis zum nächsten Winter nach Oesterreich zurückkehren wird, um dann zur Beschreibung seines Aufenthaltes in Afrika die Feder zu ergreifen. Die Wissenschaft wird sich von dem Werke des Hrn. Rußegger großen Gewinn versprechen dürfen. Hier befand sich dieser auch in seiner Persönlichkeit sehr ansprechende Mann viel in Gesellschaft unsers verdienstvollen, vor Allem um Frankfurt vielverdienten Rüppell, mit welchem er auch mehrere unserer wissenschaftlichen Institute in Augenschein nahm. – Oeffentliche Blätter haben berichtet, es seyen Basreliefs zu der von Marchesi in Mailand in Auftrag dreier Frankfurter Bürger verfertigten und in der Halle unsers Bibliothekgebäudes aufzustellenden Goethe-Statue hier eingetroffen; dieß ist irrig, es ist nur ein Piedestal von Marmor ohne Reliefs. In einigen Wochen wird die Statue aufgestellt. Von Thorwaldsen hofft man bald etwas über das Modell des großen Goethe-Monuments zu vernehmen. – Der k. würtemb. Hofschauspieler Döring wird in Kürze auf unserer Bühne gastiren und uns Karl Gutzkows neuestes Schauspiel „Werner“ vorführen; dieses Schauspiel wurde in den letzten Tagen in Hamburg zum erstenmal und mit dem besten Erfolg gegeben. – Die Bundesversammlung hat in dieser Woche ihre Sitzung ausgesetzt und die nächste noch nicht bestimmt. – Der k. würtemb. Bundestagsgesandte Frhr. v. Trott befindet sich, wegen Unwohlseyn, immer noch abwesend. – Die Klagen über freche Diebstähle mehren sich auch in unserer Stadt. _ Leipzig, 27 Febr. Was öffentliche Blätter neuerdings in Betreff des angeblich in englischer Sprache nach Deutschland gekommenen Manuscripts der „europäischen Pentarchie“ anführen, ist ungegründet. Diese Schrift ist deutsch geschrieben von (oder über) Warschau hierher gesandt worden, und vielleicht täuschen Vermuthungen über den Verfasser oder dessen Quellen weniger, als viele bisherige, wenn man dieselben an einige im vorigen Jahre in diesen Blättern abgedruckten Artikel über die Bedeutung des Slaventhums anknüpft. (?) – Aus Dresden vernimmt man, daß um das Ende des März der Großfürst-Thronfolger vermuthlich dort eintreffen werde und dann auch militärische Festlichkeiten stattfinden sollen, zu denen die hiesige Garnison vielleicht auf der Eisenbahn ausrücken wird. – Gestern Abend ging hier Gutzkow's „Richard Savage“ zum erstenmal über die Bühne. _ Hannover, 26 Febr. Der Ausgang der Wahlen beschäftigt natürlich in diesem Augenblick alle Gemüther, und um so mehr als die ungeheuersten Anstrengungen gemacht worden waren, um Wahlen zu erhalten. Die ersten Versuche sind geglückt; freilich griff man zuerst auf den schwächsten Punkten an. Daß die Universität wählen würde, war um so mehr zu erwarten, als doch im Publicum Manches von den Instructionen verlautete, welche der Hr. v. Stralenheim behufs der Wahl mitbekommen hatte. Dahin gehörte unter Anderm eine auf den Fall der Ablehnung der Wahl getroffene Verfügung, nach welcher die Universität in der Art wie sie bisher bestanden, geschlossen, und auf den Fuß einer österreichischen höhern Studienanstalt eingerichtet werden sollte. Die Aussicht gerade auf eine solche Reorganisation der Universität soll viele der Professoren zur Vornahme der Wahl veranlaßt haben. Auch die Stadt Uelzen hat bereits gewählt; hier war die Vornahme der Wahl am wenigsten zweifelhaft, da dieselbe für die Legung der neuen Chaussée von Hannover nach Lüneburg (oder vielmehr nach dem Jagdschlosse Göhrde) über Uelzen (statt daß die bisherige Chaussée einige Meilen weit neben Uelzen vorbeiging), bereits im Jahr 1839 förmlich stipulirt worden war. Ohne Zweifel werden noch einige Wahlen (vielleicht der Stadt Göttingen, selbst Hildesheim etc.) glücken, doch dürften das höchstens noch drei oder vier seyn. Aber werden die meisten Corporationen, zumal die größeren, wie Hannover, Stade, Osnabrück, Hameln etc. nicht alle und jede Zumuthung zur Wahl ablehnen? Dem Vernehmen nach soll man sogar jetzt gesonnen seyn, Wahlen selbst unter ausdrücklichem Vorbehalt auf das Staatsgrundgesetz zuzulassen, und sollen, wie es heißt, einigen Corporationen dieserhalb Eröffnungen gemacht seyn. Diese werden sich aber hüten, jetzt auch nur auf eine solche Wahl einzugehen, indem ein solcher Vorbehalt – da das Cabinet darauf besteht, die Verfassungsfrage als erledigt anzusehen – gar keine Bedeutung mehr haben würde. Mit der Residenz scheint man etwas Besonderes zu beabsichtigen: eine Aufforderung zur Wahl ist noch nicht erfolgt, obgleich bereits alle anderen Corporationen die Wahlausschreiben erhalten haben, dagegen sind die schon seit einiger Zeit getroffenen militärischen Maaßregeln in diesen Tagen auf eine Weise verschärft worden, als wenn jeden Augenblick eine Revolution auszubrechen drohte. Eine Masse von scharfen Patronen ist vertheilt, die Wachen sind verstärkt, den verschiedenen Regimentern besondere Sammelplätze angewiesen, die sie beim ersten Alarm zu besetzen haben, die Artillerie muß die Stücke in Bereitschaft halten u. dgl. mehr. Wozu das Alles? das fragt sich die ganze Stadt vergebens, da an Excesse nicht zu denken ist, so gern sie vielleicht von gewisser Seite gesehen würden. Man glaubt, daß sich einige Leute den albernen Spaß gemacht, bei der ins Unglaubliche getriebenen Allgegenwärtigkeit der Polizei dieser Denunciationen von angeblich beabsichtigten Emeuten zukommen zu lassen. – In demselben Sinne, wie das Cabinet jetzt Wahlen unter Vorbehalt des Staatsgrundgesetzes zulassen wird, läßt dasselbe jetzt auch Stüve als Deputirten der zweiten Kammer zu, von der es ihn in den Jahren 1838 und 1839 mit so vieler Sorgfalt fern gehalten hat. Eine im Junius 1839 nach der Vertagung von Seite des Bauernstandes der Grafschaften Hoya und Diepholz vorgenommenen Wahl (nachdem dieser District mehrfach die Wahl verweigert hatte) fiel auf Stüve. Ueber die Zulässigkeit dieser Wahl ward damals cabinetsseitig nichts bestimmt, da die Achtunddreißig bereits vertagt worden waren. Jetzt hat auf Befehl des Cabinets der Wahlcommissär jener Corporation von hiesiger Landdrostei den Auftrag erhalten, der Corporation zu eröffnen, daß man Cabinetsseitig bei der Wahl von Stüve nichts zu erinnern finde, dieselbe vielmehr sehr gern sehe: erst wenn Stüve die Wahl ablehne, solle man dessen Substitut einberufen. So sehr nun auch das Cabinet jetzt vielleicht wünschen mag, daß Stüve in die Kammer eintrete, weil es glaubt, daß dann der ganze Kampf in der Kammer werde ausgekämpft werden, so ist doch schwerlich daran zu denken, daß

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Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 63. Augsburg, 3. März 1840, S. 0502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_063_18400303/6>, abgerufen am 03.12.2024.