Allgemeine Zeitung. Nr. 65. Augsburg, 5. März 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. DonnerstagNr. 65. 5 März 1840.Auf die Allgemeine Zeitung werden auch für das zweite Quartal Bestellungen angenommen; es kostet dahier in Augsburg 3 fl. 34 kr. Die auswärtigen Abonnenten belieben sich mit ihren Bestellungen an die zunächst gelegenen Postämter und Zeitungs-Expeditionen zu wenden und dieselben möglichst frühzeitig zu machen, damit nicht für die zu spät sich Meldenden unvollständige Exemplare geboten werden müssen. Portugal. (Globe.) Unsre Nachrichten aus Lissabon reichen bis zum 19 Febr. Am 17 wurde den portugiesischen Cortes das Budget vorgelegt, das einen günstigen Eindruck zu machen schien. Das ganze Staatseinkommen beläuft sich auf ungefähr 1,900,000 Pf. St., die gesammten Staatsausgaben auf 2,350,000 Pf., wovon jedoch 550,000 Pf. auf die Zinsen u. s. w. der auswärtigen Staatsschuld treffen. Bleibt demnach dieser letzte Posten unberücksichtigt, so reicht das Einkommen zur Deckung der Ausgaben hin. Indessen schlägt der Finanzminister vor, die Hälfte der Zinsen von der auswärtigen Schuld zu bezahlen, zu welchem Ende eine neue Steuer aufgelegt, wohl auch ein kleines Anlehen versucht werden soll. Es muß sich nun zeigen, ob die Cortes diesen Vorschlag genehmigen werden. Die Londoner Inhaber portugiesischer Bons freuen sich, nun wenigstens auf eine Abschlagszahlung die Aussicht zu haben, und in Folge dessen sind die portugiesischen Fonds um beinahe 2 Proc. gestiegen (s. den Börsenartikel); indeß haben die Portugiesen damit, daß sie ihre einheimischen Gläubiger bisher voll bezahlten, die auswärtigen aber ganz vernachlässigten, eine so unredliche Gesinnung bewiesen, daß wir zur Zeit noch nicht sonderlich auf ihre Versprechungen bauen wollen. Spanien. Wir erhielten gestern einen Madrider Brief vom 15 Febr., statt daß gestern die Madrider Post vom 21 hätte eintreffen sollen. Schon dieß deutete auf Störungen des dortigen Postenlaufs. Heute berichtet uns einer unserer Correspondenten aus der spanischen Hauptstadt vom 22, er habe am 20 und 21 geschrieben, aber es seyen mehrere Posten aufgefangen worden. Auch die Pariser Blätter enthalten vom 20 und 21 keine Briefe aus Madrid. Der Anfang des unten folgenden Briefs Sun vom 22 bleibt so etwas unverständlich. Nur einige Andeutungen in unserer heutigen Correspondenz erklären, wenigstens nothdürftig, den Zusammenhang. Schon mehrere Tage vor Eröffnung des Congresses hieß es, die Opposition der Exaltados beabsichtige gleich bei dem Beginn der Sitzungen eine Protestation gegen die Gültigkeit der Wahlen einzureichen. Die Moderados waren jedoch so stark in der Kammer, daß sie hofften, selbst wenn die Exaltados in Masse austraten, noch zahlreich genug zu seyn, um die Verhandlungen fortzusetzen. Nun scheint die Opposition am 19 sich geweigert zu haben, an den Wahlprüfungen Theil zu nehmen. Da sie aber bemerkte, daß der Congreß sich dadurch nicht aufhalten ließ, so änderte sie den Entschluß, und schloß sich den Debatten wieder an, aber nur, um die definitive Constituirung der Repräsentantenkammer so weit als möglich hinauszuschieben. Was weiter geschah, enthalten die nachfolgenden Briefe - lärmende Auftritte im Congresse selbst, drohende Aufläufe vor den Thoren des Congreßpalastes, und darauf Belagerungserklärung der Hauptstadt und Suspension der Cortesberathungen. Madrid, 22 Febr. Hr. Olozaga und seine politischen Glaubensgenossen stellten sich bereits vorgestern, zur nicht geringen Ergötzung der Mehrheit der Zuschauer, wieder im Congreß ein, mußten aber die Erfahrung machen, daß ihr zorniges Gebärden auf die Haltung und die Entschlüsse der unbefangenen Mehrzahl der Deputirten nicht den beabsichtigten Eindruck hervorbrachte. Der Präsident befragte den Congreß, ob der von Olozaga übergebene Antrag verlesen werden solle, und diese Frage wurde durch 93 gegen 43 Stimmen verneint. Seitdem beschäftigt sich der Congreß ausschließlich mit Prüfung der Wahlacten, und die Sitzungen dauern täglich kaum eine Stunde. Die moderirte Mehrheit der Deputirten soll nunmehr mit dem Ministerium dahin übereingekommen seyn, daß die Minister Perez de Castro, Arrazola und Montes de Oca auf die Unterstützung des Congresses zu rechnen haben, dagegen der Kriegsminister, der Minister des Innern und der Finanzminister durch andere Männer zu ersetzen seyen. Dem Kriegsminister werden namentlich wegen des Zustandes der Provinzen Cuenca und Guadalaxara die größten Vorwürfe gemacht, und es scheint, Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. DonnerstagNr. 65. 5 März 1840.Auf die Allgemeine Zeitung werden auch für das zweite Quartal Bestellungen angenommen; es kostet dahier in Augsburg 3 fl. 34 kr. Die auswärtigen Abonnenten belieben sich mit ihren Bestellungen an die zunächst gelegenen Postämter und Zeitungs-Expeditionen zu wenden und dieselben möglichst frühzeitig zu machen, damit nicht für die zu spät sich Meldenden unvollständige Exemplare geboten werden müssen. Portugal. (Globe.) Unsre Nachrichten aus Lissabon reichen bis zum 19 Febr. Am 17 wurde den portugiesischen Cortes das Budget vorgelegt, das einen günstigen Eindruck zu machen schien. Das ganze Staatseinkommen beläuft sich auf ungefähr 1,900,000 Pf. St., die gesammten Staatsausgaben auf 2,350,000 Pf., wovon jedoch 550,000 Pf. auf die Zinsen u. s. w. der auswärtigen Staatsschuld treffen. Bleibt demnach dieser letzte Posten unberücksichtigt, so reicht das Einkommen zur Deckung der Ausgaben hin. Indessen schlägt der Finanzminister vor, die Hälfte der Zinsen von der auswärtigen Schuld zu bezahlen, zu welchem Ende eine neue Steuer aufgelegt, wohl auch ein kleines Anlehen versucht werden soll. Es muß sich nun zeigen, ob die Cortes diesen Vorschlag genehmigen werden. Die Londoner Inhaber portugiesischer Bons freuen sich, nun wenigstens auf eine Abschlagszahlung die Aussicht zu haben, und in Folge dessen sind die portugiesischen Fonds um beinahe 2 Proc. gestiegen (s. den Börsenartikel); indeß haben die Portugiesen damit, daß sie ihre einheimischen Gläubiger bisher voll bezahlten, die auswärtigen aber ganz vernachlässigten, eine so unredliche Gesinnung bewiesen, daß wir zur Zeit noch nicht sonderlich auf ihre Versprechungen bauen wollen. Spanien. Wir erhielten gestern einen Madrider Brief vom 15 Febr., statt daß gestern die Madrider Post vom 21 hätte eintreffen sollen. Schon dieß deutete auf Störungen des dortigen Postenlaufs. Heute berichtet uns einer unserer Correspondenten aus der spanischen Hauptstadt vom 22, er habe am 20 und 21 geschrieben, aber es seyen mehrere Posten aufgefangen worden. Auch die Pariser Blätter enthalten vom 20 und 21 keine Briefe aus Madrid. Der Anfang des unten folgenden Briefs ☉ vom 22 bleibt so etwas unverständlich. Nur einige Andeutungen in unserer heutigen Correspondenz erklären, wenigstens nothdürftig, den Zusammenhang. Schon mehrere Tage vor Eröffnung des Congresses hieß es, die Opposition der Exaltados beabsichtige gleich bei dem Beginn der Sitzungen eine Protestation gegen die Gültigkeit der Wahlen einzureichen. Die Moderados waren jedoch so stark in der Kammer, daß sie hofften, selbst wenn die Exaltados in Masse austraten, noch zahlreich genug zu seyn, um die Verhandlungen fortzusetzen. Nun scheint die Opposition am 19 sich geweigert zu haben, an den Wahlprüfungen Theil zu nehmen. Da sie aber bemerkte, daß der Congreß sich dadurch nicht aufhalten ließ, so änderte sie den Entschluß, und schloß sich den Debatten wieder an, aber nur, um die definitive Constituirung der Repräsentantenkammer so weit als möglich hinauszuschieben. Was weiter geschah, enthalten die nachfolgenden Briefe – lärmende Auftritte im Congresse selbst, drohende Aufläufe vor den Thoren des Congreßpalastes, und darauf Belagerungserklärung der Hauptstadt und Suspension der Cortesberathungen. Madrid, 22 Febr. Hr. Olozaga und seine politischen Glaubensgenossen stellten sich bereits vorgestern, zur nicht geringen Ergötzung der Mehrheit der Zuschauer, wieder im Congreß ein, mußten aber die Erfahrung machen, daß ihr zorniges Gebärden auf die Haltung und die Entschlüsse der unbefangenen Mehrzahl der Deputirten nicht den beabsichtigten Eindruck hervorbrachte. Der Präsident befragte den Congreß, ob der von Olozaga übergebene Antrag verlesen werden solle, und diese Frage wurde durch 93 gegen 43 Stimmen verneint. Seitdem beschäftigt sich der Congreß ausschließlich mit Prüfung der Wahlacten, und die Sitzungen dauern täglich kaum eine Stunde. Die moderirte Mehrheit der Deputirten soll nunmehr mit dem Ministerium dahin übereingekommen seyn, daß die Minister Perez de Castro, Arrazola und Montes de Oca auf die Unterstützung des Congresses zu rechnen haben, dagegen der Kriegsminister, der Minister des Innern und der Finanzminister durch andere Männer zu ersetzen seyen. 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Indessen schlägt der Finanzminister vor, die Hälfte der Zinsen von der auswärtigen Schuld zu bezahlen, zu welchem Ende eine neue Steuer aufgelegt, wohl auch ein kleines Anlehen versucht werden soll. Es muß sich nun zeigen, ob die Cortes diesen Vorschlag genehmigen werden. Die Londoner Inhaber portugiesischer Bons freuen sich, nun wenigstens auf eine Abschlagszahlung die Aussicht zu haben, und in Folge dessen sind die portugiesischen Fonds um beinahe 2 Proc. gestiegen (s. den Börsenartikel); indeß haben die Portugiesen damit, daß sie ihre einheimischen Gläubiger bisher voll bezahlten, die auswärtigen aber ganz vernachlässigten, eine so unredliche Gesinnung bewiesen, daß wir zur Zeit noch nicht sonderlich auf ihre Versprechungen bauen wollen.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Spanien.</hi> </head><lb/> <p>Wir erhielten gestern einen Madrider Brief vom 15 Febr., statt daß gestern die Madrider Post vom 21 hätte eintreffen sollen. 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Da sie aber bemerkte, daß der Congreß sich dadurch nicht aufhalten ließ, so änderte sie den Entschluß, und schloß sich den Debatten wieder an, aber nur, um die definitive Constituirung der Repräsentantenkammer so weit als möglich hinauszuschieben. Was weiter geschah, enthalten die nachfolgenden Briefe – lärmende Auftritte im Congresse selbst, drohende Aufläufe vor den Thoren des Congreßpalastes, und darauf Belagerungserklärung der Hauptstadt und Suspension der Cortesberathungen.</p><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Madrid,</hi> 22 Febr.</dateline> <p> Hr. 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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Donnerstag
Nr. 65.
5 März 1840.
Auf die Allgemeine Zeitung werden auch für das zweite Quartal Bestellungen angenommen; es kostet dahier in Augsburg 3 fl. 34 kr. Die auswärtigen Abonnenten belieben sich mit ihren Bestellungen an die zunächst gelegenen Postämter und Zeitungs-Expeditionen zu wenden und dieselben möglichst frühzeitig zu machen, damit nicht für die zu spät sich Meldenden unvollständige Exemplare geboten werden müssen.
Portugal.
(Globe.) Unsre Nachrichten aus Lissabon reichen bis zum 19 Febr. Am 17 wurde den portugiesischen Cortes das Budget vorgelegt, das einen günstigen Eindruck zu machen schien. Das ganze Staatseinkommen beläuft sich auf ungefähr 1,900,000 Pf. St., die gesammten Staatsausgaben auf 2,350,000 Pf., wovon jedoch 550,000 Pf. auf die Zinsen u. s. w. der auswärtigen Staatsschuld treffen. Bleibt demnach dieser letzte Posten unberücksichtigt, so reicht das Einkommen zur Deckung der Ausgaben hin. Indessen schlägt der Finanzminister vor, die Hälfte der Zinsen von der auswärtigen Schuld zu bezahlen, zu welchem Ende eine neue Steuer aufgelegt, wohl auch ein kleines Anlehen versucht werden soll. Es muß sich nun zeigen, ob die Cortes diesen Vorschlag genehmigen werden. Die Londoner Inhaber portugiesischer Bons freuen sich, nun wenigstens auf eine Abschlagszahlung die Aussicht zu haben, und in Folge dessen sind die portugiesischen Fonds um beinahe 2 Proc. gestiegen (s. den Börsenartikel); indeß haben die Portugiesen damit, daß sie ihre einheimischen Gläubiger bisher voll bezahlten, die auswärtigen aber ganz vernachlässigten, eine so unredliche Gesinnung bewiesen, daß wir zur Zeit noch nicht sonderlich auf ihre Versprechungen bauen wollen.
Spanien.
Wir erhielten gestern einen Madrider Brief vom 15 Febr., statt daß gestern die Madrider Post vom 21 hätte eintreffen sollen. Schon dieß deutete auf Störungen des dortigen Postenlaufs. Heute berichtet uns einer unserer Correspondenten aus der spanischen Hauptstadt vom 22, er habe am 20 und 21 geschrieben, aber es seyen mehrere Posten aufgefangen worden. Auch die Pariser Blätter enthalten vom 20 und 21 keine Briefe aus Madrid. Der Anfang des unten folgenden Briefs ☉ vom 22 bleibt so etwas unverständlich. Nur einige Andeutungen in unserer heutigen Correspondenz erklären, wenigstens nothdürftig, den Zusammenhang. Schon mehrere Tage vor Eröffnung des Congresses hieß es, die Opposition der Exaltados beabsichtige gleich bei dem Beginn der Sitzungen eine Protestation gegen die Gültigkeit der Wahlen einzureichen. Die Moderados waren jedoch so stark in der Kammer, daß sie hofften, selbst wenn die Exaltados in Masse austraten, noch zahlreich genug zu seyn, um die Verhandlungen fortzusetzen. Nun scheint die Opposition am 19 sich geweigert zu haben, an den Wahlprüfungen Theil zu nehmen. Da sie aber bemerkte, daß der Congreß sich dadurch nicht aufhalten ließ, so änderte sie den Entschluß, und schloß sich den Debatten wieder an, aber nur, um die definitive Constituirung der Repräsentantenkammer so weit als möglich hinauszuschieben. Was weiter geschah, enthalten die nachfolgenden Briefe – lärmende Auftritte im Congresse selbst, drohende Aufläufe vor den Thoren des Congreßpalastes, und darauf Belagerungserklärung der Hauptstadt und Suspension der Cortesberathungen.
_ Madrid, 22 Febr. Hr. Olozaga und seine politischen Glaubensgenossen stellten sich bereits vorgestern, zur nicht geringen Ergötzung der Mehrheit der Zuschauer, wieder im Congreß ein, mußten aber die Erfahrung machen, daß ihr zorniges Gebärden auf die Haltung und die Entschlüsse der unbefangenen Mehrzahl der Deputirten nicht den beabsichtigten Eindruck hervorbrachte. Der Präsident befragte den Congreß, ob der von Olozaga übergebene Antrag verlesen werden solle, und diese Frage wurde durch 93 gegen 43 Stimmen verneint. Seitdem beschäftigt sich der Congreß ausschließlich mit Prüfung der Wahlacten, und die Sitzungen dauern täglich kaum eine Stunde. Die moderirte Mehrheit der Deputirten soll nunmehr mit dem Ministerium dahin übereingekommen seyn, daß die Minister Perez de Castro, Arrazola und Montes de Oca auf die Unterstützung des Congresses zu rechnen haben, dagegen der Kriegsminister, der Minister des Innern und der Finanzminister durch andere Männer zu ersetzen seyen. Dem Kriegsminister werden namentlich wegen des Zustandes der Provinzen Cuenca und Guadalaxara die größten Vorwürfe gemacht, und es scheint,
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