Allgemeine Zeitung. Nr. 72. Augsburg, 12. März 1840.dann, selber gut genährt, in der Steppe Alles hungrig, muthlos und deprimirt zu finden. Die Ankunft der Russen in Chiwa wird weit und breit in Asien verkündet werden. Namentlich werden die den Engländern unterworfenen indischen Völker die Ohren spitzen, sie, die schon längst von den Russen als ihren Befreiern träumen und schwatzen. Es ist wohl kein Zweifel, daß die Russen überall in Asien weit mehr Sympathien für sich haben als die Engländer. Selbst halbe Asiaten, verstehen und verbrüdern sie sich weit besser mit den asiatischen Nationen. Sogar ihre Waaren, scheint es, stehen diesen Völkern weit besser an, als die englischen; denn fast überall, wo eine Collision entstand, wurden die letztern von den russischen aus dem Felde geschlagen. Aus allem dem geht hervor, daß die anfangs von unseren Zeitungen so wenig beachtete russische Expedition nach Chiwa in der Geschichte zweier Welttheile eine bedeutungsvolle Rolle spielen wird. Der Kampf der Confessionen in Rußland. Wir haben mehrfach die Belege russischer Blätter mitgetheilt, welche dieselben zum Beweis der Freiwilligkeit des Uebertritts der unirten Griechen anführten. Manche deutsche Blätter brachten Gegenbelege, zu deren neuesten folgender Artikel des Fränkischen Couriers. gehört. Können seine Mittheilungen bestritten werden, so findet man sich jenseits der Weichsel vielleicht um so mehr dazu veranlaßt, als die ursprüngliche Quelle dieser Nachrichten eine italienische ist, und man, unsern Correspondenzen aus Rom zufolge, erwartet, daß Se. Heil. der Papst bald in einer zweiten Allecution auf die religiösen Verhältnisse in Rußland zurückkommen werde. Der erwähnte Artikel des Fränkischen Couriers lautet: "Von der Donau, 22 Februar. Ein früherer Artikel in dem Journal de Francfort, welcher gleich vielen andern die öffentliche Meinung auf den Schritt vorbereiten sollte, wodurch seitdem russischerseits die Schismatisirung der unirten Griechen in Rußland befohlen worden ist, hat eine ursprünglich in italienischer Sprache erschienene Broschüre hervorgerufen, die jetzt auch in einer deutschen Uebersetzung vor uns liegt, und vermöge ihrer Veröffentlichung von documentirten Thatsachen als ein Prüfstein der gegentheiligen Versicherungen dienen kann. Um unsere Leser darauf aufmerksam zu machen, heben wir nur Einiges hervor, das sich auf die neuere Zeit bezieht. Als Katharina II durch die Theilung Polens in den Besitz mehrerer der Provinzen gelangt war, welche vorzüglich von den Anhängern des griechisch-unirten Cultus bewohnt werden, ließ sie in die neuen Gebiete sogenannte Missionen, aus schismatischen Bischöfen und Priestern bestehend, senden. Von diesen erzählt nun eine authentische Geschichtsquelle: "Die Gouverneurs hatten Befehl, sie zu unterstützen. Diese Missionarien neuer Art waren von Soldaten begleitet und durchstreiften die Dörfer. Sie erbrachen die Kirchthüren und weihten die Kirche aufs neue, als ob sie profanirt worden wären. Wenn der Pfarrer sich weigerte, dem Schisma beizutreten, ward er durch einen andern ersetzt. Unterdessen versammelten die Officiere die Einwohner des Orts; man forderte sie auf, zur Religion ihrer griechisch-schismatischen Vorfahren zurückzukehren, und nahm, wenn sie nicht in Güte zu gewinnen waren, zu gewaltsamen Mitteln, zu Stockschlägen und Gefängniß, seine Zuflucht. Auf solche Weise gewann man Proselyten. Die Bischöfe wichen dem Sturme nicht, deßhalb wurden ihre Güter eingezogen." Das hier Vorgetragene wird durch eine Bittschrift bestätigt, welche 120 Einwohner von Lubowicz in der Provinz Mohilew am 10 Julius 1829 an des jetzt regierenden Kaisers Maj. richteten. "Unsere Vorfahren" (heißt es darin) "in dem griechisch-unirten Glauben geboren, lebten, dem Throne und dem Vaterlande stets getreu, ihre Tage friedlich in ihrer Religion dahin; und wir, in demselben Glauben geboren, wir haben ihn seit langer Zeit frei bekannt. Allein der Ortsobrigkeit war es, wie man uns sagte, nach dem höchsten Willen der Kaiserin Katharina glücklichen Andenkens, durch Anwendung gewaltthätiger Mittel und körperlicher Strafen gelungen, viele unserer Gemeindeglieder zu zwingen, die Religion unserer Vorfahren zu verlassen." Eben diese Bittschrift gibt auch Kunde, wie die Versuche, der Griechisch-Unirten dem Schisma zu gewinnen, fortdauerten und in den letzten Jahren des vorigen Jahrzehnts mit noch größerem Nachdruck unternommen wurden. Es heißt dort: "Wir haben diese Religion bis heute unter Eurer kaiserlichen Majestät (Nikolaus I) Schutze frei bekannt, und wir haben nicht geglaubt, daß wir ohne einen ausdrücklichen Befehl Ihres kaiserlichen Willens in dem freien Bekenntnisse des Glaubens gestört werden könnten, den auch unsere Vorfahren bekannten, und in welchem wir geboren sind, wie sie. Allein die Priester der herrschenden Religion zwingen uns, unter dem Vorwande, daß Einige unter uns, was nicht der Fall ist, in der Gemeinschaft der griechisch-russischen Kirche gestanden hätten, unsern Glauben abzuschwören; nicht durch körperliche Strafen, sondern durch weit grausamere Mittel, nämlich dadurch, daß sie uns aller geistlichen Hülfe berauben, indem sie unsern eigenen Priestern verbieten, unsere Kinder zu taufen, unsere Beichten zu hören und unsere Ehen einzusegnen. Auf diese Weise entreißen sie uns unsern Hirten." Zu den geistlichen hier angewendeten Zwangsmitteln gesellten sich bald auch weltliche. Der Adel des Gouvernements Witepsk klagte im Jahre 1834 dem Kaiser: "Man wendet Alles an, um die unirten Griechen zur herrschenden Religion hinüberzuziehen. Diese Manövers würden in dieser Provinz keinen Eindruck auf die Gemüther machen, wenn man den Gläubigen gestattete, bezugs dieser Vereinigung der Stimme des Gewissens und festgewonnener Ueberzeugung zu folgen. Aber die Mittel, welche man angewendet, erfüllen die Seele mit Schrecken." - "Einige Schwache," erzählen die Bittsteller weiter, "ergaben sich, aber," fahren sie fort, "sie gestanden denen, welche sie zur Annahme der herrschenden Religion zwangen, selbst, daß sie zwar den ihnen gegebenen Befehlen gehorchten, in die Kirchen gingen und die Sacramente der herrschenden Religion empfingen, daß sie aber im Herzen ihrer alten Religion auch fürder treu blieben." Welcher Art nun die angewendeten Maaßregeln waren, darüber gibt uns eine Bittschrift der Bewohner von Uszatz in derselben Provinz Witepsk Auskunft. Dort wäre, wird erzählt, am 2 Dec. 1835 eine Commission angelangt, und hätte das Volk zusammenberufen, und dasselbe zur Aenderung der Religion aufgefordert. "Aber wir," riefen Alle einstimmig, "wir wollten in unserm Glauben sterben, wir hätten nie nach einem andern verlangt, und wollten auch jetzt keine andere Religion." Darauf ging die Commission von Worten zur That über; man riß uns die Haare aus, schlug uns in die Zähne, bis Blut kam, gab uns Stöße an den Kopf und warf uns theils ins Gefängniß, theils schleppte man uns in die Stadt Lepel. Endlich, da die Commission sah, daß auch dieß Mittel nicht anschlug, verbot sie allen griechisch-unirten Priestern, uns Beichte zu hören oder die andern Heilsmittel zu administriren. Dennoch fügten wir uns nicht, sondern riefen: "Man bereite uns das Schicksal des seligen Josaphat, das wünschen wir." St. Petersburg, 22 Febr. In Betreff von Sachen über Glaubensverführung von der herrschenden Landes- zur katholischen Kirche hat Se. Maj. zur künftigen Richtschnur der dabei betheiligten Gerichtsbehörden nachstehenden dann, selber gut genährt, in der Steppe Alles hungrig, muthlos und deprimirt zu finden. Die Ankunft der Russen in Chiwa wird weit und breit in Asien verkündet werden. Namentlich werden die den Engländern unterworfenen indischen Völker die Ohren spitzen, sie, die schon längst von den Russen als ihren Befreiern träumen und schwatzen. Es ist wohl kein Zweifel, daß die Russen überall in Asien weit mehr Sympathien für sich haben als die Engländer. Selbst halbe Asiaten, verstehen und verbrüdern sie sich weit besser mit den asiatischen Nationen. Sogar ihre Waaren, scheint es, stehen diesen Völkern weit besser an, als die englischen; denn fast überall, wo eine Collision entstand, wurden die letztern von den russischen aus dem Felde geschlagen. Aus allem dem geht hervor, daß die anfangs von unseren Zeitungen so wenig beachtete russische Expedition nach Chiwa in der Geschichte zweier Welttheile eine bedeutungsvolle Rolle spielen wird. Der Kampf der Confessionen in Rußland. Wir haben mehrfach die Belege russischer Blätter mitgetheilt, welche dieselben zum Beweis der Freiwilligkeit des Uebertritts der unirten Griechen anführten. Manche deutsche Blätter brachten Gegenbelege, zu deren neuesten folgender Artikel des Fränkischen Couriers. gehört. Können seine Mittheilungen bestritten werden, so findet man sich jenseits der Weichsel vielleicht um so mehr dazu veranlaßt, als die ursprüngliche Quelle dieser Nachrichten eine italienische ist, und man, unsern Correspondenzen aus Rom zufolge, erwartet, daß Se. Heil. der Papst bald in einer zweiten Allecution auf die religiösen Verhältnisse in Rußland zurückkommen werde. Der erwähnte Artikel des Fränkischen Couriers lautet: „Von der Donau, 22 Februar. Ein früherer Artikel in dem Journal de Francfort, welcher gleich vielen andern die öffentliche Meinung auf den Schritt vorbereiten sollte, wodurch seitdem russischerseits die Schismatisirung der unirten Griechen in Rußland befohlen worden ist, hat eine ursprünglich in italienischer Sprache erschienene Broschüre hervorgerufen, die jetzt auch in einer deutschen Uebersetzung vor uns liegt, und vermöge ihrer Veröffentlichung von documentirten Thatsachen als ein Prüfstein der gegentheiligen Versicherungen dienen kann. Um unsere Leser darauf aufmerksam zu machen, heben wir nur Einiges hervor, das sich auf die neuere Zeit bezieht. Als Katharina II durch die Theilung Polens in den Besitz mehrerer der Provinzen gelangt war, welche vorzüglich von den Anhängern des griechisch-unirten Cultus bewohnt werden, ließ sie in die neuen Gebiete sogenannte Missionen, aus schismatischen Bischöfen und Priestern bestehend, senden. Von diesen erzählt nun eine authentische Geschichtsquelle: „Die Gouverneurs hatten Befehl, sie zu unterstützen. Diese Missionarien neuer Art waren von Soldaten begleitet und durchstreiften die Dörfer. Sie erbrachen die Kirchthüren und weihten die Kirche aufs neue, als ob sie profanirt worden wären. Wenn der Pfarrer sich weigerte, dem Schisma beizutreten, ward er durch einen andern ersetzt. Unterdessen versammelten die Officiere die Einwohner des Orts; man forderte sie auf, zur Religion ihrer griechisch-schismatischen Vorfahren zurückzukehren, und nahm, wenn sie nicht in Güte zu gewinnen waren, zu gewaltsamen Mitteln, zu Stockschlägen und Gefängniß, seine Zuflucht. Auf solche Weise gewann man Proselyten. Die Bischöfe wichen dem Sturme nicht, deßhalb wurden ihre Güter eingezogen.“ Das hier Vorgetragene wird durch eine Bittschrift bestätigt, welche 120 Einwohner von Lubowicz in der Provinz Mohilew am 10 Julius 1829 an des jetzt regierenden Kaisers Maj. richteten. „Unsere Vorfahren“ (heißt es darin) „in dem griechisch-unirten Glauben geboren, lebten, dem Throne und dem Vaterlande stets getreu, ihre Tage friedlich in ihrer Religion dahin; und wir, in demselben Glauben geboren, wir haben ihn seit langer Zeit frei bekannt. Allein der Ortsobrigkeit war es, wie man uns sagte, nach dem höchsten Willen der Kaiserin Katharina glücklichen Andenkens, durch Anwendung gewaltthätiger Mittel und körperlicher Strafen gelungen, viele unserer Gemeindeglieder zu zwingen, die Religion unserer Vorfahren zu verlassen.“ Eben diese Bittschrift gibt auch Kunde, wie die Versuche, der Griechisch-Unirten dem Schisma zu gewinnen, fortdauerten und in den letzten Jahren des vorigen Jahrzehnts mit noch größerem Nachdruck unternommen wurden. Es heißt dort: „Wir haben diese Religion bis heute unter Eurer kaiserlichen Majestät (Nikolaus I) Schutze frei bekannt, und wir haben nicht geglaubt, daß wir ohne einen ausdrücklichen Befehl Ihres kaiserlichen Willens in dem freien Bekenntnisse des Glaubens gestört werden könnten, den auch unsere Vorfahren bekannten, und in welchem wir geboren sind, wie sie. Allein die Priester der herrschenden Religion zwingen uns, unter dem Vorwande, daß Einige unter uns, was nicht der Fall ist, in der Gemeinschaft der griechisch-russischen Kirche gestanden hätten, unsern Glauben abzuschwören; nicht durch körperliche Strafen, sondern durch weit grausamere Mittel, nämlich dadurch, daß sie uns aller geistlichen Hülfe berauben, indem sie unsern eigenen Priestern verbieten, unsere Kinder zu taufen, unsere Beichten zu hören und unsere Ehen einzusegnen. Auf diese Weise entreißen sie uns unsern Hirten.“ Zu den geistlichen hier angewendeten Zwangsmitteln gesellten sich bald auch weltliche. Der Adel des Gouvernements Witepsk klagte im Jahre 1834 dem Kaiser: „Man wendet Alles an, um die unirten Griechen zur herrschenden Religion hinüberzuziehen. Diese Manövers würden in dieser Provinz keinen Eindruck auf die Gemüther machen, wenn man den Gläubigen gestattete, bezugs dieser Vereinigung der Stimme des Gewissens und festgewonnener Ueberzeugung zu folgen. Aber die Mittel, welche man angewendet, erfüllen die Seele mit Schrecken.“ – „Einige Schwache,“ erzählen die Bittsteller weiter, „ergaben sich, aber,“ fahren sie fort, „sie gestanden denen, welche sie zur Annahme der herrschenden Religion zwangen, selbst, daß sie zwar den ihnen gegebenen Befehlen gehorchten, in die Kirchen gingen und die Sacramente der herrschenden Religion empfingen, daß sie aber im Herzen ihrer alten Religion auch fürder treu blieben.“ Welcher Art nun die angewendeten Maaßregeln waren, darüber gibt uns eine Bittschrift der Bewohner von Uszatz in derselben Provinz Witepsk Auskunft. Dort wäre, wird erzählt, am 2 Dec. 1835 eine Commission angelangt, und hätte das Volk zusammenberufen, und dasselbe zur Aenderung der Religion aufgefordert. „Aber wir,“ riefen Alle einstimmig, „wir wollten in unserm Glauben sterben, wir hätten nie nach einem andern verlangt, und wollten auch jetzt keine andere Religion.“ Darauf ging die Commission von Worten zur That über; man riß uns die Haare aus, schlug uns in die Zähne, bis Blut kam, gab uns Stöße an den Kopf und warf uns theils ins Gefängniß, theils schleppte man uns in die Stadt Lepel. Endlich, da die Commission sah, daß auch dieß Mittel nicht anschlug, verbot sie allen griechisch-unirten Priestern, uns Beichte zu hören oder die andern Heilsmittel zu administriren. Dennoch fügten wir uns nicht, sondern riefen: „Man bereite uns das Schicksal des seligen Josaphat, das wünschen wir.“ St. Petersburg, 22 Febr. In Betreff von Sachen über Glaubensverführung von der herrschenden Landes- zur katholischen Kirche hat Se. 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Als Katharina II durch die Theilung Polens in den Besitz mehrerer der Provinzen gelangt war, welche vorzüglich von den Anhängern des griechisch-unirten Cultus bewohnt werden, ließ sie in die neuen Gebiete sogenannte Missionen, aus schismatischen Bischöfen und Priestern bestehend, senden. Von diesen erzählt nun eine authentische Geschichtsquelle: „Die Gouverneurs hatten Befehl, sie zu unterstützen. Diese Missionarien neuer Art waren von Soldaten begleitet und durchstreiften die Dörfer. Sie erbrachen die Kirchthüren und weihten die Kirche aufs neue, als ob sie profanirt worden wären. Wenn der Pfarrer sich weigerte, dem Schisma beizutreten, ward er durch einen andern ersetzt. Unterdessen versammelten die Officiere die Einwohner des Orts; man forderte sie auf, zur Religion ihrer griechisch-schismatischen Vorfahren zurückzukehren, und nahm, wenn sie nicht in Güte zu gewinnen waren, zu gewaltsamen Mitteln, zu Stockschlägen und Gefängniß, seine Zuflucht. Auf solche Weise gewann man Proselyten. Die Bischöfe wichen dem Sturme nicht, deßhalb wurden ihre Güter eingezogen.“ Das hier Vorgetragene wird durch eine Bittschrift bestätigt, welche 120 Einwohner von Lubowicz in der Provinz Mohilew am 10 Julius 1829 an des jetzt regierenden Kaisers Maj. richteten. „Unsere Vorfahren“ (heißt es darin) „in dem griechisch-unirten Glauben geboren, lebten, dem Throne und dem Vaterlande stets getreu, ihre Tage friedlich in ihrer Religion dahin; und wir, in demselben Glauben geboren, wir haben ihn seit langer Zeit frei bekannt. Allein der Ortsobrigkeit war es, wie man uns sagte, nach dem höchsten Willen der Kaiserin Katharina glücklichen Andenkens, durch Anwendung gewaltthätiger Mittel und körperlicher Strafen gelungen, viele unserer Gemeindeglieder zu zwingen, die Religion unserer Vorfahren zu verlassen.“ Eben diese Bittschrift gibt auch Kunde, wie die Versuche, der Griechisch-Unirten dem Schisma zu gewinnen, fortdauerten und in den letzten Jahren des vorigen Jahrzehnts mit noch größerem Nachdruck unternommen wurden. Es heißt dort: „Wir haben diese Religion bis heute unter Eurer kaiserlichen Majestät (Nikolaus I) Schutze frei bekannt, und wir haben nicht geglaubt, daß wir ohne einen ausdrücklichen Befehl Ihres kaiserlichen Willens in dem freien Bekenntnisse des Glaubens gestört werden könnten, den auch unsere Vorfahren bekannten, und in welchem wir geboren sind, wie sie. Allein die Priester der herrschenden Religion zwingen uns, unter dem Vorwande, daß Einige unter uns, was nicht der Fall ist, in der Gemeinschaft der griechisch-russischen Kirche gestanden hätten, unsern Glauben abzuschwören; nicht durch körperliche Strafen, sondern durch weit grausamere Mittel, nämlich dadurch, daß sie uns aller geistlichen Hülfe berauben, indem sie unsern eigenen Priestern verbieten, unsere Kinder zu taufen, unsere Beichten zu hören und unsere Ehen einzusegnen. Auf diese Weise entreißen sie uns unsern Hirten.“ Zu den geistlichen hier angewendeten Zwangsmitteln gesellten sich bald auch weltliche. Der Adel des Gouvernements Witepsk klagte im Jahre 1834 dem Kaiser: „Man wendet Alles an, um die unirten Griechen zur herrschenden Religion hinüberzuziehen. Diese Manövers würden in dieser Provinz keinen Eindruck auf die Gemüther machen, wenn man den Gläubigen gestattete, bezugs dieser Vereinigung der Stimme des Gewissens und festgewonnener Ueberzeugung zu folgen. Aber die Mittel, welche man angewendet, erfüllen die Seele mit Schrecken.“ – „Einige Schwache,“ erzählen die Bittsteller weiter, „ergaben sich, aber,“ fahren sie fort, „sie gestanden denen, welche sie zur Annahme der herrschenden Religion zwangen, selbst, daß sie zwar den ihnen gegebenen Befehlen gehorchten, in die Kirchen gingen und die Sacramente der herrschenden Religion empfingen, daß sie aber im Herzen ihrer alten Religion auch fürder treu blieben.“ Welcher Art nun die angewendeten Maaßregeln waren, darüber gibt uns eine Bittschrift der Bewohner von Uszatz in derselben Provinz Witepsk Auskunft. Dort wäre, wird erzählt, am 2 Dec. 1835 eine Commission angelangt, und hätte das Volk zusammenberufen, und dasselbe zur Aenderung der Religion aufgefordert. „Aber wir,“ riefen Alle einstimmig, „wir wollten in unserm Glauben sterben, wir hätten nie nach einem andern verlangt, und wollten auch jetzt keine andere Religion.“ Darauf ging die Commission von Worten zur That über; man riß uns die Haare aus, schlug uns in die Zähne, bis Blut kam, gab uns Stöße an den Kopf und warf uns theils ins Gefängniß, theils schleppte man uns in die Stadt Lepel. Endlich, da die Commission sah, daß auch dieß Mittel nicht anschlug, verbot sie allen griechisch-unirten Priestern, uns Beichte zu hören oder die andern Heilsmittel zu administriren. 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Der Kampf der Confessionen in Rußland.
Wir haben mehrfach die Belege russischer Blätter mitgetheilt, welche dieselben zum Beweis der Freiwilligkeit des Uebertritts der unirten Griechen anführten. Manche deutsche Blätter brachten Gegenbelege, zu deren neuesten folgender Artikel des Fränkischen Couriers. gehört. Können seine Mittheilungen bestritten werden, so findet man sich jenseits der Weichsel vielleicht um so mehr dazu veranlaßt, als die ursprüngliche Quelle dieser Nachrichten eine italienische ist, und man, unsern Correspondenzen aus Rom zufolge, erwartet, daß Se. Heil. der Papst bald in einer zweiten Allecution auf die religiösen Verhältnisse in Rußland zurückkommen werde. Der erwähnte Artikel des Fränkischen Couriers lautet: „Von der Donau, 22 Februar. Ein früherer Artikel in dem Journal de Francfort, welcher gleich vielen andern die öffentliche Meinung auf den Schritt vorbereiten sollte, wodurch seitdem russischerseits die Schismatisirung der unirten Griechen in Rußland befohlen worden ist, hat eine ursprünglich in italienischer Sprache erschienene Broschüre hervorgerufen, die jetzt auch in einer deutschen Uebersetzung vor uns liegt, und vermöge ihrer Veröffentlichung von documentirten Thatsachen als ein Prüfstein der gegentheiligen Versicherungen dienen kann. Um unsere Leser darauf aufmerksam zu machen, heben wir nur Einiges hervor, das sich auf die neuere Zeit bezieht. Als Katharina II durch die Theilung Polens in den Besitz mehrerer der Provinzen gelangt war, welche vorzüglich von den Anhängern des griechisch-unirten Cultus bewohnt werden, ließ sie in die neuen Gebiete sogenannte Missionen, aus schismatischen Bischöfen und Priestern bestehend, senden. Von diesen erzählt nun eine authentische Geschichtsquelle: „Die Gouverneurs hatten Befehl, sie zu unterstützen. Diese Missionarien neuer Art waren von Soldaten begleitet und durchstreiften die Dörfer. Sie erbrachen die Kirchthüren und weihten die Kirche aufs neue, als ob sie profanirt worden wären. Wenn der Pfarrer sich weigerte, dem Schisma beizutreten, ward er durch einen andern ersetzt. Unterdessen versammelten die Officiere die Einwohner des Orts; man forderte sie auf, zur Religion ihrer griechisch-schismatischen Vorfahren zurückzukehren, und nahm, wenn sie nicht in Güte zu gewinnen waren, zu gewaltsamen Mitteln, zu Stockschlägen und Gefängniß, seine Zuflucht. Auf solche Weise gewann man Proselyten. Die Bischöfe wichen dem Sturme nicht, deßhalb wurden ihre Güter eingezogen.“ Das hier Vorgetragene wird durch eine Bittschrift bestätigt, welche 120 Einwohner von Lubowicz in der Provinz Mohilew am 10 Julius 1829 an des jetzt regierenden Kaisers Maj. richteten. „Unsere Vorfahren“ (heißt es darin) „in dem griechisch-unirten Glauben geboren, lebten, dem Throne und dem Vaterlande stets getreu, ihre Tage friedlich in ihrer Religion dahin; und wir, in demselben Glauben geboren, wir haben ihn seit langer Zeit frei bekannt. Allein der Ortsobrigkeit war es, wie man uns sagte, nach dem höchsten Willen der Kaiserin Katharina glücklichen Andenkens, durch Anwendung gewaltthätiger Mittel und körperlicher Strafen gelungen, viele unserer Gemeindeglieder zu zwingen, die Religion unserer Vorfahren zu verlassen.“ Eben diese Bittschrift gibt auch Kunde, wie die Versuche, der Griechisch-Unirten dem Schisma zu gewinnen, fortdauerten und in den letzten Jahren des vorigen Jahrzehnts mit noch größerem Nachdruck unternommen wurden. Es heißt dort: „Wir haben diese Religion bis heute unter Eurer kaiserlichen Majestät (Nikolaus I) Schutze frei bekannt, und wir haben nicht geglaubt, daß wir ohne einen ausdrücklichen Befehl Ihres kaiserlichen Willens in dem freien Bekenntnisse des Glaubens gestört werden könnten, den auch unsere Vorfahren bekannten, und in welchem wir geboren sind, wie sie. Allein die Priester der herrschenden Religion zwingen uns, unter dem Vorwande, daß Einige unter uns, was nicht der Fall ist, in der Gemeinschaft der griechisch-russischen Kirche gestanden hätten, unsern Glauben abzuschwören; nicht durch körperliche Strafen, sondern durch weit grausamere Mittel, nämlich dadurch, daß sie uns aller geistlichen Hülfe berauben, indem sie unsern eigenen Priestern verbieten, unsere Kinder zu taufen, unsere Beichten zu hören und unsere Ehen einzusegnen. Auf diese Weise entreißen sie uns unsern Hirten.“ Zu den geistlichen hier angewendeten Zwangsmitteln gesellten sich bald auch weltliche. Der Adel des Gouvernements Witepsk klagte im Jahre 1834 dem Kaiser: „Man wendet Alles an, um die unirten Griechen zur herrschenden Religion hinüberzuziehen. Diese Manövers würden in dieser Provinz keinen Eindruck auf die Gemüther machen, wenn man den Gläubigen gestattete, bezugs dieser Vereinigung der Stimme des Gewissens und festgewonnener Ueberzeugung zu folgen. Aber die Mittel, welche man angewendet, erfüllen die Seele mit Schrecken.“ – „Einige Schwache,“ erzählen die Bittsteller weiter, „ergaben sich, aber,“ fahren sie fort, „sie gestanden denen, welche sie zur Annahme der herrschenden Religion zwangen, selbst, daß sie zwar den ihnen gegebenen Befehlen gehorchten, in die Kirchen gingen und die Sacramente der herrschenden Religion empfingen, daß sie aber im Herzen ihrer alten Religion auch fürder treu blieben.“ Welcher Art nun die angewendeten Maaßregeln waren, darüber gibt uns eine Bittschrift der Bewohner von Uszatz in derselben Provinz Witepsk Auskunft. Dort wäre, wird erzählt, am 2 Dec. 1835 eine Commission angelangt, und hätte das Volk zusammenberufen, und dasselbe zur Aenderung der Religion aufgefordert. „Aber wir,“ riefen Alle einstimmig, „wir wollten in unserm Glauben sterben, wir hätten nie nach einem andern verlangt, und wollten auch jetzt keine andere Religion.“ Darauf ging die Commission von Worten zur That über; man riß uns die Haare aus, schlug uns in die Zähne, bis Blut kam, gab uns Stöße an den Kopf und warf uns theils ins Gefängniß, theils schleppte man uns in die Stadt Lepel. Endlich, da die Commission sah, daß auch dieß Mittel nicht anschlug, verbot sie allen griechisch-unirten Priestern, uns Beichte zu hören oder die andern Heilsmittel zu administriren. Dennoch fügten wir uns nicht, sondern riefen: „Man bereite uns das Schicksal des seligen Josaphat, das wünschen wir.“
_ St. Petersburg, 22 Febr. In Betreff von Sachen über Glaubensverführung von der herrschenden Landes- zur katholischen Kirche hat Se. Maj. zur künftigen Richtschnur der dabei betheiligten Gerichtsbehörden nachstehenden
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