Allgemeine Zeitung. Nr. 75. Augsburg, 15. März 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. SonntagNr. 75. 15 März 1840Südamerika. (Standard.) Die brasilische Post hat Briefe und Zeitungen aus Rio Janeiro bis zum 9 Jan. mitgebracht. Brasilien war ruhig. Die Nachrichten aus Montevideo, die bis zum 23 Dec. reichen, bieten die willkommene, wenn schon schwache Aussicht auf eine baldige Beilegung des Streites dar, welcher die unter dem genannten Datum bereits 627 Tage dauernde Blokade des La Plata-Stroms veranlaßt. Der englische Admiral hatte sich an Bord des Schiffes Stag nach Buenos-Ayres verfügt, wo er, heißt es, seiner Instruction gemäß, bleiben soll, bis alle Behinderungen des brittischen Handels mit der argentinischen Republik gehoben seyn werden. Der neue französische Admiral war am 15 Dec. von Rio nach derselben Bestimmung abgesegelt. Nachstehendes ist ein Auszug aus den Zeitungen von Buenos-Ayres bis zum 15 Dec.: "Zwei lebhafte Gefechte fielen am 23 und 29 Nov. vor zwischen zwei Abtheilungen der feindlichen Heere in der Provinz Corrientes; in beiden blieb der Sieg den Truppen des Gouverneurs Lopez. Don Ricardo Lopez Jordan ward in der Affaire am 23 gefangen genommen und in die Stadt gebracht." Diese Blätter enthalten ferner die Verhandlungen im dortigen Repräsentantenhau vom 8 und 9 Dec., wo eine Note der Regierung über den letzten Aufstand zur Berathung kam. Die Discussion dauerte lang, und das Benehmen der Franzosen wurde scharf getadelt. Es ward ihnen vorgeworfen, sie hätten durch die Verbindung der französischen Flagge mit der Rebellion Frankreichs Ruhm befleckt. (Journal des Debats.) Briefe aus Montevideo vom 24 Dec., welche wir über Rio-Janeiro erhalten, melden die Ankunft des Admirals Dupotet mit acht Kriegsschiffen. Man fürchtete in Montevideo allgemein, daß diese Verstärkung der französischen Seemacht den Stand der Dinge nicht ändern würde, weil Rosas nicht der Mann sey, den einige Kriegsschiffe mehr oder weniger zum Nachgeben und zur Mäßigung brächten. Dagegen konnte Niemanden wohl einfallen, Buenos-Ayres bombardiren zu wollen, denn ein solcher Act würde von den 4000 Franzosen, welche in dem Staat Buenos-Ayres ansässig sind, sehr ungern gesehen, und könnte nur die Erbitterung des Volkes gegen uns aufregen. Nur durch die Sendung eines Truppencorps zur Landung könnte der Sturz des Tyrannen beschleunigt werden, denn dadurch würden Rosas' Streitkräfte getheilt, und seine Gegner Gelegenheit erhalten, sich zu erklären. - Die Blokade des Hafens von Buenos-Ayres dauert fort; es befanden sich aber nur zwei französische Schiffe vor der Stadt, die nicht hinreichen, diese Blokade streng zu handhaben. Die übrigen Schiffe des Blokadegeschwaders liegen zu Montevideo, und sind fast alle entwaffnet, da man ihre Mannschaft zur Bewachung der Stadt verwendet. Rivera und die Invasionsarmee stehen einander unthätig gegenüber. Vom General Lavalle hörte man nicht mehr sprechen. Man vermuthete, er rüste sich in der Provinz Corrientes gegen Rosas. Großbritannien. In der Oberhaussitzung am 5 März übergab, wie schon kurz berührt, Graf Aberdeen Petitionen in Betreff der in der presbyterischen Kirche obwaltenden Patronatsstreitigkeiten, welche, nach dem Ausdruck des Standard, dermalen Schottland von den "Borders" (der englischen Gränzmark) bis nach den Orkney-Inseln bewegen. In der schottischen Kirche, erörterte er dabei, sey eine zahlreiche Classe vorhanden, welche das Bestehen des Kirchenpatronats als eine Beschwerde, einen Gräuel, etwas Verdammliches, Hassenswerthes betrachte, das abgestellt werden müsse. Diese Leute verstehen unter dem Ausdruck "Nicht-Intrusion", die sie verlangen, gänzliche Abschaffung des Patronats. Eine zweite Classe fordere zwar nicht die Aufhebung des Patronats, spreche aber für die Gemeinde ein absolutes Veto, ohne Angabe eines Grundes, bei der Präsentirung eines Geistlichen durch den Patron an. Dieser Grundsatz sey auch in der Veto-Acte von 1834, die aber vom Hause der Lords für gesetzwidrig erklärt worden, aufgestellt. Zu dieser Ansicht bekennen sich viele Mitglieder der schottischen Kirche, ihre Generalversammlung (General-Assembly) und die Mehrzahl der Presbyterien. Sie begreifen unter Nicht-Intrusion das unbeschränkte Recht der Gemeinden, jeden von dem Patron präsentirten Geistlichen ohne Angabe eines Grundes zu verwerfen. Die dritte Classe bestehe aus solchen, welche den Gemeinden das Recht zuerkennen, gegen den Präsentirten hinsichtlich seines Charakters oder seiner Kenntnisse Einwendungen zu erheben oder die Ansicht auszusprechen, daß sie von ihm keine geistliche Erbauung hoffen; über diese Einwendungen solle aber das geistliche Gericht zu entscheiden haben, auch befugt seyn, einen Präsentirten zu verwerfen, selbst wenn die Beanstandungen nicht im mindesten seinen Charakter oder sein Wissen berühren. Auch diese Classe sey sehr zahlreich. Die erste, gänzliche Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. SonntagNr. 75. 15 März 1840Südamerika. (Standard.) Die brasilische Post hat Briefe und Zeitungen aus Rio Janeiro bis zum 9 Jan. mitgebracht. Brasilien war ruhig. Die Nachrichten aus Montevideo, die bis zum 23 Dec. reichen, bieten die willkommene, wenn schon schwache Aussicht auf eine baldige Beilegung des Streites dar, welcher die unter dem genannten Datum bereits 627 Tage dauernde Blokade des La Plata-Stroms veranlaßt. Der englische Admiral hatte sich an Bord des Schiffes Stag nach Buenos-Ayres verfügt, wo er, heißt es, seiner Instruction gemäß, bleiben soll, bis alle Behinderungen des brittischen Handels mit der argentinischen Republik gehoben seyn werden. Der neue französische Admiral war am 15 Dec. von Rio nach derselben Bestimmung abgesegelt. Nachstehendes ist ein Auszug aus den Zeitungen von Buenos-Ayres bis zum 15 Dec.: „Zwei lebhafte Gefechte fielen am 23 und 29 Nov. vor zwischen zwei Abtheilungen der feindlichen Heere in der Provinz Corrientes; in beiden blieb der Sieg den Truppen des Gouverneurs Lopez. Don Ricardo Lopez Jordan ward in der Affaire am 23 gefangen genommen und in die Stadt gebracht.“ Diese Blätter enthalten ferner die Verhandlungen im dortigen Repräsentantenhau vom 8 und 9 Dec., wo eine Note der Regierung über den letzten Aufstand zur Berathung kam. Die Discussion dauerte lang, und das Benehmen der Franzosen wurde scharf getadelt. Es ward ihnen vorgeworfen, sie hätten durch die Verbindung der französischen Flagge mit der Rebellion Frankreichs Ruhm befleckt. (Journal des Débats.) Briefe aus Montevideo vom 24 Dec., welche wir über Rio-Janeiro erhalten, melden die Ankunft des Admirals Dupotet mit acht Kriegsschiffen. Man fürchtete in Montevideo allgemein, daß diese Verstärkung der französischen Seemacht den Stand der Dinge nicht ändern würde, weil Rosas nicht der Mann sey, den einige Kriegsschiffe mehr oder weniger zum Nachgeben und zur Mäßigung brächten. Dagegen konnte Niemanden wohl einfallen, Buenos-Ayres bombardiren zu wollen, denn ein solcher Act würde von den 4000 Franzosen, welche in dem Staat Buenos-Ayres ansässig sind, sehr ungern gesehen, und könnte nur die Erbitterung des Volkes gegen uns aufregen. Nur durch die Sendung eines Truppencorps zur Landung könnte der Sturz des Tyrannen beschleunigt werden, denn dadurch würden Rosas' Streitkräfte getheilt, und seine Gegner Gelegenheit erhalten, sich zu erklären. – Die Blokade des Hafens von Buenos-Ayres dauert fort; es befanden sich aber nur zwei französische Schiffe vor der Stadt, die nicht hinreichen, diese Blokade streng zu handhaben. Die übrigen Schiffe des Blokadegeschwaders liegen zu Montevideo, und sind fast alle entwaffnet, da man ihre Mannschaft zur Bewachung der Stadt verwendet. Rivera und die Invasionsarmee stehen einander unthätig gegenüber. Vom General Lavalle hörte man nicht mehr sprechen. Man vermuthete, er rüste sich in der Provinz Corrientes gegen Rosas. Großbritannien. In der Oberhaussitzung am 5 März übergab, wie schon kurz berührt, Graf Aberdeen Petitionen in Betreff der in der presbyterischen Kirche obwaltenden Patronatsstreitigkeiten, welche, nach dem Ausdruck des Standard, dermalen Schottland von den „Borders“ (der englischen Gränzmark) bis nach den Orkney-Inseln bewegen. In der schottischen Kirche, erörterte er dabei, sey eine zahlreiche Classe vorhanden, welche das Bestehen des Kirchenpatronats als eine Beschwerde, einen Gräuel, etwas Verdammliches, Hassenswerthes betrachte, das abgestellt werden müsse. Diese Leute verstehen unter dem Ausdruck „Nicht-Intrusion“, die sie verlangen, gänzliche Abschaffung des Patronats. Eine zweite Classe fordere zwar nicht die Aufhebung des Patronats, spreche aber für die Gemeinde ein absolutes Veto, ohne Angabe eines Grundes, bei der Präsentirung eines Geistlichen durch den Patron an. Dieser Grundsatz sey auch in der Veto-Acte von 1834, die aber vom Hause der Lords für gesetzwidrig erklärt worden, aufgestellt. Zu dieser Ansicht bekennen sich viele Mitglieder der schottischen Kirche, ihre Generalversammlung (General-Assembly) und die Mehrzahl der Presbyterien. Sie begreifen unter Nicht-Intrusion das unbeschränkte Recht der Gemeinden, jeden von dem Patron präsentirten Geistlichen ohne Angabe eines Grundes zu verwerfen. Die dritte Classe bestehe aus solchen, welche den Gemeinden das Recht zuerkennen, gegen den Präsentirten hinsichtlich seines Charakters oder seiner Kenntnisse Einwendungen zu erheben oder die Ansicht auszusprechen, daß sie von ihm keine geistliche Erbauung hoffen; über diese Einwendungen solle aber das geistliche Gericht zu entscheiden haben, auch befugt seyn, einen Präsentirten zu verwerfen, selbst wenn die Beanstandungen nicht im mindesten seinen Charakter oder sein Wissen berühren. Auch diese Classe sey sehr zahlreich. 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Don Ricardo Lopez Jordan ward in der Affaire am 23 gefangen genommen und in die Stadt gebracht.“ Diese Blätter enthalten ferner die Verhandlungen im dortigen Repräsentantenhau vom 8 und 9 Dec., wo eine Note der Regierung über den letzten Aufstand zur Berathung kam. Die Discussion dauerte lang, und das Benehmen der Franzosen wurde scharf getadelt. Es ward ihnen vorgeworfen, sie hätten durch die Verbindung der französischen Flagge mit der Rebellion Frankreichs Ruhm befleckt.</p><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Journal des Débats</hi>.) Briefe aus Montevideo vom 24 Dec., welche wir über Rio-Janeiro erhalten, melden die Ankunft des Admirals Dupotet mit acht Kriegsschiffen. Man fürchtete in Montevideo allgemein, daß diese Verstärkung der französischen Seemacht den Stand der Dinge nicht ändern würde, weil Rosas nicht der Mann sey, den einige Kriegsschiffe mehr oder weniger zum Nachgeben und zur Mäßigung brächten. Dagegen konnte Niemanden wohl einfallen, Buenos-Ayres bombardiren zu wollen, denn ein solcher Act würde von den 4000 Franzosen, welche in dem Staat Buenos-Ayres ansässig sind, sehr ungern gesehen, und könnte nur die Erbitterung des Volkes gegen uns aufregen. Nur durch die Sendung eines Truppencorps zur Landung könnte der Sturz des Tyrannen beschleunigt werden, denn dadurch würden Rosas' Streitkräfte getheilt, und seine Gegner Gelegenheit erhalten, sich zu erklären. – Die Blokade des Hafens von Buenos-Ayres dauert fort; es befanden sich aber nur zwei französische Schiffe vor der Stadt, die nicht hinreichen, diese Blokade streng zu handhaben. Die übrigen Schiffe des Blokadegeschwaders liegen zu Montevideo, und sind fast alle entwaffnet, da man ihre Mannschaft zur Bewachung der Stadt verwendet. Rivera und die Invasionsarmee stehen einander unthätig gegenüber. Vom General Lavalle hörte man nicht mehr sprechen. 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Eine zweite Classe fordere zwar nicht die Aufhebung des Patronats, spreche aber für die Gemeinde ein absolutes Veto, ohne Angabe eines Grundes, bei der Präsentirung eines Geistlichen durch den Patron an. Dieser Grundsatz sey auch in der Veto-Acte von 1834, die aber vom Hause der Lords für gesetzwidrig erklärt worden, aufgestellt. Zu dieser Ansicht bekennen sich viele Mitglieder der schottischen Kirche, ihre Generalversammlung (General-Assembly) und die Mehrzahl der Presbyterien. Sie begreifen unter Nicht-Intrusion das unbeschränkte Recht der Gemeinden, jeden von dem Patron präsentirten Geistlichen ohne Angabe eines Grundes zu verwerfen. 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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag
Nr. 75.
15 März 1840 Südamerika.
(Standard.) Die brasilische Post hat Briefe und Zeitungen aus Rio Janeiro bis zum 9 Jan. mitgebracht. Brasilien war ruhig. Die Nachrichten aus Montevideo, die bis zum 23 Dec. reichen, bieten die willkommene, wenn schon schwache Aussicht auf eine baldige Beilegung des Streites dar, welcher die unter dem genannten Datum bereits 627 Tage dauernde Blokade des La Plata-Stroms veranlaßt. Der englische Admiral hatte sich an Bord des Schiffes Stag nach Buenos-Ayres verfügt, wo er, heißt es, seiner Instruction gemäß, bleiben soll, bis alle Behinderungen des brittischen Handels mit der argentinischen Republik gehoben seyn werden. Der neue französische Admiral war am 15 Dec. von Rio nach derselben Bestimmung abgesegelt. Nachstehendes ist ein Auszug aus den Zeitungen von Buenos-Ayres bis zum 15 Dec.: „Zwei lebhafte Gefechte fielen am 23 und 29 Nov. vor zwischen zwei Abtheilungen der feindlichen Heere in der Provinz Corrientes; in beiden blieb der Sieg den Truppen des Gouverneurs Lopez. Don Ricardo Lopez Jordan ward in der Affaire am 23 gefangen genommen und in die Stadt gebracht.“ Diese Blätter enthalten ferner die Verhandlungen im dortigen Repräsentantenhau vom 8 und 9 Dec., wo eine Note der Regierung über den letzten Aufstand zur Berathung kam. Die Discussion dauerte lang, und das Benehmen der Franzosen wurde scharf getadelt. Es ward ihnen vorgeworfen, sie hätten durch die Verbindung der französischen Flagge mit der Rebellion Frankreichs Ruhm befleckt.
(Journal des Débats.) Briefe aus Montevideo vom 24 Dec., welche wir über Rio-Janeiro erhalten, melden die Ankunft des Admirals Dupotet mit acht Kriegsschiffen. Man fürchtete in Montevideo allgemein, daß diese Verstärkung der französischen Seemacht den Stand der Dinge nicht ändern würde, weil Rosas nicht der Mann sey, den einige Kriegsschiffe mehr oder weniger zum Nachgeben und zur Mäßigung brächten. Dagegen konnte Niemanden wohl einfallen, Buenos-Ayres bombardiren zu wollen, denn ein solcher Act würde von den 4000 Franzosen, welche in dem Staat Buenos-Ayres ansässig sind, sehr ungern gesehen, und könnte nur die Erbitterung des Volkes gegen uns aufregen. Nur durch die Sendung eines Truppencorps zur Landung könnte der Sturz des Tyrannen beschleunigt werden, denn dadurch würden Rosas' Streitkräfte getheilt, und seine Gegner Gelegenheit erhalten, sich zu erklären. – Die Blokade des Hafens von Buenos-Ayres dauert fort; es befanden sich aber nur zwei französische Schiffe vor der Stadt, die nicht hinreichen, diese Blokade streng zu handhaben. Die übrigen Schiffe des Blokadegeschwaders liegen zu Montevideo, und sind fast alle entwaffnet, da man ihre Mannschaft zur Bewachung der Stadt verwendet. Rivera und die Invasionsarmee stehen einander unthätig gegenüber. Vom General Lavalle hörte man nicht mehr sprechen. Man vermuthete, er rüste sich in der Provinz Corrientes gegen Rosas.
Großbritannien.
In der Oberhaussitzung am 5 März übergab, wie schon kurz berührt, Graf Aberdeen Petitionen in Betreff der in der presbyterischen Kirche obwaltenden Patronatsstreitigkeiten, welche, nach dem Ausdruck des Standard, dermalen Schottland von den „Borders“ (der englischen Gränzmark) bis nach den Orkney-Inseln bewegen. In der schottischen Kirche, erörterte er dabei, sey eine zahlreiche Classe vorhanden, welche das Bestehen des Kirchenpatronats als eine Beschwerde, einen Gräuel, etwas Verdammliches, Hassenswerthes betrachte, das abgestellt werden müsse. Diese Leute verstehen unter dem Ausdruck „Nicht-Intrusion“, die sie verlangen, gänzliche Abschaffung des Patronats. Eine zweite Classe fordere zwar nicht die Aufhebung des Patronats, spreche aber für die Gemeinde ein absolutes Veto, ohne Angabe eines Grundes, bei der Präsentirung eines Geistlichen durch den Patron an. Dieser Grundsatz sey auch in der Veto-Acte von 1834, die aber vom Hause der Lords für gesetzwidrig erklärt worden, aufgestellt. Zu dieser Ansicht bekennen sich viele Mitglieder der schottischen Kirche, ihre Generalversammlung (General-Assembly) und die Mehrzahl der Presbyterien. Sie begreifen unter Nicht-Intrusion das unbeschränkte Recht der Gemeinden, jeden von dem Patron präsentirten Geistlichen ohne Angabe eines Grundes zu verwerfen. Die dritte Classe bestehe aus solchen, welche den Gemeinden das Recht zuerkennen, gegen den Präsentirten hinsichtlich seines Charakters oder seiner Kenntnisse Einwendungen zu erheben oder die Ansicht auszusprechen, daß sie von ihm keine geistliche Erbauung hoffen; über diese Einwendungen solle aber das geistliche Gericht zu entscheiden haben, auch befugt seyn, einen Präsentirten zu verwerfen, selbst wenn die Beanstandungen nicht im mindesten seinen Charakter oder sein Wissen berühren. Auch diese Classe sey sehr zahlreich. Die erste, gänzliche
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