Allgemeine Zeitung. Nr. 78. Augsburg, 18. März 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. MittwochNr. 78. 18 März 1840Vereinigte Staaten von Nordamerika. Ueber Havre sind New-Yorker Journale bis zum 11 Febr. eingegangen. Sie sind ziemlich inhaltsleer, doch sprechen einige derselben sowohl von bedenklichen Bewegungen unter den Gränzern zwischen dem amerikanischen und canadischen Gebiet, als von beiderseitigen militärischen Anstalten zu Land und zu Wasser, welche wie Vorkehrungen für den möglichen Fall eines Bruchs zwischen Großbritannien und der Union wegen des streitigen nordöstlichen Gränzgebiets aussehen. "Zwei Dampffregatten", sagt der New-York Herald, "werden in Chippewa, ungefähr zehn engl. Meilen unterhalb Buffalo gebaut, und alle Festungen längs der Gränzmark mit Mannschaft und Waffen verstärkt. Von Montreal brach vor einigen Tagen eine Abtheilung von 1000 Mann an die Gränze von Maine auf. Eine solche Bewegung in dieser Jahreszeit, wo die Wege vor den Schneemassen fast nicht zu passiren sind, und auf denen im vorigen Winter von 800 Mann 40 auf dem Marsch vor Kälte umkamen, hat etwas zu bedeuten." Südamerika. (Standard.) Zwischen Peru und Bolivia ist ein neuer Streit ausgebrochen. Peru fordert unter Anderm die Abtretung eines großen Landstrichs, dessen Verlust aber es Bolivia rein unmöglich machen würde, den Rest seines Landbesitzes gegen spätere Angriffe zu vertheidigen. Die Bolivier sind zu tapferm Widerstand entschlossen, und die Chilenen, die jetzt Herren von Peru sind, zeigen sich hochmüthig. Unter diesen Umständen wird der Krieg nicht lange ausbleiben. Großbritannien. London, 11 März. Die Dubliner Corporation hat dem Prinzen Albert das Bürgerrecht der Stadt Dublin ertheilt. Mit Bezug darauf, daß dieselbe Corporation Hrn. Bradshaw nach seiner Schmährede gegen die Königin bei dem Toryfestmahl in Canterbury das Bürgerrecht ertheilte, äußert der Examiner: "So lange solche Gräuel wie die Dubliner Corporation bestehen, hat die Faction auch die Macht, auf diese Weise Männer vom höchsten Rang zu beleidigen." Am 10 März wurde die irische Municipalreformbill im Oberhause eingebracht, und ohne Bemerkung zum erstenmal gelesen. Lord Melbourne erklärte, damit Ihre Lordschaften Zeit hätten, mit den Details der Maaßregel sich genau vertraut zu machen, solle die zweite Lesung der Bill erst am 30 d. M. vorgeschlagen werden. Der Herzog v. Wellington, der nach seiner Krankheit zum zweitenmal im Parlament erschien, hatte sich gleich nach seinem Eintritt bei den Clerks des Hauses angelegentlich erkundigt, ob diese Bill schon vom andern Hause heraufgekommen sey. Lord Lansdowne übergab eine bemerkenswerthe Petition mit 1200 Unterschriften, worin das alte Uebel, der vernachlässigte Zustand der Arzneiwissenschaft und der Sanitätspolizei in England und die in dessen Gefolge gehende Quacksalberei, wieder in ernstliche Anregung gebracht wurde. Worüber die Bittsteller zunächst klagten, das ist die höchst nachtheilige Sorglosigkeit, mit der in Jenners Vaterland an vielen Orten die Kuhpockenimpfung theils ganz verabsäumt, theils schlecht vollzogen oder nicht gehörig controlirt wird. Die Folge davon ist, daß in den Bezirken, wo die Eltern, weil sie nicht dazu angehalten sind, ihre Kinder gar nicht impfen lassen, diese zu Hunderten an den Blattern sterben; in einer einzigen südenglischen Stadt unterlagen 500 Kinder dieser Seuche in Einem Jahr. Die Bittsteller erklären in ächt englischem Geiste, sie wünschten zwar nicht, daß man, wie es in einigen Ländern des europäischen Continents geschehe, die Eltern unter Strafandrohung anhalte, ihre Kinder impfen zu lassen, doch möge die Regierung für Anstellung eines zahlreichen ärztlichen Personals zur Impfung der Kinder der armen Leute auf dem Lande sorgen. Die Petition ward auf den Tisch des Hauses niedergelegt, und Lord Ellenborough empfahl die schnelle Einbringung einer darauf gegründeten kurzen Bill. - Im Hause der Gemeinen motivirte der Schatzkanzler, Hr. Baring, den Antrag auf Niedersetzung einer Committee zur Untersuchung der Wirkungen, welche die verschiedenen Bankinstitute des Landes, welche Noten zahlbar auf Sicht emittiren, auf die Circulation äußern. Mehrere Mitglieder fanden die Motion nicht umfassend genug, doch wurde sie ohne Abstimmung angenommen. Eine Motion Hrn. Leaders, die Krone um gänzlichen Straferlaß für Frost, Jones und Williams anzugehen, und zwar auf den Grund des reservirten Rechtspunkts hin, über welchen das Richtercollegium verschiedener Ansicht gewesen, so wie in Anbetracht der vielen eingereichten Petitionen zu diesem Zweck, welche über 120,000 Unterschriften Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. MittwochNr. 78. 18 März 1840Vereinigte Staaten von Nordamerika. Ueber Havre sind New-Yorker Journale bis zum 11 Febr. eingegangen. Sie sind ziemlich inhaltsleer, doch sprechen einige derselben sowohl von bedenklichen Bewegungen unter den Gränzern zwischen dem amerikanischen und canadischen Gebiet, als von beiderseitigen militärischen Anstalten zu Land und zu Wasser, welche wie Vorkehrungen für den möglichen Fall eines Bruchs zwischen Großbritannien und der Union wegen des streitigen nordöstlichen Gränzgebiets aussehen. „Zwei Dampffregatten“, sagt der New-York Herald, „werden in Chippewa, ungefähr zehn engl. Meilen unterhalb Buffalo gebaut, und alle Festungen längs der Gränzmark mit Mannschaft und Waffen verstärkt. Von Montreal brach vor einigen Tagen eine Abtheilung von 1000 Mann an die Gränze von Maine auf. Eine solche Bewegung in dieser Jahreszeit, wo die Wege vor den Schneemassen fast nicht zu passiren sind, und auf denen im vorigen Winter von 800 Mann 40 auf dem Marsch vor Kälte umkamen, hat etwas zu bedeuten.“ Südamerika. (Standard.) Zwischen Peru und Bolivia ist ein neuer Streit ausgebrochen. Peru fordert unter Anderm die Abtretung eines großen Landstrichs, dessen Verlust aber es Bolivia rein unmöglich machen würde, den Rest seines Landbesitzes gegen spätere Angriffe zu vertheidigen. Die Bolivier sind zu tapferm Widerstand entschlossen, und die Chilenen, die jetzt Herren von Peru sind, zeigen sich hochmüthig. Unter diesen Umständen wird der Krieg nicht lange ausbleiben. Großbritannien. London, 11 März. Die Dubliner Corporation hat dem Prinzen Albert das Bürgerrecht der Stadt Dublin ertheilt. Mit Bezug darauf, daß dieselbe Corporation Hrn. Bradshaw nach seiner Schmährede gegen die Königin bei dem Toryfestmahl in Canterbury das Bürgerrecht ertheilte, äußert der Examiner: „So lange solche Gräuel wie die Dubliner Corporation bestehen, hat die Faction auch die Macht, auf diese Weise Männer vom höchsten Rang zu beleidigen.“ Am 10 März wurde die irische Municipalreformbill im Oberhause eingebracht, und ohne Bemerkung zum erstenmal gelesen. Lord Melbourne erklärte, damit Ihre Lordschaften Zeit hätten, mit den Details der Maaßregel sich genau vertraut zu machen, solle die zweite Lesung der Bill erst am 30 d. M. vorgeschlagen werden. Der Herzog v. Wellington, der nach seiner Krankheit zum zweitenmal im Parlament erschien, hatte sich gleich nach seinem Eintritt bei den Clerks des Hauses angelegentlich erkundigt, ob diese Bill schon vom andern Hause heraufgekommen sey. Lord Lansdowne übergab eine bemerkenswerthe Petition mit 1200 Unterschriften, worin das alte Uebel, der vernachlässigte Zustand der Arzneiwissenschaft und der Sanitätspolizei in England und die in dessen Gefolge gehende Quacksalberei, wieder in ernstliche Anregung gebracht wurde. Worüber die Bittsteller zunächst klagten, das ist die höchst nachtheilige Sorglosigkeit, mit der in Jenners Vaterland an vielen Orten die Kuhpockenimpfung theils ganz verabsäumt, theils schlecht vollzogen oder nicht gehörig controlirt wird. Die Folge davon ist, daß in den Bezirken, wo die Eltern, weil sie nicht dazu angehalten sind, ihre Kinder gar nicht impfen lassen, diese zu Hunderten an den Blattern sterben; in einer einzigen südenglischen Stadt unterlagen 500 Kinder dieser Seuche in Einem Jahr. Die Bittsteller erklären in ächt englischem Geiste, sie wünschten zwar nicht, daß man, wie es in einigen Ländern des europäischen Continents geschehe, die Eltern unter Strafandrohung anhalte, ihre Kinder impfen zu lassen, doch möge die Regierung für Anstellung eines zahlreichen ärztlichen Personals zur Impfung der Kinder der armen Leute auf dem Lande sorgen. Die Petition ward auf den Tisch des Hauses niedergelegt, und Lord Ellenborough empfahl die schnelle Einbringung einer darauf gegründeten kurzen Bill. – Im Hause der Gemeinen motivirte der Schatzkanzler, Hr. Baring, den Antrag auf Niedersetzung einer Committee zur Untersuchung der Wirkungen, welche die verschiedenen Bankinstitute des Landes, welche Noten zahlbar auf Sicht emittiren, auf die Circulation äußern. Mehrere Mitglieder fanden die Motion nicht umfassend genug, doch wurde sie ohne Abstimmung angenommen. Eine Motion Hrn. Leaders, die Krone um gänzlichen Straferlaß für Frost, Jones und Williams anzugehen, und zwar auf den Grund des reservirten Rechtspunkts hin, über welchen das Richtercollegium verschiedener Ansicht gewesen, so wie in Anbetracht der vielen eingereichten Petitionen zu diesem Zweck, welche über 120,000 Unterschriften <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="0617"/><lb/> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main">Augsburger Allgemeine Zeitung.</titlePart><lb/> <titlePart type="jImprimatur">Mit allerhöchsten Privilegien.</titlePart> </docTitle><lb/> <docImprint> <docDate>Mittwoch</docDate> </docImprint><lb/> <titlePart type="volume">Nr. 78.</titlePart><lb/> <docImprint> <docDate>18 März 1840</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vereinigte Staaten von Nordamerika.</hi> </head><lb/> <p>Ueber Havre sind <hi rendition="#g">New</hi>-<hi rendition="#g">Yorker</hi> Journale bis zum 11 Febr. eingegangen. Sie sind ziemlich inhaltsleer, doch sprechen einige derselben sowohl von bedenklichen Bewegungen unter den Gränzern zwischen dem amerikanischen und canadischen Gebiet, als von beiderseitigen militärischen Anstalten zu Land und zu Wasser, welche wie Vorkehrungen für den möglichen Fall eines Bruchs zwischen Großbritannien und der Union wegen des streitigen nordöstlichen Gränzgebiets aussehen. „Zwei Dampffregatten“, sagt der <hi rendition="#g">New</hi>-<hi rendition="#g">York Herald</hi>, „werden in Chippewa, ungefähr zehn engl. Meilen unterhalb Buffalo gebaut, und alle Festungen längs der Gränzmark mit Mannschaft und Waffen verstärkt. Von Montreal brach vor einigen Tagen eine Abtheilung von 1000 Mann an die Gränze von Maine auf. Eine solche Bewegung in dieser Jahreszeit, wo die Wege vor den Schneemassen fast nicht zu passiren sind, und auf denen im vorigen Winter von 800 Mann 40 auf dem Marsch vor Kälte umkamen, hat etwas zu bedeuten.“</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Südamerika.</hi> </head><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Standard</hi>.) Zwischen <hi rendition="#b">Peru</hi> und <hi rendition="#b">Bolivia</hi> ist ein neuer Streit ausgebrochen. Peru fordert unter Anderm die Abtretung eines großen Landstrichs, dessen Verlust aber es Bolivia rein unmöglich machen würde, den Rest seines Landbesitzes gegen spätere Angriffe zu vertheidigen. Die Bolivier sind zu tapferm Widerstand entschlossen, und die Chilenen, die jetzt Herren von Peru sind, zeigen sich hochmüthig. Unter diesen Umständen wird der Krieg nicht lange ausbleiben.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 11 März.</dateline> <p/><lb/> <p>Die Dubliner Corporation hat dem Prinzen Albert das Bürgerrecht der Stadt Dublin ertheilt. Mit Bezug darauf, daß dieselbe Corporation Hrn. Bradshaw nach seiner Schmährede gegen die Königin bei dem Toryfestmahl in Canterbury das Bürgerrecht ertheilte, äußert der <hi rendition="#g">Examiner</hi>: „So lange solche Gräuel wie die Dubliner Corporation bestehen, hat die Faction auch die Macht, auf diese Weise Männer vom höchsten Rang zu beleidigen.“</p><lb/> <p>Am 10 März wurde die irische Municipalreformbill im <hi rendition="#g">Oberhause</hi> eingebracht, und ohne Bemerkung zum erstenmal gelesen. Lord <hi rendition="#g">Melbourne</hi> erklärte, damit Ihre Lordschaften Zeit hätten, mit den Details der Maaßregel sich genau vertraut zu machen, solle die zweite Lesung der Bill erst am 30 d. M. vorgeschlagen werden. Der Herzog v. Wellington, der nach seiner Krankheit zum zweitenmal im Parlament erschien, hatte sich gleich nach seinem Eintritt bei den Clerks des Hauses angelegentlich erkundigt, ob diese Bill schon vom andern Hause heraufgekommen sey. Lord <hi rendition="#g">Lansdowne</hi> übergab eine bemerkenswerthe Petition mit 1200 Unterschriften, worin das alte Uebel, der vernachlässigte Zustand der Arzneiwissenschaft und der Sanitätspolizei in England und die in dessen Gefolge gehende Quacksalberei, wieder in ernstliche Anregung gebracht wurde. Worüber die Bittsteller zunächst klagten, das ist die höchst nachtheilige Sorglosigkeit, mit der in Jenners Vaterland an vielen Orten die Kuhpockenimpfung theils ganz verabsäumt, theils schlecht vollzogen oder nicht gehörig controlirt wird. Die Folge davon ist, daß in den Bezirken, wo die Eltern, weil sie nicht dazu angehalten sind, ihre Kinder gar nicht impfen lassen, diese zu Hunderten an den Blattern sterben; in einer einzigen südenglischen Stadt unterlagen 500 Kinder dieser Seuche in Einem Jahr. Die Bittsteller erklären in ächt englischem Geiste, sie wünschten zwar nicht, daß man, wie es in einigen Ländern des europäischen Continents geschehe, die Eltern unter Strafandrohung anhalte, ihre Kinder impfen zu lassen, doch möge die Regierung für Anstellung eines zahlreichen ärztlichen Personals zur Impfung der Kinder der armen Leute auf dem Lande sorgen. Die Petition ward auf den Tisch des Hauses niedergelegt, und Lord <hi rendition="#g">Ellenborough</hi> empfahl die schnelle Einbringung einer darauf gegründeten kurzen Bill. – Im <hi rendition="#g">Hause der Gemeinen</hi> motivirte der Schatzkanzler, Hr. <hi rendition="#g">Baring</hi>, den Antrag auf Niedersetzung einer Committee zur Untersuchung der Wirkungen, welche die verschiedenen Bankinstitute des Landes, welche Noten zahlbar auf Sicht emittiren, auf die Circulation äußern. Mehrere Mitglieder fanden die Motion nicht umfassend genug, doch wurde sie ohne Abstimmung angenommen. Eine Motion Hrn. <hi rendition="#g">Leaders</hi>, die Krone um gänzlichen Straferlaß für Frost, Jones und Williams anzugehen, und zwar auf den Grund des reservirten Rechtspunkts hin, über welchen das Richtercollegium verschiedener Ansicht gewesen, so wie in Anbetracht der vielen eingereichten Petitionen zu diesem Zweck, welche über 120,000 Unterschriften<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0617/0001]
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Mittwoch
Nr. 78.
18 März 1840 Vereinigte Staaten von Nordamerika.
Ueber Havre sind New-Yorker Journale bis zum 11 Febr. eingegangen. Sie sind ziemlich inhaltsleer, doch sprechen einige derselben sowohl von bedenklichen Bewegungen unter den Gränzern zwischen dem amerikanischen und canadischen Gebiet, als von beiderseitigen militärischen Anstalten zu Land und zu Wasser, welche wie Vorkehrungen für den möglichen Fall eines Bruchs zwischen Großbritannien und der Union wegen des streitigen nordöstlichen Gränzgebiets aussehen. „Zwei Dampffregatten“, sagt der New-York Herald, „werden in Chippewa, ungefähr zehn engl. Meilen unterhalb Buffalo gebaut, und alle Festungen längs der Gränzmark mit Mannschaft und Waffen verstärkt. Von Montreal brach vor einigen Tagen eine Abtheilung von 1000 Mann an die Gränze von Maine auf. Eine solche Bewegung in dieser Jahreszeit, wo die Wege vor den Schneemassen fast nicht zu passiren sind, und auf denen im vorigen Winter von 800 Mann 40 auf dem Marsch vor Kälte umkamen, hat etwas zu bedeuten.“
Südamerika.
(Standard.) Zwischen Peru und Bolivia ist ein neuer Streit ausgebrochen. Peru fordert unter Anderm die Abtretung eines großen Landstrichs, dessen Verlust aber es Bolivia rein unmöglich machen würde, den Rest seines Landbesitzes gegen spätere Angriffe zu vertheidigen. Die Bolivier sind zu tapferm Widerstand entschlossen, und die Chilenen, die jetzt Herren von Peru sind, zeigen sich hochmüthig. Unter diesen Umständen wird der Krieg nicht lange ausbleiben.
Großbritannien.
_ London, 11 März.
Die Dubliner Corporation hat dem Prinzen Albert das Bürgerrecht der Stadt Dublin ertheilt. Mit Bezug darauf, daß dieselbe Corporation Hrn. Bradshaw nach seiner Schmährede gegen die Königin bei dem Toryfestmahl in Canterbury das Bürgerrecht ertheilte, äußert der Examiner: „So lange solche Gräuel wie die Dubliner Corporation bestehen, hat die Faction auch die Macht, auf diese Weise Männer vom höchsten Rang zu beleidigen.“
Am 10 März wurde die irische Municipalreformbill im Oberhause eingebracht, und ohne Bemerkung zum erstenmal gelesen. Lord Melbourne erklärte, damit Ihre Lordschaften Zeit hätten, mit den Details der Maaßregel sich genau vertraut zu machen, solle die zweite Lesung der Bill erst am 30 d. M. vorgeschlagen werden. Der Herzog v. Wellington, der nach seiner Krankheit zum zweitenmal im Parlament erschien, hatte sich gleich nach seinem Eintritt bei den Clerks des Hauses angelegentlich erkundigt, ob diese Bill schon vom andern Hause heraufgekommen sey. Lord Lansdowne übergab eine bemerkenswerthe Petition mit 1200 Unterschriften, worin das alte Uebel, der vernachlässigte Zustand der Arzneiwissenschaft und der Sanitätspolizei in England und die in dessen Gefolge gehende Quacksalberei, wieder in ernstliche Anregung gebracht wurde. Worüber die Bittsteller zunächst klagten, das ist die höchst nachtheilige Sorglosigkeit, mit der in Jenners Vaterland an vielen Orten die Kuhpockenimpfung theils ganz verabsäumt, theils schlecht vollzogen oder nicht gehörig controlirt wird. Die Folge davon ist, daß in den Bezirken, wo die Eltern, weil sie nicht dazu angehalten sind, ihre Kinder gar nicht impfen lassen, diese zu Hunderten an den Blattern sterben; in einer einzigen südenglischen Stadt unterlagen 500 Kinder dieser Seuche in Einem Jahr. Die Bittsteller erklären in ächt englischem Geiste, sie wünschten zwar nicht, daß man, wie es in einigen Ländern des europäischen Continents geschehe, die Eltern unter Strafandrohung anhalte, ihre Kinder impfen zu lassen, doch möge die Regierung für Anstellung eines zahlreichen ärztlichen Personals zur Impfung der Kinder der armen Leute auf dem Lande sorgen. Die Petition ward auf den Tisch des Hauses niedergelegt, und Lord Ellenborough empfahl die schnelle Einbringung einer darauf gegründeten kurzen Bill. – Im Hause der Gemeinen motivirte der Schatzkanzler, Hr. Baring, den Antrag auf Niedersetzung einer Committee zur Untersuchung der Wirkungen, welche die verschiedenen Bankinstitute des Landes, welche Noten zahlbar auf Sicht emittiren, auf die Circulation äußern. Mehrere Mitglieder fanden die Motion nicht umfassend genug, doch wurde sie ohne Abstimmung angenommen. Eine Motion Hrn. Leaders, die Krone um gänzlichen Straferlaß für Frost, Jones und Williams anzugehen, und zwar auf den Grund des reservirten Rechtspunkts hin, über welchen das Richtercollegium verschiedener Ansicht gewesen, so wie in Anbetracht der vielen eingereichten Petitionen zu diesem Zweck, welche über 120,000 Unterschriften
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |